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    Plenarprotokoll 12/145 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 145. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12443 A Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an den Haushaltsausschuß . . 12443 B Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Bewältigung der finanziellen Erblasten im Zusammenhang mit der Herstellung der Einheit Deutschlands, zur langfristigen Sicherung des Aufbaus in den neuen Ländern, zur Neuordnung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs und zur Entlastung der öffentlichen Haushalte (Gesetz zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms — FKPG) (Drucksache 12/4401) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1993 (Nachtragshaushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/4400) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Barbara Höll und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Heranziehung der westdeutschen Unternehmen zur Finanzierung des Solidarpakts (Drucksache 12/4493) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 12444A Hans-Ulrich Klose SPD 12448A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . 12451 C Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . . 12454A Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU . . . 12456 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12459 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 12462 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 12463 A Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 12463 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 12463C, 124e A Ingrid Matthäus-Maier SPD 12464 C Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . 12466B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . 12466 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 12468B Lieselott Blunck (Uetersen) SPD . . . 12469B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 12470A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . . 12471 D Dr. Irmgard Schwaetzer, F.D.P 12472B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/ CSU 12472 C Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 12474C, 12484 A Detlev von Larcher SPD 12475 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 12475D Hans-Eberhard Urbaniak SPD 12476 C Rudolf Dreßler SPD . . . . . . . . . . . 12477 C Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 12470D Hans H. Gattermann F.D.P. 12480A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Dr. Theodor Waigel CDU/CSU . . . 12480C Arnulf Kriedner CDU/CSU 12483A Ingrid Matthäus-Maier SPD 12485A Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 12486B Ortwin Lowack fraktionslos 12487 C Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 12/4482 vom 5. März 1993 — Gefahr der Verjährung von Straftatbeständen im Zusammenhang mit SED-Unrecht wegen Personal- und Zeitmangels MdlAnfr 1, 2 Martin Göttsching CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 12489A, B ZusFr Martin Göttsching CDU/CSU . . . 12489A Sitzung des Agrar-Ministerrates über die Bananenmarkt-Ordnung MdlAnfr 3 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BML . . 12489D ZusFr Horst Kubatschka SPD 12490 A Doping durch mit Mitteln des BMI bezahlte Leichtathletiktrainer MdlAnfr 68, 69 Uta Würfel F.D.P. Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 12490C, 12491B ZusFr Uta Würfel F.D.P. . . . 12490D, 12491B Verzögerung der einmaligen Ausgleichszahlung nach dem Kriegsfolgenbereinigungsgesetz an die in den neuen Bundesländern lebenden älteren Vertriebenen; Gründe für die Abweichung von der bisherigen Argumentation und für das geplante Vertriebenenzuwendungsgesetz MdlAnfr 5, 6 Hans-Joachim Hacker SPD Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12491D, 12492B ZusFr Hans-Joachim Hacker SPD 12491D, 12492 B Selbstfinanzierung des zusätzlichen Personals bei der Finanzverwaltung durch Eingang erheblicher Steuermehrbeträge MdlAnfr 18 Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12492D ZusFr Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU 12493A ZusFr Detlev von Larcher SPD 12493 C ZusFr Gunter Weißgerber SPD 12493 D ZusFr Joachim Poß SPD 12493 D ZusFr Manfred Hampel SPD 12494 A ZusFr Lydia Westrich SPD 12494 B Steuerausfälle durch Fehleinschätzung von Liebhabereibetätigungen MdlAnfr 19 Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12494 D ZusFr Heinz-Adolf Hörsken CDU/CSU 12495 A ZusFr Detlev von Larcher SPD 12495 C ZusFr Joachim Poß SPD 12495 D ZusFr Lydia Westrich SPD 12495 D Untersuchung der US-Truppenübungsplätze auf Umweltschäden MdlAnfr 14 Dr. Klaus Kübler SPD Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12496A ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD 12496C Verbesserung der Personalausstattung der Steuerverwaltung MdlAnfr 20 Karl-Josef Laumann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12496D ZusFr Karl-Josef Laumann CDU/CSU . 12497A ZusFr Manfred Hampel SPD 12497 B ZusFr Lydia Westrich SPD 12497 C Unterstützung der Länder bei der Bekämpfung des steuerlichen Mißbrauchs von Freizeitbeschäftigungen MdlAnfr 22 Klaus Riegert CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12497 D ZusFr Klaus Riegert CDU/CSU 12498A Verhinderung des steuerlichen Mißbrauchs von Freizeitaktivitäten MdlAnfr 23 Werner Ringkamp CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12498A ZusFr Lydia Westrich SPD 12498B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 III Umweltbelastungen durch Altlasten auf dem US-Schießplatz Siegenburg MdlAnfr 25 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr'in Michaela Geiger BMVg 12498C ZusFr Horst Kubatschka SPD 12498 D Entwicklung der Zahl der Selbstmorde und Selbstmordversuche bei der Bundeswehr seit ihrer Gründung MdlAnfr 26, 27 Dr. Sigrid Semper F.D.P. Antw PStSekr'in Michaela Geiger BMVg 12499A Externe Ausschreibung wissenschaftlicher Stellen in den drei neuen ostdeutschen Großforschungseinrichtungen MdlAnfr 53 Gunter Weißgerber SPD Antw PStSekr Bernd Neumann BMFT . 12499C ZusFr Gunter Weißgerber SPD 12499D ZusFr Wolf-Michael Catenhusen SPD . 12500A Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur Verkürzung der Ausbildungszeiten in Schulen und Hochschulen Dirk Hansen F.D.P. 12500C Eckart Kuhlwein SPD 12501C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 12502C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 12503B Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 12504 A Stephan Hilsberg SPD 12505 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. 12506C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . 12507B Günter Rixe SPD 12508 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 12509C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 12510C Doris Odendahl SPD 12511B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . 12512 B Nächste Sitzung 12513 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12515* A Anlage 2 Verschreibung pharmazeutischer Drogen, insbesondere von Codeinpräparaten, durch Ärzte an drogenabhängige Patienten; Umgehung des Betäubungsmittelgesetzes MdlAnfr 4 — Drs 12/4482 — Maria Eichhorn CDU/CSU SchrAntw PStSekr'in Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 12515' C Anlage 3 Nutzung der seit einem halben Jahr leerstehenden 99 ehemaligen US-Wohnungen durch die Gemeinde Bolanden/Pfalz MdlAnfr 9, 10 — Drs 12/4482 — Horst Sielaff SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Günther BMBau 12516* A Anlage 4 Schleppende Pachtverhandlungen der Treuhandanstalt mit Einzelbauern und Genossenschaften MdlAnfr 11 — Drs 12/4482 —Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12516* C Anlage 5 Weitere Nutzung des Geländes des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof und des früher von den britischen Streitkräften genutzten ,,Naafi-Hauses" am Theodor-Heuss-Platz MdlAnfr 12, 13 — Drs 12/4482 — Siegrun Klemmer SPD SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12516* D Anlage 6 Ausschöpfung der Steuereinnahmequellen vor einer Erhöhung von Abgaben und Steuern; steuerlicher Mißbrauch von Nebentätigkeiten MdlAnfr 15, 16 — Drs 12/4482 — Wolfgang Vogt (Düren) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12517* B Anlage 7 Aufstockung des Personals bei den Finanzämtern zur vollständigen Ausschöpfung von Steuereinnahmequellen MdlAnfr 17 — Drs 12/4482 — Heribert Scharrenbroich CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12517* D IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 Anlage 8 Sicherstellung des gesetzlichen Auftrags der Steuerverwaltung MdlAnfr 24 — Drs 12/4482 — Wolfgang Dehnel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 12518* A Anlage 9 Anwendung der „Grundsätze für die Personalauswahl" bei den drei neuen Großforschungseinrichtungen in Berlin, Leipzig/ Halle und Potsdam MdlAnfr 51, 52 — Drs 12/4482 — Dr. Emil Schnell SPD SchrAntw PStSekr Bernd Neumann BMFT 12518* B Anlage 10 Schleppende Beihilfebearbeitung beim Bundesgrenzschutz MdlAnfr 64, 65 — Drs 12/4482 — Simon Wittmann (Tännesberg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 12518* D Anlage 11 Durchsetzung der PDS mit ehemaligen Stasi-Mitarbeitern; Auswirkungen auf die Zielsetzung der Partei; Verhinderung einer Verletzung der Bannmeile um den Deutschen Bundestag im Zuge der zweiten und dritten Lesung des Asylrechtsänderungsgesetzes MdlAnfr 66, 67 — Drs 12/4482 — Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 12519* B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12443 145. Sitzung Bonn, den 10. März 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barbe, Angelika SPD 10. 3. 93 Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 10. 3. 93 Sabine Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 10. 3. 93 Büchler (Hof), Hans SPD 10. 3. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 10. 3. 93 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 3. 93 Fischer SPD 10.3.93 (Gräfenhainichen), Evelin Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 3. 93* Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 10. 3. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 10. 3. 93 Johannes Großmann, Achim SPD 10. 3. 93 Hasenfratz, Klaus SPD 10. 3. 93 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 10. 3. 93 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 10. 3. 93* Kittelmann, Peter CDU/CSU 10. 3. 93* Klemmer, Siegrun SPD 10. 3. 93 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 10. 3. 93 Kretkowski, Volkmar SPD 10. 3. 93 Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 10. 3. 93 Marten, Günter CDU/CSU 10. 3. 93 Mattischeck, Heide SPD 10. 3. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 10. 3. 93 Mischnick, Wolfgang F.D.P. 10. 3. 93 Müller (Pleisweiler), SPD 10. 3. 93 Albrecht Nelle, Engelbert CDU/CSU 10. 3. 93 Oesinghaus, Günther SPD 10. 3. 93 Pfuhl, Albert SPD 10. 3. 93 Dr. Pohl, Eva F.D.P. 10. 3. 93 Dr. Pohler, Hermann CDU/CSU 10. 3. 93 Reimann, Manfred SPD 10. 3. 93* Dr. Reinartz, Bertold CDU/CSU 10. 3. 93 Rempe, Walter SPD 10. 3. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 10. 3. 93 Ingrid Rühe, Volker CDU/CSU 10. 3. 93 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 3. 93 Helmut Schaich-Walch, Gudrun SPD 10. 3. 93 Schemken, Heinz CDU/CSU 10. 3. 93 Schmidt (Dresden), Arno F.D.P. 10. 3. 93 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 10. 3. 93 Hans Peter Dr. Schnell, Emil SPD 10. 3. 93 Dr. Sperling, Dietrich SPD 10. 3. 93 Dr. von Teichman, F.D.P. 10. 3. 93 Cornelia Tietjen, Günther SPD 10. 3. 93 Wetzel, Kersten CDU/CSU 10. 3. 93 Dr. Wieczorek CDU/CSU 10. 3. 93 (Auerbach), Bertram Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Wieczorek-Zeul, SPD 10. 3. 93 Heidemarie Zapf, Uta SPD 10. 3. 93 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Sabine Bergmann-Pohl auf die Frage der Abgeordneten Maria Eichhorn (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 4): Trifft es zu, daß zunehmend mehr Ärzte durch Verschreibung pharmazeutischer Drogen, insbesondere Codeinpräparate, das Betäubungsmittelgesetz umgehen und damit über die Krankenkassen drogenabhängige Patienten mit Ersatzdrogen versorgen, wenn ja, welche Maßnahmen werden erwogen, um den Mißbrauch zu beseitigen? Aus regelmäßigen Befragungen der Klientel ausgewählter Suchtberatungsstellen im Rahmen des EBIS- Systems (Einrichtungsbezogenes Informationssystem) ergibt sich, daß die Stoffe Codein und Dihydrocodein von Menschen mit Suchtproblemen in großem Umfang im Zusammenhang mit ihrer Sucht konsumiert werden. Von insgesamt 471 Befragten gaben 60 Personen in diesem Zusammenhang ein bestimmtes dihydrocodeinhaltiges Medikament an, das damit zugleich am häufigsten von insgesamt 145 verschiedenen Medikamenten genannt wurde; außerdem wurden 18 Mal andere Medikamente mit Codein oder Dihydrocodein angegeben. Nach diesen Zahlen nahmen somit im Jahre 1991 rund 17 Prozent der befragten Menschen mit Suchtproblemen (Alkohol, Medikamente oder illegale Drogen) ärztlich verschriebenes Codein oder Dihydrocodein ein. Die Zahlen für 1992 liegen mir noch nicht vor. Die Bundesregierung hatte erwogen, zwecks Eindämmung der „grauen Substitution" mit Codein und Dihydrocodein eine Absenkung der Wirkstoffgehalte der häufig mißbrauchten Präparate vorzunehmen. Der zuständige Sachverständigenausschuß beim Bundesgesundheitsamt lehnte jedoch diese Möglichkeit im Januar 1993 ab. Nach Auffassung der Sachverständigen sind die zugelassenen Konzentrationen unverzichtbar, um große Patientengruppen mit den benötigten Arzneimitteln gegen Reizhusten einerseits sowie starke Schmerzen andererseits zu versorgen. Für beide vorerwähnten Indikationen stehen nach Auskunft der Sachverständigen keine adäquaten Ausweichpräparate zur Verfügung, die ohne Betäubungsmittelrezept verschrieben werden können. Die Bundesregierung wird nun zusammen mit den obersten Landesgesundheitsbehörden prüfen, ob durch eine Nachweisführung der Apotheker über die rezepturmäßige Abgabe von Codein und Dihydrocodein an Ärzte der Mißbrauch von Codein eingeschränkt werden kann. Eine solche Nachweisführung würde es den Überwachungsbehörden der Länder u. U. ermöglichen, diejenigen Ärzte zu ermitteln, die 12516* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 regelmäßig auffallend große Mengen von Codeire rezeptieren. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Günther auf die Fragen des Abgeordneten Horst Sielaff (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 9 und 10): Ist die Bundesregierung bereit mir mitzuteilen, welcher wirtschaftliche Schaden durch Mietausfall sowie Kosten für Heizung und Bewachung dadurch entstanden ist, daß seit über einem halben Jahr im Weierhof, Gemeinde Bolanden (Pfalz) 99 hervorragend ausgestattete ehemalige US-Wohnungen leerstehen, und was tut die Bundesregierung, damit dieser leerstehende Wohnraum endlich so bald als möglich genutzt werden kann? Aus welchem Grunde ist die Bundesregierung nicht bereit, bei Bauten und Wohnungen ähnlich wie bei Grundstücken Verbilligungstatbestände in strukturschwachen und konversionsbelasteten Regionen gelten zu lassen, während die Bundesregierung zusieht, daß Gemeinden nicht in der Lage sind, dringend notwendigen Wohnraum zu erwerben oder anzumieten? Zu Frage 9: Bis 10. Dezember 1992 war die bundeseigene Siedlung „Weierhof" in Kirchheim-Bolanden den US-Streitkräften zur ausschließlichen Nutzung überlassen. Bis dahin sind Verluste für den Bundeshaushalt aufgrund eines im Rahmen der Abzugsplanungen der US-Streitkräfte gelegentlich unvermeidbaren Leerstandes nicht entstanden. Seit Rückgabe entstehen dem Bund für Betreuung, Bewachung und Beheizung der Siedlung monatliche Aufwendungen von rd. 31 000 DM. Zur Vermeidung von Leerständen hat die Oberfinanzdirektion Koblenz seit April 1992 mit der Gemeinde über die Veräußerung der Wohnsiedlung verhandelt. Die Gespräche sollen in beiderseitigem Interesse am 15. März dieses Jahres mit der als Erwerberin vorgesehenen Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Wohnungspolitik, fortgesetzt werden. Ebenfalls seit April 1992 hat die Oberfinanzdirektion Koblenz zur Vermeidung von Leerständen mit der Ortsgemeinde über den Abschluß eines Generalmietvertrages nebst Ankaufsverpflichtung verhandelt. Zum Abschluß dieses Vertrages ist es noch nicht gekommen. Der Bund ist weiter bereit, vor Veräußerung der Siedlung einen Generalmietvertrag abzuschließen. Zur Zeit entsteht dem Bund ohne Berücksichtigung der Aufwendungen für den Bauunterhalt ein Mietausfall von monatlich rd. 32 000 DM. Zu Frage 10: Die Haushaltsvermerke zur Förderung des Wohnungsbaus durch Grundstücksverbilligungen sehen eine Verbilligung bei der Veräußerung auch bebauter Grundstücke vor, wenn sie für den Wohnungsbau hergerichtet und verwendet werden. Diese Voraussetzung ist erfüllt, wenn bisher nicht für Wohnzwecke bestimmte Gebäude zu Wohnungen umgebaut oder vorhandene Wohnräume, die infolge der Änderung von Wohngewohnheiten nicht mehr für Wohnzwecke geeignet sind, unter wesentlichem Bauaufwand umgebaut werden. Für vorhandenen alsbald beziehbaren Wohnraum (wie in Kirchheim-Bolanden) sowie für Wohnungen, die (wie häufig in den alten Bundesländern) mit vertretbarem Aufwand hergerichtet werden können, kann nach den einschlägigen Vermerken keine Verbilligung gewährt werden. Dies würde nicht zu einer Vermehrung des Wohnraumbestandes beitragen und die Mittel für die Programme zur Schaffung neuen Wohnraums beschränken. Für die Förderung des Erwerbs bestehender Wohnungen durch Preisnachlässe hat der Bund im übrigen keine Finanzierungskompetenz. Im Rahmen des Vermittlungsverfahrens zum Steueränderungsgesetz 1992, zur Neufassung des Gesetzes zur Aufhebung des Strukturhilfegesetzes und zur Aufstockung des Fonds „Deutsche Einheit" ist überdies der Umsatzsteueranteil der Länder in den Jahren 1993 und 1994 von 35 auf 37 % erhöht worden, damit sie die strukturpolitischen Folgen des Truppenabbaus in eigener Verantwortung bewältigen können. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hans-Hinrich Knaape (SPD) (Drucksache 12/4482 Frage 11): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Treuhandanstalt den Abschluß von langfristigen Pachtverträgen über die von ihr verwalteten Böden in den neuen Bundesländern an Einzelbauern und Genossenschaften zögernd und langwierig verhandelnd betreibt und dadurch die Existenz der bäuerlichen Betriebe gefährdet ist? Die Bodenverwertung und -verwaltungs GmbH sah sich am Abschluß langfristiger Pachtverträge solange gehindert, wie sie sich vorher bezüglich jedes einzelnen Flurstücks über die Nichtanmeldung von Restitutionsansprüchen nach dem Vermögensgesetz vergewissern mußte. Nachdem die Belange etwaiger Restitutionsberechtigter, wie auch der Pächter bei Restitutionsfällen jetzt durch neugestaltete Pachtverträge gewahrt werden, ist dieses Hemmnis weggefallen. Damit kann für die Zukunft von einem schnelleren Abschluß der Pachtverträge ausgegangen werden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Fragen der Abgeordneten Siegrun Klemmer (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 12 und 13): Welche detaillierte Rechtsauffassung vertritt die Bundesregierung bezüglich der Eigentümerschaft für das Gelände des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof und wäre sie bereit, falls sie sich selbst als Eigentümer sieht und diese Auffassung sich durchsetzt, bei einer Veräußerung des Geländes dem Wunsch des Berliner Senats zu entsprechen und im Interesse der weiteren Nutzung des Standorts durch mittelständische (Medien-)Betriebe die Kaufpreisforderungen in einer Höhe zu halten, die eine solche Nutzung möglich macht? Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12517* Welchen Grund gibt es dafür, daß das „Naafi-Haus" am Theodor-Heuss-Platz in Berlin, das bis dahin von den britischen Alliierten genutzt wurde und nun der Bundesregierung gehört, seit über zwei Jahren leersteht, und welcher Nutzung gedenkt sie dieses Gebäude zuzuführen, wobei zu berücksichtigen ist, daß das Gebäude während des andauernden Leerstands zu verwahrlosen droht (Tauben haben sich eingenistet) und von seiten des Bezirks Charlottenburg großes Interesse besteht, zumindest einen Teil der Räume, insbesondere ein ehemaliges Kino, für kommunale Zwecke zu nutzen? Zu Frage 12: Zu dem Gelände des ehemaligen DDR-Fernsehens in Berlin-Adlershof gehören auch mehrere Grundstücke, die vor Überführung in „Volkseigentum" dem Deutschen Reich gehörten. Hier ist streitig, wer jetzt Eigentümer dieser Flächen ist. Der Bund vertritt die Meinung, es handele sich gemäß Art. 21 Abs. 3 des Einigungsvertrages um Bundesvermögen. Der Streit um das Eigentum hindert aber nicht den Ausbau des Medienstandortes. Zwischen dem Bund und dem Land Berlin besteht Einvernehmen, die Grundstücke dem Land zuzuordnen und die Frage, ob dafür ein Ausgleich zu zahlen ist, anschließend zu klären. Sollte sich der Bund mit seiner Auffassung zum Eigentum durchsetzen, so müßte der Verkehrswert der Grundstücke erstattet werden. Eine Verbilligung ist nicht möglich. Ob das Land seinerseits das Gelände zu günstigeren Konditionen an Firmen weiterveräußert, vermag der Bund nicht zu beurteilen. Zu Frage 13: Das Naafi-Haus ist im Dezember 1991 von den britischen Streitkräften in die Verwaltung des Bundes übergegangen. Auf Wunsch des Landes Berlin sollte es sodann durch den Sender Freies Berlin zwischengenutzt werden, der eigene Gebäude zum Zwecke der Asbestsanierung vorübergehend freimachen mußte. Ende 1992 hat der Sender Freies Berlin mitgeteilt, daß er das Naafi-Haus nicht benötige. Dies ist der Grund für den langen Leerstand. An der Liegenschaft besteht Bundesbedarf. Offen ist noch, ob dort Bundesdienststellen oder andere Einrichtungen untergebracht werden. Eine Entscheidung soll in Kürze getroffen werden. Dabei wird auch geklärt, ob ein Teil des Gebäudes, z. B. das frühere Kino, für kommunale Zwecke zur Verfügung gestellt werden kann. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Fragen des Abgeordneten Wolfgang Vogt (Düren) (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 15 und 16): Teilt der Bundesminister der Finanzen die Auffassung, daß der Staat dafür zu sorgen hat, daß zunächst die Steuereinnahmequellen voll ausgeschöpft werden müssen, bevor Abgaben und Steuern erhöht werden? Wie hoch schätzt das Bundesministerium der Finanzen den Aufkommensverlust bei der Einkommensteuer (entsprechend den Aufkommensanteilen der Gebietskörperschaften) in den Jahren 1990 bis 1993 vor dem Hintergrund, daß Steuerpflichtige vermehrt mit der Erklärung von Verlusten aus Nebentätigkeiten in mißbräuchlicher Weise die Steuern mindern, die sich aus ihren positiven Haupteinkünften ergeben würden? Zu Frage 15: Der Bundesfinanzminister teilt diese Auffassung mit der Einschränkung, daß das Ziel eine effiziente Ausschöpfung der Steuerquellen sein muß. Das Bundesministerium der Finanzen versucht dieses Ziel in ständiger Abstimmung mit den obersten Finanzbehörden der Länder auch zu erreichen. Zu Frage 16: Über eine mißbräuchliche Erklärung von Verlusten aus Nebentätigkeiten liegen hier keine statistischen Daten vor. Die Rechtsvorschriften zum Verlustausgleich und die dazu ergangene Rechtsprechung, insbesondere zur Abgrenzung der „Liebhaberei", bieten ausreichende Möglichkeiten, dem Mißbrauch auf diesem Gebiet zu wehren. Die dazu geeigneten und notwendigen Ermittlungen und Prüfungen im Rahmen der Verwaltung des Einkommensteuergesetzes obliegen nach der Finanzverfassung den Ländern. Die Finanzämter haben in derartigen Fällen gute Kontrollmöglichkeiten. Bei Anlaufverlusten aus Nebentätigkeiten erfolgt die Steuerfestsetzung in der Regel unter dem Vorbehalt der Nachprüfung. Sofern nachhaltig keine Gewinne eintreten und die Nebentätigkeit steuerlich als Liebhaberei einzustufen ist, erfolgt eine rückwirkende Neufestsetzung ohne Anerkennung der Verluste mit Nacherhebung der zuwenig einbehaltenen Einkommensteuer. Endgültige Steuerausfälle durch mißbräuchliche Inanspruchnahme von Verlusten aus Nebentätigkeiten dürften daher nur in verhältnismäßig geringem Umfang eintreten. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Heribert Scharrenbroich (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 17): Teilt der Bundesminister der Finanzen die Auffassung, daß für eine vollständige Ausschöpfung der Steuereinnahmequellen zeitnah das Personal bei den Finanzämtern aufgestockt werden muß? Die Vorstellung, daß die Steuereinnahmequellen vollständig ausgeschöpft werden könnten, halte ich für utopisch. Sie hat Züge einer Orwell'schen Schrekkensvision. Es wäre weder verhältnismäßig noch wirtschaftlich, sich diesem Ziel zu nähern. Vielmehr geht es darum, die Steuergesetze unter Aufkommensgesichtspunkten effizient zu vollziehen. Dies ist eine Aufgabe der Länder, die aber durch die unbefriedigende Personalsituation in der Steuerverwaltung erheblich erschwert wird. Ich habe dazu in letzter Zeit wiederholt Stellung nehmen dürfen. Den Finanzministern der Länder liegt nunmehr der „Bericht über die Entwicklung der Arbeits- und Personallage in der Steuerverwaltung der alten Länder seit 1987" mit 12518* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 einer Bestandsaufnahme und mit Vorschlägen der für die Organisation der Steuerverwaltung zuständigen Abteilungsleiter des Bundes und der Länder vor. Die Vorschläge sollen in einer der nächsten Sitzungen der Finanzministerkonferenz erörtert werden. Ich bitte um Verständnis, daß die Bundesregierung diesen Beratungen nicht vorgreifen und sich deshalb zum Inhalt der Vorschläge nicht äußern möchte. Unabhängig davon wird eine zeitnahe Aufstockung des Personals in den Finanzämtern, das heißt die Einstellung zusätzlicher qualifizierter Steuerfachleute, im Hinblick auf die Personalstruktur, den mehrjährigen Ausbildungsvorlauf und die Ausbildungskapazität in der Steuerverwaltung unter keinen Umständen zu erwarten sein. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Joachim Grünewald auf die Frage des Abgeordneten Wolfgang Dehnel (CDU/ CSU) (Drucksache 12/4482 Frage 24): Welche Vorstellungen hat der Bundesminister der Finanzen in Zusammenarbeit mit den Ländern entwickelt, um den gesetzesvollziehenden Auftrag der Steuerverwaltung insoweit sicherzustellen? Der Bundesminister der Finanzen hat im Januar 1970 eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit mit den Ländern getroffen. Danach tragen die Länder Fragen von grundsätzlicher Bedeutung an den Bundesminister der Finanzen heran und richten sich nach dessen Lösungsvorschlag, wenn die Mehrheit von ihnen nicht widerspricht. Auf der anderen Seite haben sich die Länder verpflichtet, gegen den Willen des Bundesministers der Finanzen keine eigenen Weisungen herauszugeben. Diese Vereinbarung gilt jedoch nicht auf dem Gebiet der Organisation und des Personalwesens. In diesen Bereichen entscheiden die Länder in eigener Zuständigkeit; eine Weisungsbefugnis des Bundesministers der Finanzen besteht nicht. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Neumann auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Emil Schnell (SPD) (Drucksache 12/4482 Fragen 51 und 52): Wird in den drei neugegründeten Großforschungseinrichtungen (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin, Umweltforschungszentrum in Leipzig/Halle, Geoforschungszentrum in Potsdam) bislang der in den „Grundsätzen für die Personalauswahl" vom 19. September 1991 empfohlene Grad der Durchmischung (max. ca. 10 % westdeutsche und ausländische Wissenschaftler) eingehalten? Welche Maßnahmen will die Bundesregierung ggf. ergreifen, um die Einhaltung dieses Wertes sicherzustellen? Die zentrale Bedeutung der „Grundsätze für die Personalauswahl" vom 19. September 1991 lag in der vernünftigen Abwägung von 1. inhaltlichem und personellem Erneuerungsbedarf der Einrichtungen, 2. dem Interesse bisheriger Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften an der Erneuerung ihrer Beschäftigungsverhältnisse, 3. der Notwendigkeit, die Forschung in Ost- und Westdeutschland im Wege der „Durchmischung" auch personell zusammenzuführen und 4. der Wahrung zentraler sozialer Belange. Das Prinzip der „Durchmischung" baut dabei auf dem Grundsatz der personellen Kontinuität auf. Dort, wo in neugeschaffenen Einrichtungen frühere Arbeitsinhalte weitergeführt werden, gilt dieser Grundsatz der personellen Kontinuität, der u. a. dadurch gewährleistet werden soll, daß der Anteil der Wissenschaftler aus den alten Bundesländern oder dem Ausland nicht 10 % überschreitet. Geoforschungszentrum (GFZ), Max-Delbrück-Centrum (MDC) und Umweltforschungszentrum (UFZ) sind nach anderen Kriterien zu bewerten. Bei ihnen handelt es sich um inhaltlich ganz neu konzipierte Einrichtungen, bei denen der Grundsatz personeller Kontinuität nicht angewendet werden kann. Für die neuen Aufgabenstellungen gab es aus den neuen Bundesländern nicht ausreichend qualifizierte Bewerber, um die 10 %-Grenze einhalten zu können. Deshalb liegt der bisherige Anteil westdeutscher Wissenschaftler bei diesen Einrichtungen höher: 14 % beim UFZ, 30,5 % beim GFZ und 14,8 % beim MDC. Auch und unter Einschluß dieser drei Einrichtungen liegt der durchschnittliche Anteil westdeutscher Wissenschaftler in den neuen Forschungseinrichtungen der neuen Bundesländer aber unter 10 %. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen des Abgeordneten Simon Wittmann (Tännesberg) (CDU/CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 64 und 65): Warum dauert die Bearbeitung von Beihilfeanträgen für Beamte des Bundesgrenzschutzes beim Grenzschutzpräsidium Süd — München circa 3 Monate, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um diesen für die betroffenen Beamten unzumutbaren Mißstand zu beheben? Teilt die Bundesregierung die Meinung, daß mit einer Verlagerung der Beihilfebearbeitung des Bundesgrenzschutzes in eine strukturschwache Region wie die Oberpfalz mehr motivierte und einsatzbereite Arbeitskräfte rekrutiert werden können, und wie begründet die Bundesregierung ihre Haltung? Zu Frage 64: Wenn in wenigen Einzelfällen die Bearbeitung der Beihilfeanträge eine Zeit von bis zu drei Monaten in Anspruch nimmt, ist dies im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß sich die Zahl der Beihilfeanträge seit Übernahme der Bahnpolizei in den BGS am 1. April 1992 mehr als verdoppelt hat. Hinzu kommt, daß sich die ehemaligen Angehörigen der Deutschen Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1993 12519* Bundesbahn kurzfristig auf das für sie neue System der Beihilfegewährung umstellen mußten. Dies erfordert eine intensive und zeitaufwendige Betreuung durch die Beihilfestelle. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liegt nach Auskunft des Grenzschutzpräsidiums allerdings unter drei Monaten. Zur Beschleunigung der Verfahren und Verkürzung der Bearbeitungszeiten wird der Bundesminister des Innern die Beihilfestelle des Grenzschutzpräsidiums Süd personell verstärken und die Bürotechnik effektiver ausstatten. Zu Frage 65: Die Meinung wird von der Bundesregierung nicht geteilt. Das in den Beihilfestellen der Grenzschutzpräsidien eingesetzte Personal ist überdurchschnittlich motiviert und einsatzbereit. Soweit es sich — wie hier beim Grenzschutzpräsidium Süd — in Einzelfällen als notwendig erweisen sollte, zusätzliches Personal einzustellen, kann nur auf qualifizierte Kräfte zurückgegriffen werden, die ggf. auch in strukturschwachen Gebieten gewonnen werden können. Eine organisatorische Auslagerung der Beihilfebearbeitung ist nicht angebracht, da mit ihr kein Rationalisierungsgewinn verbunden wäre. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/ CSU) (Drucksache 12/4482 Fragen 66 und 67): Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Lander vor, daß die PDS von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern durchsetzt ist und wie sich das auf die politische Zielsetzung der SED-Nachfolgepartei auswirkt, und welche sind das ggf.? Was beabsichtigt die Bundesregierung gegen die angekündigte Verletzung der Bannmeile um den Deutschen Bundestag — im Zuge der zweiten und dritten Lesung des Gesetzes zur Änderung des Asylrechtes — zu unternehmen? Zu Frage 66: Die PDS ist außer einigen linken Splittergruppen die einzige Partei, die sich für die Interessen der ehemaligen MfS-Mitarbeiter einsetzt. Der PDS gehören auf allen Ebenen ehemalige hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter des MfS an. Detaillierte Einzelerkenntnisse im Sinne der Fragestellung liegen jedoch nicht vor. Es ist bereits im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 1991 Seite 53 darauf hingewiesen worden, daß die PDS stark mit ehemaligen MfS-Mitarbeitern — früher „Schwert und Schild der SED" — durchsetzt ist. Die PDS bemüht sich um ehemalige MfS-Mitarbeiter. So heißt es in einem Beschluß vom 3. Parteitag der PDS (29.-31. Januar 1993 in Berlin) u. a.: „Die Gewinnung von ehemaligen Angehörigen bewaffneter Organe einschließlich ehemaliger MfS-Mitarbeiter für das Engagement in einer demokratischen sozialistischen Partei liege im Interesse der Stärkung der demokratischen Substanz einer Gesellschaft." Hinsichtlich der politischen Zielsetzung meine ich, daß diese Erkenntnisse und Bekenntnisse das Bild dieser Partei genügend kennzeichnen. Sie setzt offensichtlich Traditionen der früheren SED fort. Zu Frage 67: Die Bundesregierung wird die für den Tag der zweiten und dritten Lesung des Gesetzes zur Änderung des Asylrechts in Bonn angekündigten demonstrativen Aktivitäten im Vorfeld weiter sorgfältig beobachten und mit der Verwaltung des Deutschen Bundestages und den zuständigen Polizeidienststellen des Landes Nordrhein-Westfalen engen Kontakt halten, um einen möglichst störungsfreien Verlauf der Plenardebatte zu gewährleisten. Dabei geht die Bundesregierung davon aus, daß Versammlungen, die ohne Genehmigung am Tag der Plenardebatte innerhalb der Bannmeile stattfinden, von der für die Durchsetzung des Bannmeilenverbots zuständigen Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen durch geeignete Maßnahmen bereits im Vorfeld verhindert oder — sofern dies nicht möglich ist — durch unmittelbares, lageangepaßtes Einschreiten vor Ort unterbunden werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Ulrich Klose


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich beginne mit einem Zitat:
    Die deutsche Wirtschaft braucht endlich Klarheit. Die bisherige Situation ist tödlich für Investoren. Das muß aufhören.
    Worte von Graf Lambsdorff, gesprochen Ende Februar. Ich stimme ihnen zu.

    (Beifall der Abg. Ingrid Matthäus-Maier [SPD])

    Ich ergänze: Aufhören muß das dauernde Gerede über Handlungsbedarf. Es muß endlich gehandelt werden.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P. — Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Jetzt wollen wir einmal wissen, wie!)

    — Seien Sie vorsichtig mit dem Klatschen, sonst spekulieren die da oben auf der Pressetribüne wieder mit der Großen Koalition.

    (Widerspruch des Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU])

    — Sie sind ja ein kluger Mensch.

    (Heiterkeit bei der SPD — Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Ich habe meinen Freunden gesagt, sie sollen klatschen, weil Sie es so schwer haben!)

    Die Aufgaben sind klar. Erstens. Die deutsche Wirtschaft durchläuft derzeit eine Krise, die nicht mehr nur konjunkturell begründet ist. Es handelt sich um eine Strukturkrise. Deren Lösung müßte das zentrale Anliegen der Regierung sein, ist es aber schon deshalb nicht, weil der neue Wirtschaftsminister offenbar entschlossen ist, nichts zu tun. Wirtschaft findet statt in der Wirtschaft, hat er gesagt;

    (Dr. Otto Graf Lambsdorff [F.D.P.]: Das ist ein sehr guter Satz!)

    ideologisches Kredo liberaler Wirtschaftspolitik, die die Probleme lediglich registriert, statt sie zu lösen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wie so einer mit dieser Haltung die Stahlkrise bewältigen und den Stahlkochern in Duisburg-Rheinhausen Hoffnung machen will, ist mir ein Rätsel. Aber wahrscheinlich will er das gar nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Die Lebensverhältnisse in Deutschland zeichnen sich aus durch west-östliche Gespaltenheit und Instabilität. Die Verarmungsprozesse, die wir im
    Westen seit etwa einem Jahrzehnt schleichend und heute überfallartig in besonderer Ausprägung im Osten der Republik erleben, schreiten fort und verschärfen die vorherrschende soziale Unzufriedenheit und politische Unsicherheit.
    Die Zahl der Sozialhilfeempfänger hat sich von 1982 bis 1992 verdreifacht. Eine überproportional hohe Zahl von Kindern und Jugendlichen lebt in Haushalten, die auf Sozialhilfe angewiesen sind — eine erschreckende Bilanz, Ihre Bilanz, Herr Bundeskanzler.

    (Beifall bei der SPD)

    Drittens. Die tatsächliche Unfähigkeit der Regierung, die Probleme zu erkennen und zu lösen, ist der eigentliche Grund für das negative Urteil der Bevölkerung über Politiker. Noch trifft diese Kritik nur die Politik und nicht das System. Was aber, wenn mit dem Glauben an die Poltiker auch der Glaube an die Demokratie schwindet? Ist es völlig abwegig, bestimmte Aspekte des hessischen Kommunalwahlergebnisses so zu deuten? Wir müssen sie so deuten, kritisch und selbstkritisch.
    Viertens. Das Gerede über die gewachsene außenpolitische Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland kontrastiert auffällig mit der Dürftigkeit außen- und sicherheitspolitischer Entwürfe. Wenn am Ende die Frage der außenpolitischen Glaubwürdigkeit Deutschlands an seiner Bereitschaft zur militärischen Intervention gemessen und die Stärke der Bundeswehr ausschließlich haushaltsmäßig definiert werden, dann haben sowohl der Außenminister wie auch der Verteidigungsminister Anlaß, über ihren Verbleib in dieser Regierung nachzudenken.

    (Beifall bei der SPD)

    In dieser Situation, die — ich wiederhole es — gekennzeichnet ist durch Gespaltenheit und Unsicherheit,

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Hessen läßt grüßen!)

    wird seit einem halben Jahr über einen Solidarpakt geredet, bei dem es nach allem, was wir bisher gehört, gelesen und miterlebt haben, aber gar nicht um Solidarität, sondern um Finanzen und Finanzverteilung geht.

    (Zuruf von der F.D.P.: Wo sind denn Ihre Länder?)

    Der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Werner Münch, hat es gerade heute morgen in einem Interview mit der „BZ" bestätigt, indem er sagte — ich zitiere ihn wörtlich —:
    Der Solidarpakt Ost ist bisher ein Haushaltskonsolidierungsprogramm West.
    Recht hat er.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre. Die deutsche Einheit, dieser Glücksfall der deutschen Geschichte, wird heruntergeredet auf das Niveau von Haushaltskungelei:

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)




    Hans-Ulrich Klose
    Wer bekommt was, wer zahlt wieviel, und wie verpakken wir das alles, damit die Wahrheit nicht offenbar wird, daß nämlich Solidarität ohne Opferbereitschaft der vielen nicht funktioniert?

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Wahrheit konnte und wollte der Herr Bundeskanzler den Westdeutschen nicht zumuten. Genau das ist der Kern des Problems. Das wissen Sie auch, meine Damen und Herren von der Koalition. Im persönlichen Gespräch sind Sie nämlich sehr wohl bereit zuzugeben, daß Ihre Aussage vor der Bundestagswahl 1990 „keine Steuererhöhungen" falsch war — und ja auch korrigiert werden mußte —

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    und daß der Wegfall des Solidaritätszuschlags durch nichts anderes begründet war als durch Ihre Angst, einmal mehr bei einer Steuerlüge ertappt zu werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Dies, Herr Bundeskanzler, ist die Wahrheit. Wenn Sie jetzt mit uns über einen Solidarpakt verhandeln wollen, dann sollten Sie sich endlich dazu durchringen, den Menschen die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit lautet: Die Schwierigkeiten, in denen wir stecken, die Herausforderungen, vor die wir uns gestellt sehen, sind ohne eine Kraftanstrengung aller, sind ohne Einschnitte und ohne Opfer nicht zu meistern. — Diese Wahrheit ist bitter, aber es ist die Wahrheit, und mit dem Aussprechen der Wahrheit sollten Sie beginnen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Und Sie blockieren alles!)

    Daß Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, sich dazu bis heute nicht oder nur schwer durchringen können, zeigen allein schon Ihre Versuche, die Wahrheit semantisch zu vertuschen. Zwei Kunstgriffe sind offensichtlich.
    Da die finanziellen Probleme ja nicht mehr zu leugnen sind, muß jedenfalls der Eindruck erweckt werden, daß andere für das Zustandekommen dieser Probleme verantwortlich sind.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt das vielleicht nicht!)

    Daher die Begriffe „Erblast" oder „Erblastfonds", womit doch gesagt werden soll, Sie von der Koalition hätten all diese Probleme nur geerbt, seien also für deren Entstehung nicht verantwortlich. Das ist freilich nur ein Teil der Wahrheit.

    (Beifall bei der SPD)

    Den anderen Teil der Wahrheit, nämlich daß Sie die finanziellen und ökologischen Probleme durch die unwahrhaftige und unsolide Kreditfinanzierung der deutschen Einheit verschärft haben, daß Sie den Prozeß des Wiederaufbaus durch die falsche Eigentumsregelung verhindert haben,

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    daß Sie den Verlust von Arbeitsplätzen mitverursacht
    haben, weil Sie zumindest in der schwierigen Anfangsphase keinerlei Anstrengungen unternommen
    haben, um den ostdeutschen Unternehmen auf dem Weg in die Marktwirtschaft zu helfen, vertuschen Sie durch die Verwendung des Wortes „Erblast".

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste — Zuruf von der CDU/CSU)

    Das ist genauso, wie Sie sich auch bis heute nicht trauen, von notwendigen Steuerhöhungen zu reden. Bei Ihnen heißt das „Einnahmeverbesserungen". Sie verbessern die Einnahmen, und wir Sozialdemokraten erhöhen die Steuern. Diese Sprachregelung hätten Sie gern. Aber ich sage Ihnen: Dies ist nicht die Sprache der Wahrheit, sondern dies ist die Sprache der Manipulation.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Wir Sozialdemokraten reden nicht drum herum.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Wir halten Steuererhöhungen für unvermeidlich, wenn nicht nur die Finanzierung der deutschen Einheit gesichert, sondern diese Einheit auch positiv gestaltet werden soll. Es geht um Arbeitsplätze, um Wohnungen, um soziale Sicherheit und um Umweltschutz. Darum geht es in ganz Deutschland und vor allem in Ostdeutschland.

    (Beifall bei der SPD)

    Deshalb fordern wir ein ökologisch orientiertes Zukunftsinvestitionsprogramm für die ostdeutschen Länder; wir fordern ein zusätzliches Wohnungsbauprogramm für Ost und West; wir fordern den Erhalt der noch vorhandenen industriellen Arbeitsplätze im Osten; wir fordern Vermarktungshilfen für ostdeutsche Produkte; wir fordern arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und deren Verstetigung zur Milderung der hohen Arbeitslosigkeit vor allem im Osten der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Was fordern Sie nicht?)

    Wir Sozialdemokraten wissen, daß diese zusätzlichen Maßnahmen und die Finanzierung der schon entstandenen Kosten der deutschen Einheit viel Geld kosten, daß schwierige Entscheidungen zu treffen sind. Wir sind auch als Oppositionspartei bereit, die notwendigen Entscheidungen mitzutragen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wo?)

    Wir wissen, daß gespart werden muß, und wir wissen, daß die Steuern erhöht werden müssen. Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, wissen das auch. Nur sind Sie ganz offensichtlich nicht in der Lage, die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Dazu reicht die Einigungskraft in der Koalition wohl nicht mehr aus. Wenn nach langem Hin und Her dann endlich doch einmal eine Entscheidung getroffen wird, dann wird diese in einer Art von politischem Possenspiel umgehend wieder einkassiert, wie jüngst geschehen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Nicht wir, Herr Bundeskanzler, verweigern uns, sondern Ihre eigene Fraktion tut das, und zwar mit



    Hans-Ulrich Klose
    einer Unbekümmertheit, die unsereinen, der ja auch mancherlei gewöhnt ist, nur staunen läßt.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Sie erinnern sich vielleicht, Herr Bundeskanzler, daß wir Sozialdemokraten von Anfang an unsere Bereitschaft erklärt haben, Mitverantwortung für die Gestaltung der deutschen Einheit zu übernehmen.

    (Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Wo?)

    Sie haben dieses Angebot nicht nur einmal, sondern dreimal zurückgewiesen.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Sie haben alles abgelehnt!)

    Jetzt, da Sie nicht mehr weiterwissen, verlangen Sie, wir sollten ganz schnell an Bord kommen und ja und amen sagen zu allem, was Sie vorschlagen, wobei bis heute nicht völlig klar ist, wozu wir eigentlich ja sagen sollen. Das ändert sich ja von einem Tag auf den anderen.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch das, was Sie heute vorlegen, wird die nächsten Tage nicht überstehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nein, Herr Bundeskanzler, wir verweigern uns nicht. Wir wollen einen Solidarpakt, der diesen Namen verdient. Aber wir sind nicht bereit, jeden Unsinn durch unsere Zustimmung zu sanktionieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Um es noch einmal im Klartext zu sagen: Die SPD-Bundestagsfraktion wird in Zeiten zunehmender Verarmungsprozesse, wachsender Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot Kürzungen bei der Sozialhilfe und bei Arbeitslosengeld und -hilfe nicht zustimmen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste)

    Und kommen Sie uns, meine Damen und Herren von der Koalition, bitte nicht mit dem Argument, daß die Sozialhilfe schon deshalb abgesenkt werden müsse, weil es sich sonst nicht mehr lohne, zu arbeiten. Es mag ja richtig sein,

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Es ist richtig!)

    daß der Postzusteller mit Frau und zwei Kindern nur unwesentlich mehr durch Arbeit verdient,

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    als der Sozialhilfeempfänger für seine Familie mit drei oder vier Kindern an Unterstützung erhält. Das mag ja so sein. Aber wenn es so ist, dann sollten Sie schleunigst über die Einkommenssituation in den unteren Gehaltsgruppen des öffentlichen Dienstes nachdenken.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD — Beifall bei der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN — Dr. Klaus Rose [CDU/ CSU]: Monika macht das schon!)

    Dann sollten Sie darüber nachdenken, wie diese
    geringen Einkommen durch steuerliche Entlastung
    erhöht werden können. Das Problem aber durch Absenkung der Sozialhilfe zu lösen, wie es wohl auch der Familienministerin vorschwebt, das jedenfalls machen wir schon deshalb nicht mit, weil Solidarität auf diese Art und Weise zerstört und die Spaltung der Gesellschaft vertikal und horizontal verschärft wird. Was hat das alles noch mit Solidarität zu tun?!

    (Beifall bei der SPD — Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Mißbrauch!)

    Herr Bundeskanzler, Sie sagen bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit, Leistung müsse sich wieder lohnen, und ich widerspreche Ihnen gar nicht. Aber ich widerspreche entschieden, wenn diese Leistungsgesellschaft mit konservativer Hilfe zur Ellenbogengesellschaft verkommt, in der das Prinzip der Rücksichtslosigkeit faktisch Vorrang vor dem Prinzip der sozialen Gerechtigkeit hat.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste — Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist doch billig, viel zu billig! — Dr. Klaus Rose [CDU/ CSU]: Die Rede halten Sie zu spät! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich kann Ihnen nur einmal mehr dringend raten, die bestehende soziale Schieflage bei der Finanzierung der deutschen Einheit zu beseitigen. Leider enthalten Ihre Vorschläge dazu nichts. Im Gegenteil: Die Einschnitte im sozialen Bereich verschärfen diese Schieflage.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Genau das Gegenteil ist der Fall!)

    Dies muß, wenn Sie unsere Zustimmung wollen, geändert werden: sei es durch Einführung einer Arbeitsmarktabgabe, sei es durch Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags in der von uns vorgeschlagenen Form der Ergänzungsabgabe, also unter Schonung der unteren Einkommensgruppen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir schlagen beides vor, wohl wissend, daß diese Vorschläge keine Begeisterungsstürme auslösen; das erwarten wir auch gar nicht. Die Bevölkerung aber kann von der Politik erwarten, daß sie die für alle erkennbaren Probleme nicht nur analysiert, sondern auch anpackt. Und anders als Sie glauben wir, daß die Bevölkerung bereit ist, notwendige Belastungen zu akzeptieren, wenn sie das Gefühl haben kann, daß es bei der Verteilung der Belastungen gerecht zugeht, und gesagt wird, wofür die Mehreinnahme verwendet werden soll. Wahrheit, Klarheit, Gerechtigkeit — darum geht es. Ohne Gerechtigkeit gibt es keine Solidarität!

    (Anhaltender Beifall bei der SPD — Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Von notwendigen Steuererhöhungen, Herr Bundeskanzler, reden auch Sie. Aber Sie wollen sie auf später verschieben, weil sie heute nicht in die konjunkturelle Landschaft passen.

    (Zuruf von der SPD: Die wollen die Wahlen gewinnen!)

    Das ist immerhin ein Argument.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)




    Hans-Ulrich Klose
    Aber seit wann ist es ein Argument, daß Sie, Herr Bundeskanzler, wirklich bekümmert?
    Bei den Steuererhöhungen der vergangenen zweieinhalb Jahre haben Sie dieses Argument stets mit leichter Hand beiseite geschoben, zuletzt bei der Erhöhung der Mehrwertsteuer. Diese Steuererhöhungen — sozial ungerecht wie jede Verbrauchsteuererhöhung — haben der Konjunktur geschadet. Und es schadet der Wirtschaft heute — insofern haben Sie, Graf Lambsdorff, wahrlich recht —, wenn über die Finanzierung der deutschen Einheit, über Steuererhöhungen jetzt oder später, monatelang gerätselt oder gekungelt wird.
    Die Wirtschaft weiß sehr wohl, daß wir uns in einer außerordentlichen finanziellen Belastungssituation befinden. Sie weiß, daß Steuererhöhungen unvermeidlich sind. Sie wünscht und braucht aber Klarheit, wohin die Reise gehen soll. Verläßliche Daten sind gefragt, nicht Schönheitsoperationen à la Standortsicherungsgesetz.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Spitzensteuersätze abzusenken und zugleich die Abschreibungsbedingungen zu verschlechtern — das mag Ihr Beitrag zur Wirtschaftspolitik sein.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Fragen Sie einmal Herrn Spöri!)

    Wir halten diesen Weg — gerade in der jetzigen Wirtschaftslage — für falsch und kontraproduktiv. Dann wäre es allemal besser, die angekündigte Senkung der Unternehmensbesteuerung um zwei oder drei Jahre zu verschieben, sie dann aber so zu realisieren, daß der angestrebte ökonomische Effekt, die Verbesserung der Investitionskraft der Unternehmen, auch eintritt.
    Die Wirtschaft weiß, daß finanzielle Entlastungen jetzt nicht möglich sind. Sie akzeptiert durchaus, daß besondere Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Verhältnisse in Deutschland zum Besseren zu wenden und die Finanzen zu ordnen. Darauf, Herr Bundeskanzler, sollten Sie sich konzentrieren, statt in Pressekonferenzen Haifisch zu spielen.

    (Heiterkeit und Zustimmung bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Nicht Kraftmeierei, sondern solide Arbeit ist gefragt. Was uns heute vorgestellt worden ist, verdient diese Charakterisierung nicht. Der Nachtragshaushalt plus Beiwerk ist weder solide, noch zeugt er von der notwendigen politischen Kraft für einen Neuanfang.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich erlaube mir, Herrn Barbier — kein Sozialdemokrat — zu zitieren:
    Es geht um das Geld der Bürger, um das Schicksal von Millionen von Arbeitnehmern und um die Robustheit und die Innovationskraft der Unternehmen.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Aber Ihnen geht es nicht darum!)

    Das ist kein Stoff für Kaspereien und Intrigen. Wie gesagt, Worte von Herrn Barbier, kein Sozialdemokrat.
    Meine Damen und Herren, wer mich kennt, weiß: Ich bin keiner, der dauernd von nationalen oder patriotischen Aufgaben redet. Aber bei der Gestaltung der deutschen Einheit handelt es sich um eine nationale Aufgabe. Und weil das so ist, muß Schluß sein mit Kaspereien und Intrigen. Es muß endlich gehandelt werden!

    (Langanhaltender Beifall bei der SPD — Beifall bei der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster spricht der Kollege Hermann Otto Solms,

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das war ein unbekannter Klose, den wir hier gehört haben.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Das erste und das letzte Mal!)

    Ich frage mich: Woher der plötzliche Verbalradikalismus, der gar nicht zu ihm paßt?

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Liegt das daran, Herr Klose, daß Sie stellvertretend für Ihren Parteivorsitzenden Engholm, der hier ursprünglich auftreten wollte, sprechen mußten?

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Widerspruch bei der SPD)

    — Sicherlich, da gibt es einiges abzulenken; das stimmt. — Oder liegt es an der bevorstehenden Wahl des Fraktionsvorstandes der SPD?

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Haben Sie so etwas nötig? — Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Niveaulos!)

    Wenn wir dieses Spiel fortsetzen würden, tun wir, glaube ich, nicht das, was die Bürger von uns erwarten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Sie erwarten von uns keine Polemik und keine Kampfparolen aus den Zeiten des Klassenkampfes,

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Lachen bei der SPD)

    sondern sie erwarten von uns sachorientierte Lösungen, Streit um die besseren Lösungen zugunsten der Bevölkerung in Deutschland.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Jawohl, Herr Graf! — Weiterer Zuruf von der SPD: Aufhören!)

    Wenn Sie schon Herrn Münch zitieren, dann hätten Sie doch richtigstellen sollen,

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Sie sind aber blaß geworden!)

    daß wir gegenwärtig jedes Jahr einen Finanztransfer
    von West nach Ost von über 100 Milliarden DM



    Dr. Hermann Otto Solms
    finanzieren und daß das natürlich ein so ungeheuer großer solidarischer Beitrag zur Entwicklung im Osten ist, daß eine Klage darüber eine Unverschämtheit ist.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, in der wirtschaftspolitischen Analyse sind wir uns relativ einig — das hat die Rede von Herrn Klose gezeigt, und das hat letzte Woche auch die Rede von Herrn Biedenkopf gezeigt —, die Frage ist die Therapie. Nachdem ich mir Ihre Vorschläge angehört habe — Sie haben sie sehr schnell vorgetragen; ich habe nicht mehr alles im Ohr —, kann ich nur sagen: Das läuft darauf hinaus: mehr Staat, mehr Intervention, mehr Verschuldung, mehr Steuerbelastung.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Mehr Arbeitsplätze! — Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Sie haben es in der Tat nicht verstanden!)

    Das ist nicht die Lösung, wenn wir die Wettbewerbsbedingungen in Deutschland verbessern wollen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ein großes Problem für die Lösung der anstehenden Fragen ist die politische Konstellation hier, und darüber müssen wir reden. Die Regierung verfügt über eine gesunde Mehrheit und kann im Bundestag Gesetze mit dieser Mehrheit verabschieden.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Gesund?)

    Die Opposition im Bundestag, die SPD, hat die Mehrheit im Bundesrat. Sie kann nicht so tun, als wäre sie nicht in der Verantwortung; sie muß alle Entscheidungen mitgestalten.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß!)

    Dazu sind Sie aufgefordert. Wer das nicht tut, der wird die Verunsicherung bei den Bürgern weitertreiben; er wird die Politikverdrossenheit schüren. Genau das Gegenteil ist jetzt angezeigt.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Der Gesetzentwurf zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms und der Nachtragshaushalt sind die Antwort der Regierungskoalition auf die Herausforderungen, die sich uns gegenwärtig stellen. Beide Gesetze schaffen die finanz- und haushaltspolitischen Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Aufholprozeß.
    Das Föderale Konsolidierungsprogramm wird der konjunkturellen Lage gerecht. Es schafft notwendige Planungssicherheit und Klarheit über zukünftige Belastungen. Es ist ein faires Verhandlungsangebot an die Ministerpräsidenten der Länder, mit denen wir ja morgen in die Gespräche eintreten wollen, um möglichst schnell den Solidarpakt verabschieden zu können.

    (Beifall der Abg. Ina Albowitz [F.D.P.])

    Die Lander haben einen eigenen Vorschlag vorgelegt. — Im übrigen — das ist eine persönliche Randbemerkung — halte ich die Inszenierung der Konferenz der Ministerpräsidenten von Potsdam im Ceci-
    lienhof, sozusagen um den Sowjetstern herum, der da ja immer noch vorhanden ist, für eine historisch unangemessene Entscheidung.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Man muß doch daran erinnern, daß an dieser Stelle 1945 praktisch die Teilung Deutschlands beschlossen und vollzogen worden ist und die Unterjochung der mittel- und osteuropäischen Staaten durch Stalin sanktioniert worden ist.

    (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

    Das ist, glaube ich, nicht der richtige Ort für solche Konferenzen. Weil über diesem Ort ein schlechter Geist herrscht, sind die Beschlüsse, die dabei herausgekommen sind, auch nicht sehr weise.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die Ministerpräsidenten haben ihre Verantwortung, nämlich die für den Gesamtstaat, verletzt. Sie wollen ihre Landesprobleme einseitig auf Kosten des Bundes und schlußendlich auf Kosten des Steuerzahlers lösen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Reine SPD-Politik!)

    Der Vorschlag der Länder würde den Bund ab 1995 brutto mit rund 100 Milliarden DM zusätzlich belasten. Damit hätte der Bund 90 % der Finanzierungslasten zu tragen. Der Anstieg des Defizits und der Zinslastquote würde damit unvertretbar hoch werden. Die dann notwendigen Steuererhöhungen müßten die Investitions- und Leistungsbereitschaft von Unternehmen und Beschäftigten erdrosseln.
    Herr Biedenkopf hat sich anläßlich der Debatte zum Jahreswirtschaftsbericht wieder als exzellenter Analytiker erwiesen, der er ja bekanntermaßen ist; aber er ist uns vernünftige, realisierbare Therapievorschläge schuldig geblieben — wie Sie eben auch, Herr Klose.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Seine Ausführungen enden bei der Forderung: Mehr Geld für Sachsen! — Gut; das ist eine einfache Forderung; sie führt uns aber nicht weiter; denn wir müssen Sorge und Verantwortung für den Gesamtstaat tragen.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.])

    Der Ländervorschlag sorgt für eine unverhältnismäßig große Belastung des Bundes. Schon nach dem Föderalen Konsolidierungsprogramm ist die Belastung für den Bund sehr hoch. Das zeigt die hohe Kreditfinanzierungsquote, die sich daraus ergibt, nämlich mit 11,4 %, gegenüber der von den Ländern und Gemeinden mit 6 % bis 7 %.
    Trotz der unterschiedlichen Ausgangspositionen sind wir natürlich zu den Gesprächen mit den Ministerpräsidenten bereit. Wir wollen möglichst schnell zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen, damit Ruhe in der Diskussion eintritt, damit die Wirtschaft und alle, die davon abhängen, wissen, was die verläßlichen Rahmendaten sind;

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)




    Dr. Hermann Otto Solms
    denn das ist eine der zentralen Voraussetzungen für einen gesteigerten Investitionsprozeß.
    Der Aufschwung Ost ist auf den Konjunkturmotor West angewiesen. Der Westen wiederum ist darauf angewiesen, daß im Osten auf Dauer ein sich selbst tragender Aufschwung in Gang kommt. Je länger der Anpassungsprozeß in den neuen Bundesländern dauert, um so höher werden die Kosten sein, nicht nur in Form höherer Haushaltsbelastungen, sondern auch in Form von Wachstumseinbußen.

    (Zuruf von der F.D.P.: Richtig!)

    Um den Aufbau zu beschleunigen, muß die Investitionsquote in den neuen Bundesländern steigen. Nur Investitionen können Arbeitsplätze und Wachstum schaffen. Darauf kommt es zentral an: Wie erreichen wir, daß mehr investiert wird?

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die Bundesregierung rechnet damit, daß wir über einen längeren Zeitraum jährlich 5 % unseres Bruttosozialprodukts für die neuen Bundesländer zur Verfügung stellen müssen. Der investive Anteil an diesen Mitteln muß wachsen. Finanziert werden müssen die Transfermittel in erster Linie durch Einsparungen an anderer Stelle. Steuererhöhungen wären in dieser konjunkturellen Situation Gift.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, man muß das immer wieder wiederholen, damit es auch in die Köpfe derjenigen eindringt, die glauben, sie könnten den leichten Weg über Steuererhöhungen gehen.
    Das bedeutet: Es gibt nichts zusätzlich zu verteilen. Ich kann nur das verteilen, was ich an anderer Stelle weggenommen habe. Eine solche Medizin ist natürlich bitter. Sie schmeckt niemandem. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß die Einsparvorschläge von seiten der SPD wie auch von den Ministerpräsidenten so bescheiden ausgefallen sind.

    (Zuruf von der SPD: Das ist falsch!)

    An Steuererhöhungsvorschlägen dagegen gibt es keinen Mangel.
    Ich kann an dieser Stelle nur noch einmal wiederholen: Eine Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbständige darf und wird es mit uns nicht geben.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die F.D.P. hält diese für verfassungs- und systemwidrig. Eine Arbeitsmarktabgabe würde gerade die Menschen belasten, auf deren Mitwirkung wir bei dem Aufbauprozeß im Osten zentral angewiesen sind.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir haben — auch dies wiederhole ich zum zigsten Male — keine Gerechtigkeitslücke; wir haben eine Beschäftigungslücke, eine Investitionslücke. Hier gilt es anzusetzen.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir brauchen keine Verteilungskämpfe. Wir brauchen einen nationalen Schulterschluß zur Überwindung von Rezession und Planwirtschaft,

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Alles hört auf Ihr Kommando, was?)

    und dazu brauchen wir auch Sie, meine Damen und Herren von der Opposition.
    Nur durch Sparmaßnahmen können wir die Haushalte konsolidieren. Steuererhöhungen sind ein untaugliches Mittel. Die Abgabenquote ist schon heute zu hoch, und sie steigt auf nahezu 45 %. Damit liegt sie erheblich über dem Durchschnitt aller Industrieländer.
    Eine weitere Ausdehnung der Defizite wäre auch keine Alternative. Die Handlungsspielräume der öffentlichen Haushalte würden in der Zukunft noch stärker eingeschränkt. Jetzt gibt es keine Alternative zur Politik des Kürzertretens.
    Das vorliegende Gesetzespaket ist der Beitrag des Bundes zum Solidarpakt. Jetzt sind Opposition, Länder, Gemeinden, Tarifvertragsparteien und die Bundesbank gefragt. Auch die Tarifpartner müssen sich durch eine der wirtschaftlichen Situation angemessene Tarifpolitik an dieser gesamtstaatlichen Aufgabe beteiligen. Die Lohnpolitik muß in Ost und West einen Kurswechsel vollziehen, der auf längere Sicht die Beschäftigung sichern hilft. Man kann die Löhne natürlich auch so lange anheben, bis es keine Lohnempfänger mehr gibt. Wolfram Engels hat diesen Zusammenhang in der „Wirtschaftswoche" kürzlich eindrucksvoll geschildert.
    Die ökonomischen Gesetze, meine Damen und Herren, kann keiner außer Kraft setzen. Wenn die Löhne schneller steigen als die Produktivität, dann sinkt die Beschäftigung. Das muß sich auch Herr Steinkühler allmählich merken.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Nur wenn alle wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger ihrer Verantwortung gerecht werden, kann auch die Bundesbank der Aufforderung zur Senkung der Zinsen nachkommen. Nur wenn alle Partner ihren Teil schultern, wird ein Solidarpakt daraus. Wenn jeder versucht, dem anderen mehr aufzubürden, muß er scheitern. Der Solidarpakt muß ein Beitrag zur Stabilisierung des Vertrauens in die Politik und in die Wirtschaft sein. Hierzu sind der Konsens und das Zusammenwirken aller Verantwortlichen notwendig. Wir fordern deshalb die SPD, die Opposition, auf, sich an der Lösung dieser Aufgaben zu beteiligen. Im Bundesrat kann sie sich ihrer Verantwortung nicht entziehen.
    Das Dilemma der SPD ist es, hin- und hergerissen zu sein zwischen oppositioneller Blockadepolitik und dem Willen zur Kooperation. Dies führt zu einem Schlingerkurs, der sich durch alle Verhandlungen zieht, bei denen die SPD gebraucht wird: bei der Asylpolitik, bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität, bei der Beteiligung deutscher Truppen an der Friedenspolitik der Völkergemeinschaft und nun auch bei der notwendigen Anpassung der deut-



    Dr. Hermann Otto Solms
    schen Volkswirtschaft an ein dramatisch geändertes Umfeld.
    Wenn es der SPD nicht gelingt, die Grenze zu finden, wo Oppositionshaltung umschlagen muß in Zusammenarbeit zum Wohle der Menschen in dieser Republik, wenn sie nicht bald erkennt, wo die Bürger gemeinsames Handeln von uns erwarten, dann wird das Vertrauen in die demokratischen Parteien, welches, wie die hessische Wahl gezeigt hat, teilweise verlorengegangen ist, nicht zurückgewonnen werden können.
    Das ist eine Aufgabe, die sich uns allen gemeinsam stellt, und daran können wir nur gemeinsam arbeiten und nicht gegeneinander.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)