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ID1217214400

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    Plenarprotokoll 12/172 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 172. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. September 1993 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1994 (Haushaltsgesetz 1994) (Drucksache 12/5500) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1993 bis 1997 (Drucksache 12/5501) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungs- und Wachstumsprogramms (Drucksache 12/5502) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungsund Wachstumsprogramms (Drucksache 12/5510) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt (Fortsetzung): Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung des Mißbrauchs und zur Bereinigung des Steuerrechts (Mißbrauchsbekämpfungs- und Steuerbereinigungsgesetz) (Drucksache 12/5630) Rudolf Scharping, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz 14735 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 14744 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 14754 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 14754 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 14758A Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 14760 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14764 C Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 14767 A Hans-Ulrich Klose SPD 14775 A Dr. Renate Hellwig CDU/CSU . . . 14778 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 14778B Friedrich Bohl CDU/CSU 14784 B Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU 14786B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 14786D Michael Glos CDU/CSU 14790 C Walter Kolbow SPD 14791 D Dr. Hans Modrow PDS/Linke Liste . . 14796 C Hans-Gerd Strube CDU/CSU 14798A Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14799B Volker Rühe, Bundesminister BMVg . . 14800 B Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD 14802B, 14805C Helmut Schäfer (Mainz) F.D.P. . . . . 14805 B Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14805 D Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 14807 A Dr. Ingomar Hauchler SPD 14808 B Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14809 B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 14810B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. September 1993 Ortwin Lowack fraktionslos 14812B Ernst Hinsken CDU/CSU 14812D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . 14814B, 14848 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 14815C Michael Habermann SPD 14817 B Norbert Eimer (Fürth) F.D.P. . . . . . 14820 C Ortrun Schätzle CDU/CSU 14822 A Michael Habermann SPD 14822 D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 14824 A Maria Michalk CDU/CSU 14825 A Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 14826D Dr. Edith Niehuis SPD 14829A Uta Würfel F D P. 14831 A Dr. Edith Niehuis SPD 14832 A Petra Blass PDS/Linke Liste 14833 A Susanne Jaffke CDU/CSU 14834 A Ralf Walter (Cochem) SPD 14835 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 14837 C Doris Odendahl SPD 14838 C Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . . 14841D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 14843 C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14844 B Carl-Ludwig Thiele F D P 14845 B Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 14846 D Dr.-Ing. Paul Krüger, Bundesminister BMFT 14849B Josef Vosen SPD 14851D, 14855 C Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F D P 14852 C Dietrich Austermann CDU/CSU 14855 B Siegmar Mosdorf SPD . . . 14856C, 14861A Werner Zywietz F D P 14857 D Josef Vosen SPD 14858 C Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . . 14859 C Erich Maaß (Wilhelmshaven) CDU/CSU 14860B Nächste Sitzung 14862 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14863* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. September 1993 14735 172. Sitzung Bonn, den 8. September 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 8. 9. 93 Bartsch, Holger SPD 8. 9. 93 Blunck (Uetersen), SPD 8. 9. 93** Lieselott Dr. Blunk (Lübeck), F.D.P. 8. 9. 93 Michaela Böhm (Melsungen), CDU/CSU 8. 9. 93 ** Wilfried Börnsen (Bönstrup), CDU/CSU 8. 9. 93 Wolfgang Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 8. 9. 93 * Clemens, Joachim CDU/CSU 8. 9. 93 Ebert, Eike SPD 8. 9. 93 Dr. Fischer, Ursula PDS/LL 8. 9. 93 Fischer (Hamburg), Dirk CDU/CSU 8. 9. 93 Dr. Gautier, Fritz SPD 8. 9. 93 Heyenn, Günther SPD 8. 9. 93 Hollerith, Josef CDU/CSU 8. 9. 93 Jaunich, Horst SPD 8. 9. 93 Dr. Kübler, Klaus SPD 8. 9. 93 Lambinus, Uwe SPD 8. 9. 93 Lenzer, Christian CDU/CSU 8. 9. 93 ** Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 8. 9. 93 Meckel, Markus SPD 8. 9. 93 Michels, Meinolf CDU/CSU 8. 9. 93* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 8. 9. 93 * Müller (Düsseldorf), SPD 8. 9. 93 Michael Opel, Manfred SPD 8. 9. 93*** Pfuhl, Albert SPD 8. 9. 93 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 8. 9. 93 Reuschenbach, Peter W. SPD 8. 9. 93 Dr. Riedl (München), CDU/CSU 8. 9. 93 Erich Dr. Scheer, Hermann SPD 8. 9. 93 * Schell, Manfred CDU/CSU 8. 9. 93 Schmidt (Nürnberg), SPD 8. 9. 93 Renate Stachowa, Angela PDS/LL 8. 9. 93 Dr. von Teichman, F.D.P. 8. 9. 93 Cornelia Weis (Stendal), Reinhard SPD 8. 9. 93 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ulrich Briefs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS/LL)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS/LL)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zitat:
    Deutschland wird die Chancen, die sich ihm in einer sich verändernden Welt bieten, nur dann nutzen können, wenn seine Bürger weltoffen bleiben, wenn in globalen Zusammenhängen und Dimensionen gedacht und gehandelt wird. Hierbei sind Bildung und Ausbildung von zentraler Bedeutung.
    Das Zitat ist von Bundeswirtschaftsminister Rexrodt und stammt aus dem Standortpapier.
    Was aber tut die Bundesregierung bei Bildung und Wissenschaft im Haushalt 1994?
    Erstens. Sie senkt ihn um nominal 4 %. Das sind real aber fast 10 %.
    Zweitens. Sie benachteiligt die fünf neuen Länder besonders stark durch Kürzung des Hochschulerneuerungsprogramms um 37 Millionen DM. Das sind allein 25 % des gesamten Kürzungsvolumens, und das angesichts der Totalabwicklung des Hochschulwesens und der Schrumpfung der Industrieforschung auf einen Restposten von etwa 15 % in der früheren DDR.
    Drittens. Obwohl die Hochschulen angesichts von chronischer Überlastung und Unterfinanzierung aus dem letzten Loch pfeifen, werden die Mittel für den Aus- und Neubau eingefroren und die Studentenwohnraumförderung im Westen um 100 Millionen DM gekürzt. Zugegebenermaßen wird im Osten um 60 Millionen DM aufgestockt.
    Aber das Fazit ist: Der Etatentwurf für das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft ist völlig unangemessen. Die Kürzungen sind kontraproduktiv, sie tragen vor allem dazu bei, daß die Hochschulen buchstäblich verkommen. Die Haushaltspolitik dieser Bundesregierung ist auf diesem Gebiet eine Katastrophe. Sie wird die Hochschulen und das Bildungswesen weiter in die Katastrophe treiben, und das zu einem Zeitpunkt, wo technologische, organisatorische und infrastrukturelle Modernisierung angesagt ist.
    So ist es richtig, wenn die „Süddeutsche Zeitung" am 30. August schreibt: Der Rohstoff Geist zählt hierzulande wenig. Warum sonst steht Deutschland in der Liste der OECD-Staaten hinsichtlich der Bildungsausgaben an beschämender drittletzter Stelle?
    Den Rüstungsetat rühren Sie kaum an, der verbleibt auf der alten Höhe. Den Verkehrsetat weiten Sie sogar um 22 % aus. Für die zukünftige Entwicklung im Hochschulwesen lassen Sie sich eine ganze Latte von Rezepten einfallen, die im wesentlichen dazu führen, daß auch auf diesem Gebiet in der Gesellschaft ein zusätzliches Moment, eine zusätzliche Tendenz von Spaltungen eingeführt wird und daß wirtschaftliche Verwertbarkeit durch und durch an den Hochschulen dominieren soll. Ich kann als Hochschullehrer nur



    Dr. Ulrich Briefs
    sagen, als jemand, der selbst in diesem Bereich, wenn
    auch in einem noch etwas privilegierten Fach, tätig ist
    — die Informatik ist immer noch etwas besser dran —: Das können wir uns alle nicht wünschen.
    Ich schließe mit einem Zitat des Vorsitzenden des Wissenschaftsrates, Professor Gerhard Neuweiler, der in diesem Beschluß, den Hochschulausbau einzufrieren, „einen bildungspolitischen Offenbarungseid" sieht. Er hat das letzte Woche auf unserer GEWSommerschule auf Sylt so geäußert. Das ist also die Position, die Stellungnahme des Vorsitzenden des Wissenschaftsrats. Das müssen Sie sich einmal klarmachen! — Ich zitiere:
    Wenn der Staat wirklich der Auffassung sei,

    (Clemens Schwalbe [CDU/CSU]: Haben Sie die Genehmigung eingeholt?)

    die Köpfe der jungen Menschen seien das Kapital zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland,
    — ich verweise auf das Rexrodt-Zitat vom Anfang —
    so würde er auch dafür das notwendige Geld aufbringen. 50 Kilometer neue Straßen weniger pro Jahr würden ausreichen, die aktuellen finanziellen Probleme beim Hochschulbau zu lösen.
    Ich glaube, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Herr Präsident, ich danke Ihnen.


Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Damit sind wir am Ende des Geschäftsbereiches des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft und kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Forschung und Technologie.
Ich erteile zunächst einmal dem Minister Dr. Paul Krüger das Wort. Herr Minister, Sie haben das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Paul Krüger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wirtschaften müssen bedeutet im Grunde, mit begrenzten Mitteln unendlichen Bedürfnissen gegenüberzustehen.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Mit weniger Geld mehr Politik machen!)

    — So ist es.
    Das gilt in besonderem Maße auch für die Politik. Daraus begründet sich auch die Ambivalenz jeder Haushaltsentscheidung und, wie wir heute feststellen konnten, auch jeder Haushaltsberatung.
    Auch ich wäre kein guter Minister, wenn ich nicht zur Bewältigung zusätzlicher Aufgaben um mehr Mittel für die Forschung in unserem Land werben würde.

    (Josef Vosen [SPD]: Ha, ha!)

    — So ist das.

    (Josef Vosen [SPD]: Ich habe noch nicht gelacht! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Ich glaube, wir sind uns alle über die Bedeutung der Forschung gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Standortdiskussion in Deutschland im klaren, denn
    Forschung und Entwicklung, Forschung und Technologie sind mit die wichtigsten Voraussetzungen für eine gedeihliche Entwicklung unserer Wirtschaft,

    (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der SPD)

    gerade vor dem Hintergrund der Standortindikatoren — der Lohnkosten, der Lohnnebenkosten, der langen Urlaubszeiten, der kurzen Arbeitszeiten und vieler anderer, auch der hohen Steuersätze, über die ja hier in den letzten Tagen gesprochen worden ist.
    Ich darf an dieser Stelle auch meine Bedenken äußern, was im Angesicht der heute auch beschworenen Tarifpartner an Veränderungen möglich ist, meine Bedenken, daß hier tatsächlich Entscheidendes passieren wird.
    Genau vor diesem Hintergrund kann man nicht deutlich genug auf die Notwendigkeit von Forschung und Technologie in diesem Lande hinweisen.

    (Clemens Schwalbe [CDU/CSU]: Richtig! — Josef Vosen [SPD]: Das war es dann aber auch!)

    In diesem Zusammenhang ist sicher der Staat in ganz besonderer Weise gefragt. Darüber hinaus haben wir in Deutschland, wie das heute auch von vielen Rednern sehr ausführlich behandelt worden ist, die Herausforderungen der deutschen Wiedervereinigung — nein, richtiger müssen wir sagen, die Herausforderungen der Beseitigung der katastrophalen Hinterlassenschaften von 40 Jahren Sozialismus.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Hier ist natürlich gesagt worden, daß im Bereich der Industrieforschung enorm abgebaut worden ist. Ich kann da entgegenhalten: Es ist richtig, aber es ist nicht in dem Umfang geschehen, wie es hier zitiert worden ist. Wir müssen dabei auch zur Kenntnis nehmen, daß in vielen Bereichen — ich habe selber in der Forschung gearbeitet — in den neuen Ländern Personal untergebracht war, das mit Forschung nichts zu tun hatte. Ich will das nur relativieren.
    Fakt ist, daß beide Faktoren — die Notwendigkeit der verstärkten Forschung in diesem Lande wie auch die Notwendigkeit, Strukturwandel in den neuen Bundesländern im Bereich der Forschung zu realisieren — in den Haushalten seit 1990 im Verhältnis zu anderen Ressorts nur unterproportional berücksichtigt worden sind.
    Der Gesamtentwurf des Bundeshaushalts 1994 ist ein Spar- und Konsolidierungshaushalt, und das ist richtig so. Er ist durch einen zentralen Gedanken geprägt: Wir müssen Verzicht üben, jedoch gleichzeitig alles für einen günstigen Investitionsstandort Deutschland tun.
    Unter diesen Voraussetzungen, Herr Vosen, ist der Haushalt 1994 bei aller Kritikwürdigkeit schon ein positives Signal.

    (Josef Vosen [SPD]: Das sehe ich etwas anders! — Weiterer Zuruf von der SPD: Wohin denn?)

    Der Bundeskanzler hat den hohen Stellenwert der Forschung zum Erhalt und zum Ausbau des Wirt-



    Bundesminister Dr.-Ing. Paul Krüger
    schaftsstandorts Deutschland in den vergangenen Tagen mehrfach hervorgehoben. Ich appelliere an Sie, daß wir in diesem Sinne gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, im Bundeshaushalt zusätzlich Zukunftsinvestitionen in die Forschung, insbesondere im neuen Bundesgebiet, zu finanzieren.
    Meine Damen und Herren, es wird in der Diskussion dieser Tage allzuhäufig übersehen, daß wir in Deutschland im internationalen Vergleich ein außergewöhnlich hohes Niveau der öffentlichen Finanzierung der Forschung erreicht haben. Der Anteil der gesamten staatlich finanzierten Ausgaben für die zivile Forschung am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland betrug im Jahr 1991 — und das hat sich nicht wesentlich verändert — 0,94 %. In den USA betrug dieser Wert 0,48 %, also etwa die Hälfte. In Japan waren es 0,42 %.
    Es ist klar, daß beim internationalen Vergleich der Forschungssysteme viele Besonderheiten zu beachten sind. Es ist aber eine Tatsache, daß der Staat in Deutschland seiner Verantwortung für die Forschung nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau nachkommt. Wir werden auch in Zukunft dafür sorgen, daß dies so bleibt.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, neben aller Wichtigkeit der finanziellen Rahmenbedingungen ist es ebenso wichtig, die Effizienz der Forschung in Deutschland zu verbessern. Die Forschungspolitik der Bundesregierung hat hierzu, wie ich meine, die richtigen Strategien, angelegt. Die Technologien des 21. Jahrhunderts, die Informationstechnik, die Biotechnologie, physikalische und chemische Technologien und die Materialforschung haben eine zentrale Bedeutung für die Innovationsfähigkeit unseres Landes.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Auch die Raumfahrt gehört dazu!)

    — Darüber können wir uns gern unterhalten.
    Hier werden die Grundlagen für wichtige neue technologische Entwicklungen gelegt. Diese Technologiefelder werden im Haushalt des BMFT prioritär gefördert. Die Forschungspolitik hilft durch Forschung mit langfristiger Perspektive, heute Technologielinien anzulegen, die morgen den Erfolg auf den Märkten bestimmen und damit die dringend notwendigen Arbeitsplätze sichern helfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wer, wie Teile der SPD, eine Vernachlässigung junger Technologielinien durch den Staat unterstellt, verdrängt die Realität der Haushaltszahlen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Ich kann mich nur wundern über das, was Herr Scharping hier heute morgen von sich gegeben hat. Wenn er Herrn Schäuble der Lüge bezichtigt hat, dann müßte ich das an dieser Stelle entsprechend gegenüber Herrn Scharping tun. Ich will das jetzt nicht, aber die Zahlen sind schlichtweg unwahr gewesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Typisch für die SPD ist in diesem Zusammenhang auch ihre Uneinigkeit. Wenn ich Sie nicht so gut kennen würde, Herr Vosen — auch wenn Sie in dem
    Fall nicht betroffen sind —, würde ich sagen: Typisch ist auch Doppelzüngigkeit; denn auf der einen Seite wirft der Abgeordnete Mosdorf der Bundesregierung vor, die Weltraumfahrt fresse im Etat des BMFT die Technologieförderung auf.

    (Siegmar Mosdorf [SPD]: Das ist nicht meine Sprache! Das habe ich nicht gesagt!)

    — Ich glaube, ich habe das richtig aufgeschrieben, Herr Mosdorf. Aber wir können uns darüber gern noch unterhalten.
    Auf der anderen Seite fordert aber Bremens SPDBürgermeister Wedemeier lauthals gerade den Ausbau des deutschen Engagements im Weltraum.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Recht hat er!)

    In seinem Auftrag bitten mich seine Beamten um eine höhere Förderung im Weltraumetat.
    Vielleicht, meine Damen und Herren von der SPD, sollten Sie sich erst einmal im eigenen Haus einig werden.

    (Zuruf von der SPD: Klären Sie das mit dem Waigel ab!)

    — Moment, meine Damen und Herren. Wenn Sie das genau wissen wollen, so gibt es da einen ganz klaren Auftrag. Es gibt eine Protokollnotiz, die auch in der Öffentlichkeit bekannt ist. Deshalb kann ich Ihnen das ganz beruhigt sagen. Im Kabinett ist einstimmig angenommen worden, daß ich beauftragt bin, im Rahmen der Verhandlungen mit unseren ESA-Partnern tatsächlich noch Reduzierungen im Raumfahrthaushalt vorzunehmen.

    (Siegmar Mosdorf [SPD]: Good luck!)

    Das ist so beschlossen. Bloß werden Sie auch zur Kenntnis nehmen müssen, daß wir an Verpflichtungen mit unseren ESA-Partnern gebunden sind.

    (Zuruf von der SPD: Wir helfen Ihnen!)

    — Ja sicher, ich bin für jede Unterstützung dankbar.

    (Zuruf von der SPD: Gegen Waigel?)

    — Ich sehe das nicht so. Herr Waigel hat hier zugestimmt.

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Waigel sieht das aber anders!)

    — Herr Waigel hat hier zugestimmt. Hier gibt es keine Probleme.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ich dachte, hier spricht der Minister!)

    Die Bündelung der Kräfte zwischen der Wissenschaft und der Wirtschaft, meine Damen und Herren, zur Umsetzung von Forschungsergebnissen in Deutschland, wird weiter ausgebaut werden. Wichtig sind dabei eine kontinuierliche Analyse der Technologieentwicklung und vor allem die Definition von strategischen Zielen.
    Als wesentliche Instrumente dazu haben uns in der Vergangenheit zum einen der Bericht zu den Technologien des 21. Jahrhunderts und zum anderen der Deutsche Delphi-Bericht zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik für die Zukunft gedient, den



    Bundesminister Dr.-Ing. Paul Krüger
    ich in der letzten Woche vorstellen konnte und der sehr interessante Ergebnisse gebracht hat.

    (Zuruf von der SPD: Welche?)

    Diesen Bericht darf ich allen wirklich zur intensiven Auswertung empfehlen.

    (Erneute Zurufe von der SPD: Welche? Welche?)

    — Das sind, glaube ich, ungefähr 800 Seiten, die wirklich einer intensiven wissenschaftlichen Auswertung bedürfen. Wir sind nach Japan das erste Land in der Welt, das eine solche Delphi-Studie angefertigt hat, und ich meine, daß hier wirklich interessante Ergebnisse zu verzeichnen sind.

    (Zuruf von der SPD: Und die Ergebnisse?)

    Am 22. September wird sich der Strategiekreis des BMFT konstituieren. Der strategische Dialog zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft wird auch auf Fachebene und Projektebene weiter intensiviert werden. Wir haben ja schon einige Strategiekreise aufgenommen. Ich nehme mit Freude zur Kenntnis, daß die SPD — allerdings ohne jegliche Konkretisierung — ähnliches fordert. Ich glaube, daß Sie zur Kenntnis nehmen müssen, daß Sie der Entwicklung zumindest an diesem Punkt hinterherlaufen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht nur da!)

    Die Grundlagenforschung ist eine der ausgewiesenen Stärken Deutschlands. Grundlagenforschung wird in Deutschland im internationalen Vergleich in ungewöhnlich hohem Maße gefördert. 20 % der Forschungsmittel in Deutschland gehen in diesen Bereich im Vergleich zu 13 % in Japan und 12 % in den USA. Das macht im Haushalt des BMFT einen Anteil von 40 % aus. Viele Klagen, die wir in diesen Tagen hören, sind vor diesem Hintergrund völlig unverständlich.
    Wir wollen die Grundlagenforschung auf einem hohen Niveau weiterführen. Grundlagenwissen sollte jedoch schneller als bisher in anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung umgesetzt werden. Hier liegt ein wesentlicher Ansatzpunkt der Forschungs-und Technologiepolitik in Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich glaube, es ist wichtig, daß jeder Grundlagenforscher mögliche Anwendungsziele seines Tuns im Auge behält, zumindest aber im kontinuierlichen Kontakt zu den Entwicklern, die seine Ergebnisse umsetzen müssen, und auch zur angewandten Forschung bleibt. Hier, meine ich, ist auch die Industrie in ganz besonderem Maße gefragt. Es gibt viele Symptome, die darauf hindeuten, daß sich die Industrie nach dem Motto „Not invented here" sehr restriktiv verhält, Ergebnisse der Grundlagenforschung aufzunehmen.