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    Plenarprotokoll 13/28 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 28. Sitzung Bonn, Freitag, den 17. März 1995 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde, für die Aktuelle Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzungswoche ab 27. März 1995 1961 A Absetzung des Zusatzpunktes 8 von der Tagesordnung 1986 B Erklärung zum fünften Jahrestag der ersten freien Volkskammerwahlen Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 1988 A Erweiterung der Tagesordnung 2032 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Amke Dietert-Scheuer, Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Abschiebestopp für Kurden und syrischorthodoxe Christen aus der Türkei (Drucksache 13/737) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktion der SPD: Respektvoller Umgang der Bundesregierung mit dem Deutschen Bundestag - Abschiebestopp für Kurdinnen und Kurden aus der Türkei (Drucksache 13/ 804) Erwin Marschewski CDU/CSU 1961 B, 1976 B Fritz Rudolf Körper SPD 1963 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1964 A Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 1965 B Otto Schily SPD 1965 D Fritz Rudolf Körper SPD 1966 C Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1967 B Ina Albowitz F.D.P. 1967 C Dr. Burkhard Hirsch F.D.P 1967 D, 1971 A, 1972 B Ulla Jelpke PDS 1969 A Manfred Kanther, Bundesminister BMI 1969 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD 1972 A Ulrich Irmer F.D.P 1973 B Dietmar Schlee CDU/CSU 1974 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1975 C Günter Graf (Friesoythe) SPD 1976 A Namentliche Abstimmungen 1976 D, 1979 B, 1980 A Ergebnisse 1977 A, 1980 B, 1982 D Abstimmungen zu Vorlagen, die im Plenum am Donnerstag (16. 03. 95) bereits beraten wurden zu Tagesordungspunkt 3 g: Große Anfrage der Abgeordneten Michaele Hustedt, Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Internationaler Klimaschutz zu dem Klimagipfel in Berlin (Drucksachen 13/143, 13/758) hier: Abstimmung über Entschließungsanträge auf Drucksachen 13/790 und 13/831 1979 C Gunnar Uldall CDU/CSU (Erklärung nach § 31 G0) 1985 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 1985 B Elke Ferner SPD (Erklärung nach § 31 GO) 1985 C Namentliche Abstimmung 1985 D Ergebnis 1992 B zu Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann und der PDS: Besteuerung von Flugkraftstoffen: (Drucksache 13/ 102) 1979 C zu Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Schlußbericht der EnqueteKommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Klimaschutz - Erste Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention vom 28. März bis 7. April 1995 sowie Umsetzung des nationalen CO2-Minderungsprogramms zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Monika Ganseforth, Brigitte Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD zum Schlußbericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Michaele Hustedt, Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Schlußbericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre": Mehr Zukunft für die Erde - Nachhaltige Energiepolitik für dauerhaften Klimaschutz (Drucksachen 12/ 8600, 13/232, 13/242, 13/260, 13/821) . 1979 C Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch - 3. SGB V-Änderungsgesetz -(Drucksachen 13/340, 13/736, 13/807) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausführung des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 sowie des Übereinkommens vom 29. Juli 1994 zur Durchführung des Teils XI des Seerechtsübereinkommens (Ausführungsgesetz Seerechtsübereinkommen 1982/1994) (Drucksachen 13/ 193, 13/696) c) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes -§§ 44, 69b StGB - (Drucksachen 13/198, 13/635) d) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft Heinrich-Mann-Allee 107 in Potsdam, Flurstücke 347/1 und 347/5 der Flur 6 mit einer Gesamtgröße von 65 191 m2 an das Land Brandenburg (Drucksachen 13/210, 13/603) e) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung einer Teilfläche der bundeseigenen Liegenschaft Vauban-Kaserne in Freiburg an die Stadt Freiburg (Drucksachen 13/91, 13/604) f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Harmonisierung der Bedingungen für den Erwerb einzelstaatlicher Schifferpatente für den Binnenschiffsgüter- und -personenverkehr in der Gemeinschaft (Drucksachen 13/218 Nr. 95, 13/695) g) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: MwSt - Endgültige Einfuhren von Gegenständen (Drucksachen 13/218 Nr. 16, 13/723) 1986 C Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Dr. Helmut Lippelt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Beseitigung der Blockade in den deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/760) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zu den deutsch-tschechischen Beziehungen in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Andrea Lederer, Heinrich Graf von Einsiedel und der Gruppe der PDS: Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/785) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Fraktion der SPD: Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen (Drucksache 13/805) Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 1989 C Günter Verheugen SPD 1994 D Hartmut Koschyk CDU/CSU 1997 C Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2000 A Hans Klein (München) CDU/CSU . . 2000 D Ulrich Irmer F.D.P 2002 D Markus Meckel SPD 2004 D Andrea Lederer PDS 2005 C Markus Meckel SPD 2006 C Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2008 A, 2010 C Karl Lamers CDU/CSU 2008 C Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Andrea Fischer (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Überleitung der Mieten in den neuen Bundesländern und Ost-Berlin in das Vergleichsmietensystem durch wohnwertbezogene Preisbildungsfaktoren (Drucksache 13/549) b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Überleitung preisgebundenen Wohnraums im Beitrittsgebiet in das allgemeine Miethöherecht (Drucksache 13/783) c) Antrag der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Helmut Wilhelm (Amberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verknüpfung einer Mietrechtsänderung Ost mit einer gleichzeitigen Wohngeldanhebung (Drucksache 13/ 546) d) Antrag des Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick und der weiteren Abgeordneten der PDS: Verlängerung der erweiterten Kündigungsschutzregelungen für Mieterinnen und Mieter in Ostdeutschland bis zum Jahr 2000 - (Drucksache 13/582) e) Antrag der Abgeordneten Achim Großmann, Robert Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des Wohngeldes an erhöhte Mieten (Drucksache 13/620) f) Antrag des Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick und der Gruppe der PDS: Sozial verträgliches und überschaubares Mietensystem in Deutschland sowie Mindestbedingungen bei der Einführung des Vergleichsmietensystems in Ostdeutschland (Drucksache 13/759) Dr. Michael Luther CDU/CSU 2011 C Iris Gleicke SPD 2013 B Dr. Michael Luther CDU/CSU 2014 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 2014 D, 2024 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2015 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 2018 A Dr. Gregor Gysi PDS 2019 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 2021 C Achim Großmann SPD . . . . 2022 C, 2026 D Iris Gleicke SPD 2022 D Dr. Jürgen Heyer, Minister (Sachsen-Anhalt) 2023 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 2025 B Dr. Gregor Gysi PDS 2027 C Wolfgang Spanier SPD 2028 B Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . . . 2030 C Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Klaus-Jürgen Warnick und der weiteren Abgeordneten der PDS: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet (Drucksache 13/613) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Hans-Joachim Hacker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorrang für die Nutzer in Ostdeutschland (Drucksache 13/803) Klaus-Jürgen Warnick PDS 2032 C Rolf Schwanitz SPD 2033 C Dr. Michael Luther CDU/CSU 2035 C Heinz Lanfermann F.D.P 2037 B Rainer Funke, Parl. Staatssekretär BMJ 2038 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Hans-Joachim Hacker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vereinheitlichung des Bergrechts nach der deutschen Einheit (Drucksache 13/550) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Vera Lengsfeld und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neuregelung des Bundesbergrechts (Drucksache 13/787) Hans-Joachim Hacker SPD 2039 D Joachim Hörster CDU/CSU 2041 B Ulrich Petzold CDU/CSU 2041 D Hans-Joachim Hacker SPD 2042 A Vera Lengsfeld BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2043 D Jürgen Türk F.D.P 2045 A Gerhard Jüttemann PDS 2045 D Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMWi 2047 A Nächste Sitzung 2048 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2049* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 10 (Antrag: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet) Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2049* B Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 2050* C 28. Sitzung Bonn, Freitag, den 17. März 1995 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Austermann, Dietrich CDU/CSU 17. 03. 95 Bierstedt, Wolfgang PDS 17. 03. 95 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 17. 03. 95 Hartmut Ernstberger, Petra SPD 17. 03. 95 Dr. Gerhardt, Wolfgang F.D.P. 17. 03. 95 Dr. Glotz, Peter SPD 17. 03. 95 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 17. 03. 95 Heym, Stefan PDS 17. 03. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 17. 03. 95 Homburger, Birgit F.D.P. 17. 03. 95 Janssen, Jann-Peter SPD 17. 03. 95 Klappert, Marianne SPD 17. 03. 95 Knoche, Monika BÜNDNIS 17. 03. 95 90/DIE GRÜNEN Koppelin, Jürgen F.D.P. 17. 03. 95 Labsch, Werner SPD 17. 03. 95 Neumann (Gotha), SPD 17. 03. 95 Gerhard Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 17. 03. 95 Hermann Schloten, Dieter SPD 17. 03. 95 von Schmude, Michael CDU/CSU 17. 03. 95 Schumann, Ilse SPD 17. 03. 95 Dr. Schwall-Düren, SPD 17. 03. 95 Angelica Dr. Skarpelis-Sperk, SPD 17. 03. 95 Sigrid Vergin, Siegfried SPD 17. 03. 95 Voigt (Frankfurt), SPD 17. 03. 95 Karsten D. Zierer, Benno CDU/CSU 17. 03. 95 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 10 (Antrag: Moratorium zum Schutze der redlichen Nutzer und Nutzerinnen vor der zivilrechtlichen Durchsetzung von Rückübertragungsansprüchen im Beitrittsgebiet) Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die mißlungene Regelung der offenen Vermögensfragen Anlagen zum Stenographischen Bericht beschäftigt den Bundestag seit 1990. Für mich als damaligem Obmann der Fraktion DIE GRÜNEN im Ausschuß Deutsche Einheit und im Rechtsausschuß ist es schon ein merkwürdiges Gefühl, jetzt, nach vier Jahren, all die Probleme ungelöst wiederzufinden, auf die ich damals schon in den Ausschußberatungen hingewiesen habe, bzw. die als Konsequenz unzähliger falsch getroffener Entscheidungen damals schon absehbar waren. Seit Jahren beschäftigt sich der Bundestag nun mit Korrekturen an den großenteils nicht mehr wiedergutzumachenden Fehlern aus dem Einigungsvertrag. Wie schon Dr. Ullmann, der in den vergangenen vier Jahren die Eigentumsproblematik bearbeitet hat, halte ich es für falsch, alle Kritik an der Eigentumsregelung auf die Formel: Rückgabe vor Entschädigung zu reduzieren und zu glauben, alle Probleme ließen sich durch eine Umdrehung dieses Prinzips heilen. Das ist zu einfach. Im übrigen ist es - lassen Sie mich das an dieser Stelle sagen - in meinen Augen unerläßlich, daß die Besitzer von Mauergrundstücken in Berlin wie die Zwangsausgesiedelten aus den Grenzgebieten den übrigen Eigentümern gleichgestellt werden. Viel gravierender - und politisch durch nichts zu rechtfertigen - ist die Tatsache, daß die Bundesregierung mit ihrer Fixierung auf „teilungsbedingte" Vermögensverschiebungen massive, rechts- und sozialpolitisch nicht hinnehmbare Ungerechtigkeiten geschaffen hat. Verfolgte, die in der DDR selbst geblieben sind, müssen heute um ihr altes Eigentum kämpfen, während jene, die in den Westen gegangen sind - oder deren Erben -, das volkseigen gewordene Eigentum zurückbekommen. Das betrifft vor allem die großen Mietwohnungskomplexe. Große Teile der Innenstädte ostdeutscher Kommunen gehen auf diesem Weg in westliches Eigentum über. Niemand darf sich von daher wundern, wenn die Menschen enttäuscht, besorgt und verängstigt sind. Trotz der Schutzvorkehrungen im Sachenrechts- und im Schuldrechtsänderungsgesetz müssen viele Nutzer Angst um ihre Wohnung haben. Allerdings ist die Angst der Menschen, ihren persönlichen Besitz am eigenen Haus zu verlieren, oft sehr viel größer als die reale Gefahr. Und den Menschen im Osten ist wenig damit gedient, wenn man, statt konstruktive Politik in diesem Bereich zu machen, seine Energie darauf verlegt, die Angst noch zu schüren. Die Eigenheimbesitzer mit der Erbbauregelung im Sachenrechtsänderungsgesetz und - mit Abstrichen - auch die Datschenbesitzer, die wenigstens einen besseren Kündigungsschutz bekommen haben, gehören gerade nicht zu den am härtesten betroffenen Verlierern der Deutschen Einheit. Das sei hier auch dem Eigenheimbesitzer Herrn Warneck gesagt. Die Erbbauregelung als sinnvoller Interessenausgleich wurde seinerzeit übrigens von der Bundestagsgruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN durch unseren Gesetzentwurf ins Gespräch gebracht. Auch daß älteren Nutzer sogar ein lebenslanges Nutzungsrecht ihrer Datschen eingeräumt wurde, eine massive Verbesserung der ursprünglichen Regelung, ist dem Druck von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu verdanken. Auch wenn wir uns mit der noch weitergehenden Forderung des Nießbrauchs nicht durchsetzen konnten: So muß man Politik für die Interessen der Leute machen und nicht mit platten populistischen Phrasen und dem Schüren von Angstkampagnen. Während wir uns im Interesse der Menschen um konkrete Verbesserungen im Gesetz bemüht haben, haben die Kolleginnen und Kollegen von der PDS ihre Aufgabe mehr darin gesehen, die Unsicherheiten und Ängste zu schüren und mit der Angst der Menschen Wahlkampf zu betreiben. Im übrigen: Die von Ihnen in Ihrem Antrag genannte Zahl, wonach 40 Prozent der Nutzer wegen Fehlens ordnungsgemäßer Verträge aufgrund zivilrechtlicher Ansprüche ihr Haus für die Alteigentümer räumen müssen, ist nach unserer Kenntnis viel zu hoch - ich weiß gar nicht, woher sie die Zahl haben. Ich teile die im Antrag der PDS und auch dem der SPD zum Ausdruck gekommene Kritik an bestimmten Gerichtsentscheidungen. Der Bundesgerichtshof ist - nicht nur räumlich - weit weg vom Schuß. Er sollte wirklich gelegentlich nach Leipzig gehen, damit er weiß, was im Osten wirklich los ist. Es geht nicht an, daß zivilrechtliche Mängel, die von den Nutzern nicht zu verantworten sind, sondern auf das Handeln von DDR-Behörden zurückgehen, heute zum Anlaß genommen werden können, den im Vermögensgesetz verankerten Schutz der Nutzer zu unterlaufen. Im Mittelpunkt des Vermögensgesetzes steht zunächst der Schutz des redlichen Grundstückserwerbers. Vertragsmängel bei Grundgeschäften oder bei der Bestellung eines Nutzungsrechts von damals dürfen heute den Schutz der Nutzer nicht leerlaufen lassen. Die DDR war nicht allein im Umgang mit ihren Kritikern ein Unrechtsstaat. Sie hat eben auch in der Umsetzung ihres Tuns - auf allen Gebieten - die Rechtsförmigkeit von Verfahren oft nicht eingehalten. Informelle Absprachen und Kungeleien waren üblicher als Verträge und öffentlich gemachte Vereinbarungen. Diese fehlende Bindung der damaligen Verwaltung an das Recht kann aber doch heute nicht plötzlich zu einer Anspruchsgrundlage für Alteigentümer umgebaut werden. Hier besteht Handlungsbedarf! Ich fordere die Bundesregierung dringend auf, den vorgesehenen Schutz der Nutzer auch auf Fälle zu erstrecken, in denen etwaige Vertragsmängel auf das Handeln bzw. Unterlassen der DDR-Behörden zurückzuführen ist. Der dogmatische Maßstab westdeutschen Zivilrechts ist ein untaugliches Instrument für die Bewertung der unter ganz anderen Bedingungen zustande gekommenen, formal auf das Zivilgesetzbuch der DDR gestützten, letztlich aber von der Nomenklatura bestimmten Verträge. Was wir brauchen, ist eine klar definierte gesetzliche Regelung, die sicherstellt, daß der im Vermögensgesetz angelegte Schutz nicht zivilrechtlich unterlaufen werden kann. Hierzu sollten wir - was ich hiermit tue - die Bundesregierung auffordern. Ein Moratorium, wie es die PDS fordert, wird dieser Aufforderung kaum gerecht. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 681. Sitzung am 10. März 1995 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Asylverfahrensgesetzes Gesetz zu dem Übereinkommen vom 18. Mai 1992 über den Beitritt des Königreichs Spanien und der Portugiesischen Republik zu dem am 19. Juni 1980 in Rom zur Unterzeichnung aufgelegten Übereinkommen über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mitgeteilt, daß er gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der Drucksache 12/8487 absieht. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses hat mitgeteilt, daß er gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der Drucksache 13/130 absieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 13/218 Nr. 108 Drucksache 13/218 Nr. 109 Finanzausschuß Drucksache 13/478 Nr. 2.2 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/218 Nr. 104 Drucksache 13/218 Nr. 105 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/478 Nr. 1.3 Drucksache 13/478 Nr. 2.3 Drucksache 13/478 Nr. 2.5 Drucksache 13/478 Nr. 2.7 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/218 Nr. 94 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/218 Nr. 100 Innenausschuß Drucksache 13/269 Nr. 1.3 Drucksache 13/343 Nr. 2.12
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    Rede von Hartmut Koschyk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sein Wunsch sei es, so Johann Wolfgang von Goethe in einem Brief an Grüner aus dem Jahr 1826, „immer in inniger Verbindung mit dem lieben Böhmen zu bleiben". Viele in unserem Land wissen nicht, daß Goethe zu keinem anderen Land und zu keinem anderen Nachbarn der Deutschen ein solch nahes Verhältnis gehabt hat wie zu Böhmen und daß gerade Goethe von Anfang an den tschechischen nationalen Bestrebungen des 19. Jahrhunderts positiv gegenüberstand, zu den führenden Männern der tschechischen nationalen Wiedergeburt in einer regen Verbindung stand, sich öffentlich für die Entwicklung der tschechischen Nationalkultur einsetzte und stolz auf seine Mitgliedschaft in der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen war.
    Die Rede des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel vom 15. Februar 1995 in der Prager Karls-Universität, aber auch und gerade das gemeinsame Wort der tschechischen und der deutschen Bischöfe aus Anlaß des 50jährigen Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkrieges haben die Beziehungen zu unseren tschechischen Nachbarn wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.
    Deshalb begrüßen wir, daß die Bundesregierung heute in Form einer Regierungserklärung zur Bedeutung der deutsch-tschechischen Beziehungen Stellung genommen hat.
    Ich finde, Herr Verheugen, Ihre Rede war der Bedeutung des Themas, aber auch den Ausführungen des Bundesaußenministers in keiner Weise angemessen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wir danken Ihnen jedenfalls, Herr Bundesaußenminister, für diese Regierungserklärung. Unsere Fraktion findet sich Wort für Wort in ihr wieder.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Rede des tschechischen Präsidenten in der Prager Karls-Universität hat ein lebhaftes Echo ausgelöst. Sie wird bis heute diskutiert. Wir begrüßen die Rede des tschechischen Präsidenten. Unsere Fraktion war durch unseren außenpolitischen Sprecher Karl Lamers beim Festakt in der Prager KarlsUniversität vor Ort vertreten. Für uns ist die Rede des tschechischen Präsidenten bedeutend und richtungsweisend für das deutsch-tschechische Verhältnis. Sie paßt in keine Schublade.
    Die dort zum Ausdruck kommenden tiefgreifenden Gedanken des tschechischen Präsidenten verdienen eine differenzierte Betrachtung. Es ist unverkennbar, daß sich der tschechische Präsident natürlich an uns Deutsche, aber, ich glaube, in weiten Teilen seiner Rede auch und vielleicht in erster Linie an seine tschechischen Landsleute richtet.
    Für uns steht folgender Appell aus der Rede des tschechischen Präsidenten im Mittelpunkt - ich zitiere -

    Hartmut Koschyk
    So wie die Zeit der Entschuldigungen und der Aufstellung von Rechnungen für die Vergangenheit enden und die Zeit einer sachlichen Debatte über sie beginnen sollte, muß auch die Zeit der Monologe und einsamer Aufrufe enden und durch eine Zeit des Dialogs ersetzt werden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wir wollen diesen Appell aufgreifen und den deutsch-tschechischen Dialog erweitern und vertiefen. Das schließt aber auch nicht aus, daß wir kritische Fragen an den tschechischen Präsidenten selbst richten, beispielsweise was den Teil seiner Rede anbelangt, in dem er sich generell gegen eine Aufhebung der nach dem Krieg verhängten sogenannten Beneš-Dekrete gewandt hat.
    Lieber Herr Verheugen, Sie haben am Schluß Ihrer Rede die Seliger-Gemeinde, die Gemeinschaft sozialdemokratischer Sudetendeutscher, zitiert. Sie hätten den Kolleginnen und Kollegen hier vielleicht auch einmal deutlich machen sollen, daß es gerade der verdienstvolle Vorsitzende der Seliger-Gemeinde, Ihr Parteifreund Volkmar Gabert, ist, der einige kritische Fragen an die Rede des tschechischen Präsidenten angemeldet hal und der vor allem deutlich gemacht hat, daß es ihm und der Mehrheit der Sudetendeutschen bei der Frage der Beneš-Dekrete nicht um eine Verknüpfung mit Eigentums- und Vermögensfragen geht, sondern daß es um eine politisch-moralische Rehabilitierung und um das verletzte Rechtsgefühl der Sudetendeutschen geht. Ich finde, es ist auch im Hinblick auf die sudetendeutsche Seliger-Gemeinde der Sozialdemokraten nicht richtig, wenn Sie dieses differenzierte Herangehen an die Rede Havels nicht deutlich machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    In diesem Zusammenhang - darauf hat der Bundesaußenminister hingewiesen - muß auch das Urteil des tschechischen Verfassungsgerichts sehr kritisch gesehen werden. Wir stimmen dem SPD-Antrag in diesem Punkt zu. Wir bedauern es wie Sie, daß das tschechische Verfassungsgericht die Beneš-Dekrete für rechtmäßig erklärt hat. Wir stimmen dem Satz Ihrer Erklärung zu,
    daß jegliche Vertreibung von Menschen aus Ihrer Heimat moralisch nicht gerechtfertigt werden kann, auch wenn wie im Falle der Beneš-Dekrete ein noch größeres Unrecht durch den Angriff Hitler-Deutschlands auf die Tschechoslowakei vorausgegangen war.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der von Präsident Havel geforderte Dialog darf niemanden ausschließen, vor allem nicht diejenigen Gruppen in beiden Völkern, die unter der jüngsten Vergangenheit besonders gelitten haben. Über ihre Köpfe hinweg kann es keine Aussöhnung und keine Verständigung geben. Es sind dies auf tschechischer Seite diejenigen Menschen, denen unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft bitteres Unrecht geschehen ist. Es sind dies auf deutscher Seite
    die Sudetendeutschen. Wir müssen beide Gruppen in den Dialog und in das Bemühen um einen Fortschritt unserer Beziehungen und um einen wirklichen Ausgleich intensiv einbeziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Deshalb begrüßen wir es außerordentlich, daß gerade auch die Sozialdemokraten für direkte Gespräche zwischen den Repräsentanten der in Deutschland lebenden Sudetendeutschen und der tschechischen Seite eintreten. So jedenfalls haben sich der SPD-Vorsitzende Scharping bei seinem Besuch im April des vergangenen Jahres in Prag und auch der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende und heutige Vizepräsident des Bundestages Klose im März des vergangenen Jahres in einem Brief an eine sudetendeutsche Organisation geäußert. Herr Klose hat sich dabei auch für die Einbeziehung von Eigentumsfragen in derartige Gespräche ausgesprochen.
    Wir begrüßen dies. Wir verstehen dann allerdings nicht, daß Herr Rau, der jetzt ebenfalls in Prag gewesen ist, meinte, dem tschechischen Präsidenten sagen zu müssen, die Frage der Sudetendeutschen sei in der deutschen Politik nur ein bayerisches Problem.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist eine Schweinerei, eine Sauerei!)

    Das ist diesem Thema nicht angemessen. Bayern ist das Schirmland der Sudetendeutschen. Bayern hat intensive jahrhundertelange traditionelle Beziehungen zu Böhmen. Sie sollten nicht auf der einen Seite selbst so tun, als seien Sie ein Förderer direkter sudetendeutsch-tschechischer Gespräche, und dann das Ganze in Prag als ein bayerisches Anliegen abstempeln. Das wird der Bedeutung dieser Frage nicht gerecht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Gerade direkte Gespräche - darüber sollten wir uns doch einig sein - werden es schaffen, auch Mißverständnisse auszuräumen. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, sudetendeutsche Positionsbeschreibungen der letzten Jahre durchzusehen, z. B. des Sudetendeutschen Rates, dem auch Vertreter der Bundestagsfraktionen der CDU/CSU, der F.D.P. und der SPD angehören. Weil Herr Horacek nicht mehr hier im Parlament ist, ist zur Zeit leider kein Vertreter der GRÜNEN da.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da oben sitzt er! Da ist er!)

    Als Herr Horacek noch Mitglied des Bundestages war - ich begrüße ihn hier oben auf der Tribüne -, hat er sich übrigens auch für Ihre Fraktion - und das hat Ihnen gutgetan; da haben Sie zur Zeit ein Defizit - um die Einbeziehung der sudetendeutschen Problematik in diese Gespräche bemüht; denn er versteht etwas mehr von der Problematik, als in Ihrem Antrag zum Ausdruck kommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn man sich z. B. die Entschließungen des Sudetendeutschen Rates ansieht, dann wird man erkennen, daß da Eigentums- und Vermögensthemen in

    Hartmut Koschyk
    keiner Weise im Vordergrund stehen, sondern daß die Sudetendeutschen in diesen Erklärungen immer wieder betont haben: Wir wollen am Schluß Lösungen, denen beide Seiten zustimmen können.
    Ich will auch hier ein Zitat aus einer Entschließung des Sudetendeutschen Rates vom April des vergangenen Jahres vortragen. Dort heißt es:
    Gerade wegen der vielen Mißverständnisse verweisen wir noch einmal darauf, daß der Sudetendeutsche Rat schon vor langer Zeit erklärt hat, daß sich für ihn die Grenzfrage nicht stellt. Das heißt, daß bei allen Gesprächen davon ausgegangen werden muß, daß alle diskutierten Lösungsmodelle innerhalb der Tschechischen Republik überlegt werden müssen.
    Das ist eine ganz wichtige Voraussetzung für diesen Dialog. Der Sudetendeutsche Rat hat auch vorgeschlagen, daß man jetzt mit Gesprächen zwischen dieser Organisation und den demokratischen Parteien auf tschechischer Seite beginnen sollte. Wir sollten uns bemühen, diesen Dialog zu fordern und zu unterstützen. Wir könnten ihn auch, wenn es gewünscht wird, parlamentarisch politisch begleiten. Vielleicht könnte auch gerade eine parlamentarischpoltitische Ebene geeignet sein, den Weg für in die Zukunft gerichtete Lösungen der noch offenen Fragen zu bereiten.
    Herr Verheugen, auch hier muß man sagen: Jetzt auf einmal machen Sie sich die Idee der Stiftungslösung zu eigen. Wissen Sie denn, da Sie jetzt so tun, als würde jetzt erstmals über eine solche Lösung nachgedacht, daß gerade eine solche bilaterale Stiftungslösung seit langem im Gespräch ist und daß es die tschechische Seite gewesen ist, die in diesen Verhandlungen wieder von dem Modell einer solchen Stiftungslösung abgerückt ist? Wenn die tschechische Seite jetzt in dieser Frage wieder bereit ist, über ein solches Modell nachzudenken, dann sollten wir dies aufgreifen.
    Ich glaube, was diese ungelösten Eigentums-, Vermögens-, aber auch die berechtigten Entschädigungsfragen anbelangt, so war es wichtig, daß der Bundesaußenminister hier an das gemeinsame Wort der deutschen und der tschechischen Bischöfe erinnert hat.
    Ich wiederhole noch einmal ein paar Sätze:
    Wiedergutmachung zwischen den Menschen verschiedener Völker ist vor allem ein geistiger Vorgang. Eine Revision all dessen, was vor 50 Jahren geschah, ist kaum möglich. Wiedergutmachung zwischen Tschechen und Deutschen ist daher in erster Linie die Bereitschaft, sich innerlich von alter nationaler Feindschaft abzuwenden und zu helfen, daß Verletzungen geheilt werden, die anderen aus solcher Feindschaft zugefügt worden sind.
    Entscheidend ist das Wort:
    Dabei müssen die berechtigten Anliegen aller beteiligten Seiten Gehör finden. Nur solche Lösungen werden Bestand haben, die dem Gemeinwohl beider Staaten und Europas verpflichtet sind.
    Auf diesem Weg sollten wir versuchen, für die offenen Fragen eine gemeinsame Basis zu finden.
    Wir dienen den deutsch-tschechischen Beziehungen am besten, wenn wir hier, im Deutschen Bundestag, nicht den Eindruck erwecken: Es gibt diejenigen, die die deutsch-tschechischen Beziehungen fördern wollen; es gibt diejenigen, denen die deutschtschechischen Beziehungen ein Herzensanliegen sind; es sind die bösen Deutschen, die dies blockieren. Das ist das Bild, das Sie hier zu zeichnen versuchen, das aber diesem Thema nicht angemessen ist. Wir alle sollten uns bemühen, und zwar miteinander, daß der notwendige Dialog zustande kommt.
    Sie selber als Sozialdemokraten haben im vergangenen Jahr eine interfraktionelle Kleine Anfrage nach dem Stand der deutsch-tschechischen Beziehungen mitunterzeichnet. Die Antwort auf diese Kleine Anfrage macht deutlich - darauf hat der Außenminister verwiesen -, wie viel sich in den letzten Jahren entwickelt hat.
    Sie, Herr Verheugen, sollten hier nicht sagen, daß diese Bundesregierung und wir alle gemeinsam die Verpflichtungen aus dem deutschtschechoslowakischen Nachbarschaftsvertrag nicht ernstgenommen und ihn nur als einen Fetzen Papier angesehen haben. Es war diese Bundesregierung, die, wie keine andere Regierung in Europa, mit der Heranführung unserer mittelosteuropäischen Nachbarn und auch der Tschechen an die Europäische Union Ernst gemacht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie wissen doch, wie man in anderen westeuropäischen Staaten darüber denkt.
    Ohne den Bundeskanzler und den Bundesaußenminister hätte es beim Essener Gipfel die Einladung der Regierungschefs der mittelosteuropäischen Staaten und auch die Einladung von Vaclav Havel nicht gegeben. Sie wissen das. Tun Sie jetzt nicht so, als bräuchten wir Nachhilfe, wie wir unsere Verpflichtung gerade gegenüber der tschechischen Seite ernst zu nehmen haben!
    Auch und gerade im sicherheitspolitischen Bereich möchten wir dem Bundesverteidigungsminister für seine Bemühungen um die Heranführung unserer tschechischen Nachbarn an die Sicherheitsstrukturen der nordatlantischen Gemeinschaft danken. Dieses erste gemeinsame deutsch-tschechische Manöver hat eine große Symbolhaftigkeit für diesen berechtigten sicherheitspolitischen Wunsch der Tschechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Lassen Sie mich zum Abschluß noch einmal aus dem gemeinsamen Wort der Bischöfe zitieren:
    Versöhnung ist nicht nur eine Aufgabe zwischen Sudetendeutschen und Tschechen und zwischen den Menschen in der Grenzregion. Deutsche und Tschechen sind in ihrer Gesamtheit dazu aufgerufen, in einem zusammenwachsenden Europa ein Beispiel gelingender Verständigung zu ge-

    Hartmut Koschyk
    ben. Das Wissen voneinander muß in der Breite unserer beiden Gesellschaften noch vielfältig vertieft und bereichert werden, damit gemeinsam mit unseren Nachbarn in Europa der Weg zu einer wirklichen Einheit unseres Kontinents fortgesetzt werden kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Kollegin Antje Vollmer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Antje Vollmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es gibt keine Erbfeindschaften, so wie es keine Erbsünde gibt. Es gibt auch keine Kollektivschuld, sondern nur individuelle Verantwortung. Allerdings war dieses Jahrhundert, das zu Ende geht, in der Erzeugung von Feindschaften, Schuld, gigantischen Verbrechen - besonders durch die Deutschen - sehr produktiv. Damit haben die Völker zu tun.
    Daß sie damit ewig zu tun haben müssen, ist nicht wahr. Das sind alles nur Mythen. Erbfeindschaften sind in friedliches Nebeneinander verwandelbar, wenn man sich darum kümmert. Das zeigen die deutschfranzösischen Beziehungen und die Freundschaft der Deutschen mit ihren Nachbarn im Westen.
    Natürlich braucht es seine Zeit, bis Völker, die sich gegenseitig großes Unrecht zugefügt haben, wieder in Frieden miteinander leben können. Es braucht aber vor allem eines, nämlich eine Politik, die sich um Verständigung, Freundschaft, gute Nachbarschaft und, wenn es geht, um Versöhnung bemüht.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    50 Jahre nach Kriegsende, Herr Kinkel, ist das die Hauptaufgabe deutscher Außenpolitik.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Jahrhundertelang war das Verhältnis zwischen den Deutschen und den Tschechen enger und inniger als mit vielen anderen unserer Nachbarn. Wenn diese gemeinsame Geschichte nicht wieder ins gute Lot geraten will, so hat das mit den Versäumnissen in der Gegenwartspolitik zu tun, nicht nur mit der Schuld in der Vergangenheit. Darum geht es heute: um das Ankommen in der Gegenwart und um Perspektiven für die Zukunft. Darauf bezogen, Herr Kinkel, war Ihre Rede für mich eine vertane große Chance.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Vaclav Havel hat in seiner großen Rede gesagt: Wir müssen die Vergangenheit kennen, auch ihre Schuld. Aber wir können nicht immer in den Nervenkostümen und Gedankenwelten unserer Vorfahren leben.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Sonst würden wir auf Dauer den Gesetzen der Rache und des Aufrechnens unterliegen, bis immer wieder neue Enkel anderen Enkeln das Unrecht aufrechnen müssen, das ihren Großvätern von deren Großvätern getan worden ist.
    Viel ist davon die Rede, Havel habe sich durch seine letzte Rede mit seinem Volk versöhnt. Ein komischer Vorwurf! Havel mußte sich nicht mit seinem Volk versöhnen. Er brachte nur den Mut auf und ging - und zwar schon vor fünf Jahren - das Wagnis ein, sich bei den Sudetendeutschen für deren Vertreibung zu entschuldigen, ohne damals zugleich oder zuvor, wie das sonst bei Profis üblich ist, alle Ansprüche der Sudetendeutschen zu verneinen. Als aber keine inhaltlichen Antworten kamen, sondern nur diese materiellen Ansprüche hat er diese Ansprüche der Sudetendeutschen, und zwar zu Recht, zurückgewiesen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS)

    Er hat also nichts anderes getan, als den sonst üblichen zweiten Schritt vor dem ersten zu tun.
    Denen, die damals nicht reagiert haben, aber jetzt in seiner Rede moralischen Verrat wittern, sei gesagt: Wäre denn ein solches Dialogangebot eines Präsidenten denkbar, wäre es überhaupt erfolgversprechend, wenn er sich nicht in der Mitte seines Volkes befände, auch nicht in der Mitte von dessen existentiellen Ängsten?

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Herr Kinkel, ich war bei der Rede in Prag dabei. Ich habe eine völlig andere Rede gehört als die, die Ihnen offensichtlich Ihre Beamten interpretiert haben.

    (Widerspruch bei der F.D.P.)

    - Man muß Reden auch hören, wie sie gesagt werden! - Ich habe einen Präsidenten gehört, der leidenschaftlich an die Zukunft des demokratischen Deutschlands glaubt und der leidenschaftlich um ein neues Verhältnis zwischen beiden Völkern kämpft. Er hat darauf bisher keine Antwort bekommen. Ihre Rede heute, Herr Kinkel, war wieder dieses elende alte „Ja, aber". Dieses immer angehängte „Aber" bringt die Situation im Moment nicht weiter.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)