Rede:
ID1212426000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Ich: 1
    2. erteile: 1
    3. nunmehr: 1
    4. dem: 1
    5. Abgeordneten: 1
    6. Dr.: 1
    7. Briefs: 1
    8. das: 1
    9. Wort.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/124 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 124. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des Sejm der Republik Polen unter Leitung des Vizemarschalls des Sejm, Herrn Dr. Jòzef Zych . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Rudolf Müller (Schweinfurt) . . 10607 B Begrüßung einer Delegation des Kulturausschusses der Ungarischen Nationalversammlung . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Tagesordnungspunkt III: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksachen 12/3000, 12/3541) Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 12/3509, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 25: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1993 (ERPWirtschaftsplangesetz 1993) (Drucksachen 12/3331, 12/3538, 12/3750) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 26: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Verwaltung des ERP-Sondervermögens (Drucksachen 12/3332, 12/3751) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zum Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1989 bis 1992 (13. Subventionsbericht) (Drucksachen 12/1525, 12/2503) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . . 10608 A Rudi Walther (Zierenberg) SPD . . . . 10610A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10611A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 10611D, 10631C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10613 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . 10613D Josef Grünbeck F.D.P. . . . . 10614D, 10638A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 10616C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10618 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Johannes Nitsch CDU/CSU 10620C Wolfgang Roth SPD 10623 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU . . . 10623C Michael Glos CDU/CSU 10623D Herbert Lattmann CDU/CSU . . . . 10624 C Josef Grünbeck F D P 10626B Anke Fuchs (Köln) SPD 10626B Matthias Wissmann CDU/CSU . . . 10626C Johannes Nitsch CDU/CSU 10627 D Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10630A, 10635D Karl Stockhausen CDU/CSU . . . . . 10630 C Otto Schily SPD . . . • . . . . . . • . 10630D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . 10634 B Hans Martin Bury SPD . . . . . . . . . 10636D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10638C Rainer Haungs CDU/CSU . . . . . . . . 10639A Dr. Ulrich Briefs fraktionslos . . . . . . 10640D Namentliche Abstimmung . . 10641 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 10645 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/3512, 12/3530) Ernst Waltemathe SPD . . . . 10642A Wilfried Bohlsen CDU/CSU . . . . . . . 10647 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . . 10650A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10652B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . 10654 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 10656 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 10657 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . 10659 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 12/3507, 12/3530) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 12/3519, 12/3530) Dr. Hans de With SPD 10660A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10662D Franz Müntefering SPD . . . . . . . 10664 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 10666A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 10667 A, 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . . . 10668B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 10668 C Gerhard Reddemann CDU/CSU . . 10669A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 12/3510, 12/3530) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III 32: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (10. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Brigitte Adler, Ernst Kastning, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Zur bilanziellen Entlastung von landwirtschaftlichen Unternehmen in den neuen Ländern (Drucksachen 12/2317, 12/3234) Ernst Kastning SPD . . . . . . . . . . . 10670 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . 10674 B Ernst Kastning SPD . . 10676C, 10681C Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . . 10677 B Jan Oostergetelo SPD . . . . . . . . . 10677 D Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . . . 10679 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML . . . 10680C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10683 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/3522, 12/3530) Thea Bock SPD . . . . . . . . . . . . . 10684 B Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 10685D Dieter Pützhofen CDU/CSU 10688 A Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . . 10688C Thea Bock SPD . 10688D, 10692B, 10698A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10691B, 10694C Dr. Walter Hitschler F.D.P. . . . . . . . 10693 A Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 10694D, 10697A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10696 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau . . . . . . . . . . . . . . . . 10697A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 III Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/3516, 12/3530) Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . 10699 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 10703A Michael von Schmude CDU/CSU . . . 10703 D Dr. Emil Schnell SPD 10706 A Dr. Sigrid Hoth F D P 10706 B Otto Schily SPD 10707C Karl Diller SPD 10708A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 10708 C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10709D Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 10711B Dr. Sigrid Hoth F.D P 10713 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 10714D, 10718B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10717D Ulrich Klinkert CDU/CSU (Erklärung nach § 31 der GO) 10718C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksachen 12/3523, 12/3530) Dr. Emil Schnell SPD 10719B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . 10722 C Werner Zywietz F D P 10725 D Ingeborg Philipp PDS/Linke Liste . . 10727 B Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT 10728A Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . 10728B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation (Drucksachen 12/3513, 12/3530) Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 10731 C Manfred Kolbe CDU/CSU 10733 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10735A Jürgen Timm F D P 10735 C Peter Paterna SPD 10736 D Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT 10738 C Dr. Peter Struck SPD 10741A Haushaltsgesetz 1993 (Drucksachen 12/3590, 12/3591) Christoph Matschie SPD 10741 D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10742 D Dr. Peter Struck SPD 10743A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 10744A Tagesordnungspunkt III 38: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses: Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksachen 12/3100, 12/3541, 12/3759) 10745 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 10745D Berichtigung 10746 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10747* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 10607 124. Sitzung Bonn, den 26. November 1992 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    10746 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. November 1992 Berichtigung 122. Sitzung, Seite 10383 C: In der Rede des Abgeordneten Lowack muß ab der dritten Zeile der Satz richtig lauten: „Am 8. September dieses Jahres hat der Bundesfinanzminister eine von ihm vielbeachtete Rede gehalten." Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 26. 11. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 26. 11. 92 * Wilfried Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 26. 11. 92 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 26. 11. 92 Peter Harry Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 26. 11. 92 ** Ganseforth, Monika SPD 26. 11. 92 ** Gattermann, Hans H. F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26. 11. 92 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 26. 11. 92 Gries, Ekkehard F.D.P. 26. 11. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 26. 11. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Holtz, Uwe SPD 26. 11. 92 Homburger, Birgit F.D.P. 26. 11. 92 Ibrügger, Lothar SPD 26. 11. 92 Kolbe, Regina SPD 26. 11. 92 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 92 Kubatschka, Horst SPD 26. 11. 92 ** Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 26. 11. 92 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 26. 11. 92 Klaus W. Marx, Dorle SPD 26. 11. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 92 ** Müller (Pleisweiler), SPD 26. 11. 92 Albrecht Oesinghaus, Günther SPD 26. 11. 92 Rempe, Walter SPD 26. 11. 92 Reuter, Bernd SPD 26. 11. 92 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 26. 11. 92 Ingrid Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 26. 11. 92 Dr. Seifert, Ilja PDS/LL 26. 11. 92 Dr. Sperling, Dietrich SPD 26. 11. 92 Vosen, Josef SPD 26. 11. 92 Welt, Jochen SPD 26. 11. 92 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 26. 11. 92
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Georg Wagner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! So oft wie heute ist mir noch nie zum Geburtstag gratuliert worden. Ich bedanke mich bei allen Seiten des Hauses, auch beim amtierenden Präsidenten.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist vermutlich auch der einzige Beifall, den wir Ihnen spenden!)

    — Da bin ich mir nicht so sicher. Denn in vielen Punkten waren wir uns ja bei der Beratung des Haushaltsplans des Umweltministers einig.
    Eigentlich kann man bei der Betrachtung des Haushalts des Bundesumweltministers nur Mitleid haben. Einem Vertreter der Opposition stellt sich die Frage, ob zu einem solch schmalbrüstigen Haushalt überhaupt die Mühe lohnt, sich intensivere Gedanken zu machen, statt einfach, schlicht, kurz und bündig nein zu sagen.
    Es ist schon ein Jammer, wie die Koalition mit dem Bundesumweltminister umgeht: Zunächst kann er sich beim Bundesfinanzminister nicht durchsetzen, sein Haushalt wird drastisch gekürzt, im Kabinett werden ihm leere Versprechungen gemacht, und dann langen die Haushälter der Koalition noch einmal hin. Mit minus 6 % gegenüber dem Haushalt 1992 geht Herr Töpfer in das Jahr 1993. Erschwerend für die Arbeit, fürwahr!
    Und mit welchem Verkündigungstourismus hat er sich geplagt, Versprechungen bis in den letzten Flekken dieser Erde gemacht, Zusagen vielerorts, Hoffnungen erweckt — und nun das! Wenn nicht die



    Hans Georg Wagner
    Medien alles berichtet hätten, könnte man auf den Gedanken kommen, Klaus Töpfer habe dies alles nur geträumt. Aber im Gegenteil: Alle Verkündigungen sind belegbar. Und doch bewegt mich der Gedanke, wie es um den Gemütszustand eines solchen weltweit blamierten Umweltmessias bestellt sein muß. Ich habe volles Verständnis dafür, daß er jetzt zielgerichtet eine neue Karriere bei den Vereinten Nationen anpeilt. Hier ist wirklich nichts mehr zu bestellen, und Erfahrungen als Job-hopper hat er nun einmal in langen Jahren gesammelt.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Im Saarland!)

    — Nicht nur im Saarland, gnädige Frau.
    Als infolge des Reaktorunfalls von Tschernobyl flugs ein Umweltministerium gegründet wurde, wollte man damit Aktivitäten vortäuschen, deren Umsetzung man eigentlich nicht im Sinne hatte.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die Haushaltsrealität für die Umweltpolitik dieser Bundesregierung könnte organisatorische Veränderungen innerhalb der Bundesregierung bewirken. Nachdem die Bedeutung des Umweltministeriums durch die Koalition — auch durch Sie, Frau Albowitz — auf die Größe einer Abteilung eines anderen Ministeriums herunterfinanziert wurde, kann man sich durchaus eine Wiedereingliederung als Fachabteilung ins Innenministerium vorstellen. Zumindest die Kosten der Führungsebene des Ministeriums könnte man dabei einsparen. Denn so, wie es jetzt ist, kann es nicht mehr weitergehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das könnte man in Saarbrücken auch!)

    — Darüber reden wir in Saarbrücken, nicht im Deutschen Bundestag. Aber wir können das gern tun, falls ich die Zeit dazu habe.
    Dabei hat gerade die Umwelt, die Natur, für unsere Erde den höchsten Rang in der menschlichen Werteskala. Der ökologische Umbau der Industriegesellschaft ist die Aufgabe Nr. 1. Denn wer die Umwelt wirksam schützen will, muß bei den Schadensursachen ansetzen. Es kommt beispielsweise darauf an, weniger Energie zu verbrauchen. Dabei gilt die Devise: Wer Energie verschwendet, soll dafür zahlen, wer Energie spart, soll belohnt werden.
    Bei diesem Thema zeigt sich in brutaler Deutlichkeit die Handlungsunfähigkeit des Bundesumweltministers.

    (Zuruf des Bundesministers Dr. Töpfer)

    — Hatten Sie eine Zwischenbemerkung gemacht?

    (Zuruf des Bundesministers Dr. Töpfer)

    — Ja, das merken Sie als ständig im Flugzeug befindlicher natürlich nicht, daß Energiepolitik ein ganz wesentlicher Teil der Umweltpolitik ist. Vielleicht lesen Sie da mal etwas nach, Herr Bundesminister!

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Er verkündet zwar tapfer, oftmals unterstützt auch von der SPD, viele gute Dinge. Nur: Wenn es ans Umsetzen geht, entweicht die heiße Luft.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Da fordert er europaweite Aktivitäten — zu Recht —, muß aber akzeptieren, daß zunächst einmal abgewartet werden muß, wie die Vereinigten Staaten und Japan beispielsweise über eine Energiesteuer denken, die er europäisch betrieben hat. Das ist ja eine Aktivität, auf die Sie recht stolz sind, und sie gehört auch zu Ihrem Ressort.
    Umweltkommissar Ripa de Meana schämte sich sogar, das Ergebnis der Verhandlungen auf dem Umweltgipfel in Rio de Janiero überhaupt zu vertreten. Er blieb einfach zu Hause. Nicht so unser Kanzler und unser Umweltminister. Sie nutzten die Gelegenheit, weltweit damit anzugeben, was bei uns schon alles möglich sei. Nur: In allen Fällen drängen sich am Ende doch die Wirtschaftsinteressen vor die Umweltinteressen, und allen vielen Worten folgen keine konkreten Taten.
    Als schließlich die OECD seine, d. h. Töpfers Energiesteuer beschloß, regten sich auch dort sofort besorgte Stimmen, die Wettbewerbsnachteile für die europäische Wirtschaft ausmachten. Schnellstens wurde wiederum ein Vorbehalt eingebaut. Erst wenn auch die energiesteuerfreien Konkurrenten aus Ostasien, insbesondere Korea und Taiwan, sich klimapolitische Zügel anlegen, kann der Klub der Reichsten — nämlich wir — tun, was ökologisch vernünftig ist.
    Dabei hätte der Minister, wollte er seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden, darauf verweisen müssen, daß sich umweltbedingte Standortnachteile schnell in Vorteile umwandeln können, wie beispielsweise die Technikentwicklung im Bereich der Kohlekraftwerke und ihrer Nachsorge belegt. Deutsches Know-how — das wissen Sie; Sie haben das ja selbst betrieben, etwa in der Ukraine — bei der Rauchgasentschwefelung, bei Entstickungsanlagen ist Weltspitze und wird zunehmend zu einem Exportschlager.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die hat Töpfer eingeführt! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Sie, Herr Minister, haben unlängst bei der Vorstellung des neuen Umweltprogramms der CDU von der „Eigenbedeutung der Natur" gesprochen. Nur: Die Umsetzung Ihres an sich richtigen Ansatzes wird durch die Eigenbedeutung der Ökonomie erheblich geschmälert. Wer die Eigenbedeutung der Natur durchsetzen will, muß auch deutlich sagen, daß dies nur gelingt, wenn die Eigenbedeutung der Ökonomie reduziert wird. Hierzu ist ein Wertewandel erforderlich.

    (Beifall bei der SPD)

    Sieht man Ihren Haushalt, Herr Minister, in dieser Zielrichtung durch, erschrickt man angesichts der Realitäten: Es bleibt dabei aber auch überhaupt nichts mehr von dem übrig, was nach Ihren Worten geschehen soll und was nach den Beschlüssen der Koalition sein dürfte.



    Hans Georg Wagner
    Nun ist ja mittlerweile klar, daß wir im Frühjahr 1993 über Nachbesserungen zum Haushalt werden reden müssen. Sie haben also noch Zeit, sich einmal sichtbar durchzusetzen — im Interesse unserer Umwelt. Falls Sie sich erneut nicht durchsetzen sollten, dann empfehle ich Ihnen im Interesse Ihrer eigenen Glaubwürdigkeit, das von Ihnen vorgestellte Kapitel „Umwelt" des CDU-Programms im Frühjahr 1993 gar nicht erst zur Diskussion freizugeben. Es wäre, wie Ihr Haushalt, reine Makulatur.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie Ihre Rede!)

    Nachdem der Rotstift der Koalitionssparer auch vor Ihrem Personalhaushalt nicht haltgemacht hat, ist dem Ministerium ein solcher Substanzverlust entstanden, daß in der Tat die Umwandlung in eine Fachabteilung des Innenministeriums der eigentliche Weg der Wahrheit in der Umweltpolitik wäre.
    Wir von der SPD wissen natürlich um die mißliche Finanzsituation, in die Sie die Bundesrepublik Deutschland durch Nichtbeachtung, ja durch Diffamierung warnender Stimmen getrieben haben. Von daher sind umweltpolitische Zielsetzungen natürlich und zwangsläufig ebenfalls den Finanzen anzupassen, aber nicht, wie jetzt geschehen, hoffnungslos unterzuordnen. Ihr Haushalt, Herr Bundesumweltminister, hält einer umweltpolitischen Prüfung in keinster Weise stand.
    Meine Damen und Herren, wenn ich von der Energiepolitik gesprochen und einige kritische Anmerkungen gemacht habe, darm auch vor dem Hintergrund der Rede von Herrn Töpfer am 28. Oktober 1992 in Berlin vor der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit.

    (Zuruf des Bundesministers Dr. Töpfer)

    — Wenn Sie sagen, das gehöre nicht zu Ihrem Haus, dann frage ich mich, was Sie dort zu diesem Thema zu reden haben. Wenn die Rede wirklich so gehalten worden ist, wie Sie veröffentlicht wurde, dann ist dies eine Demaskierung der wirklichen Absichten der Bundesregierung in der Energiepolitik.
    Es wird auch verständlich, warum die Koalition bis heute die Einsetzung der sogenannten UeberhorstKommission verhindert. Man will nämlich gar keinen Konsens mit der SPD, sondern tut nur so.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Und ich füge hinzu: Bei anderen diskutierten Namen — etwa Professor Birkhofer — haben die Sozialdemokraten ganz erhebliche Probleme, da mitzumachen. Wenn es zu einem Konsens kommen soll, dann überlegen Sie sich andere Namen, falls Sie nicht mit Herrn Ueberhorst überkommen wollen.
    Man will die Zukunft der Stein- und Braunkohle — so Töpfer —, die Förderung der alternativen Energiearten und die Zustimmung dazu an den weiteren Aus- und Umbau der Kernenergie binden. Das ist mit der SPD nicht zu machen.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Die SPD weiß wieder nicht, wovon die Rede ist!)

    Wer schon die Bildung einer Kommission — Frau
    Albowitz, Sie waren ja mitbeteiligt —, die einen
    nationalen Konsens in der Energiepolitik vorbereiten
    soll, von vornherein blockiert, beweist seine energiepolitsiche Bewegungslosigkeit.
    Es ist einfach leichtsinnig, immer nur die Steinkohle im Zusammenhang mit der CO2-Belastung zu erwähnen. Wer den Hauptverursacher der CO2-Belastung weltweit, nämlich das Mineralöl, das mit 50 % beteiligt ist, nicht nennt, wirkt als Umweltminister nicht gerade glaubwürdig.

    (Beifall bei der SPD)

    Eigentlich sollte das Vorhandensein eines Wirtschaftsministeriums und eines Umweltministeriums in einer Regierung mithelfen, den Widerspruch von Ökonomie und Ökologie aufzulösen oder wenigstens zu minimieren.
    Sieht man sich demgegenüber das tatsächliche Regierungshandeln an, erkennt man, daß in der Realität letztlich der Wirtschaftsminister stets das letzte und damit das entscheidende Wort hat. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an das Bundesnaturschutzgesetz. Im übrigen, Herr Minister, haben Sie heute die Chance, ein Jubiläum zu begehen: Es wäre heute das 25. Mal, wenn Sie erneut die baldige Vorlage des Bundesnaturschutzgesetzes ankündigen würden.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Und das an deinem Geburtstag!)

    — Das an meinem Geburtstag, in der Tat.
    Auch forschungspolitisch soll der Bundesumweltminister 1993 trockengelegt werden. Gegenüber dem Haushalt 1992 wurden die Forschungsmittel um 17,5 % gekürzt, also um fast ein Fünftel. Auch dies ist, Herr Minister, ein Substanzverlust, der die Aufrechterhaltung eines eigenständigen Ministeriums in Frage stellt.
    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Koalition den Bundesumweltminister mit dem straffen und schroffen Streichen disziplinieren möchte, da er stets weltweit unterwegs ist und nicht dort arbeitet, wo er seine eigentlichen Aufgaben zu erfüllen hat.
    Wenn es noch eines Beweises für diese Haltung bedarf, verweise ich auf den Bericht der „Süddeutschen Zeitung" vom gestrigen Mittwoch, in der steht: „Urteil gegen Bonner Umweltpolitik", „Trinkwasserrichtlinie der EG zu spät umgesetzt". Der Luxemburger Gerichtshof hat die Bundesregierung verurteilt, da sie dieses Konzept, das schon seit 1980 auf dem Tisch liegt, zu spät umgesetzt hat. — Das ist ein Beweis dafür, daß man Ihre weltweiten Aktivitäten, Herr Minister, beschneiden möchte, damit Sie im Lande die Arbeit erbringen, die im Interesse der Bevölkerung eigentlich notwendig wäre.
    Aktionismus und Verkündigungstourismus des Ministers beengen immer mehr seine eigenen umweltpolitischen Handlungsfähigkeiten. Er hat sich haushaltspolitisch selber handlungsunfähig gemacht.
    Dabei potenzieren sich täglich die Umweltbelastungen, wird die Nahrungskette immer menschengefährdender, werden die notwendigen Lösungen immer weiter hinausgeschoben, Abfall droht uns zu erstikken, Gauner betrügen den Staat durch illegale Müll-



    Hans Georg Wagner
    transporte ins Ausland. Das ist die tägliche Realität, eine brutale Realität.

    (Dr. Walter Franz Altherr [CDU/CSU]: Herr Kollege Wagner, wo geht der saarländische Müll hin?)

    In dieser Phase erleben wir einen Bundesumweltminister, der seine politische Verantwortung durch ständig neue Ankündigungen wahrzunehmen glaubt. Dies schadet einer ernsthaften Umweltpolitik.
    Die Sauberkeit unserer Flüsse und Bache, d. h. ihre Wiederherstellung, ist ein riesengroßes Problem, dem die Bundesregierung viel zuwenig Bedeutung zumißt. Oder nehmen Sie die neuesten Waldschadensberichte: Der Wald stirbt weiter, wie alle Berichte ausnahmslos ausweisen. Nur sind wir alle — ich betone: wir alle! — in den letzten Jahren bezüglich des Waldsterbens zur Tagesordnung übergegangen. Deshalb muß für die Erhaltung unserer Natur wieder ein stärkeres Problembewußtsein entwickelt werden.
    Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen, der eigentlich nicht Herrn Töpfer, sondern Frau Schwaetzer betrifft. Ich meine die nach wie vor drohende Zersiedlung unserer Landschaft. Mit immer neuen Wohnungsbauprogrammen, die nur auf Neubauten abstellen, geht eine weitere Zersiedlung der Landschaft einher, gegen die eigentlich alle sein müßten.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Soeben haben wir genau das Gegenteil gehört!)

    Der hohe Neubaubedarf im Wohnungsbau muß mit äußerster Sorgfalt gedeckt und geplant werden, so daß dadurch nicht ständig weitere Flächen belastet werden. Noch stärker müssen wir Ausgleichsmaßnahmen sichern. In diesem Punkt unterstützen wir den Bundesumweltminister gegenüber der Städtebauministerin ausdrücklich. In der Tat muß der Renovierung alter Bausubstanz Vorrang vor blindwütigem Neubau auf der grünen Wiese eingeräumt werden.
    Nun hat der Minister wirklich Pech: Heute geht durch die Presse, daß der Bundeswirtschaftsminister in das Umweltgeschäft einsteigen möchte. Möllemann will die Mineralölsteuer aus Umweltgründen erhöhen. Auch Sie haben das schon einmal gefordert, allerdings mit einer anderen Zielrichtung. Sie, Herr Töpfer, haben einen ganz anderen, einen richtigen Ansatz in diesem Bereich. Jetzt haben wir den Widerspruch: Wirtschaftsminister — Umweltminister, wer setzt sich letztlich durch? Ich sage heute: In einem Jahr hat sich Möllemann durchgesetzt, und der Bundesumweltminister ist erneut auf der Strecke geblieben.
    Auf der Strecke geblieben sind Sie auch gestern in Kopenhagen, Herr Minister. Es ist von Ihnen groß angekündigt worden, was Sie alles durchsetzen wollen. Außer einer kleinen Verkürzung haben Sie inhaltlich überhaupt nichts durchgesetzt, obwohl Sie der Meinung waren, daß jetzt endlich der Durchbruch hätte erzielt werden müssen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Sozialisten in Frankreich!)

    — Ach so, das ist natürlich interessant. Jetzt sind es die
    Sozialisten in Frankreich, die dagegen waren. Heute
    morgen waren die Sozialisten in Frankreich und in
    Spanien in Ordnung; es seien gute Sozialisten, hieß es, und jetzt sind es wieder schlechte Sozialisten. Sie müssen sich schon auf eine Formel einigen. Für mich gibt es nur gute Sozialisten und gute Sozialdemokraten, keine schlechten — damit Sie es genau wissen. —

    (Beifall bei der SPD — Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und ich habe gedacht, alle Sozialisten sind im Prinzip schlecht!)

    Ich sage noch einmal: Herr Töpfer hat zwar versucht, in Kopenhagen eine Linie hineinzubringen, aber er ist auch dort — wieder einmal — europaweit gescheitert.
    Im übrigen habe ich Verständnis, daß er jetzt versucht, hier den Flattermann zu machen und jenseits des großen Teichs eine neue Karriere zu beginnen. Ich würde ihm, wenn es ihm gelänge, viel Glück wünschen, weil dort dann einer säße, der aus dem Saarland kommt. Aber ich habe meine Zweifel, ob das funktioniert.

    (Dr. Walter Franz Altherr [CDU/CSU]: Waren Sie bei Jo Leinen? Wollen Sie den anbieten?)

    — Der drängt sich nicht nach New York. Oder haben Sie andere Nachrichten? Dann wäre ich völlig überrascht. Dann müßte ich sofort in das Saarland zurück; denn dann gäbe es dort neue Posten zu verteilen.
    Vor einiger Zeit hat Herr Minister Töpfer in einem Interview gesagt: Jetzt wird es ernst. — Ich will angesichts der fortgeschrittenen Zeit darauf verzichten, hier jetzt all die schönen Einzelheiten vorzulesen, die seinerzeit verkündet, versprochen und der staunenden Bevölkerung übermittelt worden sind. Nur, alles, was gesagt wurde, wurde nicht gemacht.
    Wenn Sie Ihren Haushalt ansehen, der jetzt ein Volumen von etwas mehr als 1,2 Milliarden DM hat, wenn man die Reduzierung beim Personal bedenkt, die wirklich wehtut — denn der Substanzverlust ist offenkundig —, wenn man die Probleme kennt, die insbesondere in den neuen Ländern entstanden sind, wenn man weiß, welche großen Aufgaben das Umweltbundesamt, das Strahlenschutzamt und andere Ämter wegen der Altlasten haben, deren Beseitigung in den neuen Ländern nun einmal von uns übernommen werden muß, dann ist es eigentlich unverständlich, daß die Koalition den Haushalt so zusammenstreicht, daß er wirklich nur noch der Größe einer Fachabteilung eines anderen Ministeriums entspricht.
    Ich bitte Sie um volles Verständnis, daß wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten eine solche Umweltbeleidigung in Form des Bundesumwelthaushaltes nicht mitmachen können.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich erteile nunmehr dem Abgeordneten Dr. Briefs das Wort.

(Manfred Richter [Bremerhaven] [F.D.P.]: Er ist der einzige, der das noch steigern kann!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ulrich Briefs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS/LL)

    Herr Präsident, schönen Dank für den prominenten Platz. Aber ich hatte natürlich erwartet, daß sich, wenn ich erneut am Ende reden kann, der Saal wieder füllt.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Leben des Menschen beruht auf dem ständigen Stoffwechsel mit der Natur. Jede menschliche Tätigkeit und jede Lebensäußerung sind daher auch umweltrelevant.
    Erst mit dem Aufkommen der modernen Industrie, des modernen Verkehrs und der auf Massenkonsum beruhenden entsprechenden Lebens- und Konsumweise sind die Umweltbelastungen entstanden, die den Planeten für Menschen unbewohnbar zu machen drohen. Die Umweltbelastung und die Umweltzerstörung sind durch Maßnahmen zu bekämpfen, die in den Poren des gesellschaftlichen Lebens, an den Ursachen dieser Zerstörung ansetzen.
    Das sind viele Elemente unserer Verbrauchs- und Lebensweise, z. B. der Hausmüllanfall. Es sind Dinge wie die zum Teil schwachsinnige Werbung, die erstens desinformiert, zweitens zur Konsumsteigerung mit eskalierendem Ressourcenverbrauch verführen soll und die drittens zudem 2 % aller Umweltbelastungen verursacht; denn in Deutschland werden sage und schreibe 2 % des Bruttosozialprodukts allein für Werbung ausgegeben. Die Mittel für ökologisch orientierte Verbraucheraufklärung und -erziehung dagegen umfassen gerade einen Bruchteil dieser Summe.
    Um Ökologie entsprechend der Verursachung von ökologischen Schäden zum allgemein praktizierten Prinzip in allen Lebensbereichen zu machen, müssen daher entsprechende Mittel bereitgestellt werden. Das ist weder im Bundesetat insgesamt noch im Haushalt des BMU der Fall.
    Noch schwieriger sind aber die Probleme mit den Hauptverursachern ökologischer Schäden, mit der Wirtschaft, speziell der Industrie, und dem Verkehr. Das BMU, dessen Etat angesichts der Dringlichkeit ökologischer Probleme sowieso ein Kümmerdasein fristet — z. B. im Vergleich zum Verkehrs-, sprich: Autostraßenausbauhaushalt —, sieht für die notwendigen ökologischen Umbauprozesse des Verkehrssystems und der Industrie kaum Mittel vor.
    Die Mittel fehlen deshalb, weil die Konzepte fehlen. Die Konzepte fehlen, weil die ökologischen Ziele fehlen. Die fehlenden ökologischen Konzepte und Ziele wiederum machen das BMU zum Ankündigungsministerium, zum Alibiministerium, fast ohne faktische Durchsetzungs- und Realisierungsmacht.
    Die Abschiebung der Umweltproblematik in dieses Alibiministerium verhindert übrigens, daß eines der wichtigsten Elemente ökologischer Umbaupolitik realisiert wird: die umfassende und rechtzeitige ökologische Mitbestimmung am Arbeitsplatz und in den Betrieben. Daß wichtige Beiträge zur Ökologie, aber auch im Bereich der Forschungs- und Technologiepolitik zu erbringen sind, dort aber nicht erbracht werden, entzieht selbst kleinen ökologischen Fortschritten wiederum den Boden. Die Forschungs- und Technologiepolitik ist nach wie vor auf die industriepolitische Inzucht

    (Zuruf von der CDU/CSU: Inzest heißt das!)

    von mächtigen High-Tech-Sektoren hin orientiert, die jedoch die ökologischen Probleme verschärfen. High Tech — genüßlich zitieren— ist High Dreck, wie der F.D.P.-Fraktionsvorsitzende Döring aus Baden-Württemberg sagt.
    High Tech bringt aber auch hohe Risiken mit sich. Deshalb ist — so Greenpeace — die geplante Novellierung des Gentechnikgesetzes gefährlich. Der Schutz der Menschen und der Natur wird von dieser Bundesregierung auf dem Altar des wirtschaftlichen Wachstums geopfert.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Oh, wie billig!)

    Spitzentechnologien machen Spitzenvorkehrungen zum Schutz der Umwelt notwendig, aber nicht nur zum Umweltschutz, sondern auch zum Datenschutz. Der Umweltverschmutzung entspricht nämlich die Innenweltverschmutzung durch mangelhaften Datenschutz.
    Die Privatisierung der Bundespost wird mit dem Ziel betrieben, das Wirtschaftswachstum zu fördern.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie skurril!)

    Allein das ist ökologisch in hohem Maße zumindest problematisch. Diese Privatisierung bedroht aber auch die Vorkehrungen zum Datenschutz und zur sozialen Beherrschung der Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Telekom, der Postdienst und die Postbank

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was hat Töpfer mit der Bundespost zu tun?)

    müssen daher auch wegen ihrer Infrastrukturaufgaben weiter unter öffentlicher Kontrolle bleiben.
    Herr Präsident, ich danke Ihnen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das waren vier Hände zuviel! — Zuruf von der F.D.P.: Das war eine rhetorische Umweltverschmutzung!)