Rede:
ID1213505800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 13
    1. Meine: 1
    2. Damen: 1
    3. und: 1
    4. Herren,: 1
    5. ich: 1
    6. erteile: 1
    7. jetzt: 1
    8. unserem: 1
    9. Kollegen: 1
    10. Jürgen: 1
    11. Türk: 1
    12. das: 1
    13. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/135 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 135. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 9: Eidesleistung von Bundesministern Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 11711A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 11711B Jochen Borchert, Bundesminister BML 11711D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 11711D Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11712A Dank an die ausgeschiedenen Bundesmini- ster Ignaz Kiechle, Jürgen W. Möllemann und Dr. Heinz Riesenhuber 11712A Wahl des Abgeordneten Dr. Paul Hoffacker zum ordentlichen Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle des ausgeschiedenen Abgeordneten Bernhard Jagoda . . 11712B Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der ersten Beschlußempfehlung und des ersten Teilberichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes b) Beratung der zweiten Beschlußempfehlung und des zweiten Teilberichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes (Drucksachen 12/654, 12/662, 12/3462, 12/3920) Friedrich Vogel (Ennepetal) CDU/CSU . 11712C Dr. Andreas von Bülow SPD 11714 A Arno Schmidt (Dresden) F.D.P. . . . . 11716 B Andrea Lederer PDS/Linke Liste 11718C, 11723D Ingrid Köppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11720C Reiner Krziskewitz CDU/CSU . 11722A, 11724 C Dr. Axel Wernitz SPD 11724 D Jörg van Essen F.D.P. 11726A Heinz-Jürgen Kronberg CDU/CSU . . 11727A Volker Neumann (Bramsche) SPD . . . 11728C Joachim Hörster CDU/CSU 11730 C Friedhelm Julius Beucher SPD . . . 11733D Hans-Joachim Hacker SPD 11734 D Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Einsetzung eines Ausschusses Treuhandanstalt (Drucksache 12/4153) Arnulf Kriedner CDU/CSU 11737 B Hinrich Kuessner SPD 11738 C Jürgen Türk F.D.P. 11740A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 11741A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11741D Zusatztagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1992 — Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1992 — (Drucksachen 12/3629, 12/4165, 12/4169) 11742B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Ursula Fischer, Dr. Uwe-Jens Heuer, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS/ Linke Liste: Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Bundesregierung (Drucksachen 12/2047, 12/3492) Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 11742D Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 11744 B Doris Odendahl SPD 11745B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11746D Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 11747C Dr. Christoph Schnittler F.D.P. . . . . . 11747 D Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Wolfgang Roth, Harald B. Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft an die neuen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen (Drucksache 12/1572) Dr. Uwe Jens SPD 11748D Friedhelm Ost CDU/CSU 11751B Bernd Henn PDS/Linke Liste 11754 C Marita Sehn F.D.P. 11756 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11758B Ernst Hinsken CDU/CSU 11759 D Ernst Schwanhold SPD 11762 B Rainer Haungs CDU/CSU 11763 D Ernst Schwanhold SPD 11765 B Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 11767 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 11767D Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 11769D Otto Schily SPD 11771A Nächste Sitzung 11773 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11774' A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11774 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 11711 135. Sitzung Bonn, den 22. Januar 1993 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Böhm (Melsungen), CDU/CSU 22. 1. 93* Wilfried Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 22. 1. 93 Brandt-Elsweier, Anni SPD 22. 1. 93 Eylmann, Horst CDU/CSU 22. 1. 93 Eymer, Anke CDU/CSU 22. 1. 93 Gallus, Georg F.D.P. 22. 1. 93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 22. 1. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 22. 1. 93 Johannes Graf, Günter SPD 22. 1. 93 Großmann, Achim SPD 22. 1. 93 Grünbeck, Josef F.D.P. 22. 1. 93 Günther (Plauen), F.D.P. 22. 1. 93 Joachim Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 22. 1. 93 Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 22. 1. 93 Haschke CDU/CSU 22. 1.93 (Großhennersdorf), Gottfried Hasenfratz, Klaus SPD 22. 1. 93 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 22. 1. 93 Heyenn, Günther SPD 22. 1. 93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 22. 1. 93 Hilsberg, Stephan SPD 22. 1. 93 Jaunich, Horst SPD 22. 1. 93 Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 22. 1. 93 Koschnick, Hans SPD 22. 1. 93 Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 22. 1. 93 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 22. 1. 93 Klaus W. Lowack, Ortwin fraktionslos 22. 1. 93 Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 22. 1. 93 Marx, Done SPD 22. 1. 93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 22. 1. 93 Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 22. 1. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 22. 1. 93 Mischnick, Wolfgang F.D.P. 22. 1. 93 Mosdorf, Siegmar SPD 22. 1. 93 Müller (Wadern), CDU/CSU 22. 1. 93 Hans-Werner Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 22. 1. 93 Oesinghaus, Günther SPD 22. 1. 93 Otto (Frankfurt), F.D.P. 22. 1. 93 Hans-Joachim Pfeifer, Anton CDU/CSU 22. 1. 93 Rahardt-Vahldieck, CDU/CSU 22. 1. 93 Susanne Reimann, Manfred SPD 22. 1. 93 Rempe, Walter SPD 22. 1. 93 Reschke, Otto SPD 22. 1. 93 Reuschenbach, Peter W. SPD 22. 1. 93 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rixe, Günter SPD 22. 1. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 22. 1. 93 Ingrid Schmalz-Jacobsen, F.D.P. 22. 1. 93 Cornelia Schmidt (Mühlheim), CDU/CSU 22. 1. 93 Andreas Schmidt (Nürnberg), SPD 22. 1. 93 Renate Dr. Schnell, Emil SPD 22. 1. 93 Schuster, Hans F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Semper, Sigrid F.D.P. 22. 1. 93 Simm, Erika SPD 22. 1. 93 Stübgen, Michael CDU/CSU 22. 1. 93 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22. 1. 93 Voigt (Frankfurt), SPD 22. 1. 93** Karsten D. Wartenberg (Berlin), SPD 22. 1. 93 Gerd Welt, Jochen SPD 22. 1. 93 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 22. 1. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 22. 1. 93 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 14. Januar 1993 beschlossen, zu dem nachstehenden Gesetz einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozeßordnung und des Versammlungsgesetzes und zur Einführung einer Kronzeugenregelung bei terroristischen Straftaten (Kronzeugen-Verlängerungs-Gesetz) Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/2602 Drucksache 12/2983 Drucksache 12/3370 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/3102 EG-Ausschuß Drucksache 12/3255 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 12/2257 Nr. 3.1 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 12/3182 Nr. 70 Drucksache 12/3867 Nr. 2.23
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hinrich Kuessner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Endlich, wenn auch reichlich spät, wird der Vorschlag der SPD auf Einsetzung eines Vollausschusses Treuhandanstalt umgesetzt. Die Einrichtung dieses Ausschusses geschieht in einer dramatischen Situation der Gesamtwirtschaft. Sie findet vor dein Hintergrund statt, daß die liberal-konservative Koalition den Umstrukturierungsprozeß in Ostdeutschland bisher nicht in den Begriff bekommen hat. Die Bundesregierung ist mit ihrer Treuhandpolitik faktisch gescheitert. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung stellt in seinem ersten Wochenbericht in diesem Jahr fest:
    Die Strategie forcierter Privatisierung, wie sie die Treuhandanstalt von Anfang an verfolgte, stößt spätestens jetzt an Grenzen. Das Konzept „Aufbau durch Privatisierung" allein reicht nicht aus. Mit der Absicht, eine Bestandsgarantie für industrielle Kerne zu geben, räumt die Regierung dieses Scheitern im Grunde ein.
    Soweit das DIW.
    Jetzt gilt es zu retten, was noch zu retten ist. Der Blick muß nach vorn gerichtet werden. Das heißt für die SPD: Wir werden hier im Parlament und im neuen Ausschuß alles daransetzen, daß ohne ideologische Scheuklappen alle Möglichkeiten zur Erhaltung und Schaffung neuer Arbeitsplätze im Osten durch eine geänderte Treuhandpolitik genutzt werden.
    Für die Ausschußarbeit bedeutet dies zuallererst: Es muß ein Konzept für die Arbeit der Treuhandanstalt entwickelt werden, das die wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Dimensionen des Auf- und Umbaus in Deutschland Ost zusammenführt. Die Auswahl der



    Hinrich Kuessner
    Mitglieder der SPD-Fraktion im neuen Ausschuß wird dies berücksichtigen.
    Inzwischen hat auch die Bundesregierung verstanden: Allein auf Privatisierung kann bei der Umstrukturierung der Wirtschaft in Ostdeutschland nicht gesetzt werden. Die Bildung von Management KG war ein deutliches Zeichen. Aber es geht immer noch alles viel zu unentschlossen und zu zäh. Es fehlt ein Strategiekonzept. Es fehlen in den entscheidenden Positionen Leute, die etwas zustande bringen, die mit langem Atem und mit Sachverstand den Aufbau Ost zügig vorantreiben. Heute wird dieser Vorschlag gemacht, morgen jener, und heraus kommt dabei nur Verwirrung.
    Wir müssen von Aktionismus und von zentralistischen Entscheidungsprozessen wegkommen. Privatisierung und Sanierung von Unternehmen und die Verwertung von Grundstücken müssen zusammen mit den Verantwortlichen der Länder und Regionen entschieden werden. Entscheidungen müssen stärker vor Ort unter Beteiligung der Geschäftsführungen, Betriebsräte und Gewerkschaften getroffen werden. Sie müssen für die Betroffenen durchsichtig gemacht werden. Eine Umstrukturierung dieses Ausmaßes ist nur mit den Betroffenen zusammen zu machen. Psychologie spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.
    Der Treuhandausschuß muß sich intensiv mit Sanierungsmodellen der Treuhandanstalt auseinandersetzen. Bisher wurde im früheren Unterausschuß nur das Modell der Management KG diskutiert. Dieses Modell betrifft Unternehmen mit einer Beschäftigtenzahl von mindestens 200. Es paßt nicht für ganz große Unternehmen und für die vielen kleinen, die jetzt nicht privatisiert werden können, aber in den Regionen Bedeutung haben und saniert werden können. Darum wird die Erhaltung industrieller Kerne einen Schwerpunkt der Ausschußarbeit bilden, wobei Erhaltung nicht die Bewahrung des Alten sein kann, sondern die Schaffung eines Produktes sein muß, das auf dem Markt abgesetzt werden kann.
    Wir haben keine Zeit mehr für lange Diskussionen. Die Debatte um die Management KG lief schon viel zu lange. Bereits im Januar 1992 hat der Verwaltungsrat die Bildung der Management KG beschlossen. Damals sollten darin Unternehmen mit einer Beschäftigtenzahl ab 500 zusammengefaßt werden. Die Bildung der KG wurde hinausgezögert; der Verfall der Betriebe ging voran, weil in den Betrieben nichts oder nicht genug passierte. Inzwischen muß man auf Betriebe mit Beschäftigtenzahlen von 200 zurückgreifen. Und die Management KG ist dabei nur die Betriebsform, die die Erneuerung ermöglichen soll.
    Entscheidend ist die innerbetriebliche Umstrukturierung, die bei Treuhandunternehmen in der Regel auf der Strecke geblieben ist. Wenn die anderen Sanierungsmodelie nicht schnell entwickelt und umgesetzt werden, brauchen wir darüber nicht zu reden, denn dann sind die Betriebe nicht mehr sanierungsfähig.
    Mein Eindruck von vielen Besuchen in Treuhandunternehmen ist, daß die Entscheidungen über die Sanierung bis spätestens zum Sommer dieses Jahres fallen müssen, sonst wird das operative Geschäft der Treuhand im Herbst vor allem in der Stillegung von Unternehmen bestehen.
    Zur Sanierung von Treuhandunternehmen gehören insbesondere auch die Lösung der Managementprobleme und die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern. Nach meinem Eindruck wird dies sträflich vernachlässigt. Ohne qualifizierte Aus- und Weiterbildung ist der Industriestandort Deutschland Ost nicht zu halten. Billige Massengüterproduktion aus Deutschland Ost hat auf den westeuropäischen und internationalen Märkten keine Chance auf Absatz. Sie kann in anderen Teilen der Welt billiger hergestellt werden. In Deutschland muß Hochwertigeres produziert werden. Darum muß in Forschung und Entwicklung investiert werden. Wer sanieren will, darf diese Betriebsabteilungen nicht abwickeln.
    Der Treuhandausschuß wird sich auch verstärkt den arbeitsmarktpolitischen Fragen zuwenden müssen, die sich aus der Privatisierung, Sanierung und Stillegung durch die Treuhand ergeben. Die vielen Arbeitnehmer, die aus dem Arbeitsprozeß ausscheiden mußten oder die es noch müssen, dürfen nicht in der Luft hängenbleiben. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Umschulungen sind Themen, denen sich die Treuhand stellen muß. Manchmal habe ich den Eindruck, daß sich das Bundesfinanzministerium und seine Treuhandanstalt mehr mit der Zukunft der Mitarbeiter in der Treuhandzentrale und ihren Außenstellen als mit der der vielen Mitarbeiter in ihren Unternehmen befaßt.
    Im Treuhandausschuß werden wir uns außerdem mit der Verwertung von Treuhandliegenschaften befassen müssen. Ganz besonders gilt dies für die Verwertung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen. Hier wird bisher eine Politik zu Lasten der einheimischen Landwirte und einseitig zugunsten der alten Großgrundbesitzer gemacht.
    Ein bleibendes Thema im Ausschuß wird die Kontrolle der Privatisierungsverträge sein. Auf der einen Seite muß die Einhaltung der Verträge durchgesetzt werden, auf der anderen Seite — wie schon mein Vorredner betont hat — darf den Käufern nicht zu schnell der einfache Weg der Zahlung der Pönalen eröffnet werden,
    Ziel aller Aktivitäten der Treuhandanstalt muß die Realisierung von Investitionen und damit die Erhaltung und Neuschaffung von Arbeitsplätzen sein.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Arnulf Kriedner [CDU/CSU])

    Darüber, wie dieses Ziel erreicht wird, wird in neuen wirtschaftlichen Situationen neu nachgedacht werden müssen. Mit einer bürokratischen Abarbeitung der Vertragsstrafen ist es nicht getan.
    Aufgabe des Treuhandausschusses ist es vor allem, mit dafür zu sorgen, daß die Arbeit der Treuhandanstalt sich in ein Gesamtkonzept für den Aufbau Ost einpaßt. Da die Regierung dieses Gesamtkonzept noch immer vermissen läßt, wird der Ausschuß im Zusammenwirken mit anderen Ausschüssen hieran arbeiten müssen. Ziel der Ausschußarbeiten muß es



    Hinrich Kuessner
    sein, den Umstruktierungsprozeß der Wirtschaft in Ostdeutschland aktiv mitzugestalten.
    Auch wenn die Zahl der Treuhandunternehmen kleiner und der Arbeitsanfall in der Treuhandanstalt damit geringer wird, wird durch ihr Tun bzw. Nichttun immer noch Industriepolitik gemacht. Diese muß in Bonn definiert und durch die Treuhand umgesetzt werden.
    Das sind die Vorstellungen der SPD-Fraktion für die Arbeit des neuen Treuhandausschusses. Diesen Aufgaben müssen wir uns gemeinsam mit aller Kraft im Interesse der Menschen in Deutschland Ost und West stellen, denn nur so werden wir den inneren Frieden in Deutschland erhalten und die Einheit vollenden.
    Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich erteile jetzt unserem Kollegen Jürgen Türk das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Türk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit dem Treuhandgesetz der DDR sollte zunächst die Verwaltung des volkseigenen Vermögens und danach die schnelle Privatisierung durchgesetzt werden. Das heißt, es ging um die Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit möglichst vieler Unternehmen. Das schloß die Entflechtung nicht beherrschbarer Großstrukturen und die Bereitstellung von Grund und Boden für wirtschaftliche Zwecke ein. Damit war eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe von außerordentlicher Dimension gestellt.
    Deshalb stellte ich bereits im Februar 1991 die Forderung auf, die Treuhandanstalt dem Wirtschaftsminister zu unterstellen, eben aus diesem Grunde.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ganz offensichtlich wurde von den Verfassern des Gesetzes die tatsächliche Situation nicht voll erkannt. Man war der Ansicht, daß die Strukturanpassung durch zügige Privatisierung schnell zu schaffen sei. Tatsächlich stellte sich heraus, daß sowohl die Produktivität als auch der Zustand der Betriebe wesentlich schlechter waren, als angenommen worden war. Das heißt, daß in weit größeren Dimensionen vor der Privatisierung zunächst saniert werden mußte. Dazu bedurfte es realer Unternehmenskonzepte, die nicht bzw. nur schleppend vorgelegt wurden. Aber nur kompetente Geschäftsleitungen hätten auch schlüssige Konzeptionen vorlegen und umsetzen können.
    Anstelle des Aufbaus eines handlungsfähigen Managements sind und werden in die Verkaufsverhandlungen oft Vertreter von Konkurrenzunternehmen eingeschaltet. Notwendig wäre hier aber, daß das handlungsfähige Unternehmensmanagement zunächst ungestört die Leistungsfähigkeit des Betriebes nachvollziehbar entwickeln und nachweisen kann.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Insbesondere ist die zentrale Bearbeitung der Unternehmen mit über 1 500 Beschäftigten ganz offensichtlich nachteilig, weil man in Berlin von den eigentlichen Problemen zu weit weg ist. Den Beweis, daß vor Ort praxisnah und zügiger entschieden wird, bringen die Treuhandniederlassungen in den Ländern.
    Ein weiteres Hemmnis ist nach wie vor die Überbetonung des fiskalischen Aspekts. Die erforderliche wirtschaftspolitische Betrachtung kommt dabei zu kurz. Die Treuhandkabinette sind als strukturpolitische Instrumentarien meines Erachtens nur teilweise wirksam geworden.
    Insgesamt heißt das, daß zuerst die Privatisierung einschließlich Wegbruch nicht wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze erfolgt und erst danach durch Feuerwehreinsätze eine Heilung versucht wird.
    Was ist deshalb sofort zu tun, und was ist noch machbar? Meines Erachtens ist es noch nicht zu spät, endlich aktive Strukturpolitik zu betreiben. Aktive Strukturpolitik will nicht Markt durch Staat ersetzen, sondern der Staat muß in Ostdeutschland dem Markt auf die Beine helfen. Das bedeutet, es muß jetzt ganz bewußt die Schaffung wettbewerbsfähiger Dauerarbeitsplätze angegangen werden, denn notwendige Investitionshilfen sind die eine Seite, und die Schaffung von Rahmenbedingungen, also von Standortvorteilen für Gewerbe- und Industrieansiedlungen, ist die andere Seite. Das kann nur durch Integration der Privatisierung in die Standortentwicklung gelingen, weil erstens von einer stark reduzierten Arbeitsplatzanzahl verbleibender Kernbereiche auszugehen ist, zweitens Ausgliederungen zu berücksichtigen sind und drittens bundeseigene Liegenschaften und Immobilien in ausreichendem Umfang für gezielte Gewerbe- und Industrieansiedlungen zur Verfügung stehen.
    Es muß Prinzip werden, daß bei notwendigem Arbeitsplatz- und Anlagenabbau auf der dazugehörenden, voll erschlossenen, nicht betriebsnotwendigen Liegenschaft neue Gewerbeparks bzw. alternative Industrieanlagen entstehen.
    Die bisherige Philosophie, schnelles Geld durch Verkauf an den Meistbietenden zu machen, ist kontraproduktiv,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    weil sie nur kurzsichtige fiskalische Interessen befriedigt. Gerade der Fiskus erleidet dadurch erhebliche Einbußen. All diese Aufgaben können nur vor Ort, in einer überschaubaren Region gelöst werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P., der CDU/CSU und der SPD)

    Deshalb folgender Vorschlag: Die Treuhandunternehmen, die den vorhandenen Treuhandniederlassungen eindeutig regional zuordenbar sind, sollten aus der Zuständigkeit der Berliner Zentrale herausgelöst und „vor Ort" saniert und privatisiert werden. Daraus ergibt sich die Schlußfolgerung, diese Niederlassungen noch nicht aufzulösen und den Rest der Beschäftigten nicht in Berlin unterzubringen. Vielmehr ist es notwendig, daß die Mitarbeiter aus Berlin in die Regionen und in die Treuhandunternehmen gehen, denn vor Ort ist noch viel zu tun.
    Vor allem um die Fragen hinsichtlich Ziel, Aufgabe und Struktur aus strukturpolitischer und nicht nur aus fiskalischer Sicht zu lösen, halte ich die Einsetzung



    Jürgen Türk
    eines Bundestagsausschusses „Treuhandanstalt" auch jetzt noch für sinnvoll.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)