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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine Damen und Herren! Erlauben Sie mir, daß ich zu Beginn meiner Ausführungen auch namens der Bundesregierung noch ein kurzes Wort zur Ermordung von Premierminister Rabin sage.
    Wir alle in Deutschland sind tief erschüttert über den Tod, die Ermordung von Yitzhak Rabin. Ich will die Gelegenheit nutzen - wie ich das auch in Jerusalem tun durfte -, vor allem seiner Frau, seinen Kindern, seinen Enkeln, seiner ganzen Familie unser herzliches Beileid zu übermitteln.

    (Beifall im ganzen Hause)

    In diesen Tagen - es wird vielen so ergangen sein wie mir - hielten wir inne und überlegten, was es bedeutet, daß ein solches Leben - gelebter Patriotismus seit Kindertagen - durch diese barbarische Tat ausgelöscht wurde. Er war ein Mann, der ein ganzes Leben seinem Land in vielen Funktionen - als ganz junger Soldat, als Chef der israelischen Armee, als ein wichtiger diplomatischer Vertreter seines Landes wie auch als aktives Mitglied seiner Regierung, zum Schluß als Regierungschef - immer und zu jeder Zeit gedient hat. Ein solches Leben ist beispielhaft auch weit über Israel hinaus. Er war ein Mann, der dienen konnte, der Maßstäbe setzte und der in diesen Tagen zu Recht - ungeachtet der Tatsache, ob man mit jeder seiner politischen Entscheidungen einverstanden war oder nicht - zu den ganz großen Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts gezählt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P., der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ich will ihm auch von dieser Stelle aus noch einmal danken: für freundschaftliche, kameradschaftliche Begegnungen, für die Fähigkeit, auch in schwierigen Zeiten schwierigste Fragen ganz offen miteinander zu besprechen, für ein weites Herz gegenüber unserem Volk, gegenüber den Deutschen, die seinem Volk so viel angetan haben. Er kannte die Geschichte und vergaß nicht, war aber fähig, aus der Geschichte heraus Zukunft zu entwickeln. Manche, die hier im Saal sind, waren dabei, als wir im Sommer am letzten Abend unseres Besuches im Garten seines Hauses nicht nur gemeinsam Lieder sangen, sondern ins 21. Jahrhundert zu schauen versuchten.
    Ich empfand - das wird Ihnen ähnlich gegangen sein -, daß die Trauerfeier am vergangenen Montag nicht nur die Sympathie und die Anteilnahme der ganzen Welt auf sich zog, sondern daß sie auch eine innere Kraft des jüdischen Volkes, des israelischen Volkes zeigte, die bewundernswert ist. Wir wünschen uns, daß diese Kraft erhalten bleibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P., der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Meine Damen und Herren, auch das will ich sagen: Wir wünschen uns vor allem, daß die israelische Regierung, das israelische Parlament und, wie ich hoffe, die große Mehrheit des israelischen Volkes auch nach diesem feigen Mord den Weg des Friedens weitergeht. Yitzhak Rabin hatte recht: Es gibt keine Alternative zu diesem Weg. Wir, die Bundesrepublik Deutschland - ich denke, darin sind wir uns alle einig - werden auch als Teil der Europäischen Union und in allen internationalen Organisationen unseren Beitrag leisten.
    Ich erinnere mich an ein Gespräch in diesem Sommer im Jordantal mit dem jetzigen israelischen Ministerpräsidenten, mit Yitzhak Rabin und dem König von Jordanien, bei dem wir uns einig waren, daß es eigentlich eine Schande wäre, wenn es den Menschen guten Willens nicht gelänge, in einer Region, in der drei Weltreligionen ihren Ursprung haben - der Islam, das Judentum und das Christentum -, zu einem Werk des Friedens zu kommen, jetzt und für künftige Generationen.
    Ich will noch einmal namens der Bundesregierung sagen: Wir, die Deutschen, wollen dabei helfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Meine Damen und Herren, ich habe gezögert, ans Pult zu gehen; denn in meinen jetzt 36 Jahren parlamentarischer Erfahrung habe ich gelernt, daß - so war es im Landtag in Mainz, und so war es in den über 40 Jahren auch hier immer - die Generalaussprache über den Etat des Bundeskanzlers, in Mainz

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    des Ministerpräsidenten, die Stunde der Opposition und der großen Abrechnung ist.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist traurig gewesen! Dr. Peter Struck [SPD]: Immer ruhig bleiben!)

    Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob ich, wenn ich mich erst jetzt melde, nicht in den Verdacht komme, auch noch den Anspruch zu erheben, die Führung der Opposition zu übernehmen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Da Sie mir ja viel zutrauen, will ich vorsorglich sagen: Diese Absicht habe ich nicht.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Da der Oppositionsführer nicht gesprochen hat - den Vorsitzenden der grünen Fraktion kann ich als solchen nicht anerkennen; da wären die Maßstäbe völlig verrutscht, zwar nicht bei Ihnen, aber bei den anderen -, will ich zu den Themen, die mir wichtig sind, sprechen.
    Ich möchte mich ausdrücklich beim Kollegen Verheugen bedanken, der für mich einen neuen Begriff eingeführt hat - andere haben ihn aufgenommen -; er hat mich als Buddha bezeichnet. Ich bin mir nicht klar, ob Herr Verheugen wirklich weiß, was er damit getan hat. Ich habe meine Erinnerungen extra telefonisch aufgefrischt. Im Staatslexikon heißt es unter dem Stichwort Buddha, Herr Verheugen: Als Persönlichkeit zeichnete sich Buddha aus durch seinen Lebensernst, seine durchdachte und gelassene Lebensmeisterung, seinen Sinn für das Wirkliche und Mögliche, seine Mäßigung und Ausdauer.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich bin bereit, alles zu akzeptieren. Mit der Mäßigung habe ich allerdings gewisse Probleme. Diese teile ich mit dem Vorsitzenden der grünen Fraktion. Das ist eine der wenigen Gemeinsamkeiten. Daß Sie mich aber nach 13 Jahren in diesem Amt so ansprechen, tut mir wohl.

    (Große Heiterkeit und Beifall bei der CDU/ CSU und der F.D.P.)

    Ich sage Ihnen, Herr Verheugen, ganz offen: Ich bin seit 23 Jahren Parteivorsitzender der CDU. Aber so hat mich meine Partei noch nie verwöhnt.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was wäret ihr ohne die Grünen!)

    Die gehen ganz anders mit mir um. Aber ich bin für dieses Lob dankbar, und es stimmt ja auch.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich will jetzt ein, wie ich hoffe, für uns gemeinsam wichtiges Thema ansprechen. Vielleicht kann auch diese Debatte dazu beitragen, daß wir zu einer Klärung darüber kommen, daß die Themen Bau des
    Hauses Europa, Wirtschafts- und Währungsunion, Maastricht-II-Vertrag - also Abschluß der Regierungskonferenz - Themen sein sollten, die jedenfalls Demokraten in Deutschland nicht entzweien sollten.
    Ich verstehe das, was sich hier in der SPD vollzogen hat, überhaupt nicht. Wenn es einen Grund gibt, daß Sie das alles vor Ihrem Parteitag gebraucht haben, um irgendwelche Stimmungen zu reflektieren - auch ich habe vor Parteitagen schon manchmal Fehler gemacht und Stimmungen reflektiert -, dann wollen wir das als läßliche Sünde einstufen. Die Grundfrage - ich behaupte, die Frage der Fragen - der deutschen Politik lautet: Werden wir Teil des neuen Europas im 21. Jahrhundert? In dieser Frage sollten sich - ich sage das sehr ernsthaft - die großen tradierten politischen Kräfte einig sein; sie haben in dieser Frage eine alte Tradition. Die SPD hat hier eine längere Tradition als alle anderen, weil sie eine sehr viel ältere Partei ist. Diese Frage wurde schon auf den internationalen Sozialistenkongressen vor 1914 von Ihrer Seite ganz klar angesprochen. Denken Sie an die große Rede von Jean Jaurès damals vor seiner Ermordung.
    Dies alles ist ein Beispiel dafür, daß es sich um ein sehr kostbares Thema handelt - ich verwende bewußt diese Sprache - und daß es sich weder zur Legendenbildung noch zu einem billigen Populismus eignet. Ich will jetzt gar nicht zynisch sagen, Herr Vorsitzender Scharping, was Sie so oder so zu tun hätten. Ich habe als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland ganz einfach die Bitte: Tragen Sie dazu bei, daß diese ungute Diskussion durch die SPD so schnell wie möglich beendet wird!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)

    Sagen Sie auch Ihren politischen Freunden, die dabei ganz anderes im Schilde führen - ich nenne jetzt Herrn Schröder aus Hannover -, daß es diesem Thema natürlich nicht angemessen ist, zu sagen, es eigne sich, um die Spiele des Herrn Kohl zu stören. Es geht nicht um die Spiele des Herrn Kohl. Es geht um eine Säule deutscher Politik. Dies haben alle meine Amtsvorgänger ohne Wenn und Aber vertreten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es ist gut, daß wir uns bei allem dringenden Diskussionsbedarf zu innenpolitischen Fragen - Europapolitik ist im übrigen längst zu einem Teil deutscher Innenpolitik geworden - darüber im klaren sind, daß wir in den nächsten zwei Jahren - bis zum Ende der Amtszeit des Kollegen Wim Kok als Vorsitzender des Rates der Europäischen Union bis Sommer 1997 - in einem ungewöhnlich schwierigen innenpolitischen und außenpolitischen Umfeld vorangehen müssen.
    Europa ist und bleibt Kern unserer Außenpolitik. Das heißt, wir wissen, daß von uns erwartet wird, daß wir mehr internationale Verantwortung übernehmen. Das heißt aber gleichzeitig - das ist die eigentliche Problematik -, daß uns alle unsere Nachbarn mit sehr viel intensiveren Blicken betrachten als noch vor ein paar Jahren zur Zeit des kalten Krieges, als man

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    glauben konnte, die Balance im Westen Europas sei ungefähr erreicht. Wir müssen sehen, daß das Mißtrauen nicht wegen der aktuellen Politik, sondern wegen der objektiven Daten gewachsen ist. In der Zeit des Jahres 1985/86 war es für den Beobachter in Paris, in London, in Rom und Den Haag sehr viel einfacher, die Deutschen entsprechend einzuordnen, weil wir ungefähr die gleiche Bevölkerungszahl hatten, zwar eine stärkere Wirtschaftskraft, aber sich bestimmte militärische und andere Komponenten eben zugunsten der anderen entwickelt hatten. Das ist anders geworden. Die Bundesrepublik Deutschland ist heute ein Land mit knapp 80 Millionen Einwohnern und mit weitem Abstand trotz all unserer Probleme die stärkste Wirtschaftskraft Europas.
    Mir sind jene Sätze mitten im Prozeß der deutschen Einigung unvergessen, die François Mitterrand damals in einer Rede sagte: „Es ist wahr, die Deutschen haben jetzt Probleme. Aber sie werden ihre Probleme lösen, sonst wären sie nicht mehr die Deutschen. Danach werden sie stärker sein als je zuvor." Der Satz „Danach werden sie stärker sein als je zuvor" geht durch Europa. Deswegen ist es wichtig, daß wir nicht vergessen, woher wir kommen.
    1982 sprach man noch von „Eurosklerose". Wenn Sie einmal nachlesen, meine Damen und Herren von der SPD, was Sie von diesem Pult - -

    (Dr. Peter Struck [SPD] geht durch die Reihen der SPD Unruhe bei der SPD Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Der fordert die Leute zur Unruhe auf! Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Unglaublich! Michael Glos [CDU/CSU]: Das Mieseste vom Miesen! Herr Präsident, greifen Sie ein!)

    - Meine Damen und Herren, das entspricht dem Bild, das ich in diesen Jahren von Ihnen hier gewonnen habe. Sie sind mit Blumen in dieses Haus gezogen und haben mehr Zwietracht hereingebracht als viele andere.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir doch nicht! Ich bin immer für alles schuld! Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die SPD ist gemeint!)

    - Lassen Sie den Abgeordneten operieren, wie er will.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Herr Scharping, schämen Sie sich!)

    - Er hat Angst wegen seiner Wiederwahl, und das ist ja verständlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich bitte wieder zu diesem für mich wirklich wichtigen Punkt zurückkommen. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren aus einer Politik des Stillstands heraus eine neue europäische Dynamik entwickelt. Wir haben in diesen zehn Jahren gemeinsam mit unseren französischen Freunden - rühmen will ich den Präsidenten der Europäischen Kommission in dieser Zeit, Jacques Delors; das möchte ich ausdrücklich hinzufügen - Europa auf das richtige Gleis gebracht.
    Entgegen allen Unkenrufen haben wir 1985 das Binnenmarktprogramm und 1986 die Einheitliche Europäische Akte durchgesetzt. Wir haben erreicht - das war nicht selbstverständlich -, daß am Ende alle unsere europäischen Nachbarn der deutschen Einheit zugestimmt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, in dieser neumodischen Form der Indiskretion hat der langjährige Berater von François Mitterrand, Jacques Attali, vor einigen Tagen erneut ein Buch veröffentlicht und darin geschildert, daß auf dem Straßburger Gipfel im Dezember 1989 keine Mehrheit der Anwesenden in dieser Stunde für die deutsche Einheit war. Ich halte es für eine der ganz großen Leistungen deutscher Politik und dieser Bundesregierung, daß wir diese Stimmung verändert und mit dem Aufbruch nach Europa die Besorgnisse abgebaut haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die in dieser Zeit meistgestellte Frage war, ob sich die Deutschen, wenn sie die Einheit gewinnen, wieder isolieren, neutralisieren lassen, ob sie abdriften oder ob sie die Bindung in die NATO und die Europäische Union beibehalten und gleichzeitig offen für zukünftige Entwicklungen in Mittelost- und Südosteuropa sind.
    Herr Abgeordneter Fischer, Sie haben mich nach der Erweiterung gefragt. Ich habe in Polen nicht gesagt: Im Jahr 2000 tritt Polen bei. Das ist falsch zitiert. Ich habe gesagt, daß ich fest davon ausgehe, daß wir im Jahr 2000 mitten in den Verhandlungen über den Beitritt von Polen stehen. Da ein solcher Vertrag von allen ratifiziert werden muß, das heißt von allen 16, erkennt doch jeder, daß ein Zeitplan, der auf dieses Datum zielt, abwegig ist.
    Aber ich bleibe dabei, für uns als Deutsche kann die Gleichung nur heißen: Wir sind für die Vertiefung der Europäischen Union, und wir sind für die Erweiterung der Europäischen Union. Die Ostgrenze Deutschlands, die Oder-Neiße-Linie, darf nicht die Ostgrenze der Europäischen Union sein. Das ist für mich eine entscheidende Voraussetzung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dann haben wir, François Mitterrand und ich, im April 1990 die gemeinsame Initiative zur Politischen Union ergriffen. Deswegen stellt sich doch die Frage gar nicht, Herr Fischer, ob man sich vorstellen kann, daß die Währungsunion ohne Frankreich beginnt. Das ist eine völlig abwegige Vorstellung. Das habe ich oft genug gesagt. Warum stellen Sie dann diese Frage? Sie können doch nicht die Momentaufnahme des heutigen Tages nehmen, nach der die Kriterien von Maastricht derzeit nur von Luxemburg und der Bundesrepublik Deutschland erfüllt werden. Sie wissen doch so gut wie ich, daß das kein Neubeginn wäre. Selbstverständlich müssen wir mit unseren Freunden darüber reden, aber nicht über das Absenken der Voraussetzungen; dazu will ich gleich noch etwas sagen.
    Wir haben dann die Verhandlungen zum Maastricht-Vertrag auf den Weg gebracht. Natürlich,

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    meine Damen und Herren, können Sie sich hinsetzen und sagen, dieses oder jenes sei schlampig ausgearbeitet.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    - Das können Sie sagen, weil Sie keine Ahnung haben! Jeder, der dabei war, auch die Mitglieder der Sozialistischen Internationale, die als Regierungschefs dabei waren, halten diesen Vertrag für einen ersten Schritt zu einem großen Wurf. Daß er nicht alle unsere Wünsche erfüllt, daß es nicht ein Vertrag ist, den wir hier zusammen erdacht und diktiert haben, sondern daß wir dazu die Zustimmung von anderen brauchen, ist doch auch ganz klar.
    Meine Damen und Herren, was für eine Arroganz vor der Geschichte! Daß wir als Deutsche 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges diesen Vertrag mit erreicht haben, zeigt doch, daß wir aus der Geschichte gelernt haben und daß wir etwas erreicht haben, von dem ich vor 20 Jahren nicht geglaubt hätte, daß es erreichbar sei.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Sympathien und die Lebenserfahrungen der Völker haben sich in diesen paar Jahren doch nicht völlig verändert. Natürlich stimmen solche Sätze - die sind in der Sache nicht richtig -, die ich aus dem englischen Unterhaus gehört habe, nachdenklich: Wir haben sie zweimal geschlagen, jetzt sind sie wieder da! - Das ist doch die Realität, mit der wir uns in Europa auseinandersetzen müssen!
    Deswegen müssen wir viele kleine Schritte tun. Deswegen müssen wir sehr viel Sympathie erwerben. Deswegen müssen wir sehr sensibel sein, auch gegenüber Einwänden und Vorwürfen, die wir selbst auf Grund unserer Geschichte als abwegig erkennen. Dennoch: Wir brauchen diesen Einigungsprozeß. Wir brauchen dieses Haus Europa. Europa muß unumkehrbar gemacht werden. Das ist entscheidend für die nächsten Jahre.


Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Bundeskanzler, gestatten Sie Frau Kollegin Vollmer eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein, danke schön. Ich möchte die Debatte nicht so führen, daß der Gedankengang dabei unterbrochen wird.

    (Zurufe von der SPD)

    - Aber Entschuldigung, ich war doch den ganzen Morgen dabei! Sie werden doch nicht sagen wollen, daß die Debatte nicht lebendig gewesen wäre!
    Für mich ist entscheidend, daß wir jetzt fähig sind, diesen Prozeß mit Blick auf das 21. Jahrhundert unumkehrbar zu machen. Das ist die Aufgabe der Regierungskonferenz, die in ein paar Monaten beginnt. Dabei gibt es vier Zentralbereiche, wobei das, was ich jetzt sage und was wünschenswert ist, bei Maastricht II mit Sicherheit nicht vollständig erreichbar sein wird. Aber wir müssen einen weiteren entscheidenden Schritt vorangehen.
    Zwei dieser zentralen Bereiche sind eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und das Thema der inneren Sicherheit, insbesondere die stärkere Zusammenarbeit gegenüber der Mafia, gegenüber dem grenzüberschreitenden organisierten Verbrechen und dem Terrorismus sowie eine gemeinsame Asyl- und Immigrationspolitik.
    Hinzu kommt drittens die Verbesserung der Handlungsfähigkeit und der Effizienz der europäischen Institutionen. Das bezieht sich ausdrücklich auch auf die Rolle des Europäischen Parlaments. Dieses tut sich sehr schwer, seine Rolle zu finden, weil es dort keine Rollenverteilung zwischen Regierung und Opposition gibt.
    Viertens muß ein klares Wort zur Erweiterung gesagt werden. Es gibt z. B. den Beschluß, meine Damen und Herren, daß binnen sechs Monaten nach dem Abschluß der Regierungskonferenz die Verhandlungen mit Zypern und Malta aufgenommen werden. Ohne Prophet zu sein: Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir diesen Prozeß einleiten und nicht gleichzeitig mit den wichtigsten Nachbarn in Mittel-, Ost- und Südosteuropa Gespräche beginnen. Dabei lasse ich völlig offen, wie lange dies dauert und ob die einzelnen Länder in der konkreten Situation dies bereits wünschen. Die Länder selbst müssen dazu das Notwendige tun.
    Diese Länder aber, sei es Polen, sei es Tschechien, die Slowakei oder Ungarn, müssen wissen: Die Bundesrepublik Deutschland - ich hoffe, daß ich das so sagen kann - wird Anwalt dieser Länder sein, damit sie in das Haus Europa kommen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    In diesen Bereich gehören meines Erachtens als ein weiterer Punkt die Frage der Bürgernähe und die demokratische Verantwortung. Darunter fällt vor allem das Stichwort der Subsidiarität.
    Ich bin mir darüber im klaren - das wird schon in wenigen Wochen auf dem EU-Gipfel in Spanien ein wichtiges Thema sein -, daß der Streit unter den jetzigen 16 Mitgliedstaaten, was wir unter Subsidiarität zu verstehen haben, noch lange nicht ausgetragen ist. Die nationalstaatliche Tradition der einzelnen Länder ist verschieden. Die einen, zum Beispiel Frankreich und Italien, kennen einen Zentralstaat. Wir, die Bundesrepublik Deutschland, sind zu Recht stolz auf unsere Erfahrungen mit einer vernünftigen föderalen Struktur.
    Wer sich jetzt hier hinstellt und sagt, wir müßten etwa das, was wir im Gemeindebereich seit dem Freiherr vom Stein hoch schätzen, anderen oktroyieren, der hat keine Ahnung von der Wirklichkeit in Europa. Wir müssen für diese Überzeugung rund um die Uhr werben.
    Wir haben viel erreicht. Wenn man sich vor Augen führt, daß eine Konvergenz der Wirtschaftspolitiken vor zehn Jahren noch als völlig illusorisch betrachtet wurde, es heute aber in der EU ganz selbstverständlich ist, von einer solchen Konvergenz zu sprechen, wird deutlich, daß wir große Erfolge erzielt haben. Es waren Mitglieder der Bundesregierung, Finanz- und

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Wirtschaftsminister, auch all diejenigen Kollegen, die die Verhandlungen geführt haben, die hervorragende Arbeit geleistet haben und nun Anerkennung dafür verdienen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Zu der Wirtschafts- und Währungsunion. Meine Damen und Herren, ich finde es erstaunlich, daß es noch immer Leute für denkbar halten, daß wir eine Politische Union ohne eine Wirtschafts- und Währungsunion realisieren könnten.

    (Dietmar Thieser [SPD]: Wer hat denn das gesagt?)

    - Lesen Sie nicht die Zeitung?

    (Dietmar Thieser [SPD]: Doch!)

    - Dann wissen Sie es ja. Es gibt viele dieser Leute.
    Meine Damen und Herren, wenn dieser Satz aber richtig ist, heißt das doch im Klartext, daß wir auch bei der Frage, wer an der Währungsunion zu welchen Zeitpunkten und bei Erfüllung der Kriterien teilnehmen kann, immer bedenken müssen, welche Auswirkungen das auf die Politische Union haben wird. In Wahrheit geht es nämlich um die Aufgabe von nationalen Souveränitätsrechten.
    Ob wir es gern hören oder nicht: Wir haben es in den letzten 40 Jahren leichter gehabt, nationale Souveränitätsrechte abzugeben, weil wir erst mit dem Petersberger Abkommen nationale Souveränitätsrechte erhalten haben. Andere Länder waren Siegermächte des Zweiten Weltkriegs und haben aus dieser Situation heraus völlig anders gedacht; zum Teil denken sie noch heute so.
    Deswegen kann ich nur immer wieder sagen: Wir müssen hier Schritt für Schritt vorgehen. Ich bin zu jedem Gespräch bereit; das habe ich gerade im Auswärtigen Ausschuß vorgetragen. Es hat aber doch wenig Sinn - das wurde heute wieder verlangt -, als Bundesregierung öffentliche Postulate abzugeben, wenn wir unsere Partner erst dafür gewinnen müssen, sich in diese Richtung zu bewegen. Das ist doch eine absurde Vorstellung von internationalen Beziehungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    In diesem Zusammenhang möchte ich deutlich machen - auch das gehört in diese Debatte -, daß seitens vieler unserer Nachbarn kaum Verständnis für die Diskussion um die D-Mark in Deutschland vorhanden ist. Dies ist unseren Partnern und Freunden außerhalb unserer Grenzen sehr schwer zu vermitteln. Für andere gibt es eine andere Geschichtserfahrung.
    Ich weise in meinen Gesprächen immer wieder darauf hin, wie die Situation im Jahre 1948 war; ich habe das als 18jähriger erlebt. Plötzlich war eine Währung da, der niemand eine Zukunft vorhersagte und die unter den Gurus der damaligen Zeit als eine Art Mißgeburt galt. Diese Währung aber hat sich Jahr für Jahr durchgesetzt. Man kann das so deutlich sagen: Die D-Mark hat uns Deutschen mehr Identifikation gebracht als die neugegründete Bundesrepublik, die mit ihrer Fahne und ihrer Hymne Probleme hatte. Vor diesem Hintergrund muß man doch bedenken, daß die Frage der D-Mark in diesem Land einen völlig anderen Stellenwert hat. Dies ist schon deswegen der Fall, weil die Generation der Älteren, die noch aus dem Ersten Weltkrieg die Erfahrungen von Inflation und Zusammenbruch hatte, und die Generation, die den Zusammenbruch von 1945 und danach den Zusammenbruch der Währung bis zur Einführung der D-Mark 1948 erlebt hat, ein völlig anderes Verhältnis zu dem Thema „Inflation und Verlust der Werte" haben als die Menschen in einem Land, das solches nicht erlebt hat. Wir müssen bei unseren Freunden darum werben, daß sie uns verstehen. Aber klar sein muß auch: Wenn die D-Mark, die Währung Nummer eins in Europa, nicht der Kern der Währungsunion ist, kann die Währungsunion nichts werden. Beides gehört zusammen.
    Herr Fischer, Sie haben mich richtig zitiert. Wenn wir über diese Fragen reden, geht es nicht um eine Frage der Ökonomie - so wichtig sie ist -, nicht um eine Frage der sozialen Dimension - so wichtig auch diese ist -, sondern vor allem um die Frage, ob wir im 21. Jahrhundert in unserem Land und in Europa frei sind von Krieg, ob der Frieden bewahrt bleibt. Die eigentliche, für jeden Deutschen überzeugende Argumentation muß sein: So wichtig all diese ökonomischen Faktoren sind - ich schätze sie aus den eben genannten historischen Erfahrungen unseres Volkes ganz hoch ein -, bleibt es das wichtigste, den Frieden im nächsten Jahrhundert zu erhalten. Frieden und Freiheit in Deutschland und in Europa werden wir nur erhalten, wenn wir das Haus Europa bauen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, es soll niemand glauben, daß wir in Deutschland oder anderswo in Europa von der Gefahr frei sind, daß wieder Chauvinismus aufkommt, wenn in ihrer großen Mehrheit eine Generation die Verantwortung hat, die keine persönlichen Erfahrungen mit dem Krieg und mit der damaligen Zeit hat. Deswegen kann ich nur leidenschaftlich dafür plädieren und dafür eintreten, daß wir wissen: Der Bau des Hauses Europa ist die Frage von Krieg und Frieden für die Deutschen im 21. Jahrhundert. Dies ist im übrigen auch die Frage nach der Wohlfahrt unserer Völker. Das Exportland Deutschland braucht Europa mehr als jedes andere Land in Europa. Sie werden auch keine wirklich bedeutsame ökologische Frage national lösen können. Wir müssen zu europäischen Dimensionen kommen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn dies alles richtig ist, dann kann man ruhig herumkritisieren, aber dann muß man doch zusehen, daß wir jetzt mit Klugheit ans Werk gehen. Heute morgen stand plötzlich eine Abgeordnete aus Ihren Reihen auf und hat eine Serie von Fragen vorgelesen und gesagt, die Bundesregierung sei nicht in der Lage, darauf Antworten zu geben. Damit es ganz klar ist: Ich will jetzt einen Teil der Antworten gar nicht geben, weil das Gegenstand von Verhandlungen ist und weil es eine abwegige Vorstellung von internationaler Politik ist, daß ich mich im Deutschen

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    Bundestag in 40 Fragen festlegen lasse, und anschließend rede ich mit den Schweden, rede ich mit den Iren, rede ich mit den Spaniern, und ich habe gar keinen Verhandlungsspielraum mehr. Das müssen Sie doch begreifen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie müssen doch nach 13 Jahren Opposition, wenn Sie wieder an die Regierung wollen, endlich ein Stück Denken in sich aufnehmen, wie Sie Regierungsfähigkeit erwerben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, es ist zu dem Thema Konjunktur und Arbeitsmarkt einiges gesagt worden. Auch ich will dazu einige kurze Bemerkungen machen. Zunächst möchte ich aber angesichts Ihrer Katastrophenmeldungen - das machen Sie ja nun auch schon über ein Jahrzehnt - feststellen - -

    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Sie sind der Kanzler der Arbeitslosigkeit!)

    - Wissen Sie, das können Sie nach Art einer Gebetsmühle betreiben, aber immerhin ist es so, daß die Wähler das anders sehen. Sie haben doch gerade in Berlin, einer Stadt voller Schwierigkeiten, erlebt, daß die Wähler in Berlin mich als Kanzler und Vorsitzenden der CDU nicht als Kanzler der Arbeitslosigkeit sehen. Sie haben doch die Wahl verloren, und Sie haben doch Angst vor Ihrem Parteitag. Reagieren Sie sich doch endlich einmal auf Ihrem Parteitag ab!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, trotz aller Schwierigkeiten ist die deutsche Wirtschaft weiterhin auf Wachstumskurs. In diesem Jahr sind es 2 1/4 oder 2 1/2 Prozent. Es ist unübersehbar,

    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Wachstum der Schulden und der Arbeitslosigkeit!)

    daß das eine Entwicklung ist, die teils befriedigend und teils unbefriedigend ist. Es ist ebenfalls wahr, daß wir die Hoffnung haben, daß wir mehr schaffen können, weil wir auch mehr brauchen. Ich schiebe die Verantwortung nicht auf andere ab, aber wenn ich mir vorstelle, wie die Tariflohnabschlüsse gewirkt haben, dann hätte ich mir gewünscht, daß man bestimmte Erkenntnisse von heute schon vor einem Jahr gehabt hätte. Wir wären dann ein gutes Stück weitergekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf des Abg. Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD])

    Es gibt nicht den geringsten Grund, die Konjunktur schlechtzureden.

    (Weitere Zurufe des Abg. Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD])

    - Ich weiß gar nicht: Sind Sie inzwischen unfähig geworden, einmal eine halbe Stunde ruhig zu sitzen?
    Ich sitze hier, angeblich buddhaähnlich, und höre mir Ihr Geschrei schon seit Stunden an. Es ist ein tiefenpsychologischer Vorgang, den Sie endlich einmal beseitigen müssen, daß Sie nicht mehr zuhören können.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. - Zurufe von der SPD)

    Die wichtigsten Stützen des Wachstums - -

    (Anhaltende Zurufe von der SPD und der PDS)

    - Ich will nur noch einmal etwas sagen: Ich weiß doch - das sage ich jetzt wegen der Fernsehzuschauer -, was Ihre Absicht ist. Aber jetzt bitte ich Sie wirklich: Sie haben mich in 13 Jahren nicht ausgehebelt; Sie schaffen das auch heute früh nicht.

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das haben wir schon so oft gehört!)

    Sie haben auch gar keine Chance, das zu machen,

    (Zuruf von der SPD: Abwarten!)

    weil Sie ja außer diesen billigen Störungen keinen Beitrag zur Diskussion geleistet haben.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Eine der wichtigsten Stützen unserer Konjunktur - ich bin froh, daß man das sagen kann - ist auch weiterhin die lebhafte Weltkonjunktur. Es ist unübersehbar - das ist positiv -, daß die Zinsen in Deutschland mittlerweile niedriger sind als in fast allen anderen Industrienationen. Ich bin auch ganz sicher, daß Steuerentlastungen in absehbarer Zeit dem privaten Konsum eine entsprechende Unterstützung geben werden. Wir haben guten Grund anzunehmen, daß wir - das ist nicht die Welt und nicht in allen Punkten optimal, aber immerhin - im nächsten Jahr eine Zuwachsrate von 21/2 Prozent haben werden. Das ist die eine Seite.
    Die andere Seite, die nicht befriedigend ist, ist die Situation am Arbeitsmarkt; denn zum ersten Mal in 40 Jahren zeigt sich, daß Stabilität und auch ein leichter, sich fortsetzender Aufschwung im konjunkturellen Bereich sich nicht automatisch im Bereich des Arbeitsmarktes niederschlagen.

    (Zuruf von der SPD: Potzblitz! Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Das ist das Ergebnis Ihrer Politik!)

    Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie unschwer erkennen, wie die Tatsachen sind. In dieser Woche veröffentlichen die drei großen Chemiekonzerne ihre Zahlen für die Dreivierteljahresbilanz. Es handelt sich um Rekordzahlen positiver Art. Aber, meine Damen und Herren, wenn Sie sozusagen das Kleingedruckte betrachten, dann werden Sie feststellen, daß die guten Zuwachsraten insgesamt auch mit dem Abbau von Personal erkauft wurden. Das ist eine Entwicklung, die wir überall haben.
    Deswegen muß man sich darüber im klaren sein - das gilt natürlich in hohem Maße auch für die Ent-

    Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl
    wicklung in den neuen Ländern -, daß wir jetzt nicht nur auf die althergebrachten Formen der Konjunkturentwicklung setzen können, sondern daß wir in der Tat ein großes Gemeinschaftswerk - ich werde gleich mehr dazu sagen - auf den Weg bringen müssen. Denn die Arbeitslosigkeit in ganz Deutschland kann nicht akzeptiert werden,

    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    und das Schicksal der Arbeitslosen kann nicht einfach hingenommen werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Zuruf von der SPD: Wohl wahr! Weitere Zurufe von der SPD)

    - Alles, was Sie jetzt leisten, ist immer nur dazwischenschreien.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    - Ich bin ja doch noch bei meiner Rede. Was soll es denn? Es hat doch wirklich gar keinen Sinn, daß wir so miteinander umgehen.
    Die Arbeitslosenunterstützung hilft, die Zeit der Arbeitslosigkeit finanziell zu überbrücken. Aber sie gibt den Menschen, die arbeitslos sind und diese Unterstützung erhalten, nicht das Gefühl, daß sie gebraucht werden; sie haben oft das Gefühl, die Anerkennung in ihrem ganz privaten Bereich wird ihnen vorenthalten.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Deswegen stellen Sie sie schlechter!)

    Deswegen werden wir im Blick auf die konjunkturelle Entwicklung eben nicht einfach warten können; vielmehr müssen wir in allen Bereichen, in denen wir das können, wirtschaftliches Wachstum voranbringen, die Attraktivität unseres Standortes für Arbeitsplätze weiter erhöhen, die Wettbewerbsfähigkeit stärken und vor allem das Klima für Leistungswillen wieder verbessern.

    (Zuruf von der SPD: Nur Sprüche!)

    Meine Damen und Herren, genau darin sehe ich die Aufgaben für die nächsten Jahre. Wir müssen jetzt die Voraussetzungen für Investitionen, Wachstum und Arbeitsplätze verbessern. Dabei ist jeder gefordert. Deswegen begrüße ich das, was Herr Zwickel von der IG Metall jetzt gesagt hat. Wir werden das Angebot, miteinander zu sprechen, aufnehmen.
    Übrigens, wenn Sie ihn zitieren, dann sollten Sie auch hinzufügen, daß derselbe Vorsitzende der IG Metall auf seinem Kongreß gesagt hat, der einzige Ort, an dem gegenwärtig in Deutschland vernünftige Diskussionen dieser Art möglich seien, sei die Runde beim Bundeskanzler.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zurufe von der SPD)

    Ich bin sofort bereit, seine These, daß wir den Aufbau und Ausbau von Arbeitsplätzen mit Vorrang sehen müssen, daß sich dem anderes unterordnen muß, entsprechend zu unterstützen. Wir müssen darüber ohne Tabus reden.
    Dazu gehört beispielsweise eine Antwort auf die Frage, die uns viele Bürger stellen: Wie ist es möglich, daß der Arbeitsminister jährlich fast eine Million kurzfristige Arbeitserlaubnisse außerhalb der EU erteilt und wir beispielsweise im gleichen Sektor, der Bauwirtschaft, Arbeitslosigkeit haben?
    Wir haben die Zahlen im Laufe des Wahlkampfs in Berlin diskutiert. Es ist doch absurd, daß wir in Berlin Zehntausende von arbeitslosen Baufacharbeitern haben und gleichzeitig in erheblichem Maße Arbeitskräfte von draußen hereinholen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. Dr. Peter Struck [SPD]: Und was ist mit dem Entsendegesetz? Weitere Zurufe von der SPD)

    - Das ist eine Tatsache, die Sie auch mit Geschrei nicht widerlegen.
    Deswegen gilt der Satz - ich hoffe, daß dieser Satz bei unseren Gesprächen durchdringt -, ohne daß wir jetzt in die Tarifautonomie eingreifen: Interessen der Arbeitslosen dürfen in tarifpolitischen Auseinandersetzungen nicht hinter den Einkommensinteressen der Beschäftigten zurückstehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU Abg. Ernst Schwanhold [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)