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ID1306707500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein. - Wir haben damit die Chance, bei Flexibilisierungen im Blick auf die Maschinenlaufzeiten mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden.
    Meine Damen und Herren, jetzt sagt die IG Metall - der Vorstand hat alles getan, um diesen 30-Stunden-Antrag nicht durchkommen zu lassen - genau das gleiche, was wir Ihnen seit Jahr und Tag erzählt haben. Und Sie haben dazwischengeschrien und erklärt, das sei soziale Demontage.
    Wir brauchen mehr Flexibilität, das heißt mehr Freiräume für private Initiative. Es bleibt das Ziel, die Staatsquote zurückzuführen. Das bedeutet, meine Damen und Herren, daß Sie hier im Hause, aber noch mehr im Bundesrat eingeladen sind, Ihre Zustimmung dazu zu geben.
    Wir werden die Konsolidierungspolitik fortsetzen. Was immer Sie hier sagen: Für mich ist entscheidend, was der Internationale Währungsfonds etwa zur Politik des Finanzministers sagt. Ich bin stolz darauf, daß Theo Waigel in den ganzen Jahren eine Politik ohne Populismus durchgesetzt hat. Die war gut für die Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Zurufe von der SPD)

    Durch das Jahressteuergesetz werden die Bürger um fast 20 Milliarden DM entlastet. Bei der Unter-

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    nehmensteuerreform mit dem Schwerpunkt Gewerbesteuerreform können Sie ja jetzt mitwirken. Sie sollten dabei vor allem mit dem Unsinn des alten sozialistischen Neidkomplexes aufhören, das sei ein Geschenk für die Reichen. Es ist ein Geschenk für die Arbeitslosen, wenn wir mehr Arbeitsplätze in Deutschland schaffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen ist es ganz wichtig, daß wir in der allernächsten Zeit - die Bundesregierung wird im Zusammenhang mit dem Jahreswirtschaftsbericht, der, glaube ich, im Februar in diesem Hohen Hause diskutiert wird, neue, eigene Vorschläge vorlegen - zu einem Gesamtprogramm kommen. Ich hoffe, daß es in den Gesprächen mit den Gewerkschaften und mit den Arbeitgebern gelingt, wenigstens in den wichtigsten Teilbereichen ein Stück Konsens zu erzielen. Ich kann die Sozialdemokratie nur einladen, dann nicht das, was gemacht werden muß, im Bundesrat zu bremsen, sondern der Zukunft eine Chance zu geben.
    Des weiteren müssen wir im Prozeß des Umdenkens zu der Erkenntnis kommen, daß wir jetzt in einer sehr viel schärferen Konkurrenz stehen. Wenn wir in wenigen Tagen in die Volksrepublik China aufbrechen und ein ganz maßgeblicher Teil der Unternehmensführungen der Bundesrepublik Deutschland dabei vertreten ist, dann tun wir das doch wahrlich, um Märkte für die Zukunft zu sichern. Genau das müssen wir tun, und das werden wir auch tun.
    Auch zu einer anderen Frage sollte sich die SPD einmal äußern. Ich habe in den letzten Wochen oft genug dazu gesprochen. Wenn Sie die Entwicklung der Arbeitsplatzsituation und die Entwicklung der Demographie in Deutschland betrachten, dann kommen Sie unschwer zu dem Ergebnis, daß wir auf traditionelle Weise nicht viele neue Arbeitsplätze werden gewinnen können.
    Wir verlangen mit Recht den schlanken Staat. Wenn wir aber zu einem schlanken Staat kommen wollen, kann das nicht bedeuten, daß die Zahl der öffentlich Bediensteten dramatisch zunimmt. Vielmehr wird die Zahl der öffentlich Bediensteten eher reduziert werden, und zwar auf allen Ebenen.
    Wir wissen zum zweiten, daß, wenn ich einmal den Telekommunikationsbereich ausnehme, in weiten Teilen der deutschen Großindustrie nicht in großer Zahl neue Arbeitsplätze geschaffen werden, daß die Strukturierung dieser Unternehmen zur Rationalisierung führt, damit sie international wettbewerbsfähig bleiben. Das heißt doch, daß wir in Deutschland jetzt einen neuen Anlauf für den Aufbau neuer Betriebe im mittelständischen Bereich nehmen müssen,

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Richtig!)

    anders ausgedrückt: daß wir eine breite Gründungswelle brauchen, so wie wir sie in den fünfziger Jahren erreicht haben, eine neue Kultur der Selbständigkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Denn die mittelständischen Unternehmen beschäftigen zwei Drittel aller Arbeitnehmer. Im letzten Jahr entfielen 90 Prozent des Beschäftigungszuwachses auf Wirtschaftszweige mit hohen Selbständigenquoten.
    In Deutschland sind 8 Prozent aller Erwerbstätigen selbständig; im Durchschnitt unserer Nachbarn in der EU sind es 11 Prozent. Daran gemessen - das sehe ich als die wichtigste Hausaufgabe für die nächste Zeit an - fehlen uns in Deutschland rund 800 000 Selbständige.
    Noch etwas halte ich für ganz wichtig: daß wir im Blick auf vielerlei Entwicklungen der Demographie vor einer großen Übergabewelle im mittelständischen Bereich stehen. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden rund 700 000 Betriebsinhaber im mittelständischen Bereich, darunter 200 000 Handwerker, ihren Betrieb aufgeben oder abgeben, weil sie keine Erben in der eigenen Familie haben. Meine Damen und Herren, es gibt eine totale Veränderung der gesellschaftlichen Struktur, wenn wir dagegen nicht das Notwendige tun. Das ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern nach meiner festen Überzeugung vor allem eine Frage des gesellschaftlichen Klimas in Deutschland.
    Wenn, wie Jürgen Rüttgers ausgerechnet hat, rund 40 Prozent der berufstätigen Hochschulabsolventen im öffentlichen Dienst arbeiten, ist das eine Zahl, die absolut außerhalb der normalen Verhältnisse anderer Staaten und Länder liegt. Hier müssen wir, von der Bildungspolitik angefangen und bis in andere Bereiche hinein, vor allem aber durch Umdenken, der Selbständigkeit einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft einräumen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, das heißt, daß wir uns alle - ich sage bewußt: alle - auch zu jenen Leistungseliten bekennen, die unsere Demokratie überhaupt erst zukunftsfähig machen. Ich spreche nicht von Eliten nach Geburt. Ich spreche von denen, die auf Grund ihrer eigenen Leistung in der Lage sind, etwas auf die Beine zu stellen,

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    die in allen Bereichen wirksam sind, nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im Bereich der Kirchen, im Bereich der Parteien, im Bereich der Bürgerinitiativen und Vereine. Wenn sich diese Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland des Jahres 1995 dazu durchringt, daß dieser Bereich mit Vorrang unterstützt wird, werden wir auch auf dem Arbeitsmarkt einen entscheidenden Beitrag leisten können, weil jede Neugründung - das zeigt die Statistik - bis zu vier neue Arbeitsplätze schafft. So muß ein Stück der Zukunft gestaltet werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, auch das möchte ich sagen, denn wir haben ja vor wenigen Wochen über das Thema „Fünf Jahre deutsche Einheit" diskutiert: Es ist fast auf den Tag sechs Jahre her - es war ja am 9. November 1989 -, daß Mauer und Stacheldraht gefallen sind. Natürlich sind die Emotionen dieser gro-

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    ßen Stunden und Tage bereits vergessen oder nur noch in der Erinnerung schwach vorhanden.
    Wahr ist, daß in diesen sechs Jahren Gewaltiges geschehen ist. Viele haben damals die deutsche Einheit für eine Illusion gehalten. Es ist mir ja wohl erlaubt, daran zu erinnern, daß ich bei der Vorstellung des Zehn-Punkte-Programms am 29. November 1989 hier im Deutschen Bundestag auf viel Skepsis gestoßen bin. Gelegentlich - Herr Scharping, Sie haben das neulich wieder gesagt - wird die kritische Frage gestellt, warum ich dieses Programm nicht mit den anderen abgestimmt hätte. Wenn Sie es mir nicht glauben, dann lesen Sie bei Jacques Attali nach, wohin ich gekommen wäre, wenn ich damals in der Europäischen Union um Abstimmung nachgesucht hätte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben vor vier Wochen gesagt: Die Bilanz nach fünf Jahren deutscher Einheit ist bei alledem, was noch zu tun ist, eindeutig positiv. Wir haben erfahren, daß dieser dramatische Wechsel gerade unseren Landsleuten in den neuen Ländern enorme Opfer abverlangt hat. Wir haben aber auch erfahren - das gehört ebenfalls ins Bild -, daß viele aus der alten Bundesrepublik und nicht zuletzt die Steuerzahler das Ganze mit einem ganz unglaublichen Engagement überhaupt erst möglich gemacht haben.

    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Und wie viele Spekulanten davon profitiert haben!)

    - Natürlich haben auch Spekulanten profitiert. Sie sind wohl ein solcher Übermensch, daß Sie dramatischste Veränderungen der Geschichte ohne jede Schwierigkeit bewältigen. Sie haben schlicht und einfach keine Ahnung vom Ablauf, wenn Sie solche Zwischenrufe machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich bin jedenfalls dankbar, daß sich durch die Hilfe vieler in vielen Funktionen und vielen Bereichen das Problem, wie wir mit der Hinterlassenschaft 40jähriger SED-Herrschaft, einer maroden Wirtschaft, einer veralteten Infrastruktur und einer geschundenen Umwelt, fertigwerden sollen, auf einem guten Weg befindet und daß wir Gott sei Dank gut vorangekommen sind.
    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung wird auch in den nächsten Jahren das Aufbauwerk Ost weiter unterstützen. Es kann gar keine Rede davon sein, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, die Unterstützung abzubrechen. Die Menschen in den neuen Ländern brauchen unsere Unterstützung. Das ist ein Akt elementarster Solidarität.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn ich dies alles zusammenfasse, so bin ich ganz sicher, daß wir die Herausforderungen, manche mit großen Schwierigkeiten - das sei eingeräumt -, annehmen und meistern können.
    Wir werden unseren Beitrag zum Frieden in der Welt leisten. Ich bin dem Kollegen Riedl sehr, sehr dankbar - ich wünsche mir, daß das eine breite Öffentlichkeit findet -, daß er hier heute einmal die Zahlen vorgetragen hat, die zeigen, in welchem Umfang die Bundesrepublik Deutschland bei internationalen Organisationen ihre Pflicht ganz selbstverständlich erfüllt. Wir brauchen uns hier vor niemandem zu verstecken. Wir tun das, was wir für selbstverständlich und richtig halten. Aber man darf doch wenigstens sagen, daß wir es tun, wenn andere, Vergleichbare es nicht tun.
    Wir werden ganz gewiß die Herausforderungen, die mit Blick auf das frühere Jugoslawien auf uns zukommen werden, annehmen. Die Herausforderungen werden, wenn es zum Friedensschluß kommt, von dem wir alle hoffen, daß er bald erfolgt, auch in materieller Unterstützung bestehen; das muß jetzt schon klar ausgesprochen werden. Ohne die Hilfe der Bundesrepublik Deutschland, teils direkt, teils über die Europäische Union, wird es dort keinen Aufbau geben.
    Wir werden alles tun, um beim Bau des Hauses Europa Vorkämpfer zu sein, ohne daß wir unsere Überlegungen anderen aufzwingen. Wir werden vielmehr für unsere Ideen werben. Die Nachbarn in Mittel-, Ost- und Südosteuropa können sich darauf verlassen, daß die Deutschen ihre Partner und Freunde sind und daß wir unsere besondere historische Pflicht gegenüber Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Polen, um diese Länder einmal vor allem zu nennen, wahrnehmen.
    Mit einem Wort, meine Damen und Herren: Bei aller Kritik bin ich froh, daß wir 1995 einmal mehr ein erfolgreiches Jahr hinter uns bringen können. Ich danke allen denen, die dabei geholfen haben.
    Eines zu sagen sei mir persönlich noch zum Schluß erlaubt: Diejenigen, die sich weitere Zukunftsgedanken über den Inhaber des Kanzlersitzes machen, können ruhig schlafen. Wir werden unsere Pflicht tun, wie die ganzen Jahre, und es wird gutgehen.

    (Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort zu einer Kurzintervention hat die Kollegin Antje Hermenau, Bündnis 90/Die Grünen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Antje Hermenau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben davon gesprochen, daß die Ost-Erweiterung der Europäischen Union für Sie ein wichtiges Anliegen ist. Ich komme aus einem Bundesland, das EU-Außengrenzen hat. Übrigens, das einzige Bundesland sind wir da nicht, auch die Bayern sowie andere Länder haben eine EU-Außengrenze, aber wir haben zwei, und wir lernen natürlich jetzt die Probleme des grenzüberschreitenden Wirtschaftens kennen.
    Ich möchte Sie an den Taten Ihres Kabinettes messen und das mit dem vergleichen, was Sie jetzt gerade verbal als Eindruck herzustellen versucht haben. Die Haushaltsberatungen haben ein anderes Bild davon gezeigt, wie Sie bzw. Deutschland als Vorreiter innerhalb der Europäischen Union mit deren Erweiterung umgehen.

    Antje Hermenau
    Es ist deutlich geworden, daß Sie keine gleichrangige Behandlung der verschiedenen mittel- und osteuropäischen Staaten anstreben, vielmehr behandeln Sie einige als „bessere Wirtschaftsobjekte" und andere als „schlechtere". Dementsprechend haben Sie sie entweder der Verantwortung des Wirtschaftsministeriums oder der des BMZ unterstellt. Das halte ich für unmöglich. Denn das BMZ heißt ja Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und sollte eigentlich für alle zuständig sein und nicht nur für diejenigen, die die Deutsche Bank oder vielleicht auch einzelne deutsche Großkonzerne als „Zielgebiete" entdeckt haben. Investive Maßnahmen in den osteuropäischen Ländern finden nämlich kaum statt, sondern es wird dorthin nur irgendwelche Produktion, die arbeitsintensiv ist, verlagert, um Lohnnebenkosten zu senken.
    In diesem Zusammenhang wäre es also eine wirkliche Tat gewesen, alle Maßnahmen der Bundesregierung für die mittel- und osteuropäischen Staaten beim BMZ - dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Partnerschaft voraussetzt - zu bündeln und das Instrumentarium dieses Ministeriums zu erweitern, damit es dieser Aufgabe gerecht werden kann. Denn wir haben einige veränderte Bedingungen in diesen Ländern: zum Beispiel das Bildungsniveau der Bevölkerung. Sie haben das versäumt, und Sie haben sozusagen den mittel- und osteuropäischen Ländern keine Partnerschaft angeboten, sondern gesagt: Das ist das europäische Haus; wir sind einigermaßen fertig; wir haben noch eine Butlerwohnung und ein Dienstmädchenzimmer übrig, da könnt ihr hinein. - Ich halte das nicht für eine zukunftsweisende Erweiterungspolitik für die Europäische Union.
    Danke.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)