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Metadaten- insert_drive_fileAus Protokoll: 12104
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tocInhaltsverzeichnisPlenarprotokoll 12/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Wolfgang Thierse SPD 8847 B Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/CSU 8849 D Wolfgang Thierse SPD 8850 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 8850C, 8854 C Wolfgang Roth SPD 8852 B Uwe Lühr F D P. 8856B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . 8859 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8861 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 8861C Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 8862 B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 8864A, 8888B Wolfgang Roth SPD , . . 8868 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 8870B Michael Glos CDU/CSU 8872A Dr. Klaus Zeh, Minister des Landes Thüringen 8875 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . 8876 A Ursula Schmidt (Aachen) SPD 8877 A Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/ CSU 8877 D Johannes Nitsch CDU/CSU . . . . . . 8879 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8879 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 8881 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8883B, 8887 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 8887 A Anke Fuchs (Köln) SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8888 A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 8888B Marion Caspers-Merk SPD 8892 A Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . 8893D Klaus Lennartz SPD 8895C, 8898 B Dr. Klaus W. Lippolt (Offenbach) CDU/ CSU 8897 D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . 8898C, 8935 A Dr. Klaus Töpfer CDU/CSU 8899 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8901 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8903A, 8932 C Ulrich Junghanns CDU/CSU , . . . . . 8903 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . 8905D Georg Gallus F D P 8907 A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Jan Oostergetelo SPD . . 8907B, 8909 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 8907 D Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 8908 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . 8909C Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT . . . . . . . . . . . . . . . 8910 A Siegmar Mosdorf SPD 8911B Josef Vosen SPD 8912 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 8914A Josef Vosen SPD 8916A, 8928 A,B Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. 8916C Achim Großmann SPD 8917D, 8925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 8920 D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . 8922 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8924 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8925 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 8925 D Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . . 8928 D Wilfried Bohlsen CDU/CSU 8930 C Ernst Waltemathe SPD . . . . 8931C, 8932 D Werner Zywietz F.D.P. 8934 A Manfred Kolbe CDU/CSU 8935 C Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . 8935 D Elke Ferner SPD 8937 C Manfred Kolbe CDU/CSU 8939 B Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT . . . . . . . . . . . . . 8940 D Peter Paterna SPD 8942 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 8943 B Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . . . . . 8946A Ursula Männle CDU/CSU 8949 B Dr. Edith Niehuis SPD . . . . . . . . 8951 B Maria Michalk CDU/CSU 8953 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8954 C Petra Bläss PDS/Linke Liste 8955 D Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8957 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ . . . . . . . . . . . . . . . . 8959B Marianne Birthler, Ministerin des Landes Brandenburg 8962 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8964 C Ottmar Schreiner SPD 8967 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8969 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 8972 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . . 8974 D Anke Fuchs (Köln) SPD 8975 A Renate Jäger SPD 8976 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. . . . 8977 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 8979 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 8980 B Doris Odendahl SPD 8981 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. . 8983 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. (Erklärung nach § 32 GO) . . . . . . . . . 8984 A Nächste Sitzung 8984 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8985* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8847 104. Sitzung Bonn, den 10. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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folderAnlagenAnlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 10. 09. 92**** Antretter, Robert SPD 10. 09. 92* Berger, Johann Anton SPD 10. 09. 92 Dr. Blank, CDU/CSU 10. 09. 92*** Joseph-Theodor Böhm (Melsungen), CDU/CSU 10. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 10. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 09. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 09. 92**** Friedrich, Horst F.D.P. 10. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 10. 09. 92**** Gattermann, Hans H. F.D.P. 10. 09. 92 Göttsching, Martin CDU/CSU 10. 09. 92 Haschke CDU/CSU 10. 09. 92 (Großhennersdorf), Gottfried Hinsken, Ernst CDU/CSU 10. 09. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 10. 09. 92**** Jaunich, Horst SPD 10. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 10. 09. 92 Elke Lummer, Heinrich CDU/CSU 10. 09. 92* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 10. 09. 92**** Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oesinghaus, Günther SPD 10. 09. 92 Opel, Manfred SPD 10. 09. 92*** Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 10. 09. 92 Pofalla, Ronald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 10. 09. 92** Reddemann, Gerhard CDU/CSU 10. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 10. 09. 92 Rempe, Walter SPD 10. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 09. 92*** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 10. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 10. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 10. 09. 92*** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 10. 09. 92 Sehn, Marita F.D.P. 10. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 10. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 10. 09. 92**** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 10. 09. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
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insert_commentVorherige Rede als Kontext
Rede von Dr. Dagmar Enkelmann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)
Ich denke, das ist immer noch genug. — Ich sprach von den Argumenten des Herrn Krause, um seinen Haushalt durchzusetzen. Die Augenwischerei beginnt eigentlich schon da, wo den Bürgerinnen und Bürgern verschwiegen wird, daß drei Viertel des Etats trotz der unbestritten höheren Anforderungen im Osten in den Westen gehen, deutlich mehr Straßen im Westen neu bzw. ausgebaut werden.
Metadaten/Kopzeile:
Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8933
Dr. Dagmar Enkelmann
Populistisch wirkungsvoll erscheint die Aussage, der Straßenbau im Osten Deutschlands befördere notwendige Investitionen und schaffe Arbeitsplätze. Wer sich wirklich mit offenen Augen im Osten umsieht und nur mit 180 Stundenkilometern im vollklimatisierten Mercedes über die Autobahn rauscht, weiß, daß genau das nicht funktioniert. Viel eher werden auf den schönen neuen Straßen, die vor allem an den Verbindungsstellen zwischen Ost und West ausgebaut werden, Produkte westdeutscher Unternehmen herangekarrt, die durchaus in den Regionen selbst produziert werden könnten. Butter und Fleischwaren aus Schleswig-Holstein in Brandenburg sind, insgesamt gesehen, volkswirtschaftlicher Unsinn; außerdem schmeckt Eberswalder Wurst besser. Es sind für mich nicht begreifbare Mechanismen der Marktwirtschaft, wenn ich die Milch von glücklichen bayerischen Kühen in Brandenburg kaufen kann, obwohl Brandenburger Bäuerinnen und Bauern sehr wohl in der Lage wären, die Bürgerinnen und Bürger selbst mit Milch zu versorgen. Eine restriktive Agrarpolitik verbindet sich hier auf unrühmliche Art mit einer verfehlten Verkehrspolitik.
Um Sie mit einem weiteren Beispiel zu belästigen: Spreewaldgurken waren zu DDR-Zeiten Bückware, für Outsider fast nur unter dem Ladentisch zu erhalten. Inzwischen wird ihre Produktion weiter forciert. So weit gut. Die Gurken aber, die verarbeitet werden, kommen jetzt aus Polen. Dafür nimmt man längere Verkehrswege, stundenlange Wartezeiten an der Grenze und auch den Ruin von Spreewaldbauern in Kauf. Hier erweist sich die Marktwirtschaft weder als ökologisch vernünftig noch als sozial. Hauptsache, der Gewinn stimmt. Genau das ist der Knackpunkt.
Zahlreiche Beispiele infrastrukturell gut erschlossener, aber jetzt zusammenbrechender Industriestandorte, wie z. B. Eberswalde mit Anschluß an die Autobahn, das elektrifizierte Steckennetz der Reichsbahn und einen Verkehrsflugplatz, beweisen außerdem, daß immer neue Straßen nicht zwangsläufig Investoren anlocken und Arbeitsplätze schaffen.
(Beifall bei der PDS/Linke Liste und der SPD)
Dazu gehört wesentlich mehr. Das aber liegt in der Verantwortung der Bundesregierung insgesamt und der Treuhand.
Das zweite Argument für immer mehr Straßen ist die Zunahme des Verkehrs. Mehr Verkehr — also müssen neue Straßen her, um die alten zu entlasten. Das scheint zunächst logisch, aber wohl doch nur für einfache Gemüter.
Die erste Verkehrsanhörung der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre" beschäftigte sich mit Prognosen der Verkehrsentwicklung bis zum Jahre 2010. Danach ergibt sich u. a. folgendes Bild: Die Verkehrsleistungen im Personenfernverkehr auf der Straße werden im Vergleich zum Jahre 1988 um 30 bis 40 % steigen. Beim Güterfernverkehr werden die Steigerungen dagegen bei 95 bis 111 % liegen. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wird sich der Straßenverkehr mindestens verdoppeln. Es gibt einige Prognosen, die sogar von einer Steigerung auf das
Drei- bis Vierfache ausgehen. Selbst die äußerst großzügigen Vorhaben des Verkehrsministers im Straßenbau könnten, eine entsprechende Demokratie ausschaltende Beschleunigung der Genehmigungsverfahren vorausgesetzt, mit einer solchen Verkehrsentwicklung nicht mithalten. Das wird also zu einer weiteren Verdichtung des ohnehin schon hoch verdichteten Straßenverkehrs führen und Herrn Krause, sollte er im Jahre 2010 immer noch Verkehrsminister sein,
(Dr. Klaus-Dieter Feige [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, um Gottes willen!)
was die Wählerinnen und Wähler verhüten mögen, dazu bringen, immer neue Flächen für den Straßenbau zu versiegeln — ein Teufelskreis, der nur durchbrochen werden kann, wenn ein völlig neuer Ansatz für den Haushalt des Verkehrsministers gefunden wird. Dieser Ansatz kann einzig und allein in der Umkehr der bisherigen Verkehrspolitik und nicht in ihrer Fortschreibung liegen.
Damit könnte zugleich eine letzte Chance genutzt werden, Fehler, die über Jahrzehnte in der Bundesrepublik auf dem Verkehrsgebiet gemacht wurden und inzwischen auch von Politikerinnen und Politikern, von Expertinnen und Experten eingestanden werden, in den neuen Bundesländern zu vermeiden. Von verbalen Äußerungen, wie sie der Minister z. B. heute morgen getan hat, daß er angetreten sei, verfehlte Verkehrspolitik im Westen zu reparieren, bleibt real wenig übrig. Im Gegenteil, er tut alles dafür, um dem Osten beschleunigt die westlichen Verkehrsstandards aufzuzwingen.
Es ist also allerhöchste Eisenbahn, ein ökologisches integriertes Verkehrskonzept auszuarbeiten und umzusetzen, das die Priorität eindeutig auf die Punkte Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung setzt. Eine drastische Reduzierung der Verkehrsleistung im motorisierten Individualverkehr ist über eine Siedlungs- und Strukturpolitik der kurzen Wege möglich, deren wichtigstes Einsparpotential bei den Fahrzwekken im Alltagsleben, beim Berufs-, Ausbildungs- und Einkaufsverkehr, liegt. Notwendig ist eine Struktur- und Städtebaupolitik, die die Trennung von Wohnen und Arbeiten weitgehend aufhebt, auf überschaubare Stadtquartiere mit sehr viel geringerem Verkehrsaufkommen abzielt, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten in Wohnnähe befördert.
Voraussetzung für eine ebenso notwendige Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene und auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes ist der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs zu effektiven, fahrgastfreundlichen Netzen bei Preisen, die unter denen des motorisierten Individualverkehrs liegen. Die Bahn muß als öffentliches Dienstleistungsunternehmen erhalten bleiben — mit dem Ziel, den Verkehr auch in der Fläche abzudecken, einen kombinierten Verkehr vor allem in Form von „Bike and Ride" zu ermöglichen und gleichzeitig die schnelle Bewältigung aller wichtigen Städteverbindungen zu gestatten.
Aber auch bei der Bahn zeichnet sich die Bundesregierung durch Konzeptionslosigkeit aus. „Privati-
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8934 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992
Dr. Dagmar Enkelmann
sierung" heißt das Zauberwort; ungeklärt aber bleibt beispielsweise nach wie vor, woher die u. a. vom Deutschen Städtetag geforderten Ausgleichszahlungen für die Übernahme des öffentlichen Personennahverkehrs durch die Gebietskörperschaften in Höhe von ca. 11 Milliarden DM kommen sollen. Klar ist nur eines: daß sich insbesondere die finanzschwachen Kommunen in Ostdeutschland den Luxus eines intakten Nahverkehrsnetzes nicht mehr leisten können.
Maßnahmen eines alternativen Verkehrskonzepts ergeben sich weiterhin im Bereich Fahrzeugtechnik sowie im Güterverkehr. Die Gruppe PDS/Linke Liste wird in wenigen Wochen einen entsprechenden Antrag im Bundestag einbringen. Vielleicht bietet er Herrn Minister Krause und den Herren im Verkehrsministerium eine ganze Reihe von Anregungen, um aus der verfahrenen Kiste Verkehr wieder herauszufinden.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der PDS/Linke Liste sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Rede von Renate Schmidt
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Als nächster hat der Kollege Werner Zywietz das Wort.
-
insert_commentNächste Rede als Kontext
Rede von Werner Zywietz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Deutschland — so meine ich — hat als Wirtschaftsstandort einen guten, einen sehr guten Ruf zu verteidigen. Es ist nach dem Glücksfall der deutschen Einheit nicht einfacher geworden, das Prädikat „Made in Germany", das Ausmaß von Import und Export, und den Wohlstand, der damit einhergeht, zu sichern. Ich glaube, das ist nicht strittig. Ich meine, es kann auch gar nicht strittig sein, daß eine gute Infrastruktur zwar nicht die alleinige, aber doch eine sehr wesentliche Voraussetzung für eine arbeitsplatzsichernde und arbeitsplatzschaffende wirtschaftliche Entwicklung ist. Wenn es so ist, daß unser Wohlstand weitgehend im Import und im Export, d. h. in der Weltwirtschaft und auf den Weltmärkten erarbeitet werden muß — nur die Ware zu produzieren reicht nicht; sie muß auch verkauft werden, und das geschieht weitestgehend auf den Weltmärkten —, dann brauchen wir eine gute Verkehrsinfrastruktur — Herr Müller, ansonsten habe ich Ihre Ausführungen, was die Sache und auch die humorige Art anbelangt, sehr gern verfolgt — und auch einen guten Verkehrsbezug zu den uns umgebenden Staaten.
Ich weiß wie Sie und wie wir alle um die Problematik in der EG. Das ist unbestritten. Aber nachdem Willy Brandt einmal zu Recht gesagt hat, daß wir ein Volk guter Nachbarn sein wollen, wollen wir einen Neidkomplex, was die Verkehrsbezüge und Verkehrsanbindungen zu den Nachbarstaaten anbelangt überhaupt nicht erst aufkeimen lassen.
(Zuruf von der SPD: Reden Sie einmal mit Spediteuren!)
Ein Teil dieses Wohlstandes hängt auch am guten Verkehrsbezug zum Umland. Wir haben, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, allein auf dem Lande so viele Nachbarn wie kein anderer Staat in Europa. Ich habe einmal nachgezählt. Wir haben zu zehn oder elf
Staaten direkte Landverbindung. Dies per Schiene und per Auto vernünftig zu gestalten ist auch ein Stück Wohlstandssicherung für die 80 Millionen deutschen Bürger.
(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Deswegen sollten wir damit ganz behutsam umgehen und hier nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.
Die paar Minuten Redezeit, die ich hier habe, der 5-Minuten-Takt, eigenen sich nicht, Frau Kollegin von der PDS, für eine Neiddiskussion über Dienstwagen klimatisierter Art oder eine Ost-West-Neiddiskussion. Wir müssen uns vielmehr ein paar ganz nüchterne Fakten vor Augen führen.
Ich bin felsenfest davon überzeugt — so sehen wir das von der F.D.P. —, daß dieser Haushalt in seiner Größenordnung und in seiner Struktur eine gute bis ausgezeichnete Voraussetzung ist, um wirtschaftliches Zusammenwachsen und wirtschaftliche Prosperität im vereinten Deutschland zu liefern. Wenn man sich die Zahlen anschaut, stellt man fest, daß dieser Haushalt vom Volumen her mittlerweile Platz 4 erreicht hat. Es ist also ein Spitzenhaushalt. Es ist ein Investitionshaushalt. Es ist einer der Haushalte mit den größten Zuwachsraten. Hier könnte man nachdenklich werden. Nur die Versorgungsaufwendungen sind schneller gewachsen als dieser Etat. Das heißt, daß wir für Personal und dessen spätere Versorgung mehr ausgeben als für diesen die Zukunft sichernden Teil mit seinen extrem hohen investiven Anteilen. Es bleibt zu wünschen, daß in der Umsetzung dieses Haushalts möglichst viele mittelständische Unternehmen aus dem Umfeld all dieser Investitionsprojekte — ob Straße, Schiene, Wasserstraße oder Flughäfen — eine gute Beschäftigung bekommen. Das ist zu hoffen.
(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)
Die Planung ist gemacht. Mit Blick auf das Haus sage ich: Mit diesen Großprojekten, der Beschleunigung, den Investitionsmaßnahmen hat das Parlament erhöhte Verantwortung übernommen, für unseren Teil füge ich hinzu: gern übernommen. Wir tragen mehr Verantwortung, damit es in diesem Bereich für die Bevölkerung schneller besser wird. All das kann ich nur unterstützen.
Der Bundesverkehrswegeplan, der die Perspektive zu den einzelnen Maßnahmen gibt, liegt vor. — Ich muß auf die Uhr schauen. — So weit, so gut. Die guten Maßnahmen werden nicht am Gelde scheitern. Auch das kann man hinzufügen. Aber man muß sagen: Das Ganze muß jetzt umgesetzt werden. Dabei schaue ich jetzt in Ihre Richtung. Richtige Macher sind jetzt gefragt. Nachdem Planung, Konzepte, Richtung und Finanzen weitgehend — ich sage nicht: ausschließlich — geregelt sind, muß jetzt gebaut und umgesetzt werden — das ist wichtig —, damit wir bald eine Autobahn beispielsweise an der Ostsee entlang bis Rostock, Stettin und weiter haben. Aber ich füge vielleicht etwas bildhaft hinzu: Es kommt, wenn wir eine Autobahn nach Rostock haben, auch darauf an, daß man gerne hinfährt und dort investiert und nicht
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Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8935
Werner Zywietz
durch Ereignisse und Demonstrationen, wie wir sie leider hatten, abgeschreckt wird.
(Beifall der Abg. Uta Würfel [F.D.P.])
Es trifft sich nämlich Vergangenheitsbewältigung auch damit, daß für eine gute Zukunft auch die Psyche stimmen muß. Die Investition ist das eine, und die Psyche, das Wollen, ist das andere. Ich erinnere mich an den Sport. Wenn Boris Becker verliert, hat er noch nie gesagt, daß es an den Beinen liegt. Er sagt immer: Es liegt am Kopf, an der Psyche, an der Leistungsbereitschaft.