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    Plenarprotokoll 12/103 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 103. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des ungarischen Parlaments 8785 D Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltspians fur das Haushaltsjahr 1993 (Haushaltsgesetz 1993) (Drucksache 12/3000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1992 bis 1996 (Drucksache 12/3100) Hans-Ulrich Klose SPD 8713B, 8761D Dr. Wolfgang Bötsch CDU/CSU 8721B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 8725B, 8754 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 8729 D Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 8730C Ingrid Köppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8733 D Dr. Helmut Kohl Bundeskanzler BK 8736A, 8745C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8745 A Björn Engholm, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein . . . . . 8746A, 8755B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . 8750 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 8755C, 8762B Franz Müntefering SPD 8759 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA 8762 D Hans-Ulrich Klose SPD 8765 A Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . . 8766 A Ulrich Irmer F D P. 8767 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . . 8769 D Walter Kolbow SPD 8773 B Paul Breuer CDU/CSU 8775 A Dr. Klaus Rose CDU/CSU 8776 C Andrea Lederer PDS/Linke Liste . . . 8778 B Dr. Sigrid Hoth F D P 8781 B Dr. Karl-Heinz Hornhues . . . . 8782C, 8798B Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 8784 B Hans-Gerd Strube CDU/CSU 8786A Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . 8787 B Carl-Ludwig Thiele F D P 8788 B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 8790 A Dr. Ingomar Hauchler SPD 8792 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU 8793 D Werner Zywietz F.D.P. . . . . . . . . 8794 D Dr. Ingomar Hauchler SPD 8795 B Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8796 B Konrad Weiß (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8799 B Ortwin Lowack fraktionslos 8800 C Ulrich Briefs fraktionslos 8802 B Rudolf Seiters, Bundesminister BMI . . 8804 B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . 8806A, 8815C Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 8809C Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU . . 8813D Gerd Wartenberg (Berlin) SPD . . . 8817C Ulla Jelpke PDS/Linke Liste 8818C Ina Albowitz F D P 8820 B Freimut Duve SPD 8822A, 8826 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8822D, 8841 C Freimut Duve SPD 8823 C Karl Deres CDU/CSU 8824 D Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . 8826 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 8829 A Dr. Hans de With SPD 8831 B Norbert Geis CDU/CSU 8834 B Dr. Hans de With SPD 8834 D Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 8836 A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 8836D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . 8838 C Dr. Michael Luther CDU/CSU 8840B Dr. Norbert Geis CDU/CSU 8842 D Tagesordnungspunkt 4: a) Fortsetzung der Beratung (Abstimmung) der Entschließungsanträge der Fraktion der SPD zum Nachtragshaushaltsgesetz 1992 (Drucksachen 12/2910, 12/2911) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu den dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 1/92 und 2 BvE 2/92 (Drucksache 12/3195) Ortwin Lowack fraktionslos (Erklärung nach § 31 GO) 8804 A Nächste Sitzung 8843 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8845* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 1 (Haushaltsgesetz 1993) Michael von Schmude CDU/CSU . . . . 8845* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 8713 103. Sitzung Bonn, den 9. September 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 09. 09. 92*** Antretter, Robert SPD 09. 09. 92* Dr. Blank, CDU/CSU 09. 09. 92** Joseph-Theodor Blunck, Lieselott SPD 09. 09. 92* Böhm (Melsungen), CDU/CSU 09. 09. 92* Wilfried Brandt, Willy SPD 09. 09. 92 Clemens, Joachim CDU/CSU 09. 09. 92 van Essen, Jörg F.D.P. 09. 09. 92*** Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 09. 92*** Friedrich, Horst F.D.P. 09. 09. 92 Dr. Fuchs, Ruth PDS/LL 09. 09. 92 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 09. 09. 92*** Gattermann, Hans H. F.D.P. 09. 09. 92 Haschke CDU/CSU 09.09.92 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Holtz, Uwe SPD 09. 09. 92*** Jaunich, Horst SPD 09. 09. 92 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 09. 09. 92 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 09. 09. 92*** Oesinghaus, Günther SPD 09. 09. 92 Opel, Manfred SPD 09. 09. 92** Pfuhl, Albert SPD 09. 09. 92 Poß, Joachim SPD 09. 09. 92 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 09. 09. 92* Reddemann, Gerhard CDU/CSU 09. 09. 92* Regenspurger, Otto CDU/CSU 09. 09. 92 Rempe, Walter SPD 09. 09. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 09. 09. 92** Helmut Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 09. 09. 92 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 09. 09. 92*** Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 09. 09. 92 Schulte (Hameln), SPD 09. 09. 92** Brigitte Schuster, Hans F.D.P. 09. 09. 92 Dr. Stercken, Hans CDU/CSU 09. 09. 92*** Weyel, Gudrun SPD 09. 09. 92*** Dr. Wieczorek, Norbert SPD 09. 09. 92 Dr. Wieczorek CDU/CSU 09. 09. 92 (Auerbach), Bertram Wittmann (Tännesberg), CDU/CSU 09. 09. 92 Simon Zierer, Benno CDU/CSU 09. 09. 92* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung *** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 1 (Haushaltsgesetz 1993) Michael von Schmude (CDU/CSU): Der einigungsbedingte Mehraufwand im Justizetat 1993 unterstreicht erneut den festen Willen von Regierung und Parlament, den Aufbau des Rechtsstaates weiter voranzutreiben und zu konsolidieren. Bei der Haushaltsdebatte 1991 wurde sehr zu Recht die schleppende Abwicklung von Gerichtsverfahren, die totale Überlastung der Grundbuch- und Katasterämter beklagt. Inzwischen hat sich trotz noch immer vorhandener Mängel auch vieles überaus positiv entwickelt. Wer hätte gedacht, daß nach den ersten Erfahrungen-wir mußten ja nach der Säuberung der alten DDR-Justiz in den meisten Bereichen bei Null anfangen - eine derart große Zahl von Juristen für die neuen Bundesländer gewonnen werden könnte. Erinnern wir uns: Es gab dort zur Zeit der Wende 1989 ganze 600 Rechtsanwälte, heute sind es immerhin schon 3 200. Das von der Bundesregierung initiierte Modell „Aufbau des Rechtsstaates" leistet nunmehr einen entscheidenden Beitrag zur Personalausstattung der Gerichte und Grundbuchämter in den neuen Ländern. War es 1991 noch ein Etatansatz von 117,4 Millionen DM, der nur mit 53,5 Millionen ausgenutzt werden konnte, so mußten wir bereits in diesem Jahr den vorgesehenen Betrag von 104,5 Millionen DM noch um Haushaltsreste aus 1991 von rund 19 Millionen DM für EDV-Maßnahmen aufstocken. Damit sind die Zielvorgaben per heute wie folgt verwirklicht worden: i. 1 000 Richter und Staatsanwälte, davon 820 tätig, 500 Rechtspfleger, davon 500 tätig. 2. Der Einsatz von pensionierten Richtern, Staatsanwälten, Rechtspflegern und Urkundsbeamten zeigt leider immer noch ein unbefriedigendes Ergebnis, obwohl bürokratische Hemmnisse beseitigt wurden. Statt der angestrebten Zahl von 500 sind es jetzt erst ganze 68. Man sollte also mehr für ein Seniorenmodell werben. 3. Die Bundesförderung für die Neueinstellung von Richtern, Rechtsanwälten, Rechtspflegern - insgesamt sollen es 300 sein -, wird von den neuen Ländern voll in Anspruch genommen. Diese Gesamtförderung wird 1993 mit 107,5 Millionen DM fortgesetzt, wobei wir die Unterstützung bei der EDV-Ausstattung der Grundbuchämter erneut mit einschließen. Natürlich besteht auch darüber hinaus für die Folgejahre noch Handlungsbedarf. Ich möchte aber heute auch allen danken, die in den neuen Bundesländern auf Dauer oder vorübergehend beim schwierigen Aufbau des Rechtsstaates mitwirken. Sie tragen entscheidend dazu bei, das Vertrauen in unseren Staat zu stärken. Für ganz Deutschland gilt gleiches Recht, und damit muß auch die gleiche Rechtswirklichkeit einhergehen. Allerdings müssen wir in diesem Zusammenhang auch einige selbstkritische Fragen stellen: - Was bremst und blockiert eigentlich den Wiederaufbau im 8846* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. September 1992 Osten? — Sind es nicht vielfach bürokratische Hemmnisse, ist es nicht vor allem unser Gesetzesperfektionismus, der schon den Wirtschaftsstandort Westdeutschland mehr als genug belastet? Insoweit muß dringend geprüft werden, ob und wie Maßnahmegesetze zur Beschleunigung — so wie im Verkehrsbereich — auch im Umwelt- und Baubereich für eine begrenzte Zeit einzuführen sind. Die Ungeduld und Unzufriedenheit vieler Landsleute mit bestimmten Verwaltungsabläufen ist verständlicherweise groß. Wir als Gesetzgeber sind darüber hinaus gefordert, bei der Aufarbeitung des DDR-Unrechts zügig fortzufahren. In den letzten 12 Monaten sind wir bereits ein gutes Stück vorangekommen. Ich nenne hier das 1. SED-Unrechts-Bereinigungsgesetz sowie das 2. Vermögensrechts-Änderungsgesetz. Es sind noch gesetzliche Regelungen zur Wiedergutmachung von Berufs- und Verwaltungsunrecht zu beschließen und vor allem das in Kürze vorliegende Entschädigungsgesetz. Die Erwartung aller Betroffenen ist in diesem Bereich besonders groß. Die Höhe der Entschädigung bei Unmöglichkeit der Rückgabe — gleich aus welchen Gründen — muß sich leider auch an den finanziellen Möglichkeiten orientieren. Dasselbe gilt für die Ausgleichsleistungen für besatzungsrechtliche Enteignungen in der Zeit von 1945 bis 1949. Die Anerkennung der Bodenreform auf Grund der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen und _des Einigungsvertrages stellen für den betroffenen Personenkreis eine besondere Härte dar. Die Rückgabe des oft unter unvorstellbaren Bedingungen enteigneten Besitzes wurde ausgeschlossen, obwohl gerade im Bereich der Land- und Forstwirtschaft oft noch wesentliche Teile des Altbesitzes für eine Rückübertragung verfügbar wären. Es ist deshalb dringend geboten, den Anspruch von Alteigentümern auf das geplante Wiedereinrichtermodell ausdrücklich festzuschreiben. Für die nach 1949 Enteigneten sollte noch einmal überprüft werden, ob das bisher geltende Wahlrecht: Rückgabe oder Entschädigung nicht auch künftig beizubehalten ist, da bereits Fälle bekannt wurden, wo Anspruchsberechtigte im Vertrauen auf das geltende Vermögensgesetz freiwillig auf ihren Besitz verzichtet haben, um kommunale Planungen zu ermöglichen. Wichtig ist auch, daß Vertriebene vor allem jenseits von Oder und Neiße, die nach 1945 ihren ständigen Aufenthalt in der früheren DDR genommen haben, eine einmalige Zuwendung von 4 000 DM erhalten sollen, da sie von der in Westdeutschland durchgeführten Lastenausgleichsregelung nicht begünstigt wurden. Zur sozialen Gerechtigkeit gehört selbstverständlich, daß mit dem geplanten Entschädigungsgesetz bei Rückgabe von Vermögenswerten auch der gezahlte Lastenausgleich zurückzuzahlen ist und daß darüber hinaus wegen des Ungleichgewichts zwischen Sachwert bei Rückgabe und Entschädigung eine Vermögensabgabe erhoben werden soll. Zur Aufarbeitung des DDR-Unrechts gehört ferner, daß die Verfolgung von Regierungskriminalität zügig vorangetrieben wird. Bund und Länder hatten vereinbart, 60 Staatsanwälte zum Kammergericht nach Berlin zu delegieren. Als einziges Bundesland hat das Saarland sich bisher geweigert, seinen Anteil, der sowieso nur aus einem Staatsanwalt besteht, zu leisten. Ein vergleichbar unwürdiges Verhalten konnte man übrigens auch bei anderen SPD-regierten Ländern in der Vergangenheit bereits feststellen, wenn es um die Finanzierung der zentralen Dokumentationsstelle Salzgitter ging. Die Mitarbeiter dieser Einrichtung haben in vorbildlicher Weise Unrechtstatbestände ermittelt und die dafür Verantwortlichen festgestellt. Großen Unmut in der Bevölkerung gibt es verständlicherweise über Fälle von Bereicherung in der früheren DDR, die bis heute nicht rückgängig gemacht wurden. Einige Beispiele dafür hat BILD am Sonntag gerade in der letzten Ausgabe dargestellt. Da wird Herr Diestel ebenso erwähnt wie sein damaliger Stellvertreter Müller, aber auch eine Reihe von Generälen der NVA, u. a. der Chef der DDR-Grenztruppen sowie der frühere Polizeipräsident von Berlin. Bei beiden stellt sich übrigens nicht nur die Frage der Überprüfung der Grundstücksgeschäfte, sondern auch nach deren strafrechtlicher Verantwortung auf Grund ihrer früheren Tätigkeit. Die Reformaufgaben der Justiz werden — wenn auch nicht im gleichen Tempo wie in den vergangenen Jahren — fortgeführt. Dabei steht volumenmäßig die Überprüfung des Nichtehelichenrechts im Vordergrund. Das Justizministerium muß aber jetzt mit besonderer Priorität Änderungen im Ausländer- und Asylrecht vorbereiten. Die Erfahrungen der letzten Monate, insbesondere der letzten Wochen, zeigen, mit welcher Dringlichkeit auch eine Grundgesetzänderung zum Schutz des Asylrechts und gegen den ungezügelten Mißbrauch durch Wirtschaftsflüchtlinge erfolgen muß. Abschließend möchte ich mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bundesjustizministerium bedanken, die auch in diesem Jahr in besonderer Weise Mehrarbeit für den Aufbau des Rechtsstaats in den neuen Bundesländern zu leisten hatten.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dieter-Julius Cronenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Dr. Schäuble, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Müntefering?


Rede von Franz Müntefering
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Was diese Gespräche angeht, so wissen Sie, daß die SED das unter dem Risiko getan hat, daß sie nach drei Jahren weg war. Wollen Sie das auch unter diesem Risiko machen?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Wissen Sie, Herr Kollege Müntefering, wir haben in zwei Jahren Wahlen, und im Gegensatz zu Ihrem Kanzlerkandidaten, der ja schon als Wahlziel verkündet hat, er möchte Vizekanzler in einer großen Koalition werden, sind wir nach wie vor der Überzeugung, daß die Wahlen erst 1994 entschieden werden und wir nicht jetzt schon verteilen sollten.

    (Franz Müntefering [SPD]: Aber Sie kennen das Risiko, wenn Sie sich mit uns einlassen!)

    —In der freiheitlichen Demokratie, Herr Müntefering, ist das Risiko immer, daß gewählt wird und daß man die Wahlentscheidungen der Wähler auch zu akzeptieren hat. Deswegen hat uns doch so empört und empört uns heute noch, daß Sie mit totalitären Parteien wie der SED gekungelt haben, um freiheitliche Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland zu unseren Lasten zu manipulieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Eckart Kuhlwein [SPD]: Und Sie haben anschließend die Blockpartei aufgenommen! — Lachen bei der CDU/CSU)

    — Darauf habe ich nun wirklich gewartet. Es wird noch trostloser.
    Ich würde gern, Herr Präsident, meine Damen und Herren, einige Bemerkungen zu dem machen, was Ministerpräsident Engholm zu den wirtschaftlichen Problemen im vereinten Deutschland und zum Aufbau der ostdeutschen Länder gesagt hat. Ich sagte, es ist eine unserer vorrangigen Aufgaben, und es ist überhaupt keine Frage, daß die wirtschaftliche Lage in den neuen Bundesländern wie die der Bundesrepublik Deutschland insgesamt unsere vorrangige Aufmerksamkeit erfordert.
    Ich will auch darauf hinweisen— dazu haben Sie in Ihrer Rede gar nichts gesagt —, daß der Bundeshaushalt 1993 einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufbau der neuen Bundesländer leistet und zugleich darauf achtet, daß die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland und die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Hände insgesamt und der Steuerzahler insgesamt nicht überfordert wird. Das ist ja die eigentlich schwierige Gratwanderung, die zu leisten ist.
    Weil der Bundeshaushalt 1993 so, wie ihn der Bundesfinanzminister im Bundestag eingebracht hat, diesen Anforderungen gerecht wird, findet er die Unterstützung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. So haben wir das miteinander auch in den Eckwerten, die die Koalitionsparteien und Fraktion schon Ende Juni vereinbart haben, beschlossen. Wir werden es miteinander Schritt für Schritt umsetzen.
    Es ist völlig klar, daß wir zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den neuen Bundesländern eine Reihe administrativer und bürokratischer Hindernisse in kurzer Frist überwinden müssen. Dabei müssen wir auch darüber reden, was von den Landesregierungen und Landesverwaltungen zusätzlich geleistet werden muß. Es gibt eine Menge administrativer und bürokratischer Hindernisse.
    Aber, Herr Kollege Engholm, Sie sind uns jede Antwort auf unsere Vorschläge schuldig geblieben, das zu komplizierte Recht für einen raschen Aufbau in den neuen Bundesländern für einige Jahre außer Kraft zu setzen, damit der Aufbau schneller gehen kann. Die Koalitionsparteien und -fraktionen werden dies gemeinsam vorschlagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich hoffe, daß dies nicht wie bei dem Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz geht, dem ersten Schritt, der ungeheuer erfolgreich war, den Günther Krause hier eingebracht und durchgesetzt hat. In diesem Zusammenhang haben Sie, Herr Engholm, wie die Mehrzahl der Sozialdemokraten, dagegen gestimmt. Das schadet dem schnellen Aufbau in den neuen Bundesländern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir müssen ehrenamtliches Engagement und Eigeninitiative in der kommunalen Selbstverwaltung wie beim Aufbau freier gesellschaftlicher Gruppen ermuntern, weil eine freiheitliche Gesellschaft, auch eine Soziale Marktwirtschaft, von unten aufgebaut wird und auf Eigeninitiative und Engagement basiert,



    Dr. Wolfgang Schäuble
    weil nicht alles von oben, vom Staat, kommen kann.
    Deswegen wollen wir gemeinsam mit den Bundesländern noch einmal erörtern, ob eine kommunale Investitionspauschale, Herr Kollege Solms, noch einmal für die nächsten zwei Jahre eingeführt werden kann, weil sie eben die Gemeinden in den neuen Bundesländern in die Lage versetzt, schneller und unbürokratischer über Investitionsmittel zu verfügen und weil auf diese Weise auch ein Stück Engagement in kommunaler Selbstverwaltung in den Gemeinden und Städten der neuen Bundesländer ermutigt wird. Aber — weil die Mittel für die kommunale Investitionspauschale, die wir 1991 hatten, 1992 den neuen Bundesländern zur Verfügung gestellt worden sind, ist klar, daß diese Mittel nicht allein vom Bund kommen können, sondern daß in den Verhandlungen mit den Ländern die notwendigen Mittel zugunsten der Kommunen durchgesetzt werden müssen. Dazu ist die Solidarität der Bundesländer insgesamt, von der wir bisher in der Tat zu wenig erlebt haben, gefordert, wobei ich hinzufüge: ganz unabhängig vom Parteibuch des jeweiligen Regierungschefs.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es wird eine der entscheidenden Auseinandersetzungen der nächsten Wochen und Monate sein, daß der Verteilungskampf, der natürlich im vereinten Deutschland — wer wollte es leugnen — zwischen Ost und West auch stattfindet, in einer Weise entschieden oder zu einem Konsens geführt wird, so daß wir die vorrangige Aufgabe, Wohlstand im Osten zu entwikkeln und Wohlstand im Westen zu sichern, miteinander bewältigen können. In diesem Zusammenhang wird mehr Solidarität von Ländern und Gemeinden im Westen gefordert sein, als dies bisher notwendig war. Deswegen, Herr Bundeskanzler, sind wir dankbar, daß Sie die Initiative zu einem Solidarpakt aller öffentlichen Hände und der Sozialpartner ergriffen haben, und wir unterstützen Sie auf diesem Weg.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Eine solche gemeinsame Bemühung, die nicht Verantwortungen verwischen soll,

    (Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl: Sehr gut!)

    kann helfen, die Folgen der notwendigen Anstrengungen, die in Ost und West geleistet werden müssen, gemeinsam den Bürgern zu erklären.
    Herr Kollege Engholm, ich würde gern die Kurzintervention von Graf Lambsdorff aufgreifen, und zwar die Frage nach dem Vergleichsmaßstab. Daß wir wissen, wie sich die Leistungskraft der Länder rechnet und daß auch Sie das wissen, ist doch wohl klar. So viel Sachverstand haben wir Ihnen unterstellt. Die Frage von Graf Lambsdorff ging aber in eine völlig andere Richtung. Graf Lambsdorff ging es um den Ansatzpunkt bei den Vergleichen. Ich denke in der Tat, daß die Frage einheitlicher Lebensverhältnisse, die Frage des Länderfinanzausgleichs im vereinten Deutschland nicht mehr darin gesehen werden kann, daß die elf westlichen Länder untereinander annähernd gleiche Verhältnisse haben, sondern die entscheidende Frage ist, wieviel Gleichheit und Einheitlichkeit wir in welcher Zeit zwischen den 16 Ländern des wiedervereinten Deutschlands erreichen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    In diesem Zusammenhang kann sich Schleswig-Holstein in Zukunft nicht mehr mit dem Saarland oder mit Bremen vergleichen, sondern in der Tat mit seinen Nachbarn Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder Thüringen. In dieser Frage hat Graf Lambsdorff völlig recht. Im übrigen fand ich das, was Sie zur Person von Graf Lambsdorff gesagt haben,

    (Zuruf von der F.D.P.: Schäbig!)

    eher ungerecht. Über Graf Lambsdorff kann man sich wirklich ärgern — diesbezüglich habe ich zur Zeit keinen Nachholbedarf —,

    (Dr. Otto Graf Lambsdorff [F.D.P.]: Der Bundeskanzler bestätigt das!)

    aber ihm zu unterstellen — —

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Erst watschen, dann streicheln!)

    — Nein, so ist er. Das ist seine Art. Man kann ihm ganz offen sagen, wo man unterschiedlicher Meinung ist. So verfährt er umgekehrt auch. So etwas tragen wir miteinander aus. Das ist auch in Ordnung. Aber ihm zu unterstellen, er sei tricky und arglistig, das ist nicht in Ordnung. Die roten Rosensträuße waren von Herbert Wehner. Das war eine typische sozialdemokratische Eigenschaft. Solche brauchen wir in dieser Koalition nicht. Sie können auch ganz sicher sein, daß wir alle miteinander, ohne jedes Arg, entschlossen sind, auch in schwierigen Zeiten und bei manchen unterschiedlichen Meinungen, die erfolgreiche Politik dieser Koalition der Mitte weiter, auch in den nächsten Jahren, fortzusetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zurufe von der SPD)

    Herr Kollege Engholm, Sie haben viele Punkte genannt, bei denen Sie aber nie konkret geworden sind. Im Zusammenhang mit den bürokratischen Hindernissen haben Sie gegen die erste Maßnahme gestimmt. Bei den Eigentums- und Vermögensfragen haben wir doch mit den Sozialdemokraten, mit den Regierungen der neuen Bundesländer Ende Juni gemeinsam beraten. Wir wollten auch, wie Frau Däubler-Gmelin, einfachere Regelungen für den Vorrang von Investitionen im zweiten Vermögensrechtsübertragungsgesetz. Aber der versammelte Sachverstand der Regierungen aller neuen Bundesländer — hier sitzt die Vertreterin des Landes Brandenburg; der Justizminister von Brandenburg hat an den Beratungen teilgenommen — hat uns gesagt, daß die jetzt im zweiten Vermögensrechtsänderungsgesetz gefundene Regelung die richtige sei, man mit dieser arbeiten könne und man jetzt die Diskussion über die Frage, was Vorrang habe, Rückgabe oder Entschädigung, nicht fortführen solle,

    (Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: So ist es!)

    weil sie nur zu einem Attentismus führe und den investiven Prozeß behindere. Sie haben offenbar nicht mitbekommen, was die Regierungen in den ostdeutschen Ländern alle miteinander sagen.



    Dr. Wolfgang Schäuble
    Deswegen sage ich Ihnen, wenn Sie so schön klingende Reden aufschreiben oder aufschreiben lassen: Sie sollten etwas näher an den wirklichen Problemen sein. Sie sollten einen näheren Bezug zu den konkreten Schwierigkeiten in Ostdeutschland haben. Sie müssen im übrigen sehen — das will ich in der gebotenen Kürze noch einmal sagen —: Der Weg zu weiteren Steuererhöhungen ist nicht so einfach, obwohl dies Sozialdemokraten immer sehr leicht über die Lippen kommt. Sozialdemokraten haben wirklich eine Art Pawlowschen Reflex. Wenn irgendein Problem kommt, dann bilden sie eine Kommission,

    (Franz Müntefering [SPD]: Ortsvereinsniveau!)

    dann machen sie ein Programm, und dann fordern sie Steuererhöhungen. Hinterher geschieht nichts.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Und Sie machen sofort die Schulden!)

    — Nein. Entschuldigung, wir haben — das wird die entscheidende Frage sein —, wenn wir mit den großen Aufgaben im vereinten Deutschland zurande kommen wollen — —

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Dann müssen alle Opfer bringen!)

    — Jawohl, das auch.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Sie machen Schulden und keine Opfer! — OhRufe bei der CDU/CSU)

    — Aber Herr Wieczorek, wir sagen: In einer Zeit, in der sich auch die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen eher verdüstern, weil die Weltkonjunktur schlechter läuft, als wir alle vorhergesehen und gehofft haben, dürfen wir nicht durch weitere Steuererhöhungen die Wettbewerbssituation unserer Wirtschaft und die Belastungen unserer Wirtschaft weiter verschlechtern.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Chaos!)

    — Ja, dazu sage ich gleich etwas. Hätten Sie mich nicht bei jedem zweiten Satz durch einen Zwischenruf unterbrochen, wäre mein Redebeitrag längst beendet.
    Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, den Druck auf sparsames Ausgabeverhalten nicht nur beim Bund, sondern auch bei Ländern und Gemeinden durchzusetzen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die entscheidende Aufgabe ist die Verabredung im Finanzplanungsrat: Steigerung der Ausgaben beim Bundeshaushalt in den nächsten Jahren im Durchschnitt auf 2,5 % begrenzen und bei westdeutschen Ländern eine Begrenzung auf 3 % durchzusetzen. Man kann nicht mit einer Politik der leichten Hand in Steuererhöhungen, wie Herr Engholm sie hier wieder vertreten hat, den Druck auf sparsames Ausgabeverhalten verhindern, wenn man nicht die wirtschaftlichen Auftriebskräfte in der Bundesrepublik insgesamt dauerhaft schwächen will. Dieses ist die erste und entscheidende Aufgabe.
    Nur in diesem Rahmen kann man über zusätzliche Mittel zur Verstärkung der investiven Kräfte in den ostdeutschen Ländern reden. Da geht es vor allem um bürokratische und andere Hindernisse. Aber man wird auch miteinander darüber nachdenken können, wie man den Mangel, daß privatwirtschaftliche Investitionen in ostdeutschen Ländern im Verhältnis zur Bevölkerungszahl geringer sind als im Westen, abbauen kann. Darüber gemeinsam zu reden — alle öffentlichen Gebietskörperschaften, Bund, Länder und Gemeinden, aber auch die Sozialpartner — scheint mir der Anstrengung wert. Darüber bzw. über alle Vorschläge nachzudenken, ist auch richtig.
    Die Verkürzung der Diskussion auf das eine oder andere Instrument enthält eine Gefahr auch im Sinne von Verunsicherung. Ich stehe nicht an zu erklären, daß mir die Diskussion der letzten zehn Tage nach Vorschlägen, die unsere Freunde aus den ostdeutschen Landesverbänden der CDU/CSU-Fraktion gemeinsam mit uns im geschäftsführenden Vorstand erarbeitet haben, nicht gefallen hat. Die mißverständliche Verkürzung dieser Diskussion auf ein Instrument war ganz gewiß schädlich, hat auch zu einer weiteren Verunsicherung geführt.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das tun Sie bei uns auch immer, Verkürzen auf ein Instrument!)

    —Ja, gut. Deswegen bin ich ja dafür, daß wir in kurzer Zeit über alle diese Fragen miteinander in dem Solidarpakt reden, zu dem der Bundeskanzler eingeladen hat. Dazu lade ich Sie herzlich ein. Ich denke, wir sollten uns in einer Zeit konzentrieren, von der ich finde, daß die Probleme groß sind, daß die Aufgaben gewaltig sind, aber von der ich überhaupt nicht finde, daß wir Grund zur Resignation haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die deutsche Einheit, das Ende des Ost-WestKonflikts, die Chance, Europa in unsere Generation und wahrscheinlich noch vor dem Gewaltmonopol der Vereinten Nationen, Herr Ministerpräsident Engholm, zu einen und die Kräfte Europas zu bündeln, um die Folgen von totalitärem Sozialismus in Deutschland und Europa zu überwinden und die Kräfte Europas zu bündeln, um in dieser einen enger zusammenwachsenden Welt Hunger und Not, Elend und Umweltkatastrophen gemeinsam besser bekämpfen zu können, als es bis heute gelungen ist, sind so großartige Chancen und Möglichkeiten für unsere Generation, daß ich finde, Herr Präsident, meine Damen und Herren: Wir sollten nicht nur streiten, sondern uns so rasch wie möglich gemeinsam an die Arbeit machen. Die Bundesregierung, Herr Bundeskanzler, Herr Bundesfinanzminister, kann auf diesem Weg der Unterstützung der CDU/CSU-Fraktion sicher sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)