Rede:
ID1213506000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Ich: 1
    2. erteile: 1
    3. jetzt: 1
    4. unserer: 1
    5. Kollegin: 1
    6. Dr.: 1
    7. Dagmar: 1
    8. Enkelmann: 1
    9. das: 1
    10. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/135 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 135. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 9: Eidesleistung von Bundesministern Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 11711A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 11711B Jochen Borchert, Bundesminister BML 11711D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 11711D Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11712A Dank an die ausgeschiedenen Bundesmini- ster Ignaz Kiechle, Jürgen W. Möllemann und Dr. Heinz Riesenhuber 11712A Wahl des Abgeordneten Dr. Paul Hoffacker zum ordentlichen Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle des ausgeschiedenen Abgeordneten Bernhard Jagoda . . 11712B Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der ersten Beschlußempfehlung und des ersten Teilberichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes b) Beratung der zweiten Beschlußempfehlung und des zweiten Teilberichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes (Drucksachen 12/654, 12/662, 12/3462, 12/3920) Friedrich Vogel (Ennepetal) CDU/CSU . 11712C Dr. Andreas von Bülow SPD 11714 A Arno Schmidt (Dresden) F.D.P. . . . . 11716 B Andrea Lederer PDS/Linke Liste 11718C, 11723D Ingrid Köppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11720C Reiner Krziskewitz CDU/CSU . 11722A, 11724 C Dr. Axel Wernitz SPD 11724 D Jörg van Essen F.D.P. 11726A Heinz-Jürgen Kronberg CDU/CSU . . 11727A Volker Neumann (Bramsche) SPD . . . 11728C Joachim Hörster CDU/CSU 11730 C Friedhelm Julius Beucher SPD . . . 11733D Hans-Joachim Hacker SPD 11734 D Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Einsetzung eines Ausschusses Treuhandanstalt (Drucksache 12/4153) Arnulf Kriedner CDU/CSU 11737 B Hinrich Kuessner SPD 11738 C Jürgen Türk F.D.P. 11740A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 11741A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11741D Zusatztagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1992 — Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1992 — (Drucksachen 12/3629, 12/4165, 12/4169) 11742B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Ursula Fischer, Dr. Uwe-Jens Heuer, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS/ Linke Liste: Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Bundesregierung (Drucksachen 12/2047, 12/3492) Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 11742D Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 11744 B Doris Odendahl SPD 11745B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11746D Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 11747C Dr. Christoph Schnittler F.D.P. . . . . . 11747 D Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Wolfgang Roth, Harald B. Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft an die neuen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen (Drucksache 12/1572) Dr. Uwe Jens SPD 11748D Friedhelm Ost CDU/CSU 11751B Bernd Henn PDS/Linke Liste 11754 C Marita Sehn F.D.P. 11756 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11758B Ernst Hinsken CDU/CSU 11759 D Ernst Schwanhold SPD 11762 B Rainer Haungs CDU/CSU 11763 D Ernst Schwanhold SPD 11765 B Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 11767 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 11767D Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 11769D Otto Schily SPD 11771A Nächste Sitzung 11773 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11774' A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11774 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 11711 135. Sitzung Bonn, den 22. Januar 1993 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Böhm (Melsungen), CDU/CSU 22. 1. 93* Wilfried Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 22. 1. 93 Brandt-Elsweier, Anni SPD 22. 1. 93 Eylmann, Horst CDU/CSU 22. 1. 93 Eymer, Anke CDU/CSU 22. 1. 93 Gallus, Georg F.D.P. 22. 1. 93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 22. 1. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 22. 1. 93 Johannes Graf, Günter SPD 22. 1. 93 Großmann, Achim SPD 22. 1. 93 Grünbeck, Josef F.D.P. 22. 1. 93 Günther (Plauen), F.D.P. 22. 1. 93 Joachim Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 22. 1. 93 Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 22. 1. 93 Haschke CDU/CSU 22. 1.93 (Großhennersdorf), Gottfried Hasenfratz, Klaus SPD 22. 1. 93 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 22. 1. 93 Heyenn, Günther SPD 22. 1. 93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 22. 1. 93 Hilsberg, Stephan SPD 22. 1. 93 Jaunich, Horst SPD 22. 1. 93 Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 22. 1. 93 Koschnick, Hans SPD 22. 1. 93 Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 22. 1. 93 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 22. 1. 93 Klaus W. Lowack, Ortwin fraktionslos 22. 1. 93 Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 22. 1. 93 Marx, Done SPD 22. 1. 93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 22. 1. 93 Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 22. 1. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 22. 1. 93 Mischnick, Wolfgang F.D.P. 22. 1. 93 Mosdorf, Siegmar SPD 22. 1. 93 Müller (Wadern), CDU/CSU 22. 1. 93 Hans-Werner Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 22. 1. 93 Oesinghaus, Günther SPD 22. 1. 93 Otto (Frankfurt), F.D.P. 22. 1. 93 Hans-Joachim Pfeifer, Anton CDU/CSU 22. 1. 93 Rahardt-Vahldieck, CDU/CSU 22. 1. 93 Susanne Reimann, Manfred SPD 22. 1. 93 Rempe, Walter SPD 22. 1. 93 Reschke, Otto SPD 22. 1. 93 Reuschenbach, Peter W. SPD 22. 1. 93 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rixe, Günter SPD 22. 1. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 22. 1. 93 Ingrid Schmalz-Jacobsen, F.D.P. 22. 1. 93 Cornelia Schmidt (Mühlheim), CDU/CSU 22. 1. 93 Andreas Schmidt (Nürnberg), SPD 22. 1. 93 Renate Dr. Schnell, Emil SPD 22. 1. 93 Schuster, Hans F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Semper, Sigrid F.D.P. 22. 1. 93 Simm, Erika SPD 22. 1. 93 Stübgen, Michael CDU/CSU 22. 1. 93 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22. 1. 93 Voigt (Frankfurt), SPD 22. 1. 93** Karsten D. Wartenberg (Berlin), SPD 22. 1. 93 Gerd Welt, Jochen SPD 22. 1. 93 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 22. 1. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 22. 1. 93 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 14. Januar 1993 beschlossen, zu dem nachstehenden Gesetz einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozeßordnung und des Versammlungsgesetzes und zur Einführung einer Kronzeugenregelung bei terroristischen Straftaten (Kronzeugen-Verlängerungs-Gesetz) Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/2602 Drucksache 12/2983 Drucksache 12/3370 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/3102 EG-Ausschuß Drucksache 12/3255 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 12/2257 Nr. 3.1 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 12/3182 Nr. 70 Drucksache 12/3867 Nr. 2.23
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Türk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit dem Treuhandgesetz der DDR sollte zunächst die Verwaltung des volkseigenen Vermögens und danach die schnelle Privatisierung durchgesetzt werden. Das heißt, es ging um die Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit möglichst vieler Unternehmen. Das schloß die Entflechtung nicht beherrschbarer Großstrukturen und die Bereitstellung von Grund und Boden für wirtschaftliche Zwecke ein. Damit war eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe von außerordentlicher Dimension gestellt.
    Deshalb stellte ich bereits im Februar 1991 die Forderung auf, die Treuhandanstalt dem Wirtschaftsminister zu unterstellen, eben aus diesem Grunde.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ganz offensichtlich wurde von den Verfassern des Gesetzes die tatsächliche Situation nicht voll erkannt. Man war der Ansicht, daß die Strukturanpassung durch zügige Privatisierung schnell zu schaffen sei. Tatsächlich stellte sich heraus, daß sowohl die Produktivität als auch der Zustand der Betriebe wesentlich schlechter waren, als angenommen worden war. Das heißt, daß in weit größeren Dimensionen vor der Privatisierung zunächst saniert werden mußte. Dazu bedurfte es realer Unternehmenskonzepte, die nicht bzw. nur schleppend vorgelegt wurden. Aber nur kompetente Geschäftsleitungen hätten auch schlüssige Konzeptionen vorlegen und umsetzen können.
    Anstelle des Aufbaus eines handlungsfähigen Managements sind und werden in die Verkaufsverhandlungen oft Vertreter von Konkurrenzunternehmen eingeschaltet. Notwendig wäre hier aber, daß das handlungsfähige Unternehmensmanagement zunächst ungestört die Leistungsfähigkeit des Betriebes nachvollziehbar entwickeln und nachweisen kann.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Insbesondere ist die zentrale Bearbeitung der Unternehmen mit über 1 500 Beschäftigten ganz offensichtlich nachteilig, weil man in Berlin von den eigentlichen Problemen zu weit weg ist. Den Beweis, daß vor Ort praxisnah und zügiger entschieden wird, bringen die Treuhandniederlassungen in den Ländern.
    Ein weiteres Hemmnis ist nach wie vor die Überbetonung des fiskalischen Aspekts. Die erforderliche wirtschaftspolitische Betrachtung kommt dabei zu kurz. Die Treuhandkabinette sind als strukturpolitische Instrumentarien meines Erachtens nur teilweise wirksam geworden.
    Insgesamt heißt das, daß zuerst die Privatisierung einschließlich Wegbruch nicht wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze erfolgt und erst danach durch Feuerwehreinsätze eine Heilung versucht wird.
    Was ist deshalb sofort zu tun, und was ist noch machbar? Meines Erachtens ist es noch nicht zu spät, endlich aktive Strukturpolitik zu betreiben. Aktive Strukturpolitik will nicht Markt durch Staat ersetzen, sondern der Staat muß in Ostdeutschland dem Markt auf die Beine helfen. Das bedeutet, es muß jetzt ganz bewußt die Schaffung wettbewerbsfähiger Dauerarbeitsplätze angegangen werden, denn notwendige Investitionshilfen sind die eine Seite, und die Schaffung von Rahmenbedingungen, also von Standortvorteilen für Gewerbe- und Industrieansiedlungen, ist die andere Seite. Das kann nur durch Integration der Privatisierung in die Standortentwicklung gelingen, weil erstens von einer stark reduzierten Arbeitsplatzanzahl verbleibender Kernbereiche auszugehen ist, zweitens Ausgliederungen zu berücksichtigen sind und drittens bundeseigene Liegenschaften und Immobilien in ausreichendem Umfang für gezielte Gewerbe- und Industrieansiedlungen zur Verfügung stehen.
    Es muß Prinzip werden, daß bei notwendigem Arbeitsplatz- und Anlagenabbau auf der dazugehörenden, voll erschlossenen, nicht betriebsnotwendigen Liegenschaft neue Gewerbeparks bzw. alternative Industrieanlagen entstehen.
    Die bisherige Philosophie, schnelles Geld durch Verkauf an den Meistbietenden zu machen, ist kontraproduktiv,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    weil sie nur kurzsichtige fiskalische Interessen befriedigt. Gerade der Fiskus erleidet dadurch erhebliche Einbußen. All diese Aufgaben können nur vor Ort, in einer überschaubaren Region gelöst werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P., der CDU/CSU und der SPD)

    Deshalb folgender Vorschlag: Die Treuhandunternehmen, die den vorhandenen Treuhandniederlassungen eindeutig regional zuordenbar sind, sollten aus der Zuständigkeit der Berliner Zentrale herausgelöst und „vor Ort" saniert und privatisiert werden. Daraus ergibt sich die Schlußfolgerung, diese Niederlassungen noch nicht aufzulösen und den Rest der Beschäftigten nicht in Berlin unterzubringen. Vielmehr ist es notwendig, daß die Mitarbeiter aus Berlin in die Regionen und in die Treuhandunternehmen gehen, denn vor Ort ist noch viel zu tun.
    Vor allem um die Fragen hinsichtlich Ziel, Aufgabe und Struktur aus strukturpolitischer und nicht nur aus fiskalischer Sicht zu lösen, halte ich die Einsetzung



    Jürgen Türk
    eines Bundestagsausschusses „Treuhandanstalt" auch jetzt noch für sinnvoll.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile jetzt unserer Kollegin Dr. Dagmar Enkelmann das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dagmar Enkelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Spielen wir mal ein bißchen Zimmermann mit „Aktenzeichen XY ungelöst" !
    Ich komme zum ersten Fall: Aus bisher ungeklärten Gründen löst sich das von den Treuhandbetrieben in ihren Eröffnungsbilanzen ausgewiesene Vermögen von 600 bis 700 Milliarden DM in Luft auf. Neueste Berechnungen ergeben nun eine Minus-Bilanz von 209 Milliarden DM. Betriebe, Grundstücke, Immobilien, kulturelle und sportliche Einrichtungen plötzlich wertlos?
    Zweiter Fall: Mit jährlich 13 Millionen DM belohnen sich Treuhand-Mitarbeiter für eine möglichst rasche Privatisierung von Treuhandbetrieben. Das Leistungsprinzip wurde außer Kraft gesetzt, denn bei den Einkommen finden weder der beim Verkauf realisierte Gewinn noch die tatsächlich erhaltenen Arbeitsplätze oder die getätigten Investitionen eine Berücksichtigung.
    Dritter Fall: Die Treuhand-Osteuropaberatungsgesellschaft soll mit jährlich 30 Millionen DM Steuermitteln finanziert werden — eine wahrlich großangelegte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Mitarbeiter der Treuhand. Sollte man nicht eher verhindern, daß die anderen osteuropäischen Länder ähnliche WildwestEntindustrialisierungserfahrungen machen wie der Osten Deutschlands?
    Vierter Fall: In einer ganzen Reihe von Beispielen wurden Privatisierungserlöse erzielt, die eindeutig unter dem tatsächlichen Wert der Betriebe liegen und die Frage provozieren, wer ein Interesse am Verschleudern von Vermögenswerten hat.
    Erstes Beispiel — das Hallesche Pumpenwerk: verkauft für 1 DM, die vereinbarte Personalreduzierung von 1 700 auf 900 Arbeitsplätze.
    Zweites Beispiel — Deutsches Hydrierwerk Rottleben: Statt eines Kaufpreises Investitionszusage über 70 Millionen DM bei einer Personalreduzierung von 1 300 auf 700 Arbeitsplätze.
    Drittes Beispiel — Geräte- und Reglerwerke Teltow und Elektronik GmbH Teltow: Laut Treuhandsprecher Schröder entstand durch den Verkauf ein Schaden von 15 Milliarden DM.
    Viertes Beispiel — Märkische Faser AG Premnitz: noch über 2 000 Arbeitsplätze. Nach Aussage des Treuhand-Vorstandssprechers Schucht noch vor Vertragsabschluß ist das Schweizer Unternehmen gar nicht in der Lage, die vereinbarte Vertragsstrafe von 68 Millionen DM für Nichteinhaltung von Arbeitsplatzgarantie zu zahlen.
    Fünftes Beispiel — Walzwerk Eberswalde-Finow: Monatelange Hinhaltepolitik der Treuhand, nach wie vor keine Entscheidung über die Zukunft, dafür weitere 300 Kündigungen zum 31. März. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.
    Fünfter Fall: Im Rahmen der Privatisierung kam es zu zahlreichen verbrecherischen Betrugshandlungen. Bis September 1992 wurden 300 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Als realistisch könnte nach Angaben des Leiters der Stabstelle Recht der Treuhandanstalt, Richter, ein Gesamtschaden von fast 9 Milliarden DM angenommen werden. Der Privatisierungserlös betrug übrigens bis zu diesem Zeitpunkt rund 33 Milliarden DM.
    Nein, meine Damen und Herren, das hat nichts mehr mit normalen Reibungsverlusten zu tun. Es riecht, nein, es stinkt nach kriminellen Machenschaften. Da wollen Sie sich mit einem normalen Ausschuß zufriedengeben? Hier ist ein Untersuchungsausschuß zwingende Konsequenz.

    (Beifall der Abg. Ulla Jelpke [PDS/Linke Liste])

    Oder könnte es sein, daß einige von Ihnen selbst so tief drinhängen, daß sie an einer Aufdeckung gar nicht interessiert sind?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist unverschämt, was Sie eben erzählen!)

    Zimmermann würde sagen: „Für sachdienliche Hinweise, die zur Aufklärung der genannten Tatbestände beitragen könnten, steht Ihnen der Bundestag nicht zur Verfügung."
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)