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ID1306705500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Fast wäre ich versucht, dem Haus zu einer gelungenen Parlamentsreform zu gratulieren; denn angesichts der Höhepunkte, die heute die Haushaltsdebatte um den Einzelplan des Bundeskanzlers erreicht hat, bleibt einem kaum noch eine Alternative. Es geht um die Bierstadt Kulmbach.
    Man könnte fast meinen, das sei die Fortsetzung des CDU-Parteitages mit anderen Mitteln hier im Plenum: auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Ich nehme an: Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert befindet sich auch die Bundesregierung mit dem Bundeskanzler.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    - Ich bedanke mich ausdrücklich für diesen Beifall;
    denn zu dem, was wir heute auf dem Weg ins
    21. Jahrhundert geboten bekommen haben, kann ich nur sagen: Prost Mahlzeit!

    (Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Seine Erhabenheit, der Bundeskanzler - da muß man sich fragen, welches Verfassungsverständnis Sie haben -, Sie schweigen bereits den ganzen Morgen wie ein Buddha, obwohl es darum geht, Ihren Haushalt zu verteidigen. Dabei geht es nicht um Bierstadt oder ähnliches, sondern um höchst ernste Dinge, Herr Bundeskanzler.
    Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert - das ist in der Tat das zentrale Thema, um das es sich zu streiten lohnt. Nur: Darum muß auch gestritten werden. Darum geht es. Wir freuen uns alle darüber, daß der siebenhundertfünfzigtausendste Besucher die Goethe-Institute endlich erreicht hat. Aber es ist nicht das Thema des 21. Jahrhunderts, meine Damen und Herren.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Deswegen lassen Sie uns einmal zu den substantiellen Themen kommen, über die es sich wirklich in aller Ernsthaftigkeit zu streiten lohnt. Herr Bundeskanzler, ich möchte Sie auffordern, mit diesem kindischen Spiel aufzuhören. Sie haben Ihren Haushalt zu vertreten. Kommen Sie hierher und vertreten Sie ihn. Das ist der entscheidende Punkt. Ich finde es höchst albern, wie Sie sich heute morgen hier gebärden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS)

    Meine Damen und Herren, der CDU-Parteitag war insoweit richtungsweisend. Ich betone noch einmal: Herr Hintze, Sie haben es als Oberministrant hervorragend gemacht. Die Frage, wie dieses Land in das 21. Jahrhundert geführt werden soll, wird hoffentlich die entscheidende Kontroverse aller Parteien in den kommenden Jahren und wird hoffentlich der Entscheidungsmaßstab für die nächsten Bundestagswahlen sein. Ich glaube, darüber gibt es keinen Dissens, und kann es unter Demokraten keinen Dissens geben. Sehen Sie sich die Ergebnisse Ihres Parteitages an und wie Sie auf dem Weg in das 21. Jahrhundert erst einmal in der Vorbereitung bestimmte gesetzliche Vorschriften ausmanövrieren mußten, Ausnahmevorschriften gewissermaßen erlassen mußten, um dort Ihre höchst fortschrittliche Verpackungsvorstellung durchsetzen zu können.

    (Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU])

    - Herr Schäuble, das mag für Sie eine Kleinigkeit sein.
    Der Bundeskanzler redet immer gerne in großen Worten über Umwelt. Wenn es konkret wird, sei es bei den Öko-Steuern, sei es bei der Verpackungsverordnung oder wo auch immer, dann stellt man fest,

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    daß den schönen Worten keine Taten folgen. Aber das ist für mich nicht der entscheidende Punkt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Der entscheidende Punkt ist, daß seine Eminenz ganz persönlich für die Frauenquote angetreten ist, daß es akzeptiert wird, daß es sich hierbei um einen wichtigen Schritt auch der Frauengleichstellung in der CDU handelt. Ihr Weg in das 21. Jahrhundert sah aber so aus, daß Sie beim ersten Schritt auf die Schnauze gefallen und im 19. Jahrhundert gelandet sind.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS)

    Das war die Konsequenz, meine Damen und Herren.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    - Nein, nein, das ist kein Haushalt, das ist Präludium, das ist Ihre Fähigkeit, Zukunft zu gestalten. Wir kommen gleich noch zum Regierungsteil. Keine Sorge, keine Sorge.
    Ich spreche noch einmal einen ganz entscheidenden Punkt an. Sie sagen, Sie können die Zukunft gestalten. Sie sprechen dauernd über Investitionshemmnisse. Sie sehen in der wachsenden Zahl der Arbeitslosen kein bedrängendes Problem, in der wachsenden Zahl der Armen kein bedrängendes Problem, sondern Sie sehen hier hauptsächlich Leute, die sich - so Ihre Sprache, vor allem von der F.D.P. - in das soziale Netz, in die soziale Hängematte legen. Ich frage Sie: Wo ist Ihr Reformansatz in einem der entscheidenden Punkte, wo Sie persönlich direkt Verantwortung tragen, nämlich bei der Reform des öffentlichen Dienstes? Wenn ich mir ansehe, was der Bundesinnenminister vorgelegt hat, dann kann man sagen, das ist die Wiederentdeckung der Langsamkeit bei der Reform des öffentlichen Dienstes.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Wo sind denn hier wirklich substantielle Eingriffe? Wo sind denn hier die Vorschläge für einen schlanken, für einen modernen, für einen hochproduktiven, gut bezahlten öffentlichen Dienst? Sie halten doch an dem bezopften absolutistischen Berufsbeamtentum fest. Das, was Sie sich an Reformen erlauben, verdient nicht einmal den Namen Reförmchen, meine Damen und Herren.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Das ist der Maßstab, wenn Sie über Zukunftsgestaltung reden.
    Schauen Sie sich doch einmal die Lage an. Jedes Mal, wenn man mit jemandem aus der Wirtschaft redet, kommt eine endlose Litanei: hohe Arbeitslosigkeit - 3,5 Millionen. Und alle sagen, es wird vermutlich auf diesem Sockel weiter in die Arbeitslosigkeit hineingehen, denn Sie weigern sich konstant, eine aktive Arbeitsmarktpolitik zu betreiben. Ja, dieser
    Finanzminister hatte sogar noch die glorreiche Idee, in seinem Haushaltsansatz auf entsprechende Bundeszuschüsse bei der Bundesanstalt für Arbeit zu verzichten. Die Opposition hat Ihnen von Anfang an gesagt, mein lieber Waigel, daß es sich dabei um eine reine Luftbuchung handelt. Sie werden das nicht durchhalten können. Dann kamen Sie auch, als das Haushaltsloch da war, und mußten entsprechende Milliardenbeträge nachschieben. Hohe Arbeitslosigkeit, wachsende Armut und dann das, was man von der Wirtschaft immer wieder hört - und es sind keine grünen oder sozialdemokratischen Wähler -: geringe Investitionstätigkeit, mangelnde Flexibilität, starke Bürokratisierung, sehr hohe Steuer- und Abgabenlast, hohe Arbeitskosten durch sehr hohe Lohnnebenkosten.
    Meine Damen und Herren, in bezug auf die Steuer- und Abgabenlast: Ich fand es ja putzig, wie Herr Gerhardt sich heute morgen hingestellt hat - Kohl und die F.D.P. regieren; die F.D.P. seit 26 Jahren - und sagt: Die F.D.P. hat mit nichts in diesem Lande zu tun, was unbequem ist. Schuld an der hohen Steuer- und Abgabenlast sind Rot und Grün. Diese Form der Arbeitsteilung können Sie wirklich nur noch dann machen, wenn Sie, wie die F.D.P., Zukunft offensichtlich völlig aufgegeben haben. Es ist doch nachgerade grotesk. Sie, CDU/CSU und F.D.P., verantworten die hohe Steuer- und Abgabenlast. Wenn wir über hohe Arbeitskosten sprechen, dann reden wir hauptsächlich darüber, daß diese Bundesregierung wesentliche Teile der Einheit über Lohnnebenkosten finanziert. Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Sie haben keine Alternative!)

    - Ich freue mich ja, daß Sie wieder den Mund aufbekommen. Er war ja versiegelt.
    Der Kollege Riedl hat ja, um jetzt nochmals auf ihn zurückzukommen - in Kulmbach sind Männer gefragt -, offensichtlich an jenem Wochenende Kulmbacher Bier getrunken, als er den Brief an seinen Parteivorsitzenden und Fraktionsvorsitzenden geschrieben hat, in dem er wegen der Haushaltslage, wegen der Haushaltslöcher des Theo Waigel Alarm schlug.
    Graf Lambsdorff hat ja dann ebenfalls eine klare Sprache in der Öffentlichkeit gefunden, indem er sagte: Dieser Haushalt ist auf das höchste gefährdet. Ich meine, der Bundeskanzler hat als Antwort darauf den Grafen Lambsdorff gewissermaßen zur politischen Entmündigung freigegeben, und seitdem schweigt er. Die F.D.P. versteckt ihn auf den hinteren Bänken.
    Herr Weng schweigt. Sie wissen doch ganz genau, daß das, was hier als Haushalt und als Haushaltsausgleich vorgelegt wurde, auf mehr als dünnen und wackligen Beinen steht. Wenn die wirtschaftliche Entwicklung nur noch etwas rückläufig ist - das wissen Sie, Herr Weng, genauso gut wie ich - werden Sie erkennen, daß Sie mit Einmalverkäufen die struk-

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    turellen Defizite nicht werden lösen können. Das ist genau das, was Sie fürchten.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Nein, meine Damen und Herren.
    Und zu den Helden von der F.D.P.: Was wird denn nun mit der Kinderstaatsangehörigkeit?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das sagen wir nicht! Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    - Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert: Das sagen wir nicht. Das ist die Antwort; das finde ich hervorragend.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Der Zwischenruf kam von der Union!)

    Es ist grotesk, wenn man sich die Situation hier in Deutschland anschaut. Ich war in der letzten Woche in Amerika. Man kann es keinem, ob einem Konservativen oder Demokraten, erklären, warum Menschen, die hier geboren sind, die hier seit 20, 30 Jahren leben, die in Frankfurt geboren und aufgewachsen sind, nicht selbstverständlich die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Weil wir kein Einwanderungsland sind!)

    wenn sie sie wollen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Ich frage einmal die Helden von der F.D.P.: Wann endlich kommen wir hier zu einer Lösung, damit dieses überständige, absurde Staatsangehörigkeitsrecht endlich europäisch- demokratisch modernisiert wird.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Wir sind auf gutem Wege!)

    Das ist einer der Punkte, bei denen ich mich freuen würde, wenn Sie endlich einmal Mumm zeigen würden und das durchsetzen könnten. Aber bis zum heutigen Tage bekommen wir immer nur Ihr zustimmendes Nicken, aber keine Taten. Das ist das ganze Problem.
    Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen. Alle Welt spricht heute von der Notwendigkeit, auf die weltwirtschaftlichen Veränderungen seit 1989/90 zu reagieren.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Jetzt kommt's!)

    - In der Tat, jetzt kommt's. Die Frage ist: Was kommt jetzt?

    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Michael Glos [CDU/CSU]: Jetzt wird er leise!)

    Jetzt kommt die Deregulierung und Privatisierung. Und als ob Sie es geahnt hätten, setzen Sie sich da vorn hin, um sich entsprechend rote Ohren zu holen.
    Herr Haussmann, eine der entscheidenden Fragen der zukünftigen wirtschaftlichen Gestaltung

    (Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt das 21. Jahrhundert!)

    wird die Frage des ökologischen Umbaus sein.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Schon wieder das!)

    Die Frage des ökologischen Umbaus wird daran festgemacht werden, wie man mit Energie umgeht.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: International!)

    Jetzt frage ich Sie: Wo ist denn der Deregulierungsvorschlag? Wo ist denn entsprechend der Entmonopolisierungsvorschlag dieser Helden der Marktwirtschaft, bezogen auf leitungsgebundene Energie auf dem hochregulierten und hochmonopolisierten Stromsektor? Wo kommt das denn von der F.D.P.?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Von uns werden Sie einen Deregulierungs- und Entmonopolisierungsvorschlag bekommen. Ich freue mich heute schon auf die Zustimmung dieser Helden der Marktwirtschaft. Ich bin gespannt, ob Sie zustimmen werden. Die Trennung von Produktion und Netz wird ein ganz, ganz wichtiger Gesichtspunkt werden.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Eine europaweite Regelung!)

    Ebenso wichtig ist die Frage des freien Netzzuganges. Denn ich kann es nicht verstehen, wie Stromkonzerne in Deutschland argumentieren. Schauen Sie nicht so kritisch, Herr Wieczorek.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Ankündigungs-Fischer!)

    Ich weiß, daß Sie da vielleicht Bedenken haben, völlig klar. Aber da müssen Sie durch. Das schaffen Sie; da bin ich sicher.

    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich begreife nicht, warum dieselben Stromkonzerne bei der Frage der Privatisierung der Telekommunikation wie selbstverständlich den freien Netzzugang als eine der Voraussetzungen für eine wirkliche Privatisierung im Telekommunikationsbereich fordern, sich aber mit Händen und Füßen gegen einen freien Netzzugang bei der Stromproduktion wehren.
    Wir versprechen uns davon endlich die Mobilisierung von Einsparpotentialen. Wir versprechen uns davon auch die Mobilisierung von zusätzlichen Chancen für den Mittelstand, auch im ländlichen Raum für die Landwirtschaft. Wir versprechen uns davon auch Chancen für die Mobilisierung dezentraler Energie-, Kraft- und Wärmeerzeugung. Das alles wird auf dem Tisch dieses Hauses liegen. Das ist der Weg ins 21. Jahrhundert. Den müssen wir gehen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Joseph Fischer (Frankfurt)

    Auch die Verkehrspolitik wird einen zentralen Stellenwert haben. Wir werden ja immer als Technikfeinde bezeichnet. Ich gebe ja zu: Im Verhältnis zum Bundeskanzler bin ich ein echter Technikfeind, zum Beispiel wenn ich nachts durchs Internet surfe. Ich bin Technikfeind bei der Arbeit - im Gegensatz zu Ihnen. - Das ist ja ein wirklich schönes Thema auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Nur, glauben Sie, daß Sie das verkörpern können?

    (Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl: Aber Sie! Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    - Nein. Sie sind Geschichte - im guten und im schlechten Sinne. Das wollten Sie immer werden; das haben Sie erreicht.

    (Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl: Also wunderbar!)

    Aber Zukunft werden Sie nicht mehr sein.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Das ist, wenn Sie so wollen, drei Zentner Fleisch gewordene Vergangenheit. Das ist ja das große Problem der CDU: Sie denkt doch Tag und Nacht nur über eines nach: Wie können wir den Wechsel im Kanzleramt herbeiführen, ohne daß wir die Macht verlieren? Ihnen ist das bisher noch nicht eingefallen; deswegen sind Sie noch da. Das ist der entscheidende Punkt, meine Damen und Herren.
    Schauen Sie sich doch einmal die Verkehrspolitik an. Jetzt kommen Sie mit dem Transrapid. Ich bin kein Gegner der Magnettechnik.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.: Oh!)

    - Nein. Wollen Sie das Argument hören? - Dann hören Sie zu!
    Wir befinden uns doch in einer verkehrspolitischen Umbruchsituation. Wir werden in diesem Deutschland, in der Mitte Europas gelegen, riesige Transitprobleme bekommen - von den Quellverkehren ganz zu schweigen. Nachts ist ein endloser Güterzug auf den Bundesautobahnen unterwegs.
    Der entscheidende Punkt ist: Ich verstehe nicht, warum wir jetzt zusätzlich auf eine Technik setzen, die sehr viel teurer als die bewährte Rad-SchieneTechnik ist, ohne daß die technischen und verkehrspolitischen Vorteile der Magnetschwebebahn nur annähernd dieses Risiko rechtfertigen würden. Ich argumentiere nicht technisch gegen die Magnetschwebebahn, sondern ich argumentiere verkehrspolitisch, und ich argumentiere finanzpolitisch dagegen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Jetzt brauchen wir in der Tat verstärkte Anstrengungen, um alle Möglichkeiten zu nutzen, damit in der Tat so etwas wie eine zweite Eisenbahnrevolution im Nah- und im Fernbereich gelingt.
    Da hat Europa zum Beispiel gegenüber Amerika einen riesigen Standortvorteil. Die Infrastrukturentscheidungen in der Energiepolitik und in der Verkehrspolitik werden auf die Arbeitsplätze von morgen und übermorgen und auch auf die Exportchancen entscheidende Auswirkungen haben.

    (Beifall bei der PDS)

    Deswegen bin ich der Meinung, wir sollten dieses Geld lieber in den Ausbau der Rad-Schiene-Verkehrswege einsetzen. Wir sollten bei Energiesteuern nicht von Steuersenkungen reden, sondern wir sollten von Steuererhöhungen reden, weil höhere Energiesteuern dazu führen, daß wir die Investitionen im öffentlichen Personennahverkehr und -fernverkehr steigern können. Gleichzeitig produzieren wir dadurch Chancen für neue Techniken auch und gerade im Automobilbau, in der Automobilindustrie. Das ist Zukunftsgestaltung des 21. Jahrhunderts.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Lassen Sie mich noch zwei Punkte ansprechen. Punkt eins: Sie reden immer über Modernisierungen. Sie reden aber nie über die Modernisierung zu sozial gerechten Bedingungen. Das werden Sie mit uns nicht bekommen.
    Wenn Sie über Flexibilisierung reden - es mag sein, daß Flexibilisierung notwendig ist -, werden wir gleichzeitig über mehr Arbeitszeitsouveränität der abhängig Beschäftigten reden und darüber Vereinbarungen treffen müssen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Sie haben Herrn Zwickel nur in einem Punkt zitiert. Ich würde mir wünschen, diese Bundesregierung hätte nur 10 Prozent der Modernität der IG Metall.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Meine Damen und Herren, wo gibt es das in einem anderen Land, daß an der Spitze der technischen und ökonomischen, aber auch der sozialen Modernisierungsdiskussion der Vorsitzende der größten Einzelgewerkschaft steht? Das zeigt doch, wie wenig zukunftsfähig diese Regierung tatsächlich ist.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Ich kann nur sagen: Ich möchte der IG Metall zu dieser Initiative nachdrücklich gratulieren. Wir haben schon bei Betriebsvereinbarungen bei Opel, bei VW, bei BMW, bei der Deutschen Pirelli Erfahrungen gemacht. Das alles sind Schritte nach vorne. Wenn Sie das politisch umsetzen würden, wenn Sie nicht immer nur die Frage stellten, was es nützt und wie wir bessere Profitmöglichkeiten bekommen, sondern auch die soziale Dimension berücksichtigten, wenn Sie also beides zusammenfügen würden, dann würden Sie unsere Unterstützung haben. Wenn Sie allerdings diese Gelegenheit nutzen wollen, um in der Frage der sozialen Gerechtigkeit weiter von unten

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    nach oben zu verlagern, werden Sie unseren entschiedenen Widerstand bekommen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD — Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nichts Konkretes gesagt!)

    Meine Damen und Herren, nun lassen Sie mich zum Schluß noch eine Frage ansprechen. Selten wird soviel geheuchelt wie bei dem Thema Europa. Herr Bundeskanzler, sozusagen die geringste Differenz zwischen uns in der Politik gibt es in der Europapolitik. Ich zitiere Sie immer vorbehaltlos zustimmend, wenn Sie sagen: Die Frage der europäischen Einigung ist nicht zuerst eine Frage der Wirtschaft, sondern eine Frage von Krieg und Frieden in Europa im 21. Jahrhundert. Ich stimme nachdrücklich auch François Mitterrand zu, der die Hauptgefahr im Nationalismus ausmachte und in seiner letzten Rede vor dem Europäischen Parlament sagte: Nationalismus, das ist der Krieg in Europa.
    Aber Sie werden die Währungsunion nicht so hinbekommen wie die deutsch-deutsche Währungsunion. Da hatten Sie 17 Millionen Menschen, die die Währungsunion wollten.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Das ist etwas völlig anderes! Fachlich etwas völlig anderes! Sie haben nichts verstanden! Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das ist doch dummes Zeug!)

    - Jetzt muß ich gleich wieder schreien, um mich durchsetzen zu können. Ich will ruhig argumentieren.
    Ich sage Ihnen nochmals: Ich bin nachdrücklich der Meinung, daß es zum europäischen Einigungsprozeß inklusive Währungsunion und politischer Union keine Alternative außer einer furchtbaren gibt. Aber wir müssen doch zur Kenntnis nehmen: Wenn es zu einer Währungsunion kommt, dann müssen die ökonomischen Daten stimmen. Was wir auch brauchen, das ist eine Debatte darüber hier in Deutschland und in anderen europäischen Ländern. Weil es nur dann, wenn die Menschen überzeugt sind, nicht zu einer Flucht von Sparern und Anlegern etwa in den Schweizer Franken kommen wird - Sie werden doch der erste sein, der eine Vollbremsung macht, wenn dies passiert -, brauchen wir eine ehrliche Debatte darüber. Ehrlich heißt, daß die Fakten auf den Tisch müssen und daß diejenigen, die die Fakten auf den Tisch legen, nicht gleich wieder als diejenigen denunziert werden können, die Europa nicht wollen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Allerdings bin ich der Meinung: Man sollte auch mit Begrifflichkeiten vorsichtig sein. Vor einem nationalen Thema scheue ich mich. Ich finde, das ist ein falscher Begriff. Den sollte man in diesem Zusammenhang nicht verwenden. Das will ich einmal klipp und klar sagen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Deswegen müssen Sie, Herr Bundeskanzler, hier sagen, wie es gehen soll, und zwar nicht mehr nur in der Zielbeschreibung. Vielmehr muß der Weg von der Regierung definiert werden. Wird es gehen? Ist eine Währungsunion mit Frankreich aus gegenwärtiger Sicht denkbar? Ist sie ohne Frankreich denkbar? Ich halte es für absurd, eine Währungsunion ohne Frankreich auch nur anzudenken. Wie geht das zusammen: Vertiefung über die Währungsunion und gleichzeitig Ihre Zusage an Polen, im Jahre 2000 unmittelbar vor dem Eintritt in die EU zu stehen oder bereits Mitglied zu sein? Das alles sind Fragen, Herr Bundeskanzler, die endlich hier von Ihnen konkret beantwortet werden müssen. Denn die Alternative wird nicht sein, daß die Linke Ihnen die größten Schwierigkeiten macht. Hier auf den vielen leeren Plätzen, die Sie sehen,

    (Der Redner zeigt auf die Reihen von CDU/ CSU und F.D.P.)

    werden die Anhänger der Esperantogeld-Agitation sitzen. Das wissen Sie so gut wie ich. Deswegen verlange ich von Ihnen, ohne Wenn und Aber ja zu einem demokratischen europäischen Einigungsprozeß zu sagen. Aber wir verlangen genauso von Ihnen, daß Sie heute hierher kommen und diesen Weg endlich konkret definieren und sich nicht mehr ins Wolkige flüchten. Sonst wird es nämlich mit dem Weg in ein gemeinsames Europa im 21. Jahrhundert nichts werden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege Graf Lambsdorff.

(Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Wo ist Scharping?)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Fischer, wer die deutsch-deutsche Währungsunion mit der Europäischen Währungsunion gleichsetzt, hat Inhalt, Charakter, Ziel und Technik der Europäischen Währungsunion nicht verstanden.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Es ist neuerdings Mode geworden, sich auf Körpersprache zu berufen. Als Sie vorhin gemeint haben, ich würde jetzt schweigen, hat der Finanzminister zurückgeblickt, und ich konnte von seinem Gesicht ablesen: Schön wäre es ja.

    (Heiterkeit bei der F.D.P. und der CDU/ CSU)

    Es wird nicht so sein, zu wessen Freude oder zu wessen Enttäuschung auch immer.
    Sie haben über die Energiepolitik gesprochen, über die leitungsgebundenen Energien, Konzessionsverträge usw. Seien Sie unbesorgt, diese Themen kommen hier in dieses Parlament. Nur eines müssen Sie wohl vernünftigerweise zugestehen: daß man erst einmal darauf wartet, wie die europäische Energierichtlinie aussehen wird. Am 14. Dezember ist die

    Dr. Otto Graf Lambsdorff
    entscheidende Sitzung. Dann haben wir unseren Handlungsspielraum, dann wird das weitergehen, und dann werden wir sehen, wie Ihre Vorschläge aussehen.
    Meine Damen und Herren, der Hauptgrund meiner Kurzintervention ist Ihre Kritik an der Arbeitsmarktpolitik. Herr Fischer, das Ihnen nahestehende Öko-Institut - ich zitiere auch noch andere Quellen - sagt, man solle dem Abzug der Grundstoffindustrie ins Ausland nicht nachweinen. Wenn wir uns so verhalten, dann bedeutet das den Verlust von mindestens 100 000 Arbeitsplätzen. Die Tatsache, wie Frau Höhn in Nordrhein-Westfalen mit Garzweiler umgeht, und die Umsetzung ihrer Ankündigung beim Bayerwerk „Wir werden dafür sorgen, daß die Chemieindustrie, vor allen Dingen die Chlorchemie, sich durch Steuern nicht mehr rechnet" bedeuten wiederum den Verlust von 100 000 Arbeitsplätzen. Ihre Arbeitsmarktpolitik besteht darin, daß Sie Arbeitsplätze vernichten. Und dann stellen Sie sich hierhin und kritisieren die Bundesregierung dafür, daß wir zugegebenermaßen auf diesem Gebiet nicht soweit gekommen sind, wie wir es eigentlich wollten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Dazu fällt einem kaum noch ein eigenes Urteil ein; man kann sich nur noch auf einen Propheten berufen. Bei Jesaja heißt es: Seht, ihr seid nichts, und euer Tun ist nichts; ein Greuel, wer euch erwählt.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)