Plenarprotokoll 12/125
Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht
125. Sitzung
Bonn, Freitag, den 27. November 1992
Inhalt:
Erweiterung, Änderung und Abwicklung
der Tagesordnung sowie Absetzung von Tagesordnungspunkten 10749A
Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und der Aktuellen Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzung am 2. Dezember 1992 . 10749B
Begrüßung des Präsidenten der Abgeordnetenkammer der Republik Italien, Herrn Giorgio Napolitano . . . . 10765 A
Tagesordnungspunkt IV:
Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksachen 12/3000, 12/3541, 12/3501 bis 12/3530, 12/3590, 12/3591)
Dr. Klaus Rose CDU/CSU.... 10749D
Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 10751A
Rudi Walther (Zierenberg) SPD 10752D
Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10755D
Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 10758B,
10761C
Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 10759D
Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/
CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10761C
Rudi Walther (Zierenberg) SPD . . . 10763A
Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . . . . . . 10765 B
Ina Albowitz F.D.P. 10766C
Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 10767A
Namentliche Abstimmung . . . . . . . 10770 D
Ergebnisse . . . . . . . . . 10772B, 10774B
Tagesordnungspunkt V:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern (Drucksachen 12/3582, 12/3725, 12/3847, 12/3848)
Günter Klein (Bremen) CDU/CSU . 10771B
Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . 10776 C
Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/
CSU 10777 C
Gerhard Schüßler F.D.P. . . 10778A
Dr. Joachim Grünewald, Parl. Staatssekretär BMF 10779A
Präsidentin Dr. Rita Süssmuth . 10761C
Tagesordnungspunkt VII
Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Zollrechtsänderungsgesetzes (Drucksachen 12/3436, 12/3734, 12/3860) . . . . . . . . . . . 10780B
Tagesordnungspunkt VIII:
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Kreditwesen und anderer Vorschriften über Kreditinstitute (Drucksachen 12/3377, 12/3852, 12/3853) . . . . 10780C
Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU (Berichterstatter) 10780 C
II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. November 1992
Tagesordnungspunkt II b:
Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch (Drucksache 12/3684 [neu]) und
Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Rolf Schwanitz, Achim Großmann, Robert Antretter, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche — Verlängerung des Kündigungsschutzes für gewerblich genutzte Räume oder gewerblich genutzte unbebaute Grundstücke (Drucksachen 12/3447, 12/3862)
in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt:
Erste Beratung des von den Abgeordneten Brigitte Baumeister, Dr. Rita Süssmuth, Dr.-Ing. Dietmar Kansy, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Franz Müntefering, Peter Conradi, Gerd Wartenberg (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Ina Albowitz, Manfred Richter (Bremerhaven), Dr. Jürgen Starnick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Bundesbauverwaltung (ZuständigkeitsanpassungsGesetz) (Drucksache 12/3808) . . . 10781 A
Tagesordnungspunkt X:
Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Entlastung der Rechtspflege (Drucksachen 12/1217, 12/3832)
Dr. Eckhart Pick SPD , . . . . . . . . . 10781 D Horst Eylmann CDU/CSU . . , . . . . . 10783 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 10786C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . . 10788A Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD . 0 10789B
Dr. Rolf Krumsiek, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . 10791 A
Dr. Reinhard Göhner, Parl. Staatssekretär
BMJ 10792D
Tagesordnungspunkt XI:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Günter Verheugen, Katrin Fuchs (Verl), Robert Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Nichtverbreitung von Kernwaffen (Drucksache 12/3099)
Günter Verheugen SPD . . . . , . . . . 10794 D
Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU.... 10797 C
Günther Friedrich Nolting F.D.P. 10800A
Günter Verheugen SPD 10800 C Dr. Ruth Fuchs PDS/Linke Liste , . . 10801 D Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . 10802 C
Nächste Sitzung . . ..... . . . 10803 D Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10805* A Anlage 2
Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr.-Ing. Rainer Jork, Rudolf Meinl, Dr. Hermann Pohler, Georg Janovsky, Hans-Dirk Bierling, Rolf Rau, Wolfgang Engelmann, Manfred Kolbe, Gerhard Schulz (Leipzig), Wolfgang Dehnel, Joachim Graf von Schönburg -Glauchau, Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), Angelika Pfeiffer, Dr. Michael Luther, Klaus Brähmig, Klaus Reichenbach, Ulrich Klinkert (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf des Haushaltsgesetzes 1993 (Tagesordnungspunkt IV) .. . . . . . . . 10805* D
Anlage 3
Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dieter-Julius Cronenberg (Arnsberg) (F.D.P.) zur Abstimmung über den Entwurf des Haushaltsgesetzes 1993 (Tagesordnungspunkt IV) 10806*A
Anlage 4
Erklärungen zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der
Fraktion der SPD auf Drucksache 12/3812
Gerd Wartenberg (Berlin) SPD . . . . . 10806 * A
Wolfgang Vogt (Düren) CDU/CSU . . . . 10806* B Dr. Liesel Hartenstein SPD . . . . . . 10806* B Anlage 5
Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hermann Bachmaier (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Entlastung der Rechtspflege (Tagesordnungspunkt X) .. 10806* B
Anlage 6
Erklärung des Abgeordneten Dr. Kurt Faltlhauser (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 12/3811 10807 A
Anlage 7
Amtliche Mitteilungen..... . 10807 * C
Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. November 1992 10749
125. Sitzung
Bonn, den 27. November 1992
Beginn: 8.00 Uhr
Anlage i
Liste der entschuldigten Abgeordneten
Abgeordnete(r) entschuldigt b einschließlich
Andres, Gerd SPD 27. 11. 92
Berger, Hans SPD 27. 11. 92
Böhm (Melsungen), CDU/CSU 27. 11. 92 '
Wilfried
Brandt-Elsweier, Anni SPD 27. 11. 92
Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 27. 11. 92
Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 27. 11. 92
Peter Harry
Duve, Freimut SPD 27. 11. 92
Fischer SPD 27. 11.92
(Gräfenhainichen),
Evelin
Fischer (Unna), Lem CDU/CSU 27. 11. 92 **'
Ganseforth, Monika SPD 27. 11. 92 *
Gattermann, Hans H. F.D.P. 27. 11. 92
Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 27. 11. 92
Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 27. 11. 92
Gleicke, Iris SPD 27. 11. 92
Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 27. 11. 92
Gries, Ekkehard F.D.P. 27. 11. 92
Haack (Extertal), SPD 27. 11. 92
Karl-Hermann
Hauser CDU/CSU 27.11.92
(Rednitzhembach),
Hansgeorg
Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 27. 11. 92
Hollerith, Josef CDU/CSU 27. 11. 92
Dr. Holtz, Uwe SPD 27. 11. 92
Homburger, Birgit F.D.P. 27. 11. 92
Ibrügger, Lothar SPD 27. 11. 92
Jung (Düsseldorf), Volker SPD 27. 11. 92
Kolbe, Regina SPD 27. 11. 92
Kretkowski, Volkmar SPD 27. 11. 92
Kubatschka, Horst SPD 27. 11. 92 **
Dr. Küster, Uwe SPD 27. 11. 92
Dr. Lehr, Ursula CDU/CSU 27. 11. 92
Marx, Dorle SPD 27. 11. 92
Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 27. 11. 92
Dr. Müller, Günther CDU/CSU 27. 11. 92 **
Müller (Pleisweiler), SPD 27. 11. 92
Albrecht
Anlagen zum Stenographischen Bericht
Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich
Oesinghaus, Günther SPD 27. 11. 92
Opel, Manfred SPD 27. 11. 92
Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 27. 11. 92
Reimann, Manfred SPD 27. 11. 92
Rempe, Walter SPD 27. 11. 92
Reuschenbach, Peter W. SPD 27. 11. 92
Reuter, Bernd SPD 27. 11. 92
Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 27. 11. 92
Ingrid
Schmidt (Salzgitter), SPD 27. 11. 92
Wilhelm
Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 27. 11. 92
Seidenthal, Bodo SPD 27. 11. 92
Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 27. 11. 92
Dr. Sperling, Dietrich SPD 27. 11. 92
Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 27. 11. 92
Uldall, Gunnar CDU/CSU 27. 11. 92
Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 27. 11. 92
90/DIE
GRÜNEN
Wagner, Hans Georg SPD 27. 11. 92
Welt, Jochen SPD 27. 11. 92
Wettig-Danielmeier. Inne SPD 27 11_ 92
* für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
Anlage 2
Erklärung nach § 31 GO
der Abgeordneten Dr.-Ing. Rainer Jork, Rudolf
Meinl, Dr. Hermann Pohler, Georg Janovsky, HansDirk Bierling, Rolf Rau, Wolfgang Engelmann, Manfred Kolbe, Gerhard Schulz (Leipzig), Wolfgang Dehnel, Joachim Graf von Schönburg-Glauchau, Dr.-Ing.
Joachim Schmidt (Halsbrücke), Angelika Pfeiffer,
Dr. Michael Luther, Klaus Brähmig, Klaus Reichenbach, Ulrich Klinkert (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf des Haushaltsgesetzes 1993
(Tagesordnungspunkt IV) 5)
Die Zustimmung der Mehrheit der sächsischen CDU-Abgeordneten erfolgt mit der Erwartung, daß der während der Beratungen zum Haushalt 1993 zugesagte Nachtragshaushalt zur Finanzierung der weiteren Umsetzung des Erfurter 12-Punkte-Papiers erfolgt und dieser noch im 1. Halbjahr 1993 wirksam wird.
*) Vgl. Seite 10770C
10806* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. November 1992
Anlage 3
Erklärung nach § 31 GO
des Abgeordneten Dieter-Julius Cronenberg (Arns-
berg) (F.D.P.) zur Abstimmung über den Entwurf des
Haushaltsgesetzes 1993 (Tagesordnungspunkt IV) *)
Dem Haushaltsgesetz 1993, Drucksachen 12/3000 und 12/3590, habe ich nur unter sehr großen Bedenken zustimmen können. Meine Bedenken richten sich insbesondere gegen die im Haushalt vorprogrammierte Erhöhung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge und eine entsprechende Absenkung der Rentenversicherungsbeiträge. Die damit bezweckte Entlastung des Bundeshaushalts auf Kosten der Reserven der Rentenversicherung halte ich für falsch und unverantwortlich. Der damit notwendigerweise verbundene Vertrauensverlust war der Grund, daß ich mich bei der Einzelabstimmung über den Haushalt des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung der Stimme enthalten habe.
Anlage 4
Erklärungen
zur namentlichen Abstimmung über
den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD
auf Drucksache 12/3812 **)
Gerd Wartenberg (Berlin) (SPD): Hiermit versichere ich, daß ich bei der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zum Haushaltsgesetz 1993 versehentlich mit Nein statt mit Ja gestimmt habe. Ich bitte, im Protokoll festzuhalten, daß ich dem Antrag zustimmen wollte.
Wolfgang Vogt (Düren) (CDU/CSU): Bei der Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD — Drucksache 12/3812 — zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1993 in der 125. Plenarsitzung habe ich versehentlich eine Ja-Stimmkarte abgegeben. Ich wollte den Entschließungsantrag ablehnen.
Dr. Liesel Hartenstein (SPD): An der Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD — Drucksache 12/3812 — zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1993 habe ich teilgenommen. Ich erkläre hiermit, daß ich meine blaue Ja-Stimmkarte abgegeben habe. Diese Stimmkarte ist nicht aufgefunden worden.
Anlage 5
Erklärung nach § 31 GO
des Abgeordneten Hermann Bachmaier (SPD)
zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes
zur Entlastung der Rechtspflege
(Tagesordnungspunkt X) ***)
Ich kann dem Gesetzentwurf nicht zustimmen, weil ich die vorgesehene Ergänzung des § 407 StPO
*) Vgl. Seite 10770C **) Vgl. Seite 10770D ***) Vgl. Seite 10794B (Art. 3, 13) für eine verhängnisvolle Fehlentscheidung halte.
Alleine die Tatsache, daß in Zukunft auch Freiheitsstrafen im schriftlichen Strafbefehlsverfahren verhängt werden können, ist meines Erachtens mit den Grundprinzipien des Strafprozeßrechtes nicht zu vereinbaren. Die Freiheitsstrafe ist die schärfste strafrechtliche Sanktion, und es ist unerträglich, daß es in Zukunft möglich sein soll, diese Strafe zu verhängen, ohne daß sich das erkennende Gericht einen persönlichen Eindruck von einem Beschuldigten verschafft.
Zu einer wesentlichen Entlastung der Strafgerichte wird diese vorgesehene erweiterte Sanktionsmöglichkeit durch das schriftliche Strafbefehlsverfahren dann führen, wenn dadurch viele der sich heute oft lang hinziehenden Strafverfahren in Fällen der Umwelt-, Steuer- und sonstigen Wirtschaftskriminalität erfaßt werden. Auch wenn in der Begründung des Entwurfes davon nicht die Rede ist, so ist es offensichtlich, daß das Vorhaben unter anderem diese Verfahren ins Auge faßt. In vielen dieser Fälle sind umfangreiche und komplizierte Ermittlungen und somit vorhersehbar lange Beweisaufnahmen bei Hauptverhandlungen an der Tagesordnung. Schon heute werden die komplizierten Ermittlungs- und Beweisprobleme von Strafverteidigern zugunsten der Beschuldigten genutzt. Die Verfahren werden auf die Bereiche der Anklage begrenzt, in denen sich der Beschuldigte zu einem Teilgeständnis bereit findet. Die Folge ist eine gemessen am Ausgangsverdacht relativ milde strafrechtliche Behandlung.
Wenn es in Zukunft möglich sein wird, auch begrenzte zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafen im Wege von Strafbefehlen zu verhängen, dann kann man unschwer vorhersehen, daß vor allem Verdächtige aus dem Bereich der Umwelt- und Wirtschaftskriminalität in den Genuß dieser Vorschrift kommen werden. Teilgeständnisse wird es in diesen Fällen schon im Vorfeld einer Anklage lediglich um den Preis geben, daß die zu verhängende Strafe den Rahmen des Strafbefehls nicht übersteigt. Umwelt-und sonstige Wirtschaftskriminelle fürchten in aller Regel eine öffentliche Hauptverhandlung mehr als die zu erwartende Strafe. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu sehen, daß durch diese Art der „ökonomischen Verfahrensgestaltung" manch einer zu einer lediglich einjährigen zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe kommen wird, der bei einer gründlich durchgeführten öffentlichen Hauptverhandlung eine gravierend höhere und dann nicht zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe zu erwarten hätte.
Dabei ist es aus vielerlei Gründen dringend nötig, daß gerade im Bereich der Wirtschafts- und Umweltkriminalität sowie des illegalen Rüstungsexports die Beschuldigungen minutiös in einer öffentlichen Hauptverhandlung aufgearbeitet werden. Statt dessen sollen ausgerechnet auch noch die Herrschaften aus dem feinen Milieu der „Weiße-Kragen-Kriminalität" vom Platz auf der Anklagebank verschont werden. Die von dieser Gesetzesnovellierung ausgehenden Signale werden in den einschlägigen Kreisen sicher nicht mißverstanden werden.
Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. November 1992 10807*
Nachdem ich mich seit Jahren mit Fragen einer verbesserten Bekämpfung der Umweltkriminalität und einem besseren strafrechtlichen Schutz im Kampf gegen illegale Rüstungsexporteure beschäftige, empfinde ich die vorgesehene Novellierung des § 407 StPO als einen bitteren Rückschlag auf diesen ohnehin notleidenden Feldern der Kriminalitätsbekämpfung. Der sog. strafprozessuale Deal erfährt eine wesentliche Erweiterung seines bisherigen Anwendungsbereiches. Die Nutznießer werden vor allem gutbetuchte Angeklagte sein. Dies ist der falsche Weg, die Strafrechtspflege zu entlasten.
Da es sich bei dem Vorhaben der Novellierung des § 407 StPO um mehr als einen groben Webfehler handelt, sehe ich mich außerstande, dem Gesetzentwurf zuzustimmen, obwohl die sonstigen in dem Gesetz enthaltenen Regelungen durchaus vernünftige Wirkungen zeitigen werden.
Anlage 6
Erklärung des Abgeordneten
Dr. Kurt Faltlhauser (CDU/CSU) zur namentlichen
Abstimmung über den Änderungsantrag
der Fraktion der SPD auf Drucksache 12/3811*)
Hiermit versichere ich, daß ich während der 123. Sitzung des Deutschen Bundestages bei der nament-
*) Vgl. 123. Sitzung, Seite 10 573D
lichen Abstimmung über den „Änderungsantrag der SPD zur zweiten Beratung des Haushalts 1993 zum Einzelplan 14", Drucksache 12/3811, versehentlich die falsche Stimmkarte abgegeben habe.
Anlage 7
Amtliche Mitteilungen
Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 17. November 1992 in sinngemäßer Anwendung des § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 die
Eröffnungsbilanz der Deutschen Reichsbahn (DR) zum 1. Juli
1990
mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Die Eröffnungsbilanz ist vom Bundesminister für Verkehr im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen durch Erlaß festgestellt worden.
Die Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der
Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer
Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuß
Drucksache 12/2989
Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 12/2459
Drucksache 12/2996 (neu)
Drucksache 12/3266
Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat:
Innenausschuß
Drucksache 12/2101 Nr. 3.3
Ausschuß für Wirtschaft
Drucksache 12/3240 Nr. 3.6
Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung
Drucksache 12/3449 Nr. 2.16