Rede:
ID1210415200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Ich: 1
    2. erteile: 1
    3. unserem: 1
    4. Kollegen: 1
    5. Josef: 1
    6. Vosen: 1
    7. das: 1
    8. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Wolfgang Thierse SPD 8847 B Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/CSU 8849 D Wolfgang Thierse SPD 8850 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 8850C, 8854 C Wolfgang Roth SPD 8852 B Uwe Lühr F D P. 8856B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . 8859 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8861 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 8861C Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 8862 B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 8864A, 8888B Wolfgang Roth SPD , . . 8868 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 8870B Michael Glos CDU/CSU 8872A Dr. Klaus Zeh, Minister des Landes Thüringen 8875 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . 8876 A Ursula Schmidt (Aachen) SPD 8877 A Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/ CSU 8877 D Johannes Nitsch CDU/CSU . . . . . . 8879 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8879 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 8881 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8883B, 8887 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 8887 A Anke Fuchs (Köln) SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8888 A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 8888B Marion Caspers-Merk SPD 8892 A Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . 8893D Klaus Lennartz SPD 8895C, 8898 B Dr. Klaus W. Lippolt (Offenbach) CDU/ CSU 8897 D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . 8898C, 8935 A Dr. Klaus Töpfer CDU/CSU 8899 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8901 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8903A, 8932 C Ulrich Junghanns CDU/CSU , . . . . . 8903 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . 8905D Georg Gallus F D P 8907 A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Jan Oostergetelo SPD . . 8907B, 8909 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 8907 D Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 8908 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . 8909C Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT . . . . . . . . . . . . . . . 8910 A Siegmar Mosdorf SPD 8911B Josef Vosen SPD 8912 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 8914A Josef Vosen SPD 8916A, 8928 A,B Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. 8916C Achim Großmann SPD 8917D, 8925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 8920 D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . 8922 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8924 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8925 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 8925 D Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . . 8928 D Wilfried Bohlsen CDU/CSU 8930 C Ernst Waltemathe SPD . . . . 8931C, 8932 D Werner Zywietz F.D.P. 8934 A Manfred Kolbe CDU/CSU 8935 C Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . 8935 D Elke Ferner SPD 8937 C Manfred Kolbe CDU/CSU 8939 B Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT . . . . . . . . . . . . . 8940 D Peter Paterna SPD 8942 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 8943 B Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . . . . . 8946A Ursula Männle CDU/CSU 8949 B Dr. Edith Niehuis SPD . . . . . . . . 8951 B Maria Michalk CDU/CSU 8953 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8954 C Petra Bläss PDS/Linke Liste 8955 D Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8957 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ . . . . . . . . . . . . . . . . 8959B Marianne Birthler, Ministerin des Landes Brandenburg 8962 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8964 C Ottmar Schreiner SPD 8967 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8969 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 8972 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . . 8974 D Anke Fuchs (Köln) SPD 8975 A Renate Jäger SPD 8976 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. . . . 8977 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 8979 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 8980 B Doris Odendahl SPD 8981 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. . 8983 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. (Erklärung nach § 32 GO) . . . . . . . . . 8984 A Nächste Sitzung 8984 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8985* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8847 104. Sitzung Bonn, den 10. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 10. 09. 92**** Antretter, Robert SPD 10. 09. 92* Berger, Johann Anton SPD 10. 09. 92 Dr. Blank, CDU/CSU 10. 09. 92*** Joseph-Theodor Böhm (Melsungen), CDU/CSU 10. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 10. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 09. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 09. 92**** Friedrich, Horst F.D.P. 10. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 10. 09. 92**** Gattermann, Hans H. F.D.P. 10. 09. 92 Göttsching, Martin CDU/CSU 10. 09. 92 Haschke CDU/CSU 10. 09. 92 (Großhennersdorf), Gottfried Hinsken, Ernst CDU/CSU 10. 09. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 10. 09. 92**** Jaunich, Horst SPD 10. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 10. 09. 92 Elke Lummer, Heinrich CDU/CSU 10. 09. 92* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 10. 09. 92**** Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oesinghaus, Günther SPD 10. 09. 92 Opel, Manfred SPD 10. 09. 92*** Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 10. 09. 92 Pofalla, Ronald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 10. 09. 92** Reddemann, Gerhard CDU/CSU 10. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 10. 09. 92 Rempe, Walter SPD 10. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 09. 92*** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 10. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 10. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 10. 09. 92*** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 10. 09. 92 Sehn, Marita F.D.P. 10. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 10. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 10. 09. 92**** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 10. 09. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinz Riesenhuber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich bedanke mich sehr, Herr Präsident.
    Liebe Kollegen, ich kann hier nur einige wenige Punkte ansprechen.

    (Josef Vosen [SPD]: Eine gute Ausrede!)

    Aber wir tun hier viel. Beim großen Problem der Industrieforschung, bei dem der Staat nur begrenzt helfen kann, helfen wir dennoch mit Finanzen. Wir haben mit der Treuhand gesprochen. Hier entsteht jetzt eine Strategie, bei der die Evaluierung der einzelnen Institute mit dem Ziel der Überführung in private Hände angegangen wird. Dies alles bringt uns weiter und hilft. Dabei sehe ich, daß wir hier außerordentlich große Probleme an der Grenze der Gestaltungsmöglichkeiten des Staates haben.
    Ich kann die deutschen Unternehmen nur auffordern, sich hier zu engagieren und einzulassen. Marktwirtschaftliche Forschung und marktwirtschaftliche Strategien lernt man nicht aus Büchern, sondern nur aus der Zusammenarbeit mit den Kollegen. Nur in dem Maße, wie man selber auf marktwirtschaftliche Weise weit in den Mittelstand hinein Zukunft aufbaut, werden wir Dynamik gewinnen.
    Meine lieben Kollegen, diese Strategie für die neuen Bundesländer ist in einer Gesamtstrategie eingebettet. Deutschland — ich sagte es — kann nur insgesamt erfolgreich sein. Dies heißt, daß wir in der nächsten Generation von Technologien rechtzeitig begreifen müssen, was geschieht, und das miteinander verbinden müssen. Deshalb arbeiten wir seit zwei Jahren an der Strategie auf die neuen Themen hin. Total Quality Management ist eine Strategie Japans zur Sicherung von Qualität. Wir arbeiten hier mit; nicht direkt der BMFT, aber wir stellen die Fragen an die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit den Sonderforschungsbereichen. Mit Qualitätszirkeln der Unternehmen in Ost und West gemeinsam sollen die Strategien aufgebaut werden.
    Die Technologien des 21. Jahrhunderts: Seit zwei Jahren arbeiten wir diese Themen auf. Wir prüfen die Strategien, die Japan und die USA für diese Themen



    Bundesminister Dr. Heinz Riesenhuber
    gefunden haben. Wir machen eigene Studien. Wir geben Aufträge auch an japanische Institute, um unsere Fragen dort aufarbeiten zu lassen. Wir haben die Grundlagenforschungskommission eingesetzt. Wir haben hier eigene Arbeitsgruppen eingesetzt, beispielsweise eine hochrangige Arbeitsgruppe, die die Sozialwissenschaften und die Industrie einschließt, die top-down die Strategie für eine Problemlösung der nächsten Generation der Technik angeht.
    Wir werden die Zukunft nicht programmieren. Es ist nicht Aufgabe des Staates, hier Industriepolitik zu machen und Zukunft vorzuschreiben. Aber Aufgabe des Staates ist es, die richtigen Fragen rechtzeitig zu stellen. Deshalb werden wir zur Diskussion stellen die Nanotechnologien und die Bioinformatik, die Oberflächen- und die Dünnschichttechniken, den ganzen Kranz von neuen Technologien, die jetzt neue Bereiche für die Wirtschaft und für Problemlösungen eröffnen können. Deshalb führen wir dieses in einem Gespräch mit den Unternehmern und den Wissenschaftlern weiter.
    Ich habe gesagt: Wir wollen keine Industriepolitik so machen, als ob der Staat zukünftige Entwicklungen dirigistisch festlegen könnte. Das wäre ein Verlust an Kreativität und Dynamik. Was aber der Staat kann, ist, die richtigen Themen offenzulegen. Deshalb spreche ich regelmäßig mit den Präsidenten der Verbände der deutschen Industrie, mit den Forschungschefs der Chemie, mit den Forschungschefs der Automobilverbände.
    Dies ist in der Tat die Aufgabe: nicht der Dirigismus, sondern zu fragen: Wohin geht es künftig? Wie werden wir den Standort Deutschland hier noch besser machen? Wie werden wir hier den Transrapid auf die Schiene bringen, um neue Techniken nicht nur zu erfinden, sondern zu verwirklichen? Wie werden wir die Rahmenbedingungen im Gengesetz so schaffen, daß sich Gentechnik in unserem Land erfolgreich entwickeln kann? Wir werden das Gentechnikgesetz novellieren müssen, um Voraussetzungen für erfolgreiche Wissenschaft und Wirtschaft zu eröffnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hierin, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben wir eine Strategie anzulegen, die an Deutschlands Grenzen nicht endet. Sie wird Europa mit einbeziehen. Kein Land hat in den letzten Jahren die Gespräche über die europäischen Programme so stark aufgenommen wie Deutschland. Unser Memorandum zur Informationstechnik und unser Memorandum zum Vierten Rahmenprogramm gehören dazu. Es gehört dazu die Strategie, die darauf aufbauen soll, daß Europa nicht mehr fern ist und über den Wassern schwebt, sondern daß es konkret mit einer dezentralen Projektverwaltung am Ort für Wissenschaftler und Unternehmer zugänglich ist.
    In dieser Zeit haben wir Probleme, wie jeder weiß, und eine Ausgangsposition, die stark ist. Manchmal habe ich das Gefühl, das wohl vor 2 500 Jahren ein Staatsmann hatte, mit dem ich mich wirklich nicht vergleichen will. Aber in einer schwierigen Situation hat damals Perikles — er ist schon vor langer Zeit verstorben — einen Satz gesprochen, den man sich merken sollte. Er sagte damals: Wisset, daß das Geheimnis des Glücks die Freiheit ist, das Geheimnis der Freiheit aber ist der Mut. — Die Freiheit haben wir jetzt für das ganze und geeinte Deutschland gewonnen. Jetzt wollen wir daran arbeiten, daß es uns nicht an Mut gebricht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile unserem Kollegen Josef Vosen das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Josef Vosen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Ich habe gerade dem Forschungsminister zugehört. Er war wie immer

    (Brigitte Baumeister [CDU/CSU]: Er war gut!)

    euphorisch, optimistisch; heile Welt, Wachstum, Zuwachs der Wissenschaft; die Position der Industrie ist gut usw., usw. Selbst die Spanne in der Vergangenheit, 2 500 Jahre zurück, ist ihm gelungen. Nur, die Spanne in die Zukunft sehe ich etwas anders. Die sieht nämlich in der Wahrheit anders aus.
    Ich kann, nachdem ich ihm zugehört habe, verstehen, warum die Forschungspolitik immer weniger Geld hat. Wer in Gegenwart von Haushältern, die aufs Geld achten, so eine heile Welt darstellt, dem kann man doch was abnehmen. Und das macht er seit vielen Jahren. Seit 1984 haben wir immer weniger Geld bekommen, unter Berücksichtigung des Wachstums des Haushalts. Auch jetzt sind wir bei 2,8 % des Haushalts eingefroren. Wir sparen, wir entlassen. In allen Großforschungseinrichtungen werden Stellen abgebaut. In den wissenschaftlichen Einrichtungen in den ostdeutschen Ländern ist die Zahl der Forscher von 25 000 auf 10 000 zurückgegangen. In der Industrie, in den Kombinaten ist alles zerschlagen worden. Dort arbeiten kaum noch Menschen. Die neuen deutschen Länder werden zur verlängerten Werkbank der westdeutschen Konzerne.
    Das alles hat er nicht erzählt. Er redet von einer heilen Welt, und mir sträuben sich die Haare. Ich mache dieses Spiel ja schon viele, viele Jahr mit. Jedesmal ist das Ergebnis, daß auch unsere Haushälter — selbst die SPD-Haushälter! — das glauben. Ich muß sie dann immer mühsam überzeugen, daß es gar nicht so ist, wie der Minister es sagt. Wir müssen dann wenigstens unsere eigenen Leute bei der Stange halten, wenn es darum geht, Geld für den Forschungshaushalt zu bekommen.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das scheint nicht nur hier so zu sein!)

    So sieht es wirklich aus, Herr Minister.
    Ich sage Ihnen: Es ist eine schlechte Strategie, immer alles in den schillerndsten Farben zu schildern. Das geht jetzt nicht mehr, denn die Wahrheit sieht anders aus. — Ich muß jetzt frei reden; ich habe mein Konzept beiseite gelegt. Es ist zu schön, Ihnen zu antworten.

    (Heiterkeit — Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Es war gut, daß er -das Konzept weggeworfen hat!)




    Josef Vosen
    Es ist ja so, daß Sie eine völlige Fehlentwicklung zugelassen haben. In der Grundlagenforschung wird immer mehr gemacht, aber die Verbindung von der Grundlagenforschung zur Anwendung funktioniert leider nicht. Wir haben jetzt einen Anteil an der Förderung Grundlagenforschung von 40 %; dieser Anteil hat sich in Ihrer Amtszeit entwickelt. Es waren einmal 28 % zu Zeiten der SPD.

    (Brigitte Baumeister [CDU/CSU]: Die Grundlagenforschung ist aber gut!)

    Der Anteil der projektorientierten Forschungsförderung ist kontinuierlich zurückgegangen. Mein Kollege Lenzer, den ich sehr schätze,

    (Christian Lenzer [CDU/CSU]: Womit habe ich das verdient?)

    fordert ja in seiner heutigen Pressestellungnahme, daß wir wieder mehr bekommen.
    Sie haben die strategischen Technologien erkannt, und Sie haben sie auch beschrieben: Mikrosystemtechnik, Verkehr, Basistechnologien der Informationstechnik, Materialforschung, Biotechnologie. Das alles haben Sie selber gesagt. Wir stimmen Ihnen zu: Das sind die Felder, auf die es ankommt. Aber für diese Felder haben Sie in den vergangenen Jahren kaum etwas getan mit der Folge, daß wir in diesen Bereichen der Technologie weltweit abgefallen sind, besonders gegenüber Japan. Wir sind in allen Technologiebereichen weg vom Fenster.
    Jetzt sind auch noch unser Maschinenbau und unser Fahrzeugbau in Gefahr, also Technologien, von denen wir im Export leben. Auch andere Bereiche, in denen wir stark sind, sind mit dieser neuen Technologie der Mikroelektronik konfrontiert. Diese Technologie wird leider von Japan dominiert. Wir haben den Anschluß verloren. Das sind die Fakten.
    Wenn wir nicht mitgearbeitet hätten — Forschungsminister in der Übergangsregierung war ein Sozialdemokrat, Professor Terpe —, wäre die Akademie der Wissenschaften noch mehr ausgeschlachtet worden. Man hat Übergangsfristen geschaffen; ansonsten wäre der Wissenschaftsrat zu keiner vernünftigen Beurteilung gekommen, weil er keine Zeit gehabt hätte. Das haben wir Gott sei Dank gesichert. So haben es Sozialdemokraten — auch mit Unterstützung der Kollegen von der CDU; das will ich nicht verschweigen — zusammen mit dem Wissenschaftsrat geschafft, wenigstens das Schlimmste zu verhindern. Ich will anerkennen, daß das eine gemeinsame Leistung war; aber nicht Ihre. Das sage ich ganz ausdrücklich.
    Wir Sozialdemokraten sagen jetzt nicht: Wir wollen den Forschungshaushalt aufblähen. Wir wissen, daß kein Geld da ist. Das sollten Sie einmal sagen. Deswegen werden wir Umschichtungen im Rahmen der vorhandenen Mittel vorschlagen, und zwar zunächst im Bereich der Kernenergie; das sagen wir ganz klar, denn da ist es nicht mehr nötig. Ich denke auch, daß die Elektrizitätsversorgungsunternehmen Geld genug haben, das sie von unseren Leuten hier kassiert haben, und sie werden es auch weiter tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie sollten in diesen Bereich eintreten und Mitverantwortung für Sicherheitsforschung, aber auch für andere Bereiche — auch für alternative Energien — übernehmen. Sie sollten einmal mit zur Kasse gebeten werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich denke, das ist ein Weg, den Sie mit uns gemeinsam gehen sollten.
    Ich halte es auch für sinnvoll, im Bereich der Raumfahrt einzusparen. Wir wollen diesen Etat, den Sie ja nach Chip-Chip-Hurra-Manier als Vorsitzender des Ministerrats federführend vorangetrieben haben und aus dem Sie jetzt praktisch austeigen müssen, auf 15 % des gesamten Forschungsetats beschränken.

    (Beifall bei der SPD) Das, meine ich, ist die Ausgangsbasis.

    Sie wissen, daß Hermes keine Chance mehr hat, daß Columbus keine oder nur noch eine kleine Chance hat, daß also ein ganzer Bereich wegbricht, der unter Ihrer Federführung international verabredet worden ist. Dazu sollten Sie sich auch bekennen.
    Ich glaube, daß die Förderung der neuen deutschen Länder mehr als bisher Platz greifen muß. Was dort passiert, habe ich eingangs geschildert. Das ist eine schlimme Entwicklung. Ich glaube, daß diesbezüglich auch Ihrerseits viel zu sehr schöngefärbt worden ist. Das kann man so nicht stehenlassen.
    Für die nichtnukleare Energieforschung brauchen wir Geld. Ich setze hier nicht einseitig auf die Solarenergie. Die nichtnukleare Energieforschung ist vielschichtig.

    (Helmut Esters [SPD]: Hermann Scheer sagt etwas anderes!)

    — Der Hermann Scheer ist mein Freund. Er hat teilweise recht, aber die nichtnukleare Energieforschung umfaßt ein breites Spektrum. Da muß sehr viel geschehen. Wir sind bereit dazu; nur, die Mittel fehlen. Da ist sehr zurückgefahren worden.
    In den wichtigen Bereichen Informationstechnik und Gesundheitsforschung — davon habe ich nichts gehört — muß mehr getan werden. Die ökologische Forschung ist in Ihren Ausführungen gar nicht vorgekommen. Sie haben immer nur von der Gründung von Instituten gesprochen. Aber die Inhalte, nach denen mein Kollege Mosdorf gefragt hat, haben Sie nicht formuliert. Ich glaube, daß Ihnen die Inhalte abhanden gekommen sind. Es kann nach einer zehnjährigen Amtszeit passieren, daß man nicht mehr genau weiß, was man überhaupt noch machen soll, weil in den ganzen Jahren ja sowieso fast nichts richtig geklappt hat.
    Daher bieten wir Ihnen, Herr Riesenhuber, an, in der Zeit des Mangels — es hat ja jetzt keinen Zweck, auf Konfrontation zu machen —, dem sich auch die Forschungspolitik ausgesetzt sieht, von dem sie wie alle anderen Ressorts betroffen ist, uns zusammenzufinden und gemeinsam zu überlegen, wie wir auf den Feldern, über die ja Übereinstimmung besteht, nämlich in den Zukunftstechnologien, vorankommen können.



    Josef Vosen
    Ich will noch etwas zu nachwachsenden Rohstoffen sagen, weil dieses Thema soeben von den Landwirten angesprochen worden ist. Auf diesem Gebiet kann man ja forschen. Aber ich sage allen, die in dieser Beziehung zu große Hoffnungen wecken: Es wird Hoffnungslosigkeit eintreten. Die Landwirte werden mit solchen Dingen hinters Licht geführt. Es werden falsche Hoffnungen geweckt, die nicht erfüllt werden können. Das geht jetzt noch nicht. Sie können mir das abnehmen. Deswegen meine ich, daß wir das hier offen sagen sollten.

    (Helmut Esters [SPD]: Da ist Hermann Scheer anderer Meinung!)

    Wir wissen, daß diese Regierung in großer Not ist; auch der Forschungsminister. Das müssen Sie einfach zugestehen. Ich denke, daß in Zeiten großer Not ja die Menschen betroffen sind.

    (Gerlinde Hämmerle [SPD]: Sehr richtig!)

    Wenn es um Menschen geht, dann werden sich Sozialdemokraten nicht verweigern. Sie werden mit Ihnen gemeinsam arbeiten, damit für die Menschen das Beste erreicht wird.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD)