Rede:
ID1207400800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Nun: 1
    2. hat: 1
    3. der: 1
    4. Abgeordnete: 1
    5. Gerhart: 1
    6. Rudolf: 1
    7. Baum: 1
    8. das: 1
    9. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/74 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 74. Sitzung Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Inhalt: Tagesordnungspunkt 13: a) Beratung des Antrags des Abgeordneten Ulrich Klinkert und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Gerhart Rudolf Baum und der Fraktion der FDP: Reaktorsicherheit in den Staaten Mittel- und Osteuropas (Drucksache 12/1906) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 08/836/EURATOM über die Grundnormen für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung und der Arbeitskräfte gegen die Gefahren ionisierender Strahlungen im Hinblick auf die vorherige Genehmigung der Verbringung radioaktiver Abfälle (Drucksachen 12/350 Nr. 12, 12/1752) Ulrich Klinkert CDU/CSU 6189B Klaus Lennartz SPD 6190D Ulrich Klinkert CDU/CSU 6191 C Gerhart Rudolf Baum FDP 6194 D Klaus Lennartz SPD 6196B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 6197A Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 6198A Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU . . 6198C Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrich Adam, Anneliese Augustin, Dietrich Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Gisela Babel, Günther Bredehorn, Dr. Olaf Feldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Förderung des Fremdenverkehrs in den neuen Ländern (Drucksache 12/1323) Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 6201 C Hinrich Kuessner SPD 6202 B Dr. Olaf Feldmann FDP 6204 A Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 6205 B Klaus Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi 6206 C Klaus Brähmig CDU/CSU 6208 A Iris Gleicke SPD 6209 C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger FDP 6211A Carl Ewen SPD 6212 B Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU 6212 C Dr. Peter Eckhardt SPD 6213 D Werner Dörflinger CDU/CSU 6215D Simon Wittmann (Tännesberg) CDU/CSU 6216D Zusatztagesordnungspunkt: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Gernot Erler, Hans Gottfried Bernrath, Lieselott Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soforthilfsprogramm für die Sowjetunion und ihre Republiken zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP: Hilfe zur Selbsthilfe für die Sowjetunion und ihre Republiken (Drucksachen 12/1321, 12/1580, 12/1975) Dr. Rudolf Sprung CDU/CSU 6218A Dr. Uwe Jens SPD 6219D Dr. Heinrich L. Kolb FDP 6221 B Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 6222 C Gernot Erler SPD 6223 B Dr. Erich Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi 6224 D Nächste Sitzung 6227 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6229* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6230* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 6189 74. Sitzung Bonn, den 24. Januar 1992 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 24. 01. 92 Andres, Gerd SPD 24. 01. 92 Antretter, Robert SPD 24. 01. 92* Berger, Johann Anton SPD 24. 01. 92 Bock, Thea SPD 24. 01. 92 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 24. 01. 92 * Wilfried Braband, Jutta PDS/LL 24. 01. 92 Brandt-Elsweier, Anni SPD 24. 01. 92 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Diederich (Berlin), SPD 24. 01. 92 Nils Dr. Dobberthien, SPD 24. 01. 92 Marliese Doppmeier, Hubert CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 24. 01. 92 Francke (Hamburg), CDU/CSU 24. 01. 92 Klaus Dr. Friedrich, Gerhard CDU/CSU 24. 01. 92 Gallus, Georg FDP 24. 01. 92 Ganschow, Jörg FDP 24. 01. 92 Gattermann, Hans H. FDP 24. 01. 92 Dr. von Geldern, CDU/CSU 24. 01. 92 Wolfgang Dr. Glotz, Peter SPD 24. 01. 92 Grünbeck, Josef FDP 24. 01. 92 Günther (Plauen), FDP 24. 01. 92 Joachim Hämmerle, Gerlinde SPD 24. 01. 92 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 24. 01. 92 Haschke CDU/CSU 24.01.92 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Haussmann, Helmut FDP 24. 01. 92 Horn, Erwin SPD 24. 01. 92 ** Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 24. 01. 92 Irmer, Ulrich FDP 24. 01. 92* Janz, Ilse SPD 24. 01. 92 Jaunich, Horst SPD 24. 01. 92 Jungmann (Wittmoldt), SPD 24. 01. 92 Horst Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Kappes, CDU/CSU 24. 01. 92 Franz-Hermann Klein (München), Hans CDU/CSU 24. 01. 92 Kolbe, Manfred CDU/CSU 24. 01. 92 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 24. 01. 92 Koschnick, Hans SPD 24. 01. 92 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 24. 01. 92 Günther Kretkowski, Volkmar SPD 24. 01. 92 Kubicki, Wolfgang FDP 24. 01. 92 Dr. Kübler, Klaus SPD 24. 01. 92 Dr. Leonard-Schmid, SPD 24. 01. 92 Elke Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lühr, Uwe FDP 24. 01. 92 Meckel, Markus SPD 24. 01. 92 Meinl, Rudolf Horst CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 24. 01. 92 Dorothea Dr. Möller, Franz CDU/CSU 24. 01. 92 Nitsch, Johannes CDU/CSU 24. 01. 92 Opel, Manfred SPD 24. 01. 92 Otto (Erfurt), Norbert CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Pfaff, Martin SPD 24. 01. 92 Poß, Joachim SPD 24. 01. 92 Rahard-Vahldieck, CDU/CDU 24. 01. 92 Susanne Rappe (Hildesheim), SPD 24. 01. 92 Hermann Rawe, Wilhelm CDU/CSU 24. 01. 92 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 24. 01. 92 * Rempe, Walter SPD 24. 01. 92 Reschke, Otto SPD 24. 01. 92 Reuschenbach, Peter W. SPD 24. 01. 92 Schily, Otto SPD 24. 01. 92 Schluckebier, Günther SPD 24. 01. 92 Schmidbauer (Nürnberg), SPD 24. 01. 92 Horst Schmidt (Dresden), Arno FDP 24. 01. 92 Dr. Schmude, Jürgen SPD 24. 01. 92 Schwanhold, Ernst SPD 24. 01. 92 Schwanitz, Rolf SPD 24. 01. 92 Seim, Marita FDP 24. 01. 92 Dr. Stavenhagen, Lutz G. CDU/CSU 24. 01. 92 Thiele, Carl-Ludwig FDP 24. 01. 92 Dr. Uelhoff, Klaus-Dieter CDU/CSU 24. 01. 92 Uldall, Gunnar CDU/CSU 24. 01. 92 Dr. Ullmann, Wolfgang BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Voigt (Frankfurt), SPD 24. 01. 92** Karsten D. Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 24. 01. 92 Hans-Peter Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 24. 01. 92 Vosen, Josef SPD 24. 01. 92 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 24. 01. 92 Weis (Stendal), Reinhard SPD 24. 01. 92 Weiß (Berlin), Konrad BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Welt, Jochen SPD 24. 01. 92 Dr. Wetzel, Margrit SPD 24. 01. 92 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 24. 01. 92 Dr. Wilms, Dorothee CDU/CSU 24. 01. 92 Wohlleben, Verena SPD 24. 01. 92 Ingeburg Wollenberger, Vera BÜNDNIS 24. 01. 92 90/GRÜNE Zierer, Benno CDU/CSU 24. 01. 92 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung 6230* Deutscher Bundestag — 12, Wahlperiode — 74. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Januar 1992 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/742 Innenausschuß Drucksache 11/3058 Finanzausschuß Drucksache 11/7566 Ausschuß für Wirtschaft Drucksachen 11/7582, 11/7583, 12/848 Drucksache 12/847 Drucksache 12/854 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 12/157 Nr. 2.2 Finanzausschuß Drucksache 12/210 Nrn. 69, 71, 72, 77 Drucksache 12/557 Nrn. 3.2, 3.3 Drucksache 12/1072 Nr. 1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/1339 Nrn. 2.2-2.6 Drucksache 12/1449 Nrn. 2.1, 2.2 Drucksache 12/1518 Nrn. 4-8 Drucksache 12/1612 Nrn. 2.2-2.4 Ausschuß für Fremdenverkehr Drucksache 12/706 Nr. 3.22 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 12/849 Nrn. 2.5-2.8 Drucksache 12/1339 Nr. 2.19 Drucksache 12/1449 Nr. 2.15
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus Lennartz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Verehrter Herr Kollege Klinkert, sehen Sie, Sie vereinfachen die Problematik. Ich will versuchen, Ihnen das mit einigen Worten zu erklären.

    (Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Wenn Sie das können!)

    — Ich kann es, Sie müssen es nur verstehen.

    (Heiterkeit)

    Herr Kollege Klinkert, die erste Maßnahme, die getroffen werden muß, ist Energie einzusparen. Wir wissen, daß wir ca. 50 % der gesamten Energie, auch bei uns, einsparen können. Das ist das erste Gebot. Der zweite Punkt, mit dem wir uns ebenfalls beschäftigen müssen, sind die regenerativen Energien. Drittens müssen wir noch moderne Kraftwerkstechnologien einsetzen.
    Demzufolge können uns Energieersparnis, moderne Kraftwerkstechnologien und regenerative Energien schrittweise zu dem bringen, was wir weltweit haben müssen, um die CO2-Problematik zu bekämpfen,

    (Zuruf von der CDU/CSU)




    Klaus Lennartz
    und nicht, wie Sie es hier vorschlagen, wiederum der Einsatz von Atomkraft.
    Ist Ihnen auf Grund der Situation, die wir in der GUS und in Osteuropa haben, nicht klargeworden, welches Gefahrenpotential weltweit auf uns zukommt, wenn Sie die Erde mit Atomkraftwerken bepflastern wollen? Ist Ihnen das immer noch nicht klargeworden?

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem Bündnis 90/GRÜNE — Zuruf von der CDU/CSU: Das ist Wunschdenken, aber keine Antwort!)

    Sie sehen, meine Damen und Herren — und das ist genau der entscheidende Punkt —: Das knappe Geld ist besser bei nichtatomaren Energietechnologien angelegt. Dort hinein muß investiert werden. Es geht um dreistellige Milliardenbeträge, und zwar, meine Damen und Herren, nicht mit einer Eins an der ersten Stelle. Sie dürfen demzufolge nicht für den Neubau von Atomkraftwerken verschleudert werden. Es geht um die ökologische Sanierung der osteuropäischen Energieversorgung im ganzen.
    Das ist ein gigantisches Problem, weil es, wie in der ehemaligen DDR, die Überführung der zentralen Verwaltungswirtschaft in die ökologische Marktwirtschaft bedeutet.
    Wie in der ehemaligen DDR sind in ganz Osteuropa uns heute noch gar nicht bekannte ökologische Verheerungen und Verwüstungen festzustellen. Dort ist mit Energie in beispielloser Weise verschwenderisch umgegangen worden — die Energieverluste bei Exploration und Verteilung sollen in Rußland fast 50 % ausmachen —, und es ist über Jahrzehnte nichts für den Erhalt der Versorgungsstrukturen investiert worden.
    Wir müssen deshalb nicht nur die Energiesysteme selbst sanieren, Herr Kollege, mit westlicher Technologie helfen und die Energieverschwendung beseitigen, nein, wir müssen gleichzeitig die ökologischen Verwüstungen und Zerstörungen beseitigen helfen.

    (Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Das sagte ich bereits!)

    —Ja, manchmal sagen Sie auch etwas Richtiges, aber nur manchmal.
    Es darf kein Umweltdumping zwischen Ost und West geben. Die Menschen im Osten Europas und in der GUS haben einen Anspruch darauf, daß wir ihnen bei der Erlangung ökologisch verträglicher Lebensbedingungen helfen.
    Im Grundsatz unterstützt deshalb die SPD den Ansatz der europäischen Energie-Charta, wobei wir besonderes Gewicht auf die Sanierung der zerstörten Umwelt legen. Es geht aber nicht allein um den Transfer der westeuropäischen Energieversorgungsstruktur nach Osteuropa, Herr Kollege Baum, nein, es geht um den Aufbau einer ökologisch verträglichen Energieversorgungsstruktur.
    Denn auch der Westen hat, wie wir alle wissen, ökologisch über seine Verhältnisse gelebt. Er lebt heute noch über seine Verhältnisse. Das dürfen Sie nicht verschweigen.
    Die Welt verbraucht heute viermal soviel Energie wie vor 40 Jahren. Dabei steht das vereinte Deutschland ganz vorn, nämlich an fünfter Stelle in der Welt und weit an der Spitze der EG.
    Auch die Bundesrepublik als eine der stärksten Industrienationen der Welt ist mitschuldig an der drohenden ökologischen Katastrophe. Wir als Staat versagen bisher beim Energiesparen und auch beim Klimaschutz. Unser Energieverbrauch erreichte im letzten Jahr den bisher absoluten Höchststand von 1979, dem Jahr vor der zweiten Ölpreisexplosion.
    Wir sind also keine Musterknaben. Der ökologische Strukturwandel, den wir vom Osten fordern, hat auch bei uns noch nicht stattgefunden. Es sind leider, leider keinerlei Ansätze erkennbar, daß die Bundesregierung in dieser fatalen Verbrauchspolitik irgendwie umsteuern will.

    (Gerhart Rudolf Baum [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)

    — Doch, Herr Kollege. Wir können uns ja gerne auch darüber streiten. Sie haben die Möglichkeit, eine Zwischenfrage zu stellen. Ich beantworte sie Ihnen gerne.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das lohnt sich nicht! — Harald B. Schäfer [Offenburg] [SPD]: Was soll die Polemik?)

    Deshalb lehnt die SPD den reinen Transfer unserer Strukturen ab.
    Zur Privatisierung der Energieversorgung müssen auch in Osteuropa die Dezentralisierung und ökologische Vertretbarkeit moderner Versorgung gehören. Nur wenn wir diesen Grundsatz einhalten, können wir die effizientesten Energietechnologien exportieren, z. B. mit Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen. Damit können wir die beste Energieausbeute erringen, weit über westeuropäischem Niveau. Nur dann können wir Erfolg haben, wenn wir Umweltschutztechnologien in gleicher Weise wie Energietechnologien exportieren. Ganz Osteuropa braucht Entschwefelungs- und Entstickungstechnologien, ganz Osteuropa braucht moderne Wärmeschutztechniken, Meß- und Regeltechniken zur Energieeinsparung im Gebäudebestand und vieles, vieles mehr.
    Die Gretchenfrage bei der Sanierung der osteuropäischen Energieversorgung ist, wie ich hoffe, Herr Kollege, nicht die Kooperation, sondern die Finanzierung. Hier habe ich von Ihnen leider nichts vernommen.

    (Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Da müssen Sie zuhören!)

    Es dreht sich um gigantische Summen. Deshalb ist eine projektbezogene Partnerschaft zwischen der öffentlichen Hand, der Industrie und internationalen Bankenkonsortien dringend notwendig.
    Wir brauchen langfristige Joint-ventures mit den osteuropäischen Staaten, damit sich eine Energiepartnerschaft, die Jahrzehnte Bestand hat, entwickeln kann. Ohne einen sehr langfristigen Finanz-, Knowhow- und Technologietransfer wird dies aber nicht gehen.



    Klaus Lennartz
    Wenn ich richtig unterrichtet bin, ist die westeuropäische Energiewirtschaft bereit, solche Kooperationen einzugehen. Gegenwärtig scheut sie aber den Abschluß solcher Projekte, weil die Finanzierungsfragen völlig ungeklärt sind.
    Der Kollege Schäfer, der Kollege Jung und ich hatten vergangene Woche ein Gespräch mit Vertretern der westdeutschen Industrie. Uns ist dargelegt worden, daß man bereit ist, derartige Joint-ventures, derartige projektbezogene Partnerschaften einzugehen. Nur fehlt es wirklich an der Unterstützung durch die Bundesregierung, an der Bereitschaft, nicht nur zu reden, sondern auch wirklich zu handeln. Man wartet förmlich darauf, daß man helfen kann.

    (Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Und die Bundesregierung soll das bezahlen?)

    — Das ist eine Verkennung der Tatsachen. Es geht nicht um das Geld der Bundesregierung, sondern einfach darum, zu dokumentieren, daß über Hermes-Bürgschaften das eine oder andere erledigt werden kann, das noch dahintersteht.

    (Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ GRÜNE — Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Und wer bezahlt die Hermes-Bürgschaften? — Hermann Rind [FDP]: Wo ist der Unterschied zu den Hermes-Bürgschaften?)

    — Ich komme dazu. Die Bundesregierung hat es doch bisher versäumt, auch nur einen einzigen konkreten Vorschlag — das ist doch der entscheidende Punkt —, sei es national, sei es im europäischen Konzert, vorzulegen. Lesen Sie sich den Bericht doch einmal durch. Was steht da drin? Nichts! Reine Absichtserklärungen, ohne daß konkret ein Handlungsbedarf, der ja vorliegt, nachgewiesen und angegangen wird.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Nur Sprüche! — Harald B. Schäfer [Offenburg] [SPD]: Heiße Luft!)

    Statt dessen stritten sich der Finanz- und der Wirtschaftsminister noch bis vorgestern über das Volumen von 5 Milliarden DM Hermes-Absicherungen für deutsche Exporte in GUS-Länder.

    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Der Roth sagt, alles ist o. k.!)

    — Wissen Sie eigentlich, wovon Sie bei 5 Milliarden DM reden, Herr Kollege?

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Hier geht es um dreistellige Milliardensummen, nicht mit einer Eins vorweg. Und Sie reden von 5 Milliarden DM, die bereits anderweitig, an SKL oder wohin auch immer, vergeben sind.

    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Die großen Probleme können wir ganz gut lösen, Herr Lennartz!)

    — Mit uns gemeinsam, da haben Sie recht.
    Meine Damen und Herren, ein Grobkonzept für die Hilfe fehlt nach wie vor. Das ist sicher ein falsches Signal in Richtung Osteuropa, aber auch in Richtung der westeuropäischen Wirtschaft. Man kann nicht andere zu risikoreichen Investitionen auffordern und gleichzeitig eine auch nur geringfügige Absicherung
    durch die öffentliche Hand verweigern. Das ist nicht machbar.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste)

    Herr Kollege Baum, Sie machten soeben eine Zwischenbemerkung zur Energie-Charta. Wer die europäische Energie-Charta mit Leben erfüllen will, muß seine Bereitschaft zu finanziellem Engagement gegenüber den europäischen Staaten klipp und klar erklären. Sonst geht es nicht.
    Dies wäre nicht nur ein Geben. Wir alle wissen, daß hier eine enorme Chance für die westlichen Industrienationen besteht, Umwelt- und Energiespartechnologien zu exportieren, damit im heimischen Markt Arbeitsplätze zu sichern und sinnvolles Wachstum im Osten wie im Westen zu ermöglichen.
    Da die Staaten der GUS allein über mehr als 20 % der Weltenergiereserven verfügen, werden sie den Finanz- und Technologietransfer mit Rohstofflieferungen bezahlen können. Hier haben Sie eine Antwort auf die Frage, die Sie eben gestellt haben.

    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ich habe keine Frage gestellt! Ich habe eine Bemerkung gemacht!)

    So weit muß man ab und zu auch einmal denken. Man muß vernetzt, ganzheitlich denken.
    Damit die Staaten der GUS dies können, müssen wir ihnen helfen, ihre Öl- und Gasversorgungsstrukturen zu sanieren. Ich glaube, daß die Bundesrepublik hier eine besondere Verpflichtung hat, weil bisher die fünf neuen Bundesländer ganz wesentlich von der GUS beliefert worden sind. Wir haben ein fundamentales Interesse daran, daß dies so bleibt.
    Herr Klinkert, sollten Sie als ein Abgeordneter aus den fünf neuen Bundesländern vergessen haben, daß 90 % der Ölversorgung der fünf neuen Bundesländer aus der ehemaligen Sowjetunion bzw. aus den GUS-Ländern kommen? Sollten Sie vergessen haben, daß 20 % unserer gesamten Erdgaslieferungen aus diesen Ländern kommen? Haben Sie das vergessen?

    (Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Das ist doch völlig absurd, was Sie sagen!)

    Es ist doch zwingend notwendig, daß man dort zu einer anderen Systematik kommt, so wie es soeben von mir beschrieben worden ist, daß die Möglichkeit der Refinanzierung besteht, ohne daß die öffentliche Hand jedesmal Milliardenbeträge zur Verfügung stellt.

    (Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Er redet wirr! — Dr. Dagmar Enkelmann [PDS/Linke Liste]: Er hat vergessen, wo er herkommt!)

    — Ja, das scheint wirklich der Fall zu sein, Frau Kollegin. Dem kann ich mich nahtlos anschließen.

    (Ulrich Klinkert [CDU/CSU]: Schließen Sie sich ruhig zusammen, Herr Lennartz!)

    — Also hören Sie einmal! Herr Kollege Klinkert, ist es bei Ihnen nicht mehr möglich, daß man einen vernünftigen Vorschlag einer Kollegin, gleich, wo sie politisch steht, unterstützt? Sind Sie bereits so intolerant, das



    Klaus Lennartz
    der Dame vorzuwerfen? Sie sollten sich schämen, Herr Kollege! Sie sollten sich schämen!

    (Beifall bei der SPD)

    So viel Toleranz muß man noch besitzen, das Wissen anderer zu akzeptieren und darauf einzugehen. Auch das macht eine parlamentarische Demokratie aus.

    (Albert Pfuhl [SPD]: Das muß er noch lernen! — Gegenruf des Abg. Ulrich Klinkert [CDU/ CSU]: Unsachlichkeit werde ich nicht lernen!)

    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung muß endlich ein konkretes Programm zur Modernisierung und Sanierung der osteuropäischen Energieversorgung vorschlagen und insbesondere ihren finanziellen Beitrag dazu hier offen darlegen. Wir alle wissen, daß ohne westliches Know-how und westliches Kapital, privat oder öffentlich, weder die GUS- Staaten noch die anderen osteuropäischen Länder es schaffen werden, in der notwendigen Kürze ihre Energieversorgung ökologisch umzustrukturieren. Westeuropa ist gefordert.
    Wir werden auch von den Vereinigten Staaten von Amerika immer dringlicher aufgefordert, Osteuropa endlich in angemessenen finanziellen Dimensionen zu helfen. Der gegenwärtige Attentismus darf so nicht weitergehen. Westeuropa wäre sonst mitverantwortlich, daß die ökologisch krisenhafte Entwicklung in der Welt, z. B. bei der CO2-Frage, keiner Lösung näherkommt. Westeuropa wäre empfindlich mitbetroffen — man wagt es kaum, es auszusprechen —, wenn sich Tschernobyl wiederholen oder die Energieversorgung in den osteuropäischen Staaten auch nur teilweise zusammenbrechen würde — mit den entsprechenden katastrophalen Auswirkungen auf die labilen Volkswirtschaften in Osteuropa.
    Wie kann die Bundesregierung diesen Herausforderungen gerecht werden? Nicht, indem der Bundesumweltminister die Probleme bloß beschreibt, publikumswirksame Tschernobyl-Besuche vor Ort durchführt, dort den Kopf schüttelt und uns einen Bericht vorlegt. Auch nicht, Herr Kollege Klinkert, indem die Regierungskoalition in einem Begleitantrag sorgsam vermeidet, vom Abschalten nichtsanierungsfähiger Reaktoren auch nur zu sprechen. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
    Was not tut, ist internationale Hilfe, ein moderner Marshall-Plan moderner Art unter Beteiligung der westeuropäischen Staaten, von Wirtschaft und Banken.

    (Gerhart Rudolf Baum [FDP]: Eben war es noch die Bundesregierung!)

    — Herr Kollege, Sie scheinen nur partiell zuzuhören. Ich habe beides angesprochen: Hilfe von uns, aber auch internationale Hilfe. Ich habe gerade noch einmal konkretisiert, was darunter zu verstehen ist.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich komme noch ganz kurz zum Tagesordnungspunkt 13b. Hier geht es darum, daß radioaktive Abfälle von der Entstehung bis zur Endlagerung im Transport- und Lagerstadium besser als bisher kontrolliert werden müssen. Gott sei Dank ist im Umweltausschuß auf Antrag der SPD-Bundestagsfraktion der
    Bundesregierung empfohlen worden, bei den weiteren Verhandlungen auf EG-Ebene dem Beschluß des Bundestages vom 9. November 1990, der in der Bundesratsdrucksache 595/90 dokumentiert ist, Rechnung zu tragen. Insbesondere sollte die Richtlinie der EG so gefaßt werden, daß alle radioaktiven Abfälle oder Reststoffe aufgenommen sind und effektive Kontrollbefugnisse und Berichtspflichten der zuständigen Behörden vorgesehen werden.
    Meine Damen und Herren, die Erfahrungen mit den „Mol-Fässern", die wir leider Gottes machen mußten, zeigen, daß es keine Lücken in der Erfassung, Begleitung und Kontrolle von radioaktiven Abfällen geben darf. Die SPD-Bundestagsfraktion erwartet, daß man sich in der Europäischen Gemeinschaft dieser Auffassung anschließt.
    Meine Damen und Herren, ich möchte mich bei Ihnen, insbesondere bei den Koalitionsfraktionen, dafür bedanken, daß Sie diesem Anliegen der SPD- Bundestagsfraktion auch im Ausschuß gefolgt sind. Wir erwarten — diese Bitte richte ich an Sie, Herr Laufs —, daß wir dies entsprechend auch auf EG- Ebene einbringen. Das wäre ein Stück Sicherheit, das uns allen weiterhelfen würde.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem Bündnis 90/GRÜNE)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun hat der Abgeordnete Gerhart Rudolf Baum das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerhart Rudolf Baum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Lennartz, Ihr Vortrag war erstens widersprüchlich und in der Einschätzung falsch. Ich kenne keine westliche Regierung, die in ähnlicher Intensität Initiativen zur Verbesserung der Situation ergriffen hat wie unsere. Ich kenne keine; nennen Sie mir eine.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir haben das sogar in einer Form getan, die mich manchmal besorgt gemacht hat, daß wir uns eigentlich zuviel Verantwortung aufladen.
    Eine zweite Bemerkung zu Ihnen: Unser Antrag baut darauf auf, daß wir Deutschen allein das nicht schaffen können. Das geht nur in einer internationalen Kraftanstrengung!

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Harald B. Schäfer [Offenburg] [SPD]: Das hat der Kollege Lennartz doch gesagt, Herr Baum!)

    — Nein, Sie wollen die Bundesregierung in die Pflicht nehmen, ein Energieprogramm für Osteuropa vorzulegen.

    (Klaus Lennartz [SPD]: Wieder nur eine partielle Aufnahme des Gehörten!)

    Das kann nicht allein Aufgabe der Bundesregierung, der Bundesrepublik Deutschland, sondern nur eine internationale Aufgabe sein.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die dritte Bemerkung zu Ihnen: Sie fordern eine internationale Energiepartnerschaft; das ist richtig.



    Gerhart Rudolf Baum
    Sie haben sich zu meiner Freude sogar positiv zur europäischen Energiecharta geäußert, die übrigens eine Liberalisierung der Energieversorgung beinhaltet. Glauben Sie eigentlich im Ernst, Herr Schäfer, daß eine internationale Energiepartnerschaft oder eine europäische Energiecharta ohne Kernenergie möglich ist? Glauben Sie das im Ernst?

    (Klaus Lennartz [SPD]: Natürlich! — Lachen bei der CDU/CSU)

    — Ach, Sie isolieren sich.

    (Klaus Lennartz [SPD]: Ach, Quatsch! — Harald B. Schäfer [Offenburg] [SPD]: Aber Herr Baum!)

    Ich gehöre wahrlich nicht zu denen, die in der Kernenergie — um es zu präzisieren: im Leichtwasserreaktor — eine Zukunftsenergie sehen.

    (Klaus Lennartz [SPD]: Was wollen Sie denn? — Harald B. Schäfer [Offenburg] [SPD]: Wollen Sie den Brüter?)

    Aber Sie erwähnen z. B. überhaupt nicht den Hochtemperaturreaktor und andere Reaktorlinien. Selbst Herr Fischer in Hessen diskutiert darüber heute. Sie haben sich völlig abgeschottet. Sie halten immer noch an Ihrem Abschaltprogramm fest.

    (Klaus Lennartz [SPD]: Quatsch! — Harald B. Schäfer [Offenburg] [SPD]: So ein Unfug!)

    Damit kommen Sie nicht zu einer internationalen Zusammenarbeit.
    Wie wollen Sie denn selbständigen Republiken in Ostdeutschland einfach Ihr Parteikonzept überstülpen?

    (Klaus Lennartz [SPD]: Um Gottes willen!)

    Glauben Sie, das geht so einfach? Das sind souveräne Staaten.

    (Harald B. Schäfer [Offenburg] [SPD]: Aber Sie Ihres! — Weiterer Zuruf des Abg. Klaus Lennartz [SPD])