Rede:
ID1210421700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Als: 1
    2. nächstes: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Kollege: 1
    6. Manfred: 1
    7. Kolbe: 1
    8. das: 1
    9. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Wolfgang Thierse SPD 8847 B Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/CSU 8849 D Wolfgang Thierse SPD 8850 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 8850C, 8854 C Wolfgang Roth SPD 8852 B Uwe Lühr F D P. 8856B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . 8859 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8861 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 8861C Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 8862 B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 8864A, 8888B Wolfgang Roth SPD , . . 8868 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 8870B Michael Glos CDU/CSU 8872A Dr. Klaus Zeh, Minister des Landes Thüringen 8875 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . 8876 A Ursula Schmidt (Aachen) SPD 8877 A Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/ CSU 8877 D Johannes Nitsch CDU/CSU . . . . . . 8879 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8879 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 8881 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8883B, 8887 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 8887 A Anke Fuchs (Köln) SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8888 A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 8888B Marion Caspers-Merk SPD 8892 A Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . 8893D Klaus Lennartz SPD 8895C, 8898 B Dr. Klaus W. Lippolt (Offenbach) CDU/ CSU 8897 D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . 8898C, 8935 A Dr. Klaus Töpfer CDU/CSU 8899 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8901 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8903A, 8932 C Ulrich Junghanns CDU/CSU , . . . . . 8903 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . 8905D Georg Gallus F D P 8907 A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Jan Oostergetelo SPD . . 8907B, 8909 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 8907 D Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 8908 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . 8909C Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT . . . . . . . . . . . . . . . 8910 A Siegmar Mosdorf SPD 8911B Josef Vosen SPD 8912 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 8914A Josef Vosen SPD 8916A, 8928 A,B Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. 8916C Achim Großmann SPD 8917D, 8925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 8920 D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . 8922 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8924 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8925 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 8925 D Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . . 8928 D Wilfried Bohlsen CDU/CSU 8930 C Ernst Waltemathe SPD . . . . 8931C, 8932 D Werner Zywietz F.D.P. 8934 A Manfred Kolbe CDU/CSU 8935 C Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . 8935 D Elke Ferner SPD 8937 C Manfred Kolbe CDU/CSU 8939 B Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT . . . . . . . . . . . . . 8940 D Peter Paterna SPD 8942 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 8943 B Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . . . . . 8946A Ursula Männle CDU/CSU 8949 B Dr. Edith Niehuis SPD . . . . . . . . 8951 B Maria Michalk CDU/CSU 8953 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8954 C Petra Bläss PDS/Linke Liste 8955 D Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8957 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ . . . . . . . . . . . . . . . . 8959B Marianne Birthler, Ministerin des Landes Brandenburg 8962 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8964 C Ottmar Schreiner SPD 8967 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8969 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 8972 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . . 8974 D Anke Fuchs (Köln) SPD 8975 A Renate Jäger SPD 8976 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. . . . 8977 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 8979 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 8980 B Doris Odendahl SPD 8981 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. . 8983 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. (Erklärung nach § 32 GO) . . . . . . . . . 8984 A Nächste Sitzung 8984 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8985* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8847 104. Sitzung Bonn, den 10. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 10. 09. 92**** Antretter, Robert SPD 10. 09. 92* Berger, Johann Anton SPD 10. 09. 92 Dr. Blank, CDU/CSU 10. 09. 92*** Joseph-Theodor Böhm (Melsungen), CDU/CSU 10. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 10. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 09. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 09. 92**** Friedrich, Horst F.D.P. 10. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 10. 09. 92**** Gattermann, Hans H. F.D.P. 10. 09. 92 Göttsching, Martin CDU/CSU 10. 09. 92 Haschke CDU/CSU 10. 09. 92 (Großhennersdorf), Gottfried Hinsken, Ernst CDU/CSU 10. 09. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 10. 09. 92**** Jaunich, Horst SPD 10. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 10. 09. 92 Elke Lummer, Heinrich CDU/CSU 10. 09. 92* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 10. 09. 92**** Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oesinghaus, Günther SPD 10. 09. 92 Opel, Manfred SPD 10. 09. 92*** Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 10. 09. 92 Pofalla, Ronald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 10. 09. 92** Reddemann, Gerhard CDU/CSU 10. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 10. 09. 92 Rempe, Walter SPD 10. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 09. 92*** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 10. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 10. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 10. 09. 92*** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 10. 09. 92 Sehn, Marita F.D.P. 10. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 10. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 10. 09. 92**** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 10. 09. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Elke Ferner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! In zehn Minuten Redezeit kann ich mich leider nicht mit allen Bereichen der Verkehrspolitik und des Haushalts befassen. Aber bei einem Blick auf den Einzelplan 12 stellt man sehr schnell fest, daß das eine verkehrspolitische Bankrotterklärung ist.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)

    Die drängendsten Probleme hat mein Kollege Müller schon benannt. Der vorliegende Haushaltsentwurf trägt keinem dieser Probleme Rechnung. Anstatt eine Wende in der Verkehrspolitik einzuleiten, machen Sie so weiter wie bisher. Ein integriertes Gesamtverkehrskonzept fehlt. Der neue Verkehrswegeplan setzt weiter auf den massiven Zubau von Straßen. Die von Minister Krause verkündeten höheren Investitionen für die deutschen Bahnen im Vergleich zum Straßenbau stellen sich bei näherem Hinsehen als Luftnummer heraus.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Erklären Sie das doch einmal!)

    Darüber können auch Sonntagsreden — ich erkläre es Ihnen gleich, lieber Kollege — über umweltgerechte Mobilität, die von den konkreten Handlungen dieser Regierung täglich Lügen gestraft werden, nicht hinwegtäuschen.
    Herr Töpfer hat heute in der Umweltdebatte sehr eindrucksvoll das Verursacherprinzip eingefordert. In der Verkehrspolitik sind Sie davon meilenweit entfernt. Das Sommertheater, besser gesagt, das Trauerspiel um die Einführung von Autobahngebühren, Vignetten oder Straßenbenutzungsgebühr zur Finanzierung der Bahnreform macht die verkehrs- und finanzpolitische Konzeptlosigkeit von Regierung und Koalition deutlich.

    (Beifall bei der SPD)

    Unseren Warnungen zum Trotz haben Sie die Einführung einer Schwerverkehrsabgabe mit der Absenkung der Kfz-Steuer für LKW gekoppelt. Der EuGH hat Ihnen dafür eine saftige Abfuhr erteilt. Witzigerweise stehen aber im Haushalt der Bundesanstalt für Güterverkehr immer noch Personalkosten zur Erhe-



    Elke Ferner
    bung dieser Schwerverkehrsabgabe, obwohl wir keinen Pfennig davon bekommen.
    Eine europäische Regelung, welche die Steuerharmonisierung mit der Freigabe der Kabotage im Güterverkehr koppelt, ist knapp vier Monate vor Inkrafttreten des Binnenmarkts immer noch nicht in Sicht. Das Verwirrspiel in der Sommerpause kann auch niemanden darüber hinwegtäuschen: Das Finanzierungskonzept für die Bahnreform haben Sie nicht, und haushaltspolitisch sind Sie am Ende.
    Liebe Kollegen und Kolleginnen, auch mit der von Ihnen propagierten Privatfinanzierung versuchen Sie weitere Schattenhaushalte zu eröffnen. Ich weiß, daß sich einige sozialdemokratisch geführte Landesregierungen mit der Privatfinanzierung von für sie wichtigen Infrastrukturmaßnahmen einverstanden erklärt haben. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß die Privatfinanzierung für die Verkehrswegeinfrastruktur im besten Fall eine Zeitersparnis bringt. Der Preis dafür ist allerdings hoch. In der Summe ist die Privatfinanzierung für die öffentliche Hand teurer; denn die Kapitalgeber wollen ja auch etwas verdienen.

    (Wolfgang Gröbl [CDU/CSU]: Ist das Kritik an Lafontaine?)

    Der Kapitalmarkt wird nicht entlastet, im Gegenteil. Haushaltsmittel werden auf lange Zeit gebunden und somit auch der parlamentarischen Kontrolle entzogen.
    Liebe Kollegen und Kolleginnen, anstatt mit dem Haushalt 1993 eine Wende bei der Verteilung der Investitionen zwischen Straße und Schiene einzuleiten, setzen Sie weiterhin auf mehr Straßen. Statt dessen sollten Sie die bundesdeutschen Bahnen für die Anforderungen fit machen, die auch mit dem EG-Binnenmarkt auf uns zukommen. Seit 1960 wurden 450 Milliarden DM in den Bau und Ausbau von Fernstraßen und Autobahnen gebuttert. In Gleisanlagen wurden gerade 52 Milliarden DM investiert. Heute haben wir zweieinhalbmal so viel Autobahnkilometer wie 1960. Bei der Bahn wurden Strecken stillgelegt.
    Jetzt müßte aber geklotzt und nicht gekleckert werden, wenn es um den Neu- und Ausbau der Schieneninfrastruktur geht. Die ist nicht nur für den Personenverkehr wichtig, sondern auch für den Güterverkehr. Die Stichworte sind hierzu: Güterverteilzentren, Verknüpfung von Schiene, Straße und Wasser, weitere Förderung des Kombiverkehrs, Erweiterung — das ist das Wichtigste — der Kapazitäten auf der Schiene.
    Nun erklärt Bundesminister Krause der staunenden Öffenlichkeit, im Haushalt 1993 stünden für Bundesbahn und Reichsbahn zusammen rund 9,6 Milliarden DM für Investitionen in die Schieneninfrastruktur zur Verfügung, während für die Straßen „nur" — ich sage das in Anführungszeichen — 8,9 Milliarden DM investiert würden. Er verschweigt aber, daß in diesen 9,6 Milliarden DM für die Reichsbahn noch rund 3,1 Milliarden DM sogenannte allgemeine Investitionszuschüsse und 1,95 Milliarden DM für Zuschüsse zum Abbau von Instandhaltungsrückständen bei der Reichsbahn stecken. In Wahrheit stellt der Bund also nur 4,6 Milliarden DM für den Streckenaus- und -neubau des Schienennetzes, und zwar bis in die Fläche hinein, zur Verfügung, während allein für die Bundesfernstraßen und die Bundesautobahnen 8,9 Milliarden DM ausgegeben werden. Das ist fast das Doppelte. Da kann nun wirklich der Dümmste nicht mehr glauben, daß es hier um eine Erhöhung der Mittel für die Schiene im Vergleich zur Straße geht.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. KlausDieter Feige [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Diesen Straßenbaumitteln von Bundesseite muß man natürlich auch noch die Ausgaben für Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen hinzurechnen, die nicht aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Dann wird das wahre Ausmaß erst richtig deutlich. Das ist nach der Steuerlüge der Bundesregierung die Bahnlüge von Herrn Krause.

    (Beifall bei der SPD — Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das nehmen Sie sofort zurück!)

    Wir wollen, daß Straße und Schiene endlich gleichgestellt werden. Über das von uns eingebrachte Schienenwegeausbaugesetz, mit dem der Bund endlich Verantwortung für das Schienennetz übernehmen kann, werden wir an einem anderen Tag diskutieren. Dieses Gesetz wird aber die Ungleichbehandlung von Schiene und Straße beseitigen und die Verantwortung für die Schienenwege mit gleicher Rechtsverbindlichkeit dem Bund zuschreiben. In der Realität geht die Schere zwischen Schiene und Straße, wie wir gesehen haben, im Moment allerdings noch auseinander.
    Liebe Kollegen und Kolleginnen, Sie bieten auch keine Lösungen für die Probleme der Menschen an. Seit Jahren beantragen wir bei den Haushaltsberatungen, einen Haushaltstitel für den Lärmschutz an bestehenden Schienenwegen einzurichten. Dies wurde von der Mehrheit des Hauses mit der Begründung abgelehnt, es gebe kein entsprechendes Gesetz. Eben habe ich noch den Kollegen Fischer gesehen. Er hat in den letzten Haushaltsberatungen im Ausschuß zugesagt: Aber in 1993 machen wir etwas; dann ist das drin.
    Was sehen wir jetzt?

    (Zuruf von der SPD: Nichts!)

    Für den Lärmschutz an Bundesfernstraßen stehen 105 Millionen DM zur Verfügung — das ist wenig genug —, für den Lärmschutz an bestehenden Schienenwegen null. In den Ausschußberatungen werden wir dann sehen, ob wir den Kollegen Fischer beim Wort nehmen können, ob die Koalition endlich an dieses wichtige Thema herangeht, auch Geld dazu zur Verfügung stellt.
    Außerdem gibt es ein einstimmiges Votum des Petitionsausschusses, Mittel für den Lärmschutz an bestehenden Schienenwegen im Haushalt 1993 bereitzustellen. Ich hoffe, daß die Verkehrspolitiker der Union dem einstimmigen Votum des Petitionsausschusses folgen werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein Lichtblick des Haushalts sind die Mittel nach dem GVFG. Daß auf kommunaler Ebene nun der ÖPNV und der kommunale Umweltverbund verstärkt



    Elke Ferner
    gefördert werden können, ist aber keineswegs eine Wohltat der Bundesregierung. Das ist das Ergebnis der Verhandlungen der Länder im Steuerpaket 1991.
    Der Bundesfinanzminister „freut" sich auch schon wieder auf den Wegfall der erhöhten Mittel ab 1996. Die Städte und Gemeinden brauchen aber eine Planungssicherheit über das Jahr 1995 hinaus, weil die Projekte, die sie jetzt angehen, eben nicht in drei, vier Jahren zu realisieren sind, sondern über längere Zeit hinweg gebaut werden müssen. Ich hoffe sehr auf Ihre Unterstützung, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, daß diese Mittel über 1995 hinaus verstetigt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Es sind auch bessere Rahmenbedingungen zu setzen. Dazu ein Beispiel: Während ein Jobticket steuerlich ein geldwerter Vorteil ist, sind Firmenparkplätze — oft in zentraler Lage und, wenn man ehrlich ist, mit einem Geldwert von wahrscheinlich 150 bis 200 DM, je nachdem, in welcher Stadt sie zur Verfügung gestellt werden — eine kostenlose Zugabe. Ich denke, solche Stellschrauben brauchen wir, um wirklich zu einer Gleichbehandlung aller Verkehrsträger zu kommen.
    Auch bei der anstehenden Regionalisierung versucht der Bund, die Lasten auf die Gebietskörperschaften abzuwälzen. Schon heute werden die Leistungen der Bahn im schienengebundenen Personennahverkehr nicht adäquat ausgeglichen. Ich sage Ihnen aber: Ohne eine massive finanzielle Verantwortung des Bundes für eine Regionalisierung kann es keine Regionalisierung geben. Dann würde der schienengebundene Personennahverkehr auf der Strecke bleiben.
    Ich hätte jetzt gern noch etwas zum Thema Verkehrssicherheit gesagt, wo die mit der Verkehrssicherheit beauftragten Verbände jeweils 6 Millionen DM zur Verfügung gestellt bekommen, der Verkehrsminister aber 26 Millionen zur Verfügung hat. Da muß man sich wirklich fragen, ob der autoverliebte Minister Krause, der nach eigenen Angaben gerne und schnell Auto fährt, wirklich so gut dazu geeignet ist, Verkehrsteilnehmer zu rücksichtsvollem und angepaßtem Fahren zu animieren.
    Ich glaube, Sie sollten endlich anfangen, Ihre Hausaufgaben zu machen, damit wir mit einer menschengerechten, umweltschonenden und sozialverträglichen Verkehrspolitik anfangen können und somit Mobilität auf Dauer sichern können.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Renate Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Als nächstes hat der Kollege Manfred Kolbe das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manfred Kolbe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zunächst drei kurze Anmerkungen zur bisherigen Debatte machen.
    Erstens. Frau Enkelmann, Herr Feige, Frau Ferner, kommen Sie doch einmal nach Grimma. Sie werden dann Verkehr nicht mehr als Pseudobedürfnis bezeichnen. Ich kann Ihnen von dieser Veranstaltung berichten: Den größten Applaus hat der Bundesverkehrsminister erhalten,

    (Dr. Dagmar Enkelmann [PDS/Linke Liste]: Als er wieder weggefahren ist!)

    als er für Grimma endlich die langersehnte Umgehungsstraße angekündigt hat. Herr Feige, Sie müßten das doch besser wissen; auch Sie wohnen doch im Osten.
    Zweitens. Dreißig Kilometer von Grimma entfernt liegt Leipzig. Gestern hat der F.D.P.-Vorsitzende Graf Lambsdorff gesagt — ich zitiere —:
    Die Stadt Leipzig, so hört man, gewährt der Stadt Hannover einen Kredit von 100 Millionen DM. Wie sollen die Bürger im Lande eine solche Diskussion verstehen?
    Richtig ist vielmehr, daß die Stadt Leipzig niemals einen Kredit an die Stadt Hannover gewährt hat. Leipzig hat lediglich zweimal für einen Zeitraum von unter einem Monat einen Betrag von jeweils 10 — nicht 100 — Millionen DM kurzfristig bei einer Finanzgesellschaft geparkt, und zwar deshalb, weil die Städte im Freistaat Sachsen ihre Schlüsselzuweisungen quartalsmäßig bekommen und deshalb natürlich kurzfristig Kassenguthaben entstehen.
    Jeder Haushälter weiß, daß die Kassensituation nichts über die Vermögenssituation aussagen muß. Ich glaube, diese Richtigstellung ist schon notwendig, damit hier nicht Fehlinformationen die Stimmung vermiesen.

    (Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Aus welcher Partei ist der Oberbürgermeister?)

    Lassen Sie mich drittens noch ein kurzes Wort zu den vielumstrittenen West-Ost-Transfers sagen; auch da machen wir es uns unnötig schwer. Der Bundesfinanzminister hat am Dienstag gesagt, daß der Bundeshaushalt mit 92 Milliarden DM den größten Finanztransfer für die östlichen Bundesländer leistet. Brutto ist das richtig, sieht man einmal davon ab, daß dort z. B. auch die Position für den Parlaments- und Regierungssitz Berlin enthalten ist, worüber sich streiten läßt. Diese 92 Milliarden DM zeigen auch, daß der Bund bei weitem den größten Teil der Einheitslasten trägt und die Länder sich vornehm zurückhalten. Dies kann nicht so bleiben!
    Wir müssen aber auch sehen — darum würde ich auch bitten —, daß der Nettotransfer wesentlich geringer ist: rund 35 Milliarden DM Steuereinnahmen im Osten, rund 10 Milliarden DM einigungsbedingte Steuermehreinnahmen im Westen, rund 10 Milliarden DM eingesparte Teilungslasten. Auch dies sollte man berücksichtigen und ab und zu auch den Nettotransfer beziffern. Der liegt wesentlich niedriger.
    Lassen Sie mich jetzt zum Einzelplan 13 kommen. Nach dem Eckwertebeschluß der Bundesregierung soll die Ausgabensteigerung bis 1996 auf 2,5 % jährlich begrenzt werden. Für den Einzelplan 13 wird dies 1993 voll verwirklicht werden. Gegenüber dem Haushalts-Soll von 1992 von 541 Millionen DM erhöhen sich die Ausgaben für 1993 nur urn 12 Millionen DM, also nur um 2,3 %. Der Einzelplan 13 erbringt also eine außerordentliche Einsparleistung. Dies ist um so



    Manfred Kolbe
    bemerkenswerter als der Personalkostenanteil im Einzelplan 45 % gegenüber nur 12 % im gesamten Bundeshaushalt beträgt und die Personalkosten überproportional ansteigen.
    In einer Haushaltsdebatte zum Standort Deutschland können natürlich Post und Telekommunikation nicht außen vor bleiben. Lassen Sie mich deshalb mit dem heute wichtigsten Kommunikationsmittel, dem Telefon, beginnen.
    Wie sah es noch 1990, vor nur zwei Jahren, aus? Während 92 % aller Haushalte in der alten Bundesrepublik ein Telefon hatten, waren es in der ehemaligen DDR nur 17 %. Schlußlicht war der ehemalige Bezirk Dresden mit 14 %, Herr Modrow — er ist nicht da. DDR-Bürger warteten auf ein Telefon länger als auf ein Auto, und darauf wartete man schon bis zu 16 Jahre. 2 000 kleinere Ortschaften hatten noch nicht einmal eine Telefonzelle.

    (Susanne Jaffke [CDU/CSU]: 21 Jahre haben wir darauf gewartet und haben es nicht gekriegt, und dann kam die deutsche Einheit!)

    — Da war sogar der Bundespostminister zu optimistisch, denn ich habe aus seinen Papieren die Angabe von 16 Jahren entnommen.
    Besonders beschränkt wurde der Telefonverkehr zwischen beiden Teilen Deutschlands, wie ich aus persönlicher Erfahrung weiß. Die Menschen sollten nicht miteinander sprechen, und wenn schon, dann überwacht. Von Ost- nach Westdeutschland — man höre und staune — gab es daher ganze 111 Telefonleitungen.
    Nach der Einheit wird die Deutsche Bundespost Telekom das Fernmeldenetz im Osten bis zum Jahre 1997 mit einem Investitionsvolumen von ca. 60 Milliarden DM zum modernsten Telekommunikationsnetz der Welt ausbauen.

    (Uwe Lühr [F.D.P.]: Mit Hilfe der Privatindustrie!)

    — Jawohl. 1991 wurde das digitale Overlay-Netz in Betrieb genommen, das eine enge Vermaschung der Vermittlungsstellen zwischen Ost und West erreicht.
    Während noch im Oktober 1990 nur 5 % der Wählverbindungsversuche beim ersten- oder zweitenmal erfolgreich waren, kamen zum Jahresende 1991 schon 75 % aller Verbindungen beim ersten oder zweiten Wählversuch zustande. Das ist gerade auch für die Abgeordneten aus den östlichen Bundesländern eine wesentliche Erleichterung ihrer Arbeit, Herr Minister. Insgesamt wurden 1991 555 000 Telefonanschlüsse für neue Kunden eingerichtet. Allein 153 000 Geschäftskunden haben einen neuen Telefonanschluß erhalten. Ende 1991 bestanden im Osten schon 2,4 Millionen Telefonanschlüsse gegenüber nur 1,7 Millionen in 1989.
    Die Deutsche Bundespost Telekom war 1991 der größte Einzelinvestor im Osten mit einem Investitionsvolumen von 7 Milliarden DM. Um die Zahl zu verstehen, muß man sehen, daß die gesamte Industrie leider nur 13 Milliarden DM investiert hat. Also ein
    Drittel aller Investitionen geht auf die Telekom zurück!
    Die Ausbaumaßnahmen werden 1992 weitergehen. Das Investitionsvolumen wird auf 9 Milliarden DM ansteigen, da mittlerweile die Grundlagen für einen fortschreitenden Ausbau geschaffen worden sind. Die Telekom beabsichtigt, 1992 ca. 600 000 Telefonanschlüsse einzurichten, so daß bis Ende 1992 insgesamt ca. 3 Millionen Telefonanschlüsse in den östlichen Ländern zur Verfügung stehen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Uwe Lühr [F.D.P.]: Eine einmalige Leistung! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine einmalige Leistung!)

    Die Umstellung auf das gesamtdeutsche Ortsnetzkennzahlensystem läuft. Von West nach Ost ist sie abgeschlossen, von Ost nach West ist sie im Gange; in Berlin haben wir eine einheitliche Vorwahl.
    Auch das Unternehmen Deutsche Bundespost Postdienst wird bis 1995 ca. 4 Milliarden DM für die Erneuerung der Dienstleistungsinfrastruktur in den östlichen Bundesländern aufwenden. Mein Dank gilt von hier aus auch den vielen Mitarbeitern aus dem Osten, die dies bewerkstelligen, und auch denen aus dem Westen, die dort helfen, teilweise unter schwierigen Bedingungen ohne richtige Wohnung und unter der Trennung von Familienangehörigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Post und Telekommunikation haben somit die infrastrukturellen Rahmenbedingungen für den hoffentlich stärker einsetzenden Aufschwung in den östlichen Ländern gesetzt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)