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ID1206203800

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    Plenarprotokoll 12/62 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 62. Sitzung Bonn, Freitag, den 29. November 1991 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wieland Sorge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Gleichstellung von Meistern in der Industrie und Meistern im Handwerk in den neuen Bundesländern (Drucksache 12/738) . . . 5279A Zusatztagesordnungspunkt: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Gründung von drei unselbständigen Stiftungen unter dem Dach des Bundesarchivs (Drucksache 12/1379) . . . 5279B Tagesordnungspunkt VII: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksachen 12/1000, 12/1329, 12/1401 bis 12/1415, 12/1416 [neu], 12/1417 bis 12/1422, 12/1424 bis 12/1430, 12/1600, 12/1601) Anke Fuchs (Köln) SPD 5279 D Dr. Klaus Rose CDU/CSU 5282 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 5284 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 5288 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 5291A Ingrid Matthäus-Maier SPD 5292 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 5293 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 5293 D Johannes Nitsch CDU/CSU 5297 C Ina Albowitz FDP 5299 B Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 5301 A Maria Michalk CDU/CSU 5302 D Rudi Walther (Zierenberg) SPD 5304 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 5310B Namentliche Abstimmung 5315 B Ergebnis 5317 A Tagesordnungspunkt VIII: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes und zur Änderung des Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Gesetz zu Artikel 10 Grundgesetz) (Drucksache 12/1643) Dr. Paul Laufs CDU/CSU 5315D Andrea Lederer PDS/Linke Liste 5318D Dr. Peter Struck SPD 5319 C Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE . . . 5320 A Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 5320 D Dr. Burkhard Hirsch FDP 5322 A Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE . . 5322 D Beratungen ohne Aussprache Tagesordnungspunkt IX a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des D-Markbilanzgesetzes (Drucksache 12/1467, 12/1605) . . . . 5323 B b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Mitteilung der Kommission II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 62. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1991 der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über ein europäisches Hochgeschwindigkeitsbahnnetz Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Entwicklung eines europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes (Drucksachen 12/311 Nr. 2.18, 12/1173) . . . . 5323 B c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweite Änderung zum Vorschlag für eine Fünfte Richtlinie des Rates nach Artikel 54 EWG-Vertrag über die Struktur der Aktiengesellschaft sowie die Befugnisse und Verpflichtungen ihrer Organe (Drucksachen 12/269 Nr. 2.4, 12/1464) 5323 C d) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 12 Titel 681 02 — Sozialzuschlag zu Arbeitslosengeld bzw. Arbeitslosenhilfe (Drucksachen 12/1264, 12/1497) . . . 5223 C e) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Planegg, Flur Nr. 411 (Drucksachen 12/1146, 12/1498) 5323 D Nächste Sitzung 5324 C Berichtigung 5324 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5325* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Einzelplans 17 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Frauen und Jugend — Uta Würfel FDP 5325* C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 53268* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 62. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1991 5279 62. Sitzung Bonn, den 29. November 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 60. Sitzung, Seite 5053 C, dritter Absatz, vierte Zeile muß es statt „Weltinnenpolitik" „Innenweltpolitik" heißen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. von Bülow, Andreas SPD 29. 11. 91 Cronenberg (Arnsberg), FDP 29. 11. 91 Dieter-Julius Dr. Däubler-Gmelin, SPD 29. 11. 91 Herta Dempwolf, Gertrud CDU/CSU 29. 11. 91 Deß, Albert CDU/CSU 29. 11. 91 Doppmeier, Hubert CDU/CSU 29. 11. 91 Eymer, Anke CDU/CSU 29. 11. 91 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Funke-Schmitt-Rink, FDP 29. 11. 91 Margret Genscher, Hans Dietrich FDP 29. 11. 91 Graf, Günter SPD 29. 11. 91 Grünbeck, Josef FDP 29. 11. 91 Hackel, Heinz-Dieter FDP 29. 11. 91 Haschke CDU/CSU 29. 11.91 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Hauchler, Ingomar SPD 29. 11. 91 Dr. Haussmann, Helmut FDP 29. 11. 91 Heyenn, Günther SPD 29. 11. 91 Dr. Holtz, Uwe SPD 29. 11. 91* Huonker, Gunter SPD 29. 11. 91 Jäger, Claus CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Jobst, Dionys CDU/CSU 29. 11. 91 Kampeter, Steffen CDU/CSU 29. 11. 91 Koschnick, Hans SPD 29. 11. 91 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 29. 11. 91 Günther Krey, Franz Heinrich CDU/CSU 29. 11. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 29. 11. 91 Kuhlwein, Eckart SPD 29. 11. 91 Dr. Graf Lambsdorff, Otto FDP 29. 11. 91 Lamers, Karl CDU/CSU 29. 11. 91 Leidinger, Robert SPD 29. 11. 91 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 29. 11. 91 Elke Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 29. 11. 91 Klaus W. Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 29. 11. 91 Dorothea Dr. Meseke, Hedda CDU/CSU 29. 11. 91 Molnar, Thomas CDU/CSU 29. 11. 91 Nolte, Claudia CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Ortleb, Rainer FDP 29. 11. 91 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Pick, Eckhart SPD 29. 11. 91 Dr. Pohler, Hermann CDU/CSU 29. 11. 91 Rempe, Walter SPD 29. 11. 91 Roth, Wolfgang SPD 29. 11. 91 Schaich-Walch, Gudrun SPD 29. 11. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 29. 11. 91 Dr. Schockenhoff, CDU/CSU 29. 11. 91 Andreas Schröter, Gisela SPD 29. 11. 91 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schuster, Hans Paul FDP 29. 11. 91 Hermann Seidenthal, Bodo SPD 29. 11. 91 Dr. Solms, Hermann Otto FDP 29. 11. 91 Dr. von Teichman, FDP 29. 11. 91* Cornelie Voigt (Frankfurt), SPD 29. 11. 91 Karsten D. Vosen, Josef SPD 29. 11. 91 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 29. 11. 91 Dr. Wieczorek CDU/CSU 29. 11. 91 (Auerbach), Bertram Wollenberger, Vera Bündnis 29. 11. 91 90/GRÜNE Yzer, Cornelia CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Zöpel, Christoph SPD 29. 11. 91 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Einzelplans 17 - Geschäftsbereich des Bundesministers für Frauen und Jugend -* Uta Würfel (FDP): Der diesjährige Einzelplan 17 des Haushaltsentwurfs gibt Anlaß zu der Frage: wie lieb und teuer ist uns denn die Verwirklichung der Politik für Frauen? Gut die Hälfte der Ausgaben des Haushaltsplanes für Frauen und Jugend sind für den Zivildienst veranschlagt und kommt damit also ausschließlich einem bestimmten Teil der männlichen Bevölkerung zugute. Mit gerade 20 Millionen von 2,56 Milliarden Gesamtvolumen sind die Arbeiten und Maßnahmen zur Verbesserung der rechtlichen und sozialen Stellung der Frau bedacht. Zähneknirschend haben wir Frauenpolitikerinnen uns wegen der notwendigen Haushaltskonsolidierung bescheiden zurückgehalten und sogar einen im Vergleich zum letzten Haushalt geringeren Etat in Kauf nehmen müssen. Politik für Frauen ist eine Querschnittsaufgabe und bestimmt durch das gesellschaftliche Umfeld, in dem die Frau lebt. Politik für Frauen muß zum Ziel haben, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen und Chancengleichheit herzustellen. Individuelle Lebensentwürfe - meist für Männer etwas Selbstverständliches - müssen auch Frauen offenstehen. Nicht die Wahl: entweder Beruf oder Familie, sondern „sowohl ... als auch" heißt die Forderung. Und leider müssen wir es uns immer noch eingestehen: berufstätige Mütter finden nicht die Rahmenbedingungen vor, die sie für einen eigenen Lebensentwurf brauchen. Alleinerziehende Frauen haben es besonders schwer. Deren Bemühungen, ihren Aufgaben gerecht zu werden, gleicht auch heute noch einer Quadratur des Kreises. *) siehe 61. Sitzung Seite 5263 D 5326* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 62. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1991 Es ist gesellschaftliche Realität: noch nie waren so viele Frauen berufstätig und noch nie hatten so viele gleichzeitig den Wunsch, auch Kinder in ihre Lebensplanung einzubeziehen. Noch immer scheitert ihre Wahl allzu häufig daran, daß die Abstimmung der Bedürfnisse von Familie und Beruf sich in erster Linie an den Erfordernissen der Arbeitswelt orientiert. Frauen integrieren heute zu Recht in ihre Lebensgestaltung eine berufliche Perspektive: Karriere und Einflußnahme im Beruf sind nicht länger alleine die Freuden des männlichen Geschlechts. Frauen lassen sich nicht länger aussperren. Deshalb ist es unumgänglich, für flexiblere Arbeitsorganisation und -zeiten zu sorgen. Erfreulicherweise haben inzwischen auch die Gewerkschaften erkannt, daß Teilzeitarbeit und job sharing Formen einer frauenfreundlicheren Ausgestaltung des Arbeitsplatzes sind. Natürlich ist damit nicht allen Frauen geholfen. Diejenigen, die alleine ihre Kinder ernähren, kleiden und erziehen müssen, brauchen dringend mehr Betreuungseinrichtungen für ihre Kinder. Es ist unvorstellbar: fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen sind der Grund, daß Frauen, auch wenn sie es dringend wünschten, für ihren Lebensunterhalt nicht selbst sorgen können. Es fehlen in den alten Bundesländern über 500 000 Kindergartenplätze so wie auch Krippen für Kinder unter 3 Jahren. Diese Tatsache wirft ein Schlaglicht auf den Umgang mit Frauen in unserer Gesellschaft und ihren Bedürfnissen. Im Vergleich mit dem europäischen Ausland schneiden wir hier sehr schlecht ab. Leider haben wir bisher eine entsprechende steuerliche Anerkennung für individuelle Betreuung durch eine Tagesmutter nicht umsetzen können. Neben den bereits im Gesetz zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs vorgesehenen Maßnahmen werden wir uns auch diesem Erfordernis anzunehmen haben. In den neuen Bundesländern werden sogar Krippen und Kindergärten geschlossen. Gerade alleinerziehende Mütter sind deshalb gezwungen, ihren Beruf aufzugeben, müssen mit der Sozialhilfe das Existenzminimum bestreiten. Auf der anderen Seite waren noch nie so viele Frauen so gut ausgebildet wie heute, weisen doch so viele qualifizierte Schul- und Berufsabschlüsse auf. Die heutigen Frauen haben ein Recht darauf, die Rahmenbedingungen vorzufinden, die ihnen erlauben, ihre Fähigkeiten zu beweisen und Leistung zu erbringen. Wenn auch in der Vergangenheit der Schwerpunkt der politischen Bemühungen auf der Wiedereingliederung von Frauen nach der Erziehungsphase lag, so wird sich in Zukunft wegen der Forderungen der jungen Frauen eine andere Situation ergeben, aber auch wegen der Anforderungen der Wirtschaft. Bereits jetzt nimmt die Wirtschaft zur Kenntnis, daß qualifizierte Frauen fehlen. Nicht von ungefähr fördern nun die Betriebe bereits ihre Mitarbeiterinnen, um sie dann für das Topmanagement zur Verfügung zu haben. Darüber hinaus bieten manche Betriebe eine berufsbegleitende und berufsspezifische Weiterbildung an. Neben der betrieblichen Weiterbildung ist es Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Frauen mit Kindern eine überbetriebliche Weiterbildung sicherstellen. Die Situation von Frauen zu verbessern, heißt auch, Freiräume für sie zu schaffen. Dies geht nur, wenn auch Männer — Ehemänner, Kollegen, Arbeitgeber und Gewerkschaftler — zu einem Umdenken bereit sind. Partnerschaftliches Denken ist notwendig, damit den Frauen ein Teil ihrer Doppel- und Dreifachbelastung abgenommen wird. Die Verantwortung für die Kindererziehung muß mehr aufgeteilt werden; innerhalb der Familie zwischen den Ehepartnern ebenso wie auch zwischen Familien und Gesamtgesellschaft. Kinder sind das Beste, was wir haben, sie gehören zum Leben und zu einer Gesellschaft. Eine Anmerkung zu dem sozialen Maßnahmenkatalog, mit dem endlich eine kinder- und frauenfreundlichere Gesellschaft geschaffen werden soll. Die sozial flankierenden Maßnahmen zum § 218 werden erst im nächsten Haushalt enthalten sein. Sie sind die erste große Gesamtmaßnahme für eine kinderfreundlichere Gesellschaft. Es handelt sich um ein ganzes Bündel von Maßnahmen, das dem Lebensschutz gerecht werden soll. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuß Drucksache 12/894 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/217 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 11/8165 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/2134 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/8115 Drucksache 12/1019 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen, bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Haushaltsausschuß Drucksache 12/1174 Nr. 2.2 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 12/187 Nr. 2.15 Drucksache 12/269 Nr. 2.32 Drucksache 12/1174 Nr. 2.22 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 12/187 Nr. 2.21 Drucksache 12/1339 Nr. 2.20 Drucksache 12/1339 Nr. 2.21
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    Rede von Hans Klein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Kollegin — — Ina Albowitz (FDP): Nein, Herr Präsident.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [FDP]: Kneifer!)

    Das Abweichen vom Kurs der Haushaltskonsolidierung des Bundes durch die CDU/CSU-FDP-Koalition war auf Grund der Belastungen durch die deutsche Einheit unausweichlich. Aber — die mittelfristige Finanzplanung zeigt das deutlich — : Bis 1995 wird die Neuverschuldung auf 25 Milliarden DM verringert.
    Herr Kollege, ich denke der Zwischenruf ist nicht in Ordnung. Sie kennen mich, glaube ich, lange genug, um zu wissen, daß ich nicht kneife.
    Übrigens könnte die Inanspruchnahme von Krediten geringer ausfallen, wenn die Länder der alten Bundesrepublik den Bund bei der finanziellen Bewältigung der Einheit nicht nahezu allein gelassen hätten. Im kommenden Jahr sind es gerade einmal 2 % der einigungsbedingten Lasten, die die Altländer tragen und sich auf diese Weise ungeniert aus ihrer Mitverantwortung stehlen.
    Dennoch — davon bin ich überzeugt — wird dem Bund die Konsolidierung innerhalb der nächsten drei Jahre gelingen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Trotzdem, meine Damen und Herren, ist zur Finanzierung der deutschen Einheit zweifellos die Solidarität aller Bürger gefordert. Diese darf nicht überstrapaziert werden.
    Spielraum für eine zusätzliche Belastung der Bevölkerung war auch nur deshalb gegeben, weil die Haushalts- und Finanzpolitik seit Amtsantritt dieser Koalition eine Senkung der Abgabenquote bis 1990 von 40,3 % auf 38,4 % ermöglicht hat.

    (Zuruf von der SPD: Und die Steuerlüge!)

    Der Haushalt 1992 ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.
    Meine Damen und Herren, der Haushaltsausschuß hat bei den Etatberatungen 150 Millionen DM an Ausgleichsleistungen für die Region Bonn eingestellt. Das ist ein erster Schritt in die Glaubwürdigkeit für die Bürger dieser Region.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Rudi Walther [Zierenberg] [SPD])

    Lassen Sie mich dazu eine Bemerkung machen. Nachdem der Arbeitsstab des Innenministeriums die Verlagerung einiger Bundeseinrichtungen nach Bonn als erwägenswert bezeichnet, ist erneut eine heftige Diskussion entbrannt. Die Verlagerung dieser Behörden muß jetzt natürlich geprüft werden. Als merkwürdig empfinde ich allerdings einen Diskussionsbeitrag aus dem Bundesrechnungshof. Dieser wolle lieber von Frankfurt nach Berlin zurückziehen. Es ist noch nicht lange her, da beklagte der Bundesrechnungshof die hohen Lebenskosten in Frankfurt, welche die Personalgewinnung erschwerten. Bisher war mir unbekannt, daß das Leben in Berlin so billig sein soll. Zudem verstehe ich nicht, daß es für den Bundesrechnungshof nicht ausreicht, wenn er sich in Bonn ansiedelt, wo ein Teil der Regierungsstellen verbleibt. In der Vergangenheit stellte die Entfernung von Bonn nach Frankfurt keinen Grund für Umzugsbemühungen dar.

    (Beifall des Abg. Rudi Walther [Zierenberg] [SPD])

    Im Zweifel könnten wir überlegen, ob wir nicht den Bundesrechnungshof nach Finsterwalde verlagern.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU — Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/ CSU]: Da können Sie gleich singen: Wir sind die Sänger von Finsterwalde! — Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Oder nach Finsterau!)

    Im Ernst, meine Damen und Herren: Bei der Verlagerung und Einrichtung von Behörden werden die neuen Bundesländer derzeit noch vernachlässigt.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)

    Das müssen und das sollten wir ändern.
    Nicht ändern aber dürfen wir den soliden Kurs der Finanz- und Haushaltspolitk. Die Koalitionsfraktionen halten Kurs.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile das Wort dem Abgeordneten Dr. Heiner Geißler.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heiner Geißler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe heute morgen auf der Fahrt hierher die Rede von Frau Fuchs im Radio gehört.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Da sind Sie aber spät aufgestanden! — Zuruf von der SPD: Da haben Sie aber lange geschlafen!)

    — Ich bin dann gleich hierhergekommen.
    Ich habe mich wirklich gewundert, was Sie z. B. über die Verschuldung und über das Beschäftigungsprogramm Ende der 70er Jahre gesagt haben. Dieses Beschäftigungsprogramm, das Sie mit einer Zunahme der Schulden finanziert haben, hatte nicht weniger Arbeitslose, sondern mehr Arbeitslose bis 1982 als Ergebnis.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU — Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist gar nicht wahr!)

    Es war ungefähr der größte Flop, den man sich in der ganzen Beschäftigungspolitik damals hat ausdenken können.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Herr Geißler, bleiben Sie redlich!)

    — Ich bin ganz friedlich. — Das Ergebnis war die größte Wirtschaftskrise seit der Währungsreform.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das ist unter Ihrem Niveau!)

    Es ist ein Unterschied, ob Schulden zur Finanzierung von konsumtiven Ausgaben gemacht werden — was verfassungswidrig ist — oder ob die Schulden vorübergehend anläßlich der deutschen Einheit gemacht werden, um Investitionen zu finanzieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)

    Ich finde, die Kurpfuscher von vorgestern eignen sich überhaupt nicht als Vertrauensärzte von heute und morgen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Infolgedessen sollten wir, wenn wir diese Problematik ansprechen,

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Mein Gott, was waren Sie früher gut!)

    die Zukunft nach den Kriterien und Richtlinien angehen, wie sie einer erfolgreichen Sozial- und Wirtschaftspolitik entsprechen.
    Da Sie den Arbeitsmarkt angeführt haben: Die Arbeitsmarktpolitik der Regierung hat ihre Hausaufgaben wirklich erfüllt. In Ostdeutschland werden über die Arbeitsmarktpolitik 1,94 Millionen Arbeitnehmer und im Westen 300 000 bis 400 000 betreut und in die Lage versetzt, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Allein im östlichen Teil 900 000 Eintritte in Fortbildung und Umschulung.
    Im übrigen habe ich, was die Beschäftigungsgesellschaften anbelangt, vorgestern mit dem Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit gesprochen, der mir sagte, ihm sei bis heute kein einziger Fall auf den Tisch gekommen, daß durch Beschäftigungsgesellschaften und ABM-Maßnahmen einem Handwerksbetrieb im Osten ein Auftrag verloren gegangen sei.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich finde, wir sollten dies nicht in der Theorie diskutieren, sondern in der Praxis miteinander überprüfen.
    Richtig ist — das will ich bestätigen — : Soziale Marktwirtschaft bedeutet nicht, daß wir in einer solchen Situation alles dem Markt überlassen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Tun Sie doch! — Dr. Walter Franz Altherr [CDU/CSU]: Besser, als den Markt der SPD zu überlassen!)

    Walter Eucken, einer der Väter der Sozialen Marktwirtschaft, hat gesagt: Eine Wirtschaftsordnung muß nicht nur effizient, sie muß auch menschenwürdig sein.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Richtig!)

    Was wir in dieser Zeit tun müssen — ich glaube, das ist das Grundprinzip unserer Sozial- und Wirtschaftspolitik — , ist, die Einheit von Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik zu sehen. Was wir als eine der wichtigsten sozialpolitischen Aufgaben der Zukunft miteinander bewältigen müssen — miteinander! — , ist, die 1,63 Millionen Pflegebedürftigen, die wir in der Bundesrepublik Deutschland haben, nicht außen vor zu lassen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Da bin ich mal gespannt! Was kommt denn nun?)

    Die Vorstellung, die Lösung dieses Problems auf die nächste Legislaturperiode zu verschieben, ist eine Vorstellung, die wir mit Sicherheit im ganzen Hause nicht akzeptieren und nicht realisieren dürfen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der SPD — Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Da fragen Sie mal Ihren Fraktionsvorsitzenden!)

    Ich will auf folgendes hinweisen: Im Moment haben wir eine bemerkenswerte Offensive gegen die Lösung Pflegeversicherung. Ein Argument ist das Ansteigen der Kosten in der Krankenversicherung. Zum anderen gibt es die Diskussion über den Industriestandort Bundesrepublik Deutschland.
    Was die Krankheitskosten anlangt — Frau Michalk wird sicher noch etwas dazu sagen — , habe ich gestern mit dem Bundespräsidenten der Schweiz geredet. Die Schweizer haben — und das ist ja nun kein sozialistisches Land — eine sehr klare Entscheidung getroffen. Auch sie haben eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Gestern hat der Nationalrat beschlossen, daß der Anstieg der Tarife und Preise für Leistungen im Leistungsumfang der Krankenversicherung ab nächstem Jahr höchstens ein Drittel über dem Anstieg des Preisindexes liegen darf.
    Ich finde, wir müssen etwas tun, damit wir angesichts der Ausuferung bei der Krankenversicherung und der schon damit verbundenen Steigerung der Lohnnebenkosten nicht in die Lage kommen, 1,6 Millionen Pflegebedürftige nicht in eine vernünftige Versicherung einbeziehen zu können.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)




    Dr. Heiner Geißler
    Zweitens. Industriestandort Bundesrepublik
    Deutschland ist ein wichtiges Thema. Wir haben hier eine große Aufgabe zu erfüllen. Aber wenn man die Umfrageergebnisse der Industrie- und Handelskammern der Vereinigten Staaten zur Problematik Industriestandort Deutschland ernst nimmt, sind die Gründe für die zurückhaltende Investitionsneigung ganz andere: nämlich erstens mangelnde Mobilität, zweitens zu kurze Arbeitszeiten in Deutschland, drittens zu hohe Unternehmensteuern — völlig in Ordnung, deswegen sind unsere Vorhaben ein Bestandteil der Sicherung des Industriestandortes Bundesrepublik Deutschland.

    (V o r sitz : Vizepräsident Helmuth Becker)

    Aber wir können in der Situation doch nicht sagen, daß Leistungen für 1,6 Millionen Pflegebedürftige dazu führen würden, daß der Industriestandort gefährdet würde, wenn gleichzeitig in diesem Jahr Gewerkschaften und Arbeitgeber in der Lage sind, Lohnerhöhungen in der Größenordnung von 7 % — fast 100 Milliarden DM — zu beschließen.
    Ich stelle mir unter einer solidarischen Gesellschaft etwas anderes vor, daß wir nämlich 1,6 Millionen Pflegebedürftige nicht aus der Gesamtverantwortung ausschließen dürfen. Das sind 1,6 Millionen Pflegebedürftige, die zum Teil 24 Stunden am Tag versorgt werden müssen, die gefüttert werden müssen. Sie verfügen über keine Lobby. Sie verfügen nicht über die Droh- und Störpotentiale z. B. der Gewerkschaften bei der Durchsetzung von Lohnerhöhungen.
    Wenn statt 7 To Lohnerhöhungen nur 6,3 % Lohnerhöhungen vereinbart worden wären, wäre die Pflegeversicherung nach dem Umlagemodell auf Dauer finanziert gewesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir sollten einmal den Gesamtzusammenhang von Arbeitszeitverkürzung und 1 Billion 200 Milliarden Lohn- und Gehaltssumme in der Bundesrepublik Deutschland sehen. Wenn man in der Zukunft auf eine Verkürzung der Arbeitszeit um eine halbe Stunde verzichten würde — wir haben ja ohnehin eine Arbeitszeitproblematik — , dann wäre der Arbeitgeberanteil in der Pflegeversicherung durch diesen Verzicht finanziert. Ich sage dies, damit wir den entsprechenden Zusammenhang herstellen und daran denken, daß der Industriestandort Bundesrepublik Deutschland durch zu kurze Arbeitszeit gefährdet wird. Wir arbeiten im Jahr 1 600 Stunden, die Japaner 2 200 Stunden. Wenn wir uns in unserem Handeln mit den Pflegebedürftigen solidarisch erklären wollen, dann müssen wir die Gesamtverantwortung der Tarifpartner, der Gewerkschaften und der Arbeitgeber, in diese Politik mit einbeziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir es uns nicht angewöhnen, die Gesamtverantwortung für unsere Wirtschaft im Auge zu behalten, dann werden wir selbstverständlich auch nicht mit den Problemen in den neuen Ländern fertig werden. Bei unserer Kritik an den Tarifabschlüssen verkennen wir doch nicht, daß die Unternehmensgewinne — das kann man überhaupt nicht bestreiten — gestiegen sind. Aber es ist doch völlig ausgeschlossen, daß wir Tarifabschlüsse tätigen, die in keiner Weise dem gerecht werden, was wir in den nächsten Jahren an Zunahme des Produktivitätsfortschritts in den neuen Ländern erreichen können.
    Der Deutsche Gewerkschaftsbund, verehrte Frau Fuchs, hat die aktive, expansive Lohnpolitik von Viktor Agartz in den 50er Jahren richtigerweise abgelehnt. Die gesamt positive wirtschaftliche Entwicklung im Rahmen der Sozialen Marktwirtschaft ist in den 50er Jahren dadurch erreicht worden, daß der Deutsche Gewerkschaftsbund ganz bewußt und vernünftigerweise immer Lohnabschlüsse angestrebt hat, die etwas unter dem Produktivitätsfortschritt lagen, damit die Unternehmen insgesamt ein ausreichendes Volumen für zukünftige Investitionen hatten. Im Osten Deutschlands machen wir im Moment genau das Gegenteil.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Das kann, meine sehr verehrten Damen und Herren — das müssen Sie doch selber sehen — , nicht in Ordnung sein.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Damit haben wir Urlaub und Arbeitszeitverkürzung finanziert!)

    Infolgedessen empfehle ich wirklich, daß wir uns wieder auf das besinnen, was unsere Wirtschaft vorangebracht hat. Und das kann man ja auch nicht bestreiten: Der Fortschritt in der Bundesrepublik Deutschland, die Voraussetzung dafür, daß wir wirklich sagen können, wir seien ein sozial fortschrittliches Land, ist eben dadurch zustande gekommen, daß wir nicht nur das wirtschaftliche Wachstum, sondern auch den sozialen Frieden als Produktionsfaktor anerkannt haben. Aber das bedeutet gleichzeitig, daß sich alle, auch die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, die — im Gegensatz zu sozial Schwächeren — über Droh- und Störpotentiale verfügen, der Gesamtverantwortung auch in der Zukunft bewußt bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Detlev von Larcher [SPD]: Das braucht man den Gewerkschaften nicht zu sagen!)