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ID1207403300

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    Plenarprotokoll 12/74 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 74. Sitzung Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 13: a) Beratung des Antrags des Abgeordneten Ulrich Klinkert und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Gerhart Rudolf Baum und der Fraktion der FDP: Reaktorsicherheit in den Staaten Mittel- und Osteuropas (Drucksache 12/1906) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 08/836/EURATOM über die Grundnormen für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung und der Arbeitskräfte gegen die Gefahren ionisierender Strahlungen im Hinblick auf die vorherige Genehmigung der Verbringung radioaktiver Abfälle (Drucksachen 12/350 Nr. 12, 12/1752) Ulrich Klinkert CDU/CSU 6189B Klaus Lennartz SPD 6190D Ulrich Klinkert CDU/CSU 6191 C Gerhart Rudolf Baum FDP 6194 D Klaus Lennartz SPD 6196B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 6197A Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 6198A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . . 6198C Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrich Adam, Anneliese Augustin, Dietrich Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Gisela Babel, Günther Bredehorn, Dr. Olaf Feldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Ländern (Drucksache 12/1323) Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 6201 C Hinrich Kuessner SPD 6202 B Dr. Olaf Feldmann FDP 6204 A Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 6205 B Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 6206 C Klaus Brähmig CDU/CSU 6208 A Iris Gleicke SPD 6209 C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger FDP 6211A Carl Ewen SPD 6212 B Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 6212 C Dr. Peter Eckhardt SPD 6213 D Werner Dörflinger CDU/CSU 6215D Simon Wittmann (Tännesberg) CDU/CSU 6216D Zusatztagesordnungspunkt: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Gernot Erler, Hans Gottfried Bernrath, Lieselott Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soforthilfsprogramm für die Sowjetunion und ihre Republiken zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP: Hilfe zur Selbsthilfe für die Sowjetunion und ihre Republiken (Drucksachen 12/1321, 12/1580, 12/1975) Dr. Rudolf Sprung CDU/CSU 6218A Dr. Uwe Jens SPD 6219D Dr. Heinrich L. Kolb FDP 6221 B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 6222 C Gernot Erler SPD 6223 B Dr. Erich Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi 6224 D Nächste Sitzung 6227 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6229* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6230* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 6189 74. Sitzung Bonn, den 24. Januar 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 24. 01. 92 Andres, Gerd SPD 24. 01. 92 Antretter, Robert SPD 24. 01. 92* Berger, Johann Anton SPD 24. 01. 92 Bock, Thea SPD 24. 01. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 24. 01. 92 * Wilfried Braband, Jutta PDS/LL 24. 01. 92 Brandt-Elsweier, Anni SPD 24. 01. 92 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Diederich (Berlin), SPD 24. 01. 92 Nils Dr. Dobberthien, SPD 24. 01. 92 Marliese Doppmeier, Hubert CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 24. 01. 92 Francke (Hamburg), CDU/CSU 24. 01. 92 Klaus Dr. Friedrich, Gerhard CDU/CSU 24. 01. 92 Gallus, Georg FDP 24. 01. 92 Ganschow, Jörg FDP 24. 01. 92 Gattermann, Hans H. FDP 24. 01. 92 Dr. von Geldern, CDU/CSU 24. 01. 92 Wolfgang Dr. Glotz, Peter SPD 24. 01. 92 Grünbeck, Josef FDP 24. 01. 92 Günther (Plauen), FDP 24. 01. 92 Joachim Hämmerle, Gerlinde SPD 24. 01. 92 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 24. 01. 92 Haschke CDU/CSU 24.01.92 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Haussmann, Helmut FDP 24. 01. 92 Horn, Erwin SPD 24. 01. 92 ** Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 24. 01. 92 Irmer, Ulrich FDP 24. 01. 92* Janz, Ilse SPD 24. 01. 92 Jaunich, Horst SPD 24. 01. 92 Jungmann (Wittmoldt), SPD 24. 01. 92 Horst Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Kappes, CDU/CSU 24. 01. 92 Franz-Hermann Klein (München), Hans CDU/CSU 24. 01. 92 Kolbe, Manfred CDU/CSU 24. 01. 92 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 24. 01. 92 Koschnick, Hans SPD 24. 01. 92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 24. 01. 92 Günther Kretkowski, Volkmar SPD 24. 01. 92 Kubicki, Wolfgang FDP 24. 01. 92 Dr. Kübler, Klaus SPD 24. 01. 92 Dr. Leonard-Schmid, SPD 24. 01. 92 Elke Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lühr, Uwe FDP 24. 01. 92 Meckel, Markus SPD 24. 01. 92 Meinl, Rudolf Horst CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 24. 01. 92 Dorothea Dr. Möller, Franz CDU/CSU 24. 01. 92 Nitsch, Johannes CDU/CSU 24. 01. 92 Opel, Manfred SPD 24. 01. 92 Otto (Erfurt), Norbert CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Pfaff, Martin SPD 24. 01. 92 Poß, Joachim SPD 24. 01. 92 Rahard-Vahldieck, CDU/CDU 24. 01. 92 Susanne Rappe (Hildesheim), SPD 24. 01. 92 Hermann Rawe, Wilhelm CDU/CSU 24. 01. 92 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 24. 01. 92 * Rempe, Walter SPD 24. 01. 92 Reschke, Otto SPD 24. 01. 92 Reuschenbach, Peter W. SPD 24. 01. 92 Schily, Otto SPD 24. 01. 92 Schluckebier, Günther SPD 24. 01. 92 Schmidbauer (Nürnberg), SPD 24. 01. 92 Horst Schmidt (Dresden), Arno FDP 24. 01. 92 Dr. Schmude, Jürgen SPD 24. 01. 92 Schwanhold, Ernst SPD 24. 01. 92 Schwanitz, Rolf SPD 24. 01. 92 Seim, Marita FDP 24. 01. 92 Dr. Stavenhagen, Lutz G. CDU/CSU 24. 01. 92 Thiele, Carl-Ludwig FDP 24. 01. 92 Dr. Uelhoff, Klaus-Dieter CDU/CSU 24. 01. 92 Uldall, Gunnar CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Voigt (Frankfurt), SPD 24. 01. 92** Karsten D. Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 24. 01. 92 Hans-Peter Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 24. 01. 92 Vosen, Josef SPD 24. 01. 92 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 24. 01. 92 Weis (Stendal), Reinhard SPD 24. 01. 92 Weiß (Berlin), Konrad BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Welt, Jochen SPD 24. 01. 92 Dr. Wetzel, Margrit SPD 24. 01. 92 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 24. 01. 92 Dr. Wilms, Dorothee CDU/CSU 24. 01. 92 Wohlleben, Verena SPD 24. 01. 92 Ingeburg Wollenberger, Vera BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Zierer, Benno CDU/CSU 24. 01. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung 6230* Deutscher Bundestag — 12, Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/742 Innenausschuß Drucksache 11/3058 Finanzausschuß Drucksache 11/7566 Ausschuß für Wirtschaft Drucksachen 11/7582, 11/7583, 12/848 Drucksache 12/847 Drucksache 12/854 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/157 Nr. 2.2 Finanzausschuß Drucksache 12/210 Nrn. 69, 71, 72, 77 Drucksache 12/557 Nrn. 3.2, 3.3 Drucksache 12/1072 Nr. 1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/1339 Nrn. 2.2-2.6 Drucksache 12/1449 Nrn. 2.1, 2.2 Drucksache 12/1518 Nrn. 4-8 Drucksache 12/1612 Nrn. 2.2-2.4 Ausschuß für Fremdenverkehr Drucksache 12/706 Nr. 3.22 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 12/849 Nrn. 2.5-2.8 Drucksache 12/1339 Nr. 2.19 Drucksache 12/1449 Nr. 2.15
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    Rede von Klaus Brähmig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wichtig erscheint mir zunächst einmal die Feststellung, daß die heutige Debatte über die Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Bundesländern stattfindet. Ich denke, sie ist ein wichtiger Schritt auf einem sehr komplexen, sich entwickelnden Wirtschaftssektor, der in den alten Bundesländern immerhin 5 % des Bruttosozialproduktes ausmacht und uns nicht nur deswegen noch sehr viel beschäftigen wird.
    16 Monate staatliche Einheit Deutschlands geben die Gelegenheit für die Fremdenverkehrspolitik, Rückschau und Ausblick zu halten. Bedeutend erscheint mir, im Zusammenhang mit der Beurteilung der Entwicklung des Fremdenverkehrs in Mitteldeutschland auch das Thema Treuhandanstalt anzusprechen.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Ohne die geht es nicht!)

    — Ja, das ist richtig, Herr Feldmann.
    Wie bekannt, besteht Fremdenverkehr vor allem aus Hotels, Gaststätten, Pensionen und Reisebüros, und die eben befanden bzw. befinden sich zu einem großen Teil in treuhänderischer Verwaltung. Nun muß man natürlich auch wissen, daß diese Masse von einigen tausend Beherbergungseinrichtungen zuerst einmal erfaßt und zugeordnet werden mußte. Die Problematik der zu erbringenden Eigentumsnachweise und Grundbuchauszüge ist uns allen hinreichend bekannt.
    Hinzu kommt die Entscheidung „Rückgabe von Objekten und Liegenschaften vor Entschädigung", und dies bei einem fehlenden Entschädigungsgesetz. Auch nicht genügend erschlossener Baugrund ist ein sehr großes Hemmnis bei der Aktivierung von Fremdenverkehrsobjekten.
    An Ideen, wie diese komplizierte Aufgabe bei Anwendung aller durch den Gesetzgeber vorgegebenen Möglichkeiten zu lösen ist, hat es im vergangenen Jahr nicht gemangelt. Dies schließt nicht aus, daß neue Erkenntnisse und Erfahrungen eingebracht werden können. Praxis und Theorie sind, wie bekannt, zwei Seiten einer Medaille.
    Ein wichtiger Schritt war die Einführung eines Koordinators für den Fremdenverkehr bei der Treuhandanstalt, der maßgeblich durch die Initiative des Ausschusses eingesetzt worden ist.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Den müssen wir jetzt stärken!)

    Doch wissen wir alle, daß dieser Koordinator bisher keinerlei Koordinierungskompetenz von der Treuhandspitze erhalten hat. Das kann so nicht richtig sein und bedarf dringend einer Änderung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Allen Widerständen zum Trotz konnte die Sommersaison 1991 von der Sächsischen Schweiz, meinem Wahlkreis, bis zur Ostsee als erfolgreich eingeschätzt werden, was auch von regionalen Fremdenverkehrsverbänden bestätigt worden ist. Ich möchte es nicht versäumen, hier auch im Namen der CDU/CSU- Fraktion den engagierten Mitarbeitern aller Landesfremdenverkehrsverbände und regionalen Fremdenverkehrsverbände meinen herzlichen Dank auszusprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Bedarf und die Nachfrage konnten bei weitem nicht befriedigt werden. Bei einem jetzt zu erwartenden Wachstum der Fremdenverkehrsbranchen können wir langfristig von einem stabilisierenden Element auf den regionalen Arbeitsmärkten ausgehen. Die Vorgabe für 1992 muß heißen: Durch die Aktivierung aller noch verwert- und verwendbaren Objekte in den Ferienregionen muß von der Treuhandanstalt ein entscheidender Durchbruch erzielt werden, wenn diese Aufgabe nicht gar 1992 abgeschlossen sein muß.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Sehr richtig!)

    Als ein nicht zu unterschätzendes Element im Zuge der Privatisierung von ehemaligen Betriebsferienheimen hat der Vorstand der Treuhandanstalt im Dezember 1991 nunmehr ein Paket unkonventioneller Maßnahmen unter der Bezeichnung „Mittelstandsexpreß 2000" aufgelegt. Dieses umfaßt immerhin weit über 2 000 Objekte mit mehr als 60 000 Zimmern, die 1992 privatisiert, verpachtet oder verkauft werden sollen.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: So etwas brauchen wir auch für die FeDi-Heime!)

    Ich selbst bin froh darüber, daß diese Entscheidung, für die ich mich bereits seit Anfang des letzten Jahres immer wieder eingesetzt habe, getroffen worden ist. Dieses Programm bietet die Gelegenheit, sich durch die Mitwirkung der Regionen sowie der Verantwortlichen vor Ort für den Erhalt bzw. den Aufbau der touristischen Infrastruktur einzusetzen.
    Die erstmals durchgeführten Regionalkonferenzen in Sachsen im November und Dezember des letzten Jahres und die in Aussicht genommenen Regional-



    Klaus Brähmig
    konferenzen in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Brandenburg zwischen den Kommunen, Landkreisen und Vertretern der regionalen Fremdenverkehrsverbände sowie der Treuhandanstalt stellen einen wichtigen Schritt auf dem Wege der gemeinsamen Anstrengungen für einen einheitlichen Privatisierungskurs dar.
    Nun ist es leider inzwischen eine große Mode geworden, die Treuhandanstalt zu kritisieren. Vergessen wird hierbei oft, daß die Mitarbeiter der Treuhandanstalt unter extrem schwierigen Bedingungen zu arbeiten haben. Insgesamt gesehen ist die Leistungskraft der Treuhandanstalt sicher nicht ausreichend; aber es sollte ihr meines Erachtens zugute gehalten werden, daß auch sie erst Erfahrungswerte sammeln mußte.
    Die Treuhandanstalt sollte in intensiver Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen ihre Anstrengungen verstärken und in den nächsten Wochen und Monaten gleiche und unkomplizierte Aktivitäten einleiten, um die über 700 FeDi-Objekte, vor allem die oft attraktiveren Objekte des Sondervermögens, bestehend aus insgesamt 387 Häusern, zu privatisieren, damit sie dem touristischen Markt uneingeschränkt zur Verfügung gestellt werden können.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Das ist wichtig für die Saison 1992!)

    Dieses ist aus meiner Sicht nicht nur wichtig, weil die Kapazitäten gebraucht werden; es stellt vielmehr auch im Bereich der Modernisierung von Objekten ein wichtiges Element für die Entwicklung des regionalen Handwerks und des Mittelstandes in oft strukturschwachen Regionen der fünf neuen Bundesländer dar,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    wo für viele politisch Verantwortliche, hier vor allem die Landräte und die Bürgermeister, der Tourismus das einzige Standbein jeglicher vorhersehbaren weiteren Entwicklung ist.
    Ich bin der festen Überzeugung, die Entwicklung des Fremdenverkehrs als ein Teil des Programms Aufschwung Ost, das die Bundesregierung aufgelegt hat, hat in den fünf neuen Bundesländern Tritt gefaßt und ist in vollem Gange. Vor allem aber müssen wir uns darum bemühen, Fehler der Tourismusentwicklung, die in den alten Bundesländern gemacht worden sind, zu vermeiden.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Das wäre gut!)

    Als wichtig erscheint mir bei der Entwicklung und dem Ausbau der Fremdenverkehrswirtschaft in den neuen Bundesländern auch, daß Projekte, die auf einen ökologisch und sozial verträglichen Tourismus abzielen, in Betracht gezogen werden. Dabei sollte die Natur für den Menschen und nicht vor den Menschen geschützt werden. Dies ist eine Kernaussage der tourismuspolitischen Leitlinien der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Darüber, ob dies gelingt, entscheidet nicht zuletzt die Treuhandanstalt mit ihren Erfolgen bei der Aktivierung der vorhandenen touristischen Substanz, Objekte und Liegenschaften, vor allem in landschaftlich sensiblen Regionen
    und hier ganz besonders in Natur- und Nationalparks der neuen Bundesländer.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun erteile ich der Abgeordneten Frau Gleicke das Wort.

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    Rede von Iris Gleicke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Heute debattieren wir über die Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Bundesländern. Als Südthüringer Abgeordnete bin ich froh darüber, daß es zu dieser Debatte gekommen ist, wenn auch die Zeit schon weit fortgeschritten ist und viele Versäumnisse zu beklagen sind. Aber besser spät als nie.
    Bei uns im Thüringer Raum wird es in Zukunft nur wenige Orte geben, die allein und ausschließlich vom Fremdenverkehr leben können. Das ist in vergleichbaren Regionen in den alten Ländern nicht anders. Aber der Fremdenverkehr muß — wie dort — auch für viele Orte und Regionen Thüringens ein wirtschaftliches Standbein sein. Wir wissen doch, daß nicht nur Hoteliers und Gastwirte vom Feriengeschäft leben, sondern daß auch viele Dienstleistungsbetriebe und der Handel davon profitieren. Auf eine einfache Formel gebracht: Wo Touristen hinkommen und ihr Geld ausgeben, da wächst der Wohlstand.

    (Zuruf von der SPD: Sehr schön! — Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Sehr wahr!)

    Der Tourismus könnte Thüringen eine Menge Wohlstand bringen.
    Aber der Fremdenverkehr in den neuen Bundesländern liegt fast am Boden. Das hat verschiedene Gründe.
    Zum einen fehlt es an der Infrastruktur, und zwar nicht nur im Bereich der Verkehrswege. Es war in vielen Fremdenverkehrsorten üblich, daß die Gäste in Privatzimmern Quartier nahmen. Gegessen wurde in größeren Ferienheimen oder einzelnen Gaststätten. Aus diesem Grunde gibt es kaum kleinere Pensionen, Hotels und Ferienwohnungen; auch an Gaststätten mangelt es.
    Sport- und Freizeiteinrichtungen gehören in den alten Ländern wie selbstverständlich zu einem Ferienort; bei uns müssen sie erst noch gebaut oder den neuen Erfordernissen entsprechend hergerichtet werden, denn die Ansprüche der Reisenden haben sich seit der Wende gründlich verändert.
    Das bedeutet beispielsweise für den kleinen Ort Steinbach in der Nähe von Bad Liebenstein, daß im vergangenen Jahr fast überhaupt keine Feriengäste kamen. Dabei waren sie einmal fester Bestandteil des Erscheinungsbildes dieses Ortes. Als dann auch noch die beiden einzigen Industriebetriebe schließen mußten, waren im Juli 1991 fast alle Einwohner arbeitslos.
    Aber die fehlende Infrastruktur ist nur das eine Problem. Noch größere Schwierigkeiten entstehen beim Aufbau des Tourismus durch die vielfach ungeklärten Eigentumsverhältnisse. Wir haben eine Bundesregierung, die schon fast wider besseres Wissen



    Iris Gleicke
    mit Klauen und Zähnen am Grundsatz „Rückgabe vor Entschädigung" festhält.
    [Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]:
    Machen Sie sich mal sachkundig! Das stimmt
    nicht! Lesen Sie mal das Gesetz! — Weitere
    Zurufe von der FDP)
    Es ist einfach nur noch lächerlich, was sich in dieser Frage in den Reihen der Koalition mittlerweile abspielt. Der Kollege Solms möchte das hausgemachte Problem dadurch lösen, daß er ausgemusterte Bundeswehrangehörige erst zu Fachleuten ausbilden lassen und dann gen Osten schicken will. Er glaubt nämlich, daß eine Umkehrung des Grundsatzes in „Entschädigung vor Rückgabe" heute nicht mehr möglich sei. Das sind die Worte Ihres Kollegen Solms.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Das glauben wir auch! — Weitere Zurufe von der FDP)

    — Dann hätten Sie es von vornherein andersherum machen müssen.
    Der Kollege Kriedner aus meinem Nachbarwahlkreis sieht das Problem grundsätzlicher. Er glaubt nicht, daß es mit dem Grundgesetz vereinbar sei, dem Verlangen der SPD endlich zu folgen und das Prinzip „Entschädigung vor Rückgabe" einzuführen. Es hindert ihn nicht daran — ich möchte das nicht so vorsichtig formulieren wie der Kollege Feldmann —, das jämmerliche Scheitern der Bundesregierung öffentlich einzugestehen, wenn er sagt, es sei bei dem Versuch geblieben, die Fragen von Entschädigung und Restitution über § 3 a Vermögensgesetz zu lösen.
    Die Sturheit der Koalition wirkt sich auf die Entwicklung des Fremdenverkehrs in geradezu verheerender Weise aus. Nicht nur, daß die mit Restitutionsansprüchen belasteten Objekte nur schwer langfristig verpachtet werden können und daß deshalb die dringend notwendigen Investitionen nicht getätigt werden, sondern auch die Privatisierung gestaltet sich schwierig.
    „Rückgabe vor Entschädigung": Dieses Prinzip ist mittlerweile in aberwitziger Weise pervertiert. Es gibt nämlich einen florierenden Handel mit Restitutionsansprüchen.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Das muß auch unterbunden werden! Das ist richtig!)

    Makler werben um den Kauf von Rückübertragungsansprüchen; Finanzhaie wittern ihre Chance, das große Geld zu machen. Laut den Buchstaben des Gesetzes ist das ganz legal, und es entspricht letztlich ja auch der Maxime der Koalition, die immer wieder betont, daß der Markt es schon richten werde. Der Markt richtet aber nicht alles.
    Dieser Schacher mit Restitutionsansprüchen kann schlimme Folgen haben. Die Treuhand versucht ja bekanntlich, mehrere Hotels im Paket an einzelne Interessenten zu verkaufen. Die Verhandlungen laufen an und machen Fortschritte, und ganz plötzlich taucht ein Makler auf, der einen Rückübertragungsanspruch — natürlich für eines der Filetstücke aus der Kette — aus der Tasche zieht wie ein Kaninchen aus dem Zylinder.
    Ein weiterer schwerwiegender Nachteil ergibt sich aus diesem schändlichen Handeln: Laut Gesetz ist der Alteigentümer ja nicht daran gebunden, eine Investitionsverpflichtung abzugeben, und er braucht auch keine Arbeitskräfte zu übernehmen. Das gilt dann ja wohl auch für den, der sich ganz legal eingekauft hat. Ich möchte diese seltsame Spezies gern als „Neualteigentümer" bezeichnen.
    Welchen Sinn macht die Arbeit der Treuhand denn eigentlich noch, wenn sie so billig und dazu noch ganz legal ausgetrickst werden kann? Von den Verlusten für den Staatshaushalt will ich gar nicht reden. Eine Regelung ist hier überfällig.
    Ein paar Worte zur Verantwortung der Landesregierungen. Es ist in der Tat beachtlich, daß eine Fraktion einen Antrag zur Förderung des Fremdenverkehrs einbringt, die im Bund und auch in vier der fünf neuen Länder Regierungsgewalt hat, so auch in meiner Heimat Thüringen.

    (Dr. Peter Eckardt [SPD]: Das ist heute anders geworden!)

    Die thüringische Landesregierung bekommt vom Präsidenten des Thüringer Verbandes der Hoteliers und Restaurantbesitzer allerdings ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Er kritisiert nämlich nicht nur die Kommunen, sondern vor allen Dingen die Landesregierung und stellt fest, daß es auch auf der Landesebene an Konzeptionen und gezielten Förderprogrammen mangelt. Ihm liegt nach eigenen Angaben ein Schreiben der Europäischen Gemeinschaft vor, wonach aus diesem Grunde Thüringen für den Ausbau des Tourismus nichts aus dem EG-Topf erhalten wird. Auch die Fördermittel des Bundes fließen nach Angaben des Verbandspräsidenten nur schleppend.
    Warum bemüht sich die Landesregierung nicht darum, in enger Kooperation mit den Kommunen, mit den anderen Ländern und dem Bund ein vernünftiges Förderkonzept auf die Beine zu stellen? Es hat doch wirklich keinen Sinn, auf jeder Ebene fröhlich vor sich hin zu wurschteln. Aber wenn die Thüringer Koalition nicht gerade damit beschäftigt ist, dem Ministerpräsidenten das Vertrauen auszusprechen und ihn einen Monat später zu stürzen,

    (Dr. Peter Eckardt [SPD]: Du mußt Dein Manuskript ändern!)

    — so wie gestern —, dann kümmert sie sich um den Fremdenverkehr. Neulich erst hat die Landesregierung das Hotel „Haus Suhl" in Oberhof übernommen. Das ist ein Hotel, das seit zwei Jahren schwarze Zahlen schreibt. Die Landesregierung will diese Nobelherberge, der ein Fünf-Sterne-Niveau bescheinigt wird, in ein Bürohaus für das Landwirtschaftsministerium umbauen. „Neue Betten braucht das Land" hatte der Herr Feldmann vorhin gesagt.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Neue Betten braucht das Land! Das ist doch richtig! Da sind wir uns einig!)

    Da sage nun einer, daß die Landesregierung in Thüringen nichts für den Fremdenverkehr tut!

    (Ulrich Schmalz [CDU/CSU]: Sie sind doch im Bundestag, nicht im Landtag!)




    Iris Gleicke
    Meine Damen und Herren, lassen Sie uns zusammenarbeiten, damit die Hemmnisse, die der Entwicklung des Fremdenverkehrs im Wege stehen, schleunigst beseitigt werden können! Es ist noch gar nicht lange her, daß wir vom Fremdenverkehr als einem Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs im Osten gesprochen haben. Dieser Motor ist mittlerweile ins Stottern geraten. Wenn nicht bald etwas geschieht, geht er kaputt.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD)