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    Plenarprotokoll 13/61 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 61. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. Oktober 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5073 A Absetzung von Tagesordnungspunkten 5073 D Absetzung des Zusatztagesordnungspunktes 10 . . . . . . . . . . . . . . 5198 D Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Fünf Jahre deutsche Einheit b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Materialien zur Deutschen Einheit und zum Aufbau in den neuen Bundesländern (Drucksache 13/2280) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Aufbau Ost - Die zweite Hälfte des Weges - Stand und Perspektiven - Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung in den neuen Ländern (Drucksache 13/2489) d) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Christa Luft, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur teilweisen Erstattung des bei der Währungsunion 1990 2 : 1 reduzierten Betrages vorerst für ältere Bürgerinnen und Bürger sowie Alleinerziehende (Drucksache 13/1737) e) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung des Schutzes der Nutzer und zur weiteren Erleichterung von Investitionen in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Nutzerschutzgesetz) (Drucksache 13/2022) f) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung des besonderen Kündigungsschutzes in den neuen Bundesländern (Drucksache 18/2444) g) Antrag des Abgeordneten Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Entwurf eines Verfahrensgesetzes zu Artikel 44 des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands - Einigungsvertrag - vom 31. August 1990 - (Drucksache 13/1080) h) Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Rolf Kutzmutz, Dr. Christa Luft, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Bestandsaufnahme des Vermögens der DDR (Drucksache 13/1834) i) Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Hans-Joachim Hacker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verbesserungen bei der Rehabilitierung von SED-Unrecht über die Verlängerung von Antragsfristen hinaus (Drucksache 13/2445) j) Antrag der Abgeordneten Doris Odendahl, Dr. Ulrich Böhme (Unna), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Novellierung des Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (Drucksache 13/2367) k) Bericht des Rechtsausschusses gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Klaus-Jürgen Warnick und der weiteren Abgeordneten der PDS: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet (Drucksachen 13/613, 13/ 2578) 1) Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Rolf Kutzmutz und der weiteren Abgeordneten der PDS: Zusage der deutschen Kreditwirtschaft „zusätzlich eine Milliarde DM in den Privatisierungsprozeß von sanierungsfähigen Unternehmen der Treuhandanstalt im eigenen Risiko einzubringen" vom Februar 1993 (Drucksachen 13/589, 13/1568) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Manfred Müller (Berlin) und der Gruppe der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Gleichstellung der Beschäftigten des Bundes mit den Beschäftigten des Landes im Land Berlin (Drucksache 13/1383) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Werner Schulz (Berlin), Steffi Lemke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Jährliche Vorlage eines „Berichtes zur Entwicklung der deutschen Einheit" durch die Bundesregierung (Drucksache 13/2572) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Ernst Bahr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Jahresbericht zum Stand der deutschen Einheit (Drucksache 13/2586) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Dr. Christine Lucyga, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Altschulden ostdeutscher Gemeinden auf gesellschaftliche Einrichtungen (Drucksache 13/2587) Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5075C Rudolf Scharping SPD 5079 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5085 A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5089 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5093 B Dr. Gregor Gysi PDS 5096D, 5124 D Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5098 B Armin Laschet CDU/CSU . . . . . 5099 B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . 5099 C Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . 5100B, 5112 C Wolfgang Thierse SPD . . . . . 5103A, 5112B, D Dr. Theodor Waigel CDU/CSU . . . . 5103C, D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5104 B Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5107B Dr. Angela Merkel CDU/CSU 5110A Iris Gleicke SPD . . . . . . . . . 5112 D Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . 5114 A Ingrid Matthäus-Maier SPD 5114 B Jürgen Türk F.D.P 5114 D Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5115 C Hans-Joachim Hacker SPD 5117 D Dr. Christa Luft PDS 5119 C Gerhard Schulz (Leipzig) CDU/CSU . 5121A Rolf Schwanitz SPD . . .. . . . . 5122B, 5125 A Tagesordnungspunkt 4: Große Anfrage der Abgeordneten Rudolf Dreßler, Gerd Andres, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Entwicklung und Stand der Arbeitszeitflexibilisierung in Deutschland (Drucksachen 13/1334, 13/2581) Rudolf Dreßler SPD 5125D, 5131A Dr. Gisela Babel F.D.P 5127D Andreas Storm CDU/CSU 5129 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5130B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5131 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5132B Katrin Fuchs (Verl) SPD zur GO . 5134A, 5135D Clemens Schwalbe CDU/CSU zur GO . . 5134B Dr. Gisela Babel F.D.P 5134 C Manfred Müller (Berlin) PDS 5136A Horst Günther, Parl. Staatssekretär BMA 5137 C Rolf Köhne PDS 5138A, 5139C, 5142D Doris Barnett SPD . . . . . . . . . . 5139 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . 5141B Johannes Singhammer CDU/CSU . . 5141 D Peter Dreßen SPD 5142 B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5143A, 5147A Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 5143 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU 5144 D Otto Schily SPD 5145 D Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . 5146B Tagesordnungspunkt 19: Überweisungen im vereinfachten Verfahren b) Antrag der Abgeordneten Rolf Kutzmutz, Dr. Christa Luft und der Gruppe der PDS: Flexiblere Gestaltung der Förderprogramme (Drucksache 13/1798) c) Antrag der Abgeordneten Gert Weisskirchen (Wiesloch), Brigitte Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verhandlung vor dem Internationalen Gerichtshof zur Frage der völkerrechtlichen Legalität des Einsatzes oder der Androhung des Einsatzes von Atomwaffen (Drucksache 13/1879) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren Antrag der Abgeordneten Gerhard Jüttemann, Rolf Kutzmutz, Eva Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Änderung des Bundesberggesetzes (Drucksache 13/2497) 5148 C Tagesordnungspunkt 20: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 2. April 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Belarus über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/2047, 13/2448) b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 20. April 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Lettland über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/2046, 13/2449) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. September 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jamaika über die gegenseitige Förderung und den Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/ 2045, 13/2450) d) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 15. März 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Litauen über die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen oder schweren Unglücksfällen (Drucksachen 13/1665, 13/2517) f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung zu dem Vorschlag für eine Verordnung (EG) des Rates über ein Gemeinschaftsprogramm zur finanziellen Unterstützung der Förderung europäischer Energietechnologien 1995-1998 („THERMIE II") zu dem Geänderten Vorschlag für eine Verordnung (EG) des Rates über ein Gemeinschaftsprogramm zur finanziellen Unterstützung der Förderung europäischer Energietechnologien 1995 bis 1998 („THERMIE II") (Drucksachen 13/269 Nr. 2.3, 13/1096 Nr. 2.4, 13/1962) g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Heinrich Graf von Einsiedel, Dr. Willibald Jacob, Andrea Lederer und der weiteren Abgeordneten der PDS: Verbot der Rüstungsexporte und Konversion der Rüstungsindustrie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der EG-Harmonisierung des Exportkontrollrechts für Güter und Technologien mit doppeltem Verwendungszweck (Dual-use-Waren) (Drucksachen 13/584, 12/8368, 13/725 Nr. 92, 13/2545) h) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: MwSt - geänderter Richtlinienvorschlag betr. Personenbeförderung (Drucksachen 13/1234 Nr. 1.2, 13/2403) i) bis n) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 63 bis 68 zu Petitionen (Drucksachen 13/ 2465, 13/2466, 13/2467, 13/2468, 13/ 2469, 13/2470) 5148D Zusatztagesordnungspunkt 6: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Jahresversammlung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington unter Berücksichtigung der konjunkturellen Entwicklung und ihrer einnahme- und ausgabemäßigen Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 5151B, 5174D Karl Diller SPD 5155B, 5157B Wilfried Seibel CDU/CSU 5156 D Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 5157B Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5158D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 5160A Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . . 5160B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 5162B Jochen Feilcke CDU/CSU . . . . . . 5163 C Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . 5164 C Dr. Ingomar Hauchler SPD . . . . 5165C, 5176C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . . 5167 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5168C Ingrid Matthäus-Maier SPD 5168 D Dankward Buwitt CDU/CSU 5170A Jörg-Otto Spiller SPD 5171D Peter Harald Rauen CDU/CSU . . . . . 5172 C Dr. Konstanze Wegner SPD 5173 D Jörg-Otto Spiller SPD 5176A Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Feststellung des Bedarfs von Magnetschwebebahnen (Magnetschwebebahnbedarfsgesetz) (Drucksache 13/2345) b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Allgemeinen Magnetschwebebahngesetzes (Drucksache 13/2346) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann, Dr. Winfried Wolf und der Gruppe der PDS: Prüfung von Alternativen zur Magnetschwebebahn (Drucksache 13/2570) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Rainder Steenblock, Albert Schmidt (Hitzhofen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Stopp der Vorbereitungsmaßnahmen für den Transrapid und Planung einer ICE-Verbindung Hamburg-Berlin (Drucksache 13/2573) Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . 5177D Elke Ferner SPD 5179B Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/ CSU 5180A, 5184B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ' 5181D Horst Friedrich F.D.P. 5182D Dr. Klaus Röhl F.D.P 5185A, 5187C Eckart Kuhlwein SPD 5186 D Dr. Herwig Eberhard Haase, Senator (Berlin) 5187 D Dr. Winfried Wolf PDS 5189D Werner Kuhn CDU/CSU 5191B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5191D Dr. Barbara Höll PDS 5192 D Klaus Hasenfratz SPD 5193 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU 5194D, 5195 B Elke Ferner SPD 5195A, 5196C Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 5195D, 5198C Ernst Schwanhold SPD . . . . . . . . 5197 D Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch . . . 5191A Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Klaus Lennartz, Friedhelm Julius Beucher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kindergesundheit und Umweltbelastungen (Drucksache 13/1968) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Vera Lengsfeld, Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Notwendigkeit von ökologischen Kinderrechten; Gefährdung von Kindern durch Umweltgifte (Drucksache 13/2574) Klaus Lennartz SPD 5199B Editha Limbach CDU/CSU . . . . . . 5200 C Vera Lengsfeld BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5202 D Birgit Homburger F.D.P. . . . . . 5204 A, 5208D Dr. Ruth Fuchs PDS 5205 D Friedhelm Julius Beucher SPD 5207 A Editha Limbach CDU/CSU 5207 C Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin BMG 5209 B Dr. Wolfgang Wodarg SPD 5211 C Tagesordnungspunkt 7: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Handlungsrahmen der Bundesregierung für eine Initiative zum kosten- und flächensparenden Bauen (Drucksache 13/ 2247) Joachim Günther, Parl. Staatssekretär BMBau 5213B Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . 5214 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5215D, 5216A Margarete Späte CDU/CSU 5217 B Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5218D, 5220A Herbert Frankenhauser CDU/CSU . . . 5219D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5220A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5221 B Josef Hollerith CDU/CSU 5222 B Angelika Mertens SPD 5223 B Gert Willner CDU/CSU 5224 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Gert Weisskirchen (Wiesloch), Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten und weiteren Abgeordneten: Humanitäre Geste für die Opfer des NS-Unrechts in den baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland (Drucksache 13/1294) Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/ CSU 5226A, 5231B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . 5227 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5228 B Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. . . . 5229A Ulla Jelpke PDS 5229 D Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . 5230 B Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5231C Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — §§ 177 bis 179 StGB (Drucksache 13/2463) 5231D Tagesordnungspunkt 10: Bericht des Rechtsausschusses gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dem vom Bundesrat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zum Schutz der Mieter von Geschäftsraum in den Ländern Berlin und Brandenburg (Drucksachen 13/206, 13/2529) Horst Eylmann CDU/CSU 5232 A Hans-Joachim Hacker SPD 5233 B Norbert Geis CDU/CSU 5234 C Jochen Feilcke CDU/CSU 5235 A Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5235C Heinz Lanfermann F.D.P 5236C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5237 D Joachim Gres CDU/CSU 5238 B Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5239B Hans-Joachim Hacker SPD 5239 C Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in kriminalpolizeilichen Angelegenheiten (Bundeskriminalamtgesetz) (Drucksache 13/1550) . . 5240A Tagesordnungspunkt 12: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dem von den Abgeordneten der PDS eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur grundlegenden Korrektur des Renten-Überleitungsgesetzes (RentenüberleitungsKorrekturgesetz) (Drucksachen 13/216, 13/2549) Ulrike Mascher SPD 5240 B Petra Bläss PDS 5241 B Volker Kauder CDU/CSU . 5242 C, 5244 D, 5246 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . 5244 C Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5245 B Dr. Gregor Gysi PDS 5246 B Uwe Lühr F.D.P 5247 B Tagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Hans Büttner (Ingolstadt), Gerd Andres und weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD: Umbenennung der GeneraloberstDietl-Kaserne in Füssen und der General-Kübler-Kaserne in Mittenwald (Drucksache 13/1628) Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . 5248B, 5259A Benno Zierer CDU/CSU 5250 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5251 B Dr. Gregor Gysi PDS 5251D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 5252 B Gerhard Zwerenz PDS 5253 C Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5254 C Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5256A Walter Kolbow SPD 5256 B Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 5256 D Walter Kolbow SPD 5257 B Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozeßordnung und des Versammlungsgesetzes und zur Einführung einer Kronzeugenregelung bei terroristischen Straftaten (Zweites Kronzeugen-Verlängerungs-Gesetz) (Drucksache 13/2575) 5259 C Nächste Sitzung 5259 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5261* A Anlage 2 Entwicklung einer Friedensordnung für das ehemalige Jugoslawien unter Einbeziehung der Russischen Föderation MdlAnfr 19, 20 - Drs 13/2407 - Gernot Erler SPD SchrAntw StMin Helmut Schäfer AA . . 5261* C 61. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. Oktober 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    s) Die zu Protokoll gegebenen Reden werden als Anlage 4 zum Stenographischen Bericht über die 62. Sitzung abgedruckt. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Altmann (Pommelsbrunn), Elisabeth BÜNDNIS 12. 10. 95 90/DIE GRÜNEN Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 10. 95 Beer, Angelika BÜNDNIS 12. 10. 95 90/DIE GRÜNEN Eymer, Anke CDU/CSU 12. 10. 95 Fograscher, Gabriele SPD 12. 10. 95 * * Graf (Friesoythe), Günter SPD 12. 10. 95 Grasedieck, Dieter Heym, Stefan SPD 12. 10. 95 Heyne, Kristin PDS 12. 10. 95 Hörsken, Heinz-Adolf Dr. Jacob, Willibald Kemper, Hans-Peter Lummer, Heinrich BÜNDNIS 12. 10. 95 Dr. Maleuda, Günther Pfeiffer, Angelika Pützhofen, Dieter 90/DIE Dr. Reinartz, Bertold Rübenkönig, Gerhard Schlauch, Rezzo GRÜNEN Schloten, Dieter Schmidt (Aachen), Ulla Schönberger, Ursula CDU/CSU 12. 10. 95 Schoppe, Waltraud PDS 12. 10. 95 Dr. Schubert, Mathias Schumann, Ilse SPD 12. 10. 95 Dr. Stadtler, Max Steen, Antje-Marie Terborg, Margitta Teuchner, Jella CDU/CSU 12. 10. 95 Vogt (Duren), Wolfgang Vosen, Josef PDS 12. 10. 95 Dr. Wieczorek, Norbert CDU/CSU 12. 10. 95 CDU/CSU 12. 10. 95 CDU/CSU 12. 10. 95 SPD 12. 10. 95 BÜNDNIS 12. 10. 95 90/DIE GRÜNEN SPD 12. 10. 95 * SPD 12. 10.95 BÜNDNIS 12. 10. 95 90/DIE GRÜNEN BÜNDNIS 12. 10. 95 90/DIE GRÜNEN SPD 12. 10. 95 SPD 12. 10. 95 F.D.P. 12. 10. 95 * * SPD 12. 10. 95 SPD 12. 10. 95 SPD 12. 10. 95 CDU/CSU 12. 10. 95 SPD 12. 10. 95 SPD 12. 10.95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Fragen des Abgeordneten Gernot Erler (SPD) (Drucksache 13/2407 Fragen 19 und 20): Welche Vorstellungen und Konzepte hat die Bundesregierung für eine künftige Friedensordnung im ehemaligen Jugoslawien entwickelt, und wie wird sie diese in die internationalen Bemühungen um eine Friedenslösung auf dem Balkan einbringen? Welche Rolle sollte nach den Vorstellungen der Bundesregierung die Russische Föderation bei einer Friedenslösung für das ehemalige Jugoslawien spielen, und auf welche Weise wird die Bundesregierung eine Einbeziehung Moskaus sicherzustellen versuchen? Zu Frage 19: Mit ihren Vorstellungen hat die Bundesregierung wesentliche konzeptionelle Anstöße für eine künftige Friedensordnung im ehemaligen Jugoslawien gegeben. Mit der Kinkel/Juppé-Initiative hat sie die Grundlagen für den europäischen Aktionsplan gelegt. Der im Juli 1994 in Genf formulierte Kontaktgruppenplan, der die wesentlichen Parameter einer Friedenslösung festlegt, wurde von der Bundesregierung maßgeblich mit formuliert. Die bosniakisch-kroatische Föderation wurde von Beginn an durch die Bundesregierung engagiert gefördert. Die „Petersberger Vereinbarung" vom 10. März 1995 ist das Ergebnis einer deutschen Initiative. Darüber hinaus gestaltet die Bundesregierung die europäischen Initiativen gemeinsam mit ihren Partnern in der EU. Wesentliche konzeptionelle Elemente der EU-Administration Mostar gehen auf Anregungen der Bundesregierung zurück. Die Bundesregierung wird in ihren Anstrengungen nicht nachlassen. Am 26. September fand in New York ein Treffen der internationalen Kontaktgruppe mit den Außenministern Bosnien-Herzegowinas, Kroatiens und der BRJ (Serbien/Montenegro) statt. Am 28. September fand in New York auf Außenministerebene ein Treffen der internationalen Kontaktgruppe mit der Kontaktgruppe der Organisation für Islamische Staaten (OIC) statt. Dieses Treffen unter deutschem Vorsitz geht auf eine Initiative von Außenminister Kinkel zurück. Zu Frage 20: Die Bundesregierung hält die Zusammenarbeit in der internationalen Kontaktgruppe für eine beispielhafte Möglichkeit, die Russische Föderation in den internationalen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozeß einzubeziehen. Die Bundesregierung hat Verständnis für den Wunsch der Russischen Föderation, auch bei einer Friedenslösung für das ehemalige Jugoslawien einbezogen zu werden. Am 26. September fand eine Kontaktgruppensitzung in New York mit den Außenministern Kroatiens, Bosnien-Herzegowinas und der BRJ (Serbien/ Montenegro) statt, und am 28. September folgte auf Außenministerebene eine Begegnung der internationalen KG mit der Kontaktgruppe der Organisation Islamischer Staaten. Die Russische Föderation ist in diesen Verhandlungsprozeß voll einbezogen. Die Bundesregierung legt größten Wert darauf, daß dieses erfolgreiche Verfahren auch bei den weiteren Bemühungen um eine internationale Verhandlungslösung fortgesetzt wird.
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    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auch diejenigen, die im Moment den Saal verlassen, sind an einer funktionierenden wirtschaftlichen Entwicklung der ganzen Welt sicherlich genauso interessiert wie an der Flexibilisierung der Arbeitszeit und der Arbeitswelt in der Bundesrepublik Deutschland, denn beides gehört selbstverständlich zusammen.
    Gestern früh bin ich von der traditionellen Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank sowie von den Gesprächen im Rahmen der G 7 zurückgekehrt. Ich bedanke mich auch bei der Delegation des Deutschen Bundestages für die gute Zusammenarbeit und für die Unterstützung während dieser Tagung.
    Einmal mehr sind Deutschland und insbesondere die deutsche Finanzpolitik durch den Internationalen Währungsfonds und im Kreis der G 7 positiv bewertet worden. Deutschland verzeichnet beeindrukkende Fortschritte beim Abbau des Haushaltsdefizits.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)

    Die Konzeption der symmetrischen Finanzpolitik, Defizitreduktion und Steuersenkung bis zum Jahr 2000 zu verbinden, ist ausdrücklich begrüßt worden.
    Wie schon vor sechs Monaten bleibt auch die jüngste Weltwirtschaftsanalyse des Internationalen Währungsfonds bei ihrem positiven Gesamteindruck. Der
    weltweite Aufschwung setzt sich ungebrochen fort, zwar in einem etwas langsameren Tempo als zunächst angenommen; von einer Trendwende kann aber keine Rede sein.
    Deutschland liegt beim Wachstum an der Spitze der G 7 und bleibt damit ein Motor der Weltwirtschaft. Das gilt, auch wenn der IWF in Anbetracht der Ergebnisse des ersten Halbjahres die Zahlen für Deutschland leicht nach unten korrigiert hat. Wir können 1995 auch weiterhin mit 21/2 % Realwachstum rechnen, und 1996 bleibt das Wachstum in Deutschland auf einem dynamischen Pfad. Nach dem bislang kräftigen Wachstum von Export und Investitionen können wir auf Grund der Steuer- und Abgabenentlastungen in Höhe von etwa 27 Milliarden DM im nächsten Jahr mit einer deutlichen Zunahme des Verbrauchs rechnen.
    Auch die Entwicklung in den USA ist durchaus positiv. Heute kann mit einem „soft landing" der amerikanischen Konjunktur gerechnet werden. Für Japan hat der Währungsfonds seine Prognosen stärker revidieren müssen. Hier spiegeln sich insbesondere die Aufwertung des Yen und die Bankenkrise wider.
    Erfreulich ist das kräftige Wachstum in zahlreichen Entwicklungs- und Schwellenländern. Das hohe Wachstum in diesen Ländern ist inzwischen zu einem andauernden positiven Faktor der Weltwirtschaft geworden.
    Auch in den meisten Ländern Mittel- und Osteuropas - in 17 von 26 - zeigen sich positive Wachstumsraten. Meine Damen und Herren, ich halte es für einen beeindruckenden Erfolg erstens der Reformanstrengungen in diesen Ländern und zweitens der internationalen Kooperation durch IWF, Weltbank und andere Institutionen, wenn heute 17 von 26 Transformationsländern positives Wachstum aufweisen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Auch in Rußland - das haben die Diskussion mit den russischen Vertretern im G-7-Gespräch und beim Interimskomitee sowie meine bilateralen Gespräche mit dem stellvertretenden Ministerpräsident Tschubais und dem Finanzminister Yasin gezeigt - sind positive Zeichen zu sehen. Die Inflationsrate sinkt seit Jahresbeginn. Die Entwicklung des Sozialprodukts und des Haushaltsdefizits verläuft günstiger als erwartet.
    Gerade in Deutschland spüren wir die Handelsimpulse einer dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung in Polen, in Tschechien, in Slowenien, in Ungarn oder in den baltischen Staaten. In diesem Ergebnis zeigt sich der Erfolg von Marktwirtschaft und Demokratie ebenso wie der einer Politik der Liberalisierung der nationalen Volkswirtschaften und der Weltmärkte.
    Bei der Inflation ist die Lage weltweit so gut wie schon lange nicht mehr. Die Inflationsgefahren sind gering.
    National wie international bleibt die Arbeitslosigkeit eine Hauptsorge der Finanzpolitik. In Deutschland hat in den neuen Bundesländern ein deutliches Beschäftigungswachstum eingesetzt. Laut neuesten

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Untersuchungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft beträgt die Rate jetzt 3 % pro Jahr. Auch in den alten Bundesländern ist die Arbeitslosenquote nach internationalem Standard mit 6,5 % niedriger als in vielen anderen Ländern. Aber der Arbeitslosensockel ist zu hoch, das Tempo des Abbaus der Arbeitslosigkeit ist unzureichend. Ein international einheitliches Rezept gibt es nicht. Dazu sind die Ursachen der Arbeitslosigkeit und die Strukturelemente der Arbeitsmärkte zu unterschiedlich. Eine Strategie ist allerdings in jedem Fall und in jedem Land die richtige: Eine entschlossene Wachstumspolitik schafft die Arbeitsplätze von morgen.
    Wachstum braucht Investitionen. Nur das Ersparte kann investiert werden. Dafür müssen in jedem Land und weltweit die Voraussetzungen stimmen. Insbesondere in den Industrieländern, in denen die Ersparnisbildung noch zu wünschen übrigläßt, muß ein Kurswechsel stattfinden. In der jetzigen weltwirtschaftlichen Situation, bei weiterhin hohem Kapitalbedarf hat daher nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds und der G 7 die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte oberste Priorität. Daneben muß die Ersparnisbildung bei den Bürgern und der Wirtschaft gefördert werden. Diese Schlußfolgerung zieht auch die G-10-Studie „Sparen und Investieren", die wir im Kreis der Minister verabschiedet haben.
    Auch hier hat Deutschland seine Hausaufgaben mutig angepackt. Unter den G-7-Ländern weisen wir das niedrigste strukturelle Defizit aus. Traditionell haben wir eine im internationalen Vergleich hohe Sparquote. Im Zeichen der Einheit haben wir von Beginn an auf Konsolidierung, Einsparungen und Umschichtungen gesetzt. Schließlich haben wir mit der symmetrischen Finanzpolitik bis zum Jahr 2000 eine ehrgeizige, aber glaubwürdige Strategie vorgelegt, die auch das volkswirtschaftliche Sparen noch weiter voranbringt.
    Zentrale Themen in den Gesprächen der G 7, der G 10 und des Interimsausschusses waren die Krisenvermeidung und das Krisenmanagement in der Währungspolitik. Zur Krisenvermeidung wurde ein neues Dateninformationssystem des IWF beschlossen. Ziel ist es, die Übermittlungsgeschwindigkeit, die Genauigkeit und die Transparenz bei den relevanten Daten zu erhöhen. Natürlich kann es trotzdem auch weiterhin zu Währungskrisen kommen. Hier haben wir über ein Krisenfinanzierungsinstrument gesprochen. Dabei handelt es sich aber nicht um ein neues Finanzierungsinstrument, nicht um eine neue Fazilität, sondern um ein Verfahren zur beschleunigten IWF-Krisenhilfe. Grundsätzlich besteht darüber Einvernehmen; die technischen Details müssen noch geklärt werden.
    Die Notwendigkeit einer angemessenen Finanzausstattung des IWF steht für uns außer Frage. Wir sind grundsätzlich der Meinung, dies bis 1998 über eine Quotenaufstockung zu gewährleisten. Über das Volumen oder die Verteilung läßt sich aber heute leider noch nichts sagen. Sollten die Mittel des Fonds in einem Notfall einmal knapp werden, bleibt dem Fonds die Möglichkeit, die bestehenden Kreditlinien
    der „Allgemeinen Kreditvereinbarungen" in Anspruch zu nehmen. Hier haben wir uns auf eine Verdoppelung auf 34 Milliarden Sonderziehungsrechte unter Einbeziehung weiterer Länder verständigt.
    Mit diesen Ergebnissen hat das Treffen von Währungsfonds und Weltbank einmal mehr seine wichtige Koordinierungsaufgabe erfüllt. Die Märkte haben klare Signale der währungspolitischen Kooperation erhalten, und mit den Ratschlägen für die Finanz- und Wirtschaftspolitik können wir uns voll und ganz identifizieren.
    Meine Damen und Herren, ich bin gerade noch rechtzeitig von der Herbsttagung zurückgekehrt, um einige Dinge zur aktuellen Haushaltslage des Bundes und zu den finanzpolitischen Perspektiven richtigstellen zu können.

    (Karl Diller [SPD]: Das muß aber mehr sein als gestern im Ausschuß I )

    - Wissen Sie, lieber Herr Diller, Sie haben gestern gemeint, die große Nummer abziehen zu können. Sie haben im Vorfeld geglaubt, unterstellen zu können, man habe mich vor den Ausschuß zitieren müssen.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schlechter Stil war das!)

    Ich kann Ihnen nur eines sagen: Ich bin nach einigen anstrengenden Tagen und zwei Stunden Schlaf im Kabinett und in einer Reihe von Veranstaltungen gewesen und selbstverständlich mit größtem Vergnügen zu Ihnen in den Haushaltsausschuß gekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Karl Diller [SPD]: Er hat nichts gesagt! Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Es ist immer ein Vergnügen, zu uns zu kommen!)

    Ihre Hoffnung, daraus ein Theater mit Zitierung und Vorführung und ähnlichem mehr entfachen zu können, hat sich wieder einmal als eine typische SPD-Seifenblase entpuppt.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Nullnummer! Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Es war auch inhaltlich jämmerlich!)

    Herr Diller, Sie hätten überhaupt keinen Anlaß, etwas zu sagen, wenn ich bis zum 18. Oktober abwarten und erst danach zu der Steuerschätzung Stellung nehmen würde.
    Wir haben uns korrekt an das gehalten, was uns die Steuerschätzung im Mai dieses Jahres vorgegeben hat. Der Bund wie jedes Land ist daran gehalten, die Zahlen zeitnah einzusetzen. Es hätte gar keinen Anlaß der Kritik Ihrerseits gegeben. Sie werden diese Zeit auch noch abwarten müssen. Danach wird von dieser Koalition in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses das Notwendige vorgeschlagen und verabschiedet werden.

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Es paßt Ihnen nur nicht, daß wir auf Grund der bisherigen Erfahrung bis zum August selber in die Öffentlichkeit gegangen sind

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So ist es!)

    und uns schon jetzt vorgenommen haben, an eine entsprechende Antwort auf Steuermindereinnahmen, die wahrscheinlich entstehen werden, zu denken. Dieses Mehr an Transparenz auch noch zu kritisieren, verstehe ich nicht. Sie haben nur Pech gehabt. Sie haben gemeint, das würde eine Riesenpropaganda für Sie werden. Sie haben sich getäuscht. Es wurde etwas erschlagen vom Rücktritt von Verheugen. Insofern haben Sie natürlich Pech gehabt mit der Verbreitung von Negativdarstellungen.
    Sie haben, lieber Herr Diller, in den letzten Jahren nichts dagegen gehabt, wenn die Zahlen der Steuerschätzung positiv abwichen. Sie haben überhaupt keine Stellung dazu genommen, wenn wir jedes Jahr etwa 19 bis 20 Milliarden DM weniger Schulden gemacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Daß Sie jetzt eine Debatte haben wollen, wenn die neueste Steuerschätzung mit Mindereinnahmen rechnet, kann ich natürlich verstehen. Nur werden Sie daraus keine Aktion gegen die Regierung starten können. Ich gehe davon aus, daß Sie sich genauso wie die Koalition an einem noch strengeren Konsolidierungskurs beteiligen werden, um die Ziele zu erreichen, die wir uns für 1995 und 1996 bei der Eingrenzung der Kredite vorgenommen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Bisher habe ich von Ihnen allerdings nur gehört, daß Sie sich den notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen, die wir vorschlagen und die im nächsten Jahr durchgeführt werden sollen, verschließen. Wer sich aber der Konsolidierung verschließt und dann die Defizite beklagt, der handelt natürlich schon ein bißchen heuchlerisch und pharisäerisch. Den Vorwurf müssen Sie sich prophylaktisch im Hinblick auf Ihre nächste Rede jetzt schon gefallen lassen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Sie können die Rede ja noch umschreiben!)

    Meine Damen und Herren, Sie werden aber durch diese Debatte das, was OECD, IWF, Europäische Kommission und andere festgestellt haben, nicht aus der Welt hinausreden können. Selten hat Deutschland in der objektiven Einschätzung der großen internationalen Organisationen und ihrer Stäbe sowie in der Bewertung durch unsere Freunde und Partner in aller Welt so gut abgeschnitten wie in diesem Herbst.
    Trotz der im internationalen Maßstab einmaligen finanziellen Herausforderungen durch die Wiedervereinigung steht Deutschland bei der Stabilität und der Solidität der öffentlichen Finanzen an der Spitze der entwickelten Industrienationen.
    Bereits seit 1994 erfüllen wir neben Luxemburg die strengen Maastricht-Kriterien für die Haushaltsdisziplin. Die Preissteigerungen sind zuletzt auf den niedrigsten Stand seit Ende der 80er Jahre gesunken und betragen nur noch 1,7 Prozent. Die Zinsen für Investitionen liegen in Deutschland europaweit am niedrigsten. Niemand hätte vor fünf Jahren für möglich gehalten, daß wir im Jahre 1995 trotz aller Probleme, die vor uns stehen, so gut dastehen würden.
    Meine Damen und Herren, nach den aktuellen Einschätzungen müssen die Erwartungen für das nominale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für 1995 und für 1996 jeweils um rund einen Dreiviertelpunkt nach unten korrigiert werden. Das ist zum Teil die Folge der deutlich verbesserten Preisstabilität und zum anderen auch Resultat einer vorübergehenden realen Wachstumsverlangsamung, die allerdings nach Aussagen nahezu aller Experten wohl schon 1996 wieder von stärkerer Dynamik abgelöst wird.
    Was das konkret für die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden bedeutet, wird die Steuerschätzung am nächsten Mittwoch zeigen. Ich halte es jedoch für notwendig und fair, auf der Grundlage der aktuellen Einnahmenentwicklung die Öffentlichkeit frühzeitig darauf hinzuweisen, daß der Bund in diesem und im nächsten Jahr jeweils rund 10 Milliarden DM bei den Steuereinnahmen einbüßen wird. Für Länder und Gemeinden werden sich die Verluste in ähnlicher Größenordnung bewegen.
    Über Schätzabweichungen kann man hin und her diskutieren, aber ein mit großem Tamtam angekündigtes politisches Tribunal können Sie daraus nicht machen; denn auch Ihnen müßte bekannt sein, daß sowohl an der gesamtwirtschaftlichen Vorausschau als auch an der Steuerschätzung der gesamte ökonomische Sachverstand in unserem Land beteiligt ist. Forschungsinstitute, Sachverständigenrat, Bundesbank, Länder und Gemeinden, alle tun ihr Bestes, um die Zukunft so genau wie möglich vorauszusagen. Dabei kann der Punkt nicht genau getroffen werden, vor allen Dingen nicht bei einem solchen zeitlichen Abstand. Wenn man natürlich wie Sie Haushalte fast nie rechtzeitig verabschiedet, sondern fast immer ins nächste Jahr hineinkommt, dann wird der normale Haushalt jedesmal zum Nachtragshaushalt.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Insofern kann man sich dann auf aktuellere Steuerschätzungen verlassen, als wenn man - wie wir - die ganzen letzten 12 bis 13 Jahre, mit Ausnahme eines Jahres, den Haushalt jeweils rechtzeitig im Jahr zuvor verabschiedet.
    Die Gründe für die geringeren Einnahmeerwartungen liegen zum einen in der abgeschwächten Wachstumsentwicklung und zum anderen in steuerlichen Sonderfaktoren, die zum Teil sogar positiv zu bewerten sind. Vieles spricht dafür, daß vor allem eine Inanspruchnahme der steuerlichen Fördermaßnahmen für den Aufbau Ost, die höher war als erwartet - insbesondere Investitionszulagen und Sonderabschrei-

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    bungen -, zu den Mindereinnahmen erheblich beigetragen hat. Das ist ein Zeichen dafür, daß diese Maßnahmen wirken und der Aufholprozeß in den jungen Bundesländern kräftig vorankommt.
    Ein großer Teil der Einnahmeverluste beruht auch auf hohen Erstattungen bei der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer durch die Veranlagung des Rezessionsjahres 1993. Diese Erstattungen haben mit Steuerhinterziehung oder einer Begünstigung der Besteuerung von Selbständigen nichts zu tun. Es geht schlicht darum, daß zuviel gezahlte Steuer rechtmäßig zurücküberwiesen wird. In aller Regel werden diese Beträge in den Betrieben für neue Investitionen und neue Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.
    Wenn sich aber der Kollege Diller dazu versteigt zu behaupten, die Löcher seien durch Steuerhinterziehung und Übersubventionierung cleverer Hochverdiener gerissen worden, frage ich Sie, meine Damen und Herren: Warum wenden Sie sich dann nicht an die SPD-Finanzminister? Sie haben doch die Mehrheit im Bundesrat. Warum kommt denn nicht von dort mehr Aktivität, um das eventuell zu verhindern? Sie können doch uns damit nicht treffen. Die Steuerverwaltung liegt bei den Ländern. Deshalb kommt dieser Vorwurf wie ein Bumerang an Sie zurück. Sie wissen ganz genau, daß Ihnen der sachkundige Kollege Schleußer schon x-mal erklärt hat, daß Ihre Luftbuchungen nicht stimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Steuerausfälle in Höhe von jeweils 10 Milliarden DM in den beiden Jahren 1995 und 1996 bedeuten natürlich eine erhebliche Veränderung der bisherigen Planungsgrundlagen. Dennoch unser Konsolidierungskurs und unsere Konsolidierungsziele werden davon nicht grundsätzlich berührt. Nach heutiger Einschätzung wird es trotz der erheblichen Einnahmeverminderungen im Bundeshaushalt 1995 keine wesentliche Überschreitung der geplanten Neuverschuldung von rund 50 Milliarden DM geben. Den Mindereinnahmen stehen Entlastungen auf der Ausgabenseite und Verwaltungsmehreinnahmen gegenüber, die unter sonst gleichen Bedingungen zu einer erheblichen Defizitminderung geführt hätten.
    An wesentlichen Entlastungen sind zu nennen: geringere Zinsausgaben auf Grund der stabilitätsbedingten geringeren Kapitalmarktzinsen, geringerer Mittelabfluß im Bereich der Nachfolgeeinrichtungen der Treuhandanstalt, geringerer Zuschußbedarf für die Bundesanstalt für Arbeit und deutliche Verwaltungsmehreinnahmen in den Bereichen Gewährleistungen und Liegenschaften.
    Der Bundeshaushalt 1996 ist von den parlamentarischen Gremien noch nicht beschlossen. Ich kann und will dem Haushaltsausschuß nicht vorgreifen, der erst bei der Bereinigungssitzung am 26. Oktober seine Beschlüsse über die Haushaltsstruktur und die Haushaltseckwerte treffen wird. Eines aber ist schon heute klar: Wir wollen alle Mittel und Wege nutzen, um die erwarteten Steuerausfälle aufzufangen und die Kreditaufnahme so niedrig wie möglich zu halten. Deshalb müssen wir an der vollständigen Umsetzung der beschlossenen Entlastungsmaßnahmen im Bereich der Arbeitslosenhilfe festhalten und die BAföG-Strukturreform wie vereinbart verabschieden.
    Absehbare Minderausgaben im kommenden Haushaltsjahr, z. B. im Bereich der Zinsen und des Erblastentilgungsfonds, müssen vollständig zur Begrenzung der Nettokreditaufnahme verwandt werden. Schließlich wollen wir auch alle zur Verfügung stehenden Privatisierungspotentiale konsequent ausnutzen.
    Die im Vertrag von Maastricht niedergelegten Grenzen für die öffentliche Verschuldung und die jährliche Kreditaufnahme binden übrigens Bund, Länder und Kommunen gleichermaßen. Jede politische Verantwortungsebene hat deshalb ihren Beitrag zu leisten, damit Deutschland auch in den kommenden Jahren Spitzenreiter bei der Konsolidierung und der Stabilität bleibt.
    Trotz der jüngsten Prognosekorrekturen können wir mit Mut und Zuversicht in die Zukunft sehen. Die private Nachfrage wird als wichtigste Konjunktur- und Wachstumsstütze kräftig anziehen.
    Zur Stärkung des Wachstums müssen wir auch noch steuerpolitische Bremsklötze beseitigen. Deshalb erwarte ich nach den Signalen aus der SPD-Bundestagsfraktion und aus den SPD-regierten Ländern, daß es gelingt, jetzt die Unternehmensteuerreform zu verabschieden.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Das wäre gut!)

    Dabei werden wir uns auch über die Ergänzung des Steuersystems nach Umweltgesichtspunkten unterhalten.

    (Lachen des Abg. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    - Ihr Konzept, Herr Fischer, mit einem Benzinpreis in Höhe von 5 DM ist ein Konzept der Ungerechtigkeit, weil sich dann nur noch Reiche das Autofahren leisten können. Das wollen wir nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Natürlich! Nur noch Millionäre auf der Autobahn!)

    - Sie sind doch der größte Arbeitsplatzverhinderer der Bundesrepublik Deutschland, Herr Fischer.

    (Beifall bei der CDU/CSU Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Unser Konzept soll in den drei Lebensbereichen Verkehr, Wohnen und Arbeiten ansetzen. Wichtig ist: Unter dem Strich sollen die Bürger und Unternehmen nicht mehr belastet werden.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oko-Theo!)

    Daher wollen wir alle Maßnahmen in dem Bereich gegenfinanzieren, in dem sie wirksam sind.

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Die Förderung von Telearbeitsplätzen wollen wir zusammen mit der Unternehmensteuerreform realisieren. Zusätzlich prüfen wir, wie an Hand eines präzisen Katalogs umweltorientierte Investitionen direkt gefördert werden können. Bei der Förderung des selbstgenutzten Wohneigentums wollen wir energiesparende Investitionen fördern. Dazu prüfen wir auch die Präferierung von Niedrigenergiehäusern.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oh!)

    Im Bereich des Verkehrs haben wir bereits Ansätze einer schadstofforientierten Kfz-Steuer und eine Spreizung der Mineralölsteuer nach Umweltgesichtspunkten. Jetzt soll die Kfz-Steuer emissionsorientiert umgestellt werden; hier sollen dann auch Motorräder einbezogen werden. Die Verbreitung umweltfreundlicher Benzinsorten werden wir steuerlich weiter flankieren.
    Wenn wir in der Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik Wachstum und Beschäftigung in den Mittelpunkt stellen, werden wir das Vertrauen im In- und Ausland bewahren und die erreichten Fortschritte im wiedervereinigten Deutschland kräftigen und ausbauen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Karl Diller.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Diller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach diesen Ausführungen des Herrn Finanzministers verstehe ich, warum er den ganzen Vormittag hinter den Kulissen massiv versucht hat, die für morgen eigentlich vereinbarte Aktuelle Stunde zur Lage der Staatsfinanzen zu verhindern.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [PDS])

    Denn erneut hat er sich über die Deckungsmöglichkeiten und die wahren Risiken seines Haushalts gegenüber der Öffentlichkeit völlig ausgeschwiegen.

    (Beifall bei der SPD Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir diskutieren doch jetzt darüber!)

    Die Koalition kneift. Heute soll dieses Thema unter „ferner liefen" behandelt werden.

    (Günther Friedrich Nolting [ F.D.P.]: Sie haben doch die Möglichkeit, jetzt etwas dazu zu sagen!)

    Es ist ein mieses Stück, die wahre Finanzlage des Bundes zu vertuschen.
    Sehr geehrter Herr Waigel, es ist auch ein mieses Stück Ihres Hauses, zum gleichen Zeitpunkt, zu dem Sie die Bundestagsfraktion der CDU/CSU und in einem Hintergrundgespräch eine Auswahl von Journalisten über die Haushaltsrisiken des Jahres 1996 informieren, den Berichterstattern zum zuständigen Einzelplan jede Auskunft über die Haushaltsentwicklung des Jahres 1995 und die Risiken des Jahres 1996 zu verweigern. Dies ist einmalig.

    (Beifall bei der SPD Otto Schily [SPD]: Mißachtung des Parlaments! Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht aufregen!)

    Schieben wir einmal diese ganzen Schönbuchungen weg, dann stellen wir nüchtern fest: In diesem Jahr hat der Finanzminister - das hat er gestern im Haushaltsausschuß eingeräumt - ein Deckungsloch von 10 bis 12 Milliarden DM. Im nächsten Jahr werden es mindestens 10 Milliarden DM sein. Im nächsten Jahr hat er außerdem nicht etatisierte Lasten aus dem Jahressteuerergebnis von 1,6 Milliarden DM zu finanzieren. Ferner hat er seinen Vorschlag noch nicht in trockenen Tüchern - und er wird ihn auch nicht in trockene Tücher bekommen -, den Arbeitslosen, die lange arbeitslos sind, im nächsten Jahr 3,4 Milliarden DM bei der Arbeitslosenhilfe zu streichen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Auch seine Absicht, die Lufthansa weiter zu privatisieren, wird ein Flop. Die in diesem Jahr eingestellten 1,5 Milliarden DM und die im nächsten Jahr veranschlagten 1,7 Milliarden DM sind aus EU-rechtlichen Gründen mehr als fraglich. Bisher ist nichts von diesem Geld eingegangen.
    Auf Grund der Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung wird die Bundesanstalt für Arbeit im nächsten Jahr sicherlich nicht ohne Zuschuß auskommen. Denjenigen Menschen, die hoffen, im nächsten Jahr aus ihrer Arbeitslosigkeit wieder in eine Erwerbstätigkeit zu kommen, wird Herr Waigel - das hat er im Haushaltsausschuß eingeräumt - ihre Hoffnungen nicht erfüllen können. Er geht davon aus, daß die Arbeitslosigkeit auf dem jetzigen Niveau bleibt. Dies bedeutet, daß viele Leute kein Arbeitslosengeld mehr beziehen werden und in die Arbeitslosenhilfe fallen, d. h. ein Haushaltsrisiko beim Bund werden.
    Hinsichtlich der addierten Haushaltslöcher geben Sie selbst für nächstes Jahr 12 Milliarden DM zu. Für die restlichen 6 bis 8 Milliarden DM fehlt ebenfalls jede glaubwürdige Deckung.
    Ihr Versuch, bei 60 Milliarden DM Nettoneuverschuldung zu bleiben, müßte jetzt eigentlich untermauert werden. Seit 14 Tagen sprechen Sie öffentlich dieses Problem an; bis heute sind Sie jeden Beweis schuldig geblieben, wie Sie diese Deckungslöcher konkret stopfen wollen.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Sehr richtig!)

    Dann ist ein solcher Regierungsentwurf natürlich
    Makulatur. Wir bestehen darauf, daß die Bundesregierung nach der Bundeshaushaltsordnung eine se-

    Karl Diller
    riöse Ergänzungsvorlage zu ihrem Haushaltsentwurf vorlegt.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Gestern konkret genagelt, ist er wie Pudding.

    (Dr. Kurt Faltlhauser [CDU/CSU]: Was? Unglaublich! Nehmen Sie das zurück!)

    Da sagt er: Also, wir streben eine globale Minderausgabe nicht an, wir schließen sie aber auch nicht aus. Eine solche globale Minderausgabe, d. h. ein Streichen quer über den gesamten Haushalt, ist dann mindestens in einer Größenordnung von 5 Milliarden DM fällig.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Wenn sie sein muß! Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Das ist doch kein geordnetes Haushaltsverfahren!)

    Deshalb ist die Behauptung des Kollegen Roth, nun sei es Aufgabe der Koalition im Haushaltsausschuß und des Parlaments insgesamt, für eine Deckung zu sorgen, kühn.
    Bisher haben die Beratungen des Haushaltsausschusses - wir waren gestern mit der Hälfte fertig - eine Haushaltsverbesserung von 380 Millionen DM erbracht.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht durch Ihr Zutun, Herr Diller!)

    Gestern haben wir anschließend den Verteidigungshaushalt beraten.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wollten ihn erhöhen!)

    Kürzungsvorschläge der SPD-Fraktion in der Größenordnung von rund 400 Millionen DM haben Sie abgelehnt. Man kann angesichts einer solchen Entwicklung der Staatsfinanzen einen solch großen Haushalt wie den Verteidigungshaushalt nicht von Kürzungen ausnehmen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS Paul Breuer [CDU/ CSU]: Das merke ich mir!)

    Der Wohnungsbauminister verspricht inzwischen eine Erhöhung des Wohngeldes. Er verschweigt völlig, woher das Geld dafür kommen soll. Der Verteidigungsminister bittet den Haushaltsausschuß, seinen Haushalt von Kürzungen auszunehmen. Der Verkehrsminister bittet heute den Haushaltsausschuß, ihm doch 500 Millionen DM zusätzlich zu bewilligen, weil er sonst im nächsten Jahr überhaupt nichts Neues anfangen könne. Das wird noch ein Hauen und Stechen im Kabinett bzw. in der Koalition geben,

    (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: In der SPD vor allem!)

    um diese Geschichte glattzuziehen.
    Herr Waigel, von den Steuerausfällen sind allenfalls - da waren wir uns gestern im Ausschuß einig -7 bis 8 Milliarden DM konjunkturell erklärbar. Der
    Rest geht zum überwiegenden Teil auf eine völlige Fehleinschätzung Ihres Hauses hinsichtlich der Möglichkeiten der Steuerverkürzung durch Abschreibungsvergünstigungen und der Gestaltungsmöglichkeiten im Steuerrecht zurück.
    Die neuesten Daten bezüglich der veranlagten Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer weisen eine Erwartung für das laufende Haushaltsjahr von 26 Milliarden DM aus. Eingegangen sind 2,4 Milliarden DM,

    (Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)

    d. h., 9 % des von Ihnen Erwarteten sind erst eingegangen. Diese Entwicklung läßt nur einen Schluß zu: Die ungerechte Verteilung der Steuerlast in diesem Lande hat sich dramatisch verschärft.

    (Beifall bei der SPD und der PDS Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das ist doch System!)

    Nun müssen wir befürchten, daß die Koalition in den weiteren Beratungen keine konkreten Dekkungsvorschläge vorlegen wird, daß sie aber die durch Steuerverkürzungen und Übersubventionierung in die öffentliche Haushalte gerissenen Löcher durch weitere Belastungen breiter Kreise der Bevölkerung in letzter Minute zu stopfen versuchen wird, möglicherweise in Form einer globalen Minderausgabe, durch Eingriffe in Sozialleistungen, aber auch durch Kürzungen im Investitionsbereich.
    Meine Damen und Herren, das jetzige Steuerdesaster ist das Ergebnis Ihrer Politik, die denen hilft, die sich eigentlich selber helfen können müßten.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Winfried Wolf [PDS])

    Das Schreckliche, das Unsoziale, das Unchristliche und das Unsolide Ihrer Politik ist, daß Sie die nötigen Deckungsmassen für diese Politik wieder durch zusätzliche Einschnitte bei den breiten Bevölkerungskreisen holen wollen.

    (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Einer solchen Politik werden wir unseren entschiedenen Widerstand entgegensetzen, Herr Waigel, darauf können Sie sich verlassen.

    (Beifall bei der SPD Lachen bei der CDU/ CSU Zuruf von der CDU/CSU: Da haben wir aber Angst!)