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    Plenarprotokoll 12/74 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 74. Sitzung Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 13: a) Beratung des Antrags des Abgeordneten Ulrich Klinkert und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Gerhart Rudolf Baum und der Fraktion der FDP: Reaktorsicherheit in den Staaten Mittel- und Osteuropas (Drucksache 12/1906) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 08/836/EURATOM über die Grundnormen für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung und der Arbeitskräfte gegen die Gefahren ionisierender Strahlungen im Hinblick auf die vorherige Genehmigung der Verbringung radioaktiver Abfälle (Drucksachen 12/350 Nr. 12, 12/1752) Ulrich Klinkert CDU/CSU 6189B Klaus Lennartz SPD 6190D Ulrich Klinkert CDU/CSU 6191 C Gerhart Rudolf Baum FDP 6194 D Klaus Lennartz SPD 6196B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 6197A Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 6198A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . . 6198C Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrich Adam, Anneliese Augustin, Dietrich Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Gisela Babel, Günther Bredehorn, Dr. Olaf Feldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Ländern (Drucksache 12/1323) Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 6201 C Hinrich Kuessner SPD 6202 B Dr. Olaf Feldmann FDP 6204 A Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 6205 B Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 6206 C Klaus Brähmig CDU/CSU 6208 A Iris Gleicke SPD 6209 C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger FDP 6211A Carl Ewen SPD 6212 B Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 6212 C Dr. Peter Eckhardt SPD 6213 D Werner Dörflinger CDU/CSU 6215D Simon Wittmann (Tännesberg) CDU/CSU 6216D Zusatztagesordnungspunkt: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Gernot Erler, Hans Gottfried Bernrath, Lieselott Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soforthilfsprogramm für die Sowjetunion und ihre Republiken zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP: Hilfe zur Selbsthilfe für die Sowjetunion und ihre Republiken (Drucksachen 12/1321, 12/1580, 12/1975) Dr. Rudolf Sprung CDU/CSU 6218A Dr. Uwe Jens SPD 6219D Dr. Heinrich L. Kolb FDP 6221 B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 6222 C Gernot Erler SPD 6223 B Dr. Erich Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi 6224 D Nächste Sitzung 6227 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6229* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6230* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 6189 74. Sitzung Bonn, den 24. Januar 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 24. 01. 92 Andres, Gerd SPD 24. 01. 92 Antretter, Robert SPD 24. 01. 92* Berger, Johann Anton SPD 24. 01. 92 Bock, Thea SPD 24. 01. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 24. 01. 92 * Wilfried Braband, Jutta PDS/LL 24. 01. 92 Brandt-Elsweier, Anni SPD 24. 01. 92 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Diederich (Berlin), SPD 24. 01. 92 Nils Dr. Dobberthien, SPD 24. 01. 92 Marliese Doppmeier, Hubert CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 24. 01. 92 Francke (Hamburg), CDU/CSU 24. 01. 92 Klaus Dr. Friedrich, Gerhard CDU/CSU 24. 01. 92 Gallus, Georg FDP 24. 01. 92 Ganschow, Jörg FDP 24. 01. 92 Gattermann, Hans H. FDP 24. 01. 92 Dr. von Geldern, CDU/CSU 24. 01. 92 Wolfgang Dr. Glotz, Peter SPD 24. 01. 92 Grünbeck, Josef FDP 24. 01. 92 Günther (Plauen), FDP 24. 01. 92 Joachim Hämmerle, Gerlinde SPD 24. 01. 92 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 24. 01. 92 Haschke CDU/CSU 24.01.92 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Haussmann, Helmut FDP 24. 01. 92 Horn, Erwin SPD 24. 01. 92 ** Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 24. 01. 92 Irmer, Ulrich FDP 24. 01. 92* Janz, Ilse SPD 24. 01. 92 Jaunich, Horst SPD 24. 01. 92 Jungmann (Wittmoldt), SPD 24. 01. 92 Horst Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Kappes, CDU/CSU 24. 01. 92 Franz-Hermann Klein (München), Hans CDU/CSU 24. 01. 92 Kolbe, Manfred CDU/CSU 24. 01. 92 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 24. 01. 92 Koschnick, Hans SPD 24. 01. 92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 24. 01. 92 Günther Kretkowski, Volkmar SPD 24. 01. 92 Kubicki, Wolfgang FDP 24. 01. 92 Dr. Kübler, Klaus SPD 24. 01. 92 Dr. Leonard-Schmid, SPD 24. 01. 92 Elke Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lühr, Uwe FDP 24. 01. 92 Meckel, Markus SPD 24. 01. 92 Meinl, Rudolf Horst CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 24. 01. 92 Dorothea Dr. Möller, Franz CDU/CSU 24. 01. 92 Nitsch, Johannes CDU/CSU 24. 01. 92 Opel, Manfred SPD 24. 01. 92 Otto (Erfurt), Norbert CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Pfaff, Martin SPD 24. 01. 92 Poß, Joachim SPD 24. 01. 92 Rahard-Vahldieck, CDU/CDU 24. 01. 92 Susanne Rappe (Hildesheim), SPD 24. 01. 92 Hermann Rawe, Wilhelm CDU/CSU 24. 01. 92 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 24. 01. 92 * Rempe, Walter SPD 24. 01. 92 Reschke, Otto SPD 24. 01. 92 Reuschenbach, Peter W. SPD 24. 01. 92 Schily, Otto SPD 24. 01. 92 Schluckebier, Günther SPD 24. 01. 92 Schmidbauer (Nürnberg), SPD 24. 01. 92 Horst Schmidt (Dresden), Arno FDP 24. 01. 92 Dr. Schmude, Jürgen SPD 24. 01. 92 Schwanhold, Ernst SPD 24. 01. 92 Schwanitz, Rolf SPD 24. 01. 92 Seim, Marita FDP 24. 01. 92 Dr. Stavenhagen, Lutz G. CDU/CSU 24. 01. 92 Thiele, Carl-Ludwig FDP 24. 01. 92 Dr. Uelhoff, Klaus-Dieter CDU/CSU 24. 01. 92 Uldall, Gunnar CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Voigt (Frankfurt), SPD 24. 01. 92** Karsten D. Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 24. 01. 92 Hans-Peter Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 24. 01. 92 Vosen, Josef SPD 24. 01. 92 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 24. 01. 92 Weis (Stendal), Reinhard SPD 24. 01. 92 Weiß (Berlin), Konrad BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Welt, Jochen SPD 24. 01. 92 Dr. Wetzel, Margrit SPD 24. 01. 92 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 24. 01. 92 Dr. Wilms, Dorothee CDU/CSU 24. 01. 92 Wohlleben, Verena SPD 24. 01. 92 Ingeburg Wollenberger, Vera BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Zierer, Benno CDU/CSU 24. 01. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung 6230* Deutscher Bundestag — 12, Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/742 Innenausschuß Drucksache 11/3058 Finanzausschuß Drucksache 11/7566 Ausschuß für Wirtschaft Drucksachen 11/7582, 11/7583, 12/848 Drucksache 12/847 Drucksache 12/854 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/157 Nr. 2.2 Finanzausschuß Drucksache 12/210 Nrn. 69, 71, 72, 77 Drucksache 12/557 Nrn. 3.2, 3.3 Drucksache 12/1072 Nr. 1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/1339 Nrn. 2.2-2.6 Drucksache 12/1449 Nrn. 2.1, 2.2 Drucksache 12/1518 Nrn. 4-8 Drucksache 12/1612 Nrn. 2.2-2.4 Ausschuß für Fremdenverkehr Drucksache 12/706 Nr. 3.22 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 12/849 Nrn. 2.5-2.8 Drucksache 12/1339 Nr. 2.19 Drucksache 12/1449 Nr. 2.15
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    Rede von Dr. Barbara Höll


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Abgeordnete Angela Stachowa, die Vertreterin unserer Abgeordnetengruppe der PDS/Linke Liste im Ausschuß für Fremdenverkehr ist, mußte aus unaufschiebbaren Gründen heute Bonn verlassen, so daß sie ihre Rede nicht selbst halten kann. Deshalb werde ich sie verlesen.
    „Reisen bildet" — so ein altes Sprichwort. Reisen, Tourismus, Fremdenverkehr — in unserer heutigen gestreßten Welt ein wichtiger Bestandteil des Lebens unserer Menschen. Ein bestimmter Wohlstand und ein Quantum an Freizeit machen es möglich, die Welt, andere Völker und Kulturen kennenzulernen.
    Aber viele Menschen hatten auch nach der Schaffung der deutschen Einheit das Bedürfnis, den bisher „verborgenen" Teil ihrer Heimat zu besuchen. Immerhin waren im vergangenen Jahr über eine
    Million Menschen aus den alten Bundesländern als Touristen in die neuen Länder gereist. Sicher spielt hierbei die Neugier eine Rolle, ein so nahes und dennoch über viele Jahre hinweg fernes Gebiet zu erkunden.
    Viele Touristen werden dabei eine widersprüchliche Erfahrung gemacht haben. Einesteils viel Sehenswertes, sehr schöne Landschaften, historische Denkmäler, aber zugleich mangelhafte touristische Möglichkeiten, unbefriedigende Qualität der Hotels, der Dienstleistungen, des Service und ein Mißverhältnis im Preis-Leistungsverhältnis.
    Wenn man den Ausgangspunkt betrachtet — zwei Fünftel aller touristischen Übernachtungen früher in betrieblichen Erholungseinrichtungen, einschließlich Dauercamping, einige wenige erstklassige Interhotels und sehr wenige Ferienheime des Feriendienstes der Gewerkschaften und der Betriebe, die internationalem Standard entsprachen, sowie Zigtausende Übernachtungen in Privatquartieren ohne den heute üblichen Standard —, dann dürfte jedem klar sein, um welchen Nachholbedarf es sich hier handelt. Heute geht es um die Vermarktung von Produkten im Konkurrenzkampf, oft gegenüber Gebieten in Deutschland, wo allein der Name für Qualität bürgt.
    Natur und kulturhistorische Stätten, dies mag zwar ein Magnet sein, reicht aber allein nicht aus. Ausbildung und Qualifikation, Fremdsprachenkenntnisse, Verkaufspsychologie, Technik und Service — all das sind Bereiche, wo unsere Menschen nur mit gutem Willen allein nicht vorankommen werden.
    Damit bin ich beim Thema des vorliegenden Antrages, den ich generell befürworte. Was gebraucht wird, ist eine Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Bundesländern, ist Kapital, sind Investitionsmöglichkeiten und sind Förderungen im weitesten Sinne des Wortes, die nicht immer nur mit Geld aufgewogen werden können. Aber ohne Geld geht natürlich auch nichts.
    Viele potentielle Investoren scheitern heute noch an den ungeklärten Eigentumsverhältnissen. Wer investiert denn in größerem Maße, wenn die Pachtdauer bei einem bis zu fünf Jahren liegt, wenn Restitutionsansprüche ungeklärt sind, wenn z. B. bei Villen aus der Gründerzeit an der Ostsee eine lückenlose Klärung der Eigentumsverhältnisse bis zum Jahre 1933 zurück erfolgen soll

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wenn Sie nicht so lange regiert hätten, müßte das nicht sein!)

    und die damit beauftragten Behörden gänzlich überfordert sind?

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Wir räumen auf, was Sie uns eingebrockt haben!)

    Hinzu kommt, daß die Antragsverfahren für die Schaffung von Beherbergungskapazitäten kompliziert sind, eine Vielzahl von Förderprogrammen die Übersicht erschwert, die Gesetzes- und Rechtskenntnisse der ehemaligen DDR-Bürger nicht dem heute geforderten Standard entsprechen und nicht entsprechen können und sie oft verzweifeln lassen. Gerade das brauchen wir heute: die Initiative von vielen Kleinunternehmern.



    Dr. Barbara Höll
    Die großen Hotels, z. B. in Dresden, sind fast ständig ausgebucht, allerdings durch Geschäftsreisende. Der Verkauf der teuren und ertragsträchtigen Interhotels und der Neubau von Superhotels in den Städten wird sich nach Klärung bestimmter Fragen in Sachen Grundstücke wohl schon regeln.
    Notwendig ist aber jetzt der Bau von kleinen Hotels, von Pensionen mit entsprechendem Niveau in landschaftlich schönen Gegenden, außerhalb der Großstädte, aber mit Verkehrsanbindung. Die Länder sind gefordert, Verkehrskonzepte vorzulegen, um den Autotourismus in gewisse Schranken zu weisen. Im Spreewald beispielsweise, wo der Tagestourismus überwiegt, müßten autoarme Zonen im Interesse der Natur geschaffen werden. Gebraucht werden niveauvolle Privatunterkünfte und das dazugehörige Umfeld in Form von kulturellen und anderen Freizeitmöglichkeiten.
    Umfragen zeigen, daß sich der Kurzurlaub bis zu vier Tagen wachsender Beliebtheit erfreut. Und auch das Urlaubsziel Deutschland ist laut Statistik die Nummer eins für viele unserer Menschen. Das ist eine Herausforderung für den Fremdenverkehr in den neuen Bundesländern.
    Von vielen Fachleuten ist zu hören, daß der sanfte Tourismus und darunter der Urlaub auf dem Lande eine gute Perspektive haben. Das ist eine Chance für die neuen Bundesländer.
    Urlaub auf dem Lande ist umwelt- und familienfreundlich, schafft Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen, trägt zur Vermarktung einheimischer Produkte bei — an Stelle von Kiwi frisches Obst aus dem Garten — und verlegt den Tourismus aus den Ballungsgebieten heraus.
    Aber auch hier zeigen sich die leider üblichen Probleme: keine Tradition und damit keine Erfahrung im Osten Deutschlands, wenig zur Verfügung stehendes Kapital, Qualität der Objekte, Freizeitgestaltung. Wer macht denn Urlaub auf dem Bauernhof, wenn weit und breit kein Telefon existiert, wenn bei schlechtem Wetter keine Schwimmhalle in der näheren Umgebung ist, wenn Wander- und Radwege nur ungenügend ausgebaut bzw. ausgeschildert sind, wenn keine Pferde zum Reiten und kein Golfplatz zum Spielen vorhanden sind?
    Laut Statistik gab es 1990 in Deutschland 1 577 geprüfte Ferienhöfe in den alten Bundesländern. Bis zum September 1990 wurde aber kein einziger Antrag aus den neuen Bundesländern bestätigt. Neue Zahlen sind uns leider nicht bekannt. Aber dieser Fakt zeigt ganz einfach, wie schwer es ist, das entsprechende geforderte Niveau zu schaffen. Aber ohne Geld geht es nicht. Wenn dann noch ein williger Ossi den Banken Sicherheiten garantieren soll: Ja, wie denn?
    Der Fremdenverkehr kann natürlich keine wirtschaftlichen Wunder vollbringen. Das produzierende Gewerbe im Osten Deutschlands muß entwickelt werden. Aber er kann Arbeitsplätze schaffen; er kann helfen, daß sich die Menschen näherkommen. Er kann dazu beitragen, daß auch andere Dienstleistungsbranchen sich entwickeln können. Ob er zum Motor des Aufschwungs wird, wie im vorliegenden Antrag charakterisiert, wagen wir zu bezweifeln.
    Auf jeden Fall kann die derzeitige Notbewirtschaftung von Ferien- und Tourismusobjekten, die nur Geld kostet und nichts bringt, so nicht weitergehen. Auch wenn der Fremdenverkehr Ländersache ist: Bund und Treuhand sind gefordert. Insofern hätte der vorliegende Antrag ruhig noch weiter gehen können. Die direkte Partnerschaftshilfe zwischen den alten und den neuen Bundesländern hat ja schon Erfolge gezeitigt. Auch die Bundesregierung sollte jetzt ein Signal setzen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun erteile ich dem Parlamentarischen Staatssekretär Klaus Beckmann das Wort.

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    Rede von Klaus Beckmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bundesregierung begrüßt es sehr, daß sich der Deutsche Bundestag heute mit der Situation des Fremdenverkehrs in den neuen Bundesländern befaßt. Ich werte dies auch als Anerkennung der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung, die Sie diesem Wirtschaftszweig beimessen.
    Zwei Jahre im Prozeß des Umbaus der Tourismuswirtschaft in den neuen Ländern vom sozialpolitisch determinierten, aber auch deformierten Verteilungs-
    und Verschickungssystem zum marktwirtschaftlich strukturierten Fremdenverkehrsgewerbe liegen hinter uns. Es ist Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen, neue Aufgaben zu erkennen und auch neue Schwerpunkte zu definieren.
    Dieser Veränderungsprozeß verläuft in mancher Beziehung komplizierter, als von uns vorauszusehen war. Der desolate Zustand der touristischen Strukturen, die zum Teil sehr komplizierten Eigentumsprobleme ebenso wie die mangelnde Erfahrung der Menschen gegenüber marktwirtschaftlichen Anforderungen markieren noch heute den Ausgangspunkt beim Start des Fremdenverkehrs in den neuen Ländern.
    Es kann daher niemanden verwundern, daß sich viele der hochgespannten Erwartungen des Jahres 1990 nicht oder nicht so schnell erfüllt haben. Das hat aber Gott sei Dank nicht zur Resignation geführt, sondern zu verstärkten Anstrengungen.
    Die Saison 1991 ist besser verlaufen als vielfach erwartet. Die Tourismuswirtschaft in den neuen Bundesländern ist in Gang gekommen. Besonders hervorzuheben sind erstens die Privatisierung mittelständischer Unternehmen im Gaststätten-, Hotel- und Reisebürogewerbe und dessen Förderung im Rahmen der Bund-Länder-Programme, zweitens der Aufbau und die inzwischen weitgehende Handlungsfähigkeit der Länder- und Kommunalverwaltungen, drittens die Schaffung von leistungsfähigen Tourismusorganisationen auf Landes- und kommunaler Ebene. Die Landesfremdenverkehrsverbände sind gebildet. Zahlreiche regionale und örtliche Verkehrsverbände haben ihre Arbeit aufgenommen. Ihnen gilt mein ganz besonderer Dank und meine Anerkennung für die Wahrnehmung der Aufgaben in dieser schwierigen Zeit.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




    Parl. Staatssekretär Klaus Beckmann
    Die Bundesregierung kann für sich in Anspruch nehmen, daß ihre wirtschafts- und tourismuspolitischen Maßnahmen einen wesentlichen Anteil daran haben, daß heute mit Optimismus der Saison 1992 entgegengesehen wird.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Sehr richtig! Die Bundesregierung verdient Lob!)

    Zu der Kritik des Kollegen Kuessner möchte ich nur folgendes sagen: Ich glaube, am deutlichsten sprechen in diesem Zusammenhang die Zahlen. Im Rahmen des ERP-Kreditprogrammes sind bis Ende 1991 rund 1 400 Vorhaben mit einem Gesamtbetrag von rund 1,3 Milliarden DM und im Rahmen des Eigenkapitalhilfeprogramms 14 165 Vorhaben mit einem Gesamtbetrag von 294 Millionen DM bewilligt worden. Die dadurch angestoßene Gesamtinvestitionssumme dürfte rund 2 Milliarden DM erreichen, Herr Kollege Kuessner. Der größere Teil der Mittel geht an die Existenzgründer. Nach Schätzung der Deutschen Ausgleichsbank sind bzw. werden damit knapp 60 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und rund 10 000 erhalten.
    Meine Damen und Herren, wo sieht nun die Bundesregierung die Schwerpunkte für den weiteren Aufbau der Tourismuswirtschaft in den neuen Bundesländern? Meine Antwort lautet: zum einen Fortführung des Gemeinschaftswerks Aufschwung Ost, um der gewerblichen Wirtschaft weitere Marktchancen zu eröffnen und das erforderliche Umfeld mit touristischen Infrastrukturmaßnahmen zu komplettieren, zum zweiten ein Mehr an Investitionen durch verstärkte Investorenwerbung und die Schaffung des notwendigen Investitionsklimas in den Kommunen und drittens Unterstützung der Treuhandanstalt bei der Beschleunigung des Privatisierungstempos im Beherbergungssektor. Das ist von den Kollegen hier soeben mehrfach angesprochen worden. Dies wird von der Bundesregierung nachhaltig unterstützt.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Da ist der Finanzminister gefordert!)

    Was bedeutet das nun im einzelnen?
    Erstens. Der erkennbare Durchbruch in Teilbereichen des Fremdenverkehrs ist weiter zu stabilisieren. Ich stehe selber im Gespräch mit der Tourismuswirtschaft, um das Angebot des ostdeutschen Fremdenverkehrsgewerbes in den westlichen Ländern noch intensiver zu vermarkten. Ich bin auf die Darbietungen gespannt, die wir auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin zu sehen bekommen. Es kommt darauf an, die 1991 erkennbar gewordene Nachfrage zu verstetigen.
    Soll die Motorfunktion des Tourismus in den neuen Ländern wirklich zum Tragen kommen, müssen die Teilerfolge in ein wirkungsvolles Gesamtkonzept für jedes Land eingebettet werden.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Die konzeptionelle Arbeit auf diesem Gebiet — das möchte ich unterstreichen — steht erst am Anfang. Sie sollte mit Nachdruck beschleunigt werden.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Sehr richtig!)

    Herr Kollege Dr. Olderog, die Bundesregierung ist bereit, die neuen Länder bei der Erarbeitung von
    Entwicklungskonzepten zu unterstützen, damit vor allen Dingen die Planungsdefizite beseitigt und langfristige Voraussagen für touristische Entwicklungen ermöglicht werden. Wir kommen Ihrem Anliegen gerne entgegen.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Das ist unser gemeinsames Anliegen!)

    Zweitens. Der erfolgreiche Aufschwung im Tourismus setzt mehr Investitionen als bisher voraus. Insofern kann ich nur sagen: Die Bundesregierung ist sehr froh darüber, daß wir uns in diesem Politikbereich auf eine breite Unterstützung dieses Hauses stützen können. Wir freuen uns darüber, daß es in der Tourismuspolitik ein gemeinsames Interesse gibt, die Dinge nach vorn zu bringen. Ich bedanke mich insoweit auch für die sehr konstruktive Zusammenarbeit mit dem Ausschuß für Fremdenverkehr und den Fraktionen.
    Ich sagte: Wir brauchen mehr Investitionen, um den Aufschwung zu sichern. Neuinvestitionen, Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen sind aus wettbewerbspolitischen Gründen dringend erforderlich, besonders in der Hotellerie — vor allem in den größeren Städten — und in der Gastronomie.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Neue Betten braucht das Land! — Gegenruf von der SPD: Es kommt aber darauf an, wer drin liegt, Herr Feldmann!)

    Die Beratungsförderung des Bundesministers für Wirtschaft wird sich, so hoffe ich, hier als hilfreich erweisen.
    Drittens. Wir brauchen mehr und bessere Kapazitäten. Die Bemühungen der Treuhandanstalt zur Entflechtung der ehemaligen touristischen Staatsbetriebe zugunsten von mittelständischen Existenzgründungen müssen intensiviert werden. Nach der raschen Privatisierung der ehemaligen HO-Gaststätten und Hotels müssen nun für die touristische Nutzung geeignete Beherbergungsprojekte von Betrieben, Parteien, der Einheitsgewerkschaft und anderer Institutionen der DDR in den Markt gebracht werden. Hier bestehen in der Tat noch ungenutzte Reserven für die schnelle Erweiterung des Angebots.
    Lassen Sie mich noch kurz auf das Verhältnis von Tourismus und Umweltschutz eingehen, und zwar speziell im Blick auf die neuen Länder. In der Diskussion um die Grundsätze und in den Bemühungen um ein konstruktives Miteinander sind wir, so glaube ich, ein gutes Stückchen weitergekommen. Gerade unter den Bedingungen in den neuen Ländern, wo die Herausbildung bzw. Umstrukturierung der touristischen Grundlagen oft erst am Anfang steht, werden vielfach sich gegenseitig ausschließende Standpunkte eingenommen. Es gilt auch hier zu vernünftigen Kompromissen zu kommen.
    In der Tourismuswirtschaft der neuen Länder wächst auch die Einsicht, daß notwendige Investitionen unter der Wahrung berechtigter Belange des Natur- und Umweltschutzes durchgeführt werden müssen, weil auf Dauer die Angebote der Fremdenverkehrswirtschaft nur dann ihren Platz im Markt einnehmen bzw. behaupten können, wenn sie die



    Parl. Staatssekretär Klaus Beckmann
    intakte Umwelt als Verkaufsargument auf ihrer Seite haben.
    Andererseits sind die sozial-ökonomischen Probleme vielfach noch so gravierend, daß bei möglichen Lösungen durch touristische Projekte, die dringend erwünscht sind, das Blockieren arbeitsplatzschaffender Investitionen aus Umweltschutzgründen sehr genau abgewogen werden muß.
    Die im Entschließungsantrag entwickelten Vorstellungen zur Tourismuspolitik in den neuen Ländern entsprechen weitgehend den Maßnahmen der Bundesregierung. Deswegen bedankt sie sich für diesen Antrag. Ich bitte aber auch zu bedenken, daß Tourismuspolitik vorangig in die Zuständigkeit der Länder fällt, die Bundesregierung also nur mittelbar Gestaltungsmöglichkeiten hat. Diese Möglichkeiten allerdings wollen und werden wir gemeinsam mit den Politikern des Ausschusses für Fremdenverkehr, mit den Gemeinden und den Ländern nutzen.
    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)