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    Plenarprotokoll 13/36 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 36. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1995 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2817 A Nachträgliche Ausschußüberweisungen 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 9: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 106 GG) (Drucksachen 13/900, 13/1313) Dr. Theodor Waigel CDU/CSU 2817 D Rudolf Scharping SPD 2822 A Gert Willner CDU/CSU 2823 B Dr. Hermannn Otto Solms F.D.P. 2825 B Joachim Poß SPD 2827 D, 2837 A Detlev von Larcher SPD 2828 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2829 B Friedrich Merz CDU/CSU 2830 A Hans Michelbach CDU/CSU 2830 B Dr. Gregor Gysi PDS 2831 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 2834 A, 2840 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 2834 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 2838 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 2840 C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 2841 C Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 2844 A Dietmar Thieser SPD 2845 B Jörg-Otto Spiller SPD 2845 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2846 D Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU 2848 A Dr. Horst Waffenschmidt CDU/CSU 2848 C Volker Kröning SPD 2849 D Namentliche Abstimmung 2851 C/D Ergebnis 2852 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Hans Berger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern (Drucksache 13/384) Ernst Schwanhold SPD 2854 D Ernst Hinsken CDU/CSU 2857 C Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2860 D Ernst Hinsken CDU/CSU 2861 A Paul K. Friedhoff F.D.P 2862 B Rolf Kutzmutz PDS 2863 C Friedhelm Ost CDU/CSU 2864 C Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 2866 C Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Hans-Dirk Bierling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ulrich Irmer, Dr. Olaf Feldmann, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Weitgehende Einsatzbeschränkungen für Landminen (Drucksache 13/1299) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Steffen Tippach, Andrea Lederer, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Weltweite Ächtung der Landminen (Drucksache 13/02) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Achtung von Landminen (Drucksache 13/1304) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Volker Kröning, Uta Zapf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verbot von Landminen und Unterstützung der Länder der Dritten Welt bei der Lösung ihrer Probleme durch Minen und andere gefährliche Munition (Drucksache 13/1308) Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU 2868 C Volker Kröning SPD 2870 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2872 B Dr. Olaf Feldmann F.D.P 2873 B Steffen Tippach PDS 2874 C Helmut Schäfer, Staatsminister AA 2875 B Nächste Sitzung 2876 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2877* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln), Rita Grieshaber, Winfried Nachtwei, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1995 auf Drucksache 13/889 in der 29. Sitzung am 28. März 1995 (Seiten 2124 A bis 2126 C) 2877* B Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Christian Lenzer (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts 1995 - Haushaltsgesetz 1995 -, hier Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes, Drucksachen 13/504 und 13/527 in der 31. Sitzung am 30. März 1995 (Seiten 2433 C bis 2435 D) 2877* C Anlage 4 Amtliche Mitteilung 2877* C 36. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 12. 05.95 Hartmut Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 12.05.95 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 12. 05. 95 Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 12. 05. 95 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 12. 05. 95 Dr. Jens, Uwe SPD 12. 05. 95 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 12. 05. 95 Marx, Dorle SPD 12. 05. 95 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 12. 05. 95 90/DIE GRÜNEN Müller (Düsseldorf), SPD 12. 05. 95 Michael Dr. Scheer, Hermann SPD 12. 05. 95* Schönberger, Ursula BÜNDNIS 12.0 5. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 12. 05. 95 Wolf, Hanna SPD 12. 05. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln), Rita Grieshaber, Winfried Nachtwei, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1995 auf Drucksache 13/889 in der 29. Sitzung am 28. März 1995 (Seiten 2124 A bis 2126 C) Ich erkläre, daß ich in der namentlichen Abstimmung mit Nein gestimmt habe. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Christian Lenzer (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts 1995 - Haushaltsgesetz 1995 -, hier Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes, Drucksachen 13/504 und 13/527 in der 31. Sitzung am 30. März 1995 (Seiten 2433 C bis 2435 D) Ich erkläre, daß ich in der namentlichen Abstimmung mit Ja gestimmt habe. Anlage 4 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen haben oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/478 Nr. 2.5 Drucksache 13/478 Nr. 2.7 Drucksache 13/218 Nr. 39 Drucksache 13/343 Nr. 2.21 Drucksache 13/614 Nr. 2.8 Drucksache 13/614 Nr. 2.15 Drucksache 13/343 Nr. 1.2 Drucksache 13/343 Nr. 1.3 Drucksache 13/343 Nr. 1.4 Drucksache 13/343 Nr. 1.5 Drucksache 13/343 Nr. 1.6 Drucksache 13/343 Nr. 2.2 Drucksache 13/343 Nr. 2.4 Drucksache 13/343 Nr. 2.6 Drucksache 13/343 Nr. 2.11 Drucksache 13/343 Nr. 2.14 Drucksache 13/343 Nr. 2.15 Drucksache 13/343 Nr. 2.16 Drucksache 13/343 Nr. 2.18 Drucksache 13/343 Nr. 2.25 Drucksache 13/343 Nr. 2.26 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/725 Nr. 171 Drucksache 13/725 Nr. 172 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/218 Nr. 102 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/614 Nr. 2.17 Innenausschuß Drucksache 13/45 Drucksache 13/269 Nr. 1.2 Drucksache 12/2582 Auswärtige Ausschuß Drucksache 13/343 Nr. 1.1
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    Rede von Volker Kröning


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Vielen Dank, Frau Präsidentin. Ich nehme das aber gern zum Anlaß, zu sagen: Ich wünschte mir, daß sich die Bundesregierung dieser Sache voll annehmen würde, ohne Ausnahme,

    Volker Kröning
    ohne Lücke zwischen Außenminister Kinkel und Botschafter Holik.

    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Und ohne Hintertür!)

    Wir wollen mit unserem Antrag diesem Ziel dienen. Ich erkläre gleich zu Anfang, daß wir für eine gemeinsame, fraktionsübergreifende Entschließung nach den Beratungen in den Ausschüssen offen sind.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Doch ich beobachte eine leichte Diskrepanz zwischen dem, was Herr Kollege Pflüger hier gesagt hat, und dem, was in dem Koalitionsantrag steht. Ich erkläre deshalb: Wir werden nicht hinter der Forderung zurückbleiben, die auch das Rote Kreuz erhebt, nämlich zumindest Anti-Personen-Minen weltweit zu ächten und zu beseitigen.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Dies ist in den Vorbereitungstreffen zur Überprüfungskonferenz zum VN-Waffenübereinkommen im Herbst noch nicht erreicht worden. Das ist deutlich geworden. Darum wollen wir der Regierung - um es zart zu umschreiben - für weitere Anstrengungen auf der europäischen und der internationalen Bühne den Rücken stärken.

    (Beifall bei der CDU/CSU Ulrich Irmer [F.D.P.]: Sehr verdienstvoll!)

    Aber es sind auch deutsche Beiträge zu der Minenräumkonferenz im Sommer nötig, die von der Öffentlichkeit noch gar nicht so recht in den Blick genommen worden ist und auf die die Regierung bisher augenscheinlich noch nicht vorbereitet ist, jedenfalls nicht erkennbar.
    Wir sind, meine Damen und Herren, auch offen, über ein Verbot aller Landminen zu reden. Doch dies ist nicht allein eine Frage des humanitären Rechts in bewaffneten Konflikten und seiner Weiterentwicklung, sondern auch eine Frage der militärischen Rahmenbedingungen und der - wie man es dabei kroß ausdrückt - militärischen Notwendigkeit. Selbst wenn man diese militärische Notwendigkeit voll den heutigen Standards des Gewaltverbots, der Beschränkung des Rechts auf Selbstverteidigung, des Übermaßverbots und der Menschenrechte unterwirft, bleibt die Frage, ob Minen nicht gerade als Mittel der Defensive zulässig bleiben müssen, einer statischen Verteidigung. Das ist sicherheitspolitisch und militärisch in der Bundesrepublik Deutschland weder ausdiskutiert noch andiskutiert.
    Wir wollen diese Debatte bei anderer Gelegenheit weiterführen, doch wir haben uns entschlossen, unabhängig von der Beurteilung dieser Frage ein Exportverbot für alle Minen zu fordern. Das finden Sie in unserem Antrag. Ich kann den Antrag gar nicht in voller Länge wiedergeben. Das ist neben der Forderung nach einem Verbot der Entwicklung, der Produktion und des Einsatzes von Anti-Personen-Minen die zweite Hauptforderung unseres Antrags.
    Warum ist das so? Die Abgrenzung zwischen Zivilpersonen und Kombattanten bleibt im Zusammenhang mit Landminen zweifelhaft. Auch die Selbstzerstörung nach einem Einsatz bleibt ungewiß. Dazu müssen wir, sofern noch nicht vorhanden, die erforderlichen Informationen im Gespräch mit den Hilfsorganisationen und auch mit den staatlichen Stellen einholen.
    Wir sind der Meinung, daß Minen kein Gegenstand der Technologiepolitik und der Handelspolitik eines Landes sein können, das anderen nicht zumuten will, was es bei sich selbst noch nicht geklärt hat.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Zu Recht werden Minen als „ewige Terroristen" bezeichnet - das gilt leider nicht nur für schmutzige Minen, sondern auch für High-Tech-Minen -, da sie noch nach bewaffneten Konflikten ihre schrecklichen Leiden verbreiten.
    Neben diesen präventiven Forderungen und Überlegungen geht unser Antrag ausführlich auf die Minenbeseitigung ein, die dank amerikanischer Initiative zum Thema der schon erwähnten weiteren Konferenz, die bereits vor der Sommerpause stattfinden soll, gemacht worden ist.
    Wenn man sich mit nichtstaatlichen Hilfsorganisationen unterhält - ich habe dies neben dem Deutschen Roten Kreuz auch mit Terre des hommes und anderen getan -, dann wird einem klar, daß es vor allem um Geld geht. Ich finde es pervers, daß die Bundesrepublik Deutschland jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag für die Modernisierung von Minen ausgibt, deren verteidigungspolitischer und militärischer Sinn noch nicht geklärt ist, während ihre Beiträge zu internationalen Minenräumaktionen pro Jahr kaum über 1 Million DM hinauskommen.

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ein Skandal für eine christlich geführte Regierung!)

    - Das rufen Sie zu Recht.
    Auch der von der Europäischen Union vorgesehene Betrag von 3 Millionen ECU jährlich kann nicht das letzte Wort sein.
    Ich hoffe, daß sich die Koalition gerade auf diesem Gebiet im Vorfeld der beiden Konferenzen bewegt. Als Finanzer weiß ich natürlich auch, daß der Bewegungsspielraum gering ist. Aber hier ist eine klare humanitäre Priorität zu setzen.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    In diesem Sinne appelliere ich nachdrücklich, eine vorverlegte Position der Bundesregierung und der Koalition zu entwickeln.

    (Dr. Olaf Feldmann [F.D.P.]: Sehen Sie es als ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung an!)


    Volker Kröning
    Doch neben Geld geht es auch um personelle und technische Hilfe. Dazu sagt unser Antrag im Unterschied zum Koalitionsantrag einiges. Ich nehme die Ankündigung zur Kenntnis, daß Sie dazu einen weiteren Antrag ausarbeiten wollen.
    Ich möchte in Kürze vier Punkte aus unserem Antrag erwähnen: Mobilisierung aller vorhandenen staatlichen Ressourcen, nicht nur bei der Bundeswehr; Unterstützung der nichtstaatlichen Hilfsorganisationen, die viel mehr Erfahrung haben, aber Qualifikationsunterstützung und technische Unterstützung benötigen; Entwicklung und Beschaffung von Gerät, das statt der ständigen Verfeinerung von Minen ihrer Auffindung und Zerstörung dient; Förderung von internationalen Projekten zu diesem Zweck, auch im Zusammenwirken mit der Europäischen Union und dritten Staaten. Ich appelliere deshalb nicht nur an das Auswärtige Amt, sondern auch an das Bundesverteidigungsministerium. Ich freue mich, daß das Bundesverteidigungsministerium ebenfalls politisch vertreten ist. Ich appelliere nicht nur an den Bund, sondern auch an die Länder: Wenn z. B. die verdienstvolle Hilfe von Halo Trust in Kambodscha im gegenwärtigen Tempo weitergehen müßte, dann wären die vielen Millionen Minen in diesem Land erst in 400 Jahren geräumt. Helfen wir sofort!
    Noch ein Wort zur Bundeswehr. Die SPD-Bundestagsfraktion wird die Bereitschaft unserer Streitkräfte und aller für sie politisch Verantwortlichen, für humanitäre Aufgaben in der Welt gerüstet zu sein, darauf abklopfen, ob sie diesen einfachsten und effektivsten Weg, nämlich die Minen aus früheren Konfliktgebieten zu beseitigen, einschlagen. Das ist mit dem „Keiler" nicht getan. Das ist inzwischen Marge-
    worden. Auf diesem Gebiet liegt ein echtes Betätigungs- und Bewährungsfeld für Blauhelme und auch für alternative Entwicklungen und alternatives Gerät bei der Bundeswehr. Darüber möchten wir mit dem Verteidigungsministerium ins Gespräch kommen.
    Ich habe dem Staatsakt am 8. Mai in Berlin, der heute schon einmal in einem anderen Zusammenhang erwähnt worden ist, mit Spannung entgegengesehen. Diese Spannung hat sich während des nüchternen Verlaufs und der vorwärtsweisenden Reden in Zuversicht für Deutschland und Europa verwandelt. Aber ich muß gestehen: Ich habe die Erwähnung der Dritten Welt vermißt. Setzen wir in diesem Jahr von Deutschland aus ein Zeichen der Hoffnung! Wie heißt es beim Roten Kreuz? Nicht reden, tun!

    (Beifall im ganzen Hause)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Angelika Beer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Angelika Beer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten heute auch den GRÜNEN-Antrag zur Achtung von Landminen. Minen sind inhumane Waffen, und es darf keine Rechtfertigung für sie geben.

    (Hans-Dirk Bierling [CDU/CSU]: Was sind humane Waffen?)

    Wir dürfen nicht das Risiko eingehen, hier technisch oder militärisch zu diskutieren. Ich möchte deswegen ein Erlebnis schildern.
    Erinnern Sie sich an das Ende des zweiten Golfkrieges? Die irakisch-iranische Grenze ist vermint. Die Türkei setzt Minen ein, wie auch jetzt wieder angekündigt, um Flüchtlinge aus dem Irak abzuhalten, und Saddam Hussein vermint die zerstörten kurdischen Dörfer. Wir unternehmen die ersten Hilfsprogramme. Ich sitze in Penjwin, 10 km von der iranischen Grenze entfernt. Vögel singen, Kinder lachen, die Sonne scheint. Ich höre ein dumpfes Geräusch, was mir gar nicht bewußt wird, bis dieser dumpfe Knall alle fünf Minuten mit einem Schrei verbunden ist. Die Menschen, die ich frage, was das war, sind vollkommen hilflos. Sie sagen: Das sind die Minen. Unsere Familien, die zurückkommen, wissen davon nichts. Sie denken, sie gehen nach Hause, und sie laufen direkt in den Tod.
    Auch wenn sie nicht in den Tod laufen, sondern nur zerstückelte Beine haben: Dort wie in vielen der 63 Länder, wo heute Minen liegen, fehlt ärztliche Hilfe. Es gibt dort keine Krankenhäuser. Es gibt keine Transportmittel. Diejenigen, die bei uns noch gerettet werden könnten, wie z. B. Soldaten, verbluten und haben ein noch schwereres Leid zu ertragen.
    Das ist das Problem, auf das ich aufmerksam machen möchte, worum es uns geht. Es ist egal, ob eine Mine ein Kind, das spielen will, einen Bauern, der seine Familie ernähren will, oder einen Soldaten trifft: Diese Waffe ist inhuman, und diese Waffe muß geächtet werden.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Deswegen möchte ich den Antrag der Regierungskoalition hinterfragen. Weitgehende Einsatzbeschränkungen - was ist das eigentlich? Dahinter verbirgt sich die Legitimierung der neuen Minen, die gerade in diesem Moment entwickelt werden und die nicht durch das Exportmoratorium betroffen sind: weder die Multifunktionsminen noch die Anti-TankMinen. Eine Anti-Tank-Mine - das wissen die Verteidigung wie auch Hilfsorganisationen oder wir als Politiker ganz genau - unterscheidet nicht zwischen einem Schulbus mit 40 Kindern und einem Panzer. Eine Anti-Tank-Mine geht in die Luft.
    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, es gibt keine „guten" und keine „bösen" Minen. Allerdings trägt Deutschland führend in der Welt zur Entwicklung von neuen Minentechnologien bei. Die Industrie hat ein absolutes Interesse, diese Entwicklungen weiterzuführen, und gibt den Militärs und der Bundesregierung die Scheinargumente, nämlich eine Mine mit Selbstzerstörungsmechanismus bedeute Sicherheit, und sie könne angewandt werden. Wir wissen auch aus der praktischen Arbeit, daß das nicht richtig ist. Technik hat immer wieder eine Versagerquote, in diesem Fall eine tödliche, nämlich für die Menschen.
    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Minen sind Bestandteil der neuen Planungen des BMVg im Rahmen der Kriseninterventionskräfte. Ein Oberstleutnant hat uns ausführlich dargelegt, daß Minen und

    Angelika Beer
    Minenräumungskapazitäten, die wir jedes Jahr - hier schon kritisiert - finanzieren, allein unter militärischen Gesichtspunkten entwickelt werden. Es sei ihm allerdings recht, wenn nebenbei auch ein humanitärer Nutzen dabei herauskäme. Diese Position der Bundesregierung ist für uns nicht akzeptabel, damit auch der Antrag der Bundesregierung nicht.
    Ich möchte an alle appellieren, den Ruf der Hilfsorganisationen, mit denen wir unseren Antrag abgestimmt haben, ernst zu nehmen. Denn die Menschen, die in den Minenfeldern arbeiten und die Opfer versorgen, sind die Experten, nicht die Militärs, die auf den Konferenzen wieder versuchen, das Heft in die Hand zu nehmen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Das ist wahr! Nur, die anderen wissen manchmal besser, was realistisch ist!)

    Wir sind bereit, im Interesse der Menschen unter humanitären und ethischen Gesichtspunkten, mit allen Fraktionen zu reden, bis wir zu einer endgültigen Entscheidung kommen. Aber ich kann schon heute sagen, daß wir nicht der Legitimierung einer neuen, ebenso verheerenden Minengeneration grünes Licht geben können. Dem müssen wir uns verweigern. Wir werden keine Mine mitfinanzieren, sondern wir fordern die Bundesregierung auf, jeden Pfennig der UNO, den Hilfsorganisationen und den Opfern zur Verfügung zu stellen, um diesen Todeskreislauf endlich zu beenden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)