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    Plenarprotokoll 12/135 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 135. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 9: Eidesleistung von Bundesministern Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 11711A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 11711B Jochen Borchert, Bundesminister BML 11711D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 11711D Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11712A Dank an die ausgeschiedenen Bundesmini- ster Ignaz Kiechle, Jürgen W. Möllemann und Dr. Heinz Riesenhuber 11712A Wahl des Abgeordneten Dr. Paul Hoffacker zum ordentlichen Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle des ausgeschiedenen Abgeordneten Bernhard Jagoda . . 11712B Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der ersten Beschlußempfehlung und des ersten Teilberichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes b) Beratung der zweiten Beschlußempfehlung und des zweiten Teilberichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes (Drucksachen 12/654, 12/662, 12/3462, 12/3920) Friedrich Vogel (Ennepetal) CDU/CSU . 11712C Dr. Andreas von Bülow SPD 11714 A Arno Schmidt (Dresden) F.D.P. . . . . 11716 B Andrea Lederer PDS/Linke Liste 11718C, 11723D Ingrid Köppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11720C Reiner Krziskewitz CDU/CSU . 11722A, 11724 C Dr. Axel Wernitz SPD 11724 D Jörg van Essen F.D.P. 11726A Heinz-Jürgen Kronberg CDU/CSU . . 11727A Volker Neumann (Bramsche) SPD . . . 11728C Joachim Hörster CDU/CSU 11730 C Friedhelm Julius Beucher SPD . . . 11733D Hans-Joachim Hacker SPD 11734 D Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Einsetzung eines Ausschusses Treuhandanstalt (Drucksache 12/4153) Arnulf Kriedner CDU/CSU 11737 B Hinrich Kuessner SPD 11738 C Jürgen Türk F.D.P. 11740A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 11741A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11741D Zusatztagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1992 — Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1992 — (Drucksachen 12/3629, 12/4165, 12/4169) 11742B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Ursula Fischer, Dr. Uwe-Jens Heuer, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS/ Linke Liste: Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Bundesregierung (Drucksachen 12/2047, 12/3492) Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 11742D Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 11744 B Doris Odendahl SPD 11745B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11746D Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 11747C Dr. Christoph Schnittler F.D.P. . . . . . 11747 D Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Wolfgang Roth, Harald B. Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft an die neuen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen (Drucksache 12/1572) Dr. Uwe Jens SPD 11748D Friedhelm Ost CDU/CSU 11751B Bernd Henn PDS/Linke Liste 11754 C Marita Sehn F.D.P. 11756 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11758B Ernst Hinsken CDU/CSU 11759 D Ernst Schwanhold SPD 11762 B Rainer Haungs CDU/CSU 11763 D Ernst Schwanhold SPD 11765 B Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 11767 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 11767D Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 11769D Otto Schily SPD 11771A Nächste Sitzung 11773 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11774' A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11774 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 11711 135. Sitzung Bonn, den 22. Januar 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Böhm (Melsungen), CDU/CSU 22. 1. 93* Wilfried Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 22. 1. 93 Brandt-Elsweier, Anni SPD 22. 1. 93 Eylmann, Horst CDU/CSU 22. 1. 93 Eymer, Anke CDU/CSU 22. 1. 93 Gallus, Georg F.D.P. 22. 1. 93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 22. 1. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 22. 1. 93 Johannes Graf, Günter SPD 22. 1. 93 Großmann, Achim SPD 22. 1. 93 Grünbeck, Josef F.D.P. 22. 1. 93 Günther (Plauen), F.D.P. 22. 1. 93 Joachim Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 22. 1. 93 Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 22. 1. 93 Haschke CDU/CSU 22. 1.93 (Großhennersdorf), Gottfried Hasenfratz, Klaus SPD 22. 1. 93 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 22. 1. 93 Heyenn, Günther SPD 22. 1. 93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 22. 1. 93 Hilsberg, Stephan SPD 22. 1. 93 Jaunich, Horst SPD 22. 1. 93 Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 22. 1. 93 Koschnick, Hans SPD 22. 1. 93 Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 22. 1. 93 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 22. 1. 93 Klaus W. Lowack, Ortwin fraktionslos 22. 1. 93 Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 22. 1. 93 Marx, Done SPD 22. 1. 93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 22. 1. 93 Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 22. 1. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 22. 1. 93 Mischnick, Wolfgang F.D.P. 22. 1. 93 Mosdorf, Siegmar SPD 22. 1. 93 Müller (Wadern), CDU/CSU 22. 1. 93 Hans-Werner Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 22. 1. 93 Oesinghaus, Günther SPD 22. 1. 93 Otto (Frankfurt), F.D.P. 22. 1. 93 Hans-Joachim Pfeifer, Anton CDU/CSU 22. 1. 93 Rahardt-Vahldieck, CDU/CSU 22. 1. 93 Susanne Reimann, Manfred SPD 22. 1. 93 Rempe, Walter SPD 22. 1. 93 Reschke, Otto SPD 22. 1. 93 Reuschenbach, Peter W. SPD 22. 1. 93 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rixe, Günter SPD 22. 1. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 22. 1. 93 Ingrid Schmalz-Jacobsen, F.D.P. 22. 1. 93 Cornelia Schmidt (Mühlheim), CDU/CSU 22. 1. 93 Andreas Schmidt (Nürnberg), SPD 22. 1. 93 Renate Dr. Schnell, Emil SPD 22. 1. 93 Schuster, Hans F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Semper, Sigrid F.D.P. 22. 1. 93 Simm, Erika SPD 22. 1. 93 Stübgen, Michael CDU/CSU 22. 1. 93 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22. 1. 93 Voigt (Frankfurt), SPD 22. 1. 93** Karsten D. Wartenberg (Berlin), SPD 22. 1. 93 Gerd Welt, Jochen SPD 22. 1. 93 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 22. 1. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 22. 1. 93 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 14. Januar 1993 beschlossen, zu dem nachstehenden Gesetz einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozeßordnung und des Versammlungsgesetzes und zur Einführung einer Kronzeugenregelung bei terroristischen Straftaten (Kronzeugen-Verlängerungs-Gesetz) Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/2602 Drucksache 12/2983 Drucksache 12/3370 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/3102 EG-Ausschuß Drucksache 12/3255 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 12/2257 Nr. 3.1 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 12/3182 Nr. 70 Drucksache 12/3867 Nr. 2.23
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    Rede von Ernst Hinsken


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zunächst eine Bemerkung zu einem meiner Vorredner. Lieber Kollege Professor Jens, ich glaube, auch heute gilt es festzustellen, daß es unseren Bundesbürgern noch nie so gut gegangen ist wie zur Zeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zuruf von der SPD: Mit Ausnahme von 5 Millionen!)

    In den letzten zehn Jahren sind die Einkommen der einzelnen Familienhaushalte real um über 63 % gestiegen, während die Inflationsrate nur bei 25,7 % liegt. Man soll nicht alles niedermachen, man soll nicht alles schlechtmachen, sondern man soll auch einmal bereit sein anzuerkennen, was sich an Positivem bei uns in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere seit Übernahme der Regierung durch Helmut Kohl, entwickelt hat und vorzeigen läßt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, in der Themenreihe „Zur Sache — Themen parlamentarischer Beratungen" schreibt zum Titel „Ökologie und Wachstum" der ehemalige Vorsitzende unseres Wirtschaftsausschusses Dr. Unland:



    Ernst Hinsken
    Woran mißt man den Wohlstand oder das Wohlbefinden eines Landes? In der öffentlichen Diskussion wird meist das vom Statistischen Bundesamt mit Hilfe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ermittelte Bruttosozialprodukt verwendet. Aufgabe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in der Bundesrepublik ist es, ein quantitatives Gesamtbild des Wirtschaftsablaufs zu geben. Ob allerdings ein so ermitteltes Wachstum den echten Wohlfahrtsgewinn korrekt wiedergibt, wird mit Recht bezweifelt, da z. B. qualitative Aspekte nur insofern Eingang in die Berechnung des Sozialprodukts finden, als sie im Marktpreis der gehandelten Güter und Dienstleistungen berücksichtigt werden. Somit entstehen Kosten und auch Nutzen, die im Sozialprodukt nicht ausgewiesen werden.
    Und so weiter, usf. Ich empfehle jedem der anwesenden Kollegen, dieses Buch „Zur Sache" einmal genau zu lesen.
    Wir haben gerade auch im Wirtschaftsausschuß im Jahre 1989 zu dieser Themenstellung ein Hearing durchgeführt. Ich nehme schon mit Verwunderung zur Kenntnis, daß sich jetzt in dem Antrag der SPD zwei damals eingebrachte Anträge der GRÜNEN in gewisser Hinsicht wiederfinden. Man hat anscheinend nichts hinzugelernt, sondern dieses wieder aufgegriffen.

    (Marita Sehn [F.D.P.]: Abgeschrieben!)

    Ich möchte es mir ersparen, näher darauf einzugehen oder eine Wertung vorzunehmen.

    (Otto Schily [SPD]: Aber Sie haben doch gerade etwas Richtiges zitiert!)

    Heute setzen wir uns nun mit einem Antrag von Ihnen, der SPD-Fraktion, auseinander, den Sie am 13. November 1991 eingebracht haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber die Feststellung, daß sich nicht einmal die SPD-geführten Länder im Bundesrat — jetzt bitte ich Sie, genau aufzupassen — mit dem vorgelegten Entwurf einverstanden erklären können. Er geht nämlich weit über das von den SPD-geführten Ländern im Bundesrat mehrheitlich Beschlossene hinaus.
    Ich bin überzeugt, daß unsere Vorstellungen realitätsnäher als dieser Ihr SPD-Vorschlag sind. Ich stelle deshalb fest, daß die Bundesregierung wiederholt zu Recht dargelegt hat, sie strebe in dieser Legislaturperiode die Verankerung des Umweltschutzes als Staatsziel im Grundgesetz an.

    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das ist schon acht Jahre alt!)

    Hierin soll zum einen der hohe politische Rang des Umweltschutzes als Solidarauftrag an die Politik zum Ausdruck kommen. Zum anderen entspricht eine solche generelle Regelung der Tatsache, daß Umweltpolitik ein breites Spektrum von Sachpolitiken betrifft.
    Beide Anforderungen würden einer Aufnahme des Umweltziels in das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz nicht gerecht. Im übrigen haben alle konjunkturpolitischen Maßnahmen, die im Rahmen dieses Gesetzes ergriffen werden, von jeher ohnehin die geltenden
    Umweltnormen zu erfüllen. Ich meine deshalb, daß das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz nicht geeignet ist, dem im Antrag des Bundesrates und der SPD-Fraktion formulierten Umweltziel verstärkt Ausdruck zu verleihen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Bei ihren wirtschaftspolitischen Maßnahmen berücksichtigen die Bundesregierung und die sie fragenden Parteien, also auch meine Fraktion, schon bisher das Umweltziel wie auch die anderen zusätzlich formulierten Ziele. Zudem muß immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden, daß die besagten Ziele am besten bei stetigem und angemessenem Wachstum erreicht werden.
    Im Hinblick z. B. auf das Umweltziel bedeutet angemessenes Wirtschaftswachstum zugleich auch ökologisch verträgliches Wachstum. Wir, meine Freunde und ich, meinen, die für eine Anpassung an eine neue umweltpolitische Rahmenbedingung erforderliche Umstrukturierung der Wirtschaft und Verhaltensveränderungen der Verbraucher lassen sich in einer wachsenden Wirtschaft, die sich dem Strukturwandel stellt, ihren Produktionsapparat mit entsprechenden Investitionen bestätigt, ihn modernisiert und neue, umweltschonende Produkte hervorbringt, sowie mit einer Wirtschafts- und Finanzpolitik, die umweltbedingte Belastungen durch Entlastungen an anderer Stelle ausgleicht, am ehesten erreichen.
    Meine Damen und Herren, bei einer Erweiterung des Zielkatalogs des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes wäre auch das grundsätzliche Problem zu beachten, daß die Bedeutung eines jeden Einzelziels mit der Gesamtzahl der Ziele sinkt. Schon die mit dem magischen Viereck gemachten Erfahrungen unterstreichen diesen Aspekt. Kollege Ost hat vorhin in seiner Rede bereits umfangreich auf diese Themenstellung hingewiesen. Ich meine, das magische Viereck der Wirtschaftspolitik würde zu einem imaginären Ziel. Aus dem Stabilitäts- und Wachstumsgesetz würde eine Mischung aus Konjunktur- und Strukturgesetz, das wegen innerer Widersprüche inoperatibel für die praktische Wirtschaftspolitik würde.

    (Dr. Uwe Jens [SPD]: Das haben Sie ja noch nie angewendet!)

    Im übrigen verstärkt jedwede Erweiterung des Zielkatalogs des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes das Risiko, daß antizyklisch gedachte Maßnahmen infolge einer wesentlich längeren Konservierungsphase prozyklisch wirken.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Falsch!)

    — Das ist nicht falsch, Herr Kollege Schwanhold. Ich bitte Sie, das einmal genau vertiefend zu überlegen und nachzulesen. In dem von mir erwähnten Band „Zur Sache" steht viel; aus dem ist das überwiegend entnommen.

    (Otto Schily [SPD]: Sie haben es doch zitiert!)

    Für uns ist auch völlig inakzeptabel, daß nach den Anträgen die Verpflichtung der Wirtschaftspolitik, sich im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung zu bewegen, wegfallen soll. Dies ist doch eine bedenkliche ordnungspolitische Schieflage, in der Sie



    Ernst Hinsken
    sich, meine lieben Kollegen von der SPD, als Antragsteller befinden, und widerspricht auch allen Erfahrungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Ernst Schwanhold [SPD]: Eine eher wirtschaftliche als ordnungspolitische Schieflage!)

    Gerade erst jetzt wieder wird doch die Erkenntnis belegt, daß vorzeigbare ökonomische, soziale und umweltpolitische Leistungen nur im und nur durch den Wettbewerb, also im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung zu erzielen sind. Das interessiert Sie offensichtlich in keinster Art und Weise.
    Die Umsetzung konkret vorgegebener ökologischer Zielwerte erfordert ein umfassendes Instrumentenbündel. Eine verbindliche Festlegung ökologischer Zielwert kann nach unserer Meinung nicht mehr bedeuten als die Mahnung, Wirtschaftspolitik und ihre konjunkturpolitischen Instrumente umweltfreundlich zu gestalten. Dabei ist immer an das finanziell Machbare zu denken.
    Der Antrag, der uns vorliegt, sollte eigentlich überschrieben werden mit dem Titel: Berichte, Berichte, Berichte. Werden doch neben dem Jahreswirtschaftsbericht und dem Subventionsbericht als Bestandteil einer Gesamtbilanz jährlich zusätzlich ein Folgekostenbericht, ein Umweltbericht, ein Arbeitsmarktbericht, ein Verteilungsbericht und ein Strukturbericht gefordert.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist doch gai nicht so schwierig!)

    — Liebe Kollegin Fuchs, zum Berichteschreiben sind Sie gut, aber das ist zuwenig. Sie müssen akzeptable Vorstellungen entwickeln, die Sie uns an die Hand geben können, und dann sind wir zu guter Letzt gerne bereit, diese auch überzubringen.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Dann verzichten wir auf die Berichte und machen das Instrumentarium!)

    Ich meine nämlich, daß das, wenn es umgesetzt werden würde, zu einer Berichtsbürokratie führen würde, und die wollen wir nicht; denn uns ist klar: Herausforderungen kann man mit einer Flut von Berichten einfach nicht beikommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Was die Darlegung der ökologischen Folgekosten der Wirtschaft anbelangt, will ich nicht bestreiten, daß das umweltstatistische Informationssystem verbessert werden muß, um diese vermehrt erfassen zu können. Ich begrüße deshalb ausdrücklich die diesbezüglichen Bemühungen des Statistischen Bundesamtes.
    Von einer umfassenden Bewertung der ökologischen Folgekosten sind wir jedoch noch weit entfernt. Es sollten keine Erwartungen und Wunschvorstellungen gesetzlich eingefordert werden, die wegen ungenügender statistischer Basis und wissenschaftlicher Erkennungsgrenzen derzeit nicht erfüllt werden können.
    Wir werden sowieso demnächst durch die Stellungnahme des Beirates „Umweltökonomische Gesamtrechnungen" nähere Aufschlüsse darüber erhalten, was in absehbarer Zeit möglich ist. Das ist ein entsprechendes Vorhaben des Statistischen Bundesamtes.

    (Dr. Uwe Jens [SPD]: Wir kommen ja nicht voran!)

    Ich meine darüber hinaus, daß sich die Vorschläge zur Stärkung des Konjunkturrates bei gutem Willen aller Beteiligten einvernehmlich auch ohne Gesetzesänderung verwirklichen lassen, z. B. durch einfache Absprache oder Briefwechsel.
    Im übrigen ist es jetzt schon grundsätzlich möglich, Experten z. B. aus dem Bereich von Umweltschutz oder Arbeitsverwaltung zu den Sitzungen des Konjunkturrates einzuladen. Allerdings warne ich vor einer zu starken Ausweitung des Teilnehmerkreises, weil darunter die Formulierung praktischer Wirtschaftspolitik zu schwerfällig werden würde.
    Das Postulat, die Ausgabentätigkeit von Bund, Ländern und Gemeinden mittelfristig zu verstetigen, ist grundsätzlich positiv zu bewerten, wenn das mit Ausgabendisziplin verbunden ist. Keinesfalls darf es je zu einer Verstetigung expansiver Ausgabenpolitik kommen.
    Da aber Ihr Antrag, meine Kollegen von der SPD, die Ausgabenverstetigung mit der Forderung verbindet, die Bundesbankgewinne — Herr Kollege Professor Jens, Sie haben vorhin noch einmal darauf verwiesen — in eine Konjunkturausgleichsrücklage bei der Bundesbank einzubringen, aus der auch Länder und Gemeinden für strukturpolitische Zwecke Mittel erhalten würden, dürfte der eigentliche Zweck dieses Vorschlages darin bestehen, ein Vehikel zu erhalten,

    (Zuruf von der F.D.P.: Das wollen sie!)

    mit dessen Hilfe finanzschwache SPD-Länder aus den Bundesbankgewinnen Finanzhilfen erhalten.

    (Dr. Uwe Jens [SPD]: Thüringen und Sachsen z. B!)

    Einer expansiven Ausgabenverstetigung würde durch den Zugriff auf den Bundesbankgewinn geradezu Vorschub geleistet.
    Im übrigen ist darauf zu verweisen, daß weitere Forderungen im Hinblick auf eine Verstetigung der Ausgabentätigkeit der Länder und Gemeinden als Fragen der Finanzverfassungen im Zusammenhang mit einem Novellierungsbegehren zum Stabilitäts- und Wirtschaftsgesetz artfremd sind.

    (Otto Schily [SPD]: Was bitte?)

    — Artfremd. Ich kann mir vorstellen, Herr Schily, daß Sie das Wort ungern zur Kenntnis nehmen. Aber ich schaue gern im Duden nach und übermittle Ihnen eine genaue Zerlegung dieses Wortes, damit Sie es kapieren.

    (Otto Schily [SPD]: Danke, ich kenne das Wort!)

    Hier ist zu bemerken, daß das richtige Diskussionsforum die Verfassungsreformkommission gemäß unserem Einigungsvertrag wäre.
    Meine Damen und Herren, vorhin wurde der amerikanische Präsident, der vor zwei Tagen in Amt und Würden trat, zitiert. Ich erlaube mir, zum Abschluß



    Ernst Hinsken
    meiner Rede Abraham Lincoln, den 16. Präsidenten der USA, zu zitieren,

    (Otto Schily [SPD]: Der arme Lincoln!) — weil er einfach recht hat —:

    Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt. Ihr werdet denen, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, nicht helfen, indem ihr diejenigen ruiniert, die sie bezahlen. Ihr werdet keine Brüderlichkeit schaffen, indem ihr Klassenkampf und Klassenhaß schürt. Ihr werdet den Armen nicht helfen, indem ihr die Reichen ausmerzt. Ihr werdet mit Sicherheit in Schwierigkeiten kommen, wenn ihr mehr ausgebt, als ihr verdient. Ihr werdet kein Interesse an öffentlichen Angelegenheiten und keinen Enthusiasmus wecken, wenn ihr dem einzelnen seine Initiative und seine Freiheiten nehmt. Ihr könnt den Menschen nie auf Dauer helfen, wenn ihr für sie tut, was sie selber für sich tun sollten und könnten.
    Soweit Lincoln.
    Ich möchte hinzufügen: Überzogene Bürokratie macht die Wirtschaft und einen Staat kaputt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ökologie und Wachstum müssen im Einklang stehen.
    Ich glaube, daß dem im großen und ganzen gesehen nichts hinzuzufügen ist. Auch bei der Beratung dieses Antrages sowie aller wirtschaftlichen, sozialen, aber auch ökologischen Fragen sollte das, was Lincoln gesagt hat — auch wenn es schon 130 Jahre alt ist — immer wieder Eingang finden. Wir haben die Möglichkeit und Gelegenheit, in weiteren Beratungen des Wirtschaftsausschusses näher darauf einzugehen.
    Ich darf mich für die Aufmerksamkeit herzlich bedanken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nunmehr erteile ich dem Abgeordneten Ernst Schwanhold das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ernst Schwanhold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie brauchen keine Angst zu haben, ich habe weder Lincoln noch irgend jemand anders in der Zettelkiste. Völlig unabhängig davon, ob es paßt oder nicht, wenn es nun gerade zuoberst gefunden wird, muß das Zitat auch gebraucht werden.
    Wir beraten heute den Antrag zur Änderung des Gesetzes über Stabilität und Wachstum. Ich will Ihnen den restlichen Text des Titels ersparen. Wir sind der festen Überzeugung, daß es dringend notwendig ist, dieses Gesetz an die veränderte Situation anzupassen. Ich komme zu einem späteren Zeitpunkt, Frau Sehn, aber auch Herr Ost und Herr Hinsken, auf Ihren Ansatz von Ökologie noch einmal zurück, der sich immer als ein nachbereitender Ansatz ökologischen Vorgehens darstellt und dabei eigentlich nur Reparatur oder end of the pipe meint und nicht eine ökologische Umstrukturierung dieser Industriegesellschaft wirklich ins Auge faßt.
    Ich will mich auseinandersetzen mit den als Zielen definierten Aufgaben dieses Gesetzes und ihrer Einhaltung durch die jetzige Bundesregierung und die vorherigen Bundesregierungen seit 1982.
    Die vier Ziele des Stabilitätsgesetzes sind nämlich Stabilität des Preisniveaus, hoher Beschäftigungsstand, stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum sowie außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Wenn ich das einmal kritisch überprüfe, so ist in den vergangenen zehn Jahren, zumal in den letzten zweieinhalb keines dieser Ziele erreicht worden. Wir waren von allen diesen Zielen noch nie so weit entfernt wie zur Zeit.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der F.D.P.: Das hat auch einen Grund!)

    Der eigentliche Auftrag dieses Gesetzes, den Sie aber verschweigen, lautet auch, aktive Wirtschaftspolitik zu betreiben. Mindestens die tiefe Rezession, in die wir jetzt hineinschlittern — Herr Ost, wir sind uns darin einig, daß die Zahlen, die bisher vorliegen, nur einen Teil der Wahrheit wiedergeben —, ist Beleg dafür, daß weder Instrumente noch Auftrag des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes von Ihnen in hinreichendem Maße angewendet und verfolgt worden sind.
    Ich will bei den Ursachen dafür nicht jenen Anteil verschweigen, den die von Ihnen hausgemachten Fehler bei der deutschen Einheit, die falschen Umtauschkurse und die Konzeptionslosigkeit bis zum heutigen Tag ausmachen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich will auch nicht verschweigen, daß die 40jährige kommunistische Planwirtschaft ein völlig marodes Erbe hinterlassen hat. Auch dieses gehört dazu, aber man darf die Fehler bis in die heutigen Tage hinein dabei ebenfalls nicht vergessen.

    (Beifall bei der SPD — Friedhelm Ost [CDU/ CSU]: Aber auch nicht die Erfolge!)

    Der Antrag zum Stabilitäts- und Wachstumsgesetz gibt uns den Auftrag, etwas grundsätzlicher darüber nachzudenken, wie die Wirtschaft in den nächsten Jahren aussehen kann, wohin die Wirtschaft steuert. Dabei ist der entscheidende Ansatzpunkt, daß wir mindestens vier Ziele zur Zeit nicht mehr zueinander bringen können — diese nicht einmal mehr verfolgen —, daß wir keine Verzahnung dieser Ziele erreichen. Das ist eigentlich der Ansatz: die Verzahnung dieser Ziele.
    Dazu gehört zunächst einmal, daß wir nach meiner Einschätzung völlig zu Recht eine Standortdebatte in der Bundesrepublik haben. Diese ist nicht auf soziale Wohltaten oder andere Dinge zurückzuführen — die von Ihnen immer wieder angeführt werden —, sondern insbesondere auf drei Elemente, und zwar erstens auf die mangelnde demokratische Akzeptanz unseres Wirtschaftsstandortes.
    Die Ursache dafür ist, daß für die Menschen, für die Bevölkerung nicht einsichtig ist, welche qualitativen, welche strukturellen Veränderungen wir in wirtschaftlichen Fragen anstreben, wohin die Wirtschaft steuert, wann endlich der Umweltschutz integrierter Teil bei der Entwicklung, Planung und Vorausschau



    Ernst Schwanhold
    von Wirtschaft wird. Ökodesign am Anfang von Produkten ist das Schlagwort dazu. Wir müssen der Wirtschaft für die nächsten Jahre verläßliche Rahmendaten geben, damit ein „sustainable development", eine nachhaltige Entwicklung wirklich vorangetrieben werden kann. Insofern gibt es die Debatte um den Standort völlig zu Recht.
    Zweitens. Der eigentliche stabile Faktor bisher — ich befürchte, Sie sind gerade dabei, auch diesen noch zu zerstören — für den Standort Bundesrepublik Deutschland ist der soziale Friede. Das, was Sie jetzt vorgelegt haben, geht nachhaltig an die Grundfesten des sozialen Friedens.

    (Beifall bei der SPD)

    Der dritte Faktor, von dem ich glaube, daß er wesentlich zur Berechtigung der Standortdebatte beiträgt, ist, daß wir längst dabei sind, durch aufgepfropften Umweltschutz am Ende eines Produktionsprozesses die erwirtschafteten Gewinne wieder aufzufressen. Daraus resultiert übrigens auch, daß wir seit längerer Zeit sozial nichts mehr zu verteilen haben, weil alles aufgefressen wird. Dabei ist das kein Umweltschutz, sondern eigentlich nur die Überführung eines Schadstoffaustrages von einem Medium in das andere. Das hat nichts mit nachhaltiger Entwicklung zu tun.
    Deshalb ist unser Auftrag — darüber sind sich übrigens auch die Fachpolitiker über alle Fraktionen hinweg einig; Sie müßten nur einmal die Diskussion mit Ihren Kolleginnen und Kollegen suchen —,

    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das tun sie ja nicht! — Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das können sie nicht!)

    dafür zu sorgen, daß wir erstens Stoffflüsse minimieren und daß wir zweitens den Schadstoffaustrag minimieren, und zwar am Anfang der Produktion und auch durch das Produkt, welches zunehmend zum Problem wird.
    Sie tun so, Herr Hinsken — ich will ausdrücklich noch einmal auf Sie und auch auf Frau Sehn zu sprechen kommen —, als ob wir im Bereich des Umweltschutzes wirklich etwas erreicht hätten, weil wir den Ausstieg bei den FCKW ins Auge gefaßt haben. Dabei wissen wir überhaupt noch nicht, welche Konsequenzen die längere Verweildauer des FCKW in den Kühlanlagen und dessen Freisetzung am Ende dieses Prozesses mit sich bringen.
    Wir steigen heute in eine Ersatzstoffproduktion ein, völlig undiskutiert und ohne politische Vorgabe, entschieden von Anwendern und Herstellern und mit hohen Risiken mit Blick auf die Klimakatastrophe, nämlich mit einem Faktor 3 000 jenes Ersatzstoffes R 134 a, verglichen zum CO2, und mit den gleichen Auswirkungen auf das Klima. Das hat nichts mit nachhaltiger Entwicklung zu tun, sondern ist die Irreleitung der Industrie in eine Ersatztechnologie, von der wir heute schon wissen, daß wir den Ausstieg für übermorgen organisieren müssen. Es wäre besser, darüber nachzudenken, wie wir diese Zwischenstufe verhindern können, um gleich zu einer nachhaltigen Entwicklung zu kommen.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Dieses Ziel des Zusammenbindens und des Diskussionsprozesses zwischen unterschiedlichen Fachpolitiken, die nebeneinander agieren, müßte sich auch im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz wiederfinden.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Ich freue mich eigentlich auf die Diskussionen. Sie haben ja Ansätze dazu gemacht, wie wir nachhaltige Entwicklung für die Zukunft definieren.
    Ich bin der festen Überzeugung, daß wir heute schon darüber nachdenken müssen, wie Stoffströme insgesamt minimiert werden können und wie wir jenen Ländern, die an der Schwelle zur Industrialisierung stehen oder die einen berechtigten Anspruch an uns formulieren, auch industrialisiert zu werden, die Möglichkeit eröffnen können, diesen Weg zu gehen. Wir europäischen Industrienationen verbrauchen heute den größten Teil der Ressourcen. Wir schädigen die Umwelt weit mehr als alle Entwicklungsländer und die Mehrheit der Menschen zusammen. Stellen Sie sich einmal vor, diese Schwellenländer würden nur an 10 % unseres Industrialisierungsgrades heranreichen: Es gäbe von einem auf den anderen Tag den vollständigen Zusammenbruch unseres Ökosystems.

    (Friedhelm Ost [CDU/CSU]: Vor allem, wenn wir aus der Kernenergie aussteigen!)


    (Vor s i t z : Vizepräsident Helmuth Becker)

    Also können wir doch nicht auf Dauer so weitermachen und in Sonntagsreden sagen, die Schwellenländer und die Länder der Dritten Welt sollen Chancen bekommen, während wir in Wahrheit eine Verhinderungspolitik betreiben, weil wir bei uns selber den Stoffstrom und den Energiestrom, der dazugehört, nicht mindestens um den Faktor 10 reduzieren. Ansonsten ist eine ökologisch verträgliche Entwicklung jener Länder gar nicht möglich. Das ist längst zur Überlebensfrage geworden.
    Wenn wir dieses Instrumentarium nicht anwenden, um zu einer kurzfristig, mittelfristig und langfristig abgestimmten Politik in diesen von mir skizzierten Bereichen zu kommen, dann vertun wir heute diese Chance, die wir dringend für die Zukunft nötig haben.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste — Dr. Uwe Jens [SPD]: Leider haben sie zuwenig zugehört!)