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    Plenarprotokoll 12/131 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 131. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Theo Magin, Karl Stockhausen und Helmut Schäfer 11299A Verzicht des Abgeordneten Dr. HansJoachim Sopart auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 11299B Eintritt des Abgeordneten Jürgen Wohlrabe in den Deutschen Bundestag . 11299B Wiederbeitritt des als fraktionslos geführten Bernd Henn in die Gruppe der PDS/Linke Liste . . . . . 11299B Wahl des Abgeordneten Gerhard Neumann (Gotha) als stellvertretendes Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats für den ausgeschiedenen Abgeordneten Christoph Matschie . . 11299B Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung sowie Absetzung des Tagesordnungspunktes 12a und b . . 11299C Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes an weitere Ausschüsse . . 11299D Dr. Peter Struck SPD (zur GO) . . . . . 11300A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU (zur GO) . 11300C Dr. Werner Hoyer F.D.P. (zur GO) . . . 11301A Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste (zur GO) 11301 D Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (zur GO) 11302 A Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung der Elften Richtlinie des Rates der Europäischen Gemeinschaften auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts über die Offenlegung von Zweigniederlassungen, die in einem Mitgliedstaat von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen errichtet wurden, die dem Recht eines anderen Staates unterliegen, und zur Änderung des Handelsvertreterrechts (Drucksache 12/3908) b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dieter Heistermann, Angelika Barbe, Anni Brandt-Elsweier, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Herabsetzung des Einberufungshöchstalters (Drucksache 12/3856) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1991 zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa (Drucksache 12/3916) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ingrid Köppe, Gerd Poppe, Dr. Wolfgang Ullmann und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ergänzung des Beamtenrechtsrahmengesetzes: Einheitliche Grundsätze für die Beschäftigung ehemaliger Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit im öffentlichen Dienst (Drucksache 12/4002) 11303B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Juni 1991 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Bahrain über den Luftverkehr (Drucksachen 12/2661, 12/4008) b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. Oktober 1991 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung von Rumänien über die Schiffahrt auf den Binnenwasserstraßen (Drucksachen 12/2804, 12/3996) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. November 1991 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Polen über die Binnenschiffahrt (Drucksachen 12/2805, 12/3997) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe PDS/Linke Liste: Sofortige Auflösung des „Koordinierungsausschuß Wehrmaterial fremder Staaten" des Bundesnachrichtendienstes und der Bundeswehr (Drucksachen 12/1505, 12/3806) e) Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 12/3955) . . . . . . 11303 C Tagesordnungspunkt 5: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Brigitte Adler, Dr. Ingomar Hauchler, Ingrid Becker-Inglau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Dauerhafte Ernährungssicherung in Afrika (Drucksache 12/3645) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Armutsbekämpfung in der Dritten Welt durch Hilfe zur Selbsthilfe (Drucksachen 12/924, 12/3574) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Winfried Pinger, Klaus-Jürgen Hedrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Ulrich Irmer, Günther Bredehorn, Jörg van Essen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Die Schöpfung bewahren, privates Engagement fördern, die Umsetzung von Umweltmaßnahmen in Entwicklungsländern beschleunigen (Drucksachen 12/2715, 12/3583) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 23 02 Titel 686 08 (Förderung von Ernährungssicherungsprogrammen in Entwicklungsländern) (Drucksachen 12/3188, 12/3585) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Alois Graf von Waldburg-Zeil, Dr. Winfried Pinger, Klaus-Jürgen Hedrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ulrich Irmer, Günther Bredehorn, Jörg van Essen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Entwicklungspolitische Chancen in Umbruchsituationen nutzen — entwicklungspolitische Herausforderungen an den Beispielen Äthiopien einschließlich Eritrea, Somalia, Sudan und Angola zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Günther Toetemeyer, Brigitte Adler, Rudolf Bindig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Unterstützung des Friedensprozesses in Angola (Drucksachen 12/1814, 12/2211, 12/3681) f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. R. Werner Schuster, Brigitte Adler, Hans Gottfried Bernrath, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Förderung von Nichtregierungsorganisationen (Drucksachen 12/1977, 12/3714) g) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe Holtz, Christoph Matschie, Verena Wohlleben, weiterer Abgeordneter und Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 III der Fraktion der SPD: Bekämpfung von Fluchtursachen zu dem Antrag der Abgeordneten Alois Graf von Waldburg-Zeil, Dr. Winfried Pinger, Klaus Jürgen Hedrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ulrich Irmer, Günther Bredehorn, Jörg van Essen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Entwicklungspolitische Maßnahmen zur Minderung der Asyl- und Flüchtlingsprobleme (Drucksachen 12/1824, 12/2726. 12/3761) h) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe Holtz, Günter Verheugen, Brigitte Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kuba zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ursula Fischer und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Kuba (Drucksachen 12/1855, 12/2683, 12/3778) i) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Günther Toetemeyer, Brigitte Adler, Rudolf Bindig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umfassende Hilfe beim Aufbau eines unabhängigen Namibia (Drucksachen 12/2303, 12/3866) j) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag des Abgeordneten Konrad Weiß (Berlin) und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erzbergbau am Ok Tedi in Papua-Neuguinea (Drucksachen 12/2462, 12/3883) k) Beratung des Antrags des Abgeordneten Konrad Weiß (Berlin) und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Schuldenerlaß für Mosambik (Drucksache 12/4003) 1) Beratung des Antrags der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unterzeichnung und Ratifizierung des Übereinkommens 169 über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern der Internationalen Arbeiter Organisation (ILO) (Drucksache 12/3824) Dr. Winfried Pinger CDU/CSU . . . . . 11305 D Dr. Ingomar Hauchler SPD 11307 C Dr. Uwe Holtz SPD 11307 D Ingrid Walz F.D.P. . . . . . . 11310A Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . . 11312A, 11321D Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11313B, 11324 C Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 11315A Dieter Schanz SPD 11317D Ulrich Irmer F.D.P. 11318D Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 11319C Arno Schmidt (Dresden) F.D.P. . . , . . 11322C Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA 11325D Verena Wohlleben SPD 11327 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU 11329 B Brigitte Adler SPD 11331A Dr. Paul Laufs, Parl. Staatssekretär BMU 11332B Dr. R. Werner Schuster SPD 11333D Dr. Peter Paziorek CDU/CSU 11335 C Ingrid Becker-Inglau SPD 11337 B Michael Jung (Limburg) CDU/CSU 11338D Joachim Tappe SPD 11339 D Michael Wonneberger CDU/CSU , . . 11341A Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . . 11342C Karin Jeltsch CDU/CSU 11343 C Dr. Klaus Kübler SPD . . . , . . . . . 11344 B Dr. Winfried Pinger CDU/CSU . . . 11344D Burkhard Zurheide F.D.P 11346B Dr. Uwe I Ioltz SPD . 11346 C Hans-Günther Toetemeyer SPD . . . . . 11348 B Joachim Graf von Schönburg-Glauchau CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11349D Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11350D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 11351 B Dr. Ingomar Hauchler SPD , . . . , . . 11352D Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 12/4079 vom 8. Januar 1993 — Versagen des Bundesnachrichtendienstes bei der Beschaffung von Informationen über die DDR; Zeitpunkt der Kenntnis von willkürlichen Verhaftungen zur Devisenbeschaffung über den Häftlingsfreikauf MdlAnfr 5, 6 Ortwin Lowack fraktionslos Antw StM Bernd Schmidbauer BK . . . 11354C, 11355C ZusFr Ortwin Lowack fraktionslos . . , . 11354D, 11355 D ZusFr Dr. Kail-Heinz Klejdzinski SPD , . 11355B Zurverfügungstellung des Gästehauses des Auswärtigen Amtes in Bonn für die F.D.P.-Präsidiumssitzung am 3. Januar 1993 IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 MdlAnfr 23 Norbert Gansel SPD Antw StM'in Ursula Seiler-Albring AA 11356A ZusFr Norbert Gansel SPD 11356B ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 11356 D Lieferung von Rüstungsgütern aus Beständen der früheren NVA durch die türkische Regierung an die muslimische Seite in Aserbaidschan MdlAnfr 24 Horst Kubatschka SPD Antw StM'in Ursula Seiler-Albring AA 11357A ZusFr Horst Kubatschka SPD 11357A ZusFr Dr. Karl-Heinz Klejdzinski SPD . 11357B ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD 11357 C Straf- und Umerziehungslager für politische Häftlinge in der Volksrepublik China MdlAnfr 25 Claus Jäger CDU/CSU Antw StM'in Ursula Seiler-Albring AA 11357D ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 11357 D ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD 11358A ZusFr Bärbel Sothmann CDU/CSU . . . 11358B ZusFr Ortwin Lowack fraktionslos . . . . 11358C Aufbau von Kernforschungseinrichtungen im Iran; iranisch- chinesische Zusammenarbeit bei den Forschungsschwerpunkten Reaktortechnologie, Kernbrennstoffkreislauf, Urananreicherung und -wiederaufbereitung MdlAnfr 28, 29 Dr. Karl-Heinz Klejdzinski SPD Antw StM'in Ursula Seiler-Albring AA . 11358D, 11359D ZusFr Dr. Karl-Heinz Klejdzinski SPD . . 11359A, 11360 A ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD . . . . . . . 11359 C Zusammenarbeit mit polnischen und russischen Behörden bei der Bekämpfung rechtsextremistischer Aktivitäten von Bürgern der Bundesrepublik Deutschland in den ehemaligen Ostgebieten MdlAnfr 30 Dr. Klaus Kübler SPD Antw StM'in Ursula Seiler-Albring AA . 11360B ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD 11360 C ZusFr Gernot Erler SPD . . . . . . . . 11361 A Intervention für einen rechtsstaatlichen Verlauf des Prozesses gegen den deutschen Journalisten Stephan Waldberg in der Türkei MdlAnfr 31, 32 Gernot Erler SPD Antw StM'in Ursula Seiler-Albring AA 11361B, D ZusFr Gernot Erler SPD ... 11361B, 11362A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu dem Tankerunglück vor den Shetland-Inseln Manfred Richter (Bremerhaven) F.D.P. 11362B Dietmar Schütz SPD 11363 B Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 11364C Dr. Wolfgang von Geldern CDU/CSU . 11365B Bernd Henn PDS/Linke Liste 11366B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 11367 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . 11368B Dr. Margrit Wetzel SPD 11369B Gerhart Rudolf Baum F D P 11370B Bärbel Sothmann CDU/CSU 11371 A Ernst Waltemathe SPD 11371 D Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 11372D Gabriele Iwersen SPD 11373 C Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . 11374 C Tagesordnungspunkt 6: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Gernot Erler, Dr. Dietmar Matterne, Gerhard Neumann (Gotha), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verminderung der Truppenübungsplätze in der Bundesrepublik Deutschland und künftiges Truppenübungsplatz-Konzept für Streitkräfte (Drucksachen 12/1487, 12/3689) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Reinhard Weis (Stendal), Walter Kolbow, Hans Gottfried Bernrath, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Zivile Nutzung des Truppenübungsplatzes Colbitz-Letzlinger Heide nach dem Abzug der Westgruppe der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte (Drucksachen 12/1997, 12/3690) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zu den Möglichkeiten der Verringerung der Belastungen für die Bevölkerung im Raum Soltau-Lüneburg durch militärische Ausbildungs-und Übungsaktivitäten (Drucksachen 12/463, 12/3692) Deutscher Bundestag -- 12. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 V Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . 11375 D Heinz-Alfred Steiner SPD . . . . . . . . 11377 B Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . 11379D Dr. Dietmar Matterne SPD . . . . . . 11380A, 11388 C Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11381C, 11383C, 11389D Dr. Karl-Heinz Klejdzinski SPD . . . . 11382A Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . 11382 D Dr. Ruth Fuchs PDS/Linke Liste 11383 D Dr. Werner Münch, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt 11384 C Reinhard Weis (Stendal) SPD 11386A Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 11387C Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . 11389 B Rosemarie Priebus CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 11390B Namentliche Abstimmung . . . . . . . 11391 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 11397B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (zur GO) . . . . . . . . . . . 11391 A Dr. Peter Struck SPD (zur GO) . . . . 11391 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 11391 D Ergebnis 11399B Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 31. März 1992 zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee (Drucksache 12/3917) Dr. Paul Laufs, Parl. Staatssekretär BMU 11392A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . 11392 D Gerhart Rudolf Baum F.D.P. . . , . . . . 11394 C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 11395 B Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11396A Dr. Norbert Rieder CDU/CSU . . . . . . 11396B Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Horst Kubatschka, Josef Vosen, Horst Sielaff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Chancen und Risiken nachwachsender Rohstoffe (Drucksachen 12/2275, 12/3493) Klaus Lennartz SPD 11401B Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11402A, 11414A, 11418B, 11420B Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/ CSU 11404A Horst Sielaff (SPD) . . . . . . . . . 11404 C Jan Oostergetelo SPD . . . 11404C, 11414D Klaus Lennartz SPD 11405A Günther Bredehorn F.D.P. . . . . . . . 11406 C Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 11408A Albert Deß CDU/CSU 11409C Karl-Heinz Schröter SPD 11411B Birgit Homburger F D P 11413B Helmut Lamp CDU/CSU 11416A Horst Kubatschka SPD 11417 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 11419A Birgit Homburger F D P 11419C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . 11420 C Dr. Manfred Lischewski CDU/CSU . . 11421C Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Weiermann, Brigitte Adler, Hermann Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Betriebsbeauftragte für Umweltschutz (Drucksachen 12/1085, 12/3305) Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11423 A Wolfgang Weiermann SPD . . . . . . . 11424 C Klaus Beckmann F.D.P. 11426 C Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . . 11427B Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 11427 D Dr. Marliese Dobberthien SPD . . . . . 11428 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . 11429 B Erich G. Fritz CDU/CSU . . . . . . . . 11430 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Lennartz, Susanne Kastner, Marion Caspers-Merk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sanierung der Trinkwasserversorgung in den neuen Bundesländern zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Adam, Anneliese Augustin, Richard Bayha, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Gerhart Rudolf Baum, Birgit Homburger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Maßnahmen zur Verbesserung der Trinkwasserqualität in den neuen Bundesländern (Drucksachen 12/1477, 12/2735, 12/3929) VI Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 Susanne Kastner SPD 11431D Dr. Sabine Bergmann Pohl, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . 11433 C Susanne Kastner SPD . . . 11434D, 11437B Dr. Bruno Menzel F D P 11436B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 11438B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . 11439D, 11442 C Wolfgang Ehlers CDU/CSU . . . . . . . 11440D Dr. Helga Otto SPD 11442 C Editha Limbach CDU/CSU . . . . . 11444 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . 11445 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 1144 8 C Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.: Öffnung des Flughafens Tuzla in Nordost-Bosnien (Drucksache 12/4091) Freimut Duve SPD . . . . . . . . . . . 11445 D Heribert Scharrenbroich CDU/CSU . 11446B Ulrich Irmer F.D.P. . . . . . . . . . . . 11446 D Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . 11446D Freimut Duve SPD 11447B Stefan Schwarz CDU/CSU 11447 B Dr. Hans Modrow PDS/Linke Liste . . 11448A Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ingrid Köppe, Dr. Klaus-Dieter Feige, Gerd Poppe, weiteren Abgeordneten und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Befreiung von Militärsteuern (Drucksachen 12/74, 12/4088) Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11450C Dr. Rupert Scholz CDU/CSU 11451B Peter Conradi SPD 11451C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11451D Dr. Konrad Elmer SPD . . . 11452B, 11453A Dr. Jürgen Schmude SPD . , . . . . . . 11452 C Burkhard Zurheide F.D.P. . . . . . . . . 11453 C Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 11454 B Peter Conradi SPD 11455A Dr. Jürgen Schmude SPD . . . . . . 11455 C Stefan Schwarz CDU/CSU . . . . . 11456 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 11457 C Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11459' A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jürgen Türk (F.D.P.) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Verminderung der Truppenübungsplätze in der Bundesrepublik Deutschland und künftiges Truppenübungsplatz-Konzept für Streitkräfte (Tagesordnungspunkt 6a) 11459* C Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Zusatztagesordnungspunkt 2 (Antrag: Öffnung des Flughafens Tuzla in Nordost-Bosnien) Heribert Scharrenbroich CDU/CSU . . . 11460* A Anlage 4 Aufklärung der Regierungs- und Vereinigungskriminalität angesichts des hohen Vermögensschadens MdlAnfr 13 — Drs 12/4079 — Horst Kubatschka SPD SchrAntw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 11461* A Anlage 5 Erkenntnisse über die Einhaltung des UNWaffenembargos gegen Rest-Jugoslawien; Erkenntnisse über die Einhaltung des Wirtschaftsembargos gegen Serbien und Montenegro MdlAnfr 26, 27 — Drs 12/4079 — Klaus Kirschner SPD SchrAntw StMin Ursula Seiler-Albring AA . , . . 11461* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 11299 131. Sitzung Bonn, den 14. Januar 1993 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Blunck (Uetersen), SPD 14. 1. 93* Lieselott Dr. Blunk (Lübeck), F.D.P. 14. 1. 93 Michaela Caspers-Merk, Marion SPD 14. 1. 93 Dr. Diederich (Berlin), SPD 14. 1. 93 Nils Doss, Hansjürgen CDU/CSU 14. 1. 93 Ebert, Eike SPD 14. 1. 93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 14. 1. 93 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 14. 1. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 14. 1. 93 Johannes Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 14. 1. 93 Grünbeck, Josef F.D.P. 14. 1. 93 Dr. Guttmacher, F.D.P. 14. 1. 93 Karlheinz Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 14. 1. 93 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 14. 1. 93 Hasenfratz, Klaus SPD 14. 1. 93 Heyenn, Günther SPD 14. 1. 93 Huonker, Gunter SPD 14. 1. 93 Dr. Janzen, Ulrich SPD 14. 1. 93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 14. 1. 93 Kolbe, Manfred CDU/CSU 14. 1. 93 Koschnick, Hans SPD 14. 1. 93 Kretkowski, Volkmar SPD 14. 1. 93 Leidinger, Robert SPD 14. 1. 93 Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 14. 1. 93 Marx, Dorle SPD 14. 1. 93 Matschie, Christoph SPD 14. 1. 93 Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 14. 1. 93 Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 14. 1. 93 Gerhard Molnar, Thomas CDU/CSU 14. 1. 93 Müller (Wesseling), CDU/CSU 14. 1. 93 Alfons Neumann (Gotha), SPD 14. 1. 93 Gerhard Niggemeier, Horst SPD 14. 1. 93 Oesinghaus, Günther SPD 14. 1. 93 Pfuhl, Albert SPD 14. 1. 93 Poß, Joachim SPD 14. 1. 93 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 14. 1. 93* Reimann, Manfred SPD 14. 1. 93 Rempe, Walter SPD 14. 1. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 14. 1. 93 Ingrid Schily, Otto SPD 14. 1. 93 Schröter, Gisela SPD 14. 1. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 14. 1. 93** Dr. von Teichman, F.D.P. 14. 1. 93 * Cornelia Dr. Thalheim, Gerald SPD 14. 1. 93 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 14. 1. 93 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 14. 1. 93 Welt, Jochen SPD 14. 1. 93 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 14. 1. 93 Zierer, Benno CDU/CSU 14. 1. 93* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jürgen Türk (F.D.P.) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Verminderung der Truppenübungsplätze in der Bundesrepublik Deutschland und künftiges Truppenübungsplatz-Konzept für Streitkräfte (Tagesordnungspunkt 6a) Ich bin Abgeordneter des Deutschen Bundestages für das Land Brandenburg und befasse mich insbesondere mit regionaler Wirtschaftspolitik und somit mit der Umstrukturierung in diesem Land. Im Mai 1992 konnte ich vor Ort feststellen, daß die regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft N-WBrandenburg (Prignitz, Neuruppin, Wittstock) umfangreiche Aktivitäten zur gewerblichen und Fremdenverkehrsnutzung (Konzept und teilweise Realisierung) eingeleitet hat. Das war und ist insbesondere deshalb wichtig, weil die Region nach Wegbruch der Landwirtschaft eine besonders strukturschwache Zone darstellt. Diese Planung war auch deswegen sinnvoll, weil davon ausgegangen werden mußte, daß der Bombenabwurfplatz Wittstock der GUS-Streitkräfte geschlossen wird. Im September 1992 wurde ich von der Region informiert, daß dieser Truppenübungsplatz (TÜP) durch die Bundeswehr weitergenutzt werden soll. Somit war die zivile Nutzung der Region in Frage gestellt (Fremdenverkehrsnutzung und Fluglärm). In etlichen sachlichen Abstimmungen sowohl mit dem Bundesverteidigungsministerium als auch mit den Vertretern der Region konnte ich mit einer Arbeitsgruppe der F.D.P.-Bundestagsfraktion erreichen, daß eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Bundeswehr und betroffener Region, sich der anstehenden Fragen annehmen soll. Meiner Auffassung, daß der Verteidigungsminister erst auf der Grundlage der Ergebnisse der Arbeitsgruppe seine Entscheidung fällen sollte, wurde zumindest von der F.D.P.-Fraktion gefolgt. Da ich aUch heute noch dieser Auffassung bin, kann ich der Beschlußempfehlung und dein Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag „Verminderung der TÜP in der Bundesrepublik Deutschland und ein künftiges TÜP-Konzept für Streitkräfte" in der heutigen namentlichen Abstimmung nicht zustimmen. 11460* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 Ich gehe auch weiterhin davon aus, daß nach sachlicher Argumentation eine einvernehmliche Lösung möglich sein kann, und stehe wie bisher für eine entsprechende Vermittlung zur Verfügung. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Zusatztagesordnungspunkt 2 (Antrag: Öffnung des Flughafens Tuzla in Nordost-Bosnien) Heribert Scharrenbroich (CDU/CSU): Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstützt selbstverständlich den Text zur Verabschiedung des vorliegenden Antrags, nämlich den bisher gesperrten Flughafen Tuzla in Nordost-Bosnien für humanitäre Versorgungsflüge zu öffnen. Die UNO muß nach unserer Auffassung diesen Flugplatz in ihre Hilfsaktionen einbeziehen. Alle kriegsführenden Seiten sollten das ermöglichen. Eine Verhinderungstaktik der bosnischen Serben ist nicht zu akzeptieren. Sie wäre ein erneuter Beweis für ihre mangelnde Friedensbereitschaft und nicht zu vereinbaren mit dem in Genf zur Schau getragenen Friedenswillen von Herrn Milosevic. Die Hilfsgüter sollten natürlich allen Menschen der Region zugute kommen. Auch den in einigen Enklaven lebenden Serben. Vor allem aus humanitären Gründen. Aber auch um den ungehinderten Anflug zu dem Flughafen zu erleichtern. Ich möchte die Debatte nutzen, die Thematik in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Denn wir hegen erheblichen Zweifel, ob die überraschende Zustimmung von Serbenführer Karadzic zum VanceOwen-Plan hält. Alle Erfahrungen sprechen dagegen. Es ist fraglich, ob dieser Plan letztendlich angenommen wird. Es ist fraglich, ob er dann umgesetzt wird, wenn er angenommen sein sollte. Für einen sehr bedenklichen Vorgang halte ich die Quasi-Anerkennung des sogenannten „Parlaments" der selbsternannten serbischen Republik in Bosnien, von dessen Zustimmung ja die Unterschrift unter den Verfassungsplan abhängt und damit letztendlich der Verhandlungserfolg des Genfer Forums. Heute bereits erreichen uns die Nachrichten, daß Serbenführer Karadzic das Abkommen relativiert. Womöglich will er neue Verhandlungen. Er will neu Zeit gewinnen. Das darf nicht sein. Der UNO-Generalsekretär hat im Auswärtigen Ausschuß sinngemäß erklärt: Sollte Genf scheitern, dann werde er dem Sicherheitsrat schreiben, er müsse neue Vorschläge machen. Wenn diese Frist von sieben Tagen ergebnislos verstreicht, ist eine Wiederaufnahme der Genfer Verhandlungen unserer Auffassung nach weder möglich noch akzeptabel. Dann muß der Sicherheitsrat sich konstruktiver, mutiger und ultimativer, als dies in der Vergangenheit der Fall war, mit der Lage in Bosnien-Herzegowina befassen. Deswegen begrüßen wir den Beschluß der heutigen EG-Außenminister-Konferenz, wonach die UNO weitere Zwangsmaßnahmen verhängen müsse, wenn die bosnischen Serben dem Friedensplan nicht innerhalb von sechs Tagen zustimmen. Die Bundesregierung sollte sich jetzt schon darauf einrichten, ihr Gewicht in New York dafür einzusetzen, daß der Sicherheitsrat bei einem Scheitern der jüngsten Genfer Verhandlungen in aller Klarheit Forderungen ultimativ, d. h. mit einer für ihre Erfüllung klar gesetzten, kurzen Frist, an die Serben richtet. Richtig wäre es, wenn für diesen Fall, nämlich daß dieses Ultimatum verstreicht, der Sicherheitsrat bereits vorher ankündigen würde, daß dann automatisch das vom Sicherheitsrat verhängte Waffenembargo für Bosnien-Herzegowina aufgehoben wird. Dieses ist eine berechtigte Forderung der Regierung von Bosnien-Herzegowina. Die Vereinten Nationen verstoßen nämlich im Augenblick mit dem Waffenembargo gegen die eigene Charta. Denn das ist kein ethnischer Krieg, das ist eine Aggression von Restjugoslawien gegen den Staat Bosnien-Herzegowina. Die UNO verhindert, daß Bosnien-Herzegowina sich selbst verteidigen kann. Dies ergibt sich unzweideutig aus Art. 51 der UN-Charta. Sein erster Satz lautet: „Diese Charta beeinträchtigt im Fall eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat. " Die Alternative zu der Aufhebung des Embargos nach einem Scheitern der Genfer Konferenz wäre, die schweren Waffen der Konfliktparteien müssen, nicht wie vorgesehen, in vorher vereinbarte Gebiete zurückgenommen werden, sondern der UN übergeben werden und von der UN kontrolliert unter Verschluß gehalten werden. Das kann militärisch durchgesetzt werden, wenn man will. Weil die freie Weltgemeinschaft dies nicht will, macht sie sich schuldig für das Massensterben durch Krieg, Hunger und Kälte, für die Folterungen und bekannten Grausamkeiten. Ein hoher Nato-General, der Zugang zu direkten Informationen hat, schrieb dieser Tage einigen Abgeordneten. Ich zitiere aus diesem Brief, der auch an mich gerichtet wurde: „Die Behauptung, teilweise sogar von Fachleuten unterstützt, militärisches Eingreifen habe keine Erfolgsaussicht oder erfordere einen zu hohen Preis, geschieht zum Teil aus Unkenntnis oder mit politischer Absicht. Sie hält einer nüchternen Lagebeurteilung nicht stand. Es geht nicht darum, Serbien zu erobern, was in der Tat einen längeren Partisanenkrieg zur Folge haben könnte. Es geht darum, Kroatien, Bosnien, Mazedonien und Kosovo in den völkerrechtlich verbindlichen Grenzen zu sichern, dort befriedete Schutzzonen zu schaffen, das Waffenembargo konsequent gegen den Aggressor, die Serben, und nicht wie bisher gegen den Verteidiger, die Muslime, durchzusetzen, demokratische Einrichtungen und ethnische Minderheiten gegen totalitäre Ansprüche zu schützen und humanitäre Hilfe überall dort zu leisten, wo sie nötig ist. Dies ist möglich, wenn der politische Wille vorhanden wäre. Die Bevölkerung im größten Teil der von Serbien angegriffenen oder eroberten Gebiete würde westliche Soldaten als Befreier begrüßen. Damit Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Januar 1993 11461* entfällt die entscheidende Voraussetzung für einen Partisanenkrieg. Alle Stellungen und Lager schwerer Waffen der Tschetniks oder Serben sind bekannt oder können aufgeklärt werden. Sie können alle aus der Luft zerschlagen werden." Das Hohe Haus läßt sich nicht mehr mit humanitären Hilfeleistungen beruhigen. Deswegen müssen wir immer wieder zur Behebung der Ursachen des bosnischen Dramas auffordern. Und gleichzeitig dürfen wir nicht nachlassen, die Hilfen für die Verwundeten, Verhungernden und Erfrierenden zu verbessern. Deswegen fordern wir die UNO auf, die Aufnahme von Hilfsflügen nach Tuzla zu ermöglichen. Deswegen bitten wir um Zustimmung zu dem vorliegenden Entschließungstext. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rainer Funke auf die Frage des Abgeordneten Horst Kubatschka (SPD) (Drucksache 12/4079 Frage 13): Treffen Pressemeldungen zu, wonach der durch die Regierungs- und Vereinigungskriminalität entstandene Vermögensschaden mittlerweile auf 18 Milliarden DM geschätzt wird, und was wird die Bundesregierung unternehmen, um eine rasche Aufklärung dieser Delikte sicherzustellen? Nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen ist es richtig, daß der durch die Regierungs-und die Vereinigungskriminalität entstandene Schaden von der Zentralen polizeilichen Ermittlungsstelle für die Verfolgung der Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) in Berlin auf ca. 18 Milliarden DM geschätzt wird. Die Aufklärung der Delikte gehört in die Zuständigkeit der Strafverfolgungsbehörden der Länder, insbesondere des Landes Berlin. Unmittelbare Einwirkungsmöglichkeiten stehen der Bundesregierung insoweit nicht zu. Da die Berliner Strafverfolgungsbehörden (Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei) nicht in der Lage sind, diese Aufgabe allein mit eigenen Mitteln zu bewältigen, leisten der Bund und die übrigen Bundesländer — unbeschadet der fortbestehenden Zuständigkeit des Landes Berlin — personelle, sächliche und finanzielle Hilfe. Der Bund hat insbesondere folgende Leistungen erbracht oder zugesagt: — 10 Staatsanwälte — 40 Mitarbeiter für die ZERV — Dienstgebäude für die Arbeitsgruppe „Regierungskriminalität" beim Generalstaatsanwalt beim Kammergericht — Dienstgebäude für die ZERV — finanzielle Unterstützung der ZERV. Anlage 5 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Seiler-Albring auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Kirschner (SPD) (Drucksache 12/4079 Fragen 26 und 27): Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Einhaltung des vom VN-Sicherheitsrat verhängten Waffenembargos (Resolutionen 713 und 724) gegen die Staaten des ehemaligen Jugoslawien vor? Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Einhaltung des Wirtschaftsembargos gegen Serbien und Montenegro vor und sind seit Beginn dieses Wirtschaftsembargos sämtliche Wirtschaftsbeziehungen bzw. Außenhandelsumsätze der Bundesrepublik Deutschland oder der EG mit diesen Ländern beendet? Zu Frage 26: Was Lieferungen vom Gebiet der Bundesrepublik Deutschland aus angeht, hat die Bundesregierung alles unternommen, damit es nicht zu Verstößen gegen das Waffenembargo kommt. Allen Hinweisen auf mögliche Verstöße gegen das Embargo geht die Bundesregierung energisch nach. Über die Einhaltung des Waffenembargos durch andere Staaten liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse vor. Der gemäß SR-Resolution 724 eingesetzte VN-Sanktionsausschuß geht den ihm bekannt gewordenen möglichen Verletzungen des Waffenembargos bilateral nach. Eine Information oder Beteiligung der anderen VN-Mitglieder erfolgt nicht. In seinen allgemeinen Berichten ist bisher ein nachgewiesener Verstoß enthalten. Zu Frage 27: Die Bundesrepublik Deutschland hat gemeinsam mit ihren Partnerländern im Rahmen der EG die erforderlichen legislativen und administrativen Maßnahmen zur konsequenten Durchführung der VN-Res. 757 (1992), mit der der Sicherheitsrat ein umfassendes Wirtschaftsembargo gegen Serbien und Montenegro verhängt hat, getroffen. Entsprechend wurde sämtlicher Wirtschaftsverkehr unterbunden. Ausnahmen sind lediglich im Bereich humanitäre Hilfe und medizinische Versorgung sowie Lebensmittel nach Einzelgenehmigung durch den Sanktionsausschuß gestattet. Embargoverstöße werden gemäß § 34 Abs. 4 AWG mit Freiheitsstrafe nicht unter 2 Jahren geahndet. Die Verdachtsmomente und Schwierigkeiten, die bei der Durchsetzung des Handelsembargos gemäß SR-Res. 757 aufgetaucht sind, insbesondere die offensichtliche Verletzung der Sanktionen auf dem Transitweg, haben im VN-Rahmen zu weiteren Maßnahmen geführt. Mit SR-Res. 787 vom 16. November 1992 ist u. a. der Transit wichtiger Wirtschaftsgüter (Energieträger, Stahl, Chemikalien u. a.) durch Serbien/Montenegro nur nach besonderer Genehmigung durch den VN-Sanktionsausschuß unter strengen Auflagen möglich, außerdem werden die Donauanrainer zu Stop and Search auf der Donau aufgefordert. Verletzungen der Wirtschaftssanktionen werden von den zuständigen Behörden mit Nachdruck verfolgt.
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    Rede von Konrad Weiß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ja, die Fortsetzung folgt.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich hatte zum Schluß des ersten Teils meiner Rede daran erinnert, daß Woche für Woche 250 000 Kinder an Unterernährung und Krankheiten sterben, an Krankheiten, die durch geringe Mittel zu beseitigen wären. Um den Kindern Unterernährung und Analphabetismus zu ersparen, wäre nur eine relativ geringe Summe notwendig. 25 Milliarden Dollar jährlich würden nach Angaben der UNICEF ausreichen, um die beim Weltkindergipfel festgelegten Ziele zu verwirklichen. 25 Milliarden Dollar — das ist weniger, als die Europäer in einem Jahr für Wein ausgeben.

    (Hans-Günther Toetemeyer [SPD]: Richtig!)

    Es ist noch nicht einmal die Hälfte dessen, was die armen Länder jedes Jahr an die Industrienationen im Rahmen des Schuldendienstes überweisen.

    (Hans-Günther Toetemeyer [SPD]: So ist es!)

    Mit diesen Mitteln könnten u. a. die Kindersterblichkeit um ein Drittel reduziert, die Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren um die Hälfte vermindert, der Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen für alle Familien ermöglicht und die Grundschulerziehung für alle Kinder mit einer Abschlußrate von mindestens 80 % gesichert werden. Selbst beim Stand der gegenwärtigen Mittel — so stellt UNICEF fest — wären die notwendigen Beträge aufzubringen, wenn 20 % der internationalen Entwicklungshilfe und 20 % der Regierungsausgaben in den Entwicklungsländern selbst zur Befriedigung der Grundbedürfnisse investiert würden. Ich bitte Sie, meine Kolleginnen und Kollegen, einmal darüber nachzudenken, ob wir das nicht zu einer weiteren Kondition bei der Realisierung deutscher Entwicklungszusammenarbeit machen sollten.

    Konrad Weiß (Berlin)

    Zum anderen bestehen auch enge Zusammenhänge zwischen fortschreitender Verarmung und Umweltkrise. Laut Jahresbericht des World-WatchInstituts, der soeben vorgelegt wurde, schlagen Umweltschäden bei Weide- und Anbaugebieten in der Welt durch Ernteausfälle und Reduzierung des Viehbestandes mit mittlerweile 42 Milliarden Dollar jährlich zu Buche. Betroffen davon sind vor allem die Entwicklungsländer. Allein in Afrika entsteht jedes Jahr durch Überweidung ein Schaden in Höhe von 7 Milliarden Dollar — mehr, als das Bruttosozialprodukt von Uganda und Äthiopien zusammengenommen ausmacht.
    Längst machen neben den politischen, den Gewalt-und Armutsflüchtlingen auch die Umweltflüchtlinge einen erheblichen Anteil aus. Die Belastungen der Flüchtlingsströme tragen vorwiegend die Entwicklungsländer selbst. Sie nehmen zwischen 80 und 90 % der Flüchtlinge auf. Umwelt- und Entwicklungspolitik gehören deshalb wie die Gewährleistung von Frieden und Menschenrechten zur Prävention von Flucht.
    Das Bekenntnis zu einer dauerhaften Entwicklung, die das gemeinsame Überleben von Arm und Reich, von Mensch und Natur möglich machen soll, war in Rio noch Standardformel. Ein halbes Jahr danach scheint alles beim alten. Das deutsche Versprechen, 0,7 % unseres Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe bereitzustellen, ist nach wie vor nicht eingelöst.

    (Hans-Günther Toetemeyer [SPD]: Es entwickelt sich umgekehrt!)

    — So ist es. — Noch immer verfügen 15 % der Weltbevölkerung über 71 % des Weltsozialproduktes.
    Mit Protektionismus und Handelsbarrieren schotten sich die reichen Industrienationen von potentiellen Konkurrenten in den Ländern der Dritten Welt ab. Der Agrarstreit zwischen der EG und den USA hätte beinah zu einem Handelskrieg geführt. Auf die berechtigten Interessen der armen Staaten wurde dennoch kaum Rücksicht genommen.
    Der ausgehandelte GATT-Kompromiß trifft die Bauern der Dritten Welt ungleich härter als die Bauern der Europäischen Gemeinschaft. Das ohnehin niedrige Stützungsniveau führt in diesen Ländern praktisch zur Marktöffnung. Länder, die überwiegend Nahrungsmittel importieren, werden durch den zu erwartenden Anstieg der Weltmarktpreise ein größeres Defizit erwirtschaften. Besonders die Länder südlich der Sahara müssen mit Einbußen in der Außenhandels- und Devisenbilanz rechnen.
    Trotz aller Erkenntnisse und Analysen werden Entscheidungen nach kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteilen getroffen. Unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe werden auch Projekte gefördert, die der einheimischen Industrie mehr nutzen als den Entwicklungsländern.

    (Dr. R. Werner Schuster [SPD]: Wohl wahr!)

    Gerade Großprojekte, die von der Weltbank befürwortet und finanziert wurden, waren oftmals Fehlgriffe. Mehr als ein Drittel der 1991 abgeschlossenen Projekte werden intern nach Angaben der Weltbank
    so bewertet. Gleichwohl fördert die Weltbank z. B. das hochumstrittene Narmada-Projekt in Indien weiter.
    Auch das Beispiel der Ok-Tedi-Mine, die von der Bundesregierung über die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft gefördert wird, belegt, welcher Schaden Mensch und Natur von einseitig auf wirtschaftliche Vorteile ausgerichteten Projekten zugefügt werden kann. Die Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hält nach wie vor eine Schließung der Mine für erforderlich, wenn die Umweltbelastungen nicht mindestens auf das bei uns zulässige Niveau reduziert werden.
    Wir halten eine entwicklungs- und umweltpolitische Prüfung aller außenwirtschaftlichen Vorhaben für erforderlich. Nur so macht die entwicklungspolitische Konditionierung einen Sinn, nur so kann eine Verschiebung in der Wertehierarchie erreicht werden, die eine langfristige, ausgeglichene und verantwortliche Entwicklung möglich macht. Negativprojekte wie der Narmada-Staudamm in Indien und die Ok-Tedi-Mine in Papua-Neuguinea wären nicht mehr möglich, wenn sich die Bundesregierung durch die Unterzeichnung und Ratifizierung des Übereinkommens 169 der Internationalen Arbeitsorganisation über Eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern selbst zur Einhaltung sozialer und ökologischer Standards verpflichten würde, wie das unser Antrag vorsieht, um dessen Unterstützung ich Sie bitte.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundesminister des Auswärtigen, Klaus Kinkel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Ende des Ost-West-Konflikts wurde leider nicht zum Anfang des ewigen Friedens, weder in Europa noch in der Dritten Welt. Herr Spranger hat darauf hingewiesen: Die Barbarei in Bosnien-Herzegowina, die neu aufgeflammten Kämpfe in Angola, Anarchie in Somalia, das Verhalten der Roten Khmer sind schlimme Beispiele hierfür.
    Dennoch dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren: Das Ende der Stellvertreterkriege, das Ende des Ideologieexports von Nord nach Süd ist eine große Chance für den Neubeginn zwischen Nord und Süd und für eine globale Entwicklungs- und Umweltpartnerschaft ohne ideologische Scheuklappen und von Gleich zu Gleich.

    (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU und der SPD)

    Die beiden großen Nord-Süd-Konferenzen des vergangenen Jahres in Cartagena und in Rio haben dies gezeigt. Diese Debatte heute gibt, wie ich finde, eine gute Gelegenheit, über den Weg, den Nord und Süd gemeinsam gehen sollten, zu sprechen.
    Die vorliegenden Anträge mit den Themen Armutsbekämpfung, Ernährungssicherung, Umwelt- und Flüchtlingsproblematik zur Stabilisierung krisenanfälliger Länder besonders in Afrika führen uns, wenn



    Bundesminister Dr. Klaus Kinkel
    ich es richtig betrachte, dreierlei vor Augen. Erstens. Der Abbau der Wohlstandskluft zwischen Nord und Süd bleibt über alle aktuellen Probleme hinaus die zentrale Friedensaufgabe für die 90er Jahre. Sicherheit ist eben nicht mehr vorrangig militärisch zu sehen. Armut, Umweltzerstörung, Bevölkerungsexplosion, Menschenrechtsverletzungen und dadurch ausgelöste Fluchtbewegungen, Drogen, AIDS und Kriminalität machen an unseren Grenzen nicht halt; sie kommen zu uns, wenn wir nicht vor Ort mithelfen, sie zu bekämpfen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ob Ozonloch, Vergiftung der Meere oder Reaktorgefahren, all das zeigt uns doch längst: Die Menschheit sitzt in einem gemeinsamen Boot, und wenn irgendwo ein Leck entsteht, sind wir alle betroffen. Wenn wir im Norden mithelfen, ein Leck im Süden zu schließen, dann sind das keine Almosen, dann handeln wir in unserem gemeinsamen Überlebensinteresse.

    (Dr. Ingomar Hauchler [SPD]: Aber es ist kein Geld dafür da!)

    Es geht jetzt aber um mehr als ums Ausbessern. Worauf es jetzt ankommt, ist, dieses Boot auf Überlebenskurs zu halten.
    Zweitens. Entwicklungspolitische Zusammenarbeit allein genügt nicht. Wir brauchen einen breiten kohärenten Politikansatz, der Außen-, Sicherheits-, Handels-, Agrar- und Finanzpolitik zusammenbringt.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Drittens. Ohne Frieden und politische Stabilität keine wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Friedenssicherung kann auf Dauer eben nur gemeinsam geschehen.
    Diese Themen waren wichtige Punkte bei den Gesprächen, die ich in dieser Woche mit Generalsekretär Boutros Ghali geführt habe. Wir waren uns einig, daß die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, eben nicht mehr bilateral — nicht im entferntesten — bewältigt werden können. Klar ist dabei, daß den Vereinten Nationen eine ganz, ganz wichtige Rolle zukommt und damit eben auch der Reform der Vereinten Nationen.
    Die angestrebte Entwicklungs- und Umweltpartnerschaft muß sich auf folgende Grundlagen stützen. Erstens. Die Entwicklungsländer sind für ihre Entwicklung zunächst selbst verantwortlich. Erfolgreiche Entwicklung setzt good government, d. h. gute Regierungsführung voraus, was insbesondere marktwirtschaftliche Orientierung und Förderung der Privatinitiative bedeutet. Das heißt aber nicht minder demokratische Kontrolle und Rechtsstaatlichkeit, Beachtung der Menschenrechte. Menschenrechte und gedeihliche wirtschaftliche Entwicklung lassen sich nicht trennen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

    Die Verpflichtungserklärung von Cartagena erkennt
    diesen Zusammenhang ausdrücklich an. Wir müssen
    uns alle vornehmen, daß wir auf der bevorstehenden Weltmenschenrechtskonferenz in Wien dies auch zum zentralen Thema machen.
    Zweitens. Natürlich tragen die Industrieländer die Hauptverantwortung, insbesondere für die Öffnung ihrer Märkte, stabiles weltwirtschaftliches Wachstum, und natürlich sind sie alle aufgerufen, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Alle diese Forderungen sind nicht neu. Sie sind natürlich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wo die Finanzen knapp sind, schwer umzusetzen. Die Schwierigkeiten, beim GATT zu einer Einigung zu kommen, sind nun wirklich ein schlimmer Anschauungsunterricht, wie er schlimmer nicht sein könnte. Aber bei diesen Verhandlungen geht es eben nicht nur um die Interessen des Nordens. Hier steht auch unsere entwicklungspolitische Glaubwürdigkeit auf dem Spiel.

    (Zuruf von der SPD: Richtig!)

    Der Verlust der Entwicklungsländer durch den Protektionismus der Industrieländer ist hoch; nach einer Weltbankschätzung mindestens so hoch wie die gesamte staatliche Entwicklungshilfe, nämlich rund 50 Milliarden US-Dollar. Das Wort „Handel ist besser als Hilfe" darf vor allem in einer Zeit kein Lippenbekenntnis bleiben, wo die Perspektiven für einen Zuwachs an Hilfe bei den meisten Gebern nicht günstig sind. Leider sind zu viele — wir auch — bei den zur Verfügung stehenden Mitteln eingeschränkt. Trotzdem müssen wir natürlich aufpassen, daß wir Signalwirkungen für Entwicklungspolitik nicht dadurch verlieren, daß wir zu sehr einschränken. Ich bin eigentlich stolz darauf, daß wir trotz unserer Belastungen noch relativ viel für die Entwicklungspolitik aufwenden.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Unsere Politik gegenüber den Entwicklungsländern muß den schnellen und tiefgreifenden Veränderungen auch in diesem Teil der Welt Rechnung tragen. Notwendig sind differenzierte Antworten auf völlig unterschiedliche Entwicklungen. Ost- und Südostasien sind dank frühzeitiger Reform zur dynamischen Wachstumsregi on der Weltwirtschaft geworden; in Teilen Lateinamerikas ist es ganz genauso. In beiden Regionen entstehen dadurch auch große Chancen für Handel und Investitionen.
    Zu allergrößter Sorge gibt nach wie vor der Kontinent Afrika Anlaß, insbesondere Schwarzafrika. Ich werde Mitte Mai versuchen, in einer Konferenz der Botschafter des Gesamtkontinents in Jaunde Möglichkeiten zu suchen, wie geholfen werden kann. Die Bilder der Not und des Leidens, die wir aus Afrika empfangen, sind erschütternd. Sie machen uns nach wie vor bewußt, wie ungeheuer ungerecht diese Welt ist. Zum dritten oder vierten Mal sage ich von diesem Pult im Deutschen Bundestag: Bei allem und jedem, was wir tun, sollten wir daran denken, daß ein nicht unerheblicher Teil dieser Menschheit von der ersten Sekunde seiner Geburt an keine keine! — Chance hat, ein auch nur einigermaßen menschenwürdiges Leben zu führen.
    Ich habe gestern mit dem südafrikanischen Außenminister Botha ein langes Gespräch geführt, der vom



    Bundesminister Dr. Klaus Kinkel
    sterbenden Kontinent Afrika sprach. Lassen Sie die Auseinandersetzungen zwischen Südafrika und den schwarzafrikanischen Ländern weg; nehmen Sie zur Kenntnis, daß die 40 Länder Afrikas südlich der Sahara in etwa ein Bruttosozialprodukt erwirtschaften, das Südafrika allein erwirtschaftet. Das ist etwas, was uns zu denken geben sollte. Wir müssen uns von Europa aus um diesen schwierigen, in mancher Beziehung in der Tat leider sterbenden Kontinent kümmern.
    Was ist zu tun? Erstens. Wir müssen im Dialog mit den Entwicklungsländern auf politische und wirtschaftliche Reformen drängen. Feinabstimmung in diesem Zusammenhang ist außerordentlich wichtig. Wir müssen insbesondere auch auf Menschenrechte hinweisen; ich habe es gesagt. Es kommt im wesentlichen darauf an, ob die Richtung der Politik stimmt. Ungeduld kann in diesem Zusammenhang manchmal mehr schaden als nützen.
    Zweitens. Generalsekretär Boutros Ghali hat im Sicherheitsrat eine Agenda für den Frieden vorgelegt, ein Programm, das die Sicherung und Wiederherstellung des Friedens mit der Entwicklungszusammenarbeit verbindet. Unsere finanzielle Unterstützung für das Krisenmanagement der Vereinten Nationen für deren humanitäre Hilfe kann sich wahrhaftig sehen lassen. Ich will es jetzt nicht im einzelnen aufführen; es ist zum Teil schon geschehen. Aber die Gespräche mit Boutros Ghali haben eben gezeigt, daß dies allein nicht ausreicht, sondern daß von uns mehr erwartet wird. Trotz aller Streitereien, die wir im Zusammenhang mit der notwendigen Verfassungsänderung hatten, hoffe ich, insbesondere auch nach dem Kompromiß, den die Koalition und die Regierung gestern jedenfalls unter sich gefunden haben, daß sich die SPD dem Gespräch und auch der notwendigen Verfassungsänderung, die — das meine ich als Außenminister — zwingend über einen BlauhelmEinsatz hinausgehen muß, nicht verschließt, sondern mithilft, zu einer Lösung zu kommen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Darüber wird ja morgen zu reden sein.

    Meine Damen und Herren, unser freiheitliches westliches Gesellschaftssystem hat die Auseinandersetzung mit der Unfreiheit gewonnen. Wir haben uns mit unserem System insoweit als überlegen erwiesen. Jetzt müssen wir erst beweisen, daß unsere Wirtschaftsweise und unser Lebensstil eine langfristig tragfähige Entwicklung auch im Osten und im Süden unserer Erde sichern können. Denn nach dem Wegfall der Ost-West-Auseinandersetzung ist die große Geißel der Süd-Nord-Problematik, das zweite gigantische Problem, das wir bewältigen müssen, geblieben. Der Weg dahin ist nicht einfach. Wir wissen das gemeinsam.

    (Brigitte Adler [SPD]: Ist das erste gelöst?)

    Aber Resignation, es sei zu spät, es sei alles umsonst, wäre das Falscheste, was wir tun könnten. Ich habe jedenfalls den Eindruck, daß auch bei den Entwicklungsländern die Einsicht für Eigenverantwortung wächst. Neben allem anderen sollte uns auch dieser Bewußtseinswandel für die Anstrengungen, die wir anstellen müssen, Mut machen.
    Nun sind wir im Norden auch gefordert. Der Verlauf dieser Debatte hat ja — jedenfalls, soweit ich das bisher mitverfolgen konnte — gezeigt, daß es darüber in unserem Land relativ große Übereinstimmung gibt. Ich finde, das ist ein gutes Signal, und ich möchte noch einmal sagen, daß wir mit allen Kräften, die wir haben, trotz all der Sorgen, die bei uns vorliegen, nicht vergessen sollten, daß diese zweite große Weltgeißel noch der Lösung harrt und daß gerade auch uns in der Bundesrepublik Deutschland nach der Wiedervereinigung, aus unserer Vergangenheit herrührend, für diese Aufgabe eine zusätzliche große Verantwortung zugewachsen ist.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)