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    Plenarprotokoll 12/81 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 81. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. März 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (Änderung der 9. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes [Genehmigungsverfahren]; Bericht der Bundesregierung über die Verschärfung der Kontrolle des Exports von zivil und militärisch verwendbaren Gütern; weitere aktuelle Fragen) Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . . 6669B Harald B. Schäfer (Offenburg) SPD . . . 6670B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . . 6670B Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 6671 B Hermann Bachmaier SPD 6672 A Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 6672 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . 6672D Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 6673 A Ernst Schwanhold SPD . . . . . . . . 6673D Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 6674 A Dr. Willfried Penner SPD . . . . . . . 6674 D Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 6674D Gudrun Weyel SPD 6675 A Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 6675A Wolfgang Roth SPD 6675 C Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 6675C Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 12/2197 vom 6. März 1992 — Haltung des Bundesministers des Inneren oder nachgeordneter Behörden nach Bekanntwerden des Manipulationsverdachts aufgrund von Dopingproben der Sportlerinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer im Sommer 1991 MdlAnfr 11, 12 Johannes Singer SPD Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 6675D, 6676A ZusFr Johannes Singer SPD 6676A, B Anzahl der rechtskräftig abgeschlossenen Klagen des Bundesbeauftragten für Asylangelegenheiten gegen die Anerkennung politischer Flüchtlinge seit 1985 MdlAnfr 13, 14 Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 6676D, 6678B ZusFr Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 6677A, 6678C ZusFr Ludwig Stiegler SPD . . . 6677C, 6679A ZusFr Freimut Duve SPD 6677 D ZusFr Dr. Willfried Penner SPD . . . . 6678 B Aufenthalt führender peruanischer Vertreter des „Sendero Luminoso" in Europa und insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ziel der Organisation terroristischer Aktivitäten in Peru MdlAnfr 15, 16 Freimut Duve SPD Antw PStSekr Eduard Lintner BMI . . . 6679B, C ZusFr Freimut Duve SPD 6679 C ZusFr Dr. Willfried Penner SPD 6679D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 81. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. März 1992 Pflicht der Ärzte zur Lebenserhaltung neugeborener, insbesondere behinderter Kinder MdlAnfr 19, 20 Hubert Hüppe CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . 6680 B ZusFr Hubert Hüppe CDU/CSU 6680 D Schutz der ostdeutschen Bürger, die nach dem 18. 10. 1989 Grundstücke erworben und Baumaßnahmen eingeleitet bzw. durchgeführt haben, vor Restitutionsansprüchen von Alteigentümern MdlAnfr 21, 22 Ulrich Junghanns CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ 6681C, 6682A ZusFr Ulrich Junghanns CDU/CSU . 6682A Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungsverfahren gegen ehemalige Stasi-Mitarbeiter MdlAnfr 27 Jürgen Augustinowitz CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 6682 C ZusFr Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . 6682 D Auswirkungen des Festhaltens der Bundesrepublik Deutschland am Alleinvertretungsanspruch für alle Deutschen auf die juristische Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit MdlAnfr 28 Jürgen Augustinowitz CDU/CSU Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . . 6683 A ZusFr Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . 6683C Personalentwicklung bei den Finanzämtern der alten und neuen Bundesländer, insbesondere im Bereich der Betriebsprüfung, im Jahre 1991; Abwanderung von Finanzbeamten in steuerberatende Berufe MdlAnfr 29, 30 Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 6684A, C ZusFr Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 6684A, C Steuerliche Absetzbarkeit von Bestechungs- und Schmiergeldern an ausländische Staatsbedienstete MdlAnfr 31, 32 Dr. Ingomar Hauchler SPD Antw PStSekr Dr. Joachim Grünewald BMF 6684D, 6685 B ZusFr Dr. Ingomar Hauchler SPD . . 6685A, C Zusatztagesordnungspunkt: Aktuelle Stunde betr. Freigabe des Drogenkonsums als Antwort auf über 2 000 Drogentote im Jahre 1991 Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . . 6686C Gudrun Schaich-Walch SPD 6687 C Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink F.D.P. 6688C Rudolf Seiters, Bundesminister BMI . . 6689C Christina Schenk Bündnis 90/GRÜNE . 6691 A Erwin Marschewski CDU/CSU 6692 A Antje-Marie Steen SPD 6693 B Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . . 6694 B Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 6695 B Gerda Hasselfeldt, Bundesministerin BMG 6696A Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 6697 C Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 6698 C Georg Brunnhuber CDU/CSU 6699 C Johannes Singer SPD 6700C Cornelia Yzer CDU/CSU 6701 D Nächste Sitzung 6702 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 6703' A Anlage 2 Förderung der Sanierung und Modernisierung von Wohnungen in den neuen Bundesländern durch Mieter in Eigenleistung MdlAnfr 2 — Drs 12/2197 Gabriele Wiechatzek CDU/CSU SchrAntw PStSekr Joachim Günther BMBau . . . . . . . . . . . . . . . . 6703* A Anlage 3 Namentliche Registrierung totgeborener Kinder MdlAnfr 17, 18 — Drs 12/2197 — Ingrid Walz F.D.P. SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . . 6703* D Anlage 4 Erarbeitung eines Mustermietvertrages für durch Mieter in Eigenleistung sanierte und modernisierte Wohnungen in den neuen Bundesländern MdlAnfr 23 — Drs 12/2197 — Gabriele Wiechatzek CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 6704* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 81. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. März 1992 III Anlage 5 Novellierung des Gesetzes über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen MdlAnfr 24, 25 — Drs 12/2197 — Joachim Gres CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rainer Funke BMJ , . 6704* C Anlage 6 Einführung eines modernen Patent-Informationssystems MdlAnfr 26 — Drs 12/2197 — Simon Wittmann (Tännesberg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rainer Funke BMJ . . 6704* D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 81. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. März 1992 6669 81. Sitzung Bonn, den 11. März 1992 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ackermann, Else CDU/CSU 11. 03. 92 Antretter, Robert SPD 11. 03. 92* Belle, Meinrad CDU/CSU 11. 03. 92 Berger, Johann Anton SPD 11. 03. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 11. 03. 92* Wilfried Catenhusen, SPD 11. 03. 92 Wolf-Michael Dr. Diederich (Berlin), SPD 11. 03. 92 Nils Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 11. 03. 92 Ehrbar, Udo CDU/CSU 11. 03. 92 Erler, Gernot SPD 11. 03. 92 Eymer, Anke CDU/CSU 11. 03. 92 Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 11. 03. 92 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 11. 03. 92 Francke (Hamburg), CDU/CSU 11. 03. 92 Klaus Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 11. 03. 92 Hämmerle, Gerlinde SPD 11. 03. 92 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 11. 03. 92 Dr. Hoth, Sigrid FDP 11. 03. 92 Jäger, Claus CDU/CSU 11. 03. 92 Jeltsch, Karin CDU/CSU 11. 03. 92 Junghans, Ulrich CDU/CSU 11. 03. 92** Koppelin, Jürgen FDP 11. 03. 92 Kubicki, Wolfgang FDP 11. 03. 92 Dr. Kübler, Klaus SPD 11. 03. 92 Kuhlwein, Eckart SPD 11. 03. 92 Lattmann, Herbert CDU/CSU 11. 03. 92 Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 11. 03. 92 Dr. Niese, Rolf SPD 11. 03. 92 Niggemeier, Horst SPD 11. 03. 92 Dr. Ortleb, Rainer FDP 11. 03. 92 Ost, Friedhelm CDU/CSU 11. 03. 92 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 11. 03. 92* Rempe, Walter SPD 11. 03. 92 Dr. Ruck, Christian CDU/CSU 11. 03. 92 Sauer (Salzgitter), CDU/CSU 11, 03. 92 Helmut Schemken, Heinz CDU/CSU 11. 03. 92 Schmidt (Dresden), Arno FDP 11. 03. 92 Schwanhold, Ernst SPD 11. 03. 92 Titze, Uta SPD 11. 03. 92 Türk, Jürgen FDP 11. 03. 92 Dr. Vogel, Hans-Jochen SPD 11. 03. 92 Wetzel, Kersten CDU/CSU 11. 03. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Joachim Günther auf die Frage der Abgeordneten Gabriele Wiechatzek (CDU/ CSU) (Drucksache 12/2197 Frage 2): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Sanierung und Modernisierung von Wohnungen durch die Mieter in Eigenleistung eine sinnvolle Alternative zur Wohnungsprivatisierung mittels Erwerb von Wohnungen durch deren Mieter im Beitrittsgebiet darstellt, falls ja, mit welchen Maßnahmen fördert die Bundesregierung die Bereitschaft der Mieter, eigene Mittel und Arbeitskraft zur Verbesserung der eigenen Wohnungssituation einzusetzen? Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen der Mieter können mit dazu beitragen, die Wohnverhältnisse in den neuen Ländern rasch zu verbessern. Neben der Wohnungsprivatisierung, deren vordringliches Ziel die Bildung von Wohneigentum ist, kann die Mietermodernisierung insbesondere in den Fällen hilfreich sein, in denen die Eigentümer der Mietwohnungen vorerst finanziell nicht in der Lage sind, die gebotenen Maßnahmen durchzuführen. Der Bund gewährt den neuen Ländern zur Förderung von Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen im Wohnungsbestand Finanzhilfen nach Art. 104a GG. Die hierfür zwischen Bund und Ländern abgeschlossenen Verwaltungsvereinbarungen lassen Fördermaßnahmen der Länder zur Unterstützung von Mietermodernisierungen aus den vorerwähnten Gründen zu. In den Richtlinien der Länder Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist die Förderung von Modernisierungsmaßnahmen der Mieter durch Zuschüsse auch ausdrücklich vorgesehen. Im Darlehenswege geförderte Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen (KfW-Programm) sind für Mietermodernisierungen weniger geeignet, da Darlehensempfänger und Grundstückseigentümer nicht identisch sind und somit die grundbuchliche Sicherung der Darlehen nicht gewährleistet werden kann. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen der Abgeordneten Ingrid Walz (F.D.P.) (Drucksache 12/2197 Fragen 17 und 18): Welche Haltung nimmt die Bundesregierung - auch im Hinblick auf eine bevorstehende Lockerung im ehelichen Namensrecht - gegenüber der Forderung ein, durch eine Änderung des § 24 Personenstandsgesetz (PStG) die Möglichkeit zu eröffnen, totgeborene Kinder mit vollem Namen in das Sterbebuch und damit in das Familienstammbuch eintragen zu lassen? Welche weiteren Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, dem verständlichen Anliegen betroffener Eltern zu entsprechen und totgeborene Kinder namentlich registrieren zu lassen, wie es in anderen Staaten durchaus praktiziert wird? Zu Frage 17: Nach § 24 des Personenstandsgesetzes (PStG) wird eine Totgeburt mit den für die Beurkundung einer Geburt vorgeschriebenen Angaben in das Sterbebuch 6704* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 81. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. März 1992 eingetragen; ausgenommen ist lediglich die Angabe des Namens. Diese Regelung ist daran orientiert, daß nach den Grundsätzen des Bürgerlichen Rechts nur ein rechtsfähiger Mensch, d. h. ein lebendgeborenes Kind, einen Namen nach § 1616 oder § 1617 BGB erwerben kann. Wegen des verständlichen Anliegens der Betroffenen ist vorgesehen, in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die Vorschläge zur Novellierung des Personenstandsgesetzes erarbeiten soll, die Frage zu erörtern, ob bei dieser Rechtslage eine Möglichkeit gesehen wird, die personenstandsrechtlichen Vorschriften zu ändern. Zu Frage 18: Die Bundesregierung sieht keine andere Möglichkeit als die zur Frage 1 aufgezeigte, um dem Anliegen zu entsprechen. Anlage 4 Antwort des Pari. Staatssekretärs Rainer Funke auf die Frage der Abgeordneten Gabriele Wiechatzek (CDU/CSU) (Drucksache 12/2197 Frage 23): Ist die Bundesregierung bereit, als ein mögliches Förderinstrumentarium einen Mustermietvertrag, der den rechtlichen Besonderheiten im Beitrittsgebiet Rechnung trägt, durch das Bundesministerium der Justiz erarbeiten zu lassen, mit dem von den Mietern erbrachte Leistungen rechtlich abgesichert werden können, und sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, Eigeninitiative auch im Bereich des sozialen Wohnungsbaus zu fördern? Der Bundesminister der Justiz hat die Mustervereinbarung „Modernisierung durch Mieter", die schon vor längerer Zeit zusammen mit Verbänden der Mieter und der Wirtschaft ausgearbeitet worden ist, im Jahre 1990 überarbeitet und um besondere Klauseln und Erläuterungen für die neuen Bundesländer ergänzt. Durch Vereinbarungen, die an dieser Mustervereinbarung ausgerichtet sind, können die von den Mietern erbrachten Leistungen zur Modernisierung und Instandsetzung von Wohnraum in angemessener Weise rechtlich abgesichert werden. Ein Exemplar der überarbeiteten Mustervereinbarung kann ich Ihnen, Frau Kollegin Wiechatzek, gern zukommen lassen. Der zweite Teil Ihrer Frage betrifft die Möglichkeit der Eigeninitiative im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Die genannte Mustervereinbarung „Modernisierung durch Mieter" bezieht sich nicht auf den sozialen Wohnungsbau, weder im westlichen noch im östlichen Bundesgebiet. Die Möglichkeiten der Einbeziehung des sozialen Wohnungsbaus wurden schon vor geraumer Zeit mit dem Bundesbauministerium geprüft, aber wegen der rechtlichen Besonderheiten der preisgebundenen Wohnungen verneint. In den neuen Bundesländern dürfte dieses Problem auf Jahre hinaus keine Rolle spielen, weil der eigentliche soziale Wohnungsbau dort erst am Anlaufen ist. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rainer Funke auf die Fragen des Abgeordneten Joachim Gres (CDU/CSU) (Drucksache 12/2197 Fragen 24 und 25): Welche zeitlichen Vorstellungen hat die Bundesregierung für die dringend erforderliche Novellierung des Zeugen- und Sachverständigenentschädigungsgesetzes? Ist der Bundesregierung bewußt, daß der mehrfache Wechsel an der Spitze des für die Novellierung des Zeugen- und Sachverständigenentschädigungsgesetzes zuständigen Referates des Bundesministeriums der Justiz diese Novellierung immer wieder verzögert? Zu Frage 24: Von seiten des Bundesministers der Justiz ist mehrfach deutlich gemacht worden, daß eine grundlegende Reform der Sachverständigenentschädigung angestrebt wird. Es sind hierzu Leitlinien für Lösungsansätze entwickelt und diese in den Fachkreisen zur Diskussion gestellt worden. Angesichts der wachsenden Aufgabenfülle wird es zunehmend schwieriger, alle notwendigen Reformvorhaben in dem an sich gebotenen und vom Bundesminister der Justiz auch dringlich gewünschten Maße zu fördern. Auf dem Gebiet des Kosten- und Gebührenrechts haben in dieser Legislaturperiode die Reform des Gerichtskostengesetzes und der Bundesrechtsanwaltsgebührenordnung die gleiche Priorität. Ob ein Entwurf zur Reform des Zeugen- und Sachverständigenentschädigungsgesetzes, der noch umfangreiche Vorarbeiten erfordert, noch in dieser Legislaturperiode vorgelegt werden kann, läßt sich derzeit noch nicht voraussagen. Zu Frage 25: Die Personalsituation im Bundesministerium der Justiz hat sich in den vergangenen zwei Jahren drastisch und nachhaltig verschlechtert. Schon die Wiedervereinigung hat einen verstärkten Personalbedarf mit sich gebracht, der bisher nicht abgedeckt werden konnte. Darüber hinaus wird es zunehmend schwieriger, den Stamm der Mitarbeiter des höheren Dienstes im Bundesministerium der Justiz, der sich aus abgeordneten Richtern und Staatsanwälten der Länder rekrutiert, zu erhalten; auch in den Ländern bestehen große Personalengpässe. Schließlich sind mehr Abgänge von qualifizierten Kräften als üblich zu verzeichnen. Teilweise sind diese Abgänge durch einen Wechsel der Mitarbeiter in die neuen Bundesländer bedingt. Diese Personalsituation hat in verschiedenen Bereichen zu Vakanzen geführt und Umsetzungen erforderlich gemacht. Im Zuge dieser Maßnahmen war es unvermeidlich, die Leitung des Referats Kosten- und Gebührenrecht mehrfach neu zu besetzen, zuletzt zum 1. März 1992. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rainer Funke auf die Frage des Abgeordneten Simon Wittmann (Tännesberg) (CDU/CSU) (Drucksache 12/2197 Frage 26): Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 81. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. März 1992 6705* Trifft die Aussage des Präsidenten des Deutschen Patentamtes zu, daß die Kosten für ein modernes Patentinformationssystem für die Bundesrepublik Deutschland ca. 30 Mio. DM kosten würden und die dadurch erreichbaren Einsparungen Jahr für Jahr die Investitionen um ein Vielfaches übertreffen würden, und welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus dieser Erkenntnis? Das Deutsche Patentamt ist zur Zeit mit dem Aufbau des Patentinformationssystems PATIS befaßt. Hierfür sind 150 Millionen DM veranschlagt. Ein solches System ist angesichts der rapiden Zunahme und der zunehmenden Komplexität des Prüfstoffs zur Unterstützung der Arbeit des Deutschen Patentamts unabdingbar. Auch die internationale Entwicklung im Europäischen Patentamt, im US-Patentamt und im Japanischen Patentamt zwingt das Deutsche Patentamt die modernen Hilfsmittel der Informationstechnik ebenfalls zu nutzen. Die langfristige Wirtschaftlichkeit von PATIS ist in einer umfangreichen Studie dargelegt worden. Neben dem Patentinformationssystem PATIS gibt es ein Projekt „Deutsches Patent- und Fachinformationssystem". Dieses Projekt wird von einem Konsortium betrieben, an dem die Verlagsgruppe Bertelsmann International, das Fachinformationszentrum Karlsruhe und auch das Deutsche Patentamt beteiligt sind. Das Vorhaben zielt darauf ab, die beim Fachinformationszentrum Karlsruhe aufgelegte Patentdatenbank PATDPA mit einer Patentdatenbank der Verlagsgruppe Bertelsmann zusammenzuführen und zu erweitern. Über das Vorhaben wurde bisher noch nicht entschieden. Kostenaussagen und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sind daher zur Zeit noch nicht möglich. Sollte mit dem Aufbau dieses Systems begonnen werden, müssen die Planungen mit dem bereits im Aufbau befindlichen Patentinformationssystem PATIS abgestimmt werden.
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    Rede von Georg Brunnhuber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Wenn es derzeit einen Wettbewerb für politische Parteien über beidbeiniges Fettnäpfchenspringen gäbe, würde die SPD als großer Sieger dastehen.
    Wer geglaubt hat, daß nach dem totalen Durcheinander in der SPD zum Steueränderungsgesetz und der riesigen Schlappe, die sich die SPD durch diese wirre Haltung selbst einhandelte, jetzt Ruhe einkehre, der hat sich kräftig getäuscht. Denn kaum ist diese Schlappe etwas abgeklungen, zieht die SPD zielsicher in ein neues Fettnäpfchen zum Thema „Straffreiheit für Rauschgiftkonsum und -besitz"

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU — Dr. Jürgen Meyer [Ulm] [SPD]: Lesen Sie doch unsere Gesetzentwürfe!)

    und steht damit wieder in einer Zerreißprobe.

    (Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Kommen Sie zum Thema, Herr Kollege!)

    In Baden-Württemberg können wir uns darüber freuen, denn Sie schaffen mit Ihrer Forderung nach Drogenfreigabe,

    (Dr. Jürgen Meyer [Ulm] [SPD]: Wer fordert das denn?)

    daß die baden-württembergische SPD am 5. April mit Sicherheit unter 30 % rutschen wird,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    zumal die baden-württembergische SPD, weil sie im Wahlkampf merkt, woher der Wind weht, sich der Position der CDU anschließt und damit wiederum beweist, daß in der SPD niemand mehr weiß, was eigentlich Sache ist.

    (Roland Sauer [Stuttgart] [CDU/CSU]: Siehe letzter Redner! — Erwin Marschewski [CDU/ CSU]: Sehr wahr! — Zuruf des Abg. Dr. Jürgen Meyer [Ulm] [SPD])

    Denn auch bei diesem Thema geht es Ihnen wie beim Asyl: Sie diskutieren und politisieren an der eigenen Basis und letztendlich auch an der Bevölkerung völlig vorbei.

    (Uta Würfel [F.D.P.]: Das sollte Sie doch freuen, Herr Kollege!)

    Gehen Sie doch heute einmal hinaus und reden Sie mit Eltern und Lehrern, welche Wirkung allein schon Ihre jetzige Diskussion in den Gymnasien und in den Schulen ausgelöst hat! Wir alle sind aufgerufen, Rauschgift und Drogen zu ächten. Schon durch die



    Georg Brunnhuber
    Freigabediskussion schwächen Sie jedoch diese Abwehrhaltung. Was soll der Einsatz der FußballNationalmannschaft für „Keine Macht den Drogen" denn noch bewirken,

    (Johannes Singer [SPD]: Die hat schon vorher nichts bewirkt! — Erwin Marschewski [CDU/ CSU]: Eine vorbildliche Initiative!)

    wenn führende SPD-Politiker landauf, landab den Eindruck erwecken, daß das Rauchen einer Haschzigarette doch nicht so schlimm ist und daß es viel vernünftiger ist, so etwas offiziell zu erlauben.
    Wenn dann auch noch ein Gericht, Herr Kollege Olderog,

    (Dr. Rolf Olderog [CDU/CSU]: Aber was für ein Gericht!)

    unter der Überschrift „Recht auf Rausch" eine Freigabe von Drogenkonsum als geboten ansieht; dann fragen sich Millionen von Staatsbürgern, ob ein solches Gericht nicht in dem vorhin genannten Zustand verharrte, als es urteilte.

    (Dr. Rolf Olderog [CDU/CSU]: Das war der justizpolitische Sprecher der SPD von Schleswig-Holstein!)

    Alles in allem sieht man, daß diese Gespensterdiskussion über die Legalisierung von Drogen nur Schaden anrichtet und einen tödlichen Irrweg aufzeigt.
    Der Vizepräsident des Bundeskriminalamts Gerhard Köhler hat unlängst klargestellt, daß die Legalisierung von Drogen selbstverständlich zwangsläufig zu steigendem Konsum führen würde, was nach allen Erfahrungen des Bundeskriminalamtes zwangsläufig auch zu höherer und stärkerer Kriminalität führt.

    (Johannes Singer [SPD]: Der Stuttgarter Polizeipräsident weiß das nicht!)

    Wer vom Gegenteil ausgehe, so Vizepräsident Köhler, ignoriere die Fakten und irre gründlich. So hat auch der Herr Haas in Stuttgart gründlich geirrt.
    Damit ist klar, daß eine wirksame Bekämpfung des Drogenhandels und der Drogenkriminalität nur mit einer deutlichen Verschärfung der Gesetze und einer Verbesserung der Handlungsmöglichkeiten von Polizei und Justiz möglich ist.
    Wir müssen deshalb so rasch wie möglich den Gesetzentwurf zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität im Deutschen Bundestag verabschieden.

    (Gudrun Weyel [SPD]: Haben Sie denn schon einen vorgelegt? — Gegenruf des Abg. Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Natürlich haben wir das! Davon haben Sie bloß keine Kenntnis!)

    Herr Hirsch, auch wir von der CDU/CSU sind für Therapie; aber wir wären sehr dankbar, wenn Sie von der F.D.P. uns auch hier im Hinblick auf eine Gesetzgebung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität einen Schritt entgegenkämen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Burkhard Hirsch [F.D.P.]: Das wird doch von Stoiber blockiert!)

    Nur durch wirksame Vermögensstrafen und den Straftatbestand der Geldwäsche können wir das organisierte Verbrechen an seiner empfindlichsten Stelle, nämlich am Geld, angreifen.
    Gleichzeitig muß jedoch in der gesamten Gesellschaft weiterhin eine klare Ächtung von Drogen erfolgen, damit wir das moralische Bewußtsein junger Menschen so festigen, daß Drogen bei ihnen keine Chance haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Der Abgeordnete Johannes Singer hat das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Johannes Singer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Brunnhuber, im Bundestagshandbuch habe ich mich soeben schlaugemacht: Sie sind Ehrenelferrat der Narrenzunft Oberkochen.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Wenn man ein solches Ehrenamt hat, sollte man im Deutschen Bundestag mit einem etwas größeren Abstand zum Aschermittwoch reden; sonst geraten die Reden zu karnevalistisch.

    (Beifall bei der SPD — Georg Brunnhuber [CDU/CSU]: Die Chance, Ehrenelferrat der Narrenzunft Oberkochen zu werden, werden Sie nie haben! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Da die Drogenpolitik der Koalition in den vergangenen zehn Jahren angeblich so erfolgreich war, frage ich mich, warum wir uns heute über 2 126 Drogentote pro Jahr, über Tausende und Abertausende von Erstkonsumenten und über tonnenweise sichergestelltes Rauschgift — Kokain, Heroin und dergleichen — beklagen müssen, warum also die Drogenpolitik in dieser Form so versagt hat.
    Ich halte Ihnen sogleich das niederländische Beispiel entgegen. Dazu zitiere ich aus der „Welt" vom 25. Januar 1992, die sicher keine sozialdemokratische Zeitung ist:
    Die Niederlande haben es geschafft, mit ihrer Entkriminalisierungspolitik im kleinen Bereich die Zahl der Drogentoten von 1984 bis 1989 allein in Amsterdam von 79 auf 34 zu senken

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Dort holen die sich das Zeug! Aber in Deutschland, in Düsseldorf und so weiter sterben sie! Das ist der Witz dabei!)

    und die Zahl der Konsumenten stabil, nämlich stagnierend zu halten.
    Bei uns dagegen steigen die Zahlen in jedem Bereich dramatisch. Ich kann nur sagen: Wenn ich die Politik der beiden Länder miteinander vergleiche, stelle ich hierzulande das Versagen der offiziellen Drogenpolitik fest. Ich kann nur empfehlen, nach Holland zu fahren, wie es die von mir geleitete Arbeitsgruppe „Drogenpolitik" getan hat.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Unterhalten Sie sich unbefangen auch mit Parteifreunden Ihrer Couleur! Die werden Ihnen etwas ganz



    Johannes Singer
    anderes erzählen. Die Holländer sind in der Bekämpfung der internationalen Kartelle, der mafiosen Organisationen auch im eigenen Land nicht weniger unnachsichtig und erfolgreich als wir. Die einschlägigen Sicherstellungszahlen, die heute in der Zeitung stehen, beweisen das eindeutig. Alles das, was bei uns strafbar ist, ist auch in den Niederlanden strafbar. Nur verplempern Polizei und Justiz dort nicht ihre Zeit und ihre Kraft damit, jedem kleinen Fixer und Junkie nachzujagen, ihn erst richtig in die Kriminalität hineinzutreiben, ihn an der schmutzigen Nadel zu halten — mit all den Unannehmlichkeiten, Schwierigkeiten und gesundheitlichen Gefährdungen, die mit dieser Art von Politik verbunden sind.

    (Roland Sauer [Stuttgart] [CDU/CSU]: Aber Sie wissen, es gibt schlimme Gewalttaten in Amsterdam!)

    Nun verlangen Sie hier vollmundig politische Aktionen, gesetzgeberische Aktivitäten. Ich stelle fest: Zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, insbesondere des Rauschgifthandels, gibt es Gesetzentwürfe des Bundesrates und der SPD; von der CDU/CSU gibt es da bis heute nichts. Sie haben nichts auf den Tisch gelegt. Ich habe Sie schon vor der letzten Bundestagswahl von diesem Platz hier inständig gebeten — Herr Hörster war damals Berichterstatter der CDU —, daß wir uns doch wenigstens auf die Verabschiedung der Teile der Gesetzentwürfe verständigen, die unstreitig sind, z. B. die Geldwäsche. Mit einer Strafbarkeit der Geldwäsche könnte man denen, die am Drogentod verdienen, die Millionen und Milliarden von US-Dollar einstecken, die inzwischen eine Industrie aufgebaut haben, die mehr umsetzt als die gesamte Ölindustrie der Welt, das Handwerk legen oder zumindest erheblich erschweren. Aber die Geldwäsche ist in Deutschland bis heute nicht strafbar. Wir haben die Gesetzentwürfe heute morgen im Innenausschuß wieder vertagt. Sie ist im Rechtsausschuß vertagt worden, sie ist im Gesundheitsausschuß vertagt worden. Wir sind abstimmungsbereit, meine Damen und Herren. Mit uns kann die Geldwäsche spätestens in 14 Tagen strafbar sein. Aber von Ihnen kommt da bisher nichts. Wir reden zwar seit anderthalb Jahren darüber, aber ohne Erfolg.

    (Zuruf von der SPD: Das ist ein Armutszeugnis!)

    Das gilt auch für andere Bereiche, z. B. für die Vermögensstrafe, für den Verfall.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Die Vermögensstrafe will Professor Meyer doch nicht! So ist das!)

    Die Vermögensstrafe halten wir für verfassungswidrig. Aber wir haben die Gewinnabschöpfung vorgeschlagen, ein wesentlich wirksameres Mittel, um den Großhändlern ans Fell zu gehen. Ich zähle diese Beispiele — unsere eigenen Gesetzentwürfe: Gewinnabschöpfung, Geldwäsche — auf, um deutlich zu machen, daß Sie jederzeit mit unserer Hilfe rechnen können, wenn es gegen den internationalen Drogenhandel geht, wenn man das Geschäft mit der Droge wirksam und unnachsichtig bekämpfen will.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber ich halte überhaupt nichts davon, sich mit den kleinen Junkies, Konsumenten usw. abzugeben. Es ist eben falsch, daß man die organisierte Kriminalität, Herr Olderog, damit begünstigt.

    (Dr. Rolf Olderog [CDU/CSU]: Das ist nicht falsch!)

    Holland ist das klassische Gegenbeispiel dafür. Die Holländer sind mit ihrer Drogenpolitik erfolgreicher als wir, nachweislich erfolgreicher.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Völlig falsch! — Dr. Rolf Olderog [CDU/CSU]: Die Beschaffungskriminalität ist nicht zurückgegangen!)

    Wir sollten alles tun, uns ein Beispiel daran zu nehmen.

    (Dr. Rolf Olderog [CDU/CSU]: Die Beschaffungskriminalität ist doch nach wie vor vorhanden!)

    — Das ist doch kein Beweis gegen die Wirksamkeit der niederländischen Drogenpolitik, mit der es gelungen ist, die Zahl der Drogentoten zu senken.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Aber auch kein Beweis dafür! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ist das denn nichts? — Und bei uns nimmt alles zu, auch die Zahl der Konsumenten. In Sachen Suchtforschung und -prävention passiert hier überhaupt nichts.