Rede von
Andrea
Lederer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(PDS)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)
Also zur ersten Frage, Herr Abgeordneter Klein. Ich bin sehr wohl bereit, zur Kenntnis zu nehmen, daß die Gefühle der Menschen am 8. Mai 1945 sehr unterschiedlich waren je nach der Lage, in der sie sich befunden haben. Aber woran ich so sehr appelliere, ist, daß auch die Menschen, die danach gelitten haben - aus welchen Gründen auch immer; Sie haben Beispiele genannt -, begreifen, daß dieses Leid seine Ursache nicht im 8. Mai, sondern im 30. Januar und im 1. September der verschiedenen Jahre hatte
und daß auch sie deshalb den 8. Mai als Tag der Befreiung begreifen müssen, weil nämlich ohne diesen Tag die Greuel immer weiter angedauert hätten und auch der Krieg fortgesetzt worden wäre. Es war das Ende des Krieges und damit die Chance, daß diese Leiden aufhören. Das ist mein Appell, den ich hier an Sie richten wollte. Es geht nicht um die Unterschiedlichkeit im Erlebnis von Schicksalen.
Zu Ihrer zweiten Frage. Ich war im Jahre 1968 20 Jahre alt. Ich habe von diesen Ereignissen selbstverständlich erfahren. Ich habe an der Universität als Student auch dazu Stellung genommen. Ich kann und will hier gar nicht künstlich auf irgendeine Art Heldentum verweisen. Aber es war immerhin der einzige Anlaß, zu dem ich in meiner Partei eine Mißbilligung wegen der Äußerung, die ich damals gemacht habe, bekommen habe.
Ich füge hinzu
- lassen Sie mich das aussprechen -: Ich lasse mir von Leuten, die sich entweder in der DDR - das gilt für Ihre Freunde von der Block-CDU - oder in der Bundesrepublik Deutschland im Grunde genommen permanent nach den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen gerichtet haben, nicht erzählen, wie sie sich in der DDR verhalten hätten, obwohl sie dort nicht gelebt haben. Das müssen Sie mir dann erst beweisen.
In der DDR war Widerspruch wesentlich schwieriger als in der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Dann schauen Sie sich einmal an, wie selten dennoch in dieser Gesellschaft Widerspruch erhoben wird, und zwar gerade aus den Reihen Ihrer Partei.