Rede von
Rolf
Köhne
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(PDS)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)
Ich beziehe mich auf die Antwort vom Kollegen Breuer, der meinte, ich hätte über die Bundeswehr keine Kenntnis.
Ich habe 1972/73 im Feldjägerbataillon 720 gedient. In der Ausbildungskompanie dieses Bataillons wurde der Schlachtruf „Knüppel frei" offiziell und mit Wissen des Bataillonskommandeurs beim täglichen Antreten benutzt. Dies war ein bewußtes, gezieltes Mittel der Menschenführung, ebenso wie das gepflegte Liedgut und andere erzieherische Elemente.
Meine Frage zielte darauf zu problematisieren, in welche Richtung junge Menschen wohl geführt werden sollen, wenn sie gezwungen werden, täglich mehrmals beim Antreten den Schlachtruf „Knüppel frei" zu rufen. Eine solche, sehr zweifelhafte Art von Menschenführung, für die es auch noch diverse andere Belege gibt, ist mindestens bis Mitte der 70er Jahre in der Feldjägertruppe, die sich immer als militärische Elite gesehen hat, betrieben worden. Das ist keine Besonderheit des Feldjägerbataillons 720.
An der Feldjägerschule in Sonthofen, die jeder Feldjäger durchlaufen mußte, herrschte ein ähnlicher Geist. Dort galten bereits Jusos als subversive Elemente.
So Hauptmann Klee im Unterricht.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Diese Kritik trifft nur einen Teil der Bundeswehr. Sie trifft nicht alle Soldaten, und ich hoffe, sie trifft nur für vergangene Zeiten zu. Ich habe in der Bundeswehr auch viele Menschen mit zutiefst demokratischer Gesinnung getroffen. Ich bin heute noch froh und den
Rolf Köhne
Offizieren des Panzerbataillons, die seinerzeit mit uns am Truppenübungsplatz Ehra-Lessien waren, dankbar dafür, daß sie gegen das Absingen des Horst-Wessel-Liedes durch Teile unseres Bataillons, durch fast alle Offiziere, u. a. auch durch den Kommandierenden dieses Panzerbataillons, eingeschritten sind, und daß sie dadurch verhindert haben, daß es in diesem Bataillon zu einer Schlägerei zwischen den Faschisten und den Demokraten gekommen ist. Auch das gehört zu 40jähriger Geschichte der Bundeswehr und muß hier und heute einmal gesagt werden.