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ID1210424600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Wolfgang Thierse SPD 8847 B Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/CSU 8849 D Wolfgang Thierse SPD 8850 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 8850C, 8854 C Wolfgang Roth SPD 8852 B Uwe Lühr F D P. 8856B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . 8859 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8861 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 8861C Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 8862 B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 8864A, 8888B Wolfgang Roth SPD , . . 8868 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 8870B Michael Glos CDU/CSU 8872A Dr. Klaus Zeh, Minister des Landes Thüringen 8875 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . 8876 A Ursula Schmidt (Aachen) SPD 8877 A Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/ CSU 8877 D Johannes Nitsch CDU/CSU . . . . . . 8879 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8879 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 8881 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8883B, 8887 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 8887 A Anke Fuchs (Köln) SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8888 A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 8888B Marion Caspers-Merk SPD 8892 A Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . 8893D Klaus Lennartz SPD 8895C, 8898 B Dr. Klaus W. Lippolt (Offenbach) CDU/ CSU 8897 D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . 8898C, 8935 A Dr. Klaus Töpfer CDU/CSU 8899 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8901 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8903A, 8932 C Ulrich Junghanns CDU/CSU , . . . . . 8903 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . 8905D Georg Gallus F D P 8907 A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Jan Oostergetelo SPD . . 8907B, 8909 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 8907 D Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 8908 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . 8909C Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT . . . . . . . . . . . . . . . 8910 A Siegmar Mosdorf SPD 8911B Josef Vosen SPD 8912 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 8914A Josef Vosen SPD 8916A, 8928 A,B Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. 8916C Achim Großmann SPD 8917D, 8925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 8920 D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . 8922 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8924 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8925 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 8925 D Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . . 8928 D Wilfried Bohlsen CDU/CSU 8930 C Ernst Waltemathe SPD . . . . 8931C, 8932 D Werner Zywietz F.D.P. 8934 A Manfred Kolbe CDU/CSU 8935 C Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . 8935 D Elke Ferner SPD 8937 C Manfred Kolbe CDU/CSU 8939 B Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT . . . . . . . . . . . . . 8940 D Peter Paterna SPD 8942 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 8943 B Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . . . . . 8946A Ursula Männle CDU/CSU 8949 B Dr. Edith Niehuis SPD . . . . . . . . 8951 B Maria Michalk CDU/CSU 8953 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8954 C Petra Bläss PDS/Linke Liste 8955 D Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8957 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ . . . . . . . . . . . . . . . . 8959B Marianne Birthler, Ministerin des Landes Brandenburg 8962 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8964 C Ottmar Schreiner SPD 8967 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8969 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 8972 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . . 8974 D Anke Fuchs (Köln) SPD 8975 A Renate Jäger SPD 8976 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. . . . 8977 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 8979 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 8980 B Doris Odendahl SPD 8981 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. . 8983 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. (Erklärung nach § 32 GO) . . . . . . . . . 8984 A Nächste Sitzung 8984 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8985* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8847 104. Sitzung Bonn, den 10. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 10. 09. 92**** Antretter, Robert SPD 10. 09. 92* Berger, Johann Anton SPD 10. 09. 92 Dr. Blank, CDU/CSU 10. 09. 92*** Joseph-Theodor Böhm (Melsungen), CDU/CSU 10. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 10. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 09. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 09. 92**** Friedrich, Horst F.D.P. 10. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 10. 09. 92**** Gattermann, Hans H. F.D.P. 10. 09. 92 Göttsching, Martin CDU/CSU 10. 09. 92 Haschke CDU/CSU 10. 09. 92 (Großhennersdorf), Gottfried Hinsken, Ernst CDU/CSU 10. 09. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 10. 09. 92**** Jaunich, Horst SPD 10. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 10. 09. 92 Elke Lummer, Heinrich CDU/CSU 10. 09. 92* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 10. 09. 92**** Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oesinghaus, Günther SPD 10. 09. 92 Opel, Manfred SPD 10. 09. 92*** Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 10. 09. 92 Pofalla, Ronald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 10. 09. 92** Reddemann, Gerhard CDU/CSU 10. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 10. 09. 92 Rempe, Walter SPD 10. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 09. 92*** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 10. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 10. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 10. 09. 92*** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 10. 09. 92 Sehn, Marita F.D.P. 10. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 10. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 10. 09. 92**** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 10. 09. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
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    Rede von Hans Klein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ich erteile das Wort der Bundesministerin für Frauen und Jugend, Dr. Angela Merkel.
    Dr. Angela Merkel, Bundesministerium für Frauen und Jugend: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Fuchs, wenn Sie den Familienbegriff verspotten, dann, glaube ich, müssen Sie sich fragen, ob Sie sich nicht von Ihrer eigenen Basis entfremden. Und
    wenn Sie schwarz-weiß-malen in einer Weise, wie ich es in diesem Hause eigentlich selten gehört habe,

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das wurde mal Zeit!)

    dann, kann ich nur sagen, mindern Sie die Akzeptanz jeder demokratischen Auseinandersetzung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr!)

    Wenn Sie dann auch noch das Wort Verantwortung verhöhnen, dann kann ich Ihnen, die Sie wissen, daß es einen Zusammenhang zwischen Freiheit und Verantwortung gibt, nur sagen, daß dies wirklich kein Beitrag zur deutschen Einheit ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wer in diesen Wochen durch die neuen Bundesländer reist und mit den jungen Menschen, mit den Frauen redet, der spürt natürlich, daß für viele im Augenblick keine Lebensperspektive da ist. Die psychischen Probleme, die der Übergang vom Sozialismus zur Sozialen Marktwirtschaft für die Ostdeutschen, allerdings zum Teil auch für die Westdeutschen gebracht hat, sind längst noch nicht überwunden. Nach zwei Jahren deutscher Einheit wissen wir: Die Menschen in den alten und neuen Bundesländern haben sich mehr auseinandergelebt, als wir das gedacht haben.
    Vielen Menschen in den neuen Bundesländern fällt es schwer, sich dem existentiellen Umbruch zu stellen und sich mit ihm zurechtzufinden. Ich glaube, in der Frauen- und Jugendpolitik ist dies deutlicher zu spüren als in vielen anderen Politikbereichen.
    Natürlich fragen die Menschen in den neuen Bundesländern immer wieder nach ihrer eigenen Lebensperspektive, nach Arbeitsplätzen. Heute morgen haben wir in der Debatte über den Standort und über die wirtschaftlichen Fragen ausführlich darüber gesprochen. Es ist natürlich unbestritten, daß die entscheidende Aufgabe darin besteht, Investitionen in den Osten zu bringen. Aber das kann nicht alles sein. Ich wiederhole es: Wir müssen uns auch der Aufgabe stellen — Frau Niehuis hat es schon zitiert —, auf allen Ebenen den Menschen ihr seelisches Gleichgewicht wiederzugeben. Gerade deshalb hat Frauen-
    und Jugendpolitik jetzt eine herausragende Bedeutung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dies ist uns allen in erschreckender Weise auch angesichts der Ausschreitungen junger Menschen gegen Ausländer deutlich geworden. Was hier geschehen ist und geschieht, ist nicht entschuldbar. Wer Gewalt zum Mittel der Auseinandersetzung macht, macht sich strafbar. Aber ich sage auch deutlich: 95 % der jungen Menschen in den neuen Bundesländern und auch in den alten Bundesländern halten die demokratischen Spielregeln ein, und sie lehnen Gewalt ab.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Angesichts der Gewaltaktionen einer Minderheit dürfen wir die Mehrheit nicht aus den Augen verlieren.



    Bundesministerin Dr. Angela Merkel
    Wir müssen sie in ihrer Haltung ganz bewußt unterstützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Jugendpolitik muß langfristig und vorbeugend angelegt sein. Mit Aktionismus und dem schnellen Rufen nach Maßnahmen immer dann, wenn es gerade zu Ausschreitungen gekommen ist, kommen wir nicht weiter. Vielmehr muß jeder, der Verantwortung trägt, sich selbst fragen, was er getan hat,

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Was Sie getan haben!)

    um z. B. Freizeiteinrichtungen und Jugendeinrichtungen zu schaffen.
    Zu den Veränderungen — deshalb war ich so böse, Frau Fuchs, über Ihre Ausführungen zur Verantwortung — nach 40 Jahren Sozialismus gehört in der Tat auch, daß Eltern eine erheblich höhere Verantwortung bei der Erziehung ihrer Kinder zukommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist doch kein Grund, die Frauen an den Herd zurückzuschicken!)

    Dies muß auch in der Jugendpolitik deutlich gemacht werden, z. B. indem wir in der Jugendsozialarbeit auch die Beratung der Familien nicht aus den Augen verlieren.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)

    Ein weiteres, das mir sehr am Herzen liegt: Auch die Schule und die Lehrer sind in besonderem Maße gefordert. Sie müssen mit den jungen Menschen über die veränderten Lebensbedingungen in den neuen Bundesländern sprechen. Das geschieht an vielen Stellen zuwenig.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Verantwortung der Eltern und der Lehrer — das gilt selbstverständlich nicht nur für die neuen Bundesländer. Ich halte das an manchen Stellen auch in den alten Bundesländern für ein zunehmendes Problem.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Jugendliche brauchen eine Perspektive. Die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen gehört deshalb zu den wichtigsten Herausforderungen; das wurde heute schon gesagt. Ich bin optimistisch, daß wir jedem Jugendlichen auch in diesem Jahr — im letzten Jahr war es bereits so — eine Ausbildungsstelle anbieten können. Das wissen Sie auch, und Sie haben trotzdem im vergangenen Jahr und auch in diesem Jahr wieder in erheblicher Weise schwarzgemalt.
    Ich gebe zu, daß besondere Anstrengungen im Hinblick auf Mädchen notwendig sind. Sie sind mehr von überbetrieblicher Ausbildung betroffen. Hier müssen die Bemühungen verstärkt werden.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wie denn?)

    Wir haben im Bundesjugendplan in diesem Jahr das Programm gegen Aggression und Gewalt begonnen. In 144 Projekten ist inzwischen die Arbeit aufgenommen worden. Erste Erfahrungen zeigen uns, daß Gewalt durchaus verringert werden kann. wenn
    gezielt mit Jugendlichen aus der links- und rechtsradikalen Szene gearbeitet wird.
    Wir haben natürlich insbesondere Wert darauf gelegt, den Auf- und Ausbau freier Träger in den neuen Bundesländern zu fördern, und zwar mit dem schon heiß diskutierten Sonderprogramm in Höhe von 50 Millionen DM. Mit diesem Programm — das ist erst einmal unbestritten — haben wir vielerlei Aktivitäten von jungen Leuten möglich gemacht. Kreisjugendringe wurden gebildet, und viele haben Mut bekommen. Ich stimme aber Frau Michalk zu, daß dieses Programm zumindest in Teilen einer Fortsetzung bedarf. Ich freue mich über die Unterstützung aus der CDU/CSU-Fraktion und hoffe — ich habe das heute freudig gehört —, daß andere das nicht verhindern werden.
    Ich möchte an dieser Stelle allen freien Trägern danken, die mit viel Kraft und Zeit den Aufbau der Jugendarbeit in den neuen Bundesländern in den vergangenen zwei Jahren unterstützt haben. Ich glaube, auch darüber müssen wir in den neuen Bundesländern sprechen: Ehrenamtlichkeit ist eine wichtige Voraussetzung dafür, daß viele Dinge in der Demokratie geschafft werden können. Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Sie von der Opposition so tun, als könnte alles bezahlt werden.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das tun wir doch auch nicht!)

    Das kann die Gesellschaft nicht leisten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir werden aber auch unsere Anstrengungen in den alten Bundesländern verstärken. Als Beitrag zur Umsetzung des nationalen Drogenbekämpfungsplans soll ein besonderer Schwerpunkt die Suchtprävention für Jugendliche sein. Wir wollen mithelfen bei der Eindämmung von Jugendsekten. Wir wollen die Jugendsozialarbeit fördern. Wir werden eine Einrichtung fördern, die die Fan-Projekte in unserem Hause koordiniert.
    Im Herbst dieses Jahres — dies nur als ein Schlaglicht auf den internationalen Jugendaustausch, dem ich eine ganz besondere Bedeutung beimesse — wird das Deutsch-polnische Jugendwerk seine Arbeit beginnen. Wir werden dann im Rahmen einer größeren Veranstaltung Ende des Jahres die Arbeit dieses Deutsch-polnischen Jugendwerkes mit ganzer Kraft aufnehmen.
    Ein besonderes Schwergewicht in den letzten zwei Jahren und auch in diesem Jahr war für uns der Aufbau des Zivildienstes in den neuen Bundesländern. Ich danke insbesondere den kooperierenden Verbänden und den Mitarbeitern des Bundesamtes für den Zivildienst, die unter nicht immer einfachen Bedingungen zur Zeit die höchste Zahl von Zivildienstleistenden betreuen, die es je in der Bundesrepublik gegeben hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich sage es abschließend noch einmal — ich bitte auch Sie von der Opposition um Unterstützung —: Jugendpolitik kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie dem Grundsatz der Subsidarität gehorcht, d. h. daß Länder und Kommunen auch ihren Beitrag für die



    Bundesministerin Dr. Angela Merkel
    Jugendlichen leisten. Investitionen in junge Menschen, gerade in Zeiten so gravierender gesellschaftlicher Veränderungen in Ost und West, bedürfen der Begleitung auf allen Ebenen.
    Die Bundesregierung trägt auch der besonderen Aufgabe der Frauenpolitik Rechnung. Der Ansatz für frauenpolitische Maßnahmen hat sich in der Tat — ob sie es wegreden oder nicht — um 25 % erhöht. Vor zwei Jahren waren es 15 Millionen DM, jetzt sind es 25 Millionen DM.

    (Irmgard Karwatzki CDU/CSU]: Das ist mehr! — Heiterkeit bei der SPD)

    — Vor zwei Jahren. Im letzten Jahr waren es 20 Millionen DM, und jetzt haben wir 25 Millionen DM.
    Insgesamt wendet die Bundesregierung jedoch 400 Millionen DM für frauenpolitische Maßnahmen, Projekte und Modelle in allen Bereichen auf. Allein das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft stellt 1992 z. B. auch noch einmal über 25 Millionen DM für frauenpolitische Projekte bereit. Das muß man zusammenzählen. Die Querschnittsaufgabe der Frauenpolitik wird hieran deutlich.
    Wir haben in den letzten beiden Jahren — Frau Schenk, da verstehe ich Sie wirklich nur schwer —über 700 Fraueninitiativen mit über 8 Millionen DM aktiv unterstützt. Man kann sagen, das sei nicht genug. Aber Sie können doch wohl nicht behaupten, daß dies kein Anfang wäre. Es wurden über 50 Geschäftsstellen eingerichtet. Wir haben über 40 Frauenhäuser gefördert und dafür gesorgt, daß bedrängte Frauen mit ihren Kindern eine erste Zuflucht hatten. Und das alles in der Übergangsphase mit einer Kompetenz, die dem Bund eigentlich nicht zukommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben zentrale Beratungsstellen eingerichtet, und bis Ende 1993 stehen in allen neuen Bundesländern Kontaktstellen, die vom Deutschen Frauenrat betrieben werden, zur Verfügung, um den Aufbau einer frauenpolitischen Interessenvertretung in den neuen Bundesländern sicherzustellen.
    Ich weiß aus vielen Gesprächen, daß all dies eine wichtige Hilfe zur Neuorientierung für viele Frauen ist. Ich verstehe natürlich auch den Wunsch vieler Frauen, die möchten, daß diese Initiativen auf Dauer vom Bund finanziert werden sollen. Wir müssen aber im nächsten Jahr einen Teil der Fördermöglichkeiten den Bundesrichtlinien anpassen, so wie sie in den alten Bundesländern gelten. Wir werden aber weiterhin Unterstützung für Fraueninitiativen geben, müssen allerdings auch immer wieder die Länder und Kommunen bitten, dies auf ihre Weise fortzusetzen.
    Wir alle kennen die schwierige berufliche Situation der Frauen in den neuen Bundesländern. 64,4 der Arbeitslosen sind Frauen.

    (Dr. Edith Niehuis [SPD]: Und diese Zahl steigt ständig!)

    — Das ist mir bekannt. — Aber wir können nicht völlig daran vorbeigehen, daß Arbeitsmarktpolitik für Frauen natürlich eine Menge getan hat. Von den 290 000 Personen, die Vorruhestandsgeld bekommen, sind 55 % Frauen. 165 000 Frauen — das sind 30 der
    Bezieher — erhalten ein Altersübergangsgeld. Der Anteil der Frauen an den Kurzarbeitern liegt bei 42 %. Das ist zu niedrig. Genauso ist der Anteil an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu niedrig. Bei den Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen haben wir einen Frauenanteil von 61,3 %. Das ist ein gutes Signal.

    (Dr. Dietmar Keller [PDS/Linke Liste]: Weil die Arbeitslosigkeit bei den Frauen so hoch ist! Ist das normal?)

    — Nein, das ist eben leider nicht normal, Herr Keller, weil in anderen Bereichen die Frauen unterrepräsentiert sind. Deshalb haben wir uns auch dafür eingesetzt, und zwar mit Erfolg — ich danke dem Bundesarbeitsministerium —,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    daß jetzt aufgenommen worden ist, Frauen entsprechend ihrem Anteil an der Arbeitslosigkeit bei allen arbeitspolitischen Maßnahmen in den neuen und alten Bundesländern zu berücksichtigen. Das ist ein Novum und, wie ich denke, ein richtiger Schritt.
    Wenn Sie und wir gemeinsam in einen vernünftigen Dialog über die Erwerbstätigkeit von Frauen eintreten wollen, dann müssen wir auch ein bißchen tiefer greifen, als dies nur immer zu beklagen. Wir müssen dann nämlich darüber nachdenken, wie die Arbeit — —

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Sagen Sie das Ihren Frauen!)

    — Nein, das sage ich allen hier, weil wir keine Lösung dafür haben, wie wir die Arbeit anders verteilen können. Da ist eine meiner dringenden Bitten z. B. an die Gewerkschaften, ein anderes Verhältnis zur Teilzeitarbeit zu gewinnen, weil wir ansonsten mit dieser Frage nicht zu Rande kommen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Dr. Edith Niehuis [SPD]: Auch für Männer! — Irmgard Karwatzki [CDU/CSU]: Sie hat recht!)

    — Sicherlich, eine andere Verteilung der Arbeit zwischen Männern und Frauen und Teilzeitarbeit auch für Männer.
    Wir wollen die zusätzlichen Haushaltsmittel vor allem dazu benutzen, Beschäftigungsinitiativen für Frauen im ländlichen Bereich zu entwickeln. In je einem Landkreis in den neuen Bundesländern soll beispielhaft für alle anderen ein Konzept zur Ansiedlung von Betrieben entwickelt werden. Öffentliche Verwaltung, Wirtschaft und Frauen sollen gemeinsam Projekte entwickeln und durchsetzen.
    Frau Schenk, wenn Sie die Selbständigkeit und die Eigeninitiative in einer solchen Weise diffamieren, kann ich das nicht ganz verstehen. Ich sehe eine ganz wichtige Aufgabe darin, ein Programm für Existenzgründungen von Frauen aufzulegen. Bis jetzt wird ein Drittel der Unternehmen in den neuen Ländern von Frauen gegründet. Viele können nicht überleben. Das ist auch eine Tatsache. Daher muß ein Programm für



    Bundesministerin Dr. Angela Merkel
    Frauen auf deren besondere Bedingungen zugeschnitten werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir wissen alle, Frauen in den neuen und in den alten Bundesländern brauchen eine verläßliche Perspektive. Deshalb arbeiten wir an einem Gleichstellungsgesetz. Dieses Gesetz werde ich noch in diesem Jahr vorlegen. Es beinhaltet einerseits die Frauenförderung in den Bereichen der Erwerbstätigkeit, insbesondere im öffentlichen Dienst. Mir geht es allerdings genauso darum, die Position der Frauen zu verbessern, die ehrenamtlich oder im Haushalt tätig sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Frauen- und Jugendpolitik will und muß helfen, ein modernes, vor allem ein gerechtes Deutschland aufzubauen. Deshalb bitte ich Sie auch weiterhin um Ihre Unterstützung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Mit Ihrer Politik gelingt das leider nicht!)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile das Wort der Ministerin des Landes Brandenburg für Bildung, Jugend und Sport, Frau Marianne Birthler,

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin hierher gekommen, um Sie mit aller Kraft, die ich habe, auf die Gefahren der gegenwärtigen Entwicklung insbesondere im Osten Deutschlands hinzuweisen. Natürlich will ich auch etwas von Ihnen. Aber dazu komme ich später.
    Auf den Gewaltausbruch der letzten Wochen wird in der Öffentlichkeit zwar außerordentlich heftig, aber nach meiner Beobachtung wenig sachgerecht reagiert. Die Bürgerbewegungen der DDR — aber beileibe nicht nur sie — haben im Verlauf der letzten drei Jahre immer wieder vor Fehlentscheidungen auf dem Wege zur deutschen Einheit gewarnt, meist vergeblich. Die wirtschaftlichen und psychosozialen Folgen sind bekannt. Daß sie unvorhersehbar waren, ist nicht wahr. Ich erinnere beispielhaft an Minister Romberg. Er ist bis heute nicht rehabilitiert.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Genugtuung darüber, Recht gehabt zu haben, ist fehl am Platze. Wir müssen auch nicht immer darüber reden. Es genügt schon, wenn heute Warnungen ernst genommen werden.
    Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Frage, ob Demokratie in Ostdeutschland eine Chance erhält. Bis jetzt war für Kinder und Jugendliche bei uns im Osten Demokratie nur ein Wort. Womit es jetzt gefüllt wird, hängt von den Erfahrungen ab, die Kinder und Jugendliche Tag für Tag machen.
    Natürlich machen sie auch gute Erfahrungen. Jugendliche nehmen die Freiheiten in Anspruch: Reisefreiheit, Redefreiheit und manche andere noch dazu. Stärker aber wirken Erfahrungen, die negativ sind: Arbeitsplatzverlust oder die Angst davor, Perspektivunsicherheit, eine sich rasant verändernde
    und damit nicht mehr berechenbare Umwelt, das Gefühl von Zweitklassigkeit, der Verlust oder die Veränderung des sozialen Umfeldes einschließlich gewohnter Freizeitmöglichkeiten und vertrauter Bezugspersonen.
    Bitte, mißverstehen Sie mich nicht. Ich male kein Schreckensszenario, um Sie zum Erbleichen zu bringen. Objektiv gesehen, mögen Sie diese Widerspiegelung der Wirklichkeit auch — zum Teil sogar mit Recht — als verzerrt bezeichnen. Subjektiv jedoch ist sie real, sie wirkt. Deshalb müssen wir diese subjektive Wahrnehmung, mit der Jugendliche die Welt sehen, ernst nehmen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Dieser Hintergrund alltäglicher Erfahrung ist es, der künftige Grundüberzeugungen bewirkt: Was ist Demokratie? Was sind der demokratische Staat und die Politiker, die für ihn stehen? Was sind demokratische Parteien? Wenn den Erfahrungen, die Jugendliche machen, nichts entgegengesetzt wird, dann droht die Gefahr, daß sich eine ganze Generation aus einem demokratischen Gesellschaftssystem verabschiedet.
    Ein kleiner Teil der Jugendlichen reagiert gewalttätig. Aber ich denke nicht, daß man sich um die anderen 95 % keine Sorgen machen muß.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Sie reagieren zum Teil mit Rückzug, zum Teil mit Überanpassung, und das ist manchmal gefährlicher als Ausbruch von Gewalt.
    Die Erziehung in der DDR hat ein übriges getan. Selbstverantwortung, Partizipation und Individualität waren von vornherein verdächtig.
    Die meisten Kinder und Jugendlichen bei uns im Osten sind gerade dabei, sich einen neuen Platz in der Gesellschaft zu suchen: neue Identifikationsmöglichkeiten, ein neues emotionales Zuhause, eine neue Bezugsgruppe. Mit dieser Wahl fallen Entscheidungen über politische Sozialisation und Gruppenzugehörigkeit für Jahre. Sie sind kaum zu korrigieren, wenn wir nicht schnell handeln.
    Dieser Prozeß geht mit einem weitgehenden Zusammenbruch der jugendpolitischen Infrastruktur in den neuen Ländern einher. Neue Strukturen entstehen erst allmählich. Was können wir tun, damit Jugendliche es nicht nötig haben, sich in das Bewußtsein der Öffentlichkeit hineinzuprügeln?

    (Uta Würfel [F.D.P.]: Na! Das ist aber ein schlimmer Ausdruck!)

    — Ich habe ihn mit Bewußtsein gewählt; denn Gewalt ist oft auch ein Aufschrei, weil Jugendliche von ihrer Umwelt nicht ernstgenommen werden.

    (Dr. Heiner Geißler [CDU/CSU]: Nichts beschönigen!)

    Nichts ist jetzt wichtiger als Räume, als Ansprechpartner und als sinnvolle Freizeitangebote. Wir müssen Jugendlichen mehr Raum geben, im eigentlichen wie im übertragenen Sinne. Was aber geschieht? Anstatt alle Phantasie, alle Kraft und alle verfügbaren



    Ministerin Marianne Birthler (Brandenburg)

    Mittel darauf zu verwenden, daß Kinder und Jugendliche gewaltfrei und gern leben und daß sie sich in dieser Gesellschaft willkommen fühlen, ist die öffentliche Diskussion in eine gefährliche politische Schieflage geraten. Ich fürchte, die Gewalttäter haben dabei eine gefährliche Lektion gelernt: Werft Steine und Brandbomben in die Quartiere der Asylbewerber, und schon werden Politiker jene für bedrohlicher halten als uns.
    Wer als Politiker angesichts brutaler Gewalt von Jugendlichen gegen Ausländer nicht die Gewalt, sondern die Ausländer zum Problem macht, handelt nicht nur unverantwortlich, sondern muß sich den Vorwurf gefallen lassen, das Feuer zu schüren.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der PDS/Linke Liste sowie des Abg. Dr. Heiner Geißler [CDU/CSU])

    Ich vermute, hier spielt nicht nur Ignoranz eine Rolle, sondern auch kühle Berechnung. Politik, die die Ursachen von Mißständen nicht im eigenen Land und in politischen Fehlentwicklungen sucht, sondern behauptet, diese kämen von außen, läßt sich besser verkaufen und ist bequemer. Sie leistet bewußt oder unbewußt rassistischen Auffassungen Vorschub und trägt deshalb selber rassistische Züge.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Bei der Suche nach den Ursachen müssen wir uns vor falschen Zungenschlägen hüten. Es darf auch in Zeiten sozialer Belastung keine Entschuldigung für Handlungen geben, die Leben, Gesundheit und Würde von Menschen gefährden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der PDS/Linke Liste sowie der Abg. Susanne Rahardt-Vahldieck [CDU/ CSU])

    Die Gleichsetzung von Gewaltbereitschaft und Ausländerhaß ist außerordentlich problematisch. Das Aggressionspotential in unserer Gesellschaft wäre nicht geringer, wenn kein einziger Ausländer unter uns weilen würde. Die Aggression würde sich dann nur andere Ziele suchen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS/Linke Liste — Dr. Heiner Geißler [CDU/CSU]: Richtig!)

    Daß ausländische Menschen die ersten Ziele der Gewalt sind, ist kein Zufall. Hier allerdings handelt es sich gewiß nicht um ein jugendspezifisches Thema. Die Sympathisanten und heimlichen oder offenen Unterstützer finden sich in der mittleren und in der älteren Generation.
    Was tun? Ich warne zunächst vor überhöhten Erwartungen an die Möglichkeiten gewaltpräventiver Konzepte der Bildungs- und Jugendpolitik. Pädagogische und sozialpädagogische Programme entfalten ihre Wirkung vorwiegend mittel- und langfristig. Sie sind nicht geeignet, allgemeingesellschaftliche Probleme, für die die Situation Jugendlicher so etwas wie ein Seismograph ist, zu reparieren. Aber sie können schwerpunktmäßig Defizite im Jugendfreizeitbereich auffangen.
    Im laufenden Haushaltsjahr haben Bundestag und Bundesregierung in verschiedener Weise den Aufbau von Strukturen der öffentlichen und freien Jugendhilfe unterstützt. Insbesondere das Programm „Aufbau freier Träger", AFT genannt, mit einem Volumen von 50 Millionen DM hat geholfen, die schlimmste Not zu lindern. Darüber hinaus konnten viele jugendpolitische Einrichtungen durch ABM über Wasser gehalten werden. Es ist vorbei, bevor es wirklich begonnen hat.

    (Zuruf von der SPD: Eben!)

    Im vorliegenden Haushaltsplanentwurf für das Jahr 1993 werden die Mittel für das AFT-Programm in den neuen Ländern nicht fortgeschrieben. Das auf drei Jahre angelegte Aktionsprogramm gegen Gewalt und Aggression, das sehr vielversprechend angelaufen ist, wird nicht ausgebaut, sondern gegenüber dem Vorjahr gekürzt.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das kann doch nicht angehen!)

    Zusätzlich droht der Wegfall vieler ABM-Stellen, weil der Bund die Zuschüsse an die Bundesanstalt für Arbeit gestrichen hat und diese Kürzungen im ABM-Bereich durchführen muß. Eine Zahl in diesem Zusammenhang: In Brandenburg arbeiten über 600 Personen in Jugendfreizeitprojekten über ABM. Der größte Teil davon wird auslaufen. Wir werden es mit einer zweiten Welle von Abwicklungen von Freizeiteinrichtungen zu tun haben.

    (Dr. Heiner Geißler [CDU/CSU]: Es muß aber nicht sein, daß das ausläuft!)

    Meine Damen und Herren, damit ist der weitere Verfall der Jugendarbeit in den neuen Ländern beschlossene Sache.
    Die Jugendminister und -senatoren aller Länder haben sich bei ihrer Konferenz am 12. Juni 1992 in Potsdam einstimmig dafür ausgesprochen — auch alle CDU-Jugendminister, vielleicht weil sie vorwiegend aus östlichen Ländern kommen —, daß eine Verstetigung der Hilfen des Bundes für den Aufbau der Jugendhilfestrukturen in den neuen Ländern dringend erforderlich ist. Ich habe gelesen, Frau Dr. Merkel, daß Sie diese Idee unterstützen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Nanu!)

    Ich habe hier Töne wahrgenommen, daß ein solches Programm für erforderlich angesehen wird, so daß man hier, glaube ich, hoffen kann.
    Die Jugendminister haben gefordert, einen Sonderplan „Neue Länder" ab 1993 in den Bundeshaushalt aufzunehmen, der, um mehr als nur punktuelle Wirkung zu erzielen, langfristig mit einem angemessenen Volumen ausgestattet und einen Schwerpunkt bei der Förderung investiver Maßnahmen setzen sollte.
    Die bisherigen Hilfen waren uns natürlich willkommen, und wir haben sie genutzt. Aber der Aufbau einer Trägerstruktur braucht mehr als zehn Monate.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Wir benötigen — so sieht es auch der Beschluß der
    Jugendministerkonferenz vor — zur Stabilisierung
    der Jugendhilfe ein langfristig wirkendes Aufbaupro-



    Ministerin Marianne Birthler (Brandenburg)

    gramm. Die Jugendministerkonferenz hat sich bei der Frage des Volumens eines solchen Sonderplans zurückgehalten. Ich tue das nicht. Die neuen Länder benötigen zum Aufbau der Jugendhilfestrukturen in den nächsten Jahren jährlich 100 Millionen DM.