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    Plenarprotokoll 12/194 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 194. Sitzung Bonn, Freitag, den 26. November 1993 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1994 (Haushaltsgesetz 1994) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 12/6007, 12/6030) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 12/6019) Dr. Hans de With SPD 16825 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16826C Michael von Schmude CDU/CSU . . . . 16829 A Dr. Hans de With SPD 16830 D Jörg van Essen F.D.P. 16831D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . 16833D, 16839D Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16835 C Michael von Schmude CDU/CSU . . 16835D Norbert Geis CDU/CSU 16837 A Hans-Joachim Hacker SPD 16840 C Norbert Geis CDU/CSU 16841D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 16842 B Haushaltsgesetz 1994 (Drucksachen 12/6031, 12/6032) 16844 C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1993 bis 1997 (Drucksachen 12/5501, 12/5870, 12/6190) 16844 D Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes und anderer Gesetze (Drucksache 12/5834) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 16. Dezember 1992 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen Föderation über Kriegsgräberfürsorge (Drucksache 12/5837) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Handels- und Lohnstatistikgesetzes (Statistikänderungsgesetz) (Drucksache 12/5886) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Rechtsakt vom 25. März 1993 zur Änderung des Protokolls über die Satzung der Europäischen Investitionsbank (Drucksache 12/5941) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 194. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. November 1993 e) Erste Beratung des von der Gruppe der PDS/Linke Liste eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (Drucksache 12/6049) f) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt), Dr. Ilja Seifert, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS/Linke Liste eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur teilweisen Erstattung des bei der Währungsumstellung 1990 zwei zu eins reduzierten Betrages für ältere Bürgerinnen und Bürger sowie Alleinerziehende (Drucksache 12/6050) g) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Weinrechts (Drucksache 12/6060) h) Erste Beratung des von dem Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Parlamentarischen Staatssekretäre (Drucksache 12/6103) i) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Renate Blank, Dr. Dionys Jobst, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Ekkehard Gries, Horst Friedrich, Roland Kohn, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Binnenschiffahrtsgesetzes (Drucksache 12/6147) j) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes und des Geflügelfleischhygienegesetzes (Drucksache 12/6205) k) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 2. Oktober 1992 über die Gemeinschaftsproduktion von Kinofilmen (Drucksache 12/5836) l) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. April 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Norwegen über den Transport von Gas durch eine Rohrleitung vom norwegischen Festlandsockel und anderen Gebieten in die Bundesrepublik Deutschland (Europipe-Abkommen) (Drucksache 12/5840) m) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Bekämpfung des Analphabetismus in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 12/5821) 16844 D Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohngeldsondergesetzes und des Wohngeldgesetzes (Drucksache 12/6218) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Achim Großmann, Siegfried Scheffler, Angelika Barbe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Novellierung des Wohngeldsondergesetzes und des Wohngeldgesetzes (Drucksache 12/5797) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Dr. Barbara Höll und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Verbesserung der Sicherheit von Tankschiffen zum Schutz von Menschen und der Umwelt (Drucksache 12/5265) . . 16846A Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 5. Mai 1989 über das grenzüberschreitende Fernsehen (Drucksachen 12/3375, 12/6172) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Neuordnung der Rundfunkanstalten des Bundesrechts und des RIAS Berlin — Rundfunkneuordnungsgesetz — (Drucksachen 12/5825, 12/6201, 12/6202) c) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung und der Spielverordnung (Drucksachen 12/4488, 12/6129) d) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Erwin Marschewski, Wolfgang Zeitlmann, Hartmut Büttner (Schönebeck) und der Fraktion der CDU/CSU, des Abgeordneten Gerd Wartenberg (Berlin) und der Fraktion der SPD sowie des Abgeordneten Dr. Burkhard Hirsch und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des StasiUnterlagen-Gesetzes (Drucksachen 12/5775, 12/6100) Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 194. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. November 1993 III e) — Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren (Drucksache 12/5985) — Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Eckhart Pick, Dr. Hans de With, Gerd Andres, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Konkursordnung (Drucksachen 12/5995, 12/6192) f) Beratung und Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Erhaltung des architektonischen Erbes und zum Schutz der Kulturgüter (Drucksachen 12/4506, 12/5944) g) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Sechsten Richtlinie 77/388/EWG im Hinblick auf die Mehrwertsteuerregelung für die Personenbeförderung (Drucksachen 12/4131 Nr. 3.4, 12/6039) h) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG — Sonderregelung für Gold — (Drucksachen 12/4131 Nr. 3.6, 12/6059) i) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung der Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über Sportboote (Drucksachen 12/2774 Nr. 2.33, 12/6061) j) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 127 zu Petitionen (Drucksache 12/6117) k) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 128 zu Petitionen (Drucksache 12/6118) l) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 129 zu Petitionen (Drucksache 12/6119) 16846 B Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofs (Drucksachen 12/6099, 12/6227) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und Beschleunigung registerrechtlicher und anderer Verfahren (Registerverfahrensbeschleunigungsgesetz) (Drucksachen 12/5553, 12/6228) 16846A Tagesordnungspunkt II: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1994 (Haushaltsgesetz 1994) (Drucksachen 12/5500, 12/5870, 12/6001 bis 12/6032, 12/6240) Dr. Klaus Rose CDU/CSU 16849 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 16852 B Rudi Walther (Zierenberg) SPD 16855 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 16861 A Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16861 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 16865 C Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 16867 C Namentliche Abstimmung 16868 C Ergebnis 16869 B Nächste Sitzung 16871 Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16873* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Claus Jäger zur Abstimmung über den Einzelplan 07 — Geschäftsbereich Bundesministerium der Justiz (Tagesordnungspunkt I 29) 16874* A Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt II (Haushaltsgesetz 1994) Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/ CSU 16874* A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen 16876* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 194. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. November 1993 16825 194. Sitzung Bonn, den 26. November 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 26.11.93 Augustin, Anneliese CDU/CSU 26.11.93 Bartsch, Holger SPD 26.11.93 Blunck (Uetersen), SPD 26.11.93 * Lieselott Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 26.11.93 Clemens, Joachim CDU/CSU 26.11.93 Cronenberg (Arnsberg), F.D.P. 26.11.93 Dieter-Julius Dr. Däubler-Gmelin, SPD 26.11.93 Herta Duve, Freimut SPD 26.11.93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 26.11.93 Erler, Gernot SPD 26.11.93 Eylmann, Horst CDU/CSU 26.11.93 Dr. Fuchs, Ruth PDS/LL 26.11.93 Ganschow, Jörg F.D.P. 26.11.93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 26.11.93 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 26.11.93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 26.11.93 Johannes Gilges, Konrad SPD 26.11.93 Gleicke, Iris SPD 26.11.93 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 26.11.93 Grotz, Claus-Peter CDU/CSU 26.11.93 Großmann, Achim SPD 26.11.93 Grünbeck, Josef F.D.P. 26.11.93 Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 26.11.93 Hämmerle, Gerlinde SPD 26.11.93 Frhr. von Hammerstein, CDU/CSU 26.11.93 Carl-Detlev Hasenfratz, Klaus SPD 26.11.93 Dr. Herr, Norbert CDU/CSU 26.11.93 Heyenn, Günther SPD 26.11.93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 26.11.93 Hilsberg, Stephan SPD 26.11.93 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 26.11.93 Ibrügger, Lothar SPD 26.11.93 Iwersen, Gabriele SPD 26.11.93 Janz, Ilse SPD 26.11.93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 26.11.93 Kleinert (Hannover), F.D.P. 26.11.93 Detlef Klose, Hans-Ulrich SPD 26.11.93 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 26.11.93 Koppelin, Jürgen F.D.P. 26.11.93 Kretkowski, Volkmar SPD 26.11.93 Kronenberg, CDU/CSU 26.11.93 Heinz-Jürgen Kuessner, Hinrich SPD 26.11.93 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 26.11.93 Lintner, Eduard CDU/CSU 26.11.93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 26.11.93 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Meißner, Herbert SPD 26.11.93 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.11.93 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 26.11.93 Molnar, Thomas CDU/CSU 26.11.93 Mosdorf, Siegmar SPD 26.11.93 Müller (Pleisweiler), SPD 26.11.93 Albrecht Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 26.11.93 Neumann (Gotha), SPD 26.11.93 Gerhard Oesinghaus, Günter SPD 26.11.93 Opel, Manfred SPD 26.11.93 Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 26.11.93 Otto (Frankfurt), F.D.P. 26.11.93 Hans-Joachim Palis, Kurt SPD 26.11.93 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 26.11.93 Dr. Pick, Eckhart SPD 26.11.93 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 26.11.93 * Reuschenbach, Peter W. SPD 26.11.93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 26.11.93 Ingrid Dr. Scheer, Hermann SPD 26.11.93* Schmidt (Aachen), Ursula SPD 26.11.93 Schmidt (Salzgitter), SPD 26.11.93 Wilhelm Dr. Schmude, Jürgen SPD 26.11.93 Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 26.11.93 Schwanhold, Ernst SPD 26.11.93 Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 26.11.93 Christian Seehofer, Horst CDU/CSU 26.11.93 Seibel, Wilfried CDU/CSU 26.11.93 Dr. Sonntag-Wolgast, SPD 26.11.93 Cornelie Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 26.11.93 Stachowa, Angela PDS/LL 26.11.93 Stockhausen, Karl CDU/CSU 26.11.93 Dr. Stoltenberg, Gerhard CDU/CSU 26.11.93 Dr. von Teichman, F.D.P. 26.11.93 Cornelia Terborg, Margitta SPD 26.11.93 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 26.11.93 Türk, Jürgen F.D.P. 26.11.93 Vosen, Josef SPD 26.11.93 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 26.11.93 Wartenberg (Berlin), SPD 26.11.93 Gerd Welt, Jochen SPD 26.11.93 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 26.11.93 Wetzel, Kersten CDU/CSU 26.11.93 Wohlleben, Verena SPD 26.11.93 Wollenberger, Vera BÜNDNIS 26.11.93 90/DIE GRÜNEN Zierer, Benno CDU/CSU 26.11.93 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 16874* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 194. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. November 1993 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Claus Jäger zur Abstimmung über den Einzelplan 07 — Geschäftsbereich Bundesministerium der Justiz (Tagesordnungspunkt I 29) Dem Einzelplan 07 kann ich meine Zustimmung nicht geben. Die Zustimmung zu einem Einzelplan wird traditionell auch als Zustimmung zur Politik des betreffenden Ministers gewertet. Der Politik der Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger kann ich meine Zustimmung nicht geben. Ihre Politik der Verhinderung wirksamer Maßnahmen zur Gewährleistung der inneren Sicherheit und zur Verhinderung wirksamer gesetzgeberischer Maßnahmen zum Schutz des Lebensrechts ungeborener Kinder lehne ich ab. Deshalb enthalte ich mich bei dieser Abstimmung der Stimme. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordungspunkt II (Haushaltsgesetz 1994) Hans Peter Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU): Die Debatte der letzten Tage über den heute zu verabschiedenden Bundeshaushalt 1994 hat vor allem im Zeichen der nach wie vor schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation gestanden. Auch die meisten Kolleginnen und Kollegen der Opposition scheinen — jedenfalls in der Theorie — nicht zu verkenen, daß die noch nicht überwundene weltweite Konjunkturkrise, den finanzpolitischen Handlungsspielraum einschränkt. Leider hat der Verlauf dieser Haushaltsdebatte Konzeptionslosigkeit der SPD in der Haushalts- und Finanzpolitik einmal mehr dokumentiert, weil Sie zwar alles kritisieren, aber keine eigenen ernstzunehmenden Alternativen vorlegen. Kurz gesagt: im wesentlichen haben Sie sich darauf beschränkt, die Spar- und Konsolidierungspolitik der Bundesregierung zu verurteilen, zusätzliche ausgabenwirksame Forderungen zu stellen und zu guter Letzt die Höhe der Staatsverschuldung zu beklagen. Wenn man sich die Mühe macht, die Beschlußübersicht Nr. 1 des Wiesbadener SPD-Parteitags der vergangenen Woche einmal genau zu studieren, dann kommt man an der Feststellung nicht vorbei, daß Ihre dortigen Ergebnisse auch nicht brauchbarer sind, als das, was Sie hier vorgetragen haben. Die Lektüre der 23 eng bedruckten Seiten ist mühsam, bisweilen gar quälend, denn dieses Papier ist von Widersprüchen, im günstigsten Fall aber von Unverbindlichkeiten gekennzeichnet. Später mehr dazu. Der heute zu verabschiedende Haushalt 1994 ist von den besonderen gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen und dem politischen Willen der Koalition gekennzeichnet, die in dieser Situation besonders deutlich zu Tage getretenen strukturellen Defizite abzubauen. Er ist, insbesondere im Zusammenhang mit den Beschlüssen zum Spar- und Wachstumsprogramm, richtungsweisend für die Zukunft. Mit diesem Spar- und Wachstumspaket wird allein der Bundeshaushalt 1994 um gut 21 Milliarden DM entlastet, bis 1996 sogar um rund 29 Milliarden DM. Zusammen mit den im Frühjahr beschlossenen Einsparungen von rund 10 Milliarden DM im Rahmen des Föderalen Konsolidierungsprogramms und den 40 Milliarden DM an Haushaltsentlastungen aus den Vorjahren haben wir alles unternommen, um die öffentlichen Defizite mittelfristig wieder zurückzuführen und das Vertrauen in die Stabilität der D-Mark weiter zu stärken. Auch der auf Bestreben der Koalitionsgruppen zustandegekommene Beschluß des Haushaltsausschusses, auf Grund konjunkturell bedingter Zusatzbelastungen Sachausgaben sowie Zuwendungen in Höhe von 10 % zu sperren, um daraus eine globale Minderausgabe in Höhe von 5 Milliarden DM zu erwirtschaften, ist ein mutiger und notwendiger Schritt der Haushaltskonsolidierung. Nur so kann die immer noch außerordentlich hohe Nettokreditaufnahme unter 70 Milliarden DM gehalten werden. Deshalb ist das durch die Beschlüsse zum Spar- und Wachstumsprogramm und die während der Haushaltsberatungen erzielten Umschichtungen und Einsparungen zusammengekommene Einsparpotential ein ganz wichtiges Signal für die nationalen und internationalen Kapitalmärkte. Auch die Bundesbank hat durch nicht weniger als bisher sieben Leitzinssenkungen innerhalb der letzten zwölf Monate die auf Konsolidierung ausgerichtete Politik der Koalition entsprechend positiv begleitet. Die Tatsache, daß die Inflationsrate jetzt erstmals wieder unter vier Prozent gesunken ist, bestätigt unseren eingeschlagenen Weg ebenfalls. Nur durch eine konsequente Fortsetzung dieser Politik der strikten Haushaltsdisziplin auch in den nächsten Jahren können die derzeit zu hohe Steuer- und Abgabenlast mittelfristig wieder gesenkt und neue Wachstumskräfte freigesetzt werden. Sowohl in den vor wenigen Wochen veröffentlichten Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute als auch in dem in der letzten Woche vorgestellten Jahresgutachten des Sachverständigenrats wird ausdrücklich unterstrichen, daß eine Konsolidierung vor allem durch die Begrenzung des Ausgabenanstiegs und keinesfalls durch eine weitere Erhöhung der Steuer- und Abgabenbelastung erfolgen muß. Der Vorwurf der Opposition, bei den notwendigen Sparmaßnahmen, die im Rahmen des Spar- und Wachstumsprogramms beschlossen worden sind, handele sich es um sozialen Kahlschlag, geht fehl. Es ist doch völlig unstreitig, daß, will man erfolgreich konsolidieren, Einsparungen vor allem auch dort realisiert werden müssen, wo die Ausgabendynamik am größten ist. Zudem sind im Jahr 1992 mehr als Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 194. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Noveniber 1993 16875* 1 Billion DM, das sind über 1 000 Milliarden DM, für den gesamten Sozialbereich ausgegeben worden. Dies entspricht einenm guten Drittel des Bruttoinlandsproduktes. Die Einsparungen im Sozialberich durch die Beschlüsse zum Spar- und Wachstumsprogramm machen damit gerade einmal 1,5 % des Sozialbudgets aus. Die Gesamtausgeben für soziale Sicherung erreichen mit rund 177 Milliarden DM absolutes Rekordniveau. Sie machen etwa 37 % des Gesamthaushaltes aus! Ihr Gerede von sozialen Kahlschlag und der Gefährdung des sozialen Friedens ist deshalb absurd. Sie sollten stattdessen zur Kenntnis nehmen, daß wir in Deutschland — auch nach den notwendigen Sparbeschlüssen — über ein in der Welt nahezu einzigartiges Sozialsystem verfügen. Und wenn Sie sich vor Augen führen, welche — zum Teil dramatischen — Sparmaßnahmen in unseren europäischen Nachbarländern, die keine sozialistische Erblast zu tragen haben, zur Zeit realisiert werden, dann sollten sie Ihre Wortwahl in diesem Zusammenhang einer kritischen Prüfung unterziehen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, welchen politischen Rattenfängern Sie mit solch einem unangemessenen Gerede dienen. Die Fakten beweisen zudem das Gegenteil. Die Sozialhilfe-Regelsätze sind doch von 1982-1992 mit einem nominalen Zuwachs von 60 % in weitaus größerem Umfang angestiegen als die Nettolöhne und Gehälter, die in diesem Zeitraum nominal um nur 37 % gestiegen sind. Ich will den Vorwurf des sozialen Kahlschlags deshalb zu Ihren Gunsten nicht allzu ernst nehmen. Denn ansonsten wäre Deutschland, wie die Zahlen eben verdeutlicht haben, zum Ende der Regierung Schmidt ein ziemlich unsozialer Staat gewesen. Wenn Sie dies wiederum mit Empörung abstreiten, was ich doch hoffe, verbietet sich jede weitere Kritik an unseren Sparbeschlüssen. Im Vorfeld Ihres Wiesbadener Parteitags hat ja der eine oder andere aus Ihren Reihen zumindest den Versuch gemacht, sich wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen etwas ernsthafter zu widmen. Dies hat Ihnen auch die eine oder andere positive Schlagzeile eingebracht. So hat das Handelsblatt am 18. November seinem Bericht über Ihren Parteitag die Schlagzeile „Staatsetat soll langsamer wachsen als die Wirtschaft" vorangestellt. Leider haben Sie weder auf Ihrem Parteitag noch hier in der Haushaltsdebatte erkennen lassen, wie Sie sich dies konkret vorstellen. Statt dessen fordern Sie in Ihren Wiesbadener Beschlüssen unter anderem einen nationalen Beschäftigungspakt mit staatlichen Arbeitsbeschaffungsprogrammen, die schon unter Helmut Schmidt als kostspielige Strohfeuer gescheitert sind, mehr Geld für Forschung, Bildung und Wissenschaft, mehr Geld für den Wohungsbau, höhere öffentliche Investitionen z. B. für Energieeinsparung, Verkehr etc., eine Absatzförderung von Waren aus den östlichen Bundesländern, eine umfangreichere Sanierungsarbeit der Treuhandanstalt, eine gezielte steuerliche Förderung von Zukunftsinvestitonen durch Abschreibungen und Investitionszulagen, die steuerliche Entlastung von kleinen und mittleren Einkommen, ohne zu sagen, was aus Ihrer Sicht z. B. ein mittleres Einkommen ist, eine Erhöhung des Kindergeldes auf 250 DM für jedes Kind und auf 350 DM ab dem vierten Kind! Dies wollen Sie zwar, wie es so schön heißt, aufkommensneutral finanzieren, aber selbst bei Wegfall des Kinderfreibetrags und des Kindergeldzuschlags würde dies beim Bund eine Deckungslücke von 23,4 Milliarden DM ausmachen, während Länder und Gemeinden sogar um 9,4 Milliarden DM entlastet würden! Im nächsten Satz fordern Sie dann, daß der Anstieg der Staatsverschuldung gebremst und die Handlungsfähigkeit des Staates gesichert werden müsse. Nein, die Vielzahl Ihrer kostspieligen Forderungen bei völlig unabgestimmten Finanzierungsvorschlägen dokumentiert, daß die Staats-, Steuer- und Abgabenquote noch weit über den bisherigen Höchststand hinaus ansteigen würden, sollten die Beschlüsse Ihres Parteitags umgesetzt werden. Das hat alles nichts mit solider Politik zu tun. Sie bieten ein bunt gemischtes Sortiment politischer Aussagen an, von denen sich jeder die heraussuchen soll, die ihm am besten zusagt. Nur, stimmig und in sich schlüssig ist das alles nicht. Im Gegenteil: So kann man keine glaubwürdige Politik machen! Soweit zur Theorie. Wie sozialdemokratische Haushaltspoltik — ungeachtet Ihrer Sonntagsreden — in der Praxis aussieht, verrät ein Blick auf die Länderebene. Die Kritik des renommierten Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) am Finanzgebaren der rot-grünen Koalition in Niedersachsen hätte vernichtender kaum ausfallen können. Laut RWI ist dort trotz enorm verbesserter Einnahmen die Verschuldung in die Höhe getrieben und durch drastische Personalaufstockung dauerhaft so gebunden, daß praktisch kein Handlungsspielraum mehr besteht. Im Saarland werden die Haushalte Ihres neuen wirtschafts- und finanzpolitischen Vordenkers schon seit Jahren vom dortigen Rechnungshof als verfassungswidrig bezeichnet. Und, wer mit seinen eigenen Problemen nicht fertig wird, ist ein schlechter Ratgeber für andere! Tatsache ist doch auch, daß der Bund die hochverschuldeten Länder Saarland und Bremen in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 17 Milliarden DM unterstützt. Die wirtschaftliche Entwicklung in den jungen Bundesländern macht — auch nach Einschätzung des Sachverständigenrats — gute Fortschritte. Dies spiegelt sich in den dort deutlich steigenden Steuereinnahmen wider. Und, lassen Sie mich das noch einmal unterstreichen: Auch wenn es dem einen oder anderen nicht schnell genug gehen kann — es ist ja auch beeindruckend, wie es in den letzten Jahren in den jungen Bundesländern durch einen enormen politischen Kraftakt objektiv vorangegangen ist. Ich bin deshalb dem Kollegen Kriedner sehr dankbar, daß er in seiner Rede am Dienstag das Ausmaß der sozialistischen Erblast, die hier zu schultern ist, noch einmal eindrucksvoll dargestellt hat. Die Bewältigung dieser historischen Herausforderung 16876* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 194. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. November 1993 unterscheidet die aktuelle Situation von der Lage der Jahre 1975 und 1981. Einiges deutet darauf hin, daß sich die wirtschaftliche Lage in Westdeutschland stabilisiert. Dies entspricht auch dem jüngsten Konjunkturbericht des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Die konjunkturellen Erwartungen für das nächste Jahr sind aber noch nicht so, wie wir uns dies allesamt gewünscht hätten. Wichtig ist aber, daß — auch nach Überzeugung des Sachverständigenrats — in den jetzt zu bewirkenden strukturellen Veränderungen entscheidende Chancen für ein kräftiges Wachstum in den nächsten Jahren liegen. Deshalb gibt es auch zur Spar- und Konsolidierungspolitik der Koalition keine Alternative. Eine noch höhere Beanspruchung des Kapitalmarkts verbietet sich ebenso wie weitere Steuererhöhungen. Nehmen Sie in diesem Zusammenhang doch endlich einmal zur Kenntnis, daß diejenigen, die Sie Besserverdienende nennen, bereits jetzt den mit Abstand größten Anteil am Aufkommen der Lohn- und Einkommensteuer erbringen! Das gleiche gilt auch für den ab 1995 wieder geltenden Solidaritätszuschlag. Nehmen Sie doch auch endlich einmal zur Kenntnis, daß seit 1990 Steuersubventionen in Höhe von 38 Milliarden DM abgebaut worden sind, was zum ganz großen Teil zur Lasten der Bezieher höherer Einkommen gegangen ist! Akzeptieren Sie, daß ein weiteres Drehen an der Steuerschraube in der jetzigen Situation zusätzliches Gift für die konjunkturelle Entwicklung wäre! Wenn wir die Herausforderungen der Zukunft in den Griff bekommen wollen, dann müssen wir uns auf die veränderten Bedingungen einstellen. Ich nenne den wachsenden internationalen Wettbewerb, den zunehmenden Mangel an Arbeitsplätzen und auch die problematische demographische Entwicklung. Diese Herausforderungen sind aber nicht von der Politik allein zu bewältigen. Vielmehr kommt auch den Tarifparteien dabei entscheidende Mitverantwortung zu. Wenn wir den politischen Willen haben, die angesichts veränderter gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen notwendigen Entscheidungen konsequent umzusetzen und wenn auch die Sozialdemokraten im Bundesrat, dort, wo es auf ihre Zustimmung ankommt, ihrer gesamtstaatlichen Verantwortung gerecht werden, wenn auch die anderen Gebietskörperschaften mehr als bisher ihre Haushalte konsolidieren, dann werden wir die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen in den Griff bekommen. Der Haushalt 1994, den wir gleich verabschieden werden, wird den schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gerecht und sichert zugleich den notwendigen Handlungsspielraum für die Zukunft. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 10. November 1993 mitgeteilt, daß sie ihren Antrag Forderungen an den Sondergipfel der EG-Staats- und Regierungschefs am 29. Oktober 1993 in Brüssel und an die künftige Europapolitik der Bundesregierung (Drucksache 12/5993) zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 12/4502 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/5180 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/5358 Nr. 6 Drucksache 12/5749 Nrn. 3.9-3.27 Drucksache 12/5827 Nrn. 2.4-2.10 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/4833 Nr. 2.16 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 12/5749 Nrn. 3.54, 3.55 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 12/5749 Nr. 3.58
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Geis


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Nein. Ich möchte erst einmal mit meinen Ausführungen beginnen. Herr Heuer, Sie können sich nachher melden; Sie wissen, daß ich keiner Frage ausweiche.
    Herr Ullmann, Sie haben dem Herrn Bundeskanzler vorgeworfen, daß er dafür eintritt, daß die Stasi-Akten nicht ewig lang zur Einsicht offenliegen und jedermann zugänglich sein sollen. Ich stimme mit Ihnen überein, daß wir die DDR-Vergangenheit nicht regeln können, wenn wir Dinge vertuschen. Das meinte der Bundeskanzler auch nicht. Uns geht es darum, daß die Verfehlungen, die damals vorgekommen sind und in die wir, die wir im Westen frei leben konnten, nicht verstrickt waren und auch nicht verstrickt werden konnten, nicht ewig Gegenstand der Auseinandersetzungen sind, sondern daß wir mehr den Weg zur Versöhnung finden. Das meinte der Bundeskanzler bei seiner Ansprache in Berlin.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Ullmann, ich möchte eine Aussage von Ihnen zurückweisen. Sie haben gesagt, der Bundeskanzler habe bei seinem Besuch in China nicht auf die Menschenrechte hingewiesen. Das ist nicht wahr. Bei seiner einzigen öffentlichen Rede in der Universität Shanghai hat er ganz eindeutig Stellung bezogen und sich ganz eindeutig zu den Menschenrechten bekannt. Er hat das Land, das er besucht hat, nämlich China, aufgefordert, die Menschenrechte zu achten, weil nur so, wie er sich ausgedrückt hat, auch ein
    wirtschaftliches Zusammenleben, ein Gedeihen von freier Marktwirtschaft möglich ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das gleiche gilt im übrigen für Außenminister Kinkel; er hat es vor einem Jahr auch getan. Herr Ullmann, ich möchte Sie ausdrücklich bitten, dies bei Ihrer Kritik zu berücksichtigen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, man kann bei dieser Debatte den Eindruck gewinnen, als ginge es nur um das Strafrecht. Ich meine, daß wir in dieser Legislaturperiode auch vieles im zivilrechtlichen Bereich zu erledigen hatten und noch zu erledigen haben. Hier haben Sie, verehrte Frau Ministerin, und Ihr Haus bislang eine gewaltige Aufgabe erfüllt, gemeinsam — das darf ich mit Fug und Recht sagen —mit dem Rechtsausschuß. Unsere Aufgaben waren bestimmt von der Wiedervereinigung. Wir haben versucht, das Bodenrecht zu ordnen. Wir haben den Versuch unternommen, denen Recht zu verschaffen, die mit Gewalt von Haus und Hof vertrieben worden sind. Wir haben versucht, dieses Unrecht auszugleichen. Wir haben zugleich den Versuch unternommen, denjenigen, denen Grund und Boden zugewiesen wurde, der vom kommunistischen Regime den Vorgängern weggenommen wurde, einen Ausgleich zu gewähren, ihnen eine gute Rechtsgrundlage für ihre Entwicklung und ihren persönlichen Freiheitsraum zu schaffen.
    Dies war sicherlich nicht einfach. Ich erinnere daran, daß dieser ewige Streit darüber, ob Rückgabe vor Entschädigung oder Entschädigung vor Rückgabe kommt, nicht weiterhilft. Wir haben das Prinzip Rückgabe vor Entschädigung von der Volkskammer übernommen und es durchzuhalten versucht. Hätten wir die Entschädigung vor die Rückgabe gesetzt, hätten wir genausoviel Schwierigkeiten gehabt, den Ausgleich zwischen den beiden unterschiedlichen Interessenlagen herzustellen.
    Wir haben mit dem ersten und zweiten SED-
    Unrechtsbereinigungsgesetz, das wir jetzt noch beraten, das zweite versucht, nämlich Unrecht wiedergutzumachen, das denen geschehen ist, die anderer politischer Auffassung waren und sich entschieden gegen das politische Regime gestellt haben und dafür mit ihrer Freiheit bezahlen mußten, oder aber in ihrer eigenen beruflichen Entwicklung nicht in der Lage waren, sich so fortzuentwickeln, wie sie sich das eigentlich vorgenommen hatten.
    Das ist ein schwieriger Ausgleich. Jedem von uns ist klar, daß man das nicht mit Geld aufwiegen kann, Herr Ullmann. Es ist deshalb nicht ganz gerecht, wenn Sie uns vorwerfen, wir hätten für diejenigen zuwenig getan, die während des SED-Unrechtregimes in den Gefängnissen haben einsitzen müssen. Natürlich kann man ein solches Unrecht nicht mit Geld aufwiegen. Wir mußten uns bei dem Ausgleich auch ein wenig daran orientieren, was wir im gleichen Zeitraum unseren hier im Westen einsitzenden Gefangenen, die zu Unrecht eingesessen haben, gezahlt haben. Das war nämlich, wenn sie es unter dem Strich betrachten, weniger als das, was wir im ersten und zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz für die



    Norbert Geis
    Häftlinge drüben gegeben haben. Das bitte ich zu berücksichtigen.
    Wir haben das Registerverfahrensbeschleunigungsgesetz verabschiedet. Auch das ist ein wichtiger Beitrag für den Aufbau der neuen Bundesländer. Wir werden nun das Sachenrechtsbereinigungsgesetz beraten und hoffentlich auch bald verabschieden. Dies ist ein weiterer schwieriger, aber wichtiger Beitrag für den Aufbau der neuen Bundesländer und für die innere Wiedervereinigung.
    Wir haben uns aber in der vergangenen Legislaturperiode auch darüber Gedanken gemacht, wie wir die Justiz entlasten können. Ich erinnere an das Justizentlastungsgesetz. Dennoch hören wir von den Landesjustizverwaltungen, daß die Justiz einer immer größeren Belastung entgegengeht. Ich meine, wir können da nicht tatenlos danebenstehen.
    Wir hatten immer schon einen Anstieg der Streitsachen bei den Gerichten, vor allem im zivilrechtlichen Bereich. Wir haben von 1978 bis 1988 einen kontinuierlichen Anstieg von 50 % gehabt. Dann stagnierte es auf hohem Niveau, bis der Anstieg der Streitsachen ab 1992 geradezu explosionsartig vor sich gegangen ist. Dagegen müssen wir etwas tun. Das können wir als Bundesgesetzgeber auch.
    Wir sollten uns Gedanken darüber machen, ob wir nicht in dem zivilen Gerichtsverfahren, also der Auseinandersetzung wegen einer Forderung oder wegen eines Schadensersatzanspruches, ein Vorverfahren vorsehen, das sogenannte außergerichtliche Schlichtungsverfahren.
    Frau Ministerin, ich bin der Auffassung, daß wir diesen Schlichtungsgedanken noch viel zu wenig in den Vordergrund stellen. Er würde vielleicht wirklich dazu beitragen, daß die Gerichte entlastet werden können. Vielleicht würde er sogar langatmige Prozesse verhindern.
    Vielleicht könnte man diesen Schlichtungsgedanken auch dadurch attraktiver machen, daß wir ihn kostenrechtlich privilegieren. Ich meine, wir sollten in der Zukunft darüber verstärkt nachdenken. Wir müssen natürlich auch, wenn wir uns darüber Gedanken machen wollen, wie wir die Justiz weniger belasten, fragen, ob wir nicht durch eigene Gesetzesmaßnahmen, die wir hier im Bundestag treffen, erneut Ansprüche schaffen, die dann zu neuen Streitsachen und zu neuer Belastung der Justiz führen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben in der letzten Legislaturperiode das Betreuungsgesetz verabschiedet. Das ist gewiß — und darüber kann niemmand streiten — ein Segen für unsere älteren Mitbürger. Sie können auch im hohen Alter, unabhängig von Pflegern, in Würde ihre eigenen Entscheidungen für ihr Leben treffen, wenn das noch möglich ist.
    Aber zugleich hat das Gesetz — das hören wir von den Richtern und von den Landesjustizverwaltungen — zu einer unwahrscheinlichen Belastung der Vormundschaftsgerichte geführt. Nun warnen uns die Gerichte, nicht erneut Belastungen durch neue Gesetze zu schaffen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich denke dabei an die Insolvenzordnung. Ich will damit nicht sagen, daß wir die Insolvenzordnung nicht verabschieden sollten. Wir müssen sie verabschieden, nachdem sie seit zehn Jahren diskutiert wird. Es ist höchste Zeit.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Zwanzig!)

    Aber wir müssen sie so verabschieden, daß die Justiz möglichst wenig belastet wird. Wir können nicht mehr an eine Stellenmehrung denken. Wir können das Problem nicht durch eine Erweiterung der Richterplanstellen lösen, wir haben in Deutschland sowieso schon die größte Richterdichte im Verhältnis zu anderen Staaten in der westlichen Welt.
    Wir können auch nicht die Belastung der Gerichte, der Richter selbst, die Arbeitsbelastung noch vergrößern. Für einen Richter, für einen Staatsanwalt und für Bedienstete der Justiz ist die 40-Stunden-Woche überhaupt kein Thema. Ein gewissenhafter Richter, ein gewissenhafter Staatsanwalt kommt mit 40 Stunden in der Woche nicht aus.
    Also müssen wir uns andere Gedanken machen. Hier meine ich, daß wir auch einmal das Kostenrecht betrachten sollten. Wir sollten Wert darauf legen, daß die Gerichtsgebühren die Kosten, die bei Inanspruchnahme der Gerichte entstehen, auch tatsächlich abdecken. Es muß der Grundsatz wieder Platz greifen, daß die Gebühren die Kosten eines Verfahrens dekken. Dann wird sich vielleicht mancher überlegen, ob es vernünftig ist, nun einen langen Rechtsstreit vom Zaun zu brechen.
    Damit will ich nicht sagen, daß den Bürgerinnen und Bürgern, die nicht so betucht sind, daß sie sich einen langen Rechtsstreit leisten können, der Zugang zu den Gerichten nicht möglich sein soll. Wir haben ja nach wie vor die Prozeßkostenhilfe.
    Das Justizministerium, das Kabinett hat jetzt eine allgemeine „Rechtshilfe " für Verfahren außerhalb der Gerichte verabschiedet. Ich begrüße das sehr, weil dies unter Umständen auch ein Beitrag zur Entlastung der Gerichte ist. Diejenigen also, die weniger Geld zur Verfügung haben, brauchen sich nicht zu sorgen. Aber wir müssen vielleicht über das Kostenrecht doch eine Möglichkeit finden, diese gerichtlichen Verfahren, den Zugang zu den Gerichten, einzuschränken.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gilt auch, das Zwangsvollstreckungsverfahren etwas zu beschneiden und zu entschlacken. Heute ist es ja schon fast eine Wissenschaft für sich, nach dem einer einmal lang genug gebraucht hat, bis er zu einem vollstreckbaren Titel gekommen ist, nun in die Zwangsvollstreckung zu gehen und dort sein Recht zu suchen. Das ist schon fast wieder eine Wissenschaft für sich. Das ist irgendwie nicht ganz korrekt.
    Ich kann nicht von einem Bürger, der zum Gericht geht und sich dort einen Rechtstitel erstreitet, noch verlangen, daß er lange braucht, bis er tatsächlich zu seinem Recht kommt, bis er seine Forderungen durchsetzen kann, bis dann der Gerichtsvollzieher tatsächlich beim Schuldner anklopft. Dann ist meistens schon kein Geld mehr vorhanden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Norbert Geis
    Ein wichtiger Bereich ist natürlich auch das Strafrecht. Hier wird die Koalition spätestens Anfang Januar ein Gesetz zur Bekämpfung des Verbrechens vorlegen. Wir werden viele Einzelmaßnahmen darin vorsehen. Ich bin der festen Überzeugung, daß wir damit ein Mittel schaffen, um das Verbrechen wirklich bekämpfen zu können. Dies wird ein großer Beitrag der Koalition zur inneren Sicherheit sein.
    Natürlich bleiben wir bei unserer Forderung, daß wir die elektronische Wohnraumüberwachung als ein wichtiges Mittel ansehen, aber nicht als das einzige. Auch das sei gesagt.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten [CDU/CSU])

    Hier meine ich, daß die Koalition auf einem guten Weg ist. Den werden wir unterstützen, und wir werden ihn weiter verfolgen, und wir werden bald auch ein entsprechendes Gesetz vorlegen.
    Aber: Entscheidend ist, daß in den Ländern die Kriminalität bekämpft wird. Es ist Sache der Länder, es ist Sache der Polizei, und es ist Sache der dortigen Gerichte, und es ist Sache der Vollstreckungsgerichte, auch in einer vernünftigen Härte Strafvollstreckungen vorzunehmen. Das, meine ich, ist bislang bei uns nicht der Fall —jedenfalls bei vielen Ländern nicht der Fall. Auch dies ist ein Mangel, und auch dies muß verbessert werden, wenn wir die Kriminalität wirklich angehen wollen.
    Aber ein weiterer Gesichtspunkt kommt bei der Kriminalitätsbekämpfung hinzu. Wir müssen an die Wurzeln gehen, woher die Kriminalität kommt. Wir müssen versuchen, die Kriminalität an den Wurzeln zu bekämpfen. Hier stellen wir mit Erschrecken fest, daß unsere Wertvorstellungen, ohne die ein gesellschaftliches Zusammenleben undenkbar ist, schwer in Gefahr geraten sind. Wir haben allzulange in den 60er und 70er Jahren zugeschaut, wie Scharlatane Institutionen wie Ehe und Familie versucht haben, lächerlich zu machen und zu diffamieren. Dabei ist es völlig unzweideutig, daß Familie, daß Ehe eine wichtige Institution in unserer Gesellschaft ist, ohne die ein vernünftiges, gesundes gesellschaftliches Zusammenleben unmöglich ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir müssen uns in einem verstärkten Maße denen entgegenstellen, die meinen, sie müßten die Kirchen und andere Vereinigungen, die für die Bewahrung von Wertvorstellungen, für die Entwicklung von Wertvorstellungen von großer Bedeutung sind, weiterhin lächerlich machen und diffamieren. Wir müssen uns diesen Scharlatanen in den Weg stellen — mehr als wir dies bislang gemacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, in diesem Zusammenhang kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Wir sind mit Recht erschrocken über die Gewaltkriminalität. Wir stellen mit Erschrecken fest, daß für viele unserer Kinder Gewalt plötzlich nicht mehr ein verabscheuungswürdiges Verbrechen ist, sondern daß es ein Mittel zur Problemlösung geworden ist. Schuld daran hat mit Sicherheit auch — und das ist
    inzwischen dort auch erkannt — das Fernsehen mit seinen maßlosen Gewaltdarstellungen.

    (Helmut Wieczorek [SPD]: Zauberlehrlinge!)

    Wir haben im Rechtsausschuß deswegen in den vergangenen Wochen eine Anhörung durchgeführt, und wir werden diesen Gedanken weiterverfolgen. Das Fernsehen ist dazu übergegangen, jetzt eine Selbstkontrolle einzuführen, und wir begrüßen dies, aber sollte dies nicht gelingen, dann müssen wir gesetzliche Maßnahmen finden, um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wir dürfen nicht zulassen, daß unsere Kinder durch Fernsehsendungen in ihrer Seele getroffen werden, in ihrer Entwicklung gehindert werden und in eine völlig falsche Entwicklung hineingeraten. Das dürfen wir nicht mehr zulassen, sonst kommen wir in einen Polizeistaat, der notwendig wäre, um uns vor uns selbst zu schützen.
    Das kann niemand wollen, und dies müssen wir in der Rechtspolitik verfolgen. Dies ist ein wichtiger Beitrag, eine wichtige Aufgabe der Rechtspolitik.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster spricht Herr Kollege Hans-Joachim Hacker.
Entschuldigen Sie, es gibt eine Kurzintervention — wenn Sie noch einen Augenblick warten.
Herr Heuer. Ich hatte Sie vergessen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Uwe-Jens Heuer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Eine Bemerkung zu Herrn Ullmann.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Darauf können wir verzichten!)

    Ich stimme Ihnen zu, daß die DDR trotz aller Fortschritte auf rechtlichem Gebiet bis zum Schluß kein Rechtsstaat war. Ich stimme Ihrer Feststellung zu, daß für den Rechtsstaat die Menschenrechtsfrage von zentraler Bedeutung ist.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Seien Sie doch froh, daß ich ihm zustimme; Ihnen muß ich ja nicht zustimmen.
    Zu Herrn Geis: Auch ich bin der Meinung, daß, wenn jemand an der Grenze hingerichtet worden ist, wenn jemand dort ohne rechtliche Grundlage geschossen hat, wie es offenbar jetzt bei einem Prozeß nachgewiesen worden ist, da die Verurteilung zulässig ist.
    Ich bin aber der Meinung, daß es notwendig ist, die Rechtfertigungsgründe, die beispielsweise im § 27 Grenzgesetz der DDR enthalten waren, anzuerkennen — genau wie entsprechende Formulierungen in



    Dr. Uwe-Jens Heuer
    Polizeigesetzen der alten Bundesrepublik anerkannt werden; es sind dieselben Formulierungen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Unglaublich! — Die Schüsse gingen immer nur in eine Richtung!)

    — Es sind dieselben Formulierungen!
    Es geht um die Frage, wie dieses Recht als DDR- Recht interpretiert wird, ob auch die Rechtfertigungsgründe der DDR anerkannt werden.
    Das Problem besteht darin, daß im Grunde der DDR etwas versagt wird, was die Bundesrepublik sich selbst zuerkennt. Wenn Markus Wolf wegen Landesverrats verurteilt werden soll, weil er dasselbe gemacht hat,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Das ist der Unterschied zwischen Rechtsstaat und Unrechtsstaat, Kollege! — Recht und Unrecht sind nicht gleich! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    was Herr Kinkel zur gleichen Zeit in der Bundesrepublik gemacht hat, dann widerspricht das dem Grundsatz der Gleichheit, widerspricht das dem zweiten Staatsvertrag.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja unglaublich!)

    Wenn Richter am Obersten Gericht der DDR verurteilt werden sollen, weil sie Spionage verurteilt haben, und Richter, die dasselbe in der alten Bundesrepublik gemacht haben,

    (Zuruf des Abg. Clemens Schwalbe [CDU/ CSU])

    nicht verurteilt werden, ist das keine Gleichbehandlung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie können Ungleiches nicht vergleichen!)

    — Das ist das gleiche, mein Herr. Markus Wolf und Kinkel haben genau dasselbe gemacht, und der eine ist Außenminister, und der andere soll am 6. Dezember verurteilt werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das hätten Sie vor zehn Jahren mal Herrn Mielke sagen sollen! —Anhaltende lebhafte Zurufe von der CDU/ CSU)

    Das ist die reine Wahrheit!

    (Glocke der Präsidentin)

    — Schreien Sie doch nicht so; es ist einfach so!
    Im Grunde geht es darum, daß die Prozesse, die den Unrechtscharakter beweisen sollen, ihn gerade voraussetzen. Es geht darum, daß sie für den falschen Staat gehandelt haben, und das widerspricht nach meiner Ansicht rechtsstaatlichen Prinzipien.
    Sie werden ja sehen, was das Bundesverfassungsgericht dazu sagt. Beschließen Sie, was Sie wollen, aber das Bundesverfassungsgericht wird eines Tages
    — vielleicht dauert es noch lange — entscheiden und Sie hoffentlich korrigieren. Aber ich will Ihnen sagen: Das ist nicht rechtsstaatlich, —