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    Plenarprotokoll 12/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Wolfgang Thierse SPD 8847 B Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/CSU 8849 D Wolfgang Thierse SPD 8850 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 8850C, 8854 C Wolfgang Roth SPD 8852 B Uwe Lühr F D P. 8856B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . 8859 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8861 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 8861C Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 8862 B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 8864A, 8888B Wolfgang Roth SPD , . . 8868 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 8870B Michael Glos CDU/CSU 8872A Dr. Klaus Zeh, Minister des Landes Thüringen 8875 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . 8876 A Ursula Schmidt (Aachen) SPD 8877 A Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/ CSU 8877 D Johannes Nitsch CDU/CSU . . . . . . 8879 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8879 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 8881 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8883B, 8887 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 8887 A Anke Fuchs (Köln) SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8888 A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 8888B Marion Caspers-Merk SPD 8892 A Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . 8893D Klaus Lennartz SPD 8895C, 8898 B Dr. Klaus W. Lippolt (Offenbach) CDU/ CSU 8897 D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . 8898C, 8935 A Dr. Klaus Töpfer CDU/CSU 8899 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8901 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8903A, 8932 C Ulrich Junghanns CDU/CSU , . . . . . 8903 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . 8905D Georg Gallus F D P 8907 A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Jan Oostergetelo SPD . . 8907B, 8909 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 8907 D Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 8908 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . 8909C Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT . . . . . . . . . . . . . . . 8910 A Siegmar Mosdorf SPD 8911B Josef Vosen SPD 8912 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 8914A Josef Vosen SPD 8916A, 8928 A,B Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. 8916C Achim Großmann SPD 8917D, 8925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 8920 D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . 8922 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8924 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8925 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 8925 D Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . . 8928 D Wilfried Bohlsen CDU/CSU 8930 C Ernst Waltemathe SPD . . . . 8931C, 8932 D Werner Zywietz F.D.P. 8934 A Manfred Kolbe CDU/CSU 8935 C Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . 8935 D Elke Ferner SPD 8937 C Manfred Kolbe CDU/CSU 8939 B Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT . . . . . . . . . . . . . 8940 D Peter Paterna SPD 8942 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 8943 B Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . . . . . 8946A Ursula Männle CDU/CSU 8949 B Dr. Edith Niehuis SPD . . . . . . . . 8951 B Maria Michalk CDU/CSU 8953 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8954 C Petra Bläss PDS/Linke Liste 8955 D Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8957 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ . . . . . . . . . . . . . . . . 8959B Marianne Birthler, Ministerin des Landes Brandenburg 8962 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8964 C Ottmar Schreiner SPD 8967 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8969 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 8972 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . . 8974 D Anke Fuchs (Köln) SPD 8975 A Renate Jäger SPD 8976 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. . . . 8977 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 8979 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 8980 B Doris Odendahl SPD 8981 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. . 8983 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. (Erklärung nach § 32 GO) . . . . . . . . . 8984 A Nächste Sitzung 8984 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8985* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8847 104. Sitzung Bonn, den 10. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 10. 09. 92**** Antretter, Robert SPD 10. 09. 92* Berger, Johann Anton SPD 10. 09. 92 Dr. Blank, CDU/CSU 10. 09. 92*** Joseph-Theodor Böhm (Melsungen), CDU/CSU 10. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 10. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 09. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 09. 92**** Friedrich, Horst F.D.P. 10. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 10. 09. 92**** Gattermann, Hans H. F.D.P. 10. 09. 92 Göttsching, Martin CDU/CSU 10. 09. 92 Haschke CDU/CSU 10. 09. 92 (Großhennersdorf), Gottfried Hinsken, Ernst CDU/CSU 10. 09. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 10. 09. 92**** Jaunich, Horst SPD 10. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 10. 09. 92 Elke Lummer, Heinrich CDU/CSU 10. 09. 92* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 10. 09. 92**** Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oesinghaus, Günther SPD 10. 09. 92 Opel, Manfred SPD 10. 09. 92*** Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 10. 09. 92 Pofalla, Ronald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 10. 09. 92** Reddemann, Gerhard CDU/CSU 10. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 10. 09. 92 Rempe, Walter SPD 10. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 09. 92*** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 10. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 10. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 10. 09. 92*** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 10. 09. 92 Sehn, Marita F.D.P. 10. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 10. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 10. 09. 92**** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 10. 09. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Carl-Ludwig Thiele


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Nach Auffassung der F.D.P. ist der Besitz einer angemessenen Wohnung in einem menschenwürdigen Wohnumfeld wesentlicher Bestandteil der Existenzgrundlage des Menschen und damit Voraussetzung jeder freien Persönlichkeitsentfaltung. Doch müssen wir leider feststellen, daß es derzeit sowohl in den alten



    Carl-Ludwig Thiele
    wie auch in den neuen Bundesländern zu wenig Wohnungen gibt. Wir müssen uns deshalb im Bereich des Wohnungsbaus überlegen, wie die positiven Zeichen der jüngsten Zeit verstärkt werden können, damit auch in Zukunft zunehmend im Wohnungsbau investiert wird.
    Zunächst ist hier darauf hinzuweisen, daß der Staat in diesem Bereich nicht alle Probleme lösen kann. Erforderlich ist die verstärkte Mobilisierung privaten Kapitals. Wir müssen allerdings feststellen, daß in der derzeitigen Hochzinsphase viele Kapitalanleger nicht zu Investitionen im Wohnungsbau bereit sind. Insofern muß das Ziel darin bestehen, zu einer Senkung der Zinsen zu kommen.
    Hier ist zu fragen: Was kann der Haushalt zur Erreichung dieses Ziels beitragen? Die Antwort besteht in einer sparsamen Haushaltsführung der öffentlichen Hand. Die Steigerung des Haushalts des Bundes liegt mit 2,5 % noch unter der Inflationsrate. Insofern ist der hier vorgelegte Etat für den Haushalt 1993 ein Schritt in die richtige Richtung.
    Der Staat selbst ist nicht im entferntesten in der Lage, das gesamte Kapital aufzubringen, welches im Wohnungsbau in den neuen und in den alten Bundesländern benötigt wird. Sollte es uns wirklich gelingen, vermehrt privates Kapital für Investitionen im Wohnungsbau zu mobilisieren, so wäre dies der beste Weg.

    (Beifall bei der F.D.P. und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich würde es auch für richtig halten, wenn Gespräche mit der Lebensversicherungsbranche geführt werden, damit die dort angelegten Gelder den Weg zurück in den Wohnungsbau finden.

    (Dieter Pützhofen [CDU/CSU]: Richtig!)

    Doch die anderweitige Kapitalbindung ist nicht die einzige Schwierigkeit des deutschen Wohnungsmarktes: In Deutschland fehlt Bauland. Auch wenn Grund und Boden zur Verfügung stehen, so muß doch darauf hingewirkt werden, daß die Kommunen mehr Flächen als Bauland ausweisen.
    Ferner ist zu begrüßen, daß Sie, Frau Minister, die Förderung des sozialen Wohnungsbaus nunmehr so ändern wollen, daß es eine Kopplung von Objekt- und Subjektförderung geben soll, damit dem Irrsinn der Fehlbelegung begegnet wird.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.])

    Ich halte es für absolut richtig, daß wir auch im sozialen Wohnungsbau zu einer einkommensbezogenen Miete kommen.
    Insbesondere in den neuen Bundesländern ist der Baumarkt erfreulicherweise angesprungen. Dieser Bereich stellt eine Initialzündung für die Gesamtwirtschaft dar, die wir gerade in den neuen Bundesländern dringend benötigen.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ich möchte an dieser Stelle allerdings darauf hinweisen, daß es in den neuen Bundesländern einen ungeheuren Bedarf an Einfamilienhäusern gibt. Auch insofern ist es also wünschenswert, daß die Kommunen entsprechend Bauland ausweisen.

    (Otto Reschke [SPD]: Auch im Westen!)

    — Das ist richtig. Wenn Sie sich aber die Struktur der Bauten in den neuen und in den alten Bundesländern ansehen, dann werden Sie zwanglos feststellen können, daß in den neuen Bundesländern erheblich mehr große Wohnblöcke stehen als in den alten und daß die Versorgung mit Einfamilienheimen in den alten Bundesländern stärker ausgeprägt ist als in den neuen.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Dann müssen wir allerdings auch unsere Steuerpolitik ändern!)

    — Auch darüber können wir sprechen.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Müssen wir sogar!)

    In der kurzen mir zur Verfügung stehenden Zeit möchte ich noch kritisch anmerken, daß in den neuen Bundesländern die Privatisierung nicht in der Form verläuft, wie wir uns das vorgestellt haben.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Leider!)

    Unter Privatisierung in den neuen Bundesländern verstehe ich nicht die Veräußerung großer Mietwohnungsbauten an neue und große Träger, sondern Angebote an breite Bevölkerungsschichten, vor allem an die derzeitigen Mieter.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Und warum klappt das nicht?)

    Dies ist eine Forderung, die auf breitem Konsens beruht, weil ja auch die SPD gerade jetzt wieder die Vermögensbildung fordert. Ich hatte schon in der letzten Debatte in diesem Punkt Einverständnis auch mit der SPD.

    (Zuruf von der SPD: Weil die Leute das Geld zum Kaufen gar nicht haben!)

    — Nein, das stimmt doch gar nicht. Es hängt immer davon ab, welcher Preis dafür genommen wird. Wenn ein Preis genommen wird, mit dem die Altschulden abgedeckt werden könnten — in der Regel 600 bis 900 DM pro Quadratmeter —, dann hätten Sie auch bei den Bürgern der neuen Bundesländer in erheblichem Umfang Kapital, das zur Verfügung steht. Die Modernisierung und die Renovierung dieser Bauten vorher ist ein anderes Problem, das ebenfalls gelöst werden muß.
    Deshalb, Frau Ministerin, hatte ich in der letzten Haushaltsdebatte angeregt, eine Privatisierungsbroschüre zu diesem Bereich zu erstellen; das hatten Sie mir in der Haushaltsdebatte vor einem Jahr auch zugesagt. Nach unserem Gespräch und Ihrer Zusage in dieser Woche freue ich mich, diese Broschüre nun Ende des Jahres auch wirklich in den Händen halten zu können.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.])

    In diesem Heft benötigen wir eine allgemeinverständliche Darlegung der finanziellen Folgen des Kaufs einer Eigentumswohnung in den neuen Bundesländern durch den Mieter auch an Hand von



    Carl-Ludwig Thiele
    Fallbeispielen, in denen dann die Unterstützung durch einen Lastenzuschuß für einkommensschwache Mitbürger, Steuervorteile, Zinsbelastung, Tilgung usw. aufgeführt wird.
    Meine Damen und Herren, wenn Kapital mobilisiert werden sollte, dann sollte man das eben nicht nur bei den Großen, sondern auch bei den Kleinen versuchen. Damit wäre nicht nur dem Wohnungsbau geholfen, sondern auch weiten Bevölkerungskreisen die Perspektive gegeben, den Lebensabend in den eigenen bezahlten vier Wänden verbringen zu können und nicht unbedingt zur Miete wohnen zu müssen.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich erteile jetzt unserem Kollegen Dr. Ilja Seifert das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ilja Seifert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zur gleichen Zeit, da sich gestern die Politprominenz auf dem Berliner Laubenpieperfest in Bonn amüsierte, gingen in Berlin 15 000 Berlinerinnen und Berliner auf die Straße, um unter dem Motto „Wir bleiben alle" — nämlich in unseren Wohnungen — gegen die Mietenexplosion in Ost und West zu protestieren.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Und es war die PDS, die es organisiert hat!)

    — Wenn Sie das meinen, ist das Ihr Problem. Das wäre natürlich auch etwas für Sie.
    Diejenigen, die den Menschen in Ostdeutschland eine gewisse Einkommensentwicklung in den Bauch reden und behaupten, daß die Mietenerhöhung zum 1. Januar 1993 sozial verträglich sei, fehlten dort natürlich. Dort ging es nicht nur um ein Ostproblem, für das Sie einfach die SED verantwortlich machen können; dort ging es um eine Menschenrechtsfrage, die noch in ganz Deutschland offen ist.
    Menschen nicht nur aus meinem Wahlkreis Berlin-Friedrichshain, Treptow und Lichtenberg verdeutlichten gestern auf der Demo nochmals die wahre Situation im Osten. Die Umlage von Privatmodernisierungen führt in einer Reihe von Wohnungen schon jetzt dazu, daß die Mieten höher sind als bei vergleichbaren Wohnungen in West-Berlin.
    Mit der sogenannten freiwilligen Instandhaltungsumlage, mit Beschaffenheitszuschlägen für eigentlich selbstverständliche Dinge und weiteren Modernisierungsumlagen ohne Kappungsgrenze werden ab 1. Januar 1993 zunehmend mehr Wohnungen unverschämt teuer sein und sich praktisch in keiner Weise mehr von „Westmieten" unterscheiden. Wie die Löhne sind, wissen wir ja.
    Friedrichshain liegt mit 21 % offiziell registrierten Arbeitslosen in Berlin an der Spitze; betrachtet man die durchschnittlichen Haushaltseinkommen, so liegen Friedrichshain und Prenzlauer Berg am Ende der Tabelle. Ein Viertel der Haushalte, Frau Schwaetzer, hat für den Monat weniger zur Verfügung, als Sie und die anderen Minister an einem Tag an Gehalt kassieren.
    Massenarbeitslosigkeit und wachsende Armut auf der einen Seite, 200 000 Wohnungssuchende in Berlin — Tendenz steigend — auf der anderen Seite führen zu großen Ängsten. Das, meine Damen und Herren von der Koalition, sollte allerdings bei Ihnen Angst auslösen.
    Das Zehn-Punkte-Programm, das Dietmar Keller vor zwei Tagen hier vorgestellt hat, betont, daß die Wohnung als Sozialgut betrachtet werden soll und nicht als Marktobjekt. Deshalb fordern wir zunächst, daß alle Menschen in Ostdeutschland, die an der von der Bundesregierung immer wieder behaupteten Einkommensentwicklung von 20 % nicht teilhaben konnten, deren Einkommen sich rückläufig entwickelte oder stagniert, den vollen Ausgleich für die Mieterhöhung mittels erhöhter Wohngeldzahlung erhalten. Einen entsprechenden Antrag dazu werden wir noch einbringen.
    Gestatten Sie mir an dieser Stelle zwei Bemerkungen zum Wohngeld, das ja eine nicht unwesentliche Position im Haushalt darstellt.
    Erstens. Das Wohngeldsystem und damit die Subjekt- statt objektbezogene Subventionierung halten wir durchaus für ein probates Mittel im Sinne sozialer Gerechtigkeit. Fakt ist aber, daß dieses Mittel angesichts der Mietenentwicklung in den letzten zehn Jahren in der derzeitigen Form immer weniger tauglich ist. Wohngeld als Regelfall statt als Ausnahme kann doch nicht als normal betrachtet werden. In Friedrichshain rechnet das Bezirksamt mit 36 000 Wohngeldanträgen. Das heißt, jeder zweite Haushalt ist auf einen Zuschuß angewiesen. Das ist auch ein riesiges psychologisches Problem. Ich bitte, das nicht unter den Tisch fallen zu lassen.
    Zweitens. Bis Ende Oktober werden die neuen Mietbescheide ausgereicht. Dann ist mit einem Ansturm auf die Wohnungsämter zu rechnen. Nach jetzigem Stand sind die Ämter bei weitem nicht in der Lage, mit den vorhandenen personellen und materiell-technischen Voraussetzungen die Anträge zu bearbeiten. Ich fordere Sie, Frau Bundesbauministerin, deshalb auf, dafür Sorge zu tragen, daß mit entsprechenden kurzfristigen Maßnahmen eine schnelle und ordnungsgemäße Zahlung wenigstens des in Aussicht gestellten Wohngeldes in allen Kommunen gewährleistet wird.
    Sehr geehrte Damen und Herren, warum rede ich eigentlich im Bundestag über eine Demonstration der Mieter in Berlin? Inzwischen geben mehr oder weniger alle Parteien zu, daß in Deutschland Wohnungsnot besteht. Der Bundeshaushalt 1993 verdeutlicht aber, daß die Regierung nicht einmal den Versuch unternimmt, diese Not zu bekämpfen. Von dem im vergangenen Jahr groß angekündigten wohnungspolitischen Konzept der Regierung redet inzwischen niemand mehr; es wäre ja auch vergebliche Liebesmüh.
    Für die direkte Förderung des Wohnungsbaus sind — wie in den vergangenen Jahren — vergleichsweise lächerliche Summen vorgesehen, und das im Wissen darum, daß der finanzielle Spielraum der Länder und Kommunen für den Wohnungsbau eher geringer wird, statt zu wachsen.



    Dr. Ilja Seifert
    Statt dafür zu sorgen, daß Reiche immer reicher werden — ich denke dabei an den unsäglichen § 10 e des Einkommensteuergesetzes —, statt immer mehr Geld für Rüstung, Verwaltungsbürokratie und Prestigeobjekte auszugeben, ist unseres Erachtens eine radikale Änderung in der Prioritätenliste vonnöten.
    Wir sind für eine effektive und leistungsfähige Bau- und Wohnungswirtschaft, aber wir sind in erster Linie dafür, daß das Recht auf bezahlbare Wohnungen für alle als Menschenrecht gilt. Das trifft übrigens für Eigenheime genauso wie für Mietwohnungen zu.
    Wir bekräftigen unsere Forderung nach einem umfassenden nationalen Wohnungsbauprogramm für ganz Deutschland. Städtebauliche, ökologische und soziale Aspekte sollten dabei — ebenso wie die Schaffung von Arbeitsplätzen — gleichrangig beachtet werden. Unsere Forderung ist, mittelfristig mindestens 8 % der öffentlichen Haushalte für die Verwirklichung dieses Menschenrechts einzusetzen. Auf dem Weg dorthin sollte bereits 1993 durch eine Verdoppelung der für die Wohnungsbauförderung vorgesehenen Mittel ein deutliches Zeichen gesetzt werden.
    Die konkrete Situation in Deutschland verlangt, maßgeschneiderte Konzepte für Ost und West, sogar für jede Region zu entwickeln, die den speziellen Bedingungen gerecht werden. Wir würden uns freuen, wenn es gelänge, für dieses immer drängendere soziale Problem — inzwischen werden die Mieten ja auch für Bezieher mittlerer Einkommen unerschwinglich — im Sinne des Menschenrechts auf Wohnung einen parteiübergreifenden Konsens herbeizuführen, und erklären uns ausdrücklich bereit, dafür unsere Kenntnisse über die Lage konstruktiv einzubringen.
    Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der PDS/Linke Liste)