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    Plenarprotokoll 12/145 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 145. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12443 A Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an den Haushaltsausschuß . . 12443 B Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Bewältigung der finanziellen Erblasten im Zusammenhang mit der Herstellung der Einheit Deutschlands, zur langfristigen Sicherung des Aufbaus in den neuen Ländern, zur Neuordnung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs und zur Entlastung der öffentlichen Haushalte (Gesetz zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms — FKPG) (Drucksache 12/4401) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1993 (Nachtragshaushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/4400) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Barbara Höll und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Heranziehung der westdeutschen Unternehmen zur Finanzierung des Solidarpakts (Drucksache 12/4493) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 12444A Hans-Ulrich Klose SPD 12448A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . 12451 C Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . . 12454A Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU . . . 12456 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12459 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 12462 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 12463 A Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 12463 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 12463C, 124e A Ingrid Matthäus-Maier SPD 12464 C Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . 12466B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . 12466 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 12468B Lieselott Blunck (Uetersen) SPD . . . 12469B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 12470A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . . 12471 D Dr. Irmgard Schwaetzer, F.D.P 12472B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/ CSU 12472 C Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 12474C, 12484 A Detlev von Larcher SPD 12475 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 12475D Hans-Eberhard Urbaniak SPD 12476 C Rudolf Dreßler SPD . . . . . . . . . . . 12477 C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 12470D Hans H. Gattermann F.D.P. 12480A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Dr. Theodor Waigel CDU/CSU . . . 12480C Arnulf Kriedner CDU/CSU 12483A Ingrid Matthäus-Maier SPD 12485A Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 12486B Ortwin Lowack fraktionslos 12487 C Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 12/4482 vom 5. März 1993 — Gefahr der Verjährung von Straftatbeständen im Zusammenhang mit SED-Unrecht wegen Personal- und Zeitmangels MdlAnfr 1, 2 Martin Göttsching CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 12489A, B ZusFr Martin Göttsching CDU/CSU . . . 12489A Sitzung des Agrar-Ministerrates über die Bananenmarkt-Ordnung MdlAnfr 3 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BML . . 12489D ZusFr Horst Kubatschka SPD 12490 A Doping durch mit Mitteln des BMI bezahlte Leichtathletiktrainer MdlAnfr 68, 69 Uta Würfel F.D.P. Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 12490C, 12491B ZusFr Uta Würfel F.D.P. . . . 12490D, 12491B Verzögerung der einmaligen Ausgleichszahlung nach dem Kriegsfolgenbereinigungsgesetz an die in den neuen Bundesländern lebenden älteren Vertriebenen; Gründe für die Abweichung von der bisherigen Argumentation und für das geplante Vertriebenenzuwendungsgesetz MdlAnfr 5, 6 Hans-Joachim Hacker SPD Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12491D, 12492B ZusFr Hans-Joachim Hacker SPD 12491D, 12492 B Selbstfinanzierung des zusätzlichen Personals bei der Finanzverwaltung durch Eingang erheblicher Steuermehrbeträge MdlAnfr 18 Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12492D ZusFr Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU 12493A ZusFr Detlev von Larcher SPD 12493 C ZusFr Gunter Weißgerber SPD 12493 D ZusFr Joachim Poß SPD 12493 D ZusFr Manfred Hampel SPD 12494 A ZusFr Lydia Westrich SPD 12494 B Steuerausfälle durch Fehleinschätzung von Liebhabereibetätigungen MdlAnfr 19 Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12494 D ZusFr Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU 12495 A ZusFr Detlev von Larcher SPD 12495 C ZusFr Joachim Poß SPD 12495 D ZusFr Lydia Westrich SPD 12495 D Untersuchung der US-Truppenübungsplätze auf Umweltschäden MdlAnfr 14 Dr. Klaus Kübler SPD Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12496A ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD 12496C Verbesserung der Personalausstattung der Steuerverwaltung MdlAnfr 20 Karl-Josef Laumann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12496D ZusFr Karl-Josef Laumann CDU/CSU . 12497A ZusFr Manfred Hampel SPD 12497 B ZusFr Lydia Westrich SPD 12497 C Unterstützung der Länder bei der Bekämpfung des steuerlichen Mißbrauchs von Freizeitbeschäftigungen MdlAnfr 22 Klaus Riegert CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12497 D ZusFr Klaus Riegert CDU/CSU 12498A Verhinderung des steuerlichen Mißbrauchs von Freizeitaktivitäten MdlAnfr 23 Werner Ringkamp CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12498A ZusFr Lydia Westrich SPD 12498B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 III Umweltbelastungen durch Altlasten auf dem US-Schießplatz Siegenburg MdlAnfr 25 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr'in Michaela Geiger BMVg 12498C ZusFr Horst Kubatschka SPD 12498 D Entwicklung der Zahl der Selbstmorde und Selbstmordversuche bei der Bundeswehr seit ihrer Gründung MdlAnfr 26, 27 Dr. Sigrid Semper F.D.P. Antw PStSekr'in Michaela Geiger BMVg 12499A Externe Ausschreibung wissenschaftlicher Stellen in den drei neuen ostdeutschen Großforschungseinrichtungen MdlAnfr 53 Gunter Weißgerber SPD Antw PStSekr Bernd Neumann BMFT . 12499C ZusFr Gunter Weißgerber SPD 12499D ZusFr Wolf-Michael Catenhusen SPD . 12500A Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur Verkürzung der Ausbildungszeiten in Schulen und Hochschulen Dirk Hansen F.D.P. 12500C Eckart Kuhlwein SPD 12501C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 12502C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 12503B Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 12504 A Stephan Hilsberg SPD 12505 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. 12506C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . 12507B Günter Rixe SPD 12508 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 12509C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 12510C Doris Odendahl SPD 12511B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . 12512 B Nächste Sitzung 12513 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12515* A Anlage 2 Verschreibung pharmazeutischer Drogen, insbesondere von Codeinpräparaten, durch Ärzte an drogenabhängige Patienten; Umgehung des Betäubungsmittelgesetzes MdlAnfr 4 — Drs 12/4482 — Maria Eichhorn CDU/CSU SchrAntw PStSekr'in Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 12515' C Anlage 3 Nutzung der seit einem halben Jahr leerstehenden 99 ehemaligen US-Wohnungen durch die Gemeinde Bolanden/Pfalz MdlAnfr 9, 10 — Drs 12/4482 — Horst Sielaff SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Günther BMBau 12516* A Anlage 4 Schleppende Pachtverhandlungen der Treuhandanstalt mit Einzelbauern und Genossenschaften MdlAnfr 11 — Drs 12/4482 —Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12516* C Anlage 5 Weitere Nutzung des Geländes des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof und des früher von den britischen Streitkräften genutzten ,,Naafi-Hauses" am Theodor-Heuss-Platz MdlAnfr 12, 13 — Drs 12/4482 — Siegrun Klemmer SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12516* D Anlage 6 Ausschöpfung der Steuereinnahmequellen vor einer Erhöhung von Abgaben und Steuern; steuerlicher Mißbrauch von Nebentätigkeiten MdlAnfr 15, 16 — Drs 12/4482 — Wolfgang Vogt (Düren) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12517* B Anlage 7 Aufstockung des Personals bei den Finanzämtern zur vollständigen Ausschöpfung von Steuereinnahmequellen MdlAnfr 17 — Drs 12/4482 — Heribert Scharrenbroich CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12517* D IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Anlage 8 Sicherstellung des gesetzlichen Auftrags der Steuerverwaltung MdlAnfr 24 — Drs 12/4482 — Wolfgang Dehnel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12518* A Anlage 9 Anwendung der „Grundsätze für die Personalauswahl" bei den drei neuen Großforschungseinrichtungen in Berlin, Leipzig/ Halle und Potsdam MdlAnfr 51, 52 — Drs 12/4482 — Dr. Emil Schnell SPD SchrAntw PStSekr Bernd Neumann BMFT 12518* B Anlage 10 Schleppende Beihilfebearbeitung beim Bundesgrenzschutz MdlAnfr 64, 65 — Drs 12/4482 — Simon Wittmann (Tännesberg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 12518* D Anlage 11 Durchsetzung der PDS mit ehemaligen Stasi-Mitarbeitern; Auswirkungen auf die Zielsetzung der Partei; Verhinderung einer Verletzung der Bannmeile um den Deutschen Bundestag im Zuge der zweiten und dritten Lesung des Asylrechtsänderungsgesetzes MdlAnfr 66, 67 — Drs 12/4482 — Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 12519* B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12443 145. Sitzung Bonn, den 10. März 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barbe, Angelika SPD 10. 3. 93 Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 10. 3. 93 Sabine Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 10. 3. 93 Büchler (Hof), Hans SPD 10. 3. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 10. 3. 93 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 3. 93 Fischer SPD 10.3.93 (Gräfenhainichen), Evelin Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 3. 93* Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 10. 3. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 10. 3. 93 Johannes Großmann, Achim SPD 10. 3. 93 Hasenfratz, Klaus SPD 10. 3. 93 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 10. 3. 93 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 10. 3. 93* Kittelmann, Peter CDU/CSU 10. 3. 93* Klemmer, Siegrun SPD 10. 3. 93 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 10. 3. 93 Kretkowski, Volkmar SPD 10. 3. 93 Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 10. 3. 93 Marten, Günter CDU/CSU 10. 3. 93 Mattischeck, Heide SPD 10. 3. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 10. 3. 93 Mischnick, Wolfgang F.D.P. 10. 3. 93 Müller (Pleisweiler), SPD 10. 3. 93 Albrecht Nelle, Engelbert CDU/CSU 10. 3. 93 Oesinghaus, Günther SPD 10. 3. 93 Pfuhl, Albert SPD 10. 3. 93 Dr. Pohl, Eva F.D.P. 10. 3. 93 Dr. Pohler, Hermann CDU/CSU 10. 3. 93 Reimann, Manfred SPD 10. 3. 93* Dr. Reinartz, Bertold CDU/CSU 10. 3. 93 Rempe, Walter SPD 10. 3. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 10. 3. 93 Ingrid Rühe, Volker CDU/CSU 10. 3. 93 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 3. 93 Helmut Schaich-Walch, Gudrun SPD 10. 3. 93 Schemken, Heinz CDU/CSU 10. 3. 93 Schmidt (Dresden), Arno F.D.P. 10. 3. 93 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 10. 3. 93 Hans Peter Dr. Schnell, Emil SPD 10. 3. 93 Dr. Sperling, Dietrich SPD 10. 3. 93 Dr. von Teichman, F.D.P. 10. 3. 93 Cornelia Tietjen, Günther SPD 10. 3. 93 Wetzel, Kersten CDU/CSU 10. 3. 93 Dr. Wieczorek CDU/CSU 10. 3. 93 (Auerbach), Bertram Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Wieczorek-Zeul, SPD 10. 3. 93 Heidemarie Zapf, Uta SPD 10. 3. 93 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Sabine Bergmann-Pohl auf die Frage der Abgeordneten Maria Eichhorn (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 4): Trifft es zu, daß zunehmend mehr Ärzte durch Verschreibung pharmazeutischer Drogen, insbesondere Codeinpräparate, das Betäubungsmittelgesetz umgehen und damit über die Krankenkassen drogenabhängige Patienten mit Ersatzdrogen versorgen, wenn ja, welche Maßnahmen werden erwogen, um den Mißbrauch zu beseitigen? Aus regelmäßigen Befragungen der Klientel ausgewählter Suchtberatungsstellen im Rahmen des EBIS- Systems (Einrichtungsbezogenes Informationssystem) ergibt sich, daß die Stoffe Codein und Dihydrocodein von Menschen mit Suchtproblemen in großem Umfang im Zusammenhang mit ihrer Sucht konsumiert werden. Von insgesamt 471 Befragten gaben 60 Personen in diesem Zusammenhang ein bestimmtes dihydrocodeinhaltiges Medikament an, das damit zugleich am häufigsten von insgesamt 145 verschiedenen Medikamenten genannt wurde; außerdem wurden 18 Mal andere Medikamente mit Codein oder Dihydrocodein angegeben. Nach diesen Zahlen nahmen somit im Jahre 1991 rund 17 Prozent der befragten Menschen mit Suchtproblemen (Alkohol, Medikamente oder illegale Drogen) ärztlich verschriebenes Codein oder Dihydrocodein ein. Die Zahlen für 1992 liegen mir noch nicht vor. Die Bundesregierung hatte erwogen, zwecks Eindämmung der „grauen Substitution" mit Codein und Dihydrocodein eine Absenkung der Wirkstoffgehalte der häufig mißbrauchten Präparate vorzunehmen. Der zuständige Sachverständigenausschuß beim Bundesgesundheitsamt lehnte jedoch diese Möglichkeit im Januar 1993 ab. Nach Auffassung der Sachverständigen sind die zugelassenen Konzentrationen unverzichtbar, um große Patientengruppen mit den benötigten Arzneimitteln gegen Reizhusten einerseits sowie starke Schmerzen andererseits zu versorgen. Für beide vorerwähnten Indikationen stehen nach Auskunft der Sachverständigen keine adäquaten Ausweichpräparate zur Verfügung, die ohne Betäubungsmittelrezept verschrieben werden können. Die Bundesregierung wird nun zusammen mit den obersten Landesgesundheitsbehörden prüfen, ob durch eine Nachweisführung der Apotheker über die rezepturmäßige Abgabe von Codein und Dihydrocodein an Ärzte der Mißbrauch von Codein eingeschränkt werden kann. Eine solche Nachweisführung würde es den Überwachungsbehörden der Länder u. U. ermöglichen, diejenigen Ärzte zu ermitteln, die 12516* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 regelmäßig auffallend große Mengen von Codeire rezeptieren. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Günther auf die Fragen des Abgeordneten Horst Sielaff (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 9 und 10): Ist die Bundesregierung bereit mir mitzuteilen, welcher wirtschaftliche Schaden durch Mietausfall sowie Kosten für Heizung und Bewachung dadurch entstanden ist, daß seit über einem halben Jahr im Weierhof, Gemeinde Bolanden (Pfalz) 99 hervorragend ausgestattete ehemalige US-Wohnungen leerstehen, und was tut die Bundesregierung, damit dieser leerstehende Wohnraum endlich so bald als möglich genutzt werden kann? Aus welchem Grunde ist die Bundesregierung nicht bereit, bei Bauten und Wohnungen ähnlich wie bei Grundstücken Verbilligungstatbestände in strukturschwachen und konversionsbelasteten Regionen gelten zu lassen, während die Bundesregierung zusieht, daß Gemeinden nicht in der Lage sind, dringend notwendigen Wohnraum zu erwerben oder anzumieten? Zu Frage 9: Bis 10. Dezember 1992 war die bundeseigene Siedlung „Weierhof" in Kirchheim-Bolanden den US-Streitkräften zur ausschließlichen Nutzung überlassen. Bis dahin sind Verluste für den Bundeshaushalt aufgrund eines im Rahmen der Abzugsplanungen der US-Streitkräfte gelegentlich unvermeidbaren Leerstandes nicht entstanden. Seit Rückgabe entstehen dem Bund für Betreuung, Bewachung und Beheizung der Siedlung monatliche Aufwendungen von rd. 31 000 DM. Zur Vermeidung von Leerständen hat die Oberfinanzdirektion Koblenz seit April 1992 mit der Gemeinde über die Veräußerung der Wohnsiedlung verhandelt. Die Gespräche sollen in beiderseitigem Interesse am 15. März dieses Jahres mit der als Erwerberin vorgesehenen Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Wohnungspolitik, fortgesetzt werden. Ebenfalls seit April 1992 hat die Oberfinanzdirektion Koblenz zur Vermeidung von Leerständen mit der Ortsgemeinde über den Abschluß eines Generalmietvertrages nebst Ankaufsverpflichtung verhandelt. Zum Abschluß dieses Vertrages ist es noch nicht gekommen. Der Bund ist weiter bereit, vor Veräußerung der Siedlung einen Generalmietvertrag abzuschließen. Zur Zeit entsteht dem Bund ohne Berücksichtigung der Aufwendungen für den Bauunterhalt ein Mietausfall von monatlich rd. 32 000 DM. Zu Frage 10: Die Haushaltsvermerke zur Förderung des Wohnungsbaus durch Grundstücksverbilligungen sehen eine Verbilligung bei der Veräußerung auch bebauter Grundstücke vor, wenn sie für den Wohnungsbau hergerichtet und verwendet werden. Diese Voraussetzung ist erfüllt, wenn bisher nicht für Wohnzwecke bestimmte Gebäude zu Wohnungen umgebaut oder vorhandene Wohnräume, die infolge der Änderung von Wohngewohnheiten nicht mehr für Wohnzwecke geeignet sind, unter wesentlichem Bauaufwand umgebaut werden. Für vorhandenen alsbald beziehbaren Wohnraum (wie in Kirchheim-Bolanden) sowie für Wohnungen, die (wie häufig in den alten Bundesländern) mit vertretbarem Aufwand hergerichtet werden können, kann nach den einschlägigen Vermerken keine Verbilligung gewährt werden. Dies würde nicht zu einer Vermehrung des Wohnraumbestandes beitragen und die Mittel für die Programme zur Schaffung neuen Wohnraums beschränken. Für die Förderung des Erwerbs bestehender Wohnungen durch Preisnachlässe hat der Bund im übrigen keine Finanzierungskompetenz. Im Rahmen des Vermittlungsverfahrens zum Steueränderungsgesetz 1992, zur Neufassung des Gesetzes zur Aufhebung des Strukturhilfegesetzes und zur Aufstockung des Fonds „Deutsche Einheit" ist überdies der Umsatzsteueranteil der Länder in den Jahren 1993 und 1994 von 35 auf 37 % erhöht worden, damit sie die strukturpolitischen Folgen des Truppenabbaus in eigener Verantwortung bewältigen können. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hans-Hinrich Knaape (SPD) (Drucksache 12/4482 Frage 11): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Treuhandanstalt den Abschluß von langfristigen Pachtverträgen über die von ihr verwalteten Böden in den neuen Bundesländern an Einzelbauern und Genossenschaften zögernd und langwierig verhandelnd betreibt und dadurch die Existenz der bäuerlichen Betriebe gefährdet ist? Die Bodenverwertung und -verwaltungs GmbH sah sich am Abschluß langfristiger Pachtverträge solange gehindert, wie sie sich vorher bezüglich jedes einzelnen Flurstücks über die Nichtanmeldung von Restitutionsansprüchen nach dem Vermögensgesetz vergewissern mußte. Nachdem die Belange etwaiger Restitutionsberechtigter, wie auch der Pächter bei Restitutionsfällen jetzt durch neugestaltete Pachtverträge gewahrt werden, ist dieses Hemmnis weggefallen. Damit kann für die Zukunft von einem schnelleren Abschluß der Pachtverträge ausgegangen werden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Fragen der Abgeordneten Siegrun Klemmer (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 12 und 13): Welche detaillierte Rechtsauffassung vertritt die Bundesregierung bezüglich der Eigentümerschaft für das Gelände des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof und wäre sie bereit, falls sie sich selbst als Eigentümer sieht und diese Auffassung sich durchsetzt, bei einer Veräußerung des Geländes dem Wunsch des Berliner Senats zu entsprechen und im Interesse der weiteren Nutzung des Standorts durch mittelständische (Medien-)Betriebe die Kaufpreisforderungen in einer Höhe zu halten, die eine solche Nutzung möglich macht? Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12517* Welchen Grund gibt es dafür, daß das „Naafi-Haus" am Theodor-Heuss-Platz in Berlin, das bis dahin von den britischen Alliierten genutzt wurde und nun der Bundesregierung gehört, seit über zwei Jahren leersteht, und welcher Nutzung gedenkt sie dieses Gebäude zuzuführen, wobei zu berücksichtigen ist, daß das Gebäude während des andauernden Leerstands zu verwahrlosen droht (Tauben haben sich eingenistet) und von seiten des Bezirks Charlottenburg großes Interesse besteht, zumindest einen Teil der Räume, insbesondere ein ehemaliges Kino, für kommunale Zwecke zu nutzen? Zu Frage 12: Zu dem Gelände des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof gehören auch mehrere Grundstücke, die vor Überführung in „Volkseigentum" dem Deutschen Reich gehörten. Hier ist streitig, wer jetzt Eigentümer dieser Flächen ist. Der Bund vertritt die Meinung, es handele sich gemäß Art. 21 Abs. 3 des Einigungsvertrages um Bundesvermögen. Der Streit um das Eigentum hindert aber nicht den Ausbau des Medienstandortes. Zwischen dem Bund und dem Land Berlin besteht Einvernehmen, die Grundstücke dem Land zuzuordnen und die Frage, ob dafür ein Ausgleich zu zahlen ist, anschließend zu klären. Sollte sich der Bund mit seiner Auffassung zum Eigentum durchsetzen, so müßte der Verkehrswert der Grundstücke erstattet werden. Eine Verbilligung ist nicht möglich. Ob das Land seinerseits das Gelände zu günstigeren Konditionen an Firmen weiterveräußert, vermag der Bund nicht zu beurteilen. Zu Frage 13: Das Naafi-Haus ist im Dezember 1991 von den britischen Streitkräften in die Verwaltung des Bundes übergegangen. Auf Wunsch des Landes Berlin sollte es sodann durch den Sender Freies Berlin zwischengenutzt werden, der eigene Gebäude zum Zwecke der Asbestsanierung vorübergehend freimachen mußte. Ende 1992 hat der Sender Freies Berlin mitgeteilt, daß er das Naafi-Haus nicht benötige. Dies ist der Grund für den langen Leerstand. An der Liegenschaft besteht Bundesbedarf. Offen ist noch, ob dort Bundesdienststellen oder andere Einrichtungen untergebracht werden. Eine Entscheidung soll in Kürze getroffen werden. Dabei wird auch geklärt, ob ein Teil des Gebäudes, z. B. das frühere Kino, für kommunale Zwecke zur Verfügung gestellt werden kann. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Fragen des Abgeordneten Wolfgang Vogt (Düren) (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 15 und 16): Teilt der Bundesminister der Finanzen die Auffassung, daß der Staat dafür zu sorgen hat, daß zunächst die Steuereinnahmequellen voll ausgeschöpft werden müssen, bevor Abgaben und Steuern erhöht werden? Wie hoch schätzt das Bundesministerium der Finanzen den Aufkommensverlust bei der Einkommensteuer (entsprechend den Aufkommensanteilen der Gebietskörperschaften) in den Jahren 1990 bis 1993 vor dem Hintergrund, daß Steuerpflichtige vermehrt mit der Erklärung von Verlusten aus Nebentätigkeiten in mißbräuchlicher Weise die Steuern mindern, die sich aus ihren positiven Haupteinkünften ergeben würden? Zu Frage 15: Der Bundesfinanzminister teilt diese Auffassung mit der Einschränkung, daß das Ziel eine effiziente Ausschöpfung der Steuerquellen sein muß. Das Bundesministerium der Finanzen versucht dieses Ziel in ständiger Abstimmung mit den obersten Finanzbehörden der Länder auch zu erreichen. Zu Frage 16: Über eine mißbräuchliche Erklärung von Verlusten aus Nebentätigkeiten liegen hier keine statistischen Daten vor. Die Rechtsvorschriften zum Verlustausgleich und die dazu ergangene Rechtsprechung, insbesondere zur Abgrenzung der „Liebhaberei", bieten ausreichende Möglichkeiten, dem Mißbrauch auf diesem Gebiet zu wehren. Die dazu geeigneten und notwendigen Ermittlungen und Prüfungen im Rahmen der Verwaltung des Einkommensteuergesetzes obliegen nach der Finanzverfassung den Ländern. Die Finanzämter haben in derartigen Fällen gute Kontrollmöglichkeiten. Bei Anlaufverlusten aus Nebentätigkeiten erfolgt die Steuerfestsetzung in der Regel unter dem Vorbehalt der Nachprüfung. Sofern nachhaltig keine Gewinne eintreten und die Nebentätigkeit steuerlich als Liebhaberei einzustufen ist, erfolgt eine rückwirkende Neufestsetzung ohne Anerkennung der Verluste mit Nacherhebung der zuwenig einbehaltenen Einkommensteuer. Endgültige Steuerausfälle durch mißbräuchliche Inanspruchnahme von Verlusten aus Nebentätigkeiten dürften daher nur in verhältnismäßig geringem Umfang eintreten. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Heribert Scharrenbroich (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 17): Teilt der Bundesminister der Finanzen die Auffassung, daß für eine vollständige Ausschöpfung der Steuereinnahmequellen zeitnah das Personal bei den Finanzämtern aufgestockt werden muß? Die Vorstellung, daß die Steuereinnahmequellen vollständig ausgeschöpft werden könnten, halte ich für utopisch. Sie hat Züge einer Orwell'schen Schrekkensvision. Es wäre weder verhältnismäßig noch wirtschaftlich, sich diesem Ziel zu nähern. Vielmehr geht es darum, die Steuergesetze unter Aufkommensgesichtspunkten effizient zu vollziehen. Dies ist eine Aufgabe der Länder, die aber durch die unbefriedigende Personalsituation in der Steuerverwaltung erheblich erschwert wird. Ich habe dazu in letzter Zeit wiederholt Stellung nehmen dürfen. Den Finanzministern der Länder liegt nunmehr der „Bericht über die Entwicklung der Arbeits- und Personallage in der Steuerverwaltung der alten Länder seit 1987" mit 12518* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 einer Bestandsaufnahme und mit Vorschlägen der für die Organisation der Steuerverwaltung zuständigen Abteilungsleiter des Bundes und der Länder vor. Die Vorschläge sollen in einer der nächsten Sitzungen der Finanzministerkonferenz erörtert werden. Ich bitte um Verständnis, daß die Bundesregierung diesen Beratungen nicht vorgreifen und sich deshalb zum Inhalt der Vorschläge nicht äußern möchte. Unabhängig davon wird eine zeitnahe Aufstockung des Personals in den Finanzämtern, das heißt die Einstellung zusätzlicher qualifizierter Steuerfachleute, im Hinblick auf die Personalstruktur, den mehrjährigen Ausbildungsvorlauf und die Ausbildungskapazität in der Steuerverwaltung unter keinen Umständen zu erwarten sein. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Wolfgang Dehnel (CDU/ CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 24): Welche Vorstellungen hat der Bundesminister der Finanzen in Zusammenarbeit mit den Ländern entwickelt, um den gesetzesvollziehenden Auftrag der Steuerverwaltung insoweit sicherzustellen? Der Bundesminister der Finanzen hat im Januar 1970 eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit mit den Ländern getroffen. Danach tragen die Länder Fragen von grundsätzlicher Bedeutung an den Bundesminister der Finanzen heran und richten sich nach dessen Lösungsvorschlag, wenn die Mehrheit von ihnen nicht widerspricht. Auf der anderen Seite haben sich die Länder verpflichtet, gegen den Willen des Bundesministers der Finanzen keine eigenen Weisungen herauszugeben. Diese Vereinbarung gilt jedoch nicht auf dem Gebiet der Organisation und des Personalwesens. In diesen Bereichen entscheiden die Länder in eigener Zuständigkeit; eine Weisungsbefugnis des Bundesministers der Finanzen besteht nicht. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Neumann auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Emil Schnell (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 51 und 52): Wird in den drei neugegründeten Großforschungseinrichtungen (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin, Umweltforschungszentrum in Leipzig/Halle, Geoforschungszentrum in Potsdam) bislang der in den „Grundsätzen für die Personalauswahl" vom 19. September 1991 empfohlene Grad der Durchmischung (max. ca. 10 % westdeutsche und ausländische Wissenschaftler) eingehalten? Welche Maßnahmen will die Bundesregierung ggf. ergreifen, um die Einhaltung dieses Wertes sicherzustellen? Die zentrale Bedeutung der „Grundsätze für die Personalauswahl" vom 19. September 1991 lag in der vernünftigen Abwägung von 1. inhaltlichem und personellem Erneuerungsbedarf der Einrichtungen, 2. dem Interesse bisheriger Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften an der Erneuerung ihrer Beschäftigungsverhältnisse, 3. der Notwendigkeit, die Forschung in Ost- und Westdeutschland im Wege der „Durchmischung" auch personell zusammenzuführen und 4. der Wahrung zentraler sozialer Belange. Das Prinzip der „Durchmischung" baut dabei auf dem Grundsatz der personellen Kontinuität auf. Dort, wo in neugeschaffenen Einrichtungen frühere Arbeitsinhalte weitergeführt werden, gilt dieser Grundsatz der personellen Kontinuität, der u. a. dadurch gewährleistet werden soll, daß der Anteil der Wissenschaftler aus den alten Bundesländern oder dem Ausland nicht 10 % überschreitet. Geoforschungszentrum (GFZ), Max-Delbrück-Centrum (MDC) und Umweltforschungszentrum (UFZ) sind nach anderen Kriterien zu bewerten. Bei ihnen handelt es sich um inhaltlich ganz neu konzipierte Einrichtungen, bei denen der Grundsatz personeller Kontinuität nicht angewendet werden kann. Für die neuen Aufgabenstellungen gab es aus den neuen Bundesländern nicht ausreichend qualifizierte Bewerber, um die 10 %-Grenze einhalten zu können. Deshalb liegt der bisherige Anteil westdeutscher Wissenschaftler bei diesen Einrichtungen höher: 14 % beim UFZ, 30,5 % beim GFZ und 14,8 % beim MDC. Auch und unter Einschluß dieser drei Einrichtungen liegt der durchschnittliche Anteil westdeutscher Wissenschaftler in den neuen Forschungseinrichtungen der neuen Bundesländer aber unter 10 %. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen des Abgeordneten Simon Wittmann (Tännesberg) (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 64 und 65): Warum dauert die Bearbeitung von Beihilfeanträgen für Beamte des Bundesgrenzschutzes beim Grenzschutzpräsidium Süd — München circa 3 Monate, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um diesen für die betroffenen Beamten unzumutbaren Mißstand zu beheben? Teilt die Bundesregierung die Meinung, daß mit einer Verlagerung der Beihilfebearbeitung des Bundesgrenzschutzes in eine strukturschwache Region wie die Oberpfalz mehr motivierte und einsatzbereite Arbeitskräfte rekrutiert werden können, und wie begründet die Bundesregierung ihre Haltung? Zu Frage 64: Wenn in wenigen Einzelfällen die Bearbeitung der Beihilfeanträge eine Zeit von bis zu drei Monaten in Anspruch nimmt, ist dies im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß sich die Zahl der Beihilfeanträge seit Übernahme der Bahnpolizei in den BGS am 1. April 1992 mehr als verdoppelt hat. Hinzu kommt, daß sich die ehemaligen Angehörigen der Deutschen Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12519* Bundesbahn kurzfristig auf das für sie neue System der Beihilfegewährung umstellen mußten. Dies erfordert eine intensive und zeitaufwendige Betreuung durch die Beihilfestelle. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liegt nach Auskunft des Grenzschutzpräsidiums allerdings unter drei Monaten. Zur Beschleunigung der Verfahren und Verkürzung der Bearbeitungszeiten wird der Bundesminister des Innern die Beihilfestelle des Grenzschutzpräsidiums Süd personell verstärken und die Bürotechnik effektiver ausstatten. Zu Frage 65: Die Meinung wird von der Bundesregierung nicht geteilt. Das in den Beihilfestellen der Grenzschutzpräsidien eingesetzte Personal ist überdurchschnittlich motiviert und einsatzbereit. Soweit es sich — wie hier beim Grenzschutzpräsidium Süd — in Einzelfällen als notwendig erweisen sollte, zusätzliches Personal einzustellen, kann nur auf qualifizierte Kräfte zurückgegriffen werden, die ggf. auch in strukturschwachen Gebieten gewonnen werden können. Eine organisatorische Auslagerung der Beihilfebearbeitung ist nicht angebracht, da mit ihr kein Rationalisierungsgewinn verbunden wäre. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/ CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 66 und 67): Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Lander vor, daß die PDS von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern durchsetzt ist und wie sich das auf die politische Zielsetzung der SED-Nachfolgepartei auswirkt, und welche sind das ggf.? Was beabsichtigt die Bundesregierung gegen die angekündigte Verletzung der Bannmeile um den Deutschen Bundestag — im Zuge der zweiten und dritten Lesung des Gesetzes zur Änderung des Asylrechtes — zu unternehmen? Zu Frage 66: Die PDS ist außer einigen linken Splittergruppen die einzige Partei, die sich für die Interessen der ehemaligen MfS-Mitarbeiter einsetzt. Der PDS gehören auf allen Ebenen ehemalige hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter des MfS an. Detaillierte Einzelerkenntnisse im Sinne der Fragestellung liegen jedoch nicht vor. Es ist bereits im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 1991 Seite 53 darauf hingewiesen worden, daß die PDS stark mit ehemaligen MfS-Mitarbeitern — früher „Schwert und Schild der SED" — durchsetzt ist. Die PDS bemüht sich um ehemalige MfS-Mitarbeiter. So heißt es in einem Beschluß vom 3. Parteitag der PDS (29.-31. Januar 1993 in Berlin) u. a.: „Die Gewinnung von ehemaligen Angehörigen bewaffneter Organe einschließlich ehemaliger MfS-Mitarbeiter für das Engagement in einer demokratischen sozialistischen Partei liege im Interesse der Stärkung der demokratischen Substanz einer Gesellschaft." Hinsichtlich der politischen Zielsetzung meine ich, daß diese Erkenntnisse und Bekenntnisse das Bild dieser Partei genügend kennzeichnen. Sie setzt offensichtlich Traditionen der früheren SED fort. Zu Frage 67: Die Bundesregierung wird die für den Tag der zweiten und dritten Lesung des Gesetzes zur Änderung des Asylrechts in Bonn angekündigten demonstrativen Aktivitäten im Vorfeld weiter sorgfältig beobachten und mit der Verwaltung des Deutschen Bundestages und den zuständigen Polizeidienststellen des Landes Nordrhein-Westfalen engen Kontakt halten, um einen möglichst störungsfreien Verlauf der Plenardebatte zu gewährleisten. Dabei geht die Bundesregierung davon aus, daß Versammlungen, die ohne Genehmigung am Tag der Plenardebatte innerhalb der Bannmeile stattfinden, von der für die Durchsetzung des Bannmeilenverbots zuständigen Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen durch geeignete Maßnahmen bereits im Vorfeld verhindert oder — sofern dies nicht möglich ist — durch unmittelbares, lageangepaßtes Einschreiten vor Ort unterbunden werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Werner Schulz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Vergangenheit hat den Bundeskanzler eingeholt. Er sitzt bereits wieder dort, wo er ab 1995 wieder sitzen wird, falls er dann überhaupt noch mitmacht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ungeheuerlich! — Lachen bei der F.D.P. — Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Das unterscheidet ihn auf jeden Fall von Ihnen, denn Sie sind dann gar nicht mehr da!)

    Ich gestehe Ihnen natürlich den Liberalismus zu, daß Sie auf dieser Seite sitzen — selbstverständlich. Das verschafft mir zumindest Ihre Aufmerksamkeit; dafür bin ich schon dankbar.
    Nach der staatlichen Einheit hat die Bundesrepublik auf mich den Eindruck einer großen schläfrigen Katze gemacht, die in der untergehenden Sonne liegt und verdaut. Nun sind — im übertragenen Sinne — die Mäuse knapp geworden.
    Noch im Einigungsvertrag ging die Regierung davon aus, daß die Wiedervereinigung „nur begrenzte finanzielle Auswirkung" habe. Dies war die



    Werner Schulz (Berlin)

    grandiose Illusion der kostenlosen Einheit, an die zu viele allzugern geglaubt haben.
    Einer kühnen Entscheidung ist leider eine zaghafte und halbherzige Politik gefolgt. Als es möglich war und vor allen Dingen die Bürger dazu bereit waren, hat die Regierung ohne Grund auf Steuererhöhungen verzichtet. Heute, wo die Auftragslage der Wirtschaft schlecht ist, die Gewinne fallen, die Staatseinnahmen ebenfalls, der Rückgriff auf Exportüberschüsse ins Leere greift, sind fiskalische Einnahmeverbesserungen durchaus problematisch.
    Die fetten Jahre sind vorbei. Der einigungsbedingte Wirtschaftsboom hat nur kurze Zeit die weltweit bestehende Rezession und die Strukturschwächen der westdeutschen Wirtschaft überdeckt. Auch darin haben sich der Kanzler und andere getäuscht. Oder wie ist zu erklären, daß er noch im Sommer vergangenen Jahres betonte: „Was im Ruhrgebiet geleistet wurde, ist ein Vorbild für die neuen Bundesländer"?
    Das nach wie vor fehlende Finanz- und Wirtschaftskonzept macht sich immer schmerzhafter bemerkbar. Das erhoffte zweite Wirtschaftswunder bleibt aus. Marktwirtschaft funktioniert eben nicht im Selbstlauf, und unter ungleichen Bedingungen wiederholt sich Vergleichbares schon gar nicht.
    Nach drei verlorenen Jahren soll nun in einem beschleunigten Kraftakt Versäumtes nachgeholt werden. Doch der 1990, im Einigungsjahr, in allen Reden immerzu sprichwörtlich benutzte Zug ist abgefahren. Das endlose Gerede und Gezerre um den Solidarpakt verstärkt die Politikverdrossenheit der Bürger. Diese Regierung hat die durchaus vorhanden gewesene Solidarität nicht organisiert, sondern eher auf den Hund kommen lassen. Politische Willenserklärungen und Entscheidungsprozesse bleiben der Bevölkerung verborgen, und so bleibt diese bei Wahlen auch lieber zu Hause.
    Selbst Abgeordnete haben kaum noch Einfluß. Kleine Koalitionszirkel formulieren die Entscheidungen. Die Fraktionen werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Im Januar hat die Unionsfraktion ohne genaue Kenntnis der Vorlagen das Konsolidierungsprogramm passieren lassen. Vor wenigen Tagen wurden der Nachtragshaushalt und das Konsolidierungsbegleitgesetz erneut im Schnellverfahren verabschiedet.
    Nur in einem Fall versagte die „fragwürdige Mischung aus Präsidialdemokratie und Küchenkabinett" , wie ein Eingeweihter in diesen Kungelrunden, Herr Möllemann, es genannt hat. Gerade dort, wo die Bundesregierung etwas halbwegs Vernünftiges in die Wege leiten will, wird sie von der eigenen Fraktion gestoppt. Mit der Entscheidung, nicht allein die Mineralölsteuer zu erhöhen, hat sich die Verkehrslobby in der Union durchgesetzt. „Freie Fahrt in das Verkehrschaos" sollte auf Ihrer Vignette stehen.
    Finanzpolitisch hat diese Regierung nicht viel zustande gebracht. Die Bundesregierung will die Steuern für Unternehmen senken, und gleichzeitig werden die Ärmsten in dieser Gesellschaft in Schwierigkeiten gebracht, werden ihnen die notwendigen Mittel entzogen. Dabei will ich gar nicht erst davon reden, daß der Gesetzentwurf zum Standortsicherungsgesetz verfassungsrechtlich bedenklich ist und auch von der Finanzwissenschaft als wirtschaftspolitisch verfehlt angesehen wird.
    Der Nachtragshaushalt 1993 und das Föderale Konsolidierungsprogramm reihen sich ebenfalls in die Liste der mißratenen Versuche ein. Daß der Haushalt 1993, wie er erst vor wenigen Wochen entschieden wurde, keine geeignete Finanzgrundlage für dieses Jahr abgeben würde, war abzusehen. Folglich hatte die Regierung bereits zu diesem Zeitpunkt einen Nachtragshaushalt angekündigt. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses hatte damals dieses Vorgehen scharf kritisiert und entsprechende Maßnahmen zur Prüfung der Verfassungsmäßigkeit angekündigt. Wir haben Herrn Walther daraufhin einen Brief geschrieben. Diesen Brief hat er freundlicherweise Herrn Klose zukommen lassen. — Herr Klose, ich weiß nicht, ob Sie ihn an Herrn Engholm weitergeleitet haben. Das entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls ist bis heute nichts geschehen.
    Wie die jüngste Wahl in Hessen zeigt, trauen die Bürgerinnen und Bürger auch der SPD nicht mehr allzuviel zu. Die Presse stellt jedenfalls treffend fest: Die Sozialdemokraten sind eine „früh ergraute Mannschaft, die mit Sehnsucht den Vorruhestand erwartet".
    Hier ist zwar nicht der Ort für Wahlanalyse. Doch führen wir die heutige Debatte auch unter dem Eindruck der Kommunalwahl in Hessen. Nur eine Bemerkung: Die Runde, die sich morgen auf dem Petersberg zum Allparteiengespräch trifft, entspricht ziemlich genau der Koalition der Verlierer der Hessenwahl. Ich halte das nicht für einen Zufall. Die Volksparteien haben an Gestaltungskraft verloren. Nun laufen ihnen die Wähler davon. Geben Sie nur acht, verehrte Kollegen von der SPD, daß Ihnen der Gipfel nicht zum zweiten Petersberger Waterloo gerät!
    Die Bundesregierung hat mit dem Föderalen Konsolidierungsprogramm keinen Solidarpakt vorgelegt, sondern ein Haushaltssicherungsgesetz. Sie sollten es ehrlicherweise auch so nennen. Statt die unterschiedlichen Interessen von Bund, Gebietskörperschaften und Sozialpartnern durch eine verantwortungsvolle Moderation auszugleichen, hat sie wie so oft die parteitaktischen Interessen in den Vordergrund gestellt. Ein Konzept zu einer solidarischen Lastenteilung ist damit nicht zustande gekommen. Im Gegenteil: Mit dem Föderalen Konsoliderungsprogramm ist sie auf dem besten Wege, den Wohlfahrtsstaat weiter zu demontieren und die von ihr selbst verursachten Finanzprobleme auf die Schwächsten der Gesellschaft abzuwälzen: vom Arbeitslosengeld über das Wohngeld bis zum BAföG. Selbst das Schlechtwettergeld soll reduziert werden. Wie wäre es, wenn sich diese Regierung selbst Schlechtwettergeld verordnete? Denn seit der deutschen Einheit steht sie im Regen. Das könnte ihr Ansehen zumindest ein wenig stärken bzw. zurückbringen.
    Gewiß: Der Staat muß sparen. Doch warum will er damit ausgerechnet bei seinen Bürgern anfangen? Beispielhafte Eigenleistung ist gefragt. Doch immer, wenn Politikern die Einfälle und Finanzen ausgehen,



    Werner Schulz (Berlin)

    taucht das Zauberwort „Solidarpakt" auf. Das hat in Deutschland eine lange und erfolglose Tradition.
    Bevor ein solcher Pakt geschlossen wird, sollte die Regierung ihre Einsparmöglichkeiten ausschöpfen. Deshalb müssen endlich die ewig versprochenen Subventionskürzungen durchgeführt werden. Noch immer werden überholte Industriebetriebe in Ost und West künstlich am Leben erhalten, werden veraltete Strukturen konserviert. Es kommt aber darauf an, daß jetzt im Osten endlich das versprochene moderne Deutschland aufgebaut wird. Das gilt für die Infrastruktur und für die Wirtschaft. Das gilt für den Städtebau, für die Bildung und die Kultur. Die Konjunkturlokomotive — auch für die westdeutsche Wirtschaft — steht heutzutage im Osten, meine Damen und Herren. Sie in Bewegung zu setzen ist Aufgabe dieser Regierung. Deshalb müssen Subventionen im Westen gejätet werden, um sie gezielt und befristet im Osten zu säen. Denn mittelfristig sind rentable Arbeitsplätze die beste Finanzierungsquelle für den Staat.
    Längst überfällig ist eine Verwaltungsreform. In vierzig Jahren Bundesrepublik hat sich ein übermäßiger Verwaltungswanst aufgebläht. Die neuen Bundesbürger haben ohnehin den Eindruck, von einer Politbürokratie in eine Verwaltungsbürokratie gerutscht zu sein.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Eine effizienzorientierte Reform der öffentlichen Verwaltung steht an. Eigenverantwortung statt organisierter Verantwortungslosigkeit, Ergebniskontrolle statt Verfahrenskontrolle, Kostenrechnung statt Kameralistik, Motivation statt Alimentation: Das sind in Stichworten die Kriterien, nach denen die öffentliche Verwaltung neu organisiert werden muß. Nur Mut, meine Damen und Herren! Präsident Clinton macht es vor. Er hat 25 % der Stellen in der Administration eingespart. Wenn wir in Deutschland nur 20 % der Beamten einsparen, würde das schrittweise immerhin eine Einsparung von über 88 Milliarden DM ergeben.
    Selbst kleine Einsparungen könnten eine große Wirkung auslösen. Wie wäre es denn, wenn der Bundestag seine beiden letzten Diätenerhöhungen zurücknähme? Sagen Sie nicht, das sei billiger Populismus. Immerhin hat der Deutsche Bundestag in der schweren Zeit ab 1975 sieben Jahre auf eine Diätenerhöhung verzichtet. Es gibt also durchaus Vergleichbares. Es geht, wenn man will.
    Was noch immer fehlt, ist eine ehrliche und vollständige Bestandsaufnahme des Gesamtbedarfs öffentlicher Mittel. Ebenso bleibt ein Großteil der Finanzierung im Dunkeln. Trotz unsozialer Einsparversuche und der Abwälzung eines Teils der Lasten auf die Bundesländer bleibt nach dem Konzept der Bundesregierung für 1995 eine Finanzierungslücke von etwa 40 Milliarden DM. Eine neuerliche Schuldenexplosion und weitere Steuererhöhungen zeichnen sich ab. Die Finanzierung der deutschen Einheit erfordert größere Lasten, als die Bundesregierung bisher dargelegt hat. Auch der Solidaritätszuschlag — warum um Gottes willen haben Sie ihn im Sommer 1992
    abgeschafft? — wird zur Deckung des Finanzbedarfs ab 1995 nicht ausreichen. So wie die Sache steht — hier beginnt Ihr Anteil an der Erblast —, müssen zusätzliche Finanzierungsquellen erschlossen werden. Wir haben unsere Vorschläge dazu auf den Tisch gelegt. Auf einige will ich hier kurz eingehen.
    Erstens. Angesichts der Zurückhaltung westdeutscher Unternehmer, in den neuen Bundesländern zu investieren, schlagen wir eine Investitionshilfeabgabe vor. Das heißt, die Gewinner der deutschen Einheit müssen zur Kasse gebeten werden. Daß es geht, zeigt Präsident Clinton in den USA. Er hat den Mut, dem nationalen Kapital an den patriotischen Kragen zu gehen. Selbst in Ihrer Fraktion, der CDU/ CSU, gab es Sympathie für diesen Vorschlag. Er kam aus den Reihen der Ostabgeordneten. Ich weiß nicht, warum Sie diesen vernünftigen Vorschlag — Herr Schäuble hat sich dafür stark gemacht — so schnell wieder haben fallenlassen. Was gibt es nicht für Versprechungen aus der Industrie! Herr Necker spricht vollmundig von 130 Milliarden DM Investitionszusage für 1993. Bei genauer Betrachtung sind aus der gewerblichen Wirtschaft nur 18 Milliarden DM dabei. Das ist bei dem desolaten Kapitalstock in den neuen Bundesländern außerordentlich dürftig. Das Hauptproblem ist, daß diejenigen, die Märkte gewonnen haben, nicht bereit sind, die Gewinne, die sie dort erzielen, in irgendeiner Weise verantwortungsvoll im Osten zu investieren.
    Zweitens verlangen wir eine Arbeitsmarktabgabe von Selbständigen und Beamten, damit die Arbeitsmarktpolitik in Ostdeutschland nicht mehr einseitig durch die Beitragszahler der Sozialversicherungen finanziert wird. Denn durch den Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge wird die Arbeitslosigkeit im Osten in einem hohen Maße finanziert.
    Drittens fordern wir die Erhöhung der Mineralölsteuer und die Einführung einer Primärenergiesteuer.
    Das Föderale Konsolidierungsprogramm ist kein geeigneter Beitrag zur Stärkung des Föderalismus. Es benachteiligt die neuen Bundesländer — auch die finanzschwachen westlichen Bundesländer — und verstärkt zusätzlich die förderale und ökologische Schieflage durch die geplanten Sonderbelastungen der Bundesländer. Sie sollen verpflichtet werden, sich an der EG-Finanzierung zu beteiligen, die Regionalisierung der Bahn zu übernehmen und im Bereich der Sozialpolitik eine einseitige Belastung hinzunehmen. So geht es nicht. Das wissen Sie genau. Der Bund muß sich in ausreichendem Maße an der Finanzierung von Leistungsgesetzen beteiligen, deren Kosten zunächst auf der Landesebene anfallen.
    Die Verlagerung der Ausgaben für den Schienennahverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr ist nur bei entsprechenden finanziellen Kompensationen vertretbar. Eine Streichung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes ab 1995 ohne entsprechende Verlagerung des Finanzvolumens ist inakzeptabel. Ebenso ist eine neue Aufteilung der Kompetenzen im Bereich des Schienenverkehrs nur möglich, wenn gleichzeitig den Ländern und Kommunen entsprechende Finanzierungsmöglichkeiten zugebilligt



    Werner Schulz (Berlin)

    werden. Eine Beteiligung der Länder und Kommunen an der Mineralölsteuer ist dafür eine Möglichkeit.
    Ich glaube, meine Damen und Herren, wir wären gut beraten, wenn wir diese Debatte zum Ausgangspunkt für eine größere Diskussion machten und die dringendsten Fragen klärten, Fragen, die wirklich zur föderalen Konsolidierung beitragen: Wie bringen wir unsere Umwelt wieder in Ordnung und schaffen gleichzeitig neue Arbeitsplätze in einer modernen Industrie? Wieviel Stahl und Steinkohle brauchen wir noch? Wieviel und welche Energie, vor allem welche risiko-, verlust- und schadstoffarme Erzeugungsverfahren nutzen wir künftig? Wie viele Soldaten und Beamte können wir uns noch leisten? Brauchen wir wirklich 16 Bundesländer und 662 Bundestagssitze? Wie viele Autobahnen wollen wir noch bauen? Was dürfen der Erhalt industrieller Kerne und der Umzug nach Berlin kosten? Wie bleibt Wohnraum bezahlbar, und wie viele neue Wohnungen müssen geschaffen werden?
    Ich glaube, der eigentliche Solidarpakt steht uns noch bevor. Ob die Kraft, den gesellschaftlichen Konsens herzustellen, in dieser Regierungskoalition vorhanden ist, wage ich allerdings zu bezweifeln.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat jetzt der Bundesminister für Wirtschaft, Dr. Günter Rexrodt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Konsolidierungsprogramm als wichtiger Teil des Solidarpakts ist Angelpunkt und Maßstab dafür, ob die Politiker, ob die Politik, ob die Opposition und die Regierung in der Lage sind, in wirtschaftlich schwieriger Zeit zu einem Konsens zu kommen. So erwarten es jedenfalls die Bürger, so sehen es die Menschen im Lande, die eine Beendigung des Gezerres haben wollen und die, wenn ich die Dinge richtig betrachte, durchaus wissen, wer sich bisher in diesem Einigungsprozeß, in diesem Diskussionsprozeß verweigert hat.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Nicht nur die Bürger, sondern insbesondere auch die Wirtschaft schauen auf die Diskutanten im Zusammenhang mit dem Solidarpakt. Auch das Ausland schaut auf sie. Was sich an den deutschen Kapitalmärkten vollzieht, ist bereits die Vorwegnahme einer Entscheidung, und zwar einer positiven Entscheidung. Ich sage Ihnen: Wenn wir nicht in den nächsten Tagen und Wochen zu einer Einigung kommen, geht mehr verloren, als wir denken. Es würde mehr passieren als nur eine Verlängerung des Entscheidungsprozesses. Ich sage Ihnen: Der Standort Deutschland würde als Ganzes darunter leiden, daß wir in Deutschland nicht in der Lage sind, diesen Konsens herbeizuführen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ökonomisch ist das Konsolidierungsprogramm ein sinnvolles Paket; es ist im übrigen nicht nur eine Aneinanderreihung von Einzelentscheidungen, die
    oft einen sehr kleinen und unbedeutenden Umfang haben. In der Summe ist dieses Konsolidierungsprogramm mit der großen Finanzreform Ende der 60er Jahre vergleichbar. Es ist ein riesiges Paket, das uns in die Lage versetzen soll, 60 Milliarden DM pro Jahr allein im Finanzausgleich in die neuen Bundesländer zu transferieren. Es ist ein Paket, das ermöglicht, schon im Jahre 1993 ca. 102 Milliarden DM in die neuen Bundesländer zu bringen. Es ist ein Paket, das sich in seiner Dimension und seiner Struktur sehen lassen kann.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Es ist auch konjunkturpolitisch im Ergebnis letztlich der richtige Weg.
    Es wird von bestimmter Seite immer Keynes angeführt, der gesagt hat: Man muß in einer solchen Zeit die Nettoneuverschuldung erhöhen, muß die ausfallende und zurückbleibende private Nachfrage durch öffentliche Nachfrage ersetzen. Das ist in der Theorie richtig. Wenn man Keynes richtig gelesen hat, wird man finden, daß seine Theorien ihre Grenzen durch die Staatsverschuldung gesetzt bekommen. Wenn das zusätzlich aufgenommene Geld nur dazu dient, den Kapitaldienst für bereits aufgenommene Schulden zu leisten, dann kommen wir mit Keynes in Reinkultur nicht klar. Dann müssen wir vielmehr ohne Wenn und Aber Einsparungen vornehmen und müssen ohne Wenn und Aber auch die Einnahmesituation in den Haushalten verbessern.
    Wenn es um Einsparungen geht, handelt es sich nicht um Kaputtsparen. Davon kann überhaupt keine Rede sein. Das Sparvolumen liegt eher — das ist meine Meinung — an der Untergrenze des Notwendigen, und es ist wirtschaftlich unumgänglich.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Machen Sie konkrete Vorschläge!)

    Die Einsparungen, so bitter sie auch sind, sind meines Erachtens strukturell richtig. Im öffentlichen Dienst zu sparen bedeutet, den Staat schlanker zu machen. Das wollen wir; das ist unsere Politik.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Der Abbau von Steuervergünstigungen verringert das strukturelle Defizit. Das wollen wir. Der Abbau bestimmter Sozialtransfers dient der Stärkung gewisser Positionen und vor allen Dingen der Abschwächung des Lohngefälles, die wir dringend benötigen, wenn wir rationell und produktiv fertigen wollen.

    (Zustimmung bei der F.D.P. und der CDU/ CSU)

    Es geht doch nicht darum, daß man denen, die die geringsten Einkommen haben, noch etwas wegnimmt. Das ist nicht die Intention.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Überall da, wo Transfers von öffentlichen Mitteln stattfinden, kommt es zu Fehlentwicklungen. Das gilt auch für den unternehmerischen Bereich. Ich bin durchaus bereit, das zuzugeben. Deshalb müssen wir an Subventionen herangehen, müssen Subventionen abbauen und Subventionen streichen. Da hat es Fehlentwicklungen und Mißbräuche im Sozialbe-



    Bundesminister Dr. Günter Rexrodt
    reich gegeben. Lassen Sie mich sagen: Gehen Sie einmal zu den Menschen, die in diesen Einkommenskategorien leben und leben müssen! Sie ärgern sich darüber, daß Leute, die überhaupt nicht berechtigt sind, bestimmte Transferleistungen zu beziehen, Sozialleistungen mißbräuchlich erhalten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich sage deutlich: Das ist nicht die Normalität. Das sind sicherlich Ausnahmen, aber die Ausnahmen machen in der Summe einen dreistelligen Millionenbetrag aus. Wir möchten für mehr Gerechtigkeit sorgen. Das ist die Intention.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)