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    Plenarprotokoll 12/104 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 104. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Wolfgang Thierse SPD 8847 B Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/CSU 8849 D Wolfgang Thierse SPD 8850 A Ingrid Matthäus-Maier SPD . 8850C, 8854 C Wolfgang Roth SPD 8852 B Uwe Lühr F D P. 8856B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste . . . . . . . . . . . . . 8859 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8861 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 8861C Dr. Günther Krause (Börgerende) CDU/ CSU 8862 B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 8864A, 8888B Wolfgang Roth SPD , . . 8868 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 8870B Michael Glos CDU/CSU 8872A Dr. Klaus Zeh, Minister des Landes Thüringen 8875 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . 8876 A Ursula Schmidt (Aachen) SPD 8877 A Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/ CSU 8877 D Johannes Nitsch CDU/CSU . . . . . . 8879 B Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8879 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 8881 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8883B, 8887 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 8887 A Anke Fuchs (Köln) SPD (Erklärung nach § 30 GO) 8888 A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . 8888B Marion Caspers-Merk SPD 8892 A Dr. Sigrid Hoth F.D.P. . . . . . . . . 8893D Klaus Lennartz SPD 8895C, 8898 B Dr. Klaus W. Lippolt (Offenbach) CDU/ CSU 8897 D Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . 8898C, 8935 A Dr. Klaus Töpfer CDU/CSU 8899 D Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 8901 A Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 8903A, 8932 C Ulrich Junghanns CDU/CSU , . . . . . 8903 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . . 8905D Georg Gallus F D P 8907 A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 Jan Oostergetelo SPD . . 8907B, 8909 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 8907 D Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 8908 D Horst Sielaff SPD . . . . . . . . . 8909C Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesminister BMFT . . . . . . . . . . . . . . . 8910 A Siegmar Mosdorf SPD 8911B Josef Vosen SPD 8912 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 8914A Josef Vosen SPD 8916A, 8928 A,B Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. 8916C Achim Großmann SPD 8917D, 8925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 8920 D Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . 8922 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 8924 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 8925 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 8925 D Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . . 8928 D Wilfried Bohlsen CDU/CSU 8930 C Ernst Waltemathe SPD . . . . 8931C, 8932 D Werner Zywietz F.D.P. 8934 A Manfred Kolbe CDU/CSU 8935 C Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD . . 8935 D Elke Ferner SPD 8937 C Manfred Kolbe CDU/CSU 8939 B Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT . . . . . . . . . . . . . 8940 D Peter Paterna SPD 8942 C Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 8943 B Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . . . . . 8946A Ursula Männle CDU/CSU 8949 B Dr. Edith Niehuis SPD . . . . . . . . 8951 B Maria Michalk CDU/CSU 8953 B Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . 8954 C Petra Bläss PDS/Linke Liste 8955 D Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8957 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ . . . . . . . . . . . . . . . . 8959B Marianne Birthler, Ministerin des Landes Brandenburg 8962 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 8964 C Ottmar Schreiner SPD 8967 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 8969 C Dr. Gisela Babel F.D.P. 8972 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . . 8974 D Anke Fuchs (Köln) SPD 8975 A Renate Jäger SPD 8976 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. . . . 8977 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 8979 B Dr. Rainer Ortleb, Bundesminister BMBW 8980 B Doris Odendahl SPD 8981 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. . 8983 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. (Erklärung nach § 32 GO) . . . . . . . . . 8984 A Nächste Sitzung 8984 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8985* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 104. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. September 1992 8847 104. Sitzung Bonn, den 10. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 10. 09. 92**** Antretter, Robert SPD 10. 09. 92* Berger, Johann Anton SPD 10. 09. 92 Dr. Blank, CDU/CSU 10. 09. 92*** Joseph-Theodor Böhm (Melsungen), CDU/CSU 10. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 10. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 10. 09. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 09. 92**** Friedrich, Horst F.D.P. 10. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 10. 09. 92**** Gattermann, Hans H. F.D.P. 10. 09. 92 Göttsching, Martin CDU/CSU 10. 09. 92 Haschke CDU/CSU 10. 09. 92 (Großhennersdorf), Gottfried Hinsken, Ernst CDU/CSU 10. 09. 92 Hollerith, Josef CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Holtz, Uwe SPD 10. 09. 92**** Jaunich, Horst SPD 10. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 10. 09. 92 Elke Lummer, Heinrich CDU/CSU 10. 09. 92* Dr. Müller, Günther CDU/CSU 10. 09. 92**** Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oesinghaus, Günther SPD 10. 09. 92 Opel, Manfred SPD 10. 09. 92*** Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 10. 09. 92 Pofalla, Ronald CDU/CSU 10. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 10. 09. 92** Reddemann, Gerhard CDU/CSU 10. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 10. 09. 92 Rempe, Walter SPD 10. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 10. 09. 92*** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 10. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 10. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 10. 09. 92*** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 10. 09. 92 Sehn, Marita F.D.P. 10. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 10. 09. 92**** Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 10. 09. 92 Weyel, Gudrun SPD 10. 09. 92**** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 10. 09. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Sigrid Hoth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie meine Vorrednerin bereits ausführte, sind für den Geschäftsbereich des Umweltministers in diesem Haushaltsentwurf knapp 1,3 Milliarden DM vorgesehen. Damit — auch das wurde bereits gesagt — liegt der Anteil um 3,5 % unter dem des Vorjahres. Dabei ist jedoch zu beachten, daß der größte Teil der Aufwendungen für den Umweltschutz nach dem Verursacherprinzip im



    Dr. Sigrid Hoth
    weiteren Sinne von den entsprechenden Ressorts selbst getragen wird.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, umweltpolitische Erfordernisse und ökonomische Notwendigkeiten stehen miteinander häufig im Wettstreit. Im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Aufbau in den neuen Bundesländern stehen wir dabei zunächst scheinbar vor einem Dilemma. Einerseits sind wir zu Recht stolz darauf, in der Bundesrepublik Deutschland vergleichsweise strenge Umweltrichtlinien zu haben. Andererseits können sich diese bei der Sanierung und Privatisierung von Unternehmen als Investitionshemmnis erweisen. Auf Grund der bestehenden Situation in den neuen Bundesländern sind deshalb diesbezüglich die bestehenden und zeitlich befristeten Übergangsregelungen unumgänglich.
    Da Umweltverschmutzung jedoch weder vor innerstaatlichen noch vor nationalen Grenzen halt macht, hat auch die Privatwirtschaft letztlich keine andere Alternative als schnellstmöglich und von Beginn an auch in den Umweltschutz zu investieren. Nur so kann es gelingen, die natürliche Lebensgrundlage nicht durch kurzsichtige Handlungsweise weiter zu gefährden.
    Außerdem macht gerade der umweltrelevante Aspekt bei der Standortdebatte deutlich, daß nicht die Kosten der Umweltvorsorge, sondern das Fehlen von Infrastruktur und Investitionen auf diesem Gebiet sowie die vorhandenen Altlasten die entscheidenden Standortnachteile der neuen Bundesländer sind.
    Aber auch die öffentliche Hand ist gefordert, wenn es um den Umweltschutz geht. So sind die Lander, Gemeinden und Kommunen der neuen Bundesländer gezwungen, die zu DDR-Zeiten begangenen Versäumnisse wettzumachen. Auf Grund der desolaten Finanzsituation wurde den neuen Ländern beim Aufbau einer Infrastruktur im Umweltbereich durch den Bund unter die Arme gegriffen. Im Rahmen des „Aufschwung Ost" 1992 werden Mittel in Höhe von 400 Millionen DM für Sofortmaßnahmen bereitgestellt. Mit diesen Geldern wurden u. a. Vorhaben im Bereich der Wasser- und Abfallwirtschaft gefördert. Auch die für das Jahr 1991 bereitgestellten 419 Millionen DM sind in vollem Umfang abgeflossen. Derzeit ist die Anzahl der vergabereifen Projekte weitaus höher als die der verfügbaren Fördermittel.
    Der Haushaltsentwurf 1993 sieht den völligen Wegfall dieser Mittel vor, obwohl noch auf lange Sicht hohe Investitionen erforderlich sind. Auch wenn es sich nicht um eine originäre Aufgabe des Bundes handelt, sollte nochmals überprüft werden, ob nicht doch Teile des Programms Aufschwung Ost im Umweltbereich weitergeführt werden müssen. Ich freue mich, daß der Umweltminister das Problem genauso sieht.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die neuerdings festzustellende Besiedlung der Elbe mit Fischen, Krabben und Kleinlebewesen ist sehr erfreulich. Aber das ist in erster Linie doch wohl durch Betriebsstillegungen bedingt. Nach wie vor leiten ganze Kommunen ihre Abwässer unzureichend oder völlig ungeklärt in die Flüsse und Kanäle.
    Nebenbei bemerkt, bestehen auch die Kanäle, durch die der interessierte Besucher des kulturhistorisch einmaligen Wörlitzer Parks in Sachsen-Anhalt gondelt, zu einem nicht unerheblichen Teil aus den Abwässern der Kommune Wörlitz.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Das hast du mir an Ort und Stelle gar nicht gesagt!)

    — Doch, das habe ich dir erzählt.
    Dem Jahresbericht des Umweltbundes von 1991 ist sogar zu entnehmen, daß z. B. die Gewässergüte der Elbe so schlecht ist, daß zu ihrer Klassifizierung eine achte Stufe im ursprünglichen Beurteilungsraster eingeführt werden mußte. Der „Stern" vom 27. August dieses Jahres zeichnet ein ähnlich düsteres Bild von der Wasserqualität der ostdeutschen Flüsse.
    Erschwerend kommt noch hinzu, daß für die neuen Bundesländer das Verursacherprinzip nicht anwendbar ist. Die Verursacher können nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. Die prekäre Einkommenssituation der Bürger sowie die vergleichsweise geringere Bevölkerungsdichte verhindern die Erhebung kostendeckender Gebühren.
    Auch bei der Förderung von Pilotprojekten in den neuen Bundesländern sind im vorliegenden Haushaltsentwurf Mittelkürzungen vorgesehen; der Ansatz beläuft sich auf 180 Millionen DM.
    Zwar ist es nicht Aufgabe des Staates, Umwelttechnologie aus Steuermitteln zu entwickeln und diese dann der Privatwirtschaft anzubieten, andererseits darf aber die Multiplikatorwirkung von Pilotprojekten nicht unterschätzt werden. Die Sondersituation in den neuen Bundesländern darf nicht übersehen werden.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich hoffe daher — ich werde mich dafür einsetzen —, daß wir im Rahmen der Haushaltsberatungen zu einem Ergebnis kommen können, das den Belangen des Umweltschutzes — insbesondere in den neuen Bundesländern — noch deutlicher Rechnung trägt, ohne daß wir dabei die haushaltspolitischen Erfordernisse insgesamt in der Rechnung außen vorlassen.
    Erfolgreiche staatliche Umweltpolitik ist aber nicht allein von der Höhe bereitgestellter Mittel abhängig. Wie auch sonst entscheidet nicht zuletzt die Effizienz der eingesetzten Mittel. So ist nicht einzusehen, warum demnächst in den alten Bundesländern mit der Einführung der dritten Reinigungsstufe begonnen wird, statt die Gelder für eine flächendeckende Einführung der zweistufigen Abwasserreinigung in der gesamten Bundesrepublik, also auch in den neuen Bundesländern, zu verwenden.
    Man kann es auch anders formulieren: Wenn man Investitionen am Flußoberlauf — z. B. in Dresden — statt an der Mündung — z. B. in Hamburg — vornehmen würde, käme dies dem Fluß weitaus mehr zugute. J
    Hier ist doch, wenn sich schon die Solidarität verschließt, liebe Kolleginnen und Kollegen, einfach der gesunde Menschenverstand gefragt.
    Wie bereits gesagt: Erfolgreiche staatliche Umweltpolitik ist nicht allein von der Höhe bereitgestellter



    Dr. Sigrid Hoth
    Mittel abhängig, sondern auch von der Effizienz ihrer Verwendung und von dem gegebenen gesetzlichen Rahmen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Mit Interesse erwarte ich daher die Einbringung der in der Koalitionsvereinbarung festgeschriebenen, aber noch ausstehenden Gesetzesvorhaben im Umweltbereich durch die Bundesregierung.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Zum Schluß möchte ich noch auf einen Punkt eingehen, der mir auf der Seele liegt. Auch der Bund greift mit einer Vielzahl unterschiedlichster Maßnahmen in den Naturhaushalt ein.

    (Unruhe bei der SPD)

    — Ich wäre Ihnen dankbar, liebe Kollegen von der SPD, wenn Sie mir zuhören würden. Auch ich habe meiner Vorrednerin aus Ihrer Partei meine Aufmerksamkeit geschenkt.
    Genau wie beim einzelnen Bürger läßt sich durch behutsames Handeln der Verbrauch natürlicher Ressourcen einschränken. Als Bürgerin von Sachsen-Anhalt denke ich da insbesondere an die Diskussion um die zukünftige Verwendung freiwerdender Truppenübungsplätze, konkret an die Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN — Zuruf von der SPD: Daran denken wir alle! — Dr. Klaus Kübler [SPD]: Erneut heftige Kritik an der Bundesregierung!)

    — Es freut mich, daß Sie daran denken.
    Bei diesem Gebiet handelt es sich um das größte Trinkwasserreservoir der Bundesrepublik Deutschland. Da auf Grund von Gutachten eine Beschädigung der Deckschicht des Wasserreservoirs und damit über kurz oder lang auch eine Gefährdung der Qualität des Grundwassers zu befürchten sind, kann einer weiteren militärischen Nutzung aus umweltpolitischer Sicht nicht zugestimmt werden.
    Obwohl Verteidigungsminister Rühe in Sachsen-Anhalt war und vor Ort mit Bürgern und Politikern geredet hat, obwohl er zugesagt hat, nach dem endgültigen Abzug der Truppen der GUS eine umfassende Analyse des Zustands der Deckschicht und des Trinkwasserreservoirs vornehmen zu lassen und erst dann zu entscheiden, bleibt die Frage offen — hier besteht wirklich parlamentarischer Beratungsbedarf —, ob ausgerechnet über unserem größten Trinkwasserreservoir die Bundeswehr üben muß,

    (Siegfrid Hornung [CDU/CSU]: Man muß immer die Ausgangslage sehen!)

    zumal Sachsen-Anhalt bereit ist, andere Truppenübungsplätze zur Verfügung zu stellen.
    Ich möchte noch einen anderen wesentlichen Aspekt hinzufügen. Beim Truppenübungsplatz Colbitz-Letzlinger Heide kommt hinzu, daß sich die Bürger, die betroffenen Kommunen und der Landtag von Sachsen-Anhalt für eine zivile Nutzung des Terrains ausgesprochen haben. Auch ich spreche mich für eine zukünftig zivile Nutzung aus und hoffe damit auf überfraktionelle Zustimmung.
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat nunmehr der Abgeordnete Klaus Lennartz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Lennartz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man in diesen Tagen die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger fragt, was ihnen am meisten Angst vor der Zukunft macht, dann spielt neben der Sorge um die wirtschaftliche Zukunft die Angst vor einer zerstörten Umwelt die größte Rolle, Angst vor einer Umwelt, die es unmöglich oder sehr schwierig machen wird, gesund zu leben, Angst vor dem Zeitpunkt, ab dem aller materieller Wohlstand nicht mehr zählt, weil er nichts mehr wert ist, Angst vor einer Umwelt, die lebensfeindlich, ja, menschenfeindlich sein wird, aus der man sich dann auch nicht mehr auskoppeln kann, auch der Reichste nicht.
    Zwar wissen wir, meine Damen und Herren, daß sich Zukunftsängste oft aus einem diffusen Gemisch von Teilinformationen und der unzureichenden Verarbeitung von nicht immer rationalen Zeitgeistströmungen herleiten lassen. Die Angst vor der Zukunft unserer Umwelt kommt jedoch nicht von ungefähr.

    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sehr richtig!)

    Niemand kann erkennen, wie die gewählte politische Führung dieses Landes die Geschicke der Bundesrepublik Deutschland so steuert, daß unsere natürlichen Lebensgrundlagen auf Dauer erhalten oder wiederhergestellt werden können, obwohl — dies gebe ich zu — der Umweltminister sicher kein schlechter Botschafter unseres Landes ist, wenn er beim Umweltgipfel in Rio beispielsweise versucht, die Konturen einer europäischen Umweltpolitik zu zeichnen. Dazu müssen wir Ihnen, Herr Minister, unser Kompliment aussprechen.
    Die Konferenz von Rio fand vom 8. bis zum 12. Juni statt. Aber auf der Bundesfachkonferenz der Umweltgruppe der CDU am 1. September 1992 hat sich dieser Minister von der selbstgewählten Zielvorstellung einer CO2-Reduktion um 25 bis 30 % bis zum Jahre 2005 stillschweigend verabschiedet. Das ist derjenige, der sich in Rio feiern läßt und gegen Bush den Umweltrambo spielt, aber hier in der Heimat nicht einhält, was er außerhalb Europas verspricht.
    Dieser Umweltminister kommt aus dem reichsten Land Europas. Dieses Land ist gleichzeitig aber auch weltweit der fünftgrößte Klimakiller.
    Ich möchte mich auch einmal an die Mitglieder der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre" wenden. Sie haben eine hervorragende Arbeit geleistet. Dort liegen förmlich die Handlungsanweisungen vor, wie man den Gefahren begegnen kann. Ich fordere Sie, meine Damen und Herren, förmlich auf, gleichgültig, in welcher politischen Partei Sie sind: Kommen Sie zu einem wirklichen Klimabündnis im Interesse einer Klima-Koalition, im Interesse des

    Klaus Lennartz
    Beherrschens dieses Themas, das nicht nur uns in der Bundesrepublik, sondern die ganze Welt angeht.
    Meine Damen und Herren, es bleibt eine traurige Tatsache, daß sich die Schere zwischen dem umweltpolitischen Handlungsbedarf in nahezu allen Politikfeldern und der praktisch-faktischen Politik immer mehr öffnet. Anders ausgedrückt: Es müßte und könnte ab sofort in sehr vielen Bereichen gegengesteuert werden, um die schleichende Verschlechterung unserer Lebensgrundlagen aufzuhalten. Es könnte gegengesteuert werden, ohne daß unsere Industriegesellschaft gleich aus den Angeln gehoben wird, im Gegenteil: Die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Unternehmen auf dem Weltmarkt würde mit moderner Umwelttechnologie geradezu noch gestärkt.
    Aber es geschieht nichts. Die Umweltpolitik der Bundesregierung und der Koalitionsfraktionen ist nicht erkennbar; sie hat keine Linie, keinen Faden und keine wirklichen Ziele. Ich meine nicht — damit es kein Mißverständnis gibt — die Public-RelationsZiele von Herrn Töpfer, von denen er selbst und wir alle wissen, daß sie nicht einzuhalten sind.
    Selbstverständlich ist uns klar: In mancher Hinsicht sind wir führend in der Welt, z. B. was scharfe Grenzwerte und Umweltauflagen angeht. Doch können wir auch gewiß sein, daß unsere Atemluft und unser Trinkwasser in 10 oder 20 Jahren noch gut genug für unsere Kinder und Enkel sein werden?

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Können Sie ein Land nennen, wo mehr gemacht wird? Können Sie eines nennen?!)

    Nein, dazu sind die umweltpolitischen Defizite, die die Kohl-Regierung vor der Tür des Umweltministeriums aufgehäuft hat, trotz der 2 000 neuen Umweltgesetze und Verordnungen, die ein Heer von Ministerialbeamten in den letzten fünf Jahren produziert hat, viel zu groß, Herr Kollege. Auf die Umsetzung kommt es an

    (Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Ja, in den Bundesländern!)

    und darauf, welche Inhalte die Gesetze haben; es kommt nicht auf die Menge an. Machen Sie vernünftige Gesetze und vernünftige Verordnungen! Kontrollieren Sie sie im Einklang mit den Ländern! Dann sind wir ein paar Schritte weiter, Herr Kollege Baum.
    Meine Damen und Herren, die Bundesrepublik gehört zu den größten Energieverschwendern der Welt. Wir gehen so sorglos mit Energie um wie in den besten Zeiten des Wirtschaftswunders unter dem ehemaligen Kanzler Erhard.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr!)

    Es gibt keine steuerlichen Anreize mehr für Energiesparinvestitionen. Die Wärmeschutzbestimmungen befinden sich, Herr Kollege, auf dem technischen Stand des Jahres 1982.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Sie haben eine Behauptung aufgestellt, die nicht richtig ist!)

    Wir haben ein uraltes Energiewirtschaftsgesetz. Es ist keine ökologische Steuerreform in Sicht, die zum Energiesparen anreizen würde. Die Forschung für alternative Energien läuft auf Sparflamme.

    (Dietmar Schütz [SPD]: Aber wir haben moderne Atomkraftwerke!)

    Bei alledem ist bei dieser Regierung kein Land in Sicht.
    Es sollen auf Teufel komm heraus neue Straßen gebaut werden. Aber um einen besseren ÖPNV, den Bau von verbrauchs- und damit abgasarmen Kfz und um mehr Gütertransport auf der Schiene statt auf der Straße kümmert sich in dieser Regierung wirklich niemand ernsthaft.

    (Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Lesen Sie keine Zeitung?)

    Meine Damen und Herren, unsere Autos könnten viel sauberer sein. Aber Kohl und Co. denken nicht im Traum daran, die Rahmengesetzgebung dafür zu schaffen.
    Herr Töpfer verkündet das Ende der Wegwerfgesellschaft. Gleichzeitig boomt unsere Verpackungsindustrie und hat ihr bestes Betriebswirtschaftsjahr seit Bestehen dieser Republik. Der Grüne Punkt macht 80 Millionen Deutsche zu ehrenamtlichen Müllmännern und Müllfrauen.

    (Beifall der Abg. Dr. Liesel Hartenstein [SPD])

    Doch an wirklicher Abfallvermeidung ist diese Regierung nicht interessiert.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Die größte Verpackung wenden Sie derzeit an! Denn Ihre Rede ist nur Verpackung!)

    Statt dessen werden in einem gigantischen Energieverschwendungssystem zig Millionen Tonnen Abfall und Zeug hin und her sortiert, die, Herr Kollege, eigentlich gar nicht existieren dürften, wenn es eine entsprechende Gesetzgebung unter der politischen Führung dieses Ministers wirklich gäbe. Das sind die Tatsachen.
    Während bei uns das Waldsterben längst zu einem statistischen Thema verkümmert, wendet sich diese Bundesregierung medienwirksam dem Schutz des Regenwaldes zu, aber ohne wirklich etwas zu tun. Während unser Fleisch, Brot und Gemüse immer mehr Dinge enthalten, die dort nicht hineingehören, tut keiner der Verantwortlichen etwas gegen die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft, die unsere Böden und unser Trinkwasser wirklich fortlaufend schleichend vergiftet.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das sollten Sie zurücknehmen! Das ist nämlich eine Unverschämtheit! Davon verstehen Sie gar nichts! — Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Ein Schwarzmaler sind Sie!)

    — Wissen Sie, Herr Kollege Baum, ich möchte gerne erleiden, daß ich ein Schwarzmaler bin. Aber allein die Fakten sprechen dagegen. Sehen Sie sich bitte die Zahlen an. Ich komme aus einem Kreis, in dem 60 % der Böden noch landwirtschaftlich genutzt werden.



    Klaus Lennartz
    Ich weiß, vielleicht im Gegensatz zu Ihnen, wovon ich rede.

    (Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Ihr Kreis ist gar nicht so schlecht!)

    — Entschuldigen Sie bitte, dieser Kreis ist ein Vorzeigekreis. Nicht umsonst kommt der Umweltminister des öfteren in unseren Kreis und sieht sich dort die ökologischen Fortschritte an, die wir aus eigener Kraft mit unserer Industrie schaffen. Das ist der Unterschied.

    (Gerhart Rudolf Baum [F.D.P.]: Deshalb ist Ihre Schwarzmalerei völlig unredlich!)

    Meine Damen und Herren, wenn die Verhältnisse in unserem Kreis auf die ganze Republik zu übertragen wären, wäre ich sehr dankbar dafür.
    Meine Damen und Herren, während der Umweltminister ökologische Ziele verkündet und durch hektischen Aktionismus den Eindruck wirklichen Handelns erwecken will, arbeiten Herr Krause, Herr Kiechle und Herr Möllemann in alle möglichen Richtungen, aber niemals auf umweltverträgliche Ziele hin. Wo bleibt die Arbeit des Umweltkabinetts? Wo bleibt die Einsicht, daß alle Eingriffe in unsere Umwelt ganzheitlich und vernetzt abgewogen werden müssen? Wo bleiben die politischen Signale, die deutsche Ingenieurkunst auf ökologische Ziele hinlenkt und so die Weltmärkte erobern läßt?

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Also, der Minister hat vorhin schon recht gehabt: Sie reden, und wir handeln! Sie versteifen sich in Ideologien!)

    Meine Damen und Herren, wir haben in dieser Republik vier Ressourcen: Braunkohle, Steinkohle und Salz. Die vierte Ressource ist unser Wissen, das wir in ökologisches Wissen und in ökologische Technologien umsetzen müssen, die uns weltweit helfen zu überleben. Das ist eine Aufgabe, die wir wirklich angehen müssen. Aber diese Einsicht hat es in der Vergangenheit im Kohl-Kabinett nicht gegeben, und sie wird es auch in Zukunft nicht geben.
    Der Umweltschrumpfhaushalt für 1993 ist ein Zeugnis dafür, und er ist leider, meine Damen und Herren, ein Armutszeugnis. Er verspielt die Chancen für eine moderne ökologische Volkswirtschaft, und er steht im krassen Gegensatz zum umweltpolitischen Führungsanspruch, den der Umweltminister auf internationalen Konferenzen so gerne demonstriert und für den er sich teilweise auch feiern läßt.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Umweltschäden sind dort, wo Sozialisten gewirkt haben, am größten! — Widerspruch bei der SPD)

    — Sie müssen ab und zu einmal über Ihren Sprachgebrauch nachdenken. Sie verwenden immer nur ein Wort. Gelegentlich muß man, bevor man spricht, oben auch etwas einschalten.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ohne eine gründliche Neuorientierung, ohne eine neue Art, zu denken, zu wirtschaften und zu leben, werden sich die Industrienationen in kürzester Zeit am Rande ihrer Möglichkeiten bewegen. Nirgendwo ist erkennbar, daß die Herausforderung unserer Zeit von der Bundesregierung auch nur ansatzweise begriffen wird.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Denken Sie mal an Ihre Leistungen von 1969 bis 1982!)

    Meine Damen und Herren, die ökologische Erneuerung unserer Industriegesellschaft muß in das Zentrum des Neuaufbaus der östlichen und des Umbaus der westlichen Bundesländer gestellt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn wir diese Chance begreifen, kann Umweltpolitik im Rahmen eines echten Solidarpaktes betrieben werden. Er nützt uns allen, im Osten und im Westen unseres Vaterlandes; er nützt uns in Europa; er nützt uns auch weltweit. Dies erfordert Handeln und keine billigen Zwischenrufe und keine billige Politik, die nur auf Public Relations ausgerichtet ist. Zu einer solidarischen Mitarbeit im Rahmen einer ökologischen Umorientierung dieser Volkswirtschaft werden wir Ihnen die Hand reichen, aber nicht zu Verbalattacken oder Verbalradikalismus, wie er von der einen Seite dieses Hauses geprägt wird.
    Herr Kollege Hornung, um das noch zu bemerken: Sie als Fraktion tauchen hier heute noch nicht einmal auf. Das ist ein Armutszeugnis, das Sie sich ins Stammbuch schreiben lassen müssen.

    (Beifall bei der SPD — Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Wir haben einen guten Minister!)