Rede von
Dr.
Uwe-Jens
Heuer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(PDS)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)
Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler, Sie haben mir auf meinen Zwischenruf gesagt, ich hätte als Wissenschaftler dieses System stabilisiert, und deswegen sollte ich den Mund halten.
- Meine Damen und Herren, der Bundeskanzler hat heute erklärt, er suche das Gespräch. Was Sie suchen, sind Leute, die den Mund halten, und das finden Sie in mir nicht.
Ich habe dieses System, wie es war, als Wissenschaftler stabilisiert und kritisiert. Ich habe dazu eine Menge geschrieben. Herr Bundeskanzler, Sie müssen es lesen; dann können wir darüber diskutieren.
Was ich viel schlimmer finde, ist, daß ein Wissenschaftler, weil er in diesem Staat gearbeitet hat, diskriminiert wird, und das betrifft ja nicht nur Juristen. Das betrifft Archäologen, das betrifft einen weltbekannten Chirurgen wie Professor Klinkmann, der deshalb nicht mehr in Deutschland arbeiten darf, weil er auf einem SED-Parteitag geredet hat. Sie diskriminieren die ostdeutsche Wissenschaft zu erheblichen Teilen. Das ist mir viel wichtiger als das, was Sie über mich sagen.
Ich möchte ein Zweites sagen. Ich habe einen Zwischenruf zur Frage der NATO gemacht, und dann wurde mir geantwortet: Sie waren ein schlechter
Wissenschaftler. Sie haben ja gar nicht zu dem Stellung genommen, was ich gesagt habe. Was mich bewegt, ist, daß die NATO heute tatsächlich ein Kriegsinstrument ist.
Hier ist heute vieles dazu gesagt worden, was man alles an schlimmen Bildern im Fernsehen sieht. Was sahen wir denn in den letzten Tagen im Fernsehen? - Wir sahen Bilder von klinisch reinen Luftangriffen, wie im Golfkrieg und wie ich sie in der großdeutschen Wochenschau gesehen habe.
Davor habe ich Angst. Ich habe diese Bilder damals gesehen. Wenn Herr Schäuble sagt, man wolle nicht, daß der Kampf bis zum letzten Franzosen geführt werde, dann habe ich Angst vor der Außenpolitik dieses Landes.