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ID1207402500

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    Plenarprotokoll 12/74 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 74. Sitzung Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 13: a) Beratung des Antrags des Abgeordneten Ulrich Klinkert und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Gerhart Rudolf Baum und der Fraktion der FDP: Reaktorsicherheit in den Staaten Mittel- und Osteuropas (Drucksache 12/1906) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 08/836/EURATOM über die Grundnormen für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung und der Arbeitskräfte gegen die Gefahren ionisierender Strahlungen im Hinblick auf die vorherige Genehmigung der Verbringung radioaktiver Abfälle (Drucksachen 12/350 Nr. 12, 12/1752) Ulrich Klinkert CDU/CSU 6189B Klaus Lennartz SPD 6190D Ulrich Klinkert CDU/CSU 6191 C Gerhart Rudolf Baum FDP 6194 D Klaus Lennartz SPD 6196B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 6197A Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 6198A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . . 6198C Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrich Adam, Anneliese Augustin, Dietrich Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Gisela Babel, Günther Bredehorn, Dr. Olaf Feldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Ländern (Drucksache 12/1323) Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 6201 C Hinrich Kuessner SPD 6202 B Dr. Olaf Feldmann FDP 6204 A Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 6205 B Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 6206 C Klaus Brähmig CDU/CSU 6208 A Iris Gleicke SPD 6209 C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger FDP 6211A Carl Ewen SPD 6212 B Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 6212 C Dr. Peter Eckhardt SPD 6213 D Werner Dörflinger CDU/CSU 6215D Simon Wittmann (Tännesberg) CDU/CSU 6216D Zusatztagesordnungspunkt: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Gernot Erler, Hans Gottfried Bernrath, Lieselott Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soforthilfsprogramm für die Sowjetunion und ihre Republiken zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP: Hilfe zur Selbsthilfe für die Sowjetunion und ihre Republiken (Drucksachen 12/1321, 12/1580, 12/1975) Dr. Rudolf Sprung CDU/CSU 6218A Dr. Uwe Jens SPD 6219D Dr. Heinrich L. Kolb FDP 6221 B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 6222 C Gernot Erler SPD 6223 B Dr. Erich Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi 6224 D Nächste Sitzung 6227 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6229* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6230* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 6189 74. Sitzung Bonn, den 24. Januar 1992 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 24. 01. 92 Andres, Gerd SPD 24. 01. 92 Antretter, Robert SPD 24. 01. 92* Berger, Johann Anton SPD 24. 01. 92 Bock, Thea SPD 24. 01. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 24. 01. 92 * Wilfried Braband, Jutta PDS/LL 24. 01. 92 Brandt-Elsweier, Anni SPD 24. 01. 92 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Diederich (Berlin), SPD 24. 01. 92 Nils Dr. Dobberthien, SPD 24. 01. 92 Marliese Doppmeier, Hubert CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 24. 01. 92 Francke (Hamburg), CDU/CSU 24. 01. 92 Klaus Dr. Friedrich, Gerhard CDU/CSU 24. 01. 92 Gallus, Georg FDP 24. 01. 92 Ganschow, Jörg FDP 24. 01. 92 Gattermann, Hans H. FDP 24. 01. 92 Dr. von Geldern, CDU/CSU 24. 01. 92 Wolfgang Dr. Glotz, Peter SPD 24. 01. 92 Grünbeck, Josef FDP 24. 01. 92 Günther (Plauen), FDP 24. 01. 92 Joachim Hämmerle, Gerlinde SPD 24. 01. 92 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 24. 01. 92 Haschke CDU/CSU 24.01.92 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Haussmann, Helmut FDP 24. 01. 92 Horn, Erwin SPD 24. 01. 92 ** Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 24. 01. 92 Irmer, Ulrich FDP 24. 01. 92* Janz, Ilse SPD 24. 01. 92 Jaunich, Horst SPD 24. 01. 92 Jungmann (Wittmoldt), SPD 24. 01. 92 Horst Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Kappes, CDU/CSU 24. 01. 92 Franz-Hermann Klein (München), Hans CDU/CSU 24. 01. 92 Kolbe, Manfred CDU/CSU 24. 01. 92 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 24. 01. 92 Koschnick, Hans SPD 24. 01. 92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 24. 01. 92 Günther Kretkowski, Volkmar SPD 24. 01. 92 Kubicki, Wolfgang FDP 24. 01. 92 Dr. Kübler, Klaus SPD 24. 01. 92 Dr. Leonard-Schmid, SPD 24. 01. 92 Elke Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lühr, Uwe FDP 24. 01. 92 Meckel, Markus SPD 24. 01. 92 Meinl, Rudolf Horst CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 24. 01. 92 Dorothea Dr. Möller, Franz CDU/CSU 24. 01. 92 Nitsch, Johannes CDU/CSU 24. 01. 92 Opel, Manfred SPD 24. 01. 92 Otto (Erfurt), Norbert CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Pfaff, Martin SPD 24. 01. 92 Poß, Joachim SPD 24. 01. 92 Rahard-Vahldieck, CDU/CDU 24. 01. 92 Susanne Rappe (Hildesheim), SPD 24. 01. 92 Hermann Rawe, Wilhelm CDU/CSU 24. 01. 92 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 24. 01. 92 * Rempe, Walter SPD 24. 01. 92 Reschke, Otto SPD 24. 01. 92 Reuschenbach, Peter W. SPD 24. 01. 92 Schily, Otto SPD 24. 01. 92 Schluckebier, Günther SPD 24. 01. 92 Schmidbauer (Nürnberg), SPD 24. 01. 92 Horst Schmidt (Dresden), Arno FDP 24. 01. 92 Dr. Schmude, Jürgen SPD 24. 01. 92 Schwanhold, Ernst SPD 24. 01. 92 Schwanitz, Rolf SPD 24. 01. 92 Seim, Marita FDP 24. 01. 92 Dr. Stavenhagen, Lutz G. CDU/CSU 24. 01. 92 Thiele, Carl-Ludwig FDP 24. 01. 92 Dr. Uelhoff, Klaus-Dieter CDU/CSU 24. 01. 92 Uldall, Gunnar CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Voigt (Frankfurt), SPD 24. 01. 92** Karsten D. Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 24. 01. 92 Hans-Peter Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 24. 01. 92 Vosen, Josef SPD 24. 01. 92 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 24. 01. 92 Weis (Stendal), Reinhard SPD 24. 01. 92 Weiß (Berlin), Konrad BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Welt, Jochen SPD 24. 01. 92 Dr. Wetzel, Margrit SPD 24. 01. 92 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 24. 01. 92 Dr. Wilms, Dorothee CDU/CSU 24. 01. 92 Wohlleben, Verena SPD 24. 01. 92 Ingeburg Wollenberger, Vera BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Zierer, Benno CDU/CSU 24. 01. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung 6230* Deutscher Bundestag — 12, Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/742 Innenausschuß Drucksache 11/3058 Finanzausschuß Drucksache 11/7566 Ausschuß für Wirtschaft Drucksachen 11/7582, 11/7583, 12/848 Drucksache 12/847 Drucksache 12/854 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/157 Nr. 2.2 Finanzausschuß Drucksache 12/210 Nrn. 69, 71, 72, 77 Drucksache 12/557 Nrn. 3.2, 3.3 Drucksache 12/1072 Nr. 1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/1339 Nrn. 2.2-2.6 Drucksache 12/1449 Nrn. 2.1, 2.2 Drucksache 12/1518 Nrn. 4-8 Drucksache 12/1612 Nrn. 2.2-2.4 Ausschuß für Fremdenverkehr Drucksache 12/706 Nr. 3.22 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 12/849 Nrn. 2.5-2.8 Drucksache 12/1339 Nr. 2.19 Drucksache 12/1449 Nr. 2.15
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    Rede von Hinrich Kuessner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Tendenz des Antrages der Koalition ist gut und sinnvoll. Ich frage mich dennoch: Warum stellt die Koalition diesen Antrag?

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Sie hätten ihn ja unterstützen können!)

    Sie regiert in Bonn und sogar in vier der neuen östlichen Länder. Ob es bei vier bleibt, muß man sehen.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Werner Dörflinger [CDU/CSU]: Vielleicht sind es bald fünf!)

    Sie kann handeln und muß nicht wie die Opposition auf die Schwächen dieser Regierung hinweisen, um sie zu wirkungsvollem Handeln zu bewegen. Aber die Koalition ist wohl mit uns der Meinung, die Regierung tut zuwenig, ihre politischen Vorgaben sind nicht richtig.

    (Iris Gleicke [SPD]: Sehr richtig!)

    Zu Recht wird die Bundesregierung in Nr. 6 des Antrages aufgefordert, „darauf hinzuwirken, daß die Treuhand und die Bundesvermögensverwaltung die Objekte unter Beachtung der Umwelt- und Sozialverträglichkeit schnellstmöglich einer Nutzung zuführen." Von den rund 700 bis 800 Ferienheimen des ehemaligen FDGB sind bisher drei privatisiert. Nur ein Drittel dieser Heime ist verpachtet, ein Drittel wird notbewirtschaftet, und das letzte Drittel ist geschlossen.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Das ist schlimm, ja!)

    — Das ist sehr schlimm. Von den 3 600 Betriebsferienobjekten wurden von der Treuhand 3 000 als tourismusfähig eingeschätzt. Im November 1991 waren nur rund 500 Objekte verpachtet oder privatisiert.
    Aber noch nicht einmal diese Zahlen scheinen gesichert zu sein. Aus den verschiedenen Papieren der Treuhand sind unterschiedliche Zahlen zu entnehmen, je nachdem, welcher Ausschuß die Zahlen anfordert: der Unterausschuß Treuhand, aus dem ich komme, oder der Unterausschuß Fremdenverkehr.
    Der Kreistag in Wolgast — das ist eine Stadt im Nordosten Deutschlands — wollte am 13. Januar mit einem Vertreter der Treuhand über die Privatisierung reden. Aber der erschienene Vertreter war zu einer Aussage nicht in der Lage. Das ist leider kein Einzelfall.
    Die Zeit läuft. Die Saison 1992 steht vor der Tür. Ostseebäder wie Zinnowitz, Ahlbeck und Heringsdorf leben von dem Urlauberbetrieb.
    Eine Ursache für diese zögerliche Arbeit der Treuhand ist die unklare Struktur der Treuhandarbeit auf diesem Gebiet. Es gibt einen Koordinator und vier Abteilungen, die sich mit der Privatisierung von Herbergseinrichtungen befassen. Klare Zuordnungen scheinen zu fehlen.
    Aber die Hauptursache für dieses negative Ergebnis liegt vor allem bei den falschen politischen Vorgaben. Die SPD hat in diesem Hause schon oft gefordert: An erster Stelle sollte die Entschädigung der Alteigentümer stehen und nicht die Rückgabe der Grundstücke.

    (Beifall bei der SPD)

    In diesem Ausschuß scheint das ja Konsens zu werden. Ich zitiere meinen Vorredner aus seiner letzten Pressemeldung: „Dieser Zustand ist aber nicht in dieser Form der Treuhandanstalt anzulasten. Die Gründe
    Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Borm, Freitag, den 24. Januar 1992 6203
    Hinrich Kuessner
    liegen insbesondere in gesetzlichen Vorgaben. " — Eben. Es geht um Entschädigung statt Rückgabe.
    Der Bedarf an Hotel- und Ferienplätzen ist an der Ostseeküste groß. Aber die Bereitschaft der Menschen vor Ort, selbst aktiv zu werden, wird behindert. Die Klärung der Eigentumsverhältnisse ist sicher kompliziert. Bei den Menschen im Osten setzt sich immer mehr fest: Die Politik in den östlichen Ländern ist an den Interessen der Menschen aus den westlichen Ländern ausgerichtet. Sie können Eigentümer werden; die Menschen im Osten werden wenig beteiligt, sie befinden sich in der Rolle des Zuschauers. Wenn sie einmal aus dieser Rolle herauskommen, begegnet man ihnen mit Mißtrauen. Banken bezweifeln teilweise ihre Kreditwürdigkeit, weil sie Ostdeutsche sind.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Das ist bei uns genauso!)

    — Das ist nicht genauso. Kommen Sie einmal vor Ort, und sprechen Sie mit den Leuten. Das ist ein erheblicher Unterschied.

    (Dr. Olaf Feldmann [FDP]: Geld kriegt nur der, der eigentlich keines mehr braucht!)

    Gerade der Fremdenverkehr wäre ein Bereich, wo es anders sein könnte. In diesem Wirtschaftsbereich ist — wie es in dem Antrag richtig heißt — der Kapitalbedarf je Arbeitsplatz relativ gering. Hier könnten Einheimische aktiv werden. Im Handel beispielsweise ist dies praktiziert worden. 70 % des Handels wurden an Einheimische verkauft.
    Ich komme aus Mecklenburg-Vorpommern, einer der schönen Gegenden Deutschlands. Ich will nur auf die Inseln Hiddensee, Rügen und Usedom, die Mecklenburgische Seenplatte und die Mecklenburgische Schweiz hinweisen. Die Baumalleen an den Straßen prägen die Landschaft ebenso wie der Wildreichtum in den Wäldern. Unberührte Natur, klassische Seebäder, weite und zum Teil einsame Strände und sauberes Wasser sind ein wichtiges touristisches Potential. Naturschutzgebiete und Naturparks nehmen 27 % der Fläche des Landes ein. Die vielgestaltige Ostseeküste ist 340 km lang. Dazu kommen 1 160 km Boddenküste.
    Für den Fremdenverkehr müssen Konzepte entwikkelt werden, die die Schönheit und Besonderheit des Landes erhalten. Dazu ist eine planende Vorausschau notwendig.
    Es wird sicher Eingriffe in die Natur geben. Man wird nicht alles erhalten können. Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern wollen in ihrer Heimat leben, d. h. auch arbeiten. Sie wollen nicht schlechter leben als die Menschen in Schleswig-Holstein oder in Niedersachsen. Dies zu ermöglichen, ohne daß die Landschaft zerstört oder das Land zu einem unansehnlichen Wohlstandsland wird, ist die Aufgabe unserer Generation.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Dies erreicht man nicht im Hauruckverfahren, wie es Minister Krause will. Gegen die Ost-West-Autobahn gibt es in Mecklenburg-Vorpommern kaum
    Widerstand. Die Infrastruktur muß verbessert werden.

    (Dr. Rolf Olderog [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Für den Tourismus gilt: Ohne Verkehr kommt keiner, bei zuviel Verkehr kommt keiner wieder. Darum sind manche Forderungen, daß die Autobahn bis vor die Haustür gehen soll, für die Entwicklung des Fremdenverkehrs nicht richtig.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn man nicht überall an der Ostsee den Massentourismus haben will, muß man sich auch mit der Verkehrsplanung darauf einstellen. Öffentliche Verkehrsmittel können die Touristenströme besser lenken und begrenzen als eine Autobahn.
    Für die Insel Usedom ist darum ein Konzept für die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln wichtig. Das traditionelle Quellgebiet ihrer Urlauber ist für die Insel Usedom der Großraum Berlin. Um dieses Gebiet nicht durch Autos vollzustopfen, müssen jetzt Schienenwege und Nahverkehrssysteme ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang kann auch die Wiedereröffnung der Eisenbahnstrecke Ducherow-Usedom von Interesse sein. Die Planung in dieser Region sollte darüber hinaus zusammen mit den Polen erfolgen. Usedom-Wollin ist ein einzigartiges Gebiet für vielseitige Tourismusangebote. Eine gemeinsame Vermarktung kann für die gesamte Region von Nutzen sein. Die Polen sind daran interessiert. Wir sollten es ebenfalls sein, da wir nur gemeinsam die notwendigen Maßnahmen zur Reinerhaltung der Oder durchführen können.
    Unser Ziel ist nicht der Ausbau des Massentourismus, sondern eine naturverträgliche touristische Nutzung; denn Mecklenburg-Vorpommern wird in Zukunft nur eine Chance haben, wenn die typische Landeschaftsform als Erlebnis- und Erholungsraum erhalten bleibt. Mecklenburg-Vorpommern darf auch nicht mißbraucht werden für die Lösung von Problemen, die sich die Menschen in den westlichen Ländern nicht mehr gefallen lassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Truppenübungsplätze dürfen nicht zu Lasten der Entwicklung des Fremdenverkehrs gehen. Auch das immer wieder aufflackernde Gerede über die Errichtung eines bundesweiten Atommüllzwischenlagers in Greifswald gehört hierher. Die Menschen vor Ort müssen mitbestimmen können, ob Tiefflüge und Schießübungen bei ihnen durchgeführt werden.
    Fremdenverkehr hat in Mecklenburg-Vorpommern Bedeutung nicht nur als Haupterwerb, sondern auch als Nebenerwerb. Gerade bei den Problemen der Landwirtschaft kann der Fremdenverkehr eine wichtige wirtschaftliche Ergänzung sein. Ferien auf dem Lande können interessant für die ganze Familie gestaltet werden. Dazu gehören die Anlage von Rad-, Reit- und Wanderwegen, familienfreundliche Unterkünfte zu angemessenen Preisen und vor allem ein Dorferneuerungsprogramm. Zum letzteren gehört auch der Umweltschutz. In die Trinkwasserversorgung, Abwasserableitung und Abfallbeseitigung ist jetzt zu investieren. Unterlassene Umweltschutzbemühungen kosten in Zukunft Gäste.



    Hinrich Kuessner
    Rund ein Viertel der Bevölkerung in den östlichen Ländern lebt auf dem Land. Die bauliche Substanz in den Dörfern ist in der Regel besser als in den Städten, und die Eigentumsfragen sind klarer. Hier ließe sich der Aufschwung schneller sichtbar gestalten.
    Für zwei Dörfer aus Mecklenburg-Vorpommern war gestern ein großer Tag, für Wollin im Kreis Pasewalk und in Bernitt im Kreis Bützow. Sie wurden ausgezeichnet im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden" . Die Zahl der Teilnehmer aus den östlichen Ländern war bei diesem Wettbewerb noch gering.
    Das Dorferneuerungsprogramm kann ein wichtiger Motor für die Entwicklung im ländlichen Raum werden. Für uns in den östlichen Ländern ist wichtig, daß der politische Wille nicht nur zu Papier gebracht wird. Es muß gehandelt werden. Wenn der Antrag Hemmnisse beseitigt und Aktivitäten der Menschen bei uns freisetzt, dann ist er ein gutes Stück Papier. Er wird dann unsere Unterstützung finden.
    Danke.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Olaf Feldmann.

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    Rede von Dr. Olaf Feldmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Entwicklung des Fremdenverkehrs in den neuen Bundesländern war Schwerpunkt der Arbeit des Fremdenverkehrsausschusses 1991 und wird es auch 1992 bleiben. Aber es ist höchste Zeit, daß wir uns im Deutschen Bundestag hier im Plenum mit diesem Thema beschäftigen; denn Fremdenverkehr ist wirtschaftlich ein Riese und schafft Arbeitsplätze, vor allem in strukturschwachen Regionen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig! — Zurufe von der SPD)

    — Wollen Sie das bestreiten? (Zurufe von der SPD: Nein!)

    — Gut, dann sind wir uns wenigstens bei diesem Thema alle einig.
    Die neuen Bundesländer bieten gute Voraussetzungen für den Fremdenverkehr und haben auch in der Saison 1991 erhebliche Fortschritte gemacht. Im Sommer waren die Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern und zum Jahreswechsel der Harz und der Thüringer Wald gut ausgebucht. Auch die Zahl der ausländischen Besucher hat in den neuen Bundesländern gegenüber 1990 um fast 50 % zugenommen. Es geht aufwärts, das kann man sagen. Die FDP- Fraktion bekundet großen Respekt vor den vielen Existenzgründern in Ostdeutschland, die mit großer Begeisterung und Mut zum Risiko ihre Chance ergriffen haben.
    Trotzdem ist das Bild alles andere als rosig. Wir sollten hier und heute auch die Möglichkeit nutzen, die Dinge beim Namen zu nennen, denn wir wollen die Dinge zum Besseren wenden. Nach wie vor läuft die Privatisierung im Beherbergungsbereich nur schleppend. Haupthindernisse sind die bekannten
    schwierigen Eigentumsfragen und die Verzögerungen im Verwaltungsvollzug. Es ist richtig — die Treuhand verdient Lob —, daß es trotz dieser Schwierigkeiten gelungen ist, den größten Teil, vor allem der Stadthotels, zu privatisieren. Auch das Programm „Mittelstandsexpreß 2000", mit dem die Privatisierung der Betriebsferienheime schnell realisiert werden soll, verdient unsere volle Anerkennung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Aber wir sind enttäuscht — und ich möchte das hier auch in aller Deutlichkeit sagen —, daß immer noch kein Weg gefunden wurde, die 600 FeDi-Heime, die ehemaligen FDGB-Erholungsheime, zu privatisieren oder wenigstens langfristig zu verpachten.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Daß erst drei von 600 verkauft wurden, ist — gelinde gesagt — fast ein Skandal. Ich will das vorsichtiger ausdrücken, als Sie von der Opposition es gesagt haben.
    Auch die aus Stasi-, NVA- und Parteivermögen stammenden Objekte sind immer noch blockiert. Hier wird der touristische Aufschwung Ost behindert. Hier ist der beste Fremdenverkehrskoordinator, den wir wollen und den wir unterstützen, überfordert. Denn hier ist Politik gefordert. Die Politik muß die Vorgaben geben. Und deshalb muß der verantwortliche Finanzminister als oberster Dienstherr der Treuhand dafür sorgen, daß das Zuständigkeitswirrwarr bei der Privatisierung von Beherbergungsbetrieben schleunigst beendet wird.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Meine Damen und Herren, der Fremdenverkehrsausschuß hat dafür gesorgt, daß ein Koordinator für Fremdenverkehr eingesetzt wurde. Der Deutsche Bundestag fordert jetzt mit seinem Entschließungsantrag, daß dieser Koordinator auch mit den erforderlichen Kompetenzen ausgestattet wird, um die Privatisierung von Beherbergungsobjekten durchzusetzen. Dort, wo eine allzu enge und dogmatische Auslegung des Prinzips Rückgabe vor Entschädigung massiv die wirtschaftliche Entwicklung der davon abhängigen Region behindert, ist in Einzelfällen mehr investitionsorientierte Flexibilität gefordert. Aber dazu wird meine Kollegin Frau Leutheusser-Schnarrenberger noch Stellung nehmen.
    Meine Damen und Herren, Tourismus — das wissen wir — ist Ländersache. Als gute Föderalisten achten wir das Subsidiaritätsprinzip auch und vor allem im Fremdenverkehr.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)

    Trotzdem sollte der Bund bei der Koordinierung der Fremdenverkehrspolitik in den neuen Ländern helfen, soweit die Lander dies wünschen. Zum Beispiel brauchen wir ein abgestimmtes, länderübergreifendes, touristisches Gesamtkonzept für den Harz.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)




    Dr. Olaf Feldmann
    — Ich sehe, hier sind lauter Harzer Lobbyisten.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Harzer Roller! — Kyffhäuser!)

    — Ich freue mich über die Unterstützung, die diese Forderung in diesem Hause hat, denn hier zeigen sich exemplarisch auch im Verkehrs- und Umweltbereich die Probleme des deutsch-deutschen Zusammenwachsens. Hier ist aktive Koordinierung seitens des Bundes gefordert, damit nicht aneinander vorbei-
    oder gar gegeneinander geplant wird.
    Ein erster Koordinierungsschritt zum Pilotprojekt Harz wäre eine Harzkonferenz der Vertreter aller betroffenen Landes- und Bundesministerien unter Einbeziehung der politischen Instanzen auf Kreis- und Gemeindeebene. Auch im Spreewald sollte der Bund stärker zur Koordinierung und Unterstützung bereit sein.
    Ich darf schließen mit dem Dank an alle, die mitgearbeitet haben, dem Tourismus Ost auf die Beine zu helfen, denn Fremdenverkehr ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftszweig, Fremdenverkehr bedeutet auch ein Stück Freiheit. Nicht ohne Grund wurde „Reisefreiheit" zum Wort des Jahres 1989 gewählt. Dem zuständigen Staatssekretär Beckmann — unserem Tourismus-Staatssekretär — mit seinem engagierten Fremdenverkehrsreferat, mit der Abteilung Ost in Berlin sowie dem Direktorat „Hotels und Gasthäuser" in der Treuhandanstalt, vor allem aber den Fremdenverkehrsmitarbeitern vor Ort

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    sowie den Geschäftsführern der Landesfremdenverkehrsverbände aus den neuen Bundesländern, die heute hier im Bundestag anwesend sind

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    und diese Debatte verfolgen, und den touristischen Fachverbänden, die sich in den neuen Ländern engagiert haben, will ich im Namen des Fremdenverkehrsausschusses des Deutschen Bundestages ausdrücklich für ihre Pionierarbeit Danke sagen.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)