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    Plenarprotokoll 12/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Wolfgang Thierse SPD 8847 B Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/CSU 8849 D Wolfgang Thierse SPD 8850 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 8850C, 8854 C Wolfgang Roth SPD 8852 B Uwe Lühr F D P. 8856B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . 8859 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8861 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 8861C Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 8862 B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 8864A, 8888B Wolfgang Roth SPD , . . 8868 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 8870B Michael Glos CDU/CSU 8872A Dr. Klaus Zeh, Minister des Landes Thüringen 8875 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . 8876 A Ursula Schmidt (Aachen) SPD 8877 A Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/ CSU 8877 D Johannes Nitsch CDU/CSU . . . . . . 8879 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8879 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 8881 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8883B, 8887 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 8887 A Anke Fuchs (Köln) SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8888 A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 8888B Marion Caspers-Merk SPD 8892 A Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . 8893D Klaus Lennartz SPD 8895C, 8898 B Dr. Klaus W. Lippolt (Offenbach) CDU/ CSU 8897 D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . 8898C, 8935 A Dr. Klaus Töpfer CDU/CSU 8899 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8901 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8903A, 8932 C Ulrich Junghanns CDU/CSU , . . . . . 8903 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . 8905D Georg Gallus F D P 8907 A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Jan Oostergetelo SPD . . 8907B, 8909 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 8907 D Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 8908 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . 8909C Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT . . . . . . . . . . . . . . . 8910 A Siegmar Mosdorf SPD 8911B Josef Vosen SPD 8912 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 8914A Josef Vosen SPD 8916A, 8928 A,B Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. 8916C Achim Großmann SPD 8917D, 8925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 8920 D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . 8922 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8924 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8925 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 8925 D Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . . 8928 D Wilfried Bohlsen CDU/CSU 8930 C Ernst Waltemathe SPD . . . . 8931C, 8932 D Werner Zywietz F.D.P. 8934 A Manfred Kolbe CDU/CSU 8935 C Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . 8935 D Elke Ferner SPD 8937 C Manfred Kolbe CDU/CSU 8939 B Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT . . . . . . . . . . . . . 8940 D Peter Paterna SPD 8942 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 8943 B Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . . . . . 8946A Ursula Männle CDU/CSU 8949 B Dr. Edith Niehuis SPD . . . . . . . . 8951 B Maria Michalk CDU/CSU 8953 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8954 C Petra Bläss PDS/Linke Liste 8955 D Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8957 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ . . . . . . . . . . . . . . . . 8959B Marianne Birthler, Ministerin des Landes Brandenburg 8962 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8964 C Ottmar Schreiner SPD 8967 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8969 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 8972 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . . 8974 D Anke Fuchs (Köln) SPD 8975 A Renate Jäger SPD 8976 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. . . . 8977 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 8979 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 8980 B Doris Odendahl SPD 8981 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. . 8983 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. (Erklärung nach § 32 GO) . . . . . . . . . 8984 A Nächste Sitzung 8984 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8985* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8847 104. Sitzung Bonn, den 10. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 10. 09. 92**** Antretter, Robert SPD 10. 09. 92* Berger, Johann Anton SPD 10. 09. 92 Dr. Blank, CDU/CSU 10. 09. 92*** Joseph-Theodor Böhm (Melsungen), CDU/CSU 10. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 10. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 09. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 09. 92**** Friedrich, Horst F.D.P. 10. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 10. 09. 92**** Gattermann, Hans H. F.D.P. 10. 09. 92 Göttsching, Martin CDU/CSU 10. 09. 92 Haschke CDU/CSU 10. 09. 92 (Großhennersdorf), Gottfried Hinsken, Ernst CDU/CSU 10. 09. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 10. 09. 92**** Jaunich, Horst SPD 10. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 10. 09. 92 Elke Lummer, Heinrich CDU/CSU 10. 09. 92* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 10. 09. 92**** Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oesinghaus, Günther SPD 10. 09. 92 Opel, Manfred SPD 10. 09. 92*** Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 10. 09. 92 Pofalla, Ronald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 10. 09. 92** Reddemann, Gerhard CDU/CSU 10. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 10. 09. 92 Rempe, Walter SPD 10. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 09. 92*** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 10. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 10. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 10. 09. 92*** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 10. 09. 92 Sehn, Marita F.D.P. 10. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 10. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 10. 09. 92**** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 10. 09. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
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    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Jeder, der die Weltentwicklung aufmerksam verfolgt, weiß, daß Telekommunikation heute sozusagen die „Infrastruktur der Infrastruktur" ist und daß eigentlich nichts läuft — wirtschaftlich, verwaltungsmäßig —, wenn nicht ein entsprechendes Telekommunikationsnetz, insbesondere Telefonnetz, da ist.
    Ich glaube, daß wir, wenn wir den Standort Deutschland in diesen Zusammenhang bringen, sagen können, daß wir im Westen eine ziemliche Aufholjagd mit dem internationalen Standard vornehmen müssen, wenn ich an die Digitalisierung denke. Und im Osten haben wir — das wurde hier eben erfreulicherweise auch gut anerkannt — eine beispiellose Aufbauarbeit in modernster Technik geleistet, die wir auf den ältesten Bestand von Technik, noch funktionierend, was wir sonst eigentlich nur in Museen gesehen haben, aufgepfropft haben. Das ist eine besondere technische Leistung; denn das ist fast schwieriger, als ein neues Netz irgendwo zu errichten.
    Ich bin Herrn Kolbe auch besonders dankbar, daß er das einmal hervorgehoben hat. Ich war bisher eigentlich immer schon zufrieden, wenn ich bei den Gesprä-



    Bundesminister Dr. Christian Schwarz-Schilling
    chen der Wirtschaftsminister und der Ministerpräsidenten der fünf neuen Bundesländer beim Bundeskanzler seit etwa anderthalb Jahren nicht mehr an erster Stelle aufgerufen wurde und eine beispiellose Beschimpfung bekommen habe, daß ich eigentlich schuld daran sei, daß soundso viele Investitionen überhaupt nicht funktionieren, weil die Unternehmer alle weggelaufen sind.

    (Gerlinde Hämmerle [SPD]: Stimmt ja auch!)

    Plötzlich wurde ich seit etwa einem Dreivierteljahr nie mehr aufgerufen. Dafür war ich dann schon dankbar. Aber es gibt auch manchmal Leute, die sich daran erinnern und sagen, was geleistet wurde. Ich möchte mich dafür bedanken, daß es einmal gesagt wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir hätten dies nicht geschafft, wenn wir nicht geradezu in letzter Minute die Postreform 1989 vorgenommen hätten, die diese drei Unternehmen in die Selbständigkeit gelassen und sie in den Stand gesetzt hat, sofort, am 3. Oktober 1990, eine gesamtdeutsche Einheit für jedes der drei Unternehmen zu werden, im Unterschied z. B. zum Verkehrswesen.
    Wir haben zusätzlich sichergestellt, daß eine moderne Infrastruktur im Bereich des Post- und Telekommunikationswesens gewährleistet wurde. Das hatten wir schon vor dem 3. Oktober durch die Postunion und die Gespräche mit der damaligen DDR-Verwaltung auf den Weg gebracht.
    Ich möchte auch noch ein weiteres sagen, was diese Postreform insgesamt gebracht hat. Das Investitionsvolumen privater Unternehmen im Mobilfunk- und Satellitenbereich, den wir durch Lizenzierungen auch dem Wettbewerb geöffnet haben, wird von 1991 bis 1998 auf fast 15 Milliarden DM geschätzt. Diese Investitionen könnten ohne eine Liberalisierung überhaupt nicht getätigt werden. Die Zahl der Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen hat sich vom 31. Januar 1991 von 66 auf insgesamt 168 — Stand 29. Juli 1992 — fast verdreifacht. Das ist auch eine Entwicklung, die ohne diese Reform nicht möglich gewesen wäre.
    Wir haben bereits die Zahlen der Beträge gehört, die im vorigen Jahr investiert worden sind. Im Jahre 1992 sind es annähernd 10 Milliarden DM in den neuen Bundesländern und 20 Milliarden DM in den alten; 30 Milliarden DM an Investitionen. In den neuen Bundesländern haben wir, wie gesagt, im vergangenen Jahr 500 000 neue Anschlüsse geschaffen. In diesem Jahr werden es wahrscheinlich 600 000 werden. Wir werden bis 1997 einen Bestand von 7,2 Millionen Anschlüssen haben. Das wäre dann etwa die Dienstleistung, die wir auch im Westen gewohnt sind.
    Aber nicht nur die notwendige Infrastruktur wird in einer Geschwindigkeit aufgebaut, die ihresgleichen sucht. Mit diesen Milliardeninvestitionen hat die Telekom zudem einen ganz wesentlichen Beitrag geleistet, um den Wachstumsmotor in den neuen Bundesländern auf Touren zu bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU) Sie sichert in großem Umfang Arbeitsplätze, über 40 000 im eigenen Unternehmen — denn die haben wir ja praktisch alle übernommen — und rund 50 000 durch die Aufträge an Firmen in den neuen Bundesländern. Allein im vergangenen Jahr vergab die Telekom Aufträge im Wert von 2,3 Milliarden DM an Firmen mit Sitz in den neuen Bundesländern, davon fast die Hälfte an Unternehmen des Handwerks, der mittelständischen Industrie und des Handels, worauf wir besonderen Wert legen. Es ist natürlich klar, daß sich die Zulieferbetriebe in den neuen Bundesländern erst einmal auf die neue Systemtechnik einstellen müssen, um solche Aufträge entgegennehmen zu können. Das ist ein Lernprozeß. Wir können bei dem Zwang, die Zeitachse für den Ausbau der Netze in jedem Falle zu halten, natürlich nur denjenigen Aufträge geben, die sie auch ausführen können; und es können nicht alle mit dem ersten Schlag. Das ist, wie gesagt, ein Lernprozeß.

    Ich habe mich gefreut, daß ich im vergangenen Monat, als ich in Thüringen mit den Vertretern der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammern zusammengetroffen bin, in diesem Bereich auch eine wesentliche Verbesserung feststellen konnte. Dort wurde mir gesagt, daß man heute schon einen festen Stamm von Handwerksbetrieben habe, die ihre Existenz auf diesen Aufträgen gründen konnten und nunmehr auf einem guten Wege sind, durch Aufträge anderer Auftraggeber in entsprechender Weise zu rentablen Unternehmen zu werden.
    Aber auch die Postdienste darf man hier nicht vergessen. Sie haben alle 70 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den neuen Bundesländern übernommen, aber sie haben bisher nur 2,2 Milliarden DM Umsatz bei Kosten von 3,3 Milliarden DM. Trotzdem investieren sie 1 Milliarde DM in diesem einen Jahr.
    Sie errichten neue Frachtzentren, um ein modernes logistisches System in der ganzen Bundesrepublik zu installieren, um den sehr tüchtigen privaten Paketunternehmen, die wir in Deutschland haben, Paroli bieten zu können. Es werden 33 Frachtzentren errichtet, davon 8 in den neuen Bundesländern. 30 % der Gesamtinvestitionen für die elektronische Ausstattung dieser Zentren werden von einer Siemens-Tochter in Chemnitz geliefert, und zwar in modernster Technik.
    Lassen Sie mich auch sagen: Es war schon beachtlich, mit welcher Motivation die Leute von hier in die fünf neuen Bundesländer gegangen sind. Sie hatten plötzlich Freiräume, die sie gar nicht gekannt haben. Sie mußten nämlich richtig improvisieren. Sie mußten plötzlich Entscheidungen treffen, die sonst immer nur oben getroffen wurden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Leute dort haben gemerkt: Mensch, die helfen uns wirklich. — Ich muß sagen: Vor Ort hat das Zusammenwachsen der Menschen aus West und Ost meistens sehr viel besser geklappt, als wir es in irgendwelchen Zeitungen gelesen haben. Das möchte ich einmal deutlich sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Bundesminister Dr. Christian Schwarz-Schilling
    Heute befinden sich über 3 000 Beschäftigte aus den alten Bundesländern in den neuen Bundesländern. Viele wollen sich für ihre gesamte Berufslaufbahn dort engagieren und dort bleiben. Auch das ist eine Situation, von der wir anfangs gar nicht geglaubt haben, daß sie zustande kommt.
    Daß ich hier über die 60 Milliarden DM für den Osten und die 200 Milliarden DM bis 1998 insgesamt spreche, ohne daß wir in einzelnen Ausschüssen riesige Diskussionen haben, ist dem Umstand zu verdanken, daß die Finanzierung nicht über den Bundeshaushalt, sondern durch die Kraft dieser Unternehmen gewährleistet wird. Dadurch entstehen natürlich ungeheure Schwierigkeiten; denn welches Unternehmen investiert mehr als die Hälfte seines Umsatzes? Telekom hat Einnahmen von 50 Milliarden DM und investiert in diesen Jahren 30 Milliarden DM pro Jahr. Das ist eine Situation, vor der kein anderes Unternehmen steht.
    Von daher ergeben sich besondere Finanzprobleme. Diese besonderen Finanzprobleme können wir unter den derzeitigen Bedingungen sicherlich nur dann lösen, wenn wir neue Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht ziehen, wenn wir privates Kapital mit hereinnehmen. Darüber laufen Gespräche. Wir hoffen, daß wir dem weltweiten Trend folgen können. Wir haben in den EG-Ländern bereits acht Unternehmen, die auf dem Feld der Telekommunikation rein privatrechtlich tätig sind. Wir haben den Schätzungen zufolge 25 staatliche Unternehmen, die bis 1995 privatisiert werden. In den 80er Jahren waren es Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Dänemark, Großbritannien, Hongkong, Irland, Israel, Japan, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Pakistan, Spanien, Venezuela; ich kann diese Aufzählung weiter fortführen. Im Osten sind natürlich Ungarn, die Tschechoslowakei, Polen und die baltischen Staaten zu nennen. Wir können auf diesem Sektor nicht zu einer Museumsinsel staatlicher Verwaltung werden und uns sozusagen einbalsamieren lassen, sondern wir müssen diesem Trend schnellstens folgen, denn die Märkte werden heute und nicht morgen aufgeteilt. Deswegen ist es so eilig.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, daß wir aus den geschilderten Gründen in diesen Fragen zügig vorangehen müssen. Ich hoffe, daß wir bei der notwendigen Grundgesetzänderung zu einer Zweidrittelmehrheit in diesem Bundestag kommen. Ich habe den Eindruck, daß wir alle wirklich ernsthaft über diese Frage sprechen, und ich hoffe, daß das Ganze von Erfolg gekrönt sein wird.
    Lassen Sie mich zum Abschluß sagen: Ich glaube, der Weg, den wir eingeschlagen haben, ist richtig. Ich glaube, daß diese Art von Infrastruktur als Dienstleistung für alle unbestritten ist. Ich denke, daß die Flächendeckung bei der Telekommunikation und auch bei den Postdiensten innerhalb kürzester Zeit, in den nächsten zwei, drei Jahren, in den neuen Bundesländern erreicht sein wird. Ich darf mich bei allen bedanken, die uns dabei positiv und konstruktiv begleiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Renate Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nun hat der Kollege Peter Paterna das Wort.

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    Rede von Peter Paterna


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn sich der Herr Bundespostminister die letzten zwei Minuten erspart hätte, hätte es zwischen uns beiden eine Premiere im Deutschen Bundestag gegeben, denn ich hätte nämlich gesagt: Ich stimme Ihnen, Herr Minister, ausdrücklich zu, und dann hätte ich mich wieder hingesetzt. Das geht nun leider nicht mehr.
    Zuzugeben ist — ich denke, die Fairneß gebietet es, das festzustellen —, daß es nach meinem Urteil außer Post und Fernmeldewesen keinen Bereich gibt, in dem so schnell und so durchgreifend etwas getan worden ist, was zu deutlichen Verbesserungen führt und was Voraussetzung für den Aufbau in den neuen Bundesländern ist. Aber das Beispiel lehrt gleichzeitig auch, daß die Annahme der Bundesregierung, man müsse da einfach nur marktwirtschaftliche Verhältnisse schaffen und dann würde sich das alles im freien Spiel der Kräfte fein entwickeln, natürlich nicht stimmt. Es ist vielmehr so, daß für das Entstehen marktwirtschaftlicher Strukturen, für das Entstehen mittelständischer Strukturen Infrastruktur notwendig ist. Zu dieser Infrastruktur gehören Gas, Wasser, Strom, saubere Böden und Gewässer, Telekommunikation, eine funktionierende Verwaltung, innere Sicherheit, also Polizei und sonstige Sicherheitskräfte. All dies entsteht nicht selbstverständlich im freien Wuchs, sondern ist Voraussetzung für eine soziale marktwirtschaftliche Ordnung.
    Insofern denke ich — wir haben das im Ausschuß und auch im Infrastrukturrat Sitzung für Sitzung kritisch-konstruktiv begleitet —, daß auf diesem Gebiet wirklich Beispielhaftes geschehen ist. Wir können die Bundesregierung nur ermuntern, in dem Tempo, in dem sich das bisher vollzogen hat, auch weiterhin zu fahren.
    Aber wenn der Minister es sich nun nicht verkneifen kann, aus dieser positiven Erfahrung gleichzeitig abzuleiten, man müsse die Deutsche Bundespost nun um so schneller privatisieren, dann ist dies ein Salto mortale; denn gerade dieses Beispiel lehrt ja, daß es sich eben nicht um einen x-beliebigen wirtschaftlichen Sektor handelt, sondern um einen Sektor, der unserer besonderen Pflege, Fürsorge und staatlichen Verantwortung bedarf.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Christina Schenk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Die Bundespost findet nicht umsonst im Grundgesetz Erwähnung. Die entsprechende Vorschrift regelt nicht nur die Zuständigkeit, sondern sie bringt auch zum Ausdruck, daß Post- und Fernmeldepolitik grundgesetzlich geschützten Werten — von der Gemeinwohlorientierung, über die Sozialpflichtigkeit, den Gleichbehandlungsgrundsatz bis insbesondere hin zur Infrastrukturverantwortung — verpflichtet ist. Diese Infrastrukturverpflichtung wird nicht zu Ende sein, wenn es Ende 1996/97 gelungen sein wird, etwa den Qualitätsstandard in der Post- und Fernmeldeversorgung herzustellen, wie wir ihn in den alten Bundesländern gewohnt sind, sondern er bleibt dauernde Aufgabe, um gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Teilräumen der Bundesrepublik Deutschland



    Peter Paterna
    in ihrer größeren Form weiterhin zu sichern. Da wir alle, wenn wir uns etwas intensiver mit dem Bereich beschäftigt haben, wissen, daß die Kostenstrukturen der Verkehre in den Ballungsräumen und zwischen ihnen einerseits und in den ländlichen Räumen andererseits extrem unterschiedlich sind, muß man sehr vorsichtig darangehen, rein wettbewerbliche Strukturen zu schaffen, ohne öffentliche, demokratisch legitimierte Kontrolle, weil sonst dieser Infrastrukturauftrag verlorenzugehen droht.
    Ich wehre mich dagegen, Herr Minister, sich immer nur nach der Rosinenpickermethode mal so ein Feld herauszusuchen und jetzt meinetwegen die Telekom zu vergleichen mit NTT und ATT oder was weiß ich — France Telecom haben sie bemerkenswerterweise ausgelassen; sie ist nämlich gerade eben eine Anstalt des öffentlichen Rechts geworden, wie wir sie auch vorschlagen —, und dann aber die übrigen Ergebnisse dieser volkswirtschaftlichen Philosophien völlig hintanzustellen. Es mag ja sein, das AT & T wirklich wettbewerbsfähig ist. Aber wollen Sie denn eine deutsche Gesellschaft à la amerikanische Gesellschaft mit all den negativen Folgen, die damit verbunden sind? Das wollen Sie doch wohl nicht. Selbst wenn NTT international wettbewerbsfähig ist, wollen wir damit noch nicht automatisch das japanische Wirtschaftssystem.

    (Beifall bei der SPD)

    Also wir wollen, wenn wir einzelne volkswirtschaftliche Sektoren und einzelne Unternehmen betrachten und für sie zukunftsträchtige Strukturen schaffen, dies doch bitte in allgemeine, größere gesellschaftspolitische Zusammenhänge stellen und uns das nicht ganz so einfach machen, wie Sie das eben getan haben.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)