Rede:
ID1303032400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 37
    1. Kollege: 2
    2. ich: 2
    3. das: 2
    4. dann: 2
    5. Herr: 1
    6. Börnsen,: 1
    7. wenn: 1
    8. dem: 1
    9. Kollegen: 1
    10. von: 1
    11. hammerstein: 1
    12. wiedereinmal: 1
    13. Wort: 1
    14. erteilen: 1
    15. muß,: 1
    16. werde: 1
    17. es: 1
    18. Ihnen,: 1
    19. glaube: 1
    20. ich,: 1
    21. gleich: 1
    22. mit: 1
    23. erteilen;: 1
    24. können: 1
    25. Sie: 1
    26. im: 1
    27. Couplet: 1
    28. hier: 1
    29. auftreten.\n: 1
    30. Als: 1
    31. nächstes: 1
    32. hat: 1
    33. der: 1
    34. Dr.: 1
    35. Manuel: 1
    36. Kiper: 1
    37. Wort.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/30 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 30. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 29. März 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1995 (Haushaltsgesetz 1995) (Drucksachen 13/50, 13/414) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/506, 13/527) in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/524, 13/527) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksachen 13/525, 13/527) Uta Titze-Stecher SPD 2131 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 2136A Uta Titze-Stecher SPD 2136C Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 2137A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2138D Ina Albowitz F.D.P. 2140C Ulla Jelpke PDS 2143C Manfred Kanther, Bundesminister BMI 2145A Dr. Winfried Wolf PDS . 2147B Otto Schily SPD . . . . . . . . . 2148A Erwin Marschewski CDU/CSU 2150 B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . 2151 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/507, 13/527) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 13/527) Gunter Weißgerber SPD 2153 D Manfred Kolbe CDU/CSU 2156 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2158A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 2159C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2159D Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . 2160 B Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 2161 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 2162B Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD 2164 A Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 2166B Norbert Geis CDU/CSU 2167 B Hermann Bachmaier SPD 2167 D Otto Schily SPD 2168 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/511, 13/527) Dr. Konstanze Wegner SPD 2169 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU 2172 C Uta Titze-Stecher SPD 2174 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2174D Dr. Gisela Babel F.D.P 2175B, 2192D Ina Albowitz F.D.P. 2178A Dr. Heidi Knake-Werner PDS 2179D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 2181 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2182C Dr. Gisela Babel F.D.P 2184D Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 2186A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2187C Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 2189C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 2190A Ottmar Schreiner SPD 2190 B Volker Kauder CDU/CSU 2191 A Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 2194A Horst Seehofer CDU/CSU 2195A Jürgen W. Möllemann F.D.P. 2196D Heiner Geißler CDU/CSU . . . . . . . 2197 C Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Drucksachen 13/522, 13/527) Dieter Schanz SPD 2200 D Steffen Kampeter CDU/CSU 2204 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2206B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 2207 C Dr. Ludwig Elm PDS 2209 A Christian Lenzer CDU/CSU 2210B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF . . . . . . . . . . . . . . . 2211 C Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/517, 13/527) Siegrun Klemmer SPD . . . . 2215A Peter Jacoby CDU/CSU . . . . . . . . 2219B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 2221 A Heinz Lanfermann F.D.P 2222 B Heidemarie Lüth PDS 2223 D Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 2224 C Christel Hanewinckel SPD 2226 A Maria Eichhorn CDU/CSU 2227 C Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 13/515, 13/527) Gerhard Rübenkönig SPD . . . . . . 2228 D Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . . 2232B Uta Titze-Stecher SPD 2232 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2234 D Dr. Dieter Thomae F.D.P 2236B Dr. Ruth Fuchs PDS 2237 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG 2238 C, 2243 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2239 A Klaus Kirschner SPD 2239 D Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . 2243 A Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/516, 13/527) Eckart Kuhlwein SPD 2244 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 2247 A Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2249 A Steffen Kampeter CDU/CSU 2250C Birgit Homburger FD P. 2250D Rolf Köhne PDS 2253 A Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . 2253D Ulrike Mehl SPD 2256 A Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . 2257 C Uta Titze-Stecher SPD 2258 B Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/521, 13/527) Dr, Rolf Niese SPD 2259C Herbert Frankenhauser CDU/CSU . . 2262D Dieter Pützhofen CDU/CSU 2263 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2265 C Jürgen Koppelin F.D.P 2267 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 2268 C Gert Willner CDU/CSU 2269 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 2271 A Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/512, 13/527) Hans Georg Wagner SPD 2274 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2278B, 2280 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 2279 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . 2281D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 2283 B Dr. Dionys Jobst CDU/CSU 2283 D Horst Friedrich F.D.P. . . . . . .. . 2284 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . 2285 C Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 2287B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/513, 13/527) Hans Martin Bury SPD 2289 D Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 2294 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2296C Jürgen Koppelin F.D.P 2298 A Gerhard Jüttemann PDS 2299 B Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 2300C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 13/510, 13/527) Ilse Janz SPD 2302D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 2307 B Ulrike Höfken-Deipenbrock BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2309 C Dr. Günther Maleuda PDS . . . . 2310 D Meinolf Michels CDU/CSU 2311D Jochen Borchert, Bundesminister BML 2313A Erweiterung der Tagesordnung 2315A Zusatztagesordnungspunkt: Beratung des Antrages der PDS: Einladung von Repräsentanten aller Länder, die Opfer des von Nazi-Deutschland ausgegangenen Aggressionskrieges wurden (Drucksache 13/965) . . 2315 A Nächste Sitzung 2315 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2317* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I 22 (Haushaltsgesetz 1995 - Einzelplan 12 - Bundesministerium für Verkehr) Dr. Dagmar Enkelmann PDS 2317* A Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I 23 (Haushaltsgesetz 1995 - Einzelplan 13 - Bundesministerium für Post und Telekommunikation) Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU , 2318* A Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I 24 (Haushaltsgesetz 1995 - Einzelplan 10 - Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . 2319* C 30. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 29. März 1995 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 29. 03. 95 Büttner (Ingolstadt), SPD 29. 03. 95 Hans Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 29. 03. 95 Hartmut Gansel, Norbert SPD 29. 03. 95 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 29. 03. 95 Heym, Stefan PDS 29. 03. 95 Meißner, Herbert SPD 29. 03. 95 Tippach, Steffen PDS 29. 03. 95 Vergin, Siegfried SPD 29. 03. 95 Welt, Jochen SPD 29. 03. 95 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I 22 (Haushaltsgesetz 1995 - Einzelplan 12 - Bundesministerium für Verkehr) Dr. Dagmar Enkelmann (PDS): „Die Völker erwarten von uns, daß wir die notwendigen Beschlüsse fassen, um sie vor drohendem Schaden zu bewahren", so wird Umweltministerin Merkel aus ihrer Eröffnungsrede der Klimakonferenz zitiert. Wenn ich mir einerseits solch beschwörende Reden anhöre und andererseits die nackten Tatsachen dieses Haushalts betrachte, kann ich mich nur wundern. Wo, bitte schön, sind denn die „notwendigen Beschlüsse", die eine Klimakatastrophe vielleicht noch abwenden könnten? Ist das vielleicht der Beschluß, die Mittel für Investitionen in die Schiene um mehr als eine halbe Milliarde DM zu kürzen und die vorgesehenen Kürzungen für Straßenbauinvestitionen wieder um 350 Millionen DM zurückzunehmen? Ist damit vielleicht der Beschluß gemeint, in diesem Land, das ohnehin über eines der dichtesten Straßennetze der Welt verfügt, jährlich über 8 Milliarden DM in Straßen zu investieren? Die Glaubwürdigkeit dieser Bundesregierung ist wirklich keinen Pfifferling mehr wert. Sie heften sich den Rückgang der CO2-Emissionen stolz als Erfolg Ihrer Reduktionsbemühungen an die Brust und verschweigen dabei, daß der verzeichnete Rückgang nur auf die Deindustrialisierung in den neuen Län- Anlagen zum Stenographischen Bericht dem zurückzuführen ist. Im Westen stieg nämlich der Kohlendioxid-Ausstoß um 3 %, im Verkehrssektor - hören Sie gut zu, Herr Wissmann - sogar um 17 % zwischen 1987 und 1992. Ihr Haushalt ist ein Klimakiller-Haushalt und ein sicherer Garant dafür, daß diese Steigerungsraten auf weitere Jahre festgeschrieben werden. Erforderlich wäre wohl eine Umweltverträglichkeitsprüfung für Ihren gesamten Haushalt. Mit dieser Zielrichtung müßte dann auch der Bundesverkehrswegeplan revidiert werden. Ein erster Schritt wäre ein Ausbaustopp für Bundesfernstraßen in den alten Bundesländern. Konnte man bisher darauf hoffen, daß das, was Studien und Appelle nicht vermochten, nämlich weiteres durch Straßenneubau induziertes Verkehrswachstum zu verhindern, dann letztlich durch leere Kassen des Bundes bedingt wurde, so gilt auch das seit neuestem nicht mehr. Die Bundesregierung läßt sich den Straßenneubau privat vorfinanzieren und baut so einen weiteren Schattenhaushalt auf. Um auf dem Papier einen Anstieg der Neuverschuldung zu vermeiden, verschwendet die Bundesregierung zig Millionen DM. Das Konzessionsmodell ist nämlich gegenüber einer Haushaltsfinanzierung schlicht und einfach unwirtschaftlich. Die Projekte verteuern sich durch die Einschaltung privater Geldgeber um 30 bis 40 %, da der Staat für die hohen Refinanzierungskosten der privaten Projektträger aufkommen muß. Nun sagen Sie, es handelt sich bei den Projekten, für die jetzt Verpflichtungsermächtigungen ausgebracht sind, ja nur um Pilotprojekte. Sie wollen testen, wie sich die private Vorfinanzierung gesamtwirtschaftlich auswirkt. Das ist doch lächerlich. Können Sie mir einen Grund nennen, warum die Berechnungen des Bundesrechnungshofes nicht ausreichend sein sollten, um das zu belegen, was heute ohnehin schon jedes Kind weiß: Der Kauf auf Raten kommt teurer. Der Bundesrechnungshof hat berechnet, daß eine private Vorfinanzierung beim Engelberg-Tunnel z. B. rund 8 Millionen und bei der vierten Elbtunnel-Röhre sogar mehr als 23 Millionen DM teurer würde. Das sollte eigentlich ausreichen, um jeden verantwortlich denkenden Menschen von solch abenteuerlichen Finanzierungsmodellen abzubringen. Auch das Argument, Sie kaufen damit Zeit ein, ist an den Haaren herbeigezogen. Der öffentliche Haushalt kann jederzeit Kredite für Investitionen in unbegrenzter Höhe aufnehmen. Wenn Sie das täten, müßten Sie allerdings den Bürgerinnen und Bürgern die Wahrheit darüber sagen, wie verschuldet diese Bundesregierung tatsächlich ist. Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit aber scheuen Sie wie der Teufel das Weihwasser. So lügen Sie sich, vor allem aber den Bürgerinnen und Bürgern in die Taschen und bauen weiter an der betonierten Republik Deutschland. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I 23 (Haushaltsgesetz 1995 - Einzelplan 13 - Bundesministerium für Post und Telekommunikation) Elmar Müller (Kirchheim) (CDU/CSU): Die Aufgabe, die wir uns mit der Postreform II gestellt haben, war es, das Überleben der Postunternehmen auf Dauer zu sichern und gleichzeitig Leben in den Kommunikationsmarkt zu bringen. Meine Kollegen und ich wissen, daß wir uns hier auf einer schwierigen Gratwanderung befinden. So scheint es mir bezeichnend, daß es in der CSU Herrn Stoiber deutlich zu langsam mit dem Wegfall der Telekommonopole geht, wogegen Herr Waigel, aus Sorge um eine zu starke Belastung der Telekom AG, zur Zurückhaltung mahnt. Die F.D.P. macht es sich da viel leichter. Sie fordert den Fortfall der Monopole und verheimlicht ihrer Klientel einfach, daß sie dem Gesetz selbst zugestimmt hat, mit dem der Telekom AG bis zum 1. Januar 1998 das Netz- und Sprachdienstmonopol übertragen wurde. Unzuständigkeitshalber, aber wortreich kann Herr Rexrodt als Bundeswirtschaftsminister dann genau das anmahnen, was der Bundespostminister gerade erarbeitet und Anfang dieser Woche veröffentlicht hat, nämlich die Eckpunkte des zukünftigen Regulierungsrahmens im Telekommunikationsbereich. Die SPD tut sich wie gewohnt schwer. Die einen fürchten mit einem schrittweise wachsenden Wettbewerb um den Börsenwert der Deutschen Telekom AG und unterschätzen offensichtlich die Intelligenz der Anleger. Wer kauft schon gerne einen Monopolisten im Sack, der 1998 plötzlich nackt vor den Anlegern steht, weil man ihm in einem Rutsch die schützende Monopoldecke weggezogen hat. Die anderen in der SPD setzen zwar auf die im Wettbewerb neu entstehenden zukunftssicheren Beschäftigungsmöglichkeiten, entpuppen sich aber allzu schnell als Pseudoliberale, deren Presseerklärungen mit Vorsicht zu genießen sind. Für sehr begrüßenswert halte ich das erste konkrete Papier der SPD zur Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes, so wie es als Presseerklärung am letzten Wochenende abgesetzt worden ist. Allerdings erscheint die plakative Kritik an dem Entwurf eines Eckpunktepapiers des Ministers eher grotesk, da man offensichtlich weder den vollständigen Inhalt kannte noch bereit war, zwei Tage bis zur Vorlage des Eckpunktepapiers zu warten. Einer seriösen und der Sache angemessenen Auseinandersetzung scheint es mir nicht dienlich, sich mit „bekanntgewordenen Vorstellungen" eines Entwurfs statt mit dem Papier selbst auseinanderzusetzen. Wer die Papiere sorgfältig studiert, wird feststellen, daß wir nicht weit auseinanderliegen, und es sollte uns gelingen, mit vernünftigen Argumenten Dissenspunkte abzubauen und schnellstmöglich zu einer tragfähigen Lösung zu gelangen. Wir haben in unserem Positionspapier ganz deutlich festgestellt, daß bis zum Jahre 1998 der Telekom AG die Möglichkeit eingeräumt werden muß, sich geordnet auf den Wettbewerbsmarkt einzurichten. Dies entspricht unserer Überzeugung, da eine finanziell angeschlagene Deutsche Telekom AG weder der deutschen Wirtschaft in ihrer Gesamtheit dienen würde noch im Hinblick auf den zukünftigen Börsengang und den Finanzplatz Deutschland hinnehmbar wäre. Es kann auch keine Rede davon sein, daß die Telekom übermäßig einseitig belastet werden soll. Aber, um es klar und deutlich zu sagen: Wir werden hier einen Markt und einen fairen Wettbewerb erst schaffen müssen. Die Warnung der SPD vor einer übermäßigen asymmetrischen Belastung der Telekom AG scheint konsensfähig zu sein. Wir sollten uns doch einig sein, daß das fünftgrößte deutsche Unternehmen mit einem Umsatz von fast 70 Milliarden D-Mark und dem einzigen flächendeckenden Kommunikationsnetz eine andere Infrastrukturverantwortung tragen muß als etwa kleine mittelständische Anbieter zukünftiger Telefondienstleistungen. Gerade hier kommen doch regional beschränkte oder sogar anwendungsbezogen innovative Dienste in Betracht. Es gibt unzählige technische Anwendungsmöglichkeiten, die nur für kleine Benutzergruppen Sinn machen. Der Markt wird sofort versuchen, die jeweils erforderlichen Techniken den Kunden zur Verfügung zu stellen. Vielen Anwendungen im Multimediabereich, wie z. B. Homeshopping, kommt gerade außerhalb der Ballungsräume große Bedeutung zu. Pauschale Ausbauverpflichtungen würden mittelständische Unternehmen völlig überfordern und auch gar keinen Sinn machen, da nur Megakonsortien derartige Investitionen aufbringen könnten. Hunderte kleine zusammenwachsende Inseln decken die Bedürfnisse der Bürger aber sicher besser ab, als auf wenige Großunternehmen zu setzen. Wir wollen nicht Flächendeckung als Auflage für alle. Wir wollen Flächendeckung durch alle! Das bedeutet, Insellösungen ja, und zwar so schnell und so viele wie möglich. Wie können Sie denn, Herr Bury, von einer Schieflage unseres Wettbewerbsmodells sprechen, wenn wir Unternehmen mit vielleicht einigen Dutzend Beschäftigten nicht mit den gleichen Infrastrukturauflagen belasten wollen wie die Deutsche Telekom mit über einer Viertelmillion Mitarbeitern? Sie fordern Chancengleichheit und gleichzeitig Infrastrukturauflagen bereits bei unter 25 % Marktanteil. Ab wieviel Prozent, Herr Bury, gedenken Sie denn bei Ihrer Art Chancengleichheit kleine Anbieter genauso zu behandeln wie den fünftgrößten Telekommunikationskonzern der Welt? Für kritisch und undurchführbar halte ich die Forderung der SPD nach Bereitstellung einer breitbandigen Infrastruktur für alle Bürger, und das, wie der Vorsitzende des Postausschusses, der Kollege Börnsen, gefordert hat, innerhalb etwa 5 Jahren. Dies geht jedoch völlig an den Realitäten vorbei und wäre nicht einmal, und dies weiß die SPD ganz genau, vom bisherigen Monopolunternehmen Telekom zu leisten, geschweige denn zu finanzieren. Bei rund 37 Millionen Wohnungen liegt der Versorgungsgrad etwa beim Breitbandkabelnetz der Telekom nach nunmehr 12 Jahren bei immerhin 62 %. Nach 5 Jahren waren gerade einmal 3 Millionen Wohnungen angeschlossen. Kein Mensch - ja nicht einmal Politiker - hätte von der Telekom jemals gefordert, den bevorzugten Ausbau von Ballungsgebieten zu stoppen und statt dessen ländliche Regionen zu erschließen. Zu Recht hat sich die Telekom auf Ballungsräume konzentriert, und selbst hier warf ihr der Bundesrechungshof noch das „planlose Verlegen von Fernsehkabeln" vor. Wir brauchen uns doch, lieber Herr Börnsen, nicht tatsächlich über die Versorgung mit Kabelfernsehen auf dem Lande zu unterhalten, wenn sich heute nach 12 Jahren Breitbandkabelausbau die Bundesbürger in unzähligen Stadtrand-Lagen darüber beschweren, daß die Telekom zu einem weiteren Ausbau aus Rentabilitätsgründen nicht mehr bereit ist. Jeder kennt doch die Klagen abseits gelegener Dörfer aus seinem Wahlkreis. Und hier betreiben nicht etwa die privaten Anbieter „Rosinenpicken", sondern die Telekom. Sie allein bestimmt nach Rentabilitätsgesichtspunkten sogenannte Ausbaugebiete, in denen die privaten Kabelnetzbetreiber nicht tätig werden durften. Dennoch haben die Privaten in den vergangenen Jahren bis heute rund 3,5 Millionen Wohneinheiten über Breitbandkabelnetz mit Fernseh- und Hörfunkprogrammen in den für die Telekom unrentablen Gebieten versorgt. Der von der SPD immer wieder bemühte Infrastrukturauftrag wird, wenn man hierunter also die Versorgung der weniger lukrativen Bereiche in Deutschland versteht, ganz eindeutig von den über 300, häufig mittelständischen Wettbewerbern mit Leben erfüllt. Wenn wir dann auch noch auf neue alte Kampfbegriffe wie der „Zwei-Klassen-Informationsgesellschaft" verzichten, wird es uns eher gelingen, dem gerecht zu werden, was sowohl Bürger wie Wirtschaft von uns fordern, nämlich bereits in den nächsten Monaten die wesentlichen politischen Entscheidungen zu treffen, die einen möglichst raschen Ausbau einer zukunftsweisenden deutschen Telekommunikationsinfrastruktur ermöglichen. Wer allerdings bereits vor der Veröffentlichung des Eckpunktepapiers des Ministers und ohne ein einziges Gespräch abzuwarten mit der notwendigen Zustimmung der SPD im Bundesrat droht, wie der Kollege Bury dies meinte tun zu müssen, der scheint unter dem ständigen Gefühl zu leiden, ohne massive Drohungen nicht ernstgenommen zu werden. Die vorgelegten Papiere sollten zur politischen Diskussion einladen. Sie dienen nicht als Plattform für Profilierungsversuche einzelner Politiker. Wir suchen konsensfähige Lösungen. Ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, über die Papiere zu sprechen und offen zu diskutieren. Drohungen sind da sicherlich wenig hilfreich. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt I 24 (Haushaltsgesetz 1995 - Einzelplan 10 - Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) Jürgen Koppelin (F.D.P.): Die Haushaltskonsolidierung konnte auch vor dem Einzelplan 10 des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nicht haltmachen. Doch dabei haben wir als F.D.P. die wesentlichen agrarpolitischen Ziele nicht vernachlässigt. Mein Kollege Günther Bredehorn hat schon einmal hier sehr richtig festgestellt: „Sparzwänge können auch etwas Positives haben. Sie zwingen zur Prioritätensetzung. " Das geschieht beim Einzelplan 10. Politische Herausforderung der nächsten Jahre bleibt die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft. Die Landwirte und ihre Familien müssen auch weiterhin die Chance erhalten, ihren eigenen, individuellen Weg bei der Bewirtschaftung ihrer Betriebe zu gehen. Zusätzliche Freiräume zur Steigerung der Produktivität und Effizienz sind dabei notwendig. Den nachwachsenden Rohstoffen gilt dabei unser besonderes Interesse. Ihr Anbau kann zukunftsweisend sein. Die Mittel, die wir hier den Landwirten zur Verfügung stellen, sind ein Beitrag zur Umwelt. Völlig überrascht habe ich bei den Berichterstattergesprächen zur Kenntnis nehmen müssen, daß die GRÜNEN eine Reduzierung der Haushaltsmittel in diesem Bereich wollten. Hier zeigt sich die Ernsthaftigkeit „grüner" Politik. Mit der Anhebung des förderfähigen Investitionsvolumens im Rahmen der einzelbetrieblichen Investitionsförderung auf 100 Millionen DM machen wir den Weg frei für eine zukunftsweisende Agrarpolitik. Mit den Komplementärmitteln der Länder stehen damit 170 Millionen DM mehr zur Verfügung. Aber die Herausbildung effizienter Betriebsstrukturen - und die sind notwendig, um langfristig den Sonderstatus der Landwirtschaft im nationalen und internationalen Wirtschaftsgefüge abzubauen - kann nicht allein über die Stärkung der landwirtschaftlichen Erwerbsmöglichkeiten erfolgen. Ein zweites wirtschaftliches Standbein muß aufgebaut werden. Die F.D.P. plädiert daher für eine stärkere Gewerbe- und Dienstleistungsorientierung des landwirtschaftlichen Unternehmertums. Erste und erfolgreiche Schritte sind bereits von den Landwirten gemacht worden. Die Steigerung des Direktabsatzes landwirtschaftlicher Produkte ist nur ein Beispiel unter vielen. Hier zeigen sich die Stärken der deutschen Landwirtschaft: hohes Qualitätsniveau auf der Basis guter natürlicher Bedingungen kombiniert mit Anbindung an die Verbraucher. Diese Kombination kann zu einer weiteren, soliden Erwerbsquelle für die Landwirte werden. Allerdings, wenn wir das von Minister Seehofer vorgelegte Geflügelfleischhygiene-Gesetz beschließen würden, wäre das ein erheblicher Rückschlag für die Bemühungen um die Direktvermarktung. Der ländliche Raum bietet sich als Wirtschaftsbasis für Unternehmertätigkeit geradezu an. Für kreative Landwirte, bei denen Selbständigkeit und Gesamtverantwortung Tradition haben, ist er eine ideale Grundlage. Sie sollten ihn verstärkt zum eigenverantwortlichen Handeln nutzen. Nicht der staatliche Prämienempfänger, sondern nur der im Wettbewerb fit gemachte Unternehmer ist in der Lage, sich gegen die inner- und außereuropäische Konkurrenz durchzusetzen. Der Landwirt als Dienstleister im ländlichen Raum - ein Ziel liberaler Landwirtschaftspolitik, das von uns allen weiter verfolgt werden sollte. Davon profitieren nicht nur die Landwirte und ihre Familien. Deshalb gilt unser uneingeschränktes Ja den Strukturverbesserungen. Beim Küstenschutz hätte die F.D.P. gern mehr gemacht. Aber die zuständigen Länderminister haben die Latte der Anforderungen zu hoch gelegt. Die überzogenen Umweltanforderungen beim Küstenschutz in den norddeutschen Ländern sind inzwischen völlig inakzeptabel; die Effizienz der Hilfestellung ist damit nicht mehr sichergestellt. Nicht nur innerhalb des Agrarsektors sind strukturverbessernde Maßnahmen notwendig, sondern auch bei Hilfen für die Schaffung alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten, in anderen Unternehmensformen und auch außerhalb der Landwirtschaft. Soviel ist heute schon sicher: Die derzeitigen Haushaltsbelastungen im Agrarbereich sind zu hoch und unter den gegebenen wirtschaftlichen Verhältnissen und Umwälzungsprozessen innerhalb Europas auf Dauer nicht vertretbar. In der Agrarsozialpolitik sind in der letzten Legislaturperiode die entscheidenden Weichen gestellt worden. In den Jahren 1995 bis 1997 wird die Bundesregierung 1 Milliarde DM bereitstellen. Ein Betrag, mit dem die eigenständige soziale Sicherung der Bäuerin eingeführt werden kann. Das Agrarsozialreformgesetz ist bei den Betroffenen überwiegend positiv aufgenommen worden. Daß Kritik geübt wird, ist normal. Wir werden Einwände gegenüber einzelnen Bestimmungen des Agrarsozialgesetzes prüfen. Erste Gespräche sind in der F.D.P. bereits dazu geführt worden. Wichtig war uns, daß mit der Agrarsozialreform erreicht wird, daß rund 230 000 Bäuerinnen endlich eine eigene Alterssicherung und Schutz bei Erwerbsunfähigkeit erhalten, der Explosion der Beiträge zur Altershilfe ein Riegel vorgeschoben wird. Das gesamte System der agrarsozialen Absicherung ist finanziell stabilisiert worden. Besonders freuen dürfte sich darüber sicher unser Freund Josef Ertl, der einst die neue Agrarsozialpolitik einleitete. Von dieser Stelle auch nachträglich herzliche Glückwünsche an Josef Ertl zum 70. Geburtstag. Die Landwirtschaft befindet sich inmitten eines schwierigen Anpassungsprozesses. Der Haushalt trägt dem durchaus Rechnung. Die Vergabe staatlicher Mittel bietet gerade in Zeiten knapper Kassen die Chance, den notwendigen Entwicklungsprozeß zu flankieren und Effizienzsteigerungen sowie Strukturanpassungen zu beschleunigen. Dauersubventionen und Regulierungen müssen abgebaut werden, neue Subventionsfelder vermieden werden. Denn heute geht es mehr denn je darum, der unternehmerischen Landwirtschaft eine Bresche zu schlagen. Nur mit ihr ist eine Stärkung der Landwirtschaft langfristig möglich und auf Dauer erfolgreich.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Freiherr Carl-Detlev von Hammerstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten, lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Bury, Sie haben heute abend einen kleinen Fanclub mitgebracht, eine Viererbande, die hin und wieder geklatscht hat. Die anderen haben gar nicht verstanden, was Sie während Ihrer gesamten 21minütigen Rede gesagt haben.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Sie hätten mal zuhören sollen!)

    Ich bin erstaunt, daß Ihr haushaltspolitischer Sprecher für den Einzelplan 13 überhaupt nicht anwesend ist. Mit ihm hatten wir - das muß ich fairerweise sagen - in vielen Dingen einen ausgesprochen guten Konsens.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Den haben auch wir!)

    Ich möchte mich bei allen Mitberichterstattern herzlich dafür bedanken, daß wir gemeinsam den Einzelplan 13 ohne große Widersprüche der Opposition verabschiedet haben.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da muß im Haushaltsausschuß etwas schiefgelaufen sein!)

    Ich möchte, lieber Herr Minister, Ihnen und Ihrem ganzen Hause ganz herzlich für die konstruktive und gute Zusammenarbeit danken. Ich bitte Sie, diesen Dank Ihrem Hause weiterzuleiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Die Kollegen gucken Sie aber gar nicht glücklich an!)

    Sicherlich gibt es in der Koalition und Opposition in einigen Teilen Änderungswünsche. Aber im Endeffekt haben wir uns geeinigt, und der gesamte Einzelplan ist beiderseitig akzeptiert worden.
    Drei entscheidende Faktoren hatten bei den Beratungen eine große Bedeutung: erstens das weitere Vorantreiben der Privatisierung, zweitens die Schwierigkeit - ich glaube, das ist das Entscheidende -, ein aufzulösendes Ministerium bis zum Endpunkt dennoch funktionsfähig zu halten, und drittens das gleichzeitige Bestreben, den Bundeshaushalt zu konsolidieren.
    Nach der Gründung der Aktiengesellschaften Deutsche Post, Telekom und Deutsche Postbank im letzten Jahr in Köln richtet sich jetzt der Blick auf die Schaffung eines rechtlichen Rahmens für den Einstieg in einen geordneten Wettbewerb während der

    Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein
    vor uns liegenden drei Jahre. Die Befristung bis zum 31. Dezember 1997 entspricht unserer politischen Willensbildung und steht auch zugleich im Einklang mit der Europäischen Union

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Hoffentlich bleibt ihr auch dabei!)

    - so ist es, lieber Arne Börnsen - im Hinblick auf die Öffnung der Märkte der Telekommunikation und der Post.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Wollt ihr jetzt öffnen?)

    Mit dem Abschluß der Parlamentsberatungen zur Postreform II war die Arbeit des Postministeriums natürlich nicht abgeschlossen. Vollendung der Postreform II heißt nämlich Erarbeiten der vielen Rechtsverordnungen, die auch noch in verschiedenen Gremien behandelt werden müssen. Vollendung der Postreform II heißt aber auch Erarbeiten der Gesetzesregelungen für die Zeit nach 1997, und zwar parallel zu den genannten Rechtsverordnungen. Vollendung der Postreform heißt schließlich auch Erarbeiten eines völlig neuen Regulierungssystems.
    An allen Ecken und Enden sind also neu entstehende Herausforderungen zu erkennen, die auch aktiv aufgegriffen und finanziell so ausgerüstet werden müssen, daß alles erledigt werden kann.
    Ich glaube, lieber Herr Postminister, hier haben wir den Haushalt so bestückt, daß Sie all die Dinge, die von großer Wichtigkeit sind, bestreiten können, nämlich Beiträge an internationale Organisationen, Kosten für Sachverständige. Herr Kollege Arne Börnsen, unser Ausschußvorsitzender, legt ja äußerst großen Wert darauf und ist häufig, wie ich weiß, in Amerika. Ich werde gleich noch etwas dazu sagen.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Man lernt dazu!)

    Dazu gehören auch Kosten für internationale Tagungen und Konferenzen, die du sicherlich in Anspruch nehmen wirst.
    Wir haben meines Erachtens auch für den Regulierungsrat in angemessenem Rahmen Geldmittel zur Verfügung gestellt.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Tagt der im Ausland?)

    Er hat, wenn ich richtig informiert bin, diesen Montag schon zum erstenmal getagt

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wo denn?)

    und hat sicherlich auch schon maßgebliche Entscheidungen getroffen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Auf das Thema wollen wir nicht genauer eingehen! Unterhalte dich mit deiner Fraktion darüber!)

    - Meine Fraktion hat wie die Ihrige, lieber Kollege Arne Börnsen, gewisse Bauchschmerzen gehabt,

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Mit dir!) aber inzwischen haben wir uns einigen können.

    Entscheidend ist meines Erachtens aber eine Position, die von Wichtigkeit ist, und zwar sind das die Gelder, die wir für die Ausbildung, Fortbildung und Umschulung wichtiger Mitarbeiter zur Verfügung gestellt haben, die in Anbetracht der Verkleinerung des Postministeriums ausscheiden müssen.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Lenk mal nicht ab!)

    Daß wir mit der Privatisierung und dem vom Bundespostminister Wolfgang Bötsch am Montag in Bonn vorgelegten Eckpunktepapier zur Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarktes richtig liegen, beweisen viele positive Stimmen, die man zur Zeit in den Medien lesen kann.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Da brauchen Sie noch viel Fortbildung!)

    - Herr Bury, ich glaube, Sie haben in den letzten Tagen vergessen, Zeitungen zu lesen und Fernsehinterviews zu hören. Alle in der Bundesrepublik haben sich klar und deutlich positiv über diese Maßnahme ausgesprochen.

    (Beifall bei der CDU/CSU Hans Martin Bury [SPD]: Sie lesen die falschen Zeitungen!)

    Sie als Arbeitsgruppenvorsitzender sollten sich lieber informieren, bevor Sie solche Aussagen wie vorhin machen.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Allgemeinen Aussagen kann man zustimmen! Auf die Details kommt es an, und da wollen wir erst einmal abwarten! Da werden wir auch korrigieren, Verehrtester!)

    - Das werden wir feststellen, Herr Börnsen.
    Hiermit sind die richtigen ordnungspolitischen Signale in die Informationsgesellschaft gesetzt. Sicherlich haben zur Zeit Großbritannien, Amerika, Japan und vielleicht auch einige andere Länder einen gewissen Vorsprung.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Honolulu!)

    - Bist du da gewesen? - Aber der jetzige Ministerentwurf bietet gute Ansatzpunkte, um Anschluß an das internationale Niveau zu finden.

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Wann fährst du denn wieder nach Las Vegas?)

    Um alle soeben genannten Erkenntnisse durchzusetzen, brauchen wir natürlich hochmotivierte, qualifizierte Mitarbeiter im Ministerium. Bei den Vorgesprächen im Ministerium gab es natürlich gravierende Auseinandersetzungen auch mit dem Finanz-

    Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein
    ministerium und mit dem Bundesrechnungshof - das muß ich klar und deutlich sagen -; denn der Bundesrechnungshof hatte vor, weit über 100 Mitarbeiterpositionen im Postministerium zu streichen.
    Ich glaube, mit der Regelung, die wir jetzt getroffen haben, nämlich im Jahre 1995 26 Stellen und in den folgenden Jahren 1996 und 1997 jeweils 15 Stellen zu streichen, kann das Ministerium gut leben. Die Streichungen der Planstellen gelten nur für das jeweilige Jahr. Das muß klar und deutlich gesagt werden, weil wir diese Position in der Bereinigungssitzung nicht klären konnten.
    Neben diesen Kürzungen halten wir auch die einprozentige Personalkürzung, die die jetzige Bundesregierung festgelegt hat, ein. Ich freue mich, daß es allen Mitberichterstattern gelungen ist, einen Konsens zu finden, den Personalabbau so zu regeln, daß - -

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Hoffentlich können die Mitarbeiter im Ministerium noch ein paar Gesetze bauen!)

    - Du hast sicherlich feststellen können, daß noch so viele Personen da sind, daß gute Gesetze noch ordnungsgemäß vorbereitet werden können. Das wird der Vorsitzende des Ausschusses für Post und Telekommunikation, Arne Börnsen, sicherlich auch in Zukunft feststellen,

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Das wird er bewerten, wenn die Gesetzentwürfe vorliegen, und nicht vorher!)

    Für mich war die Personalfürsorge ein großes Problem. Viele Mitarbeiter in diesem haus machen sich Sorgen um ihre Zukunft und orientieren sich neu. Ich habe in vielen Gesprächen im Haus feststellen können, daß viele von ihnen vorzeitig das Haus verlassen, um in den drei neugegründeten Post-Aktiengesellschaften eine neue Anstellung zu bekommen. Häufig ist es so, daß gerade die besten Leute als erste das Haus verlassen. Ich hoffe trotzdem, daß die übriggebliebenen ihre Arbeit genausogut machen.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Eine schöne Bewertung ist das!)

    Ich darf als dritten Punkt die Konsolidierung des Bundeshaushaltes ansprechen. Sie wissen, daß es uns sehr schwerfällt, für 1996 weitere drastische Maßnahmen der Kürzung vorzunehmen. Aber mit dem Haushalt 1996 werden wir uns dann beschäftigen, wenn uns die Regierung im Herbst den neuen Einzelplan vorlegt.
    Ich darf mich herzlich bedanken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Schade, wir hätten gern ein bißchen mehr davon erlebt!)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Kollege Börnsen, wenn ich dem Kollegen von hammerstein wieder
einmal das Wort erteilen muß, dann werde ich es Ihnen, glaube ich, gleich mit erteilen; dann können Sie im Couplet hier auftreten.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Als nächstes hat der Kollege Dr. Manuel Kiper das Wort.

(Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Jetzt bin ich auch ganz ruhig! Dr. Manuel Kiper [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muß auch so sein! Zuruf von der CDU/CSU: Ist das eine Jungfernrede?)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manuel Kiper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist natürlich keine Jungfernrede; das ist nicht einmal eine „Jungmannrede". Vielmehr ist das hier der normale Alltag eines Abgeordneten. Nachts, 23.50 Uhr, sind wir hier im Plenum und sollen uns noch an so wichtigen Fragen abarbeiten.
    Der Kollege Hammerstein hat die Aufmerksamkeit ein wenig auf das gelenkt, worum es heute eigentlich geht: die Haushaltsplanberatungen.
    Kollege Bötsch, Sie sind ja die allgemeine Sparbüchse dieses Haushalts geworden. Selbst wir von seiten der GRÜNEN haben, wenn ich richtig informiert bin, keine Einwände dagegen gehabt, daß bei Ihnen im Haushalt des Bundesministeriums für Post und Telekommunikation gespart wurde. Sie sind ja sowieso abgängig. Aber natürlich verbleiben die Probleme der Post.
    Wir möchten hier doch wenigstens einmal betroffen anmerken, daß einige Aufgaben, die eigentlich auch über Haushaltstitel gelöst werden müßten, aber nun nicht mehr in Ihre Zuständigkeit fallen - ich denke beispielsweise an die Verseuchung von ungefähr 200 Stellen der Telekom durch PCB -, natürlich noch enorme Geldmittel verlangen, die im Augenblick nicht zur Verfügung gestellt werden. Das ist heute außerhalb der Reichweite dessen, was wir im Zusammenhang mit dem Haushaltsplan zu beraten haben, weil Sie, Herr Bötsch - ich möchte das noch einmal ansprechen -, ja eigentlich abgängig sind. Es geht hier tim die Abwicklung Ihres Bundesministeriums.

    (Karl Diller [SPD]: Liquidation!)

    Ich hin dem Kollegen Bury dankbar, daß er die Gelegenheit genutzt hat, hier wenigstens einmal eine Grundsatzdebatte über das zu führen, worum es heute eigentlich bei Post und Telekommunikation geht, wenn wir schon nicht. um den Haushalt streiten: die Informationsgesellschaft. Der G-7-Gipfel hat es zum Programm erklärt. Selbst der Innovationsrat bei unserem verehrten Herrn Bundeskanzler, der ja um diese Uhrzeit absent ist, hat es zum wesentlichen Programmpunkt erhoben, über die Informationsgesellschaft zu philosophieren.
    Es ist in der Tat auch sehr wichtig, daß wir uns darüber verständigen und die Informationsgesellschaft

    Dr. Manuel Kiper
    nicht länger verkürzt behandeln. Ich meine die verkürzte Behandlung der Informationsgesellschaft, wie es Herr Bury und eigentlich die gesamte SPD-Fraktion, besonders aber die Koalitionsfraktionen gewöhnlich tun. Da wird von 100 Milliarden, 200 Milliarden an Umsätzen, von 2 Millionen, 10 Millionen, 20 Millionen Arbeitsplätzen für die nächsten Jahre geredet. Das sind doch alles Märchen.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Wo leben Sie denn?)

    Schminken Sie sich das ab! Darum geht es überhaupt nicht. Diese Multimedia-Geschichten können Sie sich weiß ich wohin schmieren.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Na! Na!)

    Das sind überhaupt nicht die entscheidenden Fragen.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht hier um die Informationsgesellschaft. Das, was wir heute aus Nordrhein-Westfalen erfahren, ist genauso beschämend wie das, was wir in Baden-Württemberg bei Herrn Spöri erleben. Überall wird auf Multimedia gesetzt, und es soll ein bißchen Video on demand herausgekitzelt werden, als ob man damit die Herausforderungen der Zukunft bestehen könnte.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Die Pilotversuche kennen Sie offensichtlich nicht!)

    - Ja, die Pilotversuche in Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen möchte auch viele öffentliche Mittel dafür ausgeben.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Nein, in BadenWürttemberg!)

    - Ja, auch in Baden-Württemberg; natürlich, 4 000 Beschäftigte.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Hans Martin Bury [SPD])

    - Ich bin doch ein bißchen informiert. Herr Bury, machen Sie mir hier doch nichts vor! Sie sind anscheinend noch nicht einmal darüber informiert, daß das Technologiefolgenabschätzungsbüro des Deutschen Bundestages inzwischen eine Vorstudie über die Technikfolgen der Informationsgesellschaft und von Multimedia hat. Wenn Sie hier eine Große Anfrage stellen, dann machen Sie es doch. Wir haben die Technikfolgen inzwischen längst auf dem Tisch, und Sie sollten sie einfach auch zur Kenntnis nehmen, damit Sie ein wenig besser darüber informiert sind, was in dieser Welt passiert

    (Beifall des Abg. Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/CSU])

    und welches die Aufgaben eigentlich sind, wenn man die Informationsgesellschaft regulieren will, anstatt den Medienkonzernen hinterherzulaufen, damit die Leute zu Hause noch einen dritten Videofilm abrufen können, ohne um die Ecke laufen zu müssen.
    Das ist doch keine technische Innovation, und damit besteht man auch nicht die Herausforderungen der Zukunft.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Darum geht es doch gar nicht!)

    - In der Tat geht es um die Informationsgesellschaft.
    Bei der Informationsgesellschaft geht es - lassen Sie mich das festhalten - erstens um die informationelle Selbstbestimmung. Diese Diskussion aus den 80er Jahren muß man hier einmal ins Gedächtnis rufen. Zweitens geht es - auch das muß einmal klar gesagt werden - um die informationelle Grundversorgung. Es geht darum, daß wir nicht informationelle Habenichtse auf der einen und die Mediengiganten auf der anderen Seite haben. Es geht darum, daß wir eine demokratische Gestaltung der Netze und eine Teilhabe der Öffentlichkeit an der Informationsgesellschaft erreichen, d. h. daß wir uns wirklich alle daran beteiligen und untereinander kommunizieren können, und dies zu angemessenen Preisen.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich ein paar weitere Punkte ansprechen. Zunächst zur vorausschauenden Regulierung. Auch sie steht hier zur Debatte. Herr Kollege Bötsch, die Eckpunkte, die Sie am Montag vorgestellt haben - einigen Eingeweihten haben Sie sie schon letzte Woche zugesteckt -, sind wirklich unzureichend.