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    Plenarprotokoll 12/145 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 145. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12443 A Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an den Haushaltsausschuß . . 12443 B Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Bewältigung der finanziellen Erblasten im Zusammenhang mit der Herstellung der Einheit Deutschlands, zur langfristigen Sicherung des Aufbaus in den neuen Ländern, zur Neuordnung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs und zur Entlastung der öffentlichen Haushalte (Gesetz zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms — FKPG) (Drucksache 12/4401) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1993 (Nachtragshaushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/4400) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Barbara Höll und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Heranziehung der westdeutschen Unternehmen zur Finanzierung des Solidarpakts (Drucksache 12/4493) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 12444A Hans-Ulrich Klose SPD 12448A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . 12451 C Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . . 12454A Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU . . . 12456 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12459 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 12462 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 12463 A Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 12463 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 12463C, 124e A Ingrid Matthäus-Maier SPD 12464 C Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . 12466B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . 12466 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 12468B Lieselott Blunck (Uetersen) SPD . . . 12469B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 12470A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . . 12471 D Dr. Irmgard Schwaetzer, F.D.P 12472B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/ CSU 12472 C Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 12474C, 12484 A Detlev von Larcher SPD 12475 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 12475D Hans-Eberhard Urbaniak SPD 12476 C Rudolf Dreßler SPD . . . . . . . . . . . 12477 C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 12470D Hans H. Gattermann F.D.P. 12480A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Dr. Theodor Waigel CDU/CSU . . . 12480C Arnulf Kriedner CDU/CSU 12483A Ingrid Matthäus-Maier SPD 12485A Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 12486B Ortwin Lowack fraktionslos 12487 C Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 12/4482 vom 5. März 1993 — Gefahr der Verjährung von Straftatbeständen im Zusammenhang mit SED-Unrecht wegen Personal- und Zeitmangels MdlAnfr 1, 2 Martin Göttsching CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 12489A, B ZusFr Martin Göttsching CDU/CSU . . . 12489A Sitzung des Agrar-Ministerrates über die Bananenmarkt-Ordnung MdlAnfr 3 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BML . . 12489D ZusFr Horst Kubatschka SPD 12490 A Doping durch mit Mitteln des BMI bezahlte Leichtathletiktrainer MdlAnfr 68, 69 Uta Würfel F.D.P. Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 12490C, 12491B ZusFr Uta Würfel F.D.P. . . . 12490D, 12491B Verzögerung der einmaligen Ausgleichszahlung nach dem Kriegsfolgenbereinigungsgesetz an die in den neuen Bundesländern lebenden älteren Vertriebenen; Gründe für die Abweichung von der bisherigen Argumentation und für das geplante Vertriebenenzuwendungsgesetz MdlAnfr 5, 6 Hans-Joachim Hacker SPD Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12491D, 12492B ZusFr Hans-Joachim Hacker SPD 12491D, 12492 B Selbstfinanzierung des zusätzlichen Personals bei der Finanzverwaltung durch Eingang erheblicher Steuermehrbeträge MdlAnfr 18 Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12492D ZusFr Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU 12493A ZusFr Detlev von Larcher SPD 12493 C ZusFr Gunter Weißgerber SPD 12493 D ZusFr Joachim Poß SPD 12493 D ZusFr Manfred Hampel SPD 12494 A ZusFr Lydia Westrich SPD 12494 B Steuerausfälle durch Fehleinschätzung von Liebhabereibetätigungen MdlAnfr 19 Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12494 D ZusFr Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU 12495 A ZusFr Detlev von Larcher SPD 12495 C ZusFr Joachim Poß SPD 12495 D ZusFr Lydia Westrich SPD 12495 D Untersuchung der US-Truppenübungsplätze auf Umweltschäden MdlAnfr 14 Dr. Klaus Kübler SPD Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12496A ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD 12496C Verbesserung der Personalausstattung der Steuerverwaltung MdlAnfr 20 Karl-Josef Laumann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12496D ZusFr Karl-Josef Laumann CDU/CSU . 12497A ZusFr Manfred Hampel SPD 12497 B ZusFr Lydia Westrich SPD 12497 C Unterstützung der Länder bei der Bekämpfung des steuerlichen Mißbrauchs von Freizeitbeschäftigungen MdlAnfr 22 Klaus Riegert CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12497 D ZusFr Klaus Riegert CDU/CSU 12498A Verhinderung des steuerlichen Mißbrauchs von Freizeitaktivitäten MdlAnfr 23 Werner Ringkamp CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12498A ZusFr Lydia Westrich SPD 12498B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 III Umweltbelastungen durch Altlasten auf dem US-Schießplatz Siegenburg MdlAnfr 25 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr'in Michaela Geiger BMVg 12498C ZusFr Horst Kubatschka SPD 12498 D Entwicklung der Zahl der Selbstmorde und Selbstmordversuche bei der Bundeswehr seit ihrer Gründung MdlAnfr 26, 27 Dr. Sigrid Semper F.D.P. Antw PStSekr'in Michaela Geiger BMVg 12499A Externe Ausschreibung wissenschaftlicher Stellen in den drei neuen ostdeutschen Großforschungseinrichtungen MdlAnfr 53 Gunter Weißgerber SPD Antw PStSekr Bernd Neumann BMFT . 12499C ZusFr Gunter Weißgerber SPD 12499D ZusFr Wolf-Michael Catenhusen SPD . 12500A Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur Verkürzung der Ausbildungszeiten in Schulen und Hochschulen Dirk Hansen F.D.P. 12500C Eckart Kuhlwein SPD 12501C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 12502C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 12503B Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 12504 A Stephan Hilsberg SPD 12505 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. 12506C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . 12507B Günter Rixe SPD 12508 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 12509C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 12510C Doris Odendahl SPD 12511B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . 12512 B Nächste Sitzung 12513 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12515* A Anlage 2 Verschreibung pharmazeutischer Drogen, insbesondere von Codeinpräparaten, durch Ärzte an drogenabhängige Patienten; Umgehung des Betäubungsmittelgesetzes MdlAnfr 4 — Drs 12/4482 — Maria Eichhorn CDU/CSU SchrAntw PStSekr'in Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 12515' C Anlage 3 Nutzung der seit einem halben Jahr leerstehenden 99 ehemaligen US-Wohnungen durch die Gemeinde Bolanden/Pfalz MdlAnfr 9, 10 — Drs 12/4482 — Horst Sielaff SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Günther BMBau 12516* A Anlage 4 Schleppende Pachtverhandlungen der Treuhandanstalt mit Einzelbauern und Genossenschaften MdlAnfr 11 — Drs 12/4482 —Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12516* C Anlage 5 Weitere Nutzung des Geländes des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof und des früher von den britischen Streitkräften genutzten ,,Naafi-Hauses" am Theodor-Heuss-Platz MdlAnfr 12, 13 — Drs 12/4482 — Siegrun Klemmer SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12516* D Anlage 6 Ausschöpfung der Steuereinnahmequellen vor einer Erhöhung von Abgaben und Steuern; steuerlicher Mißbrauch von Nebentätigkeiten MdlAnfr 15, 16 — Drs 12/4482 — Wolfgang Vogt (Düren) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12517* B Anlage 7 Aufstockung des Personals bei den Finanzämtern zur vollständigen Ausschöpfung von Steuereinnahmequellen MdlAnfr 17 — Drs 12/4482 — Heribert Scharrenbroich CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12517* D IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Anlage 8 Sicherstellung des gesetzlichen Auftrags der Steuerverwaltung MdlAnfr 24 — Drs 12/4482 — Wolfgang Dehnel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12518* A Anlage 9 Anwendung der „Grundsätze für die Personalauswahl" bei den drei neuen Großforschungseinrichtungen in Berlin, Leipzig/ Halle und Potsdam MdlAnfr 51, 52 — Drs 12/4482 — Dr. Emil Schnell SPD SchrAntw PStSekr Bernd Neumann BMFT 12518* B Anlage 10 Schleppende Beihilfebearbeitung beim Bundesgrenzschutz MdlAnfr 64, 65 — Drs 12/4482 — Simon Wittmann (Tännesberg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 12518* D Anlage 11 Durchsetzung der PDS mit ehemaligen Stasi-Mitarbeitern; Auswirkungen auf die Zielsetzung der Partei; Verhinderung einer Verletzung der Bannmeile um den Deutschen Bundestag im Zuge der zweiten und dritten Lesung des Asylrechtsänderungsgesetzes MdlAnfr 66, 67 — Drs 12/4482 — Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 12519* B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12443 145. Sitzung Bonn, den 10. März 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barbe, Angelika SPD 10. 3. 93 Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 10. 3. 93 Sabine Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 10. 3. 93 Büchler (Hof), Hans SPD 10. 3. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 10. 3. 93 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 3. 93 Fischer SPD 10.3.93 (Gräfenhainichen), Evelin Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 3. 93* Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 10. 3. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 10. 3. 93 Johannes Großmann, Achim SPD 10. 3. 93 Hasenfratz, Klaus SPD 10. 3. 93 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 10. 3. 93 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 10. 3. 93* Kittelmann, Peter CDU/CSU 10. 3. 93* Klemmer, Siegrun SPD 10. 3. 93 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 10. 3. 93 Kretkowski, Volkmar SPD 10. 3. 93 Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 10. 3. 93 Marten, Günter CDU/CSU 10. 3. 93 Mattischeck, Heide SPD 10. 3. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 10. 3. 93 Mischnick, Wolfgang F.D.P. 10. 3. 93 Müller (Pleisweiler), SPD 10. 3. 93 Albrecht Nelle, Engelbert CDU/CSU 10. 3. 93 Oesinghaus, Günther SPD 10. 3. 93 Pfuhl, Albert SPD 10. 3. 93 Dr. Pohl, Eva F.D.P. 10. 3. 93 Dr. Pohler, Hermann CDU/CSU 10. 3. 93 Reimann, Manfred SPD 10. 3. 93* Dr. Reinartz, Bertold CDU/CSU 10. 3. 93 Rempe, Walter SPD 10. 3. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 10. 3. 93 Ingrid Rühe, Volker CDU/CSU 10. 3. 93 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 3. 93 Helmut Schaich-Walch, Gudrun SPD 10. 3. 93 Schemken, Heinz CDU/CSU 10. 3. 93 Schmidt (Dresden), Arno F.D.P. 10. 3. 93 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 10. 3. 93 Hans Peter Dr. Schnell, Emil SPD 10. 3. 93 Dr. Sperling, Dietrich SPD 10. 3. 93 Dr. von Teichman, F.D.P. 10. 3. 93 Cornelia Tietjen, Günther SPD 10. 3. 93 Wetzel, Kersten CDU/CSU 10. 3. 93 Dr. Wieczorek CDU/CSU 10. 3. 93 (Auerbach), Bertram Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Wieczorek-Zeul, SPD 10. 3. 93 Heidemarie Zapf, Uta SPD 10. 3. 93 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Sabine Bergmann-Pohl auf die Frage der Abgeordneten Maria Eichhorn (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 4): Trifft es zu, daß zunehmend mehr Ärzte durch Verschreibung pharmazeutischer Drogen, insbesondere Codeinpräparate, das Betäubungsmittelgesetz umgehen und damit über die Krankenkassen drogenabhängige Patienten mit Ersatzdrogen versorgen, wenn ja, welche Maßnahmen werden erwogen, um den Mißbrauch zu beseitigen? Aus regelmäßigen Befragungen der Klientel ausgewählter Suchtberatungsstellen im Rahmen des EBIS- Systems (Einrichtungsbezogenes Informationssystem) ergibt sich, daß die Stoffe Codein und Dihydrocodein von Menschen mit Suchtproblemen in großem Umfang im Zusammenhang mit ihrer Sucht konsumiert werden. Von insgesamt 471 Befragten gaben 60 Personen in diesem Zusammenhang ein bestimmtes dihydrocodeinhaltiges Medikament an, das damit zugleich am häufigsten von insgesamt 145 verschiedenen Medikamenten genannt wurde; außerdem wurden 18 Mal andere Medikamente mit Codein oder Dihydrocodein angegeben. Nach diesen Zahlen nahmen somit im Jahre 1991 rund 17 Prozent der befragten Menschen mit Suchtproblemen (Alkohol, Medikamente oder illegale Drogen) ärztlich verschriebenes Codein oder Dihydrocodein ein. Die Zahlen für 1992 liegen mir noch nicht vor. Die Bundesregierung hatte erwogen, zwecks Eindämmung der „grauen Substitution" mit Codein und Dihydrocodein eine Absenkung der Wirkstoffgehalte der häufig mißbrauchten Präparate vorzunehmen. Der zuständige Sachverständigenausschuß beim Bundesgesundheitsamt lehnte jedoch diese Möglichkeit im Januar 1993 ab. Nach Auffassung der Sachverständigen sind die zugelassenen Konzentrationen unverzichtbar, um große Patientengruppen mit den benötigten Arzneimitteln gegen Reizhusten einerseits sowie starke Schmerzen andererseits zu versorgen. Für beide vorerwähnten Indikationen stehen nach Auskunft der Sachverständigen keine adäquaten Ausweichpräparate zur Verfügung, die ohne Betäubungsmittelrezept verschrieben werden können. Die Bundesregierung wird nun zusammen mit den obersten Landesgesundheitsbehörden prüfen, ob durch eine Nachweisführung der Apotheker über die rezepturmäßige Abgabe von Codein und Dihydrocodein an Ärzte der Mißbrauch von Codein eingeschränkt werden kann. Eine solche Nachweisführung würde es den Überwachungsbehörden der Länder u. U. ermöglichen, diejenigen Ärzte zu ermitteln, die 12516* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 regelmäßig auffallend große Mengen von Codeire rezeptieren. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Günther auf die Fragen des Abgeordneten Horst Sielaff (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 9 und 10): Ist die Bundesregierung bereit mir mitzuteilen, welcher wirtschaftliche Schaden durch Mietausfall sowie Kosten für Heizung und Bewachung dadurch entstanden ist, daß seit über einem halben Jahr im Weierhof, Gemeinde Bolanden (Pfalz) 99 hervorragend ausgestattete ehemalige US-Wohnungen leerstehen, und was tut die Bundesregierung, damit dieser leerstehende Wohnraum endlich so bald als möglich genutzt werden kann? Aus welchem Grunde ist die Bundesregierung nicht bereit, bei Bauten und Wohnungen ähnlich wie bei Grundstücken Verbilligungstatbestände in strukturschwachen und konversionsbelasteten Regionen gelten zu lassen, während die Bundesregierung zusieht, daß Gemeinden nicht in der Lage sind, dringend notwendigen Wohnraum zu erwerben oder anzumieten? Zu Frage 9: Bis 10. Dezember 1992 war die bundeseigene Siedlung „Weierhof" in Kirchheim-Bolanden den US-Streitkräften zur ausschließlichen Nutzung überlassen. Bis dahin sind Verluste für den Bundeshaushalt aufgrund eines im Rahmen der Abzugsplanungen der US-Streitkräfte gelegentlich unvermeidbaren Leerstandes nicht entstanden. Seit Rückgabe entstehen dem Bund für Betreuung, Bewachung und Beheizung der Siedlung monatliche Aufwendungen von rd. 31 000 DM. Zur Vermeidung von Leerständen hat die Oberfinanzdirektion Koblenz seit April 1992 mit der Gemeinde über die Veräußerung der Wohnsiedlung verhandelt. Die Gespräche sollen in beiderseitigem Interesse am 15. März dieses Jahres mit der als Erwerberin vorgesehenen Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Wohnungspolitik, fortgesetzt werden. Ebenfalls seit April 1992 hat die Oberfinanzdirektion Koblenz zur Vermeidung von Leerständen mit der Ortsgemeinde über den Abschluß eines Generalmietvertrages nebst Ankaufsverpflichtung verhandelt. Zum Abschluß dieses Vertrages ist es noch nicht gekommen. Der Bund ist weiter bereit, vor Veräußerung der Siedlung einen Generalmietvertrag abzuschließen. Zur Zeit entsteht dem Bund ohne Berücksichtigung der Aufwendungen für den Bauunterhalt ein Mietausfall von monatlich rd. 32 000 DM. Zu Frage 10: Die Haushaltsvermerke zur Förderung des Wohnungsbaus durch Grundstücksverbilligungen sehen eine Verbilligung bei der Veräußerung auch bebauter Grundstücke vor, wenn sie für den Wohnungsbau hergerichtet und verwendet werden. Diese Voraussetzung ist erfüllt, wenn bisher nicht für Wohnzwecke bestimmte Gebäude zu Wohnungen umgebaut oder vorhandene Wohnräume, die infolge der Änderung von Wohngewohnheiten nicht mehr für Wohnzwecke geeignet sind, unter wesentlichem Bauaufwand umgebaut werden. Für vorhandenen alsbald beziehbaren Wohnraum (wie in Kirchheim-Bolanden) sowie für Wohnungen, die (wie häufig in den alten Bundesländern) mit vertretbarem Aufwand hergerichtet werden können, kann nach den einschlägigen Vermerken keine Verbilligung gewährt werden. Dies würde nicht zu einer Vermehrung des Wohnraumbestandes beitragen und die Mittel für die Programme zur Schaffung neuen Wohnraums beschränken. Für die Förderung des Erwerbs bestehender Wohnungen durch Preisnachlässe hat der Bund im übrigen keine Finanzierungskompetenz. Im Rahmen des Vermittlungsverfahrens zum Steueränderungsgesetz 1992, zur Neufassung des Gesetzes zur Aufhebung des Strukturhilfegesetzes und zur Aufstockung des Fonds „Deutsche Einheit" ist überdies der Umsatzsteueranteil der Länder in den Jahren 1993 und 1994 von 35 auf 37 % erhöht worden, damit sie die strukturpolitischen Folgen des Truppenabbaus in eigener Verantwortung bewältigen können. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hans-Hinrich Knaape (SPD) (Drucksache 12/4482 Frage 11): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Treuhandanstalt den Abschluß von langfristigen Pachtverträgen über die von ihr verwalteten Böden in den neuen Bundesländern an Einzelbauern und Genossenschaften zögernd und langwierig verhandelnd betreibt und dadurch die Existenz der bäuerlichen Betriebe gefährdet ist? Die Bodenverwertung und -verwaltungs GmbH sah sich am Abschluß langfristiger Pachtverträge solange gehindert, wie sie sich vorher bezüglich jedes einzelnen Flurstücks über die Nichtanmeldung von Restitutionsansprüchen nach dem Vermögensgesetz vergewissern mußte. Nachdem die Belange etwaiger Restitutionsberechtigter, wie auch der Pächter bei Restitutionsfällen jetzt durch neugestaltete Pachtverträge gewahrt werden, ist dieses Hemmnis weggefallen. Damit kann für die Zukunft von einem schnelleren Abschluß der Pachtverträge ausgegangen werden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Fragen der Abgeordneten Siegrun Klemmer (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 12 und 13): Welche detaillierte Rechtsauffassung vertritt die Bundesregierung bezüglich der Eigentümerschaft für das Gelände des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof und wäre sie bereit, falls sie sich selbst als Eigentümer sieht und diese Auffassung sich durchsetzt, bei einer Veräußerung des Geländes dem Wunsch des Berliner Senats zu entsprechen und im Interesse der weiteren Nutzung des Standorts durch mittelständische (Medien-)Betriebe die Kaufpreisforderungen in einer Höhe zu halten, die eine solche Nutzung möglich macht? Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12517* Welchen Grund gibt es dafür, daß das „Naafi-Haus" am Theodor-Heuss-Platz in Berlin, das bis dahin von den britischen Alliierten genutzt wurde und nun der Bundesregierung gehört, seit über zwei Jahren leersteht, und welcher Nutzung gedenkt sie dieses Gebäude zuzuführen, wobei zu berücksichtigen ist, daß das Gebäude während des andauernden Leerstands zu verwahrlosen droht (Tauben haben sich eingenistet) und von seiten des Bezirks Charlottenburg großes Interesse besteht, zumindest einen Teil der Räume, insbesondere ein ehemaliges Kino, für kommunale Zwecke zu nutzen? Zu Frage 12: Zu dem Gelände des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof gehören auch mehrere Grundstücke, die vor Überführung in „Volkseigentum" dem Deutschen Reich gehörten. Hier ist streitig, wer jetzt Eigentümer dieser Flächen ist. Der Bund vertritt die Meinung, es handele sich gemäß Art. 21 Abs. 3 des Einigungsvertrages um Bundesvermögen. Der Streit um das Eigentum hindert aber nicht den Ausbau des Medienstandortes. Zwischen dem Bund und dem Land Berlin besteht Einvernehmen, die Grundstücke dem Land zuzuordnen und die Frage, ob dafür ein Ausgleich zu zahlen ist, anschließend zu klären. Sollte sich der Bund mit seiner Auffassung zum Eigentum durchsetzen, so müßte der Verkehrswert der Grundstücke erstattet werden. Eine Verbilligung ist nicht möglich. Ob das Land seinerseits das Gelände zu günstigeren Konditionen an Firmen weiterveräußert, vermag der Bund nicht zu beurteilen. Zu Frage 13: Das Naafi-Haus ist im Dezember 1991 von den britischen Streitkräften in die Verwaltung des Bundes übergegangen. Auf Wunsch des Landes Berlin sollte es sodann durch den Sender Freies Berlin zwischengenutzt werden, der eigene Gebäude zum Zwecke der Asbestsanierung vorübergehend freimachen mußte. Ende 1992 hat der Sender Freies Berlin mitgeteilt, daß er das Naafi-Haus nicht benötige. Dies ist der Grund für den langen Leerstand. An der Liegenschaft besteht Bundesbedarf. Offen ist noch, ob dort Bundesdienststellen oder andere Einrichtungen untergebracht werden. Eine Entscheidung soll in Kürze getroffen werden. Dabei wird auch geklärt, ob ein Teil des Gebäudes, z. B. das frühere Kino, für kommunale Zwecke zur Verfügung gestellt werden kann. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Fragen des Abgeordneten Wolfgang Vogt (Düren) (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 15 und 16): Teilt der Bundesminister der Finanzen die Auffassung, daß der Staat dafür zu sorgen hat, daß zunächst die Steuereinnahmequellen voll ausgeschöpft werden müssen, bevor Abgaben und Steuern erhöht werden? Wie hoch schätzt das Bundesministerium der Finanzen den Aufkommensverlust bei der Einkommensteuer (entsprechend den Aufkommensanteilen der Gebietskörperschaften) in den Jahren 1990 bis 1993 vor dem Hintergrund, daß Steuerpflichtige vermehrt mit der Erklärung von Verlusten aus Nebentätigkeiten in mißbräuchlicher Weise die Steuern mindern, die sich aus ihren positiven Haupteinkünften ergeben würden? Zu Frage 15: Der Bundesfinanzminister teilt diese Auffassung mit der Einschränkung, daß das Ziel eine effiziente Ausschöpfung der Steuerquellen sein muß. Das Bundesministerium der Finanzen versucht dieses Ziel in ständiger Abstimmung mit den obersten Finanzbehörden der Länder auch zu erreichen. Zu Frage 16: Über eine mißbräuchliche Erklärung von Verlusten aus Nebentätigkeiten liegen hier keine statistischen Daten vor. Die Rechtsvorschriften zum Verlustausgleich und die dazu ergangene Rechtsprechung, insbesondere zur Abgrenzung der „Liebhaberei", bieten ausreichende Möglichkeiten, dem Mißbrauch auf diesem Gebiet zu wehren. Die dazu geeigneten und notwendigen Ermittlungen und Prüfungen im Rahmen der Verwaltung des Einkommensteuergesetzes obliegen nach der Finanzverfassung den Ländern. Die Finanzämter haben in derartigen Fällen gute Kontrollmöglichkeiten. Bei Anlaufverlusten aus Nebentätigkeiten erfolgt die Steuerfestsetzung in der Regel unter dem Vorbehalt der Nachprüfung. Sofern nachhaltig keine Gewinne eintreten und die Nebentätigkeit steuerlich als Liebhaberei einzustufen ist, erfolgt eine rückwirkende Neufestsetzung ohne Anerkennung der Verluste mit Nacherhebung der zuwenig einbehaltenen Einkommensteuer. Endgültige Steuerausfälle durch mißbräuchliche Inanspruchnahme von Verlusten aus Nebentätigkeiten dürften daher nur in verhältnismäßig geringem Umfang eintreten. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Heribert Scharrenbroich (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 17): Teilt der Bundesminister der Finanzen die Auffassung, daß für eine vollständige Ausschöpfung der Steuereinnahmequellen zeitnah das Personal bei den Finanzämtern aufgestockt werden muß? Die Vorstellung, daß die Steuereinnahmequellen vollständig ausgeschöpft werden könnten, halte ich für utopisch. Sie hat Züge einer Orwell'schen Schrekkensvision. Es wäre weder verhältnismäßig noch wirtschaftlich, sich diesem Ziel zu nähern. Vielmehr geht es darum, die Steuergesetze unter Aufkommensgesichtspunkten effizient zu vollziehen. Dies ist eine Aufgabe der Länder, die aber durch die unbefriedigende Personalsituation in der Steuerverwaltung erheblich erschwert wird. Ich habe dazu in letzter Zeit wiederholt Stellung nehmen dürfen. Den Finanzministern der Länder liegt nunmehr der „Bericht über die Entwicklung der Arbeits- und Personallage in der Steuerverwaltung der alten Länder seit 1987" mit 12518* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 einer Bestandsaufnahme und mit Vorschlägen der für die Organisation der Steuerverwaltung zuständigen Abteilungsleiter des Bundes und der Länder vor. Die Vorschläge sollen in einer der nächsten Sitzungen der Finanzministerkonferenz erörtert werden. Ich bitte um Verständnis, daß die Bundesregierung diesen Beratungen nicht vorgreifen und sich deshalb zum Inhalt der Vorschläge nicht äußern möchte. Unabhängig davon wird eine zeitnahe Aufstockung des Personals in den Finanzämtern, das heißt die Einstellung zusätzlicher qualifizierter Steuerfachleute, im Hinblick auf die Personalstruktur, den mehrjährigen Ausbildungsvorlauf und die Ausbildungskapazität in der Steuerverwaltung unter keinen Umständen zu erwarten sein. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Wolfgang Dehnel (CDU/ CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 24): Welche Vorstellungen hat der Bundesminister der Finanzen in Zusammenarbeit mit den Ländern entwickelt, um den gesetzesvollziehenden Auftrag der Steuerverwaltung insoweit sicherzustellen? Der Bundesminister der Finanzen hat im Januar 1970 eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit mit den Ländern getroffen. Danach tragen die Länder Fragen von grundsätzlicher Bedeutung an den Bundesminister der Finanzen heran und richten sich nach dessen Lösungsvorschlag, wenn die Mehrheit von ihnen nicht widerspricht. Auf der anderen Seite haben sich die Länder verpflichtet, gegen den Willen des Bundesministers der Finanzen keine eigenen Weisungen herauszugeben. Diese Vereinbarung gilt jedoch nicht auf dem Gebiet der Organisation und des Personalwesens. In diesen Bereichen entscheiden die Länder in eigener Zuständigkeit; eine Weisungsbefugnis des Bundesministers der Finanzen besteht nicht. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Neumann auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Emil Schnell (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 51 und 52): Wird in den drei neugegründeten Großforschungseinrichtungen (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin, Umweltforschungszentrum in Leipzig/Halle, Geoforschungszentrum in Potsdam) bislang der in den „Grundsätzen für die Personalauswahl" vom 19. September 1991 empfohlene Grad der Durchmischung (max. ca. 10 % westdeutsche und ausländische Wissenschaftler) eingehalten? Welche Maßnahmen will die Bundesregierung ggf. ergreifen, um die Einhaltung dieses Wertes sicherzustellen? Die zentrale Bedeutung der „Grundsätze für die Personalauswahl" vom 19. September 1991 lag in der vernünftigen Abwägung von 1. inhaltlichem und personellem Erneuerungsbedarf der Einrichtungen, 2. dem Interesse bisheriger Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften an der Erneuerung ihrer Beschäftigungsverhältnisse, 3. der Notwendigkeit, die Forschung in Ost- und Westdeutschland im Wege der „Durchmischung" auch personell zusammenzuführen und 4. der Wahrung zentraler sozialer Belange. Das Prinzip der „Durchmischung" baut dabei auf dem Grundsatz der personellen Kontinuität auf. Dort, wo in neugeschaffenen Einrichtungen frühere Arbeitsinhalte weitergeführt werden, gilt dieser Grundsatz der personellen Kontinuität, der u. a. dadurch gewährleistet werden soll, daß der Anteil der Wissenschaftler aus den alten Bundesländern oder dem Ausland nicht 10 % überschreitet. Geoforschungszentrum (GFZ), Max-Delbrück-Centrum (MDC) und Umweltforschungszentrum (UFZ) sind nach anderen Kriterien zu bewerten. Bei ihnen handelt es sich um inhaltlich ganz neu konzipierte Einrichtungen, bei denen der Grundsatz personeller Kontinuität nicht angewendet werden kann. Für die neuen Aufgabenstellungen gab es aus den neuen Bundesländern nicht ausreichend qualifizierte Bewerber, um die 10 %-Grenze einhalten zu können. Deshalb liegt der bisherige Anteil westdeutscher Wissenschaftler bei diesen Einrichtungen höher: 14 % beim UFZ, 30,5 % beim GFZ und 14,8 % beim MDC. Auch und unter Einschluß dieser drei Einrichtungen liegt der durchschnittliche Anteil westdeutscher Wissenschaftler in den neuen Forschungseinrichtungen der neuen Bundesländer aber unter 10 %. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen des Abgeordneten Simon Wittmann (Tännesberg) (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 64 und 65): Warum dauert die Bearbeitung von Beihilfeanträgen für Beamte des Bundesgrenzschutzes beim Grenzschutzpräsidium Süd — München circa 3 Monate, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um diesen für die betroffenen Beamten unzumutbaren Mißstand zu beheben? Teilt die Bundesregierung die Meinung, daß mit einer Verlagerung der Beihilfebearbeitung des Bundesgrenzschutzes in eine strukturschwache Region wie die Oberpfalz mehr motivierte und einsatzbereite Arbeitskräfte rekrutiert werden können, und wie begründet die Bundesregierung ihre Haltung? Zu Frage 64: Wenn in wenigen Einzelfällen die Bearbeitung der Beihilfeanträge eine Zeit von bis zu drei Monaten in Anspruch nimmt, ist dies im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß sich die Zahl der Beihilfeanträge seit Übernahme der Bahnpolizei in den BGS am 1. April 1992 mehr als verdoppelt hat. Hinzu kommt, daß sich die ehemaligen Angehörigen der Deutschen Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12519* Bundesbahn kurzfristig auf das für sie neue System der Beihilfegewährung umstellen mußten. Dies erfordert eine intensive und zeitaufwendige Betreuung durch die Beihilfestelle. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liegt nach Auskunft des Grenzschutzpräsidiums allerdings unter drei Monaten. Zur Beschleunigung der Verfahren und Verkürzung der Bearbeitungszeiten wird der Bundesminister des Innern die Beihilfestelle des Grenzschutzpräsidiums Süd personell verstärken und die Bürotechnik effektiver ausstatten. Zu Frage 65: Die Meinung wird von der Bundesregierung nicht geteilt. Das in den Beihilfestellen der Grenzschutzpräsidien eingesetzte Personal ist überdurchschnittlich motiviert und einsatzbereit. Soweit es sich — wie hier beim Grenzschutzpräsidium Süd — in Einzelfällen als notwendig erweisen sollte, zusätzliches Personal einzustellen, kann nur auf qualifizierte Kräfte zurückgegriffen werden, die ggf. auch in strukturschwachen Gebieten gewonnen werden können. Eine organisatorische Auslagerung der Beihilfebearbeitung ist nicht angebracht, da mit ihr kein Rationalisierungsgewinn verbunden wäre. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/ CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 66 und 67): Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Lander vor, daß die PDS von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern durchsetzt ist und wie sich das auf die politische Zielsetzung der SED-Nachfolgepartei auswirkt, und welche sind das ggf.? Was beabsichtigt die Bundesregierung gegen die angekündigte Verletzung der Bannmeile um den Deutschen Bundestag — im Zuge der zweiten und dritten Lesung des Gesetzes zur Änderung des Asylrechtes — zu unternehmen? Zu Frage 66: Die PDS ist außer einigen linken Splittergruppen die einzige Partei, die sich für die Interessen der ehemaligen MfS-Mitarbeiter einsetzt. Der PDS gehören auf allen Ebenen ehemalige hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter des MfS an. Detaillierte Einzelerkenntnisse im Sinne der Fragestellung liegen jedoch nicht vor. Es ist bereits im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 1991 Seite 53 darauf hingewiesen worden, daß die PDS stark mit ehemaligen MfS-Mitarbeitern — früher „Schwert und Schild der SED" — durchsetzt ist. Die PDS bemüht sich um ehemalige MfS-Mitarbeiter. So heißt es in einem Beschluß vom 3. Parteitag der PDS (29.-31. Januar 1993 in Berlin) u. a.: „Die Gewinnung von ehemaligen Angehörigen bewaffneter Organe einschließlich ehemaliger MfS-Mitarbeiter für das Engagement in einer demokratischen sozialistischen Partei liege im Interesse der Stärkung der demokratischen Substanz einer Gesellschaft." Hinsichtlich der politischen Zielsetzung meine ich, daß diese Erkenntnisse und Bekenntnisse das Bild dieser Partei genügend kennzeichnen. Sie setzt offensichtlich Traditionen der früheren SED fort. Zu Frage 67: Die Bundesregierung wird die für den Tag der zweiten und dritten Lesung des Gesetzes zur Änderung des Asylrechts in Bonn angekündigten demonstrativen Aktivitäten im Vorfeld weiter sorgfältig beobachten und mit der Verwaltung des Deutschen Bundestages und den zuständigen Polizeidienststellen des Landes Nordrhein-Westfalen engen Kontakt halten, um einen möglichst störungsfreien Verlauf der Plenardebatte zu gewährleisten. Dabei geht die Bundesregierung davon aus, daß Versammlungen, die ohne Genehmigung am Tag der Plenardebatte innerhalb der Bannmeile stattfinden, von der für die Durchsetzung des Bannmeilenverbots zuständigen Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen durch geeignete Maßnahmen bereits im Vorfeld verhindert oder — sofern dies nicht möglich ist — durch unmittelbares, lageangepaßtes Einschreiten vor Ort unterbunden werden.
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    So, wie Sie es sagen, ist es ja gar nicht richtig; das stimmt gar nicht. Ich habe eben erklärt, welches unsere Intention ist. Der Kollege Blüm hat deutlich gemacht, daß er sich darauf konzentriert, die Zahl der Mißbräuche zu verringern. Es wird gerade von den Arbeitnehmern begriffen, daß wir bei unserer Sozialpolitik dort ansetzen müssen,

    (Beifall bei der F.D.P.)

    um Spielräume zu haben, denen, die es wirklich verdienen, genügend — wenn es sein muß, auch mehr — geben zu können. Zur Zeit haben wir einen solchen Spielraum nicht, eben auf Grund dieser Entwicklung.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich komme von den Transfers zur Einnahmeseite im Konsolidierungsprogramm. Konjunkturpolitisch wäre es durchaus richtig, auf die Erhöhung von Steuern und Abgaben total zu verzichten. Aber wir befinden uns in einem Dilemma, das Sie kennen. Ihre bisherigen Diskussionsbeiträge waren ein Beweis, daß Sie im Prinzip Verständnis dafür haben. Sie wollen anders vorgehen als wir. Ich will begründen, warum wir so handeln möchten, wie wir es vorgeschlagen haben.
    Wir tun ja etwas, um die Einnahmeseite schnell verbessern zu können: bei der Versicherungsteuer, bei der Vermögensteuer und bei der Mineralölsteuer. Wir wollen es aber nicht bei den direkten Steuern machen, zumindest jetzt nicht, weil diese die Grundlage dafür sind, daß investiert wird. Und investiert werden muß in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation verstärkt. Deshalb sagen wir nein zur



    Bundesminister Dr. Günter Rexrodt
    Arbeitsmarktabgabe. Wir dürfen nicht diejenigen, die am ehesten und am schnellsten investieren können und müssen, ungerechtfertigt belasten. Wir wollen auch nicht das Vorziehen der Solidarabgabe, weil dies konjunkturpolitisch Gift wäre, weil konjunkturpolitisch das Gegenteil dessen erzeugt würde, was wir in dieser Situation brauchen.

    (Zuruf von der SPD: Warum investieren die jetzt nicht?)

    Wir gehen beim Standortsicherungsgesetz mit den Spitzensteuern herunter, weil die Steuersätze Maßstab für die Investitionsfähigkeit der Unternehmen sind.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Unsinn!)

    — Das ist so. — Wenn die Gewinne, die Investitionsgrundlage sind, geschmälert werden, dann haben sie keine Möglichkeit zu investieren. Wir wollen die Spitzensteuersätze jetzt senken, um von daher eine Erleichterung der Investitionen zu ermöglichen. Wenn die finanziellen Spielräume gegeben wären, dann würden wir die degressive Abschreibung sicherlich beibehalten. Darüber muß noch gesprochen werden. Im Moment ist das jedenfalls in Reinkultur und in volkswirtschaftlich optimaler Weise nicht möglich.
    Ich kenne alles in allem kein besseres Konzept als das, was vorgelegt worden ist.

    (Lachen bei der SPD — Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das glaube ich gern!)

    — Von Ihnen habe ich noch kein besseres gesehen. Was da gekommen ist, ist in sich nicht stimmig. Das führt im übrigen dazu, daß die Lasten zwischen Bund und Ländern aus der Balance gebracht werden. Das ist ein Vorschlag, der zum Finanzinfarkt des Bundes führen würde.
    Die Länder müssen sich fragen lassen, warum es denn dazu gekommen ist, daß im Bundesrat das Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetz gescheitert ist.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Zuruf von der F.D.P.: Das kann man wohl sagen!)

    Die westlichen Länder müssen sich fragen, warum sie denn bei öffentlichen Aufträgen die Firmen in den östlichen Ländern nicht ausreichend bedenken, sondern ganz egoistisch vorgehen und nur ihre eigene Region bedenken.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die östlichen Länder müssen sich fragen lassen, ob es denn richtig ist, ob die 7,5 Milliarden DM, die für die Anpassung der Einkommen im öffentlichen Dienst auf 80 % aufgewendet werden, nicht an anderer Stelle, beispielsweise bei den Investitionen, besser angelegt wären.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Diese Fragen muß man stellen.

    Alles in allem ist das vorliegende Programm das Ergebnis eines Abwägungsprozesses und der richtigen Balance. Etwas Besseres kenne ich nicht. Dieses FKP ermöglicht die Rückkehr zu einer soliden und
    kraftvollen Entwicklung auf einem Wachstumspfad. Ich sage Ihnen, daß der Finanzminister und der Wirtschaftsminister an einem Strang ziehen, und zwar in die gleiche Richtung.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Hans Klein
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Ich erteile das Wort der Kollegin Ingrid Matthäus-Maier.

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    Rede von Ingrid Matthäus-Maier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verkehrten Damen und Herren! Wenn man Ihren Nachtragshaushalt aufschlägt, würde man erwarten, daß dort als allererstes z. B. stehen: Mittel für mehr Investitionen in Ostdeutschland oder für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder für den Wohnungsbau.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Steht ja drin! — Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Lesen muß man können!)

    Weit gefehlt. Dort steht gleich als erster Posten: 10 Millionen DM Mehrausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung zum Solidarpakt. Das ist ja nun wirklich ein dicker Hund. Die Menschen werden gleich doppelt gekniffen: Erst müssen sie unter Ihrer falschen Politik leiden, und dann müssen sie zusätzlich dafür zahlen, daß die Bundesregierung mit ihren Steuergeldern diese schlechte Politik auch noch als gute verkauft.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ich sage Ihnen: Selbst wenn Sie 100 Millionen DM zusätzlich für die Regierungspropaganda einsetzten, Sie könnten die Bürger über die schlechte Regierungsbilanz nicht hinwegtäuschen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Klaus Rose [CDU/ CSU]: Opposition!)

    Im Osten Deutschlands bricht in ganzen Regionen die Industrie zusammen. Von blühenden Landschaften, wie der Bundeskanzler sie versprochen hat, ist weit und breit nichts zu sehen. Unsere Wirtschaft befindet sich in einer schweren Rezession. Immer mehr Unternehmen bauen Arbeitsplätze ab oder gehen sogar in Konkurs. Es fehlen mindestens fünf Millionen Arbeitsplätze in Deutschland. In vielen Regionen im Osten Deutschlands hat jeder zweite seinen Arbeitsplatz verloren.
    Wir haben wieder Wohnungsnot in Deutschland. Die Mieten explodieren, und viele Menschen plagt die Sorge, daß sie bald keine bezahlbare Wohnung mehr haben werden.
    Und schließlich: Der Staat steht in der schwersten Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. 1,7 Billionen DM Staatsschulden, — und allein im laufenden Jahr sollen zusätzliche 193 Milliarden DM Staatsschulden dazukommen.
    In dieser Situation, Herr Rexrodt, hören wir von Ihnen diese Rede. Ich habe gut zugehört: In der



    Ingrid Matthäus-Maier
    ganzen Rede kommt das Wort Arbeitslosigkeit oder Arbeitsloser nicht ein einziges Mal vor.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wann lernen Sie denn endlich einmal aus Ihren Fehlern? Als der Vorvorgänger von Herrn Rexrodt, Herr Haussmann, der glücklose Wirtschaftsminister

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sind auch kein Glückskind!)

    zur Zeit der deutschen Einheit, als er nicht wieder Wirtschaftsminister wurde, gefragt wurde, „haben Sie Fehler gemacht?", hat er gesagt — ich fand es positiv, daß er das eingeräumt hat —, er habe den Fehler gemacht, zu glauben, daß die deutsche Einheit ganz überwiegend mit marktwirtschaftlichen Mitteln hergestellt werden könne. Er hätte einsehen müssen, daß das nicht geht. Herr Rexrodt, jeder hat das Recht zu lernen. Aber daß Sie noch zwei Jahre nach der deutschen Einheit — mittlerweile sind es fast drei Jahre — immer noch lernen und immer noch Reden halten wie „Wirtschaft wird in der Wirtschaft gemacht", obwohl jeder weiß, daß die Stärke unserer Wirtschaft darin liegt, daß wir ein intelligentes Zusammenspiel von Markt und Staat haben, das können die Menschen nun wirklich nicht mehr ertragen.

    (Beifall bei der SPD — Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Und Sie haben seit fünf Jahren noch nichts gelernt!)

    Und was tut die Bundesregierung? — Der Kanzler kündigt einen Solidarpakt an. Und das ist gut so; denn er ist überfällig. Das aber war vor einem halben Jahr. Jetzt ist März, und es gibt bis heute die unterschiedlichsten Vorschläge aus Ihren Reihen: mal Zwangsanleihe, mal Deutschlandanleihe, mal steuerfrei, mal zinslos; erst mehr Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, dann nein, dann weniger; mal Arbeitsmarktabgabe aus Ihren Reihen, dann Ergänzungsabgabe, dann wieder nein oder vielleicht doch; Steuererhöhungen nein, sagen Sie, aber tatsächlich erhöhen Sie sie dauernd. Höhere Schulden, — nein sagen Sie. Aber dann werden die Bundesschulden gleich in einem Schlag um 8 Milliarden DM erhöht. Einsparungen werden angekündigt, auch im Verteidigungshaushalt. Gut so.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht nur angekündigt!)

    Dann heißt es, der Jäger 90 wird gestoppt, dann doch nicht. Im Gegenteil, jetzt wird er noch teurer als vorher. Und Ihre Vignette: Erst ja, dann nein, und nach 24 Stunden dann ja und nein zugleich.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Sie gehören ins Kabarett!)

    Nein, meine Damen und Herren, dieses Durcheinander ist nicht zu überbieten. Nichts ist klar, nichts wird entschieden. Die Verunsicherung von Bürgern und Wirtschaft geht endlos weiter. Das Markenzeichen dieser Bundesregierung ist leider das blanke Chaos.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Und was macht der Finanzminister? Er fährt nach Bayern und beklagt von dort das Chaos der Bundesregierung in Bonn. Aber, Herr Finanzminister, so einfach geht das doch nicht. Sie können doch nicht so tun, als hätten Sie mit dem Chaos nichts zu tun, wo doch jeder sieht, daß Sie in dieser Koalition einer der Oberchaoten sind.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Es ist klar, was zu tun ist, und die Vorschläge der SPD liegen auf dem Tisch. Für den Aufbau im Osten brauchen wir endlich ein Zukunftsinvestitionsprogramm Ost in Höhe von 10 Milliarden DM jährlich über zehn Jahre hinweg.
    Ich weiß, daß manche Menschen in Westdeutschland fragen: Muß das denn wirklich alles sein? Schaffen wir das denn? Aber ich sage Ihnen: Wenn der Osten Deutschlands ökonomisch nicht auf die Beine kommt, dann geht auch der Westen Deutschlands ökonomisch in die Knie. Deswegen muß jetzt die große gemeinschaftliche Anstrengung her.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Und sie ist auch vernünftig. Über die Hälfte der Menschen in Ostdeutschland trinken Trinkwasser, das nicht den EG-Normen entspricht. Andererseits sind Millionen Menschen arbeitslos. Da bietet es sich doch an, daß der Staat Kläranlagen und Abwasseranlagen in Auftrag gibt. Das schafft sauberes Trinkwasser, und das schafft Arbeitsplätze. Das ist doch allemal besser, als Menschen für Arbeitslosigkeit zu bezahlen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Wir brauchen eine kommunale Investitionspauschale für die neuen Länder, die sich doch 1991 mit fünf Milliarden DM bewährt hat. Die meisten von Ihnen sind doch dafür. Warum, um Himmels willen, können wir es dann nicht gemeinsam machen!
    Oder: Die Entindustrialisierung Ostdeutschlands muß verhindert werden. Wir Sozialdemokraten haben es begrüßt, daß der Bundeskanzler den Erhalt der industriellen Kerne Ostdeutschlands versprochen hat, selbstverständlich nur der sanierungsfähigen. Aber: Worte gab es, Taten bisher leider nicht. Wird das ein neuer Wortbruch des Bundeskanzlers?, fragen wir.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Weder blau noch rot!)

    Und wo die Bundesregierung handelt, tut sie genau das Falsche. Beispiel: Kürzung beim Wohnungsbau. Wie kann man eigentlich auf die Schnapsidee kommen, angesichts von zwei Millionen fehlenden Wohnungen in Ost und West beim sozialen Wohnungsbau, bei der Eigenheimförderung und beim Bausparen zu kürzen, meine Damen und Herren! Hier darf nicht



    Ingrid Matthäus-Maier
    gekürzt werden. Im Gegenteil, hier muß mehr getan werden, damit die Wohnungsnot bekämpft wird.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU)

    Anderes Beispiel: Kürzung von Stellen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Sehen Sie denn nicht, daß Sie zusätzlich viele tausend Menschen dem Schicksal der Arbeitslosigkeit ausliefern?

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Sehen Sie denn außerdem nicht, daß die Einsparung, die Kürzung bei ABM-Stellen zum größten Teil reine Luftbuchungen sind? Denn die Menschen, für die es keine Arbeitsbeschaffungsstellen gibt, müssen dann doch Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe erhalten. Das heißt, Sie sind bereit, Arbeitslosigkeit zu bezahlen statt vernünftige Arbeit. Können Sie denn wirklich nicht begreifen, daß Sie damit volkswirtschaftliche Verschwendung betreiben?
    Mit ABM macht z. B. ein Arbeitsloser Umweltsanierung. Oder ein Arbeitsloser ist mit ABM bei „Essen auf Rädern" für alte und behinderte Menschen tätig. Das wird jetzt gestoppt. Sehen Sie doch endlich ein: Es ist allemal vernünftiger, Menschen für Arbeit als für erzwungenes Nichtstun zu bezahlen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)