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    Plenarprotokoll 13/58 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 58. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. September 1995 Inhalt: Benennung des Abgeordneten Dr. Max Stadler als ordentliches Mitglied im Regulierungsrat beim Bundesministerium für Post und Telekommunikation 4819A Erweiterung der Tagesordnung 4819 B Absetzung der Punkte 3 und 9 von der Tagesordnung 4819C Nachträgliche Ausschußüberweisungen 4819D Herbert Lattmann CDU/CSU (zur GO) 4820A Begrüßung des Präsidenten des Südafrikanischen Senats, Senator Hendrik Jacobus Coetsee 4857 B Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Sozialhilferechts (Drucksache 13/2440) b) Antrag der Abgeordneten Brigitte Lange, Klaus Kirschner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Sozialhilferechts (Drucksache 13/2442) c) Antrag der Abgeordneten Andrea Fischer (Berlin), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Entlastung und Weiterentwicklung der Sozialhilfe (Drucksache 13/2437) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Gruppe der PDS: Sicherung der Aufgaben des Bundessozialhilfegesetzes bis zur Einführung einer bedarfsorientierten sozialen Grundsicherung (Drucksache 13/2438) Horst Seehofer, Bundesminister BMG . . 4820 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 4823 A Jörg Tauss SPD 4824 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4826A Dr. Winfried Wolf PDS 4826D Brigitte Lange SPD 4827C, 4847 B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4830 D Dr. Gisela Babel F.D.P 4832 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD 4833C Dr. Gisela Babel F.D.P 4834 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4835D Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . 4837B, 4839C Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU 4838A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 4839B, 4839D, 4840B, 4850C Waltraud Lehn SPD . . . . 4840A, 4845A, 4851C Ulf Fink CDU/CSU . 4840D, 4847D, 4850D, 4851D Klaus Kirschner SPD 4843 A Regina Schmidt-Zadel SPD 4848 B Tagesordnungspunkt 5: Vereinbarte Debatte zur Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland (DASA) Thomas Rachel CDU/CSU 4852 C Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD 4855 A Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4857 C Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 4859B, 4862C, 4880C Jörg Tauss SPD 4860 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 4861 A Walter Kolbow SPD 4862B, 4862 C Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 4862 D Dr. Winfried Wolf PDS 4863A, 4887 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 4864D, 4883 C Dietmar Schütz (Oldenburg) SPD . . . 4867 B Günther Bredehorn F.D.P. 4869 C Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) 4870 A Uta Zapf SPD 4871 D Klaus Barthel SPD 4872 D Dr. Peter Fischer, Minister (Niedersachsen) 4874 A Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 4876 B Anke Fuchs (Köln) SPD 4877 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 4877 D Manfred Opel SPD 4878 A Edelgard Bulmahn SPD 4879 B Rudolf Scharping SPD 4881 A, 4884 B Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMWi 4884C, 4888A Manfred Opel SPD 4887 C Tagesordnungspunkt 17: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur sozialverträglicheren Gestaltung des Arbeitsplatzverlustes von Zivilbeschäftigten infolge des Truppenabbaus der alliierten Streitkräfte (Drucksache 13/1056) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Verordnung über die Tätigkeit von Notaren in eigener Praxis (Drucksache 13/2023) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 27. Juni 1989 zum Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken (Drucksache 13/2415) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 13/2446) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Beschluß des Obersten Rates des Europäischen Hochschulinstituts Nr. 8/93 vom 2. Dezember 1993 und zu dem Beschluß der Ständigen Kommission von Eurocontrol vom 28. Oktober 1994 (Drucksache 13/2241) 4888 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren Antrag der Abgeordneten Margareta Wolf (Frankfurt), Simone Probst und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kleine und mittlere Unternehmen stärken - Nachhaltiges Wirtschaften fördern (Drucksache 13/2436) 4889A Tagesordnungspunkt 18: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 15. Februar 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Ukraine über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/ 1430, 13/2384) b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juni 1991 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Mongolischen Volksrepublik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/1431, 13/2385) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. November 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Estland über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/1432, 13/2386) d) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 21. Juni 1994 zur Durchführung des Abkommens vom 5. März 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Chile über Rentenversicherung (Drucksachen 13/1810, 13/2433) e) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses - zu dem Antrag der Abgeordneten Ursula Schönberger, Dr. Helmut Lippelt, Halo Saibold und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nichtbewilligung des EBRD-Kredites für den Weiterbau des Atomkraftwerkes Mochovce/Slowakei - zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Nichtbewilligung von Krediten für den Weiterbau des Atomkraftwerkes Mochovce in der Slowakischen Republik - zu dem Antrag der Abgeordneten Ursula Schönberger, Dr. Helmut Lippelt, Halo Saibold, Michaele Hustedt und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nichtbewilligung des EBRD-Kredites für den Weiterbau des Atomkraftwerkes Mochovce/ Slowakei - zu dem Antrag der Abgeordneten Rolf Köhne, Dr. Dagmar Enkelmann, Dr. Gregor Gysi und der weiteren Abgeordneten der PDS: Kreditbewilligung für die Fertigstellung des Atomkraftwerkes Mochovce (Slowakische Republik) (Drucksachen 13/309, 13/975, 13/738, 13/656, 13/2175) f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über das Funktionieren der Beihilferegelungen für Baumwolle (in Anwendung von Artikel 5 der Verordnung (EWG) Nr. 2052/92 des Rates) - Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur fünften Anpassung der mit dem Protokoll Nr. 4 im Anhang zur Akte über den Beitritt Griechenlands eingeführten Beihilferegelung für Baumwolle - Vorschlag für einen Beschluß zur Festlegung der allgemeinen Vorschriften der Beihilferegelung für Baumwolle und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2169/81 (Drucksachen 13/1234 Nr. 1.14, 13/ 2305) g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Einhundertachtundzwanzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste - Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz (Drucksachen 13/1663, 13/1787 Nr. 2.1, 13/2387) h) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Achtundachtzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste - Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 13/1770, 13/1787 Nr. 2.3, 13/2389) i) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Präsidentin des Bundesrechnungshofes: Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1994 - Einzelplan 20 - § 101 BHO (Drucksachen 13/1668, 13/2390) j) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 15 02 Titel 685 13 - Beteiligung des Bundes an einer Regelung für angemessene Leistungen an HIV-Opfer von Blut und Blutprodukten (Drucksachen 13/2143, 13/2275 Nr. 1.8, 13/2391) k-m) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 20, 60 und 62 zu Petitionen (Drucksachen 13/818, 13/2380, 13/2382) . . 4889B Zusatztagesordnungspunkt 4: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Verordnung zur Verlängerung des Investitionsvorranggesetzes (Drucksachen 13/2242,13/2275 Nr. 2, 13/2447) . . . 4890D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Heimgesetzes (Drucksache 13/372) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Altenpflege (Altenpflegegesetz) (Drucksache 13/ 1208) c) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Heimgesetzes (Drucksache 13/2347) d) Antrag der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Andrea Fischer (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neuorientierung der Politik für Altere Menschen — grundlegende Reform des Heimgesetzes (Drucksache 13/ 1322) Anke Eymer CDU/CSU 4892 D Barbara Stolterfoht, Ministerin (Hessen) 4893 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4895 A Barbara Imhof SPD 4896B Uwe Lühr F.D.P 4897D Heidemarie Lüth PDS 4898C, 4903 D Erika Reinhardt CDU/CSU 4899B Christa Lörcher SPD 4900 C Gertrud Dempwolf, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ 4902A, 4904B Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einordnung des Rechts der gesetzlichen Unfallversicherung in das Sozialgesetzbuch (Unfallversicherungs-Einordnungsgesetz) (Drucksachen 13/2204, 13/2333) Rudolf Kraus, Parl. Staatssekretär BMA . 4904 C Dr. Gisela Babel F.D.P 4905A Konrad Gilges SPD 4906 B Siegfried Hornung CDU/CSU . . . 4907 A Manfred Grund CDU/CSU 4907D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4910C Dr. Gisela Babel F.D.P 4911D Peter Dreßen SPD 4913 A Petra Bläss PDS 4913B Erika Lotz SPD 4914 A Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über zwingende Arbeitsbedingungen bei grenzüberschreitenden Dienstleistungen (Arbeitnehmer-Entsendegesetz) (Drucksache 13/2414) b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ottmar Schreiner, Hans Büttner (Ingolstadt), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Angleichung der Arbeitsbedingungen bei der Entsendung von Arbeitnehmern (Entsendegesetz) (Drucksache 13/2418) Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 4915D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 4917B, 4933 B Konrad Gilges SPD 4917D, 4923 B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4918D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 4919C Dr. Gisela Babel F.D.P 4921 B, 4926 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4924 A Ottmar Schreiner SPD 4926 A Ulrich Irmer F.D.P 4927 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 4927 C Julius Louven CDU/CSU 4929 A Renate Rennebach SPD 4930 B Rainer Haungs CDU/CSU 4932 B Dr. Gisela Babel F.D.P 4934 D Peter Dreßen SPD 4935 D Leyla Onur SPD 4936 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU . . 4936D, 4937B Ernst Hinsken CDU/CSU 4939 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 4939 C Konrad Gilges SPD 4939 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (Drucksachen 13/1833, 13/2483) Friedhelm Julius Beucher SPD 4940 B Joachim Gres CDU/CSU 4941 A Vera Lengsfeld BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4942 C Dr. Klaus Röhl F.D.P 4943 A Wolfgang Bierstedt PDS 4943 C Volker Neumann (Bramsche) SPD . . . 4944 B Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 29. Juni 1994 über die Zusammenarbeit zum Schutz und zur verträglichen Nutzung der Donau (Donauschutzübereinkommen) (Drucksache 13/1884) b) Antrag der Abgeordneten Horst Kubatschka, Brunhilde Irber, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Ökologisch verantwortlicher Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen (Drucksache 13/1390) c) Antrag der Abgeordneten Dietmar Schütz (Oldenburg), Arne Fuhrmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Ökologisch und ökonomisch verantwortbarer Ausbau von Elbe, Havel und Saale (Drucksache 13/1331) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen), Halo Saibold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erhalt der freifliegenden Donau zwischen Straubing und Vilshofen (Drucksache 13/ 2435) Ulrich Klinkert, Parl. Staatssekretär BMU 4946 B Brunhilde Irber SPD 4947 B Ernst Hinsken CDU/CSU 4948B, 4957C, 4957 D Renate Blank CDU/CSU 4949 B Halo Saibold BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4950 D Renate Blank CDU/CSU 4951 D Lisa Peters F D P. 49528 Halo Saibold BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4954A, 4957 A Eva Bulling-Schröter PDS 4954 C Ernst Hinsken CDU/CSU 4955 D Horst Kubatschka SPD 4957 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 4960 A Horst Kubatschka SPD 4960B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 4960 D Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hauptstadtverkehrsplanung Berlin, Bundespolitisches Stoppsignal für den Lehrter Zentralbahnhof und den Tiergarten-tunnel (Drucksache 13/365) Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4962 C Brigitte Baumeister CDU/CSU 4963 D Siegfried Scheffler SPD 4965 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4966 C Dr. Klaus Röhl F.D.P 4967 B Dr. Dagmar Enkelmann PDS 4968 B Johannes Nitsch, Parl. Staatssekretär BMV 4969 A Tagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Ute Vogt (Pforzheim), Freimut Duve, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beitrag der Bundesrepublik Deutschland für das Berufsbildungsprojekt in Guernica, Baskenland (Drucksache 13/2366) Ute Vogt (Pforzheim) SPD 4970 A Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 4971 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4972 B Ina Albowitz F.D.P. 4973 B Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . 4974 B Nächste Sitzung 4975 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4977* A Anlage 2 Überwachung indonesischer Regimegegner durch den deutschen bzw. indonesischen Geheimdienst MdlAnfr 16 - Drs 13/2407 - Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN SchrAntw StMin Helmut Schäfer AA . . 4977* D Anlage 3 Entschädigung der tschechischen Opfer nationalsozialistischen Unrechts; Rückgabe der konfiszierten Vermögen der Sudetendeutschen MdlAnfr 17, 18 - Drs 13/2407 - Dr. Egon Jüttner CDU/CSU SchrAntw StMin Helmut Schäfer AA . . 4978* A Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Antrag: Beitrag der Bundesrepublik Deutschland für das Berufsbildungsprojekt in Guernica, Baskenland) Gerhard Zwerenz PDS 4978* B 58. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. September 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 28. 9. 95 Antretter, Robert SPD 28. 9. 95 * Behrendt, Wolfgang SPD 28. 9. 95 * Berger, Hans SPD 28. 9. 95 Blunck, Lilo SPD 28. 9. 95 * Bühler (Bruchsal), Klaus_ CDU/CSU 28. 9. 95 * Catenhusen, SPD 28.9.95 Wolf-Michael Dr. Däubler-Gmelin, SPD 28. 9. 95 Herta Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 28. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 28. 9. 95 * Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 28. 9. 95 ' Fuchs (Verl), Katrin SPD 28. 9. 95 Haack (Extertal), SPD 28. 9. 95 * Karl-Hermann Heym, Stefan PDS 28. 9. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 28. 9. 95 Hollerith, Josef CDU/CSU 28. 9. 95 Horn, Erwin SPD 28. 9. 95 * Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.9. 95 * Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 28. 9. 95 Leidinger, Robert SPD 28. 9. 95 Lenzer, Christian CDU/CSU 28. 9. 95 * Dr. Leonhard, Elke SPD 28.9. 95 Löwisch, Sigrun CDU/CSU 28. 9. 95 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 28. 9. 95 Erich Marten, Günter CDU/CSU 28. 9. 95 * Meckel, Markus SPD 28. 9. 95 Michels, Meinolf CDU/CSU 28. 9. 95 * Nolte, Claudia CDU/CSU 28. 9. 95 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 28. 9. 95 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 28. 9. 95 * Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 28.9. 95 Schaich-Walch, Gudrun SPD 28. 9. 95 Dr. Scheer, Hermann SPD 28. 9. 95 * Schloten, Dieter SPD 28. 9. 95 * Schmidt (Aachen), Ulla SPD 28. 9. 95 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 28.9. 95 * Hans Peter Steindor, Marina BÜNDNIS 28. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Sterzing, Christian BÜNDNIS 28. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Stiegler, Ludwig SPD 28. 9. 95 Terborg, Margitta SPD 28. 9. 95 Vosen, Josef SPD 28. 9. 95 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 28. 9. 95 Gert Welt, Jochen SPD 28. 9. 95 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 28. 9. 95 Zierer, Benno CDU/CSU 28.9. 95 * Zwerenz, Gerhard PDS 28. 9. 95 für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Manfred Such (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 13/2407 Frage 16): Wie kann die Bundesregierung angesichts ihrer bisherigen Auskünfte, indonesischen Sicherheitsbediensteten sei eine Einreise nach Deutschland zwecks Ermittlungen wegen Protesten gegen den hiesigen Suharto-Besuch nicht gestattet worden, den - auch durch die Tageszeitung „Jawa Pos" am 13. und 14. Juni 1995 berichteten - Umstand erklären, daß die Kriminalpolizei in Jakarta dem beschuldigten Sri Bintang Pamungkas in den Vernehmungen am 12. und 14. Juni 1995 Tonbandkassetten mit Aufnahmen eines inkriminierten Vortrags an der TU Berlin vorspielten, welche laut Vernehmungsprotokoll bei dem in Deutschland aufenthältlichen Zeugen Achmad Fahrurozzi am 9. Mai 1995 beschlagnahmt worden waren, und was ist der Bundesregierung inzwischen über entsprechende Aktivitäten indonesischer Ermittler oder aber dahin gehender Amtshilfe deutscher Sicherheitsbehörden bekanntgeworden? Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über Ermittlungen indonesischer Sicherheitsbehörden in Deutschland vor. Die Bundesregierung wiederholt, daß die Botschaft Jakarta keine Sichtvermerke für indonesische Polizeibeamte erteilt hat. Die genannten Artikel in der „Jawa Pos" besagen im übrigen nur, daß Tonbandkassetten Fahrulrozis beschlagnahmt wurden, nicht aber, daß sie in Deutschland beschlagnahmt worden seien. In einem Artikel des indonesischen Nachrichtemagazins „Forum" vom 8. Juni 1995 wird erwähnt, daß drei Zeugen nach Indonesien gereist seien, offensichtlich, wie 4978* Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1995 sich aus dem Zusammenhang des „Forum"-Artikels ergibt, indonesische Studenten der Berliner TU. Aus dieser Pressedarstellung scheint sich zu ergeben, daß Herr Fahrulrozi einer dieser Zeugen war und daß seine Kassetten in Indonesien „beschlagnahmt" wurden. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) (Drucksache 13/2407 Fragen 17 und 18): Liegen der Bundesregierung Informationen vor, ob tschechische Opfer nationalsozialistischen Unrechts aufgrund des „Dekrets des Präsidenten der Republik (Tschechoslowakei) vom 25. Oktober 1945 über die Konfiskation des feindlichen Vermögens und die Fonds der nationalen Erneuerung" (§ 7 Abs. 3) aus konfisziertem sudetendeutschen Vermögen entschädigt worden sind? Liegen der Bundesregierung Informationen vor, ob die Tschechische Republik bereit ist, das 1938 durch das Deutsche Reich und später auch aufgrund der Bene-Dekrete konfiszierte Vermögen der sudetendeutschen Konsumgenossenschaften, der Gewerkschaften und der Gliederungen der sudetendeutschen Sozialdemokraten zurückzugeben? Zu Frage 17: Hierüber liegen der Bundesregierung keine Informationen vor. Zu Frage 18: Nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen wurden in der Tat auch NS-Opfer aus dem von Sudetendeutschen konfiszierten Eigentum entschädigt. Allerdings wurden nach der kommunistischen Machtübernahme in der damaligen Tschechoslowakei Entschädigungen an Personen eingestellt. Bereits vorgenommene Entschädigungen wurden, mit Ausnahme von gewerblich nicht nutzbaren Einrichtungen, wieder rückgängig gemacht. Faktisch dürfte also damals -- ungeachtet des in der Frage genannten Dekrets - eine Entschädigung der NS-Opfer von tschechoslowakischer Seite nicht in nennenswerter Weise stattgefunden haben. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Antrag: Beitrag der Bundesrepublik Deutschland für das Berufsbildungsprojekt in Guernica, Baskenland) Gerhard Zwerenz (PDS): Ich begrüße, daß die SPD jetzt diesen Antrag vorgelegt hat, und hoffe, daß in dieser Angelegenheit endlich etwas geschieht. Es wurde auch höchste Zeit, daß das Parlament wieder aktiv wird und seine Kontrollfunktion gegenüber der Regierung wahrnimmt. Es ist jetzt fast sieben Jahre her, daß der Bundestag beschlossen hat, das Städtepartnerschaftsprojekt Pforzheim-Guernica zu unterstützen. Sieben vertane Jahre, in denen außer Versprechungen nichts geschehen ist. Dies ist ein Trauerspiel in doppelter Hinsicht: Es zeigt zum einen, wie diese Regierung mit dem Parlament umgeht. Bundestagsbeschlüsse können schlicht und einfach mißachtet werden. Es zeigt weiter, daß die Bundesregierung in diesem Jahr oft von der Schuld der Vergangenheit geredet hat, reden mußte, aber daß sie paßt, wenn es darum geht, die Rechnung zu bezahlen. Es muß in Erinnerung gerufen werden, daß die 1988 in Aussicht gestellte Förderung eines Berufsbildungsprojekts in Guernica ohnehin nur eine Verlegenheitslösung war. Die Abgeordneten Petra Kelly und Gert Bastian hatten 50 Jahre nach dem barbarischen Bombardement der deutschen Legion Condor eine eindeutige Versöhnungsgeste gefordert. Das von ihnen vorgeschlagene Friedenszentrum wurde damals aber abgelehnt. Inzwischen sind 58 Jahre seit der Bombennacht vergangen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Bundesregierung darauf hofft, daß über die Sache Gras gewachsen ist. An Versuchen, die deutsche Schuld zu leugnen, hat es im Verlauf der Debatten um Guernica ohnehin nicht gefehlt. Die deutsche Wehrmacht sei nicht offiziell verstrickt gewesen, war da zu hören. Außerdem seien nur „normale Kriegshandlungen" begangen worden. Richtig ist: Luftkrieg und Flächenbombardements gehören seit dem Zweiten Weltkrieg zum normalen Repertoire der Kriegsführung. Das macht sie keinen Deut weniger barbarisch. Ein Zeichen gegen diese Barbarei zu setzen, war das Anliegen Petra Kellys und Gert Bastians. Wir sollten jetzt wenigstens dafür Sorge tragen, daß überhaupt etwas geschieht. In Guernica sind Hoffnungen geweckt worden. Ohne den deutschen Beitrag von 12 Millionen DM kann das Berufsbildungsprojekt nicht verwirklicht werden. Unsere Unterstützung wäre im übrigen ja nicht nur ein Tribut an die Vergangenheit, sondern auch eine Investition in die Zukunft. In dieser Region muß dringend etwas gegen Jugendarbeitslosigkeit getan werden. In diesem Haushalt hat die Regierung 29 Millionen DM für den Bundeswehr-Reservistenverband bereitgestellt. Militärische Traditionspflege wird großgeschrieben, die kritische Aufarbeitung der militaristischen Vergangenheit möglichst kleingehalten. Ich appelliere an Sie, Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregierung in die Pflicht zu nehmen, die finanziellen Zusagen an Guernica endlich wahrzumachen. Sonst diskreditieren wir uns selbst.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Julius Louven


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eigentlich sollte und wollte zu diesem Tagesordnungspunkt der Kollege Adi Hörsken reden. Adi Hörsken ist wieder einmal im Krankenhaus. Es geht ihm nicht gut, aber er ist voller Hoffnung. Er hat mich gebeten, Sie, die Sozialpolitiker, recht herzlich zu grüßen.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Meine Damen und Herren, wir unterhalten uns heute über zwei Gesetzentwürfe - einen von der Koalition und einen von der SPD -, weil eine EG-einheitliche Regelung nicht erreichbar war. Wir alle wissen, wie der Minister während der deutschen Präsidentschaft um eine EG-einheitliche Richtlinie gerungen hat. Wir sollten, anstatt dem Minister die Ernsthaftigkeit abzusprechen, uns bei 'ihm für seine Mühen bedanken.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jawohl, so ist es!)

    Daß eine solche Regelung nicht zustande gekommen ist, ist sicherlich nicht seine Schuld.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Daß Sie, Herr Büttner, uns eben in Ihrer Rede auch
    noch vorgeworfen haben, wir betrieben in diesem
    Punkt eine unchristliche Politik, ist geradezu primitiv.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Unerhört ist das!)

    Entschuldigen Sie, Herr Büttner, daß ich Ihnen dies so sagen muß.
    Meine Damen und Herren, andere Länder verfahren ähnlich wie wir und schaffen nun nationale Regelungen. Wir haben heute, wie ich schon sagte, zwei Gesetzentwürfe auf der Tagesordnung. Das Problem selbst ist hinlänglich bekannt: Subunternehmer aus dem EG-Bereich können mit Arbeitnehmern, von wo auch immer, hier in der Bundesrepublik tätig werden. Dies führt zu Wettbewerbsverzerrungen, dies führt - trotz eines Baubooms in Deutschland - zu Arbeitslosigkeit.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und zu Ausbeutung!)

    Sie, meine Damen und Herren von der SPD, setzen mit Ihrem Gesetzentwurf - wen kann dies wundern? - voll auf staatlichen Dirigismus.

    (Uwe Lühr [F.D.P.]: So ist das!)

    Sie wollen einen Schutzraum um den deutschen Arbeitsmarkt errichten und erwarten gleichzeitig, daß unsere Produkte weltweit verkauft werden können.

    (Erika Lotz [SPD]: Das ist nicht wahr!)

    Mit Schutzräumen fördert man keinen Wettbewerb. Wir gehen diesen Weg nicht mit.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Junge, das stimmt nicht! Konrad Gilges [SPD]: Das stimmt nicht! Ottmar Schreiner [SPD]: Jetzt kommt der Bäckermeister wieder raus!)

    Die Problematik, Herr Gilges, ist auch begründet durch den teuren Arbeitsmarkt Deutschland. Unternehmen weichen in Nischen aus, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wir erleben ja immer wieder, daß neue Nischen gefunden werden. Wir müssen uns beispielsweise mit der Problematik des Mißbrauchs bei den 580-DM-Beschäftigungsverhältnissen befassen, mit dem Problem der Scheinselbständigkeit, mit dem Problem der illegalen Beschäftigung. Überall müssen wir ordnend eingreifen. Ich sage Ihnen voraus: Wenn wir dies getan haben, werden neue Nischen gefunden worden sein.

    (Konrad Gilges [SPD]: Es geht doch um faire Konkurrenzbedingungen!)

    Wer, Herr Gilges, Europa will, muß sich auch mit der Frage der Dienstleistungsfreiheit auseinandersetzen.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Richtig!)

    Folglich ist unser Ansatz liberaler. Wir wollen einerseits helfen, die Dinge nicht eskalieren zu lassen, andererseits aber auch die Tarifpartner zwingen, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen.
    Vor diesem Hintergrund stehe ich zu dem gefundenen Kompromiß in der Koalition und somit auch zu der Befristung auf zwei Jahre, und ebenso unterstütze ich, daß wir nur das Bauhauptgewerbe berücksichtigen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der F.D.P.)

    Die meisten Bereiche des Baunebengewerbes erfordern doch eine höhere Qualifikation, und sie haben auch höhere Sicherheitsstandards. Von daher sind - das haben auch meine Gespräche mit Handwerksorganisationen ergeben - im Baunebengewerbe die Probleme nicht so groß wie im Bauhauptgewerbe.
    Meine Damen und Herren, wir wollen eine Regelung über die Allgemeinverbindlichkeit. Hierzu gibt es Streit im Arbeitgeberlager, der hier schon vielfältig angesprochen worden ist. Ich muß Ihnen sagen: Mich beeindruckt dieser Streit zunächst überhaupt

    Julius Louven
    nicht. Ich bin auch nicht bereit, schon jetzt mal eben Mindest- oder ortsübliche Löhne einzufordern. Nein, wir haben mit unserem Entwurf die Hausaufgaben gemacht,

    (Peter Dreßen [SPD]: Das ist doch für den Papierkorb, Herr Louven!)

    und nun sind die Arbeitgeber am Zuge. Wir warten einmal ab, ob sich die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände tatsächlich den Ansichten des Handwerks und des Baugewerbes verschließt. Ich jedenfalls kann es mir nicht vorstellen.

    (Peter Dreßen [SPD]: Es steht doch heute in allen Zeitungen!)

    - Warten wir es doch einmal ab, Herr Kollege. Der Tarifausschuß hat noch nicht getagt.
    Wir, meine Damen und Herren, sind sehr daran interessiert, den Gesetzentwurf zügig zu beraten und zu beschließen. Wir gehen davon aus, daß er zum 1. Januar 1996 in Kraft treten kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da wir gerade Grüße ausgerichtet bekommen haben, denke ich, daß es in Ihrem Sinne ist, sie Herrn Hörsken gegenüber zu erwidern und ihm gute Besserung zu wünschen.

(Beifall im ganzen Hause)

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Renate Rennebach.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Renate Rennebach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Alles, was bisher gesagt worden ist, hilft nicht. Wir diskutieren schon jahrelang öffentlich über eine notwendige gesetzliche Regelung zur Angleichung der Arbeitsbedingungen bei der Entsendung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Es scheint mir, daß in diesem Falle, ohne es scharf zu formulieren, insbesondere die Damen und Herren von der F.D.P. immer noch nicht verstanden haben, worum es dabei eigentlich geht und warum ein Entsendegesetz so notwendig ist.

    (Vors i t z : Vizepräsident Hans Klein)

    Ich sage das, obwohl Frau Babel hier wirklich zu Herzen gehende Worte gefunden hat, um ihre wahren Absichten zu verschleiern.

    (Jörg van Essen [F.D.P.]: Das ist ja unglaublich! Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Maske wurde ihr herabgerissen!)

    Ich möchte Ihnen dies auch als Vorbereitung für die Ausschußberatung gerne anhand der Situation in Berlin und des hauptsächlich betroffenen Bereichs, des Bauhauptgewerbes, verdeutlichen, was nicht heißt, daß ich die Nebengewerke außer acht lassen möchte.
    Tatsache ist, daß wir erfreulicherweise in Berlin seit einiger Zeit einen regelrechten Bauboom registrieren können, was sich z. B. dadurch belegen läßt, daß die Auftragsbestände zum Ende des ersten Halbjahres 1995 ein Volumen von 6,2 Milliarden DM ausmachten.
    Dem steht jedoch ein stetes Ansteigen der Arbeitslosenzahlen gegenüber, paradoxerweise speziell im Baugewerbe. So ist nach Angaben des Landesarbeitsamtes die Zahl der Arbeitslosen in Berlin in diesem Bereich zwischen Mitte 1994 und Mitte 1995 von 13,4 auf 15,7 % gestiegen.
    Weiterhin ist Tatsache, daß sich die Verwirklichung des EU-Binnenmarktes auch dadurch auszeichnet, daß im Zuge des zunehmenden grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehrs immer mehr Unternehmen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anderer Mitgliedsstaaten der EU entsenden. Wir haben jedoch leider immer noch stark unterschiedliche Arbeitsbedingungen in den EU-Mitgliedsstaaten und vor allem das rechtliche Problem, daß in der Regel bei diesen Entsendungen für die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Bedingungen des Heimatlandes gelten und nicht die des tatsächlichen Arbeitsortes.
    Wir wollen nicht den freien Dienstleistungsverkehr verhindern, Herr Louven, sondern wir wollen uns um die Arbeitsbedingungen kümmern.
    Daraus resultiert als weitere Tatsache, daß wir auf den Baustellen geradezu absurde und in hohem Maße ungerechte und unsoziale Verhältnisse feststellen müssen. Hier arbeiten, so zynisch es klingt, im besseren Fall Arbeitnehmer mit unterschiedlichen Löhnen und unterschiedlicher sozialer Absicherung bei jedoch gleicher Arbeit und im schlechteren Fall keine Arbeitnehmer mehr, die nach deutschen Sozialstandards abgesichert und tarifvertraglich entlohnt werden, sondern nur noch Arbeitnehmer unter Lohn- bzw. Sozialdumpingbedingungen.
    Nicht besser ist es im Beschäftigungsbereich. Hier steigen, wie schon gesagt, die Arbeitslosenzahlen und die Kurzarbeiterzahlen, und das, obwohl z. B. in Berlin die Auftragsbestände innerhalb des letzten Jahres im Bauhauptgewerbe um 15 % und in Brandenburg sogar um 31,5 % gestiegen sind. Das heißt, der Bauboom trägt in keiner Weise zu einer Entlastung auf dem deutschen Arbeitsmarkt bei. Eher ist sogar das Gegenteil der Fall. Nach Angaben des Bauindustrieverbandes Berlin/Brandenburg ist in der Region zwischenzeitlich jeder zweite Arbeitsplatz am Bau durch Lohndumping gefährdet.
    Nicht vergessen möchte ich die Auswirkungen auf den Unternehmensbereich. Insbesondere Klein- und Mittelbetriebe - Herr Louven, die gehören ja mit zu Ihrer Klientel -, die nach den bei uns üblichen Bedingungen entlohnen und somit auch kalkulieren, werden zunehmend aus dem Markt herausgedrängt, und zwar durch hauptsächlich in den Niederlanden ansässige Briefkastenfirmen, die Arbeitnehmer aus Irland und Großbritannien anbieten, diesen Niedriglöhne zahlen und auf diese Weise deutsche Unternehmen regelmäßig um bis zu 25 % unterbieten.

    Renate Rennebach
    So hat sich z. B. in der Region Berlin/Brandenburg die Zahl der Konkurse und Vergleiche von Bauunternehmen im Zeitraum von 1991 bis 1994 fast verdreifacht, und das - ich wiederhole es - bei deutlich ansteigenden Auftragsbeständen. Das kann man mit einem CDU/CSU-Gesetz, das befristet ist und mit einer Allgemeinverbindlichkeit operiert, die herzustellen überhaupt nicht notwendig ist, nicht ändern.

    (Beifall bei der SPD)

    Neben dieser untragbaren wirtschaftspolitischen und beschäftigungspolitischen Situation dürfen wir einen weiteren Aspekt nicht aus den Augen verlieren, nämlich die Gefährdung der grundgesetzlich verbrieften Tarifautonomie. Diese müssen wir inzwischen, wenn ich das „Handelsblatt" vom 26. Juli richtig gelesen habe - da Herr Schreiner es ebenfalls zitiert hat, werde ich es wohl richtig gelesen haben -, zu allem Überfluß aber bezeichnenderweise auch noch vor der F.D.P. und namentlich dem Kollegen Lambsdorff verteidigen. Ich zitiere:
    Natürlich gehöre ein Arbeitnehmer-Entsendegesetz zur Konsequenz der Tarifautonomie und des Flächentarifvertrages. Doch müsse es zu Veränderungen dieses Arbeitsmarktkartells kommen.
    Das hört sich wie „Mafia" an.
    Das Günstigkeitsprinzip ist ein Ungünstigkeitsprinzip für Arbeitslose, die sich nicht unter Tarif anbieten dürfen. Es ist ihnen verboten, ihre Arbeitskraft zu einem untertariflichen Entgelt einzubringen.

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Ist es auch!)

    - Sie haben es im Sommer vorigen Jahres gemacht und sind nicht angenommen worden.
    Unser Tarifvertragssystem ist ein Schutzzaun für Arbeitsplatzbesitzer und eine unfreundliche Maßnahme gegen Arbeitslose.
    Wenn Frau Dr. Babel annimmt, daß Herr Lambsdorff mit diesem Satz die Tarifautonomie schützen und unterstützen wolle, dann hat sie etwas falsch verstanden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS Peter Dreßen [SPD]: Das ist noch sehr höflich formuliert! Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Nein, Sie haben alles falsch verstanden!)

    Nach dieser Melodie will der Graf sicherlich alles abschaffen, was uns von der Sklaverei unterscheidet.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Widerspruch bei der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, die von mir vorher beschriebene Situation im Baugewerbe führt dazu, daß in Deutschland ansässige Firmen förmlich dazu gezwungen werden, die Tarifbindung zu umgehen, indem sie beispielsweise Subunternehmer aus europäischen Billiglohnländern beauftragen. So wird hintenherum die Tarifautonomie ausgehebelt, werden Tarifverträge zunehmend belangloser und die weitere Verbreitung des Sozialdumping gefördert sowie der soziale Friede nachträglich und fahrlässig weiterhin gefährdet. Und nicht wir sind ausländerfeindlich, Frau Babel.
    Entgegen der Lambsdorffschen Ignoranz gegenüber den Bereichen des Grundgesetzes, die die soziale Komponente unserer Gesellschaftsordnung garantieren, haben wir nun doch verschiedene Entwürfe zur Diskussion vorliegen, die auf gesetzlichem Wege das Entsendeproblem lösen wollen. Dabei können wir seit gestern abend feststellen, daß offensichtlich der Entwurf des Bundesarbeitsministers fast schon wieder vom Tisch ist, weil die Arbeitgebervertreter im BDA-Tarifausschuß nicht mitziehen wollen. Sie haben die vorgesehene Allgemeinverbindlichkeitserklärung abgelehnt, wodurch dieser Gesetzentwurf zu einer „sozialpolitischen Ozon-Verordnung" verkommt, wie es mein Kollege Schreiner heute vormittag so treffend formuliert hat.

    (Julius Louven [CDU/CSU]: Wo?)

    Es ist nicht nur die Allgemeinverbindlichkeit Kappes, sondern auch noch die Befristung auf zwei Jahre. Sie suggeriert, als hätten wir danach eine heile Welt, was sicherlich nicht der Fall sein wird.
    Daraus kann für Sie, meine Damen und Herren von den Koalitionsfraktionen, eigentlich nur folgen, daß Sie sich dem Entwurf der SPD anschließen, denn darin entfällt ein förmliches Verfahren zur Allgemeinverbindlichkeit. Wir wollen vielmehr tarifliche Löhne und Arbeitsbedingungen verbindlich festschreiben, wenn Arbeitgeber mit Sitz im Ausland Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zur Erbringung von Dienstleistungen nach Deutschland entsenden.
    Noch ein Wort speziell an die Berliner Kolleginnen und Kollegen von der CDU und an die Kollegen der CDA, die ja in Ihrer Fraktion noch ein bißchen vertreten sind. Überlegen Sie sich gut, ob Sie den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in unserer Stadt helfen wollen oder ob Sie weiter in blindem Gehorsam etwas die Treue schwören, was sich seit der Sitzung des BDA-Tarifausschusses letzte Nacht als völlig sinnlos erwiesen hat. Wenn Sie unserer Stadt und ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern tatsächlich helfen wollen, dann stimmen Sie unserem Gesetzentwurf zu, der, ebenso wie der Bundesratsentwurf des Landes Berlin, diese Allgemeinverbindlichkeitserklärung nicht vorsieht. Die Sozialdemokraten im Berliner Senat haben einen Gesetzentwurf für den Bundesrat vorbereitet, der in weiten Teilen dem der SPD-Bundestagsfraktion entspricht.

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Seid ihr euch mal einig?)

    Zwar wurde dieser Entwurf durch die CDU-Senatorin in der großen Koalition etwas abgeschwächt - hier reden wir über Einigkeit, Frau Babel -; es ist jedoch eine Tatsache, daß der Berliner Entwurf unserem Entwurf wesentlich näher ist als der Entwurf der Bundesregierung. Damit sind sich die Vertreter der CDU untereinander nicht einig.

    (Beifall bei der SPD)


    Renate Rennebach
    Von daher sollte nicht nur für alle Berlinerinnen und Berliner im Deutschen Bundestag eine Zustimmung zum SPD-Entwurf eine logische Konsequenz sein. Unser Entsendegesetz abzulehnen heißt nichts anderes, als aus ideologischen Gründen ausschließlich das Wohl der Altherrenriege beim Bund der Arbeitgeberverbände im Auge zu behalten,

    (Beifall bei der SPD Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Stark!)

    sprich: den Profit der großen Firmen,

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    die keine Rücksicht auf ihre Baukollegen nehmen. Das muß man auch einmal feststellen. Es interessiert die einen feuchten Kehricht, wie es der Bauwirtschaft geht!