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    Plenarprotokoll 12/201 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 201. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1994 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 12/6538 vom 7. Januar 1994 — Konsequenzen für das deutsche Strafverfahrensrecht aus dem in Paris durchgeführten Test von Richtern aus sieben EG-Nationen MdlAnfr 1, 2 Klaus Harries CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 17381B, D ZusFr Klaus Harries CDU/CSU 17382 A Intervention gegen die Erhöhung des EG- Pestizidwertes für Trinkwasser MdlAnfr 5 Klaus Lennartz SPD Antw PStSekr'in Dr. Sabine BergmannPohl BMG 17382 D ZusFr Klaus Lennartz SPD 17382 D ZusFr Horst Kubatschka SPD 17383 B ZusFr Gudrun Weyel SPD 17383 B Vereinbarkeit des geplanten Donauausbaus mit den Erkenntnissen über einen Zusammenhang zwischen Flußbegradigungen und dem „Jahrhunderthochwasser" MdlAnfr 6 Horst Kubatschka SPD Antw StSekr Dr. Wilhelm Knittel BMV 17383 D ZusFr Horst Kubatschka SPD 17383D Stand der Ermittlungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz betr. Verfassungsmäßigkeit der PDS MdlAnfr 10 Jürgen Augustinowitz CDU/CSU Antw PStSekr Eduard Lintner BMI . . . 17384 B ZusFr Jürgen Augustinowitz CDU/CSU 17384 B ZusFr Horst Kubatschka SPD 17384 D Erkenntnisse über Kontakte von Dr. Uwe Barschel mit mehreren Personen in Genf, insbesondere zu Waffenhändlern MdlAnfr 11, 12 Jürgen Koppelin F.D.P. Antw PStSekr Eduard Lintner BMI . 17385A, B ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. 17385A, C ZusFr Gerhard Reddemann CDU/CSU . 17385 D ZusFr Norbert Gansel SPD 17385D ZusFr Eckart Kuhlwein SPD 17386 B Wahlhilfe aus deutschen Kassen an die sog. Liberaldemokratische Partei Rußlands, z. B. auf dem Weg über die Niederlande MdlAnfr 14, 15 Gerhard Reddemann CDU/CSU Antw PStSekr Eduard Lintner BMI . . . 17386 C Hermes-Bürgschaften für Waffenlieferungen seit 1990; Kriterien für die Vergabe, II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 201. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1994 insbesondere Berücksichtigung der Menschenrechtslage in den Empfängerländern MdlAnfr 16, 17 Gernot Erler SPD Antw PStSekr Dr. Heinrich L. Kolb BMWi 17387A; B ZusFr Gernot Erler SPD 17387A, C ZusFr Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . 17388A ZusFr Norbert Gansel SPD 17388B ZusFr Antje-Marie Steen SPD 17388C Nuklearexportpolitik gegenüber dem Iran; Presseartikel in der New York Times vom 29. Dezember 1993 über die „Israeli-German-Czech connection" MdlAnfr 19 Norbert Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Heinrich L. Kolb BMWi 17388D ZusFr Norbert Gansel SPD 17389 B ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . 17389 D Beseitigung der Benachteiligung von Müttern in der Rentenversicherung gemäß Urteil des Bundesverfassungsgerichts MdlAnfr 22 Claus Jäger CDU/CSU Antw PStSekr Rudolf Kraus BMA . . . 17390A ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 17390D Auswirkungen der Pflicht zur Hinterlegung von Steuerkarten bei Arbeitsämtern auf die Verhinderung von Schwarzarbeit; Kosten des erhöhten Verwaltungsaufwandes MdlAnfr 23, 24 Antje-Marie Steen SPD Antw PStSekr Rudolf Kraus BMA . . . . 17391B ZusFr Antje-Marie Steen SPD 17391 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. politische Konsequenzen aus der jüngsten Entwicklung der Asylbewerberzahlen nach Inkrafttreten der Asylgesetze Erwin Marschewski CDU/CSU 17392B Gert Wartenberg (Berlin) SPD 17393A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. . 17394A Ulla Jelpke PDS/Linke Liste 17394 D Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17395D Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 17396D Meinrad Belle CDU/CSU 17397 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . 17398D Jörg van Essen F.D.P. 17399 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 17400 C Ortrun Schätzle CDU/CSU 17402B Dieter Wiefelspütz SPD 17402D Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 17404 A Detlev von Larcher SPD 17404 C Wolfgang Zeitlmann CDU/CSU 17405B Nächste Sitzung 17406 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17407* A Anlage 2 Auswirkungen der Umgliederungen beim Gerätedepot der Log. Brigade 2 in Germersheim auf die Arbeitsplatzsituation der Region; Vergabe von Aufgaben an Privatunternehmen MdlAnfr 3, 4 — Drs 12/6538 — Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD SchrAntw PStSekr'in Michaela Geiger BMVg 17407* C Anlage 3 Liberalisierung des deutschen Waffenexports im Zusammenhang mit den Kriterien für die Vergabe von Entwicklungshilfe MdlAnfr 7 — Drs 12/6538 — Hans Wallow SPD SchrAntw PStSekr Hans-Peter Repnik BMZ 17408* A Anlage 4 Ausmaß der organisierten Kriminalität in Deutschland; volkswirtschaftlicher Schaden MdlAnfr 8, 9 — Drs 12/6538 — Georg Gallus F.D.P. SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 17408* B Anlage 5 Stand der Verhandlungen mit der Tschechischen Republik über den Bau und die gemeinsame Nutzung von Grenzübergängen (z. B. in Waldsassen und Bärnau) MdlAnfr 13 — Drs 12/6538 — Ludwig Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 17408* C Anlage 6 Überlegungen der Bundesregierung zur Änderung der Rüstungsexportpolitik MdlAnfr 18 — Drs 12/6538 — Norbert Gansel SPD SchrAntw PStSekr Dr. Heinrich L. Kolb BMWi 17409* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 201. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1994 17381 201. Sitzung Bonn, den 12. Januar 1994 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Austermann, Dietrich CDU/CSU 12.1.94 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 12.1.94 * Wilfried Clemens, Joachim CDU/CSU 12.1.94 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 12.1.94 Herta Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 12.1.94 Eimer (Fürth), Norbert F.D.P. 12.1.94 Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 12.1.94 Fuchs (Verl), Katrin SPD 12.1.94 Dr. Glotz, Peter SPD 12.1.94 Grünbeck, Josef F.D.P. 12.1.94 Hanewinckel, Christel SPD 12.1.94 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 12.1.94 Heyenn, Günther SPD 12.1.94 Janz, Ilse SPD 12.1.94 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 12.1.94 Kretkowski, Volkmar SPD 12.1.94 Lohmann (Witten), Klaus SPD 12.1.94 Lüder, Wolfgang F.D.P. 12.1.94 Marten, Günter CDU/CSU 12.1.94 Dr. Matterne, Dietmar SPD 12.1.94 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 12.1.94 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12.1.94 Müller (Pleisweiler), SPD 12.1.94 Albrecht Müller (Zittau), Christian SPD 12.1.94 Oostergetelo, Jan SPD 12.1.94 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 12.1.94 Hermann Reuter, Bernd SPD 12.1.94 Schell, Manfred CDU/CSU 12.1.94 Schmidt (Nürnberg), SPD 12.1.94 Renate Dr. von Teichman, F.D.P. 12.1.94 Cornelia Voigt (Frankfurt), SPD 12.1.94 Karsten D. Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 12.1.94 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 12.1.94 Gert Dr. Wieczorek, Norbert SPD 12.1.94 Dr. Wieczorek CDU/CSU 12.1.94 (Auerbach), Bertram Dr. Wisniewski, Roswitha CDU/CSU 12.1.94 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 12.1.94 Wolf, Hanna SPD 12.1.94 Zierer, Benno CDU/CSU 12.1.94* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Michaela Geiger auf die Fragen des Abgeordneten Albrecht Müller (Pleisweiler) (SPD) (Drucksache 12/6583 Fragen 3 und 4): Sind beim Gerätedepot der Log. Brigade 2 in Germersheim über die für den 30. September 1994 geplante Umgliederung hinaus Veränderungen der Aufgabenbereiche und/oder des Beschäftigungsstandes geplant, und welche Auswirkungen hätte eine Veränderung des Beschäftigungsstandes auf die Arbeitsplatzsituation in der Region? Ist beabsichtigt, Aufgaben an Privatunternehmen zu vergeben, und wenn ja, welche? Zu Frage 3: Das Gerätedepot Germersheim wird gem. der Stationierungsentscheidung vom 5. August 1991 aufgelöst. Die Auflösung erfolgt in mehreren Abschnitten. Der genaue Auflösungstermin für das Gerätedepot kann nicht vor 1995 festgelegt werden. Die Liegenschaft wird nach Einnahme der Heeresstruktur 5 zum 31. Dezember 1994 zunächst für eine Übergangszeit zur Lagerung von nicht mehr benötigtem Wehrmaterial herangezogen. Hierzu und zur Einsparung von Betriebskosten wird das Gerätedepot mit Wirkung vom 1. Oktober 1994 in ein sogenanntes „Teildepot Gerät" umgegliedert. Im Zuge der Umgliederung auf ein Teildepot Gerät wird der Personalbestand von derzeit 12 Soldaten und 100 Zivilbediensteten auf 2 Soldaten und 40 Zivilbedienstete reduziert. Oberstes Ziel ist es, den von Strukturmaßnahmen betroffenen zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin eine geeignete Beschäftigung in der Bundeswehrverwaltung anzubieten. Deshalb werden Verwendungsmöglichkeiten des freiwerdenen Personals in Zusammenarbeit mit den Beschäftigten erörtert. Von den betroffenen Mitarbeitern wird allerdings auch Mobilität im Hinblick auf eine zumutbare Umsetzung/Versetzung erwartet. Um Härtefälle zu vermeiden und um einen sozialverträglichen Anpassungsprozeß zu gewährleisten, sind flankierende Maßnahmen geschaffen worden. Dazu zählen das Bundeswehrbeamtenanpassungsgesetz und der Tarifvertrag über einen sozialverträglichen Personalabbau im Bereich des Bundesministers der Verteidigung vorn 30. November 1991. Grundlegende Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsituation der Region werden aufgrund der aufgezeigten und eingeleiteten Maßnahmen nicht erwartet. Zu Frage 4: Angesichts der sehr schwierigen Haushaltslage für die Bundeswehr untersucht das Bundesministerium der Verteidigung zur Zeit Möglichkeiten für Aufgabenbegrenzungen im Betrieb. Dazu wurde eine ministerielle Arbeitsgruppe eingerichtet. Diese prüft auch Ansätze zur Verlagerung von Aufgaben an Privatunternehmen. Erste Ergebnisse dieser Untersuchungen werden voraussichtlich im März 1994 vorliegen und anschließend im Ministerium geprüft und bewertet. 17408* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 201. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1994 Eine Entscheidung in dieser Angelegenheit kann somit nicht vor Mitte 1994 erwartet werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretär Hans-Peter Repnik auf die Frage des Abgeordneten Hans Wallow (SPD) (Drucksache 12/6538 Frage 7): Wie beurteilt der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Carl-Dieter Spranger, im Hinblick darauf, daß er die Abrüstung zum Kriterium für die Vergabe von Entwicklungshilfemitteln gemacht hat, die Forderungen, den deutschen Waffenexport zu liberalisieren? Die Beschränkung der Rüstungsausgaben eines Staates auf das dem legitimen Sicherheitsbedürfnis entsprechende Maß ist ein wichtiges Kriterium für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Zu Überlegungen der Bundesregierung, angesichts der restriktiven deutschen Waffenexportbestimmungen innerhalb der Europäischen Union zu einer Harmonisierung der Richtlinien bei Waffenexporten zu kommen, besteht kein Zusammenhang. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen des Abgeordneten Georg Gallus (F.D.P.) (Drucksache 12/6538 Fragen 8 und 9): Kann die Bundesregierung Zahlen darüber nennen, welche Ausmaße das organisierte Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland bis heute erreicht hat? Wie hoch schätzt die Bundesregierung den Schaden, welcher das organisierte Verbrechen der deutschen Volkswirtschaft jährlich zufügt? Zu Frage 8: Im Jahre 1992 waren beim Bundeskriminalamt insgesamt 641 Ermittlungskomplexe aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität bekannt. Der Begriff „Organisierte Kriminalität" ist nicht gesetzlich definiert. Er bezeichnet als Arbeitsbegriff der Polizei die auf längere oder unbestimmte Dauer angelegte, planmäßige und arbeitsteilige Begehung von Straftaten mehrerer Beteiligter, die unter Verwendung gewerblicher oder geschäftsähnlicher Strukturen, der Anwendung von Gewalt oder der Einflußnahme auf Politik, Medien, Öffentliche Verwaltung, Justiz oder Wirtschaft zusammenwirken. Ob eine Straftat dem Bereich der Organisierten Kriminalität zuzurechnen ist, hängt deshalb vom jeweiligen Tatzusammenhang ab. Die Zahlen für das Jahr 1993 werden mit dem „Lagebild Organisierte Kriminalität 1993" veröffentlicht werden, an dessen Erstellung das Bundeskriminalamt gegenwärtig zusammen mit den Landeskriminalämtern arbeitet. Zu Frage 9: Im Jahre 1992 betrug der gemeldete Gesamtschaden durch Straftaten aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität 1,032 Milliarden DM. Schätzungen gehen von einem wirklichen Schaden in Höhe eines Vielfachen dieses Betrages aus. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Frage des Abgeordneten Ludwig Stiegler (SPD) (Drucksache 12/6538 Frage 13): Wie ist der Stand der Verhandlungen mit der Tschechischen Republik über den Bau und die gemeinsame Nutzung von Grenzübergängen entlang der tschechisch-bayerischen Grenze, und bis wann wird zum Beispiel Klarheit über die Zukunft der Grenzübergänge Waldsassen und Bärnau erwartet? Der Vertrag über die Erleichterung der Grenzabfertigung im Eisenbahn-, Straßen- und Schiffsverkehr, der die Grundlage für die gemeinsame Grenzabfertigung bilden soll, ist im wesentlichen fertig ausgehandelt. Die Unterzeichnung scheiterte bisher daran, daß mit der tschechischen Seite — trotz mehrfacher Versuche auf diplomatischer und auf der Ebene der Zollverwaltungen — noch keine Einigung über die Fortgeltung bzw. Nichtanwendung der zwischen der ehemaligen DDR und der damaligen CSFR abgeschlossenen Grenzabfertigungsverträge erreicht werden konnte. Beide Seiten sind sich über die fachliche Notwendigkeit einig, den Vertrag möglichst rasch in Kraft zu setzen, zumal die Zollverwaltungen beider Länder grundsätzlich gemeinschaftliche Grenzabfertigungsanlagen planen. Diese sollen entweder ganz auf deutschem bzw. auf tschechischem Hoheitsgebiet oder als versetzte Grenzabfertigungsanlagen (mit Gastrecht für die jeweilige Ausgangsabfertigung des Nachbarlandes) beiderseits der Grenze errichtet werden. Eine versetzte gemeinschaftliche Grenzabfertigungsanlage ist auch am Grenzübergang Waldsassen geplant, weil die erst kürzlich gebaute tschechische Anlage für die Unterbringung der Grenzabfertigungsdienste beider Länder nicht ausreicht. Für die neue Teilanlage auf deutscher Seite, wo die deutsche Eingangs- und die tschechische Ausgangsabfertigung untergebracht werden sollen, liegt die Konzeptplanung bereits vor. Nach der Fertigstellung soll die deutsche Ausgangsabfertigung in den tschechischen Anlageteil verlegt werden. Bezüglich des Grenzübergangs bei Bärnau besteht Einvernehmen dahin gehend, das deutsche Provisorium durch die Errichtung eines weiteren Holzfertiggebäudes für die tschechischen Dienste zu einer deutsch-tschechischen Grenzabfertigungsanlage auszuweiten. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 201. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1994 17409* Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Heinrich L. Kolb auf die Frage des Abgeordneten Norbert Gansel (SPD) (Drucksache 12/6538 Frage 18): Welche Überlegungen gibt es in der Bundesregierung für eine Änderung des Kriegswaffenkontroll- und des Außenwirtschaftsrechts, und welche Rüstungsexportpolitik verfolgt die Bundesregierung in den internationalen Gremien, insbesondere in der Europäischen Union? Die Bundesregierung beabsichtigt derzeit keine Änderung des Kriegswaffenkontrollgesetzes und des Außenwirtschaftsgesetzes im Hinblick auf ihre Rüstungsexportpolitik. Alle bisherigen Anstrengungen der Bundesregierung, Rüstungsexporte der EG-Staaten der Gemeinschaftszuständigkeit zu unterwerfen, hatten keinen Erfolg. Es ist davon auszugehen, daß Art. 223 EG-Vertrag auf absehbare Zeit weiterhin bestehen bleibt. Damit bleibt die Rüstungsexportpolitik der Mitgliedstaaten Domäne der jeweiligen nationalen Außen- und Sicherheitspolitik. In Brüssel wird z. Z. hingegen über eine EG-Verordnung zur Kontrolle von dual-use-Gütern beraten.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ortrun Schätzle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Durch die Neujahrsempfänge in den Gemeinden meines Wahlkreises zog sich dieses Jahr neben sorgenvollen Tönen zur Wirtschafts- und Finanzentwicklung immerhin eine positive Nachricht: der Rückgang der Asylbewerberzahl.
    Teilweise stehen die bereitgestellten Unterkünfte in den Kommunen schon leer. Sie könnten einer Umnutzung zugeführt werden. Ein Teil der Asylbewerber hat freiwillig die Gemeinden verlassen, ein weiterer Teil wurde abgeschoben, ein kleiner Teil ist anerkannt, eine Neuzuweisung ist nicht erfolgt. Kurz: Die Asylgesetze greifen. Dies bestätigten eindrücklich auch meine Vorredner. Die Zahlen sind genannt; ich brauche sie nicht zu wiederholen.
    Leider ist dieser Sachverhalt der Veränderungen aber in der Öffentlichkeit zuwenig bekannt. Ich möchte daran erinnern: Das Asylthema nahm zwei Jahre lang einen Spitzenplatz in der Sorgenliste der westdeutschen Bevölkerung ein. Bei der letzten Meinungsumfrage ist zwar das Thema Asyl auf Platz 7 der Dringlichkeitsskala abgerutscht, trotzdem: Irritationen und Fehlinformationen sind immer noch häufig anzutreffen.
    Daher begrüße ich die heutige Aktuelle Stunde. Ihr Sinn liegt sicher darin, die Veränderungen der Öffentlichkeit deutlich zu machen, aber auch die politischen Konsequenzen aus der Entwicklung der Asylbewerberzahlen nach Inkrafttreten der Asylgesetze zu ziehen.
    Eine Ursache, die dazu beigetragen hat, den Anreiz für den Zuzug von Asylbewerbern nach Deutschland zu verringern, liegt zweifellos — auch das wurde schon genannt — in den Leistungskürzungen und in der Leistungsveränderung. Nicht die Einsparungsmöglichkeiten für die Gemeinden waren primär ausschlaggebend, das Barleistungsprinzip auf das Sachleistungsprinzip umzustellen, sondern es waren hauptsächlich die Überlegungen, die Attraktivität der Barleistungen abzuschaffen.
    Erstaunlicherweise ersehe ich immer wieder aus vielen Bürgerbriefen eine sehr große Unkenntnis über die veränderten Leistungen. Insofern muß ständig bewußt gemacht werden, daß seit 1. November 1993 über das Asylbewerberleistungsgesetz Lebensmittel, Kleidung, auch der notwendige Bedarf an Gesundheits- und Körperpflegemitteln sowie die Gebrauchsgüter des Haushalts grundsätzlich nur durch Sachleistungen gedeckt werden sollen.
    Außerdem erhalten die Asylbewerber für die Bedürfnisse des täglichen Lebens einen Barbetrag, der nicht den Horrorvorstellungen in der Öffentlichkeit entspricht, sondern der für Asylbewerber über 15 Jahre 80 DM und für Kinder und Jugendliche 40 DM pro Monat beträgt.
    Auch über die medizinische Versorgung wird in der Bevölkerung weiterhin viel spekuliert. Die medizinische Versorgung bei Krankheit, Schwangerschaft und Geburt wird in jedem Fall gewährleistet, aber sie sollte auf das Notwendigste und auf den akuten Fall beschränkt bleiben. Nur bei unumgänglicher Selbstversorgung der Asylbewerber erhalten diese Gutscheine. Die Werte sind genannt.
    Leider stieß die Umsetzung des Asylbewerberleistungsgesetzes in manchen Bundesländern und Landkreisen auf große Schwierigkeiten und Widerstände. Teilweise wurde es von Asyl-Freundeskreisen unterlaufen, indem man die Gutscheine abkaufen wollte, um den Asylbewerbern wieder Bargeld zukommen zu lassen.
    Daß das Gesetz unterlaufen wird, ist zu verurteilen. Wir haben mit dem Gesetz schließlich erreicht, daß der Anreiz fortfällt, der ehemals von der bar ausgezahlten und höheren Sozialhilfe ausging. Wir haben auch erreicht, daß der Aufenthaltsort von Asylbewerbern leichter zu kontrollieren ist und das Abtauchen mißlingt. Wir haben auch erreicht, daß den Schlepperorganisationen der lukrative Boden entzogen wird.
    In diesem Sinne möchte ich auch von meiner Seite aus an die Bürgermeister, an die Landräte und an die Länder appellieren, das Asylbewerberleistungsgesetz umzusetzen, damit die erwartete Entlastung in den Gemeinden gelingt.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nunmehr hat der Abgeordnete Wiefelspütz das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dieter Wiefelspütz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir heute die erste



    Dieter Wiefelspütz
    kritische, auch selbstkritische Zwischenbilanz zum neuen Asylrecht ziehen, dann verbinde ich damit vor allem die Hoffnung, daß wir dazugelernt haben. Wer sich über einen längeren Zeitraum weigert, unhaltbare Positionen neu zu bestimmen, der verfehlt seine politische Verantwortung.

    (Beifall bei der SPD und der F.D.P.)

    Politisch verantwortungslos handelt ebenfalls, wer, verbunden mit einer rücksichtslosen, gelegentlich auch menschenverachtenden Sprache, Grundrechte auf eine Weise zur Disposition stellt, als sei das eine der leichtesten Übungen eines Politikers.

    (Zustimmung bei der F.D.P.)

    In der Asyldiskussion der vergangenen Jahre ist auch Hysterie erzeugt worden. Andere haben Haß gesät. Diese Saat ist auf mörderische Weise aufgegangen. Wir wissen alle, wie schwer es ist, solche Entwicklungen zurückzudrängen. Wichtig ist, daß wir uns immer wieder vergewissern, worin wir uns mit großer Mehrheit in unserem Lande, aber auch in diesem Hause einig sind: Der politisch Verfolgte soll in der Bundesrepublik Deutschland Schutz und Zuflucht finden. Richtig ist aber auch — das ist unsere Überzeugung —: Die Zuwanderung oder Einwanderung nach Deutschland muß nach Maßgabe der Leistungs- und Eingliederungsfähigkeit unseres Landes gesteuert werden.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das neue Asylrecht hat sich bei all seinen Unzulänglichkeiten insgesamt bewährt. Noch vor einigen Monaten gab es die gegensätzlichsten Prognosen. Einige waren der Auffassung, das neue Recht werde wirkungslos sein. Andere waren der Meinung, kein Flüchtling werde die Bundesrepublik Deutschland erreichen. Kaum war das neue Recht in Kraft getreten, gab es Dritte, die schon Forderungen erhoben, die Entscheidungen des Gesetzgebers nachzubessern.
    Heute kann nüchtern festgestellt werden: Die Asylbewerberzahlen sind um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Es kommen aber weiterhin viele Flüchtlinge nach Deutschland. Die weitere Entwicklung hängt nicht in erster Linie von unserem nationalen Recht ab, sondern vor allem von der politischen Entwicklung in Ost- und in Südosteuropa. Aus diesen Regionen kommen, wie wir alle wissen, zwei Drittel aller Flüchtlinge.
    Ich glaube, daß das neue Asylrecht auf dem Prüfstand des Bundesverfassungsgerichtes im Kern standhalten wird. Allerdings, Herr van Essen, halte ich es für sachlich nicht in Ordnung, dem Bundesverfassungsgericht anzulasten, es würde die Aufgaben eines Verwaltungsgerichts übernehmen, wenn im Grunde Sie und Ihre Kollegen von der CDU/CSU dafür die Verantwortung tragen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das meint einen Teilaspekt, den wir hier durch einen Änderungsantrag haben deutlich machen wollen. Ich will das hier nicht weiter vertiefen, sondern nur kurz ansprechen.
    Was passiert, wenn sich ein Land, das Signatarstaat der Genfer Flüchtlingskonvention ist, oder ein Staat der Europäischen Union nicht an das international geltende Flüchtlingsrecht hält? Dann können Sie die Drittstaatenregelung nicht einfach anwenden. Dann ist das Bundesverfassungsgericht kraft Ihrer unzureichenden Entscheidung, hier im Hause mit Mehrheit getroffen, gezwungen, die Aufgabe eines Verwaltungsgerichts wahrzunehmen. Ich bin kein Rechthaber oder Besserwisser, sondern ich fürchte, daß das Bundesverfassungsgericht den Bundestag korrigieren wird und die SPD mit ihrem Bedenken letztlich recht behalten wird. Wir werden das abzuwarten haben.
    Es fällt verhältnismäßig leicht, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Widersprüchlichkeiten, das Unvollständige und die Defizite des neuen Asylrechts aufzuzeigen.
    Unsinnigerweise werden immer noch in großer Zahl Bürgerkriegsflüchtlinge in das Asylverfahren gedrängt. Darauf ist heute zu Recht mehrfach hingewiesen worden. Es fehlt an einer solidarischen Flüchtlingspolitik der Europäischen Union, insbesondere an einer fairen Verteilung der Flüchtlinge auf die Mitgliedstaaten der Union.
    Vor allem aber ist ein erheblicher Teil unserer Asylprobleme hausgemacht. Wir müssen begreifen, liebe Kolleginnen und Kollegen, daß Deutschland ein Einwanderungsland ist und bleiben wird. Es macht wenig Sinn, von Asylmißbrauch zu sprechen, wenn Ausländern, die einwandern oder zeitweise in Deutschland arbeiten wollen, ausschließlich der Asylantrag als Eintrittskarte für die Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung steht.
    Ich bin sicher: Unser Land wird mittelfristig ein Einwanderungsgesetz benötigen. Gegenwärtig ist aber auch zu beachten, daß bei uns 5 Millionen Arbeitsplätze und 2,5 Millionen Wohnungen fehlen. Größere Einwanderungsquoten sind deshalb heute nicht zu verantworten. Das kann sich in einigen Jahren wieder ändern, liebe Kolleginnen und Kollegen.
    Vor diesem Hintergrund sollten wir die Zeit nutzen, um die Voraussetzungen und die Inhalte eines Einwanderungsgesetzes zu beraten. Ich rege deshalb hier erneut eine Enquete-Kommission „Zuwanderung" an. Der Bundestag sollte sich über Inhalte und Voraussetzungen eines Einwanderungsgesetzes intensiv unterhalten, damit wir zu gegebener Zeit mit Vorschlägen vorankommen können.