Rede von
Werner
Schulz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir erleben diese Woche eine Woche der pauschalen Fehlereingeständnisse, ohne daß mal einer konkret benannt wird. Und ohne Polemik, Herr Lühr — ich sehe ihn gar nicht mehr —
— Das scheinen Sie offenbar als das Bessere zu empfinden, Herr Schäuble.
Ohne Polemik: Die Worte von Herrn Krause verlangen doch einigen Widerspruch. Ich folge Ihnen, Herr Krause, daß der neuralgische Punkt nicht das Fehlen von Geld ist, sondern ich glaube, eher Gedächtnisschwund. Dafür ist Ihre Rede ein klassischer Beleg. Ich glaube, daß Phantasie- und Konzeptlosigkeit momentan die Schlüsselbegriffe dieser Mangelsituation sind, in der wir uns befinden. Und offenbar haben Sie völlig verdrängt, ähnlich wie Herr Diestel, daß Sie damals mit rasanter Geschwindigkeit, von Ihrem heutigen Freund und damaligen Kanzleramtsminister Wolfgang Schäuble
souffliert, einen Einigungsvertrag ausgehandelt haben, der völlig an den souveränen Volksvertretungen vorbeigeschlenzt worden ist, einen Einigungsvertrag, der immerhin ein ganzes Volk zu Habenichtsen gemacht hat, der unsere Vergangenheitsaufarbeitung verstellt hat, Herr Krause, und der unsere Erfahrungen zertrümmert hat, bevor wir sie überhaupt sortieren
konnten und, Herr Krause, der natürlich auch das Selbstwertgefühl vieler Menschen verletzt hat, die sich heute in dieser Ambivalenz zwischen Aggression und Resignation befinden.