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    Plenarprotokoll 12/135 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 135. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 9: Eidesleistung von Bundesministern Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 11711A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 11711B Jochen Borchert, Bundesminister BML 11711D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 11711D Matthias Wissmann, Bundesminister BMFT 11712A Dank an die ausgeschiedenen Bundesmini- ster Ignaz Kiechle, Jürgen W. Möllemann und Dr. Heinz Riesenhuber 11712A Wahl des Abgeordneten Dr. Paul Hoffacker zum ordentlichen Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle des ausgeschiedenen Abgeordneten Bernhard Jagoda . . 11712B Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der ersten Beschlußempfehlung und des ersten Teilberichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes b) Beratung der zweiten Beschlußempfehlung und des zweiten Teilberichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes (Drucksachen 12/654, 12/662, 12/3462, 12/3920) Friedrich Vogel (Ennepetal) CDU/CSU . 11712C Dr. Andreas von Bülow SPD 11714 A Arno Schmidt (Dresden) F.D.P. . . . . 11716 B Andrea Lederer PDS/Linke Liste 11718C, 11723D Ingrid Köppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11720C Reiner Krziskewitz CDU/CSU . 11722A, 11724 C Dr. Axel Wernitz SPD 11724 D Jörg van Essen F.D.P. 11726A Heinz-Jürgen Kronberg CDU/CSU . . 11727A Volker Neumann (Bramsche) SPD . . . 11728C Joachim Hörster CDU/CSU 11730 C Friedhelm Julius Beucher SPD . . . 11733D Hans-Joachim Hacker SPD 11734 D Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Einsetzung eines Ausschusses Treuhandanstalt (Drucksache 12/4153) Arnulf Kriedner CDU/CSU 11737 B Hinrich Kuessner SPD 11738 C Jürgen Türk F.D.P. 11740A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 11741A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11741D Zusatztagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1992 — Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1992 — (Drucksachen 12/3629, 12/4165, 12/4169) 11742B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Ursula Fischer, Dr. Uwe-Jens Heuer, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS/ Linke Liste: Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Bundesregierung (Drucksachen 12/2047, 12/3492) Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . . 11742D Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU 11744 B Doris Odendahl SPD 11745B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 11746D Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 11747C Dr. Christoph Schnittler F.D.P. . . . . . 11747 D Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Uwe Jens, Wolfgang Roth, Harald B. Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft an die neuen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen (Drucksache 12/1572) Dr. Uwe Jens SPD 11748D Friedhelm Ost CDU/CSU 11751B Bernd Henn PDS/Linke Liste 11754 C Marita Sehn F.D.P. 11756 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11758B Ernst Hinsken CDU/CSU 11759 D Ernst Schwanhold SPD 11762 B Rainer Haungs CDU/CSU 11763 D Ernst Schwanhold SPD 11765 B Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 11767 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 11767D Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 11769D Otto Schily SPD 11771A Nächste Sitzung 11773 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11774' A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11774 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1993 11711 135. Sitzung Bonn, den 22. Januar 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Böhm (Melsungen), CDU/CSU 22. 1. 93* Wilfried Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 22. 1. 93 Brandt-Elsweier, Anni SPD 22. 1. 93 Eylmann, Horst CDU/CSU 22. 1. 93 Eymer, Anke CDU/CSU 22. 1. 93 Gallus, Georg F.D.P. 22. 1. 93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 22. 1. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 22. 1. 93 Johannes Graf, Günter SPD 22. 1. 93 Großmann, Achim SPD 22. 1. 93 Grünbeck, Josef F.D.P. 22. 1. 93 Günther (Plauen), F.D.P. 22. 1. 93 Joachim Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 22. 1. 93 Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 22. 1. 93 Haschke CDU/CSU 22. 1.93 (Großhennersdorf), Gottfried Hasenfratz, Klaus SPD 22. 1. 93 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 22. 1. 93 Heyenn, Günther SPD 22. 1. 93 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 22. 1. 93 Hilsberg, Stephan SPD 22. 1. 93 Jaunich, Horst SPD 22. 1. 93 Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 22. 1. 93 Koschnick, Hans SPD 22. 1. 93 Dr. Lieberoth, Immo CDU/CSU 22. 1. 93 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 22. 1. 93 Klaus W. Lowack, Ortwin fraktionslos 22. 1. 93 Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 22. 1. 93 Marx, Done SPD 22. 1. 93 Dr. Matterne, Dietmar SPD 22. 1. 93 Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 22. 1. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 22. 1. 93 Mischnick, Wolfgang F.D.P. 22. 1. 93 Mosdorf, Siegmar SPD 22. 1. 93 Müller (Wadern), CDU/CSU 22. 1. 93 Hans-Werner Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 22. 1. 93 Oesinghaus, Günther SPD 22. 1. 93 Otto (Frankfurt), F.D.P. 22. 1. 93 Hans-Joachim Pfeifer, Anton CDU/CSU 22. 1. 93 Rahardt-Vahldieck, CDU/CSU 22. 1. 93 Susanne Reimann, Manfred SPD 22. 1. 93 Rempe, Walter SPD 22. 1. 93 Reschke, Otto SPD 22. 1. 93 Reuschenbach, Peter W. SPD 22. 1. 93 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rixe, Günter SPD 22. 1. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 22. 1. 93 Ingrid Schmalz-Jacobsen, F.D.P. 22. 1. 93 Cornelia Schmidt (Mühlheim), CDU/CSU 22. 1. 93 Andreas Schmidt (Nürnberg), SPD 22. 1. 93 Renate Dr. Schnell, Emil SPD 22. 1. 93 Schuster, Hans F.D.P. 22. 1. 93 Dr. Semper, Sigrid F.D.P. 22. 1. 93 Simm, Erika SPD 22. 1. 93 Stübgen, Michael CDU/CSU 22. 1. 93 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22. 1. 93 Voigt (Frankfurt), SPD 22. 1. 93** Karsten D. Wartenberg (Berlin), SPD 22. 1. 93 Gerd Welt, Jochen SPD 22. 1. 93 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 22. 1. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 22. 1. 93 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 14. Januar 1993 beschlossen, zu dem nachstehenden Gesetz einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozeßordnung und des Versammlungsgesetzes und zur Einführung einer Kronzeugenregelung bei terroristischen Straftaten (Kronzeugen-Verlängerungs-Gesetz) Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/2602 Drucksache 12/2983 Drucksache 12/3370 Ausschuß für Verkehr Drucksache 12/3102 EG-Ausschuß Drucksache 12/3255 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 12/2257 Nr. 3.1 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 12/3182 Nr. 70 Drucksache 12/3867 Nr. 2.23
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    Rede von Arno Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr von Bülow, etwas wundert es mich natürlich, wenn wir uns in
    Pressekonferenzen oder auch im Plenum befinden; ich lerne Sie da immer aufs neue kennen.

    (Dr. Andreas von Bülow [SPD]: Das ist auch recht so!)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Den 1. Untersuchungsausschuß sehen wir als Chance, über Parteigrenzen hinweg ein Stück deutscher Geschichte gemeinsam aufzuarbeiten. Wenn man von den Pressekonferenzen, die wir gegeben haben — sie wurden eben angesprochen — einmal absieht, haben wir dies meiner Einschätzung nach auch ganz gut hinbekommen.
    Natürlich möchte der eine oder andere liebend gern eine andere Zielstellung anpeilen, als dies im Untersuchungsauftrag vorgegeben ist. Doch die Sichtung von über einer Million Dokumenten übersteigt alles bisher Dagewesene von Untersuchungsausschüssen des Deutschen Bundestages und verlangt deshalb von allen Beteiligten eine Konzentration auf das Wesentliche. Der Aufwand zur Bewältigung solcher Aktenmassen ist sehr hoch für alle und bindet Kräfte, die mancher von uns gelegentlich sicherlich lieber für seine anderen Aufgaben einsetzen möchte. Meiner Meinung nach ist dies jedoch ein noch zu rechtfertigender Preis, der aber nicht ins Grenzenlose steigen sollte.
    Wir sind bestrebt, wenigstens die Grundlinien aufzuzeigen, um die Bedeutung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung — KoKo — für den Machterhalt der Partei- und Staatsführung in der DDR zu verdeutlichen. Andererseits wollen wir auch die wirtschaftliche und politische Bedeutung des Bereichs KoKo für die Beziehungen der DDR zur Bundesrepublik Deutschland aufhellen.
    Spektakuläre Aufklärungsergebnisse sind in der Arbeit des Untersuchungsausschusses die Ausnahme. Wir wissen auch, daß wir das Dickicht, das den Bereich KoKo umgab, mit den Mitteln dieses Untersuchungsausschusses endgültig nicht werden lichten können. Genauso wenig, wie sich die Vergangenheit durch juristische Mittel umfassend aufklären läßt, werden wir im Untersuchungsausschuß in umfassendem Maße dazu in der Lage sein. Denn dazu ist die gesamte deutsche Gesellschaft gefordert, im Osten wie im Westen. Doch wir wollen in dem vorgegebenen Rahmen unseren uns möglichen Beitrag leisten.
    Wenn wir auf die Resonanz der Aufklärungsarbeit um Koko in den neuen Bundesländern blicken, sehen wir eine durchaus recht wechselhafte Stimmungslage. Da ist zum einen das engagierte und vehemente Interesse an Aufklärung von seiten derer, die in irgendeiner Form — sei es als ehemalige politische Häftlinge, als Freigekaufte, oder als um ihre Antiquitäten Beraubte — unwissentlich mit KoKo direkt in Berührung gekommen sind. Doch dann sind da auch die vielen, für die KoKo-Verstrickungen ein Teil des Unrechtsregimes sind, mit dem sie mittlerweile abgerechnet haben und das sie verständlicherweise eher zu vergessen versuchen. Zudem hatte KoKo für einen Bürger in der DDR seine Arbeit mit Erfolg auch geheimhalten können.
    Daß nun auch die KoKo-Thematik in die Konkursmasse des Vergessens fällt, erklärt sich sicherlich aus



    Arno Schmidt (Dresden)

    dem Umstand, daß die Art der staatlichen Devisenbeschaffung nicht nur gegen die nach außen verkündete Ideologie, sondern insgesamt gegen die grundlegendsten moralischen und ethischen Maßstäbe verstoßen hat, wie es kaum vorstellbar ist.
    Noch immer müssen wir die Befürchtung haben, daß die DDR ganz bewußt aus politischen Gründen Menschen inhaftiert hat um der Devisen willen, die auf diesem Wege der Bundesrepublik abzupressen waren. Diesem Verdacht sind wir nachgegangen, konnten ihn aber noch nicht abschließend klären. Daß dabei Rechtsanwalt Vogel, zum mindestens für mich, selbst eine moralisch zweifelhafte Rolle gespielt hat, kann, glaube ich, offen gesagt werden.
    Diese Bemühungen der Bundesrepublik, die ausschließlich humanitäre Gründe hatten, jetzt zu diffamieren halte ich für absolut inakzeptabel. Die Zeit im geteilten Deutschland war für alle schwer, die an der Überwindung des Risses arbeiteten, der quer durch die Nation ging. Sicher war es sowohl für die sozialliberale als auch später für die christlich-liberale Regierung nicht leicht, die Entscheidungen, die im Interesse der Menschen richtig erschienen, zu treffen. Und wie oft mußte ein Pakt mit dem Teufel eingegangen werden, um Erleichterungen für die Menschen zu erreichen. Daran muß man sich auch heute noch erinnern und es entsprechend werten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Persönlich habe ich mindestens die Hälfte meines Lebens gehofft, daß es einmal ein vereintes Deutschland geben wird. Ich verstehe heute einige nicht, die diese Bundesrepublik — oftmals nur aus rein egoistischen Gründen — zerreden wollen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    In den neuen Bundesländern drohen persönliche und gesellschaftliche Probleme des Alltags allerdings die Behandlung dieses Themas in der Öffentlichkeit zu erdrücken.
    Für viele, die selber auf keine direkt erlittene und erlebte schadvolle Begegnung mit KoKo zurückschauen, ist die Arbeit des 1. Untersuchungsausschusses dabei, zum eher akademisch zeitgeschichtlichen Interessengebiet zu mutieren. Andere hegen — vergleichbar etwa mit dem Fall Honecker — die Erwartung, daß auch die für KoKo Verantwortlichen und die, die persönlichen Profit auf diesen Tätigkeiten zogen, doch zu fassen sein müßten.
    Immer neue Enthüllungen über immer weitergehende Schurkereien dieses Regimes, unter dem sie gelitten haben, das aber strafrechtlich nicht zu packen ist, sind nicht unbedingt geeignet, das Verständnis für die Arbeit des Ausschusses zu fördern. Entsprechend, häufig werde ich gefragt, welchen Sinn eine so intensive Beschäftigung mit dem Vergangenen hat, wo doch die Probleme der Gegenwart und der Zukunft die Bürger um ein Vielfaches mehr beschäftigen. Auch wenn ich Bedenken dieser Art nicht restlos zu zerstreuen vermag, meine ich doch, daß das Wissen um diese facettenreichen Strukturen des Unrechts nicht in der Versenkung verschwinden darf. Trotz aller zukunftsgerichteten Probleme sind wir diese
    Aufklärungsarbeit uns selber, den vielen, die gelitten haben, und unseren Nachkommen schuldig.

    (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU und der SPD)

    Doch plädiere ich ebenso für eine vernünftige Eingrenzung der Arbeit des KoKo-Ausschusses. Ich meine, wir sollten auf jeden Fall, möglichst im Herbst, die Zeugenvernehmung abschließen, damit der Schlußbericht des Ausschusses noch vor der Sommerpause 1994 debattiert werden kann. Diese Zeit benötigt das Ausschußsekretariat — es wurde gesagt — schon aus rein technischen Gründen, um einen Bericht zu erstellen.
    Ich bitte auch hier die Opposition, sich nochmals zu beraten, ob sie diesen Weg nicht mit uns gemeinsam gehen will; denn wir müssen aufpassen, daß die Sachaufklärung nicht in den Strudel des nächsten Wahlkampfs gerät.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: So ist es!)

    Wir sollten auch aufhören, uns gegenseitig immer vorführen zu wollen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Von Bülow fängt schon damit an!)

    Zweifellos ist der Untersuchungsauftrag an sich schon zu umfangreich formuliert worden, um seine Erfüllung jetzt auch noch zeitlich unnötig zu strecken.
    Im Interesse der inneren Vereinigung Deutschlands soll die Aufklärung der Vergangenheit befrieden. Die vor uns liegenden Probleme des Aufbaus im Osten und des Fortgangs der Vereinigung Deutschlands sind zu wichtig, als daß wir unsere Zeit und Kraft verschwenden könnten, uns zu zerstreiten.
    Vorwürfe der Art, der bayerische Ministerpräsident Strauß habe Landesverrat begangen oder der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau hätte Wahlkampfhilfe bei Honecker erbettelt, sind zu vordergründig, um wirklich ernst genommen zu werden.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Das ist im zweiten Fall leider zutreffend!)

    Dafür sollten wir uns auch zu schade sein.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Bisher können wir auf zwei erstellte Teilberichte verweisen. Mit dem zweiten Teilbericht, der wie der erste den Sinn hat, Arbeitsergebnisse strukturiert festzuhalten, stellen wir der Öffentlichkeit detaillierte Informationen über die Strukturen von KoKo vor. Seine Essenz ist der Organisationsplan von KoKo, in dem die Firmen genannt und beschrieben sind, die europaweit, aber mit Schwerpunkt auch auf Westdeutschland dem Bereich KoKo zugeordnet waren.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Weltweit!)

    Für einen ehemaligen DDR-Bürger scheint es kaum glaubhaft, in welchen Wirtschaftsbereichen das sozialistische Regime hinter der Fassade selbstproduzierter ideologischer Verblendung dann selbst aktiv war, um



    Arno Schmidt (Dresden)

    der eigenen Mangelwirtschaft mit kräftigen Devisenschüben nachzuhelfen.

    (Ulla Jelpke [PDS/Linke Liste]: Das war kapitalistisch!)

    — Das kommt ja noch. Das ärgert Sie wohl etwas.
    KoKo war der Versuch, selbst mit den nach außen als merkantilistisch-kapitalistisch kritisierten Strukturen die Existenzunfähigkeit des sozialistischen Systems unbemerkt auszubügeln. Vielleicht gefällt Ihnen das besser.

    (Lachen bei der PDS/Linke Liste)

    Trotz intensiver Recherchen ist es immer noch fraglich, ob die im zweiten Teilbericht aufgeführten Firmen tatsächlich alle Unternehmen sind und — was weitaus mehr interessiert — ob einzelne Firmen wirklich immer noch tätig sind. Auf diese Frage werden wir eine sichere Antwort vermutlich erst später geben können.
    Dagegen kann mittlerweile mit Sicherheit behauptet werden, daß entgegen Schalck-Golodkowskis öffentlicher Darstellung zwischen dem Bereich KoKo und dem Ministerium für Staatssicherheit enge Verknüpfungen bestanden haben. Die auf Schalcks Veranlassung eigens bei der Stasi eingerichtete Arbeitsgruppe Bereich KoKo, sein Rang als Offizier im besonderen Einsatz, seine gemeinsam mit einem engen Mitarbeiter Mielkes verfaßte Doktorarbeit sind dabei Hinweise genug.
    Hinsichtlich des Wahrheitsgehalts verschiedener Äußerungen von Schalck-Golodkowski kann ich mir kein abschließendes Urteil erlauben. Ich befürchte aber, daß sich über die Akten des Untersuchungsausschusses und unseren Schlußbericht noch der Staatsanwalt wird beugen müssen, um gegebenenfalls die Frage hinsichtlich von Falschaussagen nicht nur von Schalck-Golodkowski zu überprüfen.
    Bei Einsetzung des Untersuchungsausschusses haben wir Liberale betont, daß der Ausschuß kein Tribunal ist. Dazu stehen wir auch heute noch. Doch verdenkt es hoffentlich keiner den Bürgern in den neuen Bundesländern, wenn sie die Schlagkraft dieses Untersuchungsausschusses an der Person Schalck-Golodkowskis messen, der, sich die Hände reibend, in seiner Villa am Tegernsee residiert und über einen Neuanfang als Wirtschaftsberater sinniert. Die Hoffnung seines Anwalts, Schalck könne schon nächstes Jahr aus allem heraus sein, kann ich jedenfalls nicht teilen.
    Zweifellos sind uns als Untersuchungsausschuß gelegentlich die Hände gebunden, nicht nur weil wir Rücksicht auf staatsanwaltschaftliche Ermittlungen und Strafverfahren nehmen müssen. Doch selbst wenn mit den Möglichkeiten des Rechtsstaates eine Strafe die Täter wahrscheinlich kaum in dem Maße treffen wird, wie es unserem Empfinden nach gerecht wäre, so wird uns die moralische Verurteilung aber keiner nehmen können.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Jetzt hat das Wort die Abgeordnete Andrea Lederer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Andrea Lederer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Einem hartnäckigen Gerücht zufolge sollen ja parlamentarische Untersuchungsausschüsse ein Mittel zur Wahrheitsfindung sein. Dem KoKo-Untersuchungsausschuß gebührt das Verdienst, mit diesem Mißverständnis einigermaßen aufgeräumt zu haben. Der Ausschuß sollte nämlich — wenn Sie das ehrlich einräumen würden, wäre ich Ihnen dankbar — vor allem eines: an der Person Alexander Schalck-Golodkowski und seiner KoKo den längst feststehenden Schuldspruch exekutieren, daß der Sozialismus ein einziges Verbrechen ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Viele Verbrechen, nicht ein einziges!)

    Der Versuch allerdings, Politik und Wirtschaft der Bundesrepublik im Vergleich dazu als einen Hort der Ehrbarkeit erscheinen zu lassen, ist gescheitert.
    Der Auftrag des Untersuchungsausschusses litt in der Intention der großen Parteien an einem entscheidenden Geburtsfehler: Der reale Sozialismus sollte ausgerechnet an dem Punkte seiner Unmenschlichkeit überführt werden, wo er sich der kapitalistischen Bundesrepublik am weitesten angenähert hatte. Insofern stimme ich auch mit Ihrer Einschätzung überein, daß es eine Art kapitalistische Insel war. Denn eines steht fest: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung hat mit Sozialismus genauso viel zu tun wie Herr Waigel mit einer soliden Finanzpolitik — herzlich wenig also.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Friedrich Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU]: Das sollte witzig sein!)

    KoKo war von Anfang an ein Kind der Marktwirtschaft. Als solches war es geplant, als solches hat es funktioniert. Es ist eine Ironie der Geschichte, daß ausgerechnet durch KoKo die Realität des Kapitalismus aktenkundig geworden ist. Alles, was der Ausschuß an Skandalen hat aufdecken können und was er noch aufdecken wird — die Gründung von Schein-und Briefkastenfirmen, Steuerhinterziehung, Bestechung, Provisionsschiebereien etc. —, gehört zum marktwirtschaftlichen Geschäft.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    — Sie haben hier geredet, und ich rede jetzt; vielleicht sind Sie deswegen jetzt wenigstens etwas leiser —

    (Friedrich Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU]: Die Dame ist empfindlich! — Zuruf von der F.D.P.: Oberlehrerin!)

    Zu einem Geschäft, sei es politisch oder ökonomisch, gehören bekanntlich immer zwei Beteiligte. Daß sich Strauß und Schalck, Schalck und März, das MfS und der BND, Günter Mittag und Otto Wolff von Amerongen mehr als gut verstanden haben, läßt sich ohne Schwierigkeiten aus den Akten ablesen.
    Es waren Herr Schalck und Herr Schäuble, die 1985 gemeinsam ein Geschäft abschlossen. Für die Erhöhung des Swing auf 850 Millionen DM versprach Schalck der Bundesregierung, den Flughafen Schönefeld für die Bürgerkriegsflüchtlinge aus Sri Lanka



    Andrea Lederer
    dichtzumachen. Es wird sich nicht ermitteln lassen, wie viele Tamilen dieser deutsch-deutschen Kumpanei zum Opfer gefallen sind.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Das ist ja abenteuerlich!)

    Gewiß, die DDR hat, um Devisen zu erwirtschaften, Antiquitäten verkauft. Sie hat sich zu diesem Zweck auf ihre Steuerhoheit besonnen, veranschlagte harmlose Sammler auf Zahlung von Vermögensteuer und kassierte, da diese von den Betroffenen in der Regel nicht aufzubringen war, die begehrten Kunstgegenstände an Geldes Statt.
    Es gibt — auch das sage ich — nichts zu entschuldigen, und es ist zu verurteilen, was die Inhaftierung solcher Menschen anbelangt. Aber es handelte sich auch — da wollen wir gar nichts beschönigen — um eine Maßnahme, die es an Gemeinheit durchaus mit den von der Bundesregierung geplanten Kürzungen von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe aufnehmen kann.

    (Manfred Richter [Bremerhaven] [F.D.P.]: Wenn Sie so weiterreden, ist die Statik des Hauses ernsthaft gefährdet! — Zuruf von der CDU/CSU: Wollen Sie diese Diktatur wirklich mit einem freiheitlichen Rechtsstaat vergleichen? — Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Unerhört!)

    Damit das Geschäft überhaupt funktionieren konnte, bedurfte es aber auf bundesrepublikanischer Seite Antiquitätenhändler, die bereit waren, solch unrechtmäßig erworbene Kunstgegenstände billig auf- und mit erheblichem Profit weiterzuverkaufen.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Klar, stimmt. Aber es gibt eben zwei Seiten bei diesen Geschäften.
    Es ist ferner unbestreitbar, daß die DDR Waffen verkauft hat. Sie hat an dem Elend des Krieges verdient, indem sie z. B. gleichzeitig Waffen an den Irak und den Iran geliefert hat. Sie hat ihre eigenen sozialistischen und internationalistischen Prinzipien dem Bedürfnis nach harten Dollars geopfert und ganz nebenbei ihr Volk nach Kräften belogen. Die Friedensbewegung, die Bürgerrechtler und Sozialisten haben also allen Grund zur Empörung. Die Abgeordneten der Parteien allerdings, unter deren Regierungszeit die Bundesrepublik zum fünftgrößten Waffenexporteur der Welt aufgestiegen ist, sollten an diesem Punkt vielleicht ein wenig leiser werden.
    Um an Embargoware zu kommen, auf die sie dringend angewiesen waren, durften es die KoKoVerantwortlichen mit den gesetzlichen Bestimmungen nicht so genau nehmen. Das COCOM-Regime der westlichen Staaten verbot den realsozialistischen Ländern den Erwerb sogenannter strategisch relevanter Güter. Was „strategisch relevant" war, bestimmten in erster Linie die USA. Daß zeitweise sogar die Lieferung von Weizen unter das COCOM-Verbot fiel, zeigt die Absicht von COCOM: Die realsozialistischen Staaten sollten in ihrer ökonomischen Entwicklung nach Kräften behindert und geschädigt werden. Trotzdem gelang es der DDR, an Embargogüter heranzukommen. Aber auch hier gilt: Um Computerchips illegal erwerben zu können, mußten westliche Firmen bereit sein, sie illegal zu verkaufen — zu einem weit überhöhten Preis, versteht sich.
    Für diese Praktiken trägt Alexander SchalckGolodkowski einen großen Teil der Verantwortung. Er war ein gelehriger Schüler der Marktwirtschaft,

    (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Er war ein Schüler Honeckers!)

    und hätte er im Auftrag der Firma Siemens getan, was er für KoKo tat, hätte er gute Chancen gehabt, zum Manager des Jahres gekürt zu werden.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)

    Das alles ist der Ausschußmehrheit natürlich auch bekannt. Sie tat sich über Monate schwer, mit dem Dilemma fertig zu werden, daß die Marktwirtschaft immer gleich mit auf der Anklagebank saß, wo doch nur über KoKo gerichtet werden sollte.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Wer hat denn den Schalck geschützt? Herr Modrow!)

    Der Ausweg, der letztendlich gefunden wurde, zeugt von ernster Entschlossenheit zu selektiver Wahrnehmung. Das Zauberwort heißt MfS. MfS, oft genug wiederholt, erspare dem Ausschuß, so glaubte man, die Pein des Argumentierens, und lasse die Bundesrepublik schon deshalb in einem glanzvollen Licht erscheinen, weil es hier kein MfS gab, und überführe den Schalck nun endgültig vom Tegernsee direkt in den Knast. Die selbstzufriedene Gewißheit, daß erstens die Stasi die Finger bei KoKo ganz schön drin hatte, womit zweitens ja eigentlich schon alles gesagt sei, verlieh dem Ritual der Zeugenvernehmung einen durchaus neuen Schwung.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Sagen Sie doch einmal etwas zur Rolle von Herrn Modrow, Frau Lederer!)

    Damit komme ich zum Verfahren der Vernehmungen. Die KoKo-Verantwortlichen, die vor dem Ausschuß erschienen, hatten nur noch formal den Status eines Zeugen. De facto wurden sie behandelt wie Angeklagte. Wenn ein Markus Wolf seine rechtlich verbriefte Möglichkeit des Zeugnisverweigerungsrechtes in Anspruch nimmt, überführt ihn das in den Augen der Ausschußmehrheit auch schon seiner Schuld — getreu der reaktionären Logik, daß nur der schweigt, der etwas zu verbergen hat.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Schön, daß Sie sich vor ihn stellen! Interessant, daß Sie das tun!)

    Es ist wirklich höchst interessant, an einem Nachmittag einen Vergleich zwischen der Vernehmung eines Westzeugen und eines Ostzeugen, der sich möglicherweise traut, sich auf seine gesetzlich verbrieften Rechte zu berufen, anzustellen. Insofern artet der Ausschuß häufig durchaus zu einem Tribunal aus.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich könnte jetzt natürlich auf den Vorwurf, den ich
    erwartet habe, mit dem antworten, was Herr von
    Bülow gestern in einem Interview erklärt hat und was



    Andrea Lederer
    die 80 % überflüssigen Sitzungen anbelangt. Ich will aber ganz ernst sein.

    (Heinz-Jürgen Kronberg [CDU/CSU]: Sie sind höchstens 10 % dabei!)

    — Sie wissen ganz genau, daß ich erstens weitaus mehr Verpflichtungen unterschiedlicher Art habe als Sie, weil wir eine kleine Gruppe sind. Zweitens liegt mir in der Tat mehr am Herzen, was in Sachen Asylrecht und Bundeswehr in diesem Land passiert. Deswegen wäge ich ab. Ich glaube nicht, daß das Ergebnis ausgerechnet dieses Untersuchungsausschusses irgendeinen Einfluß auf die Rechtsentwicklung in dieser Bundesrepublik haben wird.
    Inzwischen halten viele den Bereich Kommerzielle Koordinierung für nichts anderes als eine Tarnfirma des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Wahrheit ist allerdings auch hier ein wenig anders. Für die Staatssicherheit war der Bereich KoKo ein einziges Ärgernis. Die Geschäfte, die mit dem Westen abgeschlossen wurden, waren in der Logik des DDR-Geheimdienstes ein unvertretbares Sicherheitsrisiko, die Menschen, die bei KoKo arbeiteten, allesamt potentielle Republikflüchtlinge.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Also deswegen mußten sie so überwacht werden!)

    Diese Logik müßte im übrigen den Repräsentanten einer Gesellschaft, in der ein ehemaliger Chef des Bundesnachrichtendienstes Außenminister werden kann, einigermaßen eingängig sein.
    Auf der anderen Seite versuchten die Geschäftsleute bei KoKo, den Einfluß der Stasi eher gering zu halten, weil jene bei der schnellen Abwicklung profitabler Geschäfte mit ihrem paranoiden Sicherheitsbedürfnis nur störte. Beide haben sich nach Kräften behindert, hintergangen und ausgetrickst.
    Die Vorstellung, ausgerechnet das MfS habe KoKo gewollt, ist jedenfalls absurd. Die Beschaffung von Embargowaren, also das einzig positive materielle Interesse, das das MfS an geschäftlichen Kontakten mit dem Westen gehabt haben könnte, wurde nur zum geringsten Teil von KoKo getätigt. Die HVA hatte ihre eigenen Beschaffungslinien.
    Unsere Kritik an Schalck-Golodkowski ist wesentlich härter als die des Untersuchungsausschusses.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

    Wir sagen, daß KoKo mit dem Versuch, den DDRSozialismus ausgerechnet durch den Import kapitalistischer Produktionsanlagen vervollkommnen zu wollen, aktiv dazu beigetragen hat, daß sich die DDR im Westen über beide Ohren verschulden mußte.

    (Joachim Gres [CDU/CSU]: Genau das ist es!)

    Die Interessen der Bevölkerung spielten in dem Bestreben der DDR-Regierung, es der BRD gleichzutun, eine untergeordnete Rolle. Sie mußte mit der Kapitulation der DDR einen hohen Preis dafür zahlen.
    Alexander Schalck-Golodkowski war aktiver Manager einer Politik, die der Bundesregierung die DDR praktisch zum Nulltarif überließ. Daß sich die Bundesregierung bei der Übernahme ebenfalls gewaltig verrechnete, ändert an dieser Tatsache nichts. Eigentlich gebührt dem Mann am Tegernsee also das Bundesverdienstkreuz.

    (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Haben Sie es schon beantragt?)

    Das ist nun wahrlich ein harter Vorwurf an die Adresse eines Mannes, der von sich behauptet, immer nur das Beste für den Sozialismus gewollt zu haben.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)