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    Plenarprotokoll 12/130 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 130. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1993 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (Überprüfungsverhandlungen des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut; Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung; Tankerunfall vor den Shetland-Inseln) Ursula Seiler-Albring, Staatsministerin AA . . . . 11237B Dr. Karl-Heinz Klejdzinski SPD . . . . . 11238A Ursula Seiler-Albring, Staatsministerin AA 11238B Dr. Karl-Heinz Klejdzinski SPD 11238B Ursula Seiler-Albring, Staatsministerin AA 11238B Dr. Karl-Heinz Klejdzinski SPD . . . . 11238 C Jürgen Koppelin F.D.P. 11238C Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11238C Jürgen Koppelin F.D.P. 11238D Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 11238 D Dr. Wolfgang von Geldern CDU/CSU . 11238D Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 11239A Friedrich Bohl, Bundesminister ChefBK 11239A Dietmar Schütz SPD . . . . . . . . . 11239 B Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 11239B Dietmar Schütz SPD 11239B Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 11239C Dr. Uwe Jens SPD 11239 D Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11239 D Norbert Gansel SPD . . . , . . . . . . 11240 A Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11240 B Dr. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . 11240 B Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11240C Dr. Wolfgang von Geldern CDU/CSU . . 11240D Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1124 0 D Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. 11241 A Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 11241B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 11241C Dr. Dieter Schulte, Parl. Staatssekretär BMV . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11241C Dr. Ingomar Hauchler SPD 11241D Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 11241D Dr. Ingomar Hauchler SPD 11242 A Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11242 A Dr. R. Werner Schuster SPD . . . . . . . 11242 A Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 11242A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1993 Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde Drucksachen 12/4079 vom 08.01.93 und 12/4089 vom 12.01.93 Hinweis des Bundeskanzlers auf Kabinettsbildungen; Besetzung von Ressorts DringlAnfr Norbert Gansel SPD Antw BM Friedrich Bohl ChefBK . . . 11242B ZusFr Norbert Gansel SPD 11242 C ZusFr Dr. Uwe Jens SPD 11243 B ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . 11243 C ZusFr Dr. Dietrich Sperling SPD 11243 D ZusFr Ernst Schwanhold SPD 11244 A ZusFr Peter Büchner (Speyer) SPD . . 11244C ZusFr Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11244D ZusFr Horst Peter (Kassel) SPD 11245A ZusFr Evelin Fischer (Gräfenhainichen) SPD 11245B ZusFr Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD 11245B ZusFr Regina Kolbe SPD . . . . . . . . 11245 C ZusFr Arne Fuhrmann SPD . . . . . . . 11245 C ZusFr Ulrike Mascher SPD 11245 D ZusFr Hans-Günther Toetemeyer SPD . . 11246A ZusFr Ralf Walter (Cochem) SPD . . . . 11246A ZusFr Ursula Schmidt (Aachen) SPD . 11246B ZusFr Gabriele Iwersen SPD . . . . . . 11246 C Abriß restaurierter bundeseigener Gebäude in der Berliner Stadtmitte und Errichtung von Neubauten MdlAnfr 4 Claus Jager CDU/CSU Antw PStSekr Joachim Günther BMBau 11246D ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 11247 A ZusFr Dr. Ulrich Janzen SPD . . . . . . 11247 B Aufnahme der Türkei in die Liste sogenannter verfolgungsfreier Staaten im Zusammenhang mit der Asylproblematik MdlAnfr 10 Dr. Klaus Kübler SPD Antw PStSekr Eduard Lintner BMI . . . 11247C ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD . . . . . . . 11247 D Urteil des Amtsgerichts Flensburg betr. Minderung des Reisepreises für nichtbehinderte Urlaubsgäste bei Anwesenheit von Behinderten in einem Urlaubshotel MdlAnfr 11, 12 Dr. Norbert Rieder CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 11248A, D ZusFr Dr. Norbert Rieder CDU/CSU . . . 11249A ZusFr Peter Büchner (Speyer) SPD . . . 11248C ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . 11248C ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 11248 C Konzentrationen im Abfallwirtschaftsbereich infolge des Aufkaufs mittelständischer Entsorgungsunternehmen durch Elektrizitätsversorgungsunternehmen MdlAnfr 16 Steffen Kampeter CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Erich Riedl BMWi . . 11249B ZusFr Steffen Kampeter CDU/CSU . . . 11249D Dr. Peter Struck SPD (zur GO) 11250B Aktuelle Stunde betr. Brief des Bundeskanzlers an den Parteivorsitzenden der F.D.P. vom 11. Januar 1993 Hans-Ulrich Klose SPD 11250 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 11251B Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 11252C Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11253C Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 11254B Dr. Peter Struck SPD (zur GO) . . . . . 11256 C Allgemeine Aussprache zur Aktuellen Stunde Rudolf Dreßler SPD . . . . . . . . . . . 11257 A Friedrich Bohl, Bundesminister ChefBK 11258B, 11283 C Norbert Gansel SPD . . . . 11260A, 11287 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 11260B Karl-Heinz Spilker CDU/CSU . . . . . . 11261 D Dr. Dietrich Sperling SPD . . . 11263D, 11291D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . 11265D, 11282B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . 11266D, 11269D Dr. Dietrich Sperling SPD . 11267B, 11281A Norbert Gansel SPD 11269B, 11279B Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11270B Ulrich Irmer F.D.P 11270C, 11280C Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11271 C Dr. Uwe Jens SPD 11273 A Birgit Homburger F.D.P. . . 11273D, 11281 B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 11274 C Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 11275 B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1993 III Ortwin Lowack fraktionslos 11277 B Dr. Franz Möller CDU/CSU 11278A Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . 11282B Dieter-Julius Cronenberg (Arnsberg) F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 11285 C Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 11287D Ernst Schwanhold SPD 11289D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . 11290 D Birgit Homburger F.D.P. . . . . . . 11291 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 11292 C Berichtigungen 11292 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11293* A Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Angela Stachowa (PDS/Linke Liste) zu den namentlichen Abstimmungen über den Maastrichter Vertrag, über Entschließungsanträge sowie über eine Grundgesetzänderung . . . . 11293* C Anlage 3 Anzahl der Mitarbeiter in den sächsischen Arbeitsämtern; Überprüfung auf eine frühere Stasi-Tätigkeit MdlAnfr 1, 2 — Drs 12/4079 — Manfred Kolbe CDU/CSU SchrAntw PStSekr Horst Günther BMA 11293* C Anlage 4 Verbesserung der Sicherheitsbestimmungen für Öltanker angesichts der jüngsten Ölkatastrophen vor der spanischen und der schottischen Küste MdlAnfr 3 — Drs 12/4079 — Dietmar Schütz SPD SchrAntw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV 11294* C Anlage 5 Tierversuche im Bereich Katastrophenmedizin MdlAnfr 7, 8 — Drs 12/4079 — Ingrid Walz F.D.P. SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 11295* B Anlage 6 Stand der Ermittlungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz über die Verfassungsmäßigkeit der PDS MdlAnfr 9 — Drs 12/4079 — Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 11295* D Anlage 7 EG-Konzept zur Stabilisierung des Stahlmarktes MdlAnfr 14, 15 — Drs 12/4079 — Wolfgang Weiermann SPD SchrAntw PStSekr Erich Riedl BMWi . . 11296* A Anlage 8 Letzte Teilgenehmigung für das SiemensBrennstoffelementewerk in Hanau MdlAnfr 17, 18 — Drs 12/4079 — Klaus Harries CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Paul Laufs BMU . 11296* C Anlage 9 Beurteilung des Einsatzes von Chemikalien zur Bekämpfung von Ölkatastrophen MdlAnfr 19 — Drs 12/4079 — Dietmar Schütz SPD SchrAntw PStSekr Dr. Paul Laufs BMU . 11296* D Anlage 10 Entwicklungspolitische Konsequenzen aus der Anerkennung von Staaten der ehemaligen Sowjetunion als Entwicklungsländer durch die OECD ab Januar 1993 MdlAnfr 20 — Drs 12/4079 — Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Hans-Peter Repnik BMZ 11297* A Anlage 11 Abbruch von Projekten der finanziellen und technischen Entwicklungszusammenarbeit in Somalia auf Grund des Bürgerkriegs MdlAnfr 21, 22 — Drs 12/4079 — Hans Wallow SPD SchrAntw PStSekr Hans-Peter Repnik BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11297* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1993 11237 130. Sitzung Bonn, den 13. Januar 1993 Beginn: 13.45 Uhr
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    Berichtigungen 99. Sitzung, Seite 8378 A, Zeile 2: Der Name „Koschnick, Hans" ist zu streichen. 125. Sitzung, Seite 10772 B: Bei der Auflistung der Ja-Stimmen zum Haushaltsgesetz 1993 ist der Name Augustin, Anneliese durch den Namen Augustinowitz, Jürgen zu ersetzen. 128. Sitzung, Seite 11131 D: In der letzten Zeile der Fußnote ist die Schreibweise „Ausländerinnen" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 13. 1. 93* Dr. Blunk (Lübeck), F.D.P. 13. 1. 93 Michaela Böhm (Melsungen), CDU/CSU 13. 1. 93* Wilfried Caspers-Merk, Marion SPD 13. 1. 93 Clemens, Joachim CDU/CSU 13. 1. 93 Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 13. 1. 93 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 13. 1. 93 Gerster (Mainz), CDU/CSU 13. 1. 93 Johannes Grünbeck, Josef F.D.P. 13. 1. 93 Dr. Guttmacher, F.D.P. 13. 1. 93 Karlheinz Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 13. 1. 93 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 13. 1. 93 Hasenfratz, Klaus SPD 13. 1. 93 Heyenn, Günther SPD 13. 1. 93 Huonker, Gunter SPD 13. 1. 93 Leidinger, Robert SPD 13. 1. 93 Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 13. 1. 93 Marx, Dorle SPD 13. 1. 93 Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 13. 1. 93 Gerhard Müller (Wesseling), CDU/CSU 13. 1. 93 Alfons Neumann (Gotha), SPD 13. 1. 93 Gerhard Oesinghaus, Günther SPD 13. 1. 93 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 13. 1. 93* Rempe, Walter SPD 13. 1. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 13. 1. 93 Ingrid Schily, Otto SPD 13. 1. 93 Schröter, Gisela SPD 13. 1. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 13. 1. 93** Dr. Stoltenberg, Gerhard CDU/CSU 13. 1. 93 Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 13. 1. 93 Dr. Wieczoreck, Norbert SPD 13. 1. 93 Zierer, Benno CDU/CSU 13. 1. 93* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Angela Stachowa (PDS/Linke Liste) zu den namentlichen Abstimmungen über den Maastrichter Vertrag, über Entschließungsanträge sowie über eine Grundgesetzänderung*) Im Zusammenhang mit den im Plenarprotokoll 12/126 vom 2. Dezember 1992 aufgeführten Feststellungen erkläre ich hiermit, daß ich an allen vier namentlichen Abstimmungen teilgenommen habe. Aus mir unerklärlichen Gründen muß ich aber mit Abstimmungskarten des Herrn Modrow abgestimmt haben, die sich sicher versehentlich in meinem Fach befanden. Anlage 3 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Horst Günther auf die Fragen des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) (Drucksache 12/4079 Fragen 1 und 2): Wie viele Mitarbeiter haben die einzelnen sächsischen Arbeitsämter und wie viele davon waren Mitarbeiter der SED-Kreisleitungen bzw. hauptamtliche SED-Parteisekretäre, Mitarbeiter der Räte der Bezirke bzw. der Kreise einschließlich der Ämter für Arbeit, Kaderleiter und Offiziere der NVA? Falls alle Mitarbeiter der einzelnen sächsischen Arbeitsämter auf eine frühere MfS-Tätigkeit hin überprüft worden sind, in wie vielen Fällen lag eine Mitarbeit vor, und welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen wurden daraus gezogen? Zu Frage 1: Die Arbeitsverwaltung der ehemaligen DDR wurde im Frühjahr 1990 aufgebaut. Gemäß Ministerratsbeschluß der Regierung Modrow vom 8. März 1990 übernahm diese am 1. Juli 1990 die Mitarbeiter, die zuvor bei den Ämtern für Arbeit bzw. den Ämtern für Arbeit und Löhne sowie den Berufsberatungszentren beschäftigt waren. In der Zeit vom 1. Juli 1990 bis einschließlich 2. Oktober 1990 nahm die Arbeitsverwaltung der ehemaligen DDR in eigener Zuständigkeit und Verantwortung weitere Einstellungen vor, so daß am 8. Oktober 1990 im Bereich der Arbeitsämter des jetzigen Landesarbeitsamtsbezirkes Sachsen 2 744 Arbeitnehmer beschäftigt waren. Die Bundesanstalt für Arbeit übernahm am 3. Oktober 1990 gemäß § 249c Abs. 25 des Arbeitsförderungsgesetzes die Personalhoheit über die Beschäftigten der Arbeitsverwaltung der ehemaligen DDR. Erst von diesem Zeitpunkt konnte sie die Auswahl des Personals beeinflussen und steuern. Die Bundesanstalt hat keine Erhebung darüber angestellt, wieviele Mitarbeiter der Arbeitsverwaltung in den neuen Bundesländern zuvor Mitarbeiter der SED-Kreisleitungen bzw. hauptamtliche SED-Parteisekretäre, Mitarbeiter der Räte der Bezirke bzw. der Kreise einschließlich der Ämter für Arbeit, Kaderleiter oder Offiziere der NVA *) Vgl. Plenarprotokoll 12/126, Seite 10878 ff. 11294* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1993 gewesen sind, da die Ausübung dieser Funktionen für sich allein genommen nach den Bestimmungen des Einigungsvertrages nicht automatisch zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen zwingt, sondern eine auf den jeweiligen Einzelfall bezogene Betrachtung zu erfolgen hat. Die unverzüglich nach der Verschmelzung der beiden Arbeitsverwaltungen bei der Bundesanstalt gebildete unabhängige Personalgutachtergruppe hat sich mit den einschlägigen Fällen befaßt. Bei entsprechender Relevanz im Sinne des Einigungsvertrages wurden auf den jeweiligen Einzelfall abgestellte arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen. Nachfolgend eine Übersicht über die Mitarbeiterzahl in den einzelnen Arbeitsämtern im Bereich des Freistaates Sachsen: Arbeitsamt Stand: 28. 8. 90 Stand: 15. 12. 92 Annaberg 226 710 Bautzen 367 1 104 Chemnitz 336 951 Dresden 396 909 Leipzig 438 1 288 Oschatz 118 353 Pirna 251 651 Plauen 180 494 Riesa 142 456 Zwickau 290 808 (enthaltene Kräftearten: planmäßige Beamte, beamtete Hilfskräfte, Angestellte mit unbefristetem Arbeitsvertrag, Angestellte mit befristetem Arbeitsvertrag, Nachwuchskräfte, Arbeiter) Zu Frage 2: Bislang wurden über alle Führungskräfte, d. h. Direktoren und Abteilungsleiter der Arbeitsämter, Leiter der Arbeitsamtsnebenstellen, Abteilungsleiter und Referatsleiter der Landesarbeitsämter Auskunftsersuchen an die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Gauck-Behörde) gerichtet. Darüber hinaus erfolgt eine Anfrage der Bundesanstalt an die genannte Behörde in allen Fällen, in denen Mitarbeiter die Übernahme in das Beamtenverhältnis anstreben. Derartige Anfragen werden sich noch über einen längeren Zeitraum hinziehen, ebenso — bedingt durch die bei der Gauck-Behörde vorliegende hohe Zahl von Auskunftsersuchen — der Rücklauf der Antworten. Bezogen auf die Arbeitsämter im Landesarbeitsamtsbezirk Sachsen wurden bis Ende Dezember 1992 in 33 Fällen arbeitsrechtliche Konsequenzen aus einer Tätigkeit für das frühere MfS gezogen. In 28 Fällen erfolgte eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses, in 5 Fällen wurde eine Versetzung bzw. Umsetzung für ausreichend angesehen. In wenigen Ausnahmefällen (Beendigung der Tätigkeit für das MfS liegt weit zurück, geringe Dauer der Tätigkeit für das MfS, untergeordnete Tätigkeit beim MfS — z. B. Schreibkraft, Reinemachefrau, Küchenhilfe —, keine konspirative oder denunziatorische Betätigung) wurde von der Bundesanstalt von arbeitsrechtlichen Maßnahmen abgesehen. Anlage 4 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Dieter Schulte (Schwäbisch-Gmünd) auf die Frage des Abgeordneten Dietmar Schütz (SPD) (Drucksache 12/4079 Frage 3): Hält die Bundesregierung die bestehenden Sicherheitsregelungen für den Verkehr von Öltankern angesichts der jüngsten Ölkatastrophen vor der spanischen und der schottischen Küste für ausreichend, und wenn nicht, welche Schritte, insbesondere auf EG-Ebene, wird sie unternehmen, um die offensichtlichen Mißstände abzubauen? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß sich zur Verbesserung der Sicherheit der Öltransporte auf See international noch einiges tun muß. Sie hat dementsprechend bereits in den rückliegenden Jahren in verschiedenen internationalen Gremien (z. B. 3. Nordseeschutzkonferenz 1990, Konferenz der Ostsee-Umweltminister 1990, Sitzungen der Internationalen Seeschiffahrtsorganisation in 1990 und 1991) verstärkt auf die Verbesserung der konstruktiven Vorschriften im Tankerbau, der Vorschriften für ein Sicherheitsmanagement an Bord und in den Reedereien der Tankschiffe sowie eine Verschärfung der Kontrollen hingewirkt. Diesbezüglich möchte ich auf die Antworten zur Kleinen Anfrage „Sicherheitsvorschriften für Tankschiffe" in Drucksache 12/998 vom 29. Juli 1991 verweisen. Die Internationale Seeschiffahrtsorganisation hat nunmehr im März 1992 die Vorschriften für Bau- und Ausrüstung von Öltankern wesentlich verschärft. Unter anderem sind ab Juli 1993 für Neubauten die Doppelhüllenbauweise oder alternative Konstruktionen gleichwertiger Sicherheit vorgeschrieben. Nach Auffassung der Bundesregierung müssen sich weitere Maßnahmen darauf konzentrieren, durch intensivierte Kontrollen die Einhaltung der internationalen Vorschriften sicherzustellen und sieht weiteren Handlungsbedarf in folgenden Bereichen: Bis die heutige Tankerflotte durch die neuen Tanker ersetzt ist, muß dafür gesorgt werden, daß die vorhandenen Tanker besser als bisher kontrolliert werden. Nur so können altersbedingte Mängel schneller erkannt und behoben werden. Leider wird die technische Überwachung der Tanker nicht von allen Klassifikationsgesellschaften mit ausreichender Sorgfalt durchgeführt. Die Bundesregierung wird sich daher dafür einsetzen, daß in den Häfen der EG Sonderkontrollen für Öltanker eingeführt werden, die nicht von anerkannten Klassifikationsgesellschaften besichtigt werden. Tanker sollten wenn möglich nicht in Küstennähe verkehren. Um dies zu verhindern, ist es erforderlich, daß für Öltanker ab einer bestimmten Größe international verbindliche Routen in größerer Entfernung von den Küsten festgelegt werden und die Einhaltung dieser Routen durch landgestützte Überwachungssysteme sichergestellt wird. Die Bundesregierung unterstützt eine entsprechende Initiative des Europäischen Parlaments. Sie verweist auf das bewährte Beispiel des bereits 1979 eingerichteten, in einer Entfernung von rund 50 km vor der deutschen Nordseeküste verlaufenden Tiefwasserweges für Tanker über 10 000 BRT und das zu seiner Überwachung auf Helgoland installierte Weitbereichsradar. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1993 11295* Um den Schutz unserer Küsten weiter zu verbessern, sollte das deutsche Küstenmeer, das heißt das Hoheitsgebiet von derzeit 3 auf bis zu 12 Seemeilen ausgedehnt und eine ausschließliche Wirtschaftszone eingerichtet werden. Hierdurch wird es möglich, vor unseren Küsten die Einhaltung internationaler Umweltschutzbestimmungen durch Schiffe unter fremder Flagge wirkungsvoller als bisher durchzusetzen. Angesichts der fortschreitenden Aufsplitterung der verschiedenen Funktionen eines Schiffahrtsunternehmens ist es erforderlich, nach dem Vorbild der in anderen Wirtschaftszweigen bereits bewährten Qualitätssicherungssysteme das Schiffsmanagement zu verbessern. Die Bundesregierung setzt sich daher im Rahmen der IMO für die Schaffung eines obligatorischen Systems für das Management des sicheren Schiffsbetriebes und der Maßnahmen zur Verhütung der Meeresverschmutzung ein. Darüber hinaus wird auf Initiative der Bundesregierung in der IMO eine international einheitliche Arbeitssprache entwickelt, um Verständigungsschwierigkeiten unter den Besatzungen und mit den landseitigen Verkehrssicherungseinrichtungen zu beseitigen. Andere Maßnahmen sind zu prüfen. Dazu gehören vor allem die weitere Verkürzung der Lebensdauer vorhandener Tanker, die Verringerung der Tankgrößen sowie die Verbesserung des Ausbildungsstandes von Tankerbesatzungen. Um die Bemühungen für die Verbesserung der Sicherheit des Tankerverkehrs zu forcieren, hat sich Bundesverkehrsminister Prof. Dr. Krause in einem Schreiben an EG-Kommissar Matutes für die unverzügliche Einberufung einer Fachkonferenz ausgesprochen. Diese soll untersuchen, was die EG in der jetzigen Situation tun kann. Große Bedeutung mißt die Bundesregierung der Verbesserung der Haftung für Ölverschmutzungsschäden bei. Sie verweist hierzu darauf, daß im November 1992 die Haftungssummen der Internationalen Übereinkommen von 1969 und 1971 so erhöht worden sind, daß in Zukunft bei einem Verschmutzungsfall ohne Rücksicht auf ein Verschulden des Tankerreeders Schäden bis zu einer Höhe von rund 450 Millionen DM ersetzt werden können. Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, daß das schnelle Inkrafttreten der Protokolle von 1992 der beste Weg zu einer befriedigenden Haftungsregelung ist und wird ihre Ratifikation zügig vorbereiten. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen der Abgeordneten Ingrid Walz (F.D.P.) (Drucksache 12/4079 Fragen 7 und 8): Trifft es zu, daß das Bundesministerium des Innern zur Gewinnung von „neuen Erkenntnissen" für die Katastrophenmedizin Tierversuche erlauben will, bei denen Tieren Verbrennungen, Vergiftungen und radioaktive Verseuchungen zugefügt werden sollen? Mit welcher „katastrophenmedizinischen" oder anderweitigen Begründung werden derartige Tierversuche zum gegenwärtigen Zeitpunkt als notwendig erachtet? Zu Frage 7: Die Schutzkommission — ein Gremium von gegenwärtig 51 besonders ausgewiesenen Wissenschaftlern der Fachgebiete Physik, Chemie, Medizin, Pharmakologie, Psychologie, Soziologie und Ingenieurwissenschaften — berät das Bundesministerium des Innern in Fragen der Zivilschutzforschung. Für 1993 hat die Schutzkommission u. a. 3 Forschungsvorhaben vorgeschlagen, die tierexperimentelle Untersuchungen mit umfassen: Krankheitsentstehung und -entwicklung (Pathogenese) des radiogenen und chemischtherapeutisch induzierten Lungenleidens (Pneumopatie), Diagnostik und Therapie schwerer Organophosphat- und Carbanatvergiftungen, medikamentöse Therapie von Mehrfachverletzungen. Zielstellung dieser Forschungsvorhaben ist die Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Verfahren zur Verbesserung der Überlebenschance von Verletzten in Großschadens-/Katastrophenlagen. Die Schutzkommission hat das Bundesministerium des Innern gebeten, sich für die Entsperrung der Mittel einzusetzen. Zu Frage 8: Die vorgesehenen Untersuchungen greifen aktuelle Defizite in der medizinischen Behandlung bei einem Massenanfall von Verletzten auf und sind somit von erheblicher Bedeutung auch für die Notfallmedizin. Die von den Wissenschaftlern erwarteten neuen Erkenntnisse über die Entstehung und Entwicklung von Schäden der Lunge und die Verbesserung der Therapiemöglichkeiten, die medikamentöse Therapie bei schweren Verletzungen im Rahmen der Schockbehandlung Verletzter sowie für diagnostische und therapeutische Verfahrensschemata hinsichtlich vergifteter Personen sind ohne tierexperimentelle Untersuchungen so nicht zu gewinnen. Die Schutzkommission sieht insoweit einen dringenden Forschungsbedarf. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Frage des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/CSU) (Drucksache 12/4079 Frage 9): Wie ist der aktuelle Stand der Ermittlungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz bezüglich der Verfassungsmäßigkeit der PDS? Die Innenminister von Bund und Ländern haben sich wiederholt mit der Angelegenheit befaßt, aber noch keine abschließende Entscheidung getroffen. Auf die Antworten der Bundesregierung vom 9. April 11296' Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1993 1992 auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS/Linke Liste „Unterstellung verfassungsfeindlicher Bestrebungen" (Bundestagsdrucksache 12/2434 vom 10. April 1992) und in der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 22. Januar 1992 (72. Sitzung Plenarprotokoll S. 6052A) wird verwiesen. Die einzelnen Verdachtsmomente, die nach §§ 3 und 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes eine Prüfung vorschreiben, ob verfassungsfeindliche Bestrebungen vorliegen, sind in diesen Antworten und im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 1991 S. 53 wiedergegeben. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Erich Riedl auf die Fragen des Abgeordneten Wolfgang Weiermann (SPD) (Drucksache 12/4079 Fragen 14 und 15): Wird die Bundesregierung im EG-Ministerrat darauf drängen, daß ein Gesamtkonzept zur Stabilisierung des Stahlmarktes verabschiedet wird, das auch die Interessen der deutschen Stahlindustrie entsprechend berücksichtigt? Wird die Bundesregierung notfalls keinen weiteren Stahlsubventionen im EG-Ministerrat zustimmen, um dieses Ziel zu erreichen? Zu Frage 14: Der Bundesminister für Wirtschaft hat bei der Tagung des Industrieministerrates am 24. November 1992 auf die notwendige politische Flankierung der Eigenanstrengungen der Stahlindustrie zur Strukturanpassung hingewiesen. Er wird diese Haltung auch weiterhin in Brüssel vertreten. Alle Beteiligten haben die Notwendigkeit hervorgehoben, auf dem gegenwärtig von massivem Produktionsrückgang, Preisverfall und Importanstieg geprägten Stahlmarkt durch den schnellen Abbau von Überkapazitäten zu einer Stabilisierung beizutragen. Zu diesem Zweck erörtert gegenwärtig der ehemalige Generaldirektor F. Braun im Auftrag der EG-Kommission mit den Stahlunternehmen der Gemeinschaft Möglichkeiten der Kapazitätsanpassung. Weitere Überlegungen in der Gemeinschaft betreffen die wettbewerbsrechtliche Flankierung einer koordinierten Kapazitätsreduzierung sowie soziale Beihilfen. Handelspolitische Maßnahmen gegen Billigimporte wurden bereits beschlossen. Zu Frage 15: Der Bundeswirtschaftsminister hat sowohl im Gespräch mit der deutschen Stahlindustrie wie auch im Industrieministerrat davor gewarnt, in der gegenwärtigen schwierigen Situation durch die Genehmigung hoher Beihilfen den Wettbewerb zusätzlich zu verfälschen. Über Beihilfenwünsche einzelner Länder soll daher im Rahmen eines EG-weiten Konzepts zur Lösung der Probleme der Stahlindustrie entschieden werden. In jedem Fall müssen jedoch Subventionen unter der Bedingung eines spürbaren Abbaus von Kapazitäten als Beitrag zur Marktbereinigung stehen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Paul Laufs auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Harries (CDU/CSU) (Drucksache 12/4079 Fragen 17 und 18): Ist die Bundesregierung bereit und sieht sie sich rechtlich in der Lage, die hessische Landesregierung anzuweisen, die Blokkade der Herstellung von MOX-Brennelementen in der sog. Altanlage im Werk Hanau der Firma Siemens endlich im Interesse der Beseitigung von Plutonium aufzugeben? Sieht die Bundesregierung die Möglichkeit, die hessische Landesregierung anzuweisen, die ausstehenden letzten Teil- und Betriebsgenehmigungen für die Neuanlage in Hanau zu erteilen? Zu Frage 17: Die Bundesregierung hat im Juli und im November 1992 gegenüber dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten mitgeteilt, daß nach Auffassung der Bundesaufsicht keine Gründe ersichtlich sind, die Wiederinbetriebnahme nicht zuzulassen. Die vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten mitgeteilte gegenteilige Auffassung mit Begründung gab Anlaß, zu einzelnen Punkten nachzufragen. Die nunmehr vorliegende Stellungnahme des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten vom 18. Dezember 1992 wird derzeit bundesaufsichtlich geprüft. Zu Frage 18: Die nach Artikel 2 des Dritten Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes erforderliche Genehmigung nach § 7 des Atomgesetzes ist durch sechs Teilgenehmigungen zwischen dem 9. Oktober 1987 und 12. März 1991 vollständig erteilt. Somit stehen Teil- und Betriebsgenehmigungen nicht mehr aus. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Paul Laufs auf die Frage des Abgeordneten Dietmar Schütz (SPD) (Drucksache 12/4079 Frage 19): Wie beurteilt die Bundesregierung den Einsatz von Chemikalien zur Bekämpfung von Ölkatastrophen angesichts der Warnung von Fischereiexperten, dadurch würden u. a. die Fischbestände vergiftet, und ist der Einsatz solcher Chemikalien auch Bestandteil deutscher Ölbekämpfungspläne? In Meeresgebieten mit hoher Wellenenergie, starken Strömungen und großer Wassertiefe kann der Einsatz moderner, chemischer Dispergatoren der dritten Generation sinnvoll sein. Diese Produkte zeichnen sich meist durch eine geringe Eigentoxizität und hohe Wirksamkeit aus. Durch die Verdünnung des feinverteilten Ols im Wasserkörper wird die Konzentration und damit die Toxizität des Öls vermindert und der biochemische Abbau gefördert. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. Januar 1993 11297* Trotz der geringen Toxizität von Dispergatoren können sie die Wirkung eines Ölunfalls auf die Fische verstärken, da die Tiere das Öl/Wassergemisch aufnehmen können. Dies gefährdet Fische insbesondere dann, wenn sie in Hälterungen untergebracht sind und nicht saubere Gewässer aufsuchen können. Die Bundesregierung förderte eine Anzahl von Forschungsvorhaben, um die Einsatzmöglichkeiten chemischer Ölbekämpfungsmittel beurteilen zu können. Wegen der geringen Wassertiefen an der deutschen Nord- und Ostseeküste und den zu erwartenden toxischen Effekten des dispergierten Öls insbesondere im Wattengebiet werden von der Bundesregierung Verfahren bevorzugt, die auf eine Entfernung des Öls aus der marinen Umwelt zielen. Hierfür werden Spezialschiffe und -geräte vorgehalten. Darüber hinaus werden Vorsorgemaßnahmen getroffen, um die Gefahr von Ölverschmutzungen durch Tankerunfälle und illegale Einleitungen weiter zu vermindern. Chemische Dispergatoren wurden bisher zur Ölbekämpfung nicht eingesetzt und werden auch nicht mehr vorgehalten. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Peter Repnik auf die Frage des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/CSU) (Drucksache 12/4079 Frage 20): Welche entwicklungspolitischen Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Anerkennung von Turkmenistan, Tadschikistan, Usbekistan, Kirgistan, Kasachstan und Aserbaidschan als Entwicklungsländer durch die OECD mit Wirkung vom 1. Januar 1993? Die Bundesregierung leistet bereits jetzt für Kasachstan, Kirgistan und Usbekistan Beratungshilfe bei der Reform von Wirtschaft und Verwaltung. Für Turkmenistan, Tadschikistan und Aserbaidschan ist Hilfe in Vorbereitung. Die Anerkennung der zentralasiatischen Neuen Unabhängigen Staaten durch die OECD (die noch ausstehende Anerkennung von Georgien, Armenien und Aserbaidschan als Entwicklungsländer wird von der Bundesregierung unterstützt) bedeutet, daß die Beratungshilfe der Bundesregierung für diese Länder von der OECD als öffentliche Entwicklungshilfe (ODA) angerechnet werden kann. Die Anerkennung entspricht der Notwendigkeit einer intensiven Unterstützung dieser Länder. Für die bilaterale entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit diesen Ländern stehen z. Zt. die im Einzelplan 23 für die Förderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ausgewiesenen Mittel und Instrumente insbesondere der Technischen Zusammenarbeit zur Verfügung. Über darüber hinausgehende Konsequenzen ist im Zusammenhang mit künftigen Haushaltsberatungen zu befinden. Grundsätzlich kommt für die genannten Länder das gesamte Entwicklungsinstrumentarium der Bundesregierung in Betracht. Die Anerkennung ist ferner Auslöser für eine intensive internationale Abstimmung über ein umfassendes Hilfsprogramm, die mit den Sitzungen der Weltbankberatungsgruppen für Kasachstan und Kirgistan im Dezember letzten Jahres in Paris bereits eingeleitet wurde. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Peter Repnik auf die Fragen des Abgeordneten Hans Wallow (SPD) (Drucksache 12/4079 Fragen 21 und 22). Welche Projekte der Finanziellen und Technischen Entwicklungszusammenarbeit mit Somalia mußte die Bundesregierung nach Ausbruch des Bürgerkrieges abbrechen? Welche Projekte der Entwicklungszusammenarbeit (TZ und FZ) müssen auch bei einer Beendigung der Bürgerkriegssituation in Somalia in welchem finanziellen Umfang abgeschrieben werden, oder welche Projekte sollen wieder aufgenommen werden? Zu Frage 21: Der somalische Bürgerkrieg brach im Norden des Landes im Mai 1988 aus und endete im Januar 1991 mit der Flucht Siad Barres aus Mogadischu. Während dieser 21/2 Jahre wurden — beginnend im Norden — nach und nach 17 Projekte der Technischen Zusammenarbeit abgebrochen. Am 28. August 1990 wurden alle noch in Somalia verbliebenen nicht-somalischen Projektmitarbeiter von der GTZ zurückgerufen, der Leiter des örtlichen PVB verließ das Land im November 1990. Neun Projekte gehörten dem Sektor Land-und Forstwirtschaft sowie Fischerei an, drei Projekte dienten der Wasserversorgung und Bewässerung, die restlichen fünf verteilten sich über die Sektoren Planung, Entwicklungsbanken-Beratung, Berufsausbildung und Gesundheit. Daneben existiert noch ein Fachkräftefonds. Im Bereich der FZ wurden im September/Oktober 1989 Projekte de facto abgebrochen, auch wenn nach diesem Zeitpunkt noch geringe Auszahlungen für bereits erbrachte Leistungen seitens der KfW getätigt wurden. Es handelt sich um vier Projekte im Landwirtschaftsbereich und ein Wasserversorgungsprojekt. Darüber hinaus existieren noch zwei Studien- und Fachkräftefonds bei der MW. Zu Frage 22: Über den Zustand der abgebrochenen Projekte können z. Z. keine präzisen Angaben gemacht werden, da Mitarbeiter des BMZ wegen der prekären Sicherheitslage in den letzten beiden Jahren keine Reisen nach Somalia unternehmen konnten. Es ist lediglich bekannt, daß ein Projekt, das Berufsausbildungszentrum in. Mogadischu, bisher ohne größere Beschädigungen die Bürgerkriegswirren überstanden hat. Eine Antwort wird sich erst geben lassen, wenn Mitarbeiter des BMZ gemeinsam mit Vertretern der beiden Durchführungsorganisationen eine Bestandsaufnahme vorgenommen und die Aussichten für eine erfolgreiche Wiederaufnahme einzelner Projekte an Ort und Stelle überprüft haben. Erst dann werden auch die finanziellen Konsequenzen abgeschätzt werden können. Die Prioritäten der künftigen Zusammenarbeit werden sich vermutlich auf die Rehabilitation der Infrastruktur (z. B. Wasserversorgung), die Wiederbelebung der pflanzlichen und tierischen Produktion, Ausbildung, beschäftigungswirksame Maßnahmen sowie die Unterstützung lokaler Verwaltungen erstrecken.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Uwe Jens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein, ich möchte in meinen Ausführungen fortfahren.
    Ich werde mich nunmehr den wirtschaftlichen Gegebenheiten zuwenden. Ich hatte bereits über die Schulden gesprochen. Wenn ich über die wirtschaftliche Lage rede, so möchte ich betonen, daß wir in verschiedenen Wirtschaftszweigen, vor allem in großen Unternehmen, Entlassungen festzustellen haben, die mit dafür sorgen werden, daß die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr möglicherweise auf 6 Millionen Arbeitslose ansteigen wird. Im Maschinenbau, im Automobilbau, bei Kohle und Stahl kriselt es. Die Arbeitnehmer in diesen Bereichen sind ohne jede Hoffnung.
    Ich glaube, wir bräuchten eigentlich eine starke Regierung, aber leider haben wir eine sehr schwache. Ich glaube auch, wir bräuchten wirklich einen Solidarpakt oder zumindest eine Konzertierte Aktion, wie wir es seit langem gefordert haben. Aber leider passiert auf diesem Felde nichts. Ich halte es für einen Skandal, wenn diese Regierung bei dem Stichwort „Solidarpakt" über nichts anderes als etwa über die Kürzungen der Gelder für Sozialhilfeempfänger, für BAföG-Empfänger und die Kürzung der Arbeitslosenhilfe redet.

    (Beifall bei der SPD)

    Das fällt Ihnen zuerst ein, und das ist in der Tat geradezu abscheulich, muß ich Ihnen sagen.
    Ich glaube schon, daß es notwendig ist, etwas zu tun. Ich denke, es ist notwendig, in den neuen Bundesländern endlich neue Hoffnungen durch ein in sich geschlossenes Programm zu wecken, an das die



    Dr. Uwe Jens
    Bürger auch wirklich glauben können. Wir müssen mehr tun, als wir bisher getan haben.
    Ich meine, daß es notwendig ist, die Neuverschuldung, die Sie so exorbitant in die Höhe getrieben haben, endlich zu reduzieren. Warum denken Sie z. B. nicht über das nach, was vor kurzem in der Presse stand? Wenn es uns gelingt, daß die Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden nur ein Jahr lang um 20 % verkürzt werden, dann bekämen wir 40 Milliarden DM zur Finanzierung der neuen Bundesländer in die Kasse. Wenn es uns gelänge, z. B. die Stellen im öffentlichen Dienst bis 1995 um 1 % zu reduzieren, dann bekämen wir noch einmal 15 Milliarden DM zur Finanzierung der neuen Bundesländer in die Kasse. Das darf in dieser konjunkturellen Situation nicht etwa gestrichen werden, sondern es muß für zusätzliche, neue Investitionen zur Verfügung gestellt werden, die wir drüben in den neuen Bundesländern dringend brauchen. Wenn wir das so machen würden, dann könnten wir auch mit der Bundesbank vernünftig reden, und dann wäre sie auch bereit, eine Zinssenkung herbeizuführen, die das A und O für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber Sie machen nichts. Sie reden über die Kürzung der Sozialhilfe. Eine derartige Konzertierte Aktion wäre das Gebot unserer Zeit.
    Ich füge hinzu: Eine weitere internationale Koordination der Wirtschaftspolitik ist ebenfalls dringend notwendig; eine Koordination mit der neuen Wirtschaftspolitik durch den president-elect Bill Clinton. Er will mehr für den Bereich Umweltschutz tun; das ist dringend erforderlich. Er will mehr tun für die Ausbildung der Menschen; auch bei uns wäre das notwendig. Nicht weniger Ausbildung, sondern mehr Ausbildung ist erforderlich. Er will ferner mehr tun für die Verbesserung der Infrastruktur.
    Natürlich weiß ich auch, daß die Löhne möglicherweise ein Problem sind. Aber darüber wird verhandelt. Ich betone: Wir Sozialdemokraten legen großen Wert darauf, daß die Tarifautonomie der Gewerkschaften ein für allemal geachtet wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber die Bundesregierung erweckt in der Öffentlichkeit den Eindruck, als ob sie nichts anderes im Kopf habe als parteipolitischen Postenschacher. Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: Die Endzeit dieser Bundesregierung ist in der Tat gekommmen.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Rede von Renate Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nun hat der Kollege Detlef Kleinert das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Detlef Kleinert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Man muß sich ja einmal richtig ausschimpfen; ich verstehe das. Man sieht es auch an der Besetzung: Manche haben es mehr nötig; andere gehen inzwischen dem Geschäft nach, was wir — im Gegensatz zu dem Bild, das hier heute entstehen könnte — in vielen Dingen ja
    gemeinsam betreiben, weil es anders gar nicht geht. Herr Jens war liebenswürdigerweise der erste, der in einer Reihe von Punkten gesagt hat, wie man das machen kann, was immer gefordert wird, statt zu sagen, daß alles schlecht ist. Dafür muß man sich auch bedanken.
    Dann wollen wir auch gleich ein Wort dazu sagen: Wir sind nicht der Meinung, daß ein Soldiarpakt so aussehen kann, daß die Besserverdienenden auf einer Insel der Seligen verbleiben, während die Ärmsten der Armen geschunden werden, so wie es angeblich Herrn Fischer vorschwebt. Wenn man unter dem Druck steht, mehr als zehn Minuten reden zu müssen, und einem wenig einfällt,

    (Heiterkeit bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [F.D.P.])

    dann kommt schon einmal etwas Seltsames vor. Aber zu sagen, die Ärmsten der Armen würden diesen Staat finanzieren, geht so weit an der Wirklichkeit vorbei, daß man davon ausgehen kann: Würde es stimmen, kriegte Herr Fischer ab sofort kein Gehalt mehr. Das ist ganz klar.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Dr. Dietrich Sperling [SPD]: Herr Bohl müßte dann zuzahlen!)

    In Wirklichkeit ist es in diesem Lande so geregelt, daß die, die am meisten verdienen, auf das, was sie verdienen, prozentual mit Abstand die höchsten Steuern zahlen. Man kann nicht auf sämtlichen Nebengebieten immer noch etwas zulegen, sondern man muß die Gesamtbelastung sehen. Dann freuen sich die, die mehr verdienen, daß sie ihren anständigen Beitrag zum Wohle des Ganzen leisten — übrigens nicht nur durch Steuern, sondern auch durch das, was sie zum Wohle der Volkswirtschaft beitragen —, und geben ab.

    (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

    Aber sie möchten sich dafür nicht ständig beschimpfen lassen, und sie brauchen sich nicht Unwahrheiten wider besseres Wissen von selbsternannten Sozialpolitikern gefallen zu lassen, die nicht verstehen, daß die vernünftigste Sozialpolitik eine vernünftige Wirtschaftspolitik und die Erweckung von Freude an Arbeit und Leistung ist. Das ist so, auch wenn es noch so oft bestritten wird.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Mit dem Erwecken von Freude hatten Sie es — von einer rühmlichen Ausnahme abgesehen — heute nicht so toll. Es ist schon eigentümlich — man muß sich das sehr genau überlegen; Herr Bohl hat darauf vorhin schon hingewiesen —, wenn Sie dauernd mit brennbaren Stoffen zündeln und im gleichen Atemzug beklagen, daß das Haus brennt oder mindestens zu brennen droht. Das paßt einfach nicht. So kann man nicht miteinander umgehen.

    (Dr. Dietrich Sperling [SPD]: Wer zündelt?)

    Man kann nicht den Niedergang des Ansehens des
    Parlaments beklagen und Wort für Wort und Satz für



    Detlef Kleinert (Hannover)

    Satz fleißig bemüht sein, das Ansehen dieses Parlaments herunterzuzerren.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Dr. Dietrich Sperling [SPD]: Die Handlungen bringen uns um das Ansehen!)

    Das haben Sie heute den ganzen Nachmittag getan. Wie hoffnungslos muß die Sozialdemokratie ihre Chance einschätzen, an der Gestaltung der Regierungspolitik mitzuwirken, wenn sie sich entgegen allen volkswirtschaftlichen Erkenntnissen dazu hinreißen läßt — das haben fast alle Ihre Redner getan —, die Stimmung so mieszumachen, daß — da eine gute Stimmung wesentlicher Bestandteil einer guten Konjunktur ist — damit die Konjunktur so ruiniert wird, daß sie ein furchtbares Erbe antreten würde, welches sie insoweit selbst verschuldet hätte!

    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Aber das alles wird uns erspart bleiben. Der Kanzler hat gerade in der Sache, deretwegen Sie diese diffus verlaufende Beschimpfungsdebatte vom Zaun gerissen haben, ein schönes Beispiel gegeben, wie ruhig man mit einfachen Sachverhalten umgehen kann: Einer unserer Kollegen — der noch nicht ganz Kollege ist, der dem Hause nicht angehört, auf jeden Fall aber ein Parteifreund von uns — hat sich in der Freude darüber, daß er mit einer sehr ansehnlichen Mehrheit zum Wirtschaftsministerkandidaten bestimmt worden ist,

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Vorgeschlagen, Herr Kollege!)

    daß er gewählt worden ist, dazu hinreißen lassen, ganz schön hinzulangen, was diese Entscheidung verfassungsmäßig bedeuten könnte. Vielleicht hat sich diese Auffassung mit Berliner Verhältnissen und Erinnerungen vermischt. Daraufhin hat sich der Kanzler gesagt: So geht es nicht! und hat einen Brief geschrieben, in dem das alles steht. Wir wußten es übrigens schon. Es steht auch im Grundgesetz. Auch das wissen wir.

    (Heiterkeit bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Der Kanzler hat also einen Brief geschrieben und sich für eine Sache revanchiert, die ihm so gut nicht gefallen hat und ihm, ehrlich gesagt, auch gar nicht so gut gefallen konnte.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Damit wäre es wirklich erledigt gewesen. Aber Sie kommen daher und pulen in einem solchen Vorgang herum: wegen dringend vorhandener Ablenkungsbedürfnisse und wegen der Unfähigkeit, in der morgen anstehenden wirtschaftspolitischen Debatte etwas in der Art, wie es vorhin Herr Jens getan hat, zum besten der Sache beizutragen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    In der Sache selbst — ich erwähnte es bereits — sind wir durchaus rechtskundig. Das Grundgesetz haben wir, seitdem die Ausgaben immer kleiner werden, fast ständig unter dem Arm.

    (Heiterkeit bei der F.D.P.)

    Im übrigen hat Herr Herzog, jetzt Präsident des Bundesverfassungsgerichts, in dem Kommentar von Maunz-Dürig darauf hingewiesen, daß z. B. die hier mehrfach erwähnte Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers in dem Augenblick schon in Frage steht, wo er auf sie als gesetzliche Regel zurückgreift. Sie wäre vielmehr an und für sich vorhanden, aus der Persönlichkeit des Kanzlers und der Geschichte seiner Wahl heraus. So schreibt Herr Herzog.
    Dazu ist die Sache mit dem Brief ein ganz guter Hinweis. Sie werden sich an dieser Sache — das wird nicht heute oder morgen entschieden —1994 noch die Zähne ausbeißen. Das ist eine ganz gestandene Art, mit den Dingen umzugehen.
    Was die Art der Freien Demokraten betrifft, mit den Dingen umzugehen: Wir sind diejenigen, die von der Transparenz und von demokratischen Verfahren, die von Ihnen häufig gefordert, aber nicht ganz so häufig praktiziert werden, soviel halten, daß wir unser Vorschlagswesen gegenüber dem Bundeskanzler so organisieren. Aus der Fülle seiner Kompetenz, z. B. Minister zu ernennen, fließt selbstverständlich auch das Recht, Vorschläge entgegenzunehmen, zu erbitten oder sich gefallen zu lassen. Das kann er alles selbst entscheiden. Das ist gerade der Inhalt dieser Kompetenz. Er wollte von uns einen Vorschlag haben. Wir haben ihn gemacht. Dafür haben wir das demokratischste aller Verfahren, die geheime Wahl, genommen. Darüber können Sie sich beim besten Willen nicht aufregen.
    Bei dieser Gelegenheit haben zwei Männer, die in wichtigen Bundesländern als Wirtschaftsminister nicht geredet, sondern gehandelt haben, ihre Leistungsfähigkeit als Wirtschaftsfachleute und Wirtschaftsminister unter Beweis gestellt haben, sich zur Verfügung gestellt. Daneben gab es einen Mann, der als Finanzsenator tätig war, der Vorstandssprecher der hiesigen Niederlassung einer weltweit angesehenen Bank gewesen ist. Diese drei haben zur Auswahl gestanden. Wenn Sie einen Blick auf diesen Sachverhalt werfen und an Ihre eigenen Verhältnisse denken, müßte es Ihnen — mit Recht — sehr schwummerig vor Augen werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wie wollen Sie das bewerkstelligen: drei solche Leute zur Auswahl? Natürlich brauchen Sie sich über Wahlverfahren keine Sorgen zu machen, wenn Sie überhaupt keine Auswahl haben.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie dem Abg. Dr. Wolfgang Ullmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Wir werden unsere Verfahren intern weiterhin demokratisch handhaben. Wir werden dem Bundeskanzler unsere Vorschläge im Rahmen der geltenden Verfassung machen. Wir sind ihm dankbar, daß er uns aus gegebenem Anlaß auf die Sache noch einmal hingewiesen hat.

    (Heiterkeit bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Beifall der Abg. Ulrich Irmer [F.D.P.] und Jürgen Koppelin [F.D.P.])




    Detlef Kleinert (Hannover)

    Das sind kleine Frotzeleien, die man sich unter guten Freunden — darum handelt es sich in einer solchen Koalition — einmal erlauben kann.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    So muß man es richtig einordnen und darf es nicht so ungewöhnlich und unnatürlich hochhängen, wie Sie das heute versucht haben, ohne zu bedenken, daß zum Schluß zwischen den verschiedenen Fraktionen des Hauses keine Punktgewinne erzielt werden, sondern der Eindruck bleibt: „Das Parlament ist nicht in Ordnung" oder: „Das Parlament ist in Ordnung". Wir werden durch Sacharbeit, durch sachliche Vorschläge und auch durch eine tadellose Zusammenarbeit mit der SPD-Opposition dieses Hauses dazu beitragen, daß die Wähler einen guten Eindruck gewinnen, einen besseren als in der derzeitigen, nicht begeisternden Situation. Daran arbeiten wir.

    (Horst Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Im Keller bei Ossi!)

    Darüber wird sachlich geredet. Dann werden die Wähler entscheiden, und Sie werden sich wundern.

    (Anhaltender Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)