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ID1206200200

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    Plenarprotokoll 12/62 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 62. Sitzung Bonn, Freitag, den 29. November 1991 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wieland Sorge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Gleichstellung von Meistern in der Industrie und Meistern im Handwerk in den neuen Bundesländern (Drucksache 12/738) . . . 5279A Zusatztagesordnungspunkt: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Gründung von drei unselbständigen Stiftungen unter dem Dach des Bundesarchivs (Drucksache 12/1379) . . . 5279B Tagesordnungspunkt VII: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksachen 12/1000, 12/1329, 12/1401 bis 12/1415, 12/1416 [neu], 12/1417 bis 12/1422, 12/1424 bis 12/1430, 12/1600, 12/1601) Anke Fuchs (Köln) SPD 5279 D Dr. Klaus Rose CDU/CSU 5282 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 5284 D Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste . . 5288 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 5291A Ingrid Matthäus-Maier SPD 5292 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 5293 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 5293 D Johannes Nitsch CDU/CSU 5297 C Ina Albowitz FDP 5299 B Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 5301 A Maria Michalk CDU/CSU 5302 D Rudi Walther (Zierenberg) SPD 5304 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 5310B Namentliche Abstimmung 5315 B Ergebnis 5317 A Tagesordnungspunkt VIII: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes und zur Änderung des Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Gesetz zu Artikel 10 Grundgesetz) (Drucksache 12/1643) Dr. Paul Laufs CDU/CSU 5315D Andrea Lederer PDS/Linke Liste 5318D Dr. Peter Struck SPD 5319 C Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE . . . 5320 A Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 5320 D Dr. Burkhard Hirsch FDP 5322 A Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE . . 5322 D Beratungen ohne Aussprache Tagesordnungspunkt IX a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des D-Markbilanzgesetzes (Drucksache 12/1467, 12/1605) . . . . 5323 B b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Mitteilung der Kommission II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 62. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1991 der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über ein europäisches Hochgeschwindigkeitsbahnnetz Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Entwicklung eines europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes (Drucksachen 12/311 Nr. 2.18, 12/1173) . . . . 5323 B c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweite Änderung zum Vorschlag für eine Fünfte Richtlinie des Rates nach Artikel 54 EWG-Vertrag über die Struktur der Aktiengesellschaft sowie die Befugnisse und Verpflichtungen ihrer Organe (Drucksachen 12/269 Nr. 2.4, 12/1464) 5323 C d) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 12 Titel 681 02 — Sozialzuschlag zu Arbeitslosengeld bzw. Arbeitslosenhilfe (Drucksachen 12/1264, 12/1497) . . . 5223 C e) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Planegg, Flur Nr. 411 (Drucksachen 12/1146, 12/1498) 5323 D Nächste Sitzung 5324 C Berichtigung 5324 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5325* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Einzelplans 17 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Frauen und Jugend — Uta Würfel FDP 5325* C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 53268* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 62. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1991 5279 62. Sitzung Bonn, den 29. November 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 60. Sitzung, Seite 5053 C, dritter Absatz, vierte Zeile muß es statt „Weltinnenpolitik" „Innenweltpolitik" heißen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. von Bülow, Andreas SPD 29. 11. 91 Cronenberg (Arnsberg), FDP 29. 11. 91 Dieter-Julius Dr. Däubler-Gmelin, SPD 29. 11. 91 Herta Dempwolf, Gertrud CDU/CSU 29. 11. 91 Deß, Albert CDU/CSU 29. 11. 91 Doppmeier, Hubert CDU/CSU 29. 11. 91 Eymer, Anke CDU/CSU 29. 11. 91 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Funke-Schmitt-Rink, FDP 29. 11. 91 Margret Genscher, Hans Dietrich FDP 29. 11. 91 Graf, Günter SPD 29. 11. 91 Grünbeck, Josef FDP 29. 11. 91 Hackel, Heinz-Dieter FDP 29. 11. 91 Haschke CDU/CSU 29. 11.91 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Hauchler, Ingomar SPD 29. 11. 91 Dr. Haussmann, Helmut FDP 29. 11. 91 Heyenn, Günther SPD 29. 11. 91 Dr. Holtz, Uwe SPD 29. 11. 91* Huonker, Gunter SPD 29. 11. 91 Jäger, Claus CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Jobst, Dionys CDU/CSU 29. 11. 91 Kampeter, Steffen CDU/CSU 29. 11. 91 Koschnick, Hans SPD 29. 11. 91 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 29. 11. 91 Günther Krey, Franz Heinrich CDU/CSU 29. 11. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 29. 11. 91 Kuhlwein, Eckart SPD 29. 11. 91 Dr. Graf Lambsdorff, Otto FDP 29. 11. 91 Lamers, Karl CDU/CSU 29. 11. 91 Leidinger, Robert SPD 29. 11. 91 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 29. 11. 91 Elke Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 29. 11. 91 Klaus W. Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 29. 11. 91 Dorothea Dr. Meseke, Hedda CDU/CSU 29. 11. 91 Molnar, Thomas CDU/CSU 29. 11. 91 Nolte, Claudia CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Ortleb, Rainer FDP 29. 11. 91 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Pick, Eckhart SPD 29. 11. 91 Dr. Pohler, Hermann CDU/CSU 29. 11. 91 Rempe, Walter SPD 29. 11. 91 Roth, Wolfgang SPD 29. 11. 91 Schaich-Walch, Gudrun SPD 29. 11. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 29. 11. 91 Dr. Schockenhoff, CDU/CSU 29. 11. 91 Andreas Schröter, Gisela SPD 29. 11. 91 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schuster, Hans Paul FDP 29. 11. 91 Hermann Seidenthal, Bodo SPD 29. 11. 91 Dr. Solms, Hermann Otto FDP 29. 11. 91 Dr. von Teichman, FDP 29. 11. 91* Cornelie Voigt (Frankfurt), SPD 29. 11. 91 Karsten D. Vosen, Josef SPD 29. 11. 91 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 29. 11. 91 Dr. Wieczorek CDU/CSU 29. 11. 91 (Auerbach), Bertram Wollenberger, Vera Bündnis 29. 11. 91 90/GRÜNE Yzer, Cornelia CDU/CSU 29. 11. 91 Dr. Zöpel, Christoph SPD 29. 11. 91 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Einzelplans 17 - Geschäftsbereich des Bundesministers für Frauen und Jugend -* Uta Würfel (FDP): Der diesjährige Einzelplan 17 des Haushaltsentwurfs gibt Anlaß zu der Frage: wie lieb und teuer ist uns denn die Verwirklichung der Politik für Frauen? Gut die Hälfte der Ausgaben des Haushaltsplanes für Frauen und Jugend sind für den Zivildienst veranschlagt und kommt damit also ausschließlich einem bestimmten Teil der männlichen Bevölkerung zugute. Mit gerade 20 Millionen von 2,56 Milliarden Gesamtvolumen sind die Arbeiten und Maßnahmen zur Verbesserung der rechtlichen und sozialen Stellung der Frau bedacht. Zähneknirschend haben wir Frauenpolitikerinnen uns wegen der notwendigen Haushaltskonsolidierung bescheiden zurückgehalten und sogar einen im Vergleich zum letzten Haushalt geringeren Etat in Kauf nehmen müssen. Politik für Frauen ist eine Querschnittsaufgabe und bestimmt durch das gesellschaftliche Umfeld, in dem die Frau lebt. Politik für Frauen muß zum Ziel haben, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen und Chancengleichheit herzustellen. Individuelle Lebensentwürfe - meist für Männer etwas Selbstverständliches - müssen auch Frauen offenstehen. Nicht die Wahl: entweder Beruf oder Familie, sondern „sowohl ... als auch" heißt die Forderung. Und leider müssen wir es uns immer noch eingestehen: berufstätige Mütter finden nicht die Rahmenbedingungen vor, die sie für einen eigenen Lebensentwurf brauchen. Alleinerziehende Frauen haben es besonders schwer. Deren Bemühungen, ihren Aufgaben gerecht zu werden, gleicht auch heute noch einer Quadratur des Kreises. *) siehe 61. Sitzung Seite 5263 D 5326* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 62. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. November 1991 Es ist gesellschaftliche Realität: noch nie waren so viele Frauen berufstätig und noch nie hatten so viele gleichzeitig den Wunsch, auch Kinder in ihre Lebensplanung einzubeziehen. Noch immer scheitert ihre Wahl allzu häufig daran, daß die Abstimmung der Bedürfnisse von Familie und Beruf sich in erster Linie an den Erfordernissen der Arbeitswelt orientiert. Frauen integrieren heute zu Recht in ihre Lebensgestaltung eine berufliche Perspektive: Karriere und Einflußnahme im Beruf sind nicht länger alleine die Freuden des männlichen Geschlechts. Frauen lassen sich nicht länger aussperren. Deshalb ist es unumgänglich, für flexiblere Arbeitsorganisation und -zeiten zu sorgen. Erfreulicherweise haben inzwischen auch die Gewerkschaften erkannt, daß Teilzeitarbeit und job sharing Formen einer frauenfreundlicheren Ausgestaltung des Arbeitsplatzes sind. Natürlich ist damit nicht allen Frauen geholfen. Diejenigen, die alleine ihre Kinder ernähren, kleiden und erziehen müssen, brauchen dringend mehr Betreuungseinrichtungen für ihre Kinder. Es ist unvorstellbar: fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen sind der Grund, daß Frauen, auch wenn sie es dringend wünschten, für ihren Lebensunterhalt nicht selbst sorgen können. Es fehlen in den alten Bundesländern über 500 000 Kindergartenplätze so wie auch Krippen für Kinder unter 3 Jahren. Diese Tatsache wirft ein Schlaglicht auf den Umgang mit Frauen in unserer Gesellschaft und ihren Bedürfnissen. Im Vergleich mit dem europäischen Ausland schneiden wir hier sehr schlecht ab. Leider haben wir bisher eine entsprechende steuerliche Anerkennung für individuelle Betreuung durch eine Tagesmutter nicht umsetzen können. Neben den bereits im Gesetz zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs vorgesehenen Maßnahmen werden wir uns auch diesem Erfordernis anzunehmen haben. In den neuen Bundesländern werden sogar Krippen und Kindergärten geschlossen. Gerade alleinerziehende Mütter sind deshalb gezwungen, ihren Beruf aufzugeben, müssen mit der Sozialhilfe das Existenzminimum bestreiten. Auf der anderen Seite waren noch nie so viele Frauen so gut ausgebildet wie heute, weisen doch so viele qualifizierte Schul- und Berufsabschlüsse auf. Die heutigen Frauen haben ein Recht darauf, die Rahmenbedingungen vorzufinden, die ihnen erlauben, ihre Fähigkeiten zu beweisen und Leistung zu erbringen. Wenn auch in der Vergangenheit der Schwerpunkt der politischen Bemühungen auf der Wiedereingliederung von Frauen nach der Erziehungsphase lag, so wird sich in Zukunft wegen der Forderungen der jungen Frauen eine andere Situation ergeben, aber auch wegen der Anforderungen der Wirtschaft. Bereits jetzt nimmt die Wirtschaft zur Kenntnis, daß qualifizierte Frauen fehlen. Nicht von ungefähr fördern nun die Betriebe bereits ihre Mitarbeiterinnen, um sie dann für das Topmanagement zur Verfügung zu haben. Darüber hinaus bieten manche Betriebe eine berufsbegleitende und berufsspezifische Weiterbildung an. Neben der betrieblichen Weiterbildung ist es Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Frauen mit Kindern eine überbetriebliche Weiterbildung sicherstellen. Die Situation von Frauen zu verbessern, heißt auch, Freiräume für sie zu schaffen. Dies geht nur, wenn auch Männer — Ehemänner, Kollegen, Arbeitgeber und Gewerkschaftler — zu einem Umdenken bereit sind. Partnerschaftliches Denken ist notwendig, damit den Frauen ein Teil ihrer Doppel- und Dreifachbelastung abgenommen wird. Die Verantwortung für die Kindererziehung muß mehr aufgeteilt werden; innerhalb der Familie zwischen den Ehepartnern ebenso wie auch zwischen Familien und Gesamtgesellschaft. Kinder sind das Beste, was wir haben, sie gehören zum Leben und zu einer Gesellschaft. Eine Anmerkung zu dem sozialen Maßnahmenkatalog, mit dem endlich eine kinder- und frauenfreundlichere Gesellschaft geschaffen werden soll. Die sozial flankierenden Maßnahmen zum § 218 werden erst im nächsten Haushalt enthalten sein. Sie sind die erste große Gesamtmaßnahme für eine kinderfreundlichere Gesellschaft. Es handelt sich um ein ganzes Bündel von Maßnahmen, das dem Lebensschutz gerecht werden soll. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuß Drucksache 12/894 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/217 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 11/8165 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/2134 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/8115 Drucksache 12/1019 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen, bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Haushaltsausschuß Drucksache 12/1174 Nr. 2.2 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 12/187 Nr. 2.15 Drucksache 12/269 Nr. 2.32 Drucksache 12/1174 Nr. 2.22 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 12/187 Nr. 2.21 Drucksache 12/1339 Nr. 2.20 Drucksache 12/1339 Nr. 2.21
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    Rede von Anke Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Guten Morgen, Herr Gerster. Ich freue mich, daß Sie schon so wach sind. Das ist heute nicht bei allen Abgeordneten des Deutschen Bundestages so.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach vier Tagen Debatte über den Haushalt 1992 möchte ich ein doppeltes Fazit ziehen. Das erste Fazit bezieht sich auf die Befindlichkeit dieser Bundesregierung, die heute besonders „stark" auf der Regierungsbank vertreten ist. Deute ich nämlich die Beiträge der Finanzfachleute der Regierungskoalition — allen voran die des Finanzministers — richtig, so komme ich zu dem Schluß: Nie war Schuldenmachen so schön wie heute.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Waigel will sich von uns seine Schulden nicht vorhalten lassen, hat er am Dienstag gesagt. Er zog Vergleiche mit den 70er Jahren. Damit hat er unfreiwillig den Finger selbst in die offene Wunde gelegt. Der springende Punkt ist nämlich, daß wir damals zur Abwehr von zwei internationalen Wirtschaftskrisen eine arbeitsmarktorientierte offensive Industriepolitik betrieben haben, die weltweit bewundert wurde und von der Sie nur träumen können, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)




    Anke Fuchs (Köln)

    Sie dagegen sind im Dilemma Ihrer antiquierten Marktideologien gefangen. Deshalb packen Sie alles, was Sie tun, halbherzig und planlos an und reagieren immer zu spät.

    (Beifall bei der SPD — Jochen Borchert [CDU/CSU]: Glauben Sie das?)

    Ein Jahr geht zu Ende, in dem Sie viel darüber nachgedacht haben, wie Sie den Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen können und in dem Sie keinen Gedanken darauf verschwendet haben, wie Sie die Probleme, die die Menschen berühren, eigentlich lösen wollen. Sie haben in diesem Jahr das Gegenteil dessen getan, was Sie im Jahr zuvor versprochen hatten. Hinter uns liegt die größte Steuererhöhung, die wir je gehabt haben. Vor uns liegen ein riesiger Schuldenberg und unsichere Konjunkturaussichten. Leere Kassen, aber voller Stolz — so präsentiert sich Finanzminister Waigel. Herr Waigel versucht, uns Sand in die Augen zu streuen, indem er behauptet, die Schulden-lawine sei die zwangsläufige Folge der Einheit.

    (Hans-Ulrich Klose [SPD]: Wie war die Formulierung?)

    — Die Formulierung lautete, Herr Kollege Klose: Leere Kassen, aber voller Stolz.

    (Beifall bei der SPD)

    Dabei sind die Fehler Ihrer Politik schon zu Beginn der achtziger Jahre angelegt worden. Denn seit Sie regieren, lautet Ihr wirtschaftspolitisches Credo: Nichteinmischung in die Märkte. Kein Konzept zu haben ist das Konzept. Ich will es an drei Beispielen erläutern. Sie haben kein Konzept zum Arbeitsmarkt, kein Konzept zum Wohnungsmarkt, kein Konzept für die Verkehrspolitik.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und Sie haben kein Konzept für die Regierungsübernahme!)

    Den Dornröschenschlaf der Politik haben sie „Marktwirtschaft" genannt, und auf der Regierungsbank haben Sie ihn vorgelebt.
    Hören Sie sich einmal folgendes Zitat an:
    Ich kann überall schlafen. Ich schlafe im Auto; ich schlafe im Flugzeug; ich schlafe im lauten Hubschrauber; ich schlafe vor und, wenn Sie so wollen, nach, wenn ich einen entsprechenden Bedarf habe, und den habe ich immer. Gott sei Dank, daß ich so gut schlafe!
    Soweit Helmut Kohl in der Tageszeitung „Die Welt" .
    Ich sage dazu: Guten Morgen, Herr Bundeskanzler; es hat sich ausgeschlafen; die Realität hat Sie eingeholt, und diese Realität sieht so aus, meine Damen und Herren: In den alten Ländern der Bundesrepublik Deutschland gibt es rund zwei Millionen Menschen, die auf der Suche nach einer neuen Wohnung sind. Es gibt rund 500 000 Menschen, die dauerhaft kein Dach über dem Kopf haben, und es gibt 3,8 Millionen Menschen ohne Arbeit und für diejenigen, die Arbeit haben, jeden Morgen und jeden Abend Chaos auf den Straßen.
    Dabei wissen die Bürgerinnen und Bürger, meine Damen und Herren, daß es so nicht mehr weitergeht.
    Sie erwarten, daß die Politik jetzt handelt. Die Menschen wollen nämlich, daß die von den Brummis transportierten Güter von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Menschen wollen, daß es ökonomisch Sinn macht, die Bahn zu benutzen. Die Menschen erwarten ein funktionierendes System des öffentlichen Personennahverkehrs. Aber diese Bundesregierung stellt die Weichen in die falsche Richtung. Ihre Verkehrspolitik steckt im Stau.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die angebliche Bevorzugung der Bahn als umweltfreundliches und zukunftsträchtiges Verkehrsmittel ist nicht einmal ansatzweise zu erkennen. Ich will die Zahlen noch einmal nennen. Für den Ausbau und den Neubau der Bundesfernstraßen stehen im Haushalt rund 8,1 Milliarden DM zur Verfügung. Die Investitionszuschüsse für den Streckenausbau der Deutschen Bundesbahn machen gerade 1,1 Milliarden DM aus, und bei der Reichsbahn sind es 2,75 Milliarden DM. Nun müssen wir bedenken, daß mit den 3,85 Milliarden DM für die Bahn auch alle Nahverkehrs- und Regionalstrecken abgedeckt werden müssen. Zu den Straßenbaukosten müßten wir also die Straßenbaumittel der Kreise, Kommunen und Länder hinzurechnen. Damit wird ganz deutlich, wie kraß die Benachteiligung der Bahn bei der Infrastrukturpolitik wirklich ist.
    Im Zuge des Aufschwung Ost werden in den Jahren 1991 und 1992 für die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs in den neuen Bundesländern 800 Millionen DM zur Verfügung gestellt. Für den kommunalen Straßenausbau sind es im gleichen Zeitraum dagegen 2,2 Milliarden DM. Herr Krause täuscht vorsätzlich die Öffentlichkeit, und der Vorrang der Schiene, wie es der Bundeskanzler in der Regierungserklärung angekündigt hat, ist lange vom Tisch, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweites Beispiel: Wohnungsmarkt. Diesen gibt es eigentlich gar nicht mehr. Ich habe noch im Ohr, als Sie 1983 sagten, sozialer Wohnungsbau müsse nicht mehr sein. Der Wohnungsbedarf sei gedeckt.
    Wir haben damals vor dem Trugschluß gewarnt. Aber Sie wußten es ja, ohne nachzudenken, wieder besser. Nicht nur die sozial Schwachen in unserer Gesellschaft, die bei Ihnen sowieso ausgegrenzt sind, spüren jetzt die Folgen Ihrer Politik. Wut und Zorn über Ihre Tatenlosigkeit hat sich quer durch alle Bevölkerungsschichten breitgemacht. Die Folgen sind so dramatisch, meine Damen und Herren, daß sogar Frau Ministerin Schwaetzer das Wort „sozialer Wohnungsbau" in den Mund nimmt. Es kommt ihr allerdings schwer über die Lippen. Ich finde, sie sieht immer so aus, als ob sie einen ganz sauren Drops lutscht, wenn sie sagt, daß sie etwas für den sozialen Wohnungsbau tun muß.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Ha! Ha! Ha!)

    Das Ziel verfehlt aber das, was wir in der Baupolitik
    brauchen. Drei Bauminister haben in den letzten Jahren halbherzig Programme aufgelegt und in einem



    Anke Fuchs (Köln)

    beispielhaften Zickzackkurs die Mittel für den sozialen Wohnungsbau jedes Jahr verändert, dabei aber immer nur gekleckert. In einer Zeit größer werdender Wohnungsnot führt dieses Herumwerkeln zu gewaltigem sozialen Sprengstoff.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Leider wahr!)

    Um der Wohnungsnot Herr zu werden, müssen neue Stadtviertel geplant und gebaut werden. Das ist nur möglich, wenn verläßlich klar ist, daß über Jahre hinaus Mittel zum Bau von Sozialwohnungen bereitstehen. Es ist keiner Stadt zuzumuten, ein neues großes Wohnviertel zu planen, ohne Sicherheit über die dafür benötigten öffentlichen Mittel zu haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, dank Ihrer Politik gibt es richtige Wohnungsnot.

    (Hans-Ulrich Klose [SPD]: Richtig!)

    Was wir brauchen, sind bezahlbare Wohnungen. Ihr auf drei Jahre befristetes Sonderprogramm ist das falsche Signal.

    (Zurufe von der SPD: Sehr richtig!)

    Sie weigern sich vor allem, echte Sozialwohnungen mit langfristigen Bindungen zu schaffen. Das Problem wird verschärft, wenn die langfristigen Bindungen nicht Teil Ihres Konzeptes werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage: Die Wohnung ist kein beliebiger Konsumartikel.

    (Zurufe von der FDP: Richtig! — Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Wohnung ist ein Teil von Lebensqualität. Mit der Wohnung wird ein Anspruch auf Lebensqualität verwirklicht, und zwar für die Menschen im Osten und im Westen der größer gewordenen Bundesrepublik.

    (Beifall bei der SPD)

    Nun will Frau Schwaetzer sogar noch die Länder zur Kasse bitten. Sie muß doch wissen, daß viele Länder, z. B. Nordrhein-Westfalen, sozialen Wohnungsbau aus Landesmitteln fortgesetzt haben. Es ist schlicht eine Unverfrorenheit, wenn Sie jetzt wiederum Forderungen an die Länder richten. Sie wollen damit nur von Ihrer eigenen Tatenlosigkeit ablenken.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Mein drittes Beispiel — in der Frage: keine strukturverändernde Politik — ist die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. Wenn es um Wirtschaft und Beschäftigung geht, reden Sie auch nur vom Markt, an dem angeblich alles von selbst geht. Von Wirtschaftspolitik, von Gestaltung durch Politik kann keine Rede sein. Sie haben offensichtlich jenseits jeden Sachverstands geglaubt, die Umstellung der Planwirtschaft in der ehemaligen DDR auf die Soziale Marktwirtschaft käme von ganz allein.

    (Zurufe von der FDP: Ach! — Zuruf von der CDU/CSU: Das haben wir nicht geglaubt!)

    Dann haben Sie gemerkt, daß Sie sich geirrt haben.
    Aber was haben Sie gemacht? Sie haben den Teil
    unserer Vorschläge zusammengeklaubt, den Sie begriffen haben;

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/ CSU)

    z. B. die von Ihnen zunächst verteufelten Beschäftigungsgesellschaften. Aber die anderen Vorschläge, die Sie nicht kapiert haben, nämlich was man unter einer durchgreifenden Industrie- und Strukturpolitik versteht, die haben Sie im wahrsten Sinne des Wortes links liegenlassen, meine Damen und Herren. Sie hätten mit uns darüber nachdenken sollen, wie uns die Umstrukturierung ganzer Branchen und Regionen im Westen der Bundesrepublik gelungen ist. Niemals wären wir auf die Idee gekommen, so leichtfertig ganze Industriestandorte kaputtgehen zu lassen, wie Sie das jetzt im Osten unseres Vaterlandes tun. Das werfen wir Ihnen vor, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Konkret für diese Woche heißt das: Ändern Sie gesetzlich den Auftrag der Treuhand so, daß ein klarer Sanierungsauftrag erteilt wird, daß Industrie- und Strukturpolitik möglich wird und daß Industriestandorte erhalten bleiben können. Herr Waigel hat das wiederum hartnäckig abgelehnt. Wir werden auf die Folgen dieser Entwicklung aufmerksam machen. Die Arbeitslosen sind dann nämlich, meine Damen und Herren, von der CDU und der CSU produziert. Das werden wir den Bürgern draußen auch sagen.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie weigern sich aus ideologischen Gründen, jenes Haupthindernis für eine positive Entwicklung zu beseitigen — ich meine die Eigentumsfrage. Ich habe versucht, was mir immer schwerfällt, mich in Wirtschaftsliberale hineinzuversetzen. Aber warum Sie nicht in der Lage sind, mit uns zusammen diesen Kernfehler zu beheben, ist mir nicht einsichtig. Der Kollege Ullmann ist heute leider nicht da. Er hat in der Debatte in dieser Woche noch einmal ganz klargemacht, welche Mängel die Anlage IX zum Einigungsvertrag hat. Wir wissen alle miteinander, daß der Grundsatz Rückgabe vor Entschädigung verhängnisvoll ist.
    Sie haben dann halbherzig mit einem Monstrum von Gesetz versucht, etwas zu verbessern. Das nennt sich dann auch noch „Gesetz zur Beseitigung von Hemmnissen bei der Privatisierung und der Förderung von Investitionen" . Ein solches Bandwurmgesetz kann gar nichts Vernünftiges sein. Nein, aus ideologischen Gründen halten Sie an einer falschen Eigentumsideologie fest. Ich rufe Sie auf: Werfen Sie diese Ideologie doch über Bord! Versuchen Sie doch, mit uns zusammen diese Kernfrage zu lösen; dann wären wir ein Stück weiter.

    (Beifall bei der SPD)

    Der neue Fraktionsvorsitzende von CDU/CSU

    (Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Der ist gut, nicht?)

    redet wie der alte. Ich hätte nach den Ankündigungen und nachdem er gesagt hat, die CDU/CSU-Fraktion solle mehr Spielraum haben und sich mehr an der Arbeit der Regierung beteiligen können, gedacht, daß



    Anke Fuchs (Köln)

    er uns als ersten wichtigen Einstieg gesagt hätte, wie sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion eigentlich die Regelung der Pflegeversicherung vorstellt. Das wäre für ihn ein glänzender Einstieg gewesen.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber nichts davon! Er hat Herrn Blüm nicht unterstützt, er hat von Lohnnebenkosten gesprochen; alles Sprüche, die wir kennen. Er redete wie sein Vorgänger. Es fiel ihm nichts anderes ein, als die „Erblast der SPD" zu bemühen.

    (Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Es stimmt immer wieder!)

    Er hat offensichtlich verdrängt, daß Sie schon neun Jahre an der Regierung sind.

    (Jochen Borchert [CDU/CSU]: Mit großem Erfolg!)

    Sie hätten lange Zeit gehabt, das wichtige Thema Pflegeversicherung endlich auf den Weg zu bringen. Ich bin enttäuscht von dem Herrn Fraktionsvorsitzenden.

    (Beifall bei der SPD — Jochen Borchert [CDU/CSU]: Überlegen Sie mal, wie es nach neun Jahren SPD aussah!)

    Was Herr Schäuble zum Thema Asyl veranstaltet, ist so kaltschnäuzig, wie ich ihn immer eingeschätzt habe. Die „Süddeutsche Zeitung" schreibt zu Recht: Hier ist ein übler Flüchtlingstrick im Gange. Die „Süddeutsche Zeitung" sagt: Hier wird alles übertroffen, was wir an Unerbittlichkeit in der Asylfrage bisher erlebt haben. Ich fordere die Bundesregierung auf, sich von Herrn Schäubles Vorschlägen zu distanzieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Menschen in den alten und neuen Ländern sind Verlierer Ihrer Politik. Sie haben kein Vertrauen mehr, daß es bezahlbare Wohnungen gibt, daß Kindergartenplätze zur Verfügung stehen. Vor allem verlieren die Menschen im Osten das Vertrauen daran, daß sie durch Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen können.
    Wenn es nicht gelingt, Arbeitsplätze zu schaffen, sind es in der Tat einmal wieder die Frauen, die Verlierer dieser Entwicklung sein werden. Wir haben im Westen weiß Gott mühsam genug das Ziel der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Köpfen und Herzen verankert. Es wäre verhängnisvoll, wenn jetzt der konservative Spruch „Mütter zurück an den Herd" in den neuen Ländern Wirklichkeit werden würde.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Wer sagt denn das?)

    Als zynischen Ausgleich für mangelnde Arbeitsmarktpolitik wollen Sie dann auch noch die Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs verschärfen: eine wahrhaft frauenfeindliche Politik.

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/ GRÜNE)

    Wir wollen nicht länger hören, warum Sie Schulden machen, sondern wir wollen wissen, wofür Sie das Geld ausgeben. Dienen die Schulden und Steuern einer Strukturpolitik, die diesen Namen verdient? —
    Nein, sie fließen in ein Faß ohne Boden. Dienen sie dem Abwickeln von Betrieben und dem Kaltstellen von Menschen, die nicht in das Raster Ihrer Marktideologie passen, wie im Westen geschehen — Stichwort: Zweidrittelgesellschaft —, oder brauchen wir dieses Geld nicht vielmehr zur Firmensanierung und zum Miteinander in einer solidarischen Gesellschaft?
    Wir halten Ihnen nicht allein die aktuellen Versäumnisse vor. Wir stehen nämlich einmal wieder da, wo wir in den Jahren 1988 und 1989 schon einmal waren, als die Regierung Kohl reif für die Ablösung war. Sie werden von Ihren damaligen Fehlern wieder eingeholt. Sie haben schon damals nichts getan

    (Jochen Borchert [CDU/CSU]: Sprechen Sie von der SPD?)

    und haben heute nicht einmal die Kraft, die Probleme zu benennen.
    Ich möchte ein zweites Fazit ziehen: Im Land macht sich eine traurige Stimmung breit:

    (Jochen Borchert [CDU/CSU]: Wann waren Sie das letzte Mal im Lande?)

    Diese Regierung interessiert sich nicht für das Land,

    (Lebhafter Widerspruch bei der CDU/CSU)

    und das Land interessiert sich nicht mehr für seine Regierung.
    In einer Situation, in der die Regierung schon durch schiere Ehrlichkeit Punkte machen könnte, indem sie nämlich zugibt, daß uns grimmige Zeiten bevorstehen, erschöpft sie sich im planlosen „Weiter so, Deutschland! " Die Menschen sind davon abgrundtief enttäuscht. Die Konsequenz ist, daß sie sich immer mehr von der Politik abwenden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Von der SPD!)

    Sie flüchten sich in gleichgültige Wahlenthaltung, oder sie laufen rechten Aufwieglern nach. Ausbaden müssen wir das alle, meine Damen und Herren.
    Sie werden mir jetzt natürlich Schwarzmalerei vorwerfen. Aber ich sage Ihnen: Bei dieser Regierung bleibt einem gar nicht anderes übrig.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile das Wort dem Abgeordneten Dr. Klaus Rose.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Rose


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zu den unglaublichen Äußerungen der Frau Kollegin Fuchs fällt mir Konfuzius ein:

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Ist der auch in der CSU?)

    „Wenn die Worte nicht stimmen, stimmen die Begriffe nicht. Wenn die Begriffe nicht stimmen, wird die Vernunft verwirrt. Wenn die Vernunft verwirrt wird, gerät das Volk in Unruhe. Wenn das Volk unruhig wird, gerät die Gesellschaft in Unordnung. Wenn die Gesellschaft in Unordnung gerät, ist der Staat in Gefahr. "

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)




    Dr. Klaus Rose
    Diese Ursachenkette des bekannten altchinesischen Philosophen, bereits vor zweieinhalbtausend Jahren geäußert, sollten Sie sich, meine Damen und Herren von der SPD, einmal vor Augen führen, wenn Sie den Bundesfinanzminister als den größten Schuldenmacher bezeichnen,

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: So ist das!)

    wenn Sie weitere Schmähungen über die Bundesregierung verbreiten und sich mit der Aussage, diese Regierung hätte nichts für unser Land übrig, hier hinstellen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ungeheuerlich!)

    obwohl Sie selber wissen, daß der größte Teil Ihrer Fraktion selten in Deutschland ist, sich aber um so lieber in der Toskana aufhält.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wo liegt die denn?)

    Mangels eigener Konzepte, mangels überzeugender Kritikpunkte, aber auch mangels Geschlossenheit in Ihrer Fraktion, meine Damen und Herren von der SPD, wählen Sie Polemik, Unsachlichkeit und Unterstellungen, um die Haushalts- und Finanzpolitik dieser Bundesregierung und der sie tragenden Koalitionsparteien zu diffamieren.
    Es ist das alte und das falsche Rezept der SPD: Sie will die unbestrittene Wiederaufbauleistung seit der Wende 1982 und die positiven Ergebnisse vor allem in der Finanz- und Haushaltspolitik verächtlich machen und garniert das Ganze mit der altsozialistischen Aussage und der Grundmelodie, daß der Ertrag dieser Politik zuwenig dem kleinen Mann zugute komme.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: So ist es!)

    Meine Damen und Herren, diese Erkenntnis, die Ihnen Franz Josef Strauß bereits 1982 in der Haushaltsdebatte vorgehalten hat,

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Was hat er denn da gesagt?)

    gilt unverändert. Sie streuen mit Ihrer falschen Wortwahl Neid und Zwietracht unter die Bürger.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie wollen verunsichern, und Sie hoffen, daraus politisches Kapital zu schlagen. Sie merken allerdings nicht, daß das ein Bumerang für Sie werden kann. Einmal meinten Sie ja, Sie könnten in Bremen ähnliches von sich geben. Da ist der Bumerang schon dagewesen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nordrhein-Westfalen!)

    Der Bundesfinanzminister ist nicht der große Schuldenmacher, sondern derjenige Finanzminister, der die größte finanz- und haushaltspolitische Herausforderung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu meistern hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben auch bei der Haushaltspolitik — entgegen
    Ihren falschen Unterstellungen — Wort gehalten, indem wir uns ganz in dem Rahmen der Eckwertbeschlüsse von vor der Bundestagswahl halten, ja, die Vorgaben sogar noch unterschreiten.
    Hier von Täuschung der Bürger zu sprechen ist infam. Von illusionärer Fehleinschätzung kann keine Rede sein. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Schon die positive Entwicklung des Haushalts 1991 zeigt, daß wir — entgegen Ihren düsteren Prognosen — die Lage richtig eingeschätzt haben.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Nanu!)

    Das gilt auch für den Haushalt 1992, mit dem wir, wie angekündigt, die Konsolidierungspolitik seit 1982 mit der schlimmen Herausforderung der Jahre 1990 und 1991 fortsetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir kennen die Schlagworte der SPD. Einmal war es das angebliche „Kaputtsparen". Dann war es wieder die „größte unsoziale Steuerreform aller Zeiten" ,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Dann war es die neue Armut!)

    wobei die Leute immer reicher geworden sind.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Dann die Steuerlüge!)

    Dann war es das „größte Steuer- und Ausgabenpaket aller Zeiten" . Und jetzt kommen Sie daher mit dem „größten Verschuldungspaket aller Zeiten".
    Meine Damen und Herren, Sie haben doch in Ihrer Regierungszeit die Bundesschuld um 700 % erhöht — nicht wir, Sie waren es — , und das zu einer Zeit, die mit den finanzpolitischen Herausforderungen von heute nicht im entferntesten zu vergleichen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie ziehen zur Begründung dann immer die alten Krisen, weil das Öl teurer geworden ist, heran. Das waren beileibe nicht die Herausforderungen, wie wir sie jetzt haben. Sie brauchen bloß die Nettokreditaufnahme anzusehen: Sie hatten in Ihrer Regierungszeit, 1982 — damals waren die Zahlen insgesamt viel niedriger —, schon eine Nettokreditaufnahme von fast 40 Milliarden DM. Wir liegen jetzt nach der Wiedervereinigung — ein Land mit 17 Millionen Einwohnern kam dazu — , obwohl der Haushalt weit höher ist, bei 45 Milliarden DM.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Sie haben das doch alles in Schattenhaushalten versteckt!)

    Daran können Sie einmal sehen, was Sie damals schon angestellt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, man kann sich gut vorstellen, wie sich die Staatsverschuldung entwickelt hätte, wenn es nicht zur Wende gekommen wäre; denn ein gutes Beispiel ist die Entwicklung der Verschuldung in Nordrhein-Westfalen, wo die SPD bekanntermaßen seit 25 Jahren in der Regierungsverantwortung steht.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Und zwar sehr hervorragend!)




    Dr. Klaus Rose
    In dieser Zeit ist laut Pressemitteilungen von vorgestern die Verschuldung dieses einstmals zentralen Industrielandes der Bundesrepublik von 2,7 Milliarden auf 111 Milliarden DM angewachsen,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!) hat sich also um das 41fache erhöht.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Unerhört!)

    Bei uns im CSU-regierten Bayern — Sie gestatten, daß ich dieses schöne Land immer wieder anführe — ist im selben Zeitraum die Verschuldung nur um das 5,8fache gestiegen. Ich sage es noch einmal, damit man es auch weiß: Um das 41fache haben Sie sich in Nordrhein-Westfalen verschuldet. — Ich lasse Bremen und das Saarland weg. Wir wissen ja alle, wie Sie mit der Staatskasse umgehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die sind ja pleite!)

    Wer die SPD-Politik von früher im Bund und heute bei der Mehrheit der Bundesländer kennt, der kann nur immer wieder die Wende wünschen — die Wende, die wir im Bund hatten, die Wende, die Sie auch in den Bundesländern möglichst bald einleiten müssen. Sie haben in der Zeit Ihrer Regierungsverantwortung Ihre Glaubwürdigkeit gründlich verspielt und haben nichts dazugelernt. So manche Kritik der Bundesbank und auch der Fünf Weisen — ich fasse sie als konstruktiv auf — dürfen Sie doch nicht als Pilotenschein für eine Regierungsfähigkeit Ihrerseits auffassen.
    Das Defizit des öffentlichen Gesamthaushalts 1991 — des Gesamthaushalts, nicht des Bundeshaushalts — wird mit etwa 135 Milliarden DM noch deutlich unter dem Ziel der Eckwertebeschlüsse vom November vergangenen Jahres liegen.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Die waren doch falsch! Sie setzten ein falsches Ziel!)

    Das sind etwa 4,5 % des Bruttosozialprodukts und ist damit kapitalmarktverträglich. 1992 dürfte die öffentliche Gesamtverschuldung bereits unter diesem Betrag liegen.
    Im übrigen dienen diese hohen Kreditaufnahmen der Beseitigung der Folgen 40jähriger kommunistischer Mißwirtschaft und Diktatur und sind damit Investitionen für das Wohl und für die Demokratie, die unseren Kindern und Kindeskindern zugute kommen.
    Kollege Wieczorek hat am Dienstag, wenn ich mich recht erinnere, von intelligenten Schulden gesprochen.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Richtig!)

    Ja, die machen wir. Oder gibt es einen schöneren Auftrag als den Aufbau eines geeinten Vaterlandes und des freien Europas?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, der Abbau der Neuverschuldung wird konsequent fortgeführt. Der Bund setzt hier ein deutliches Zeichen. Aber auch die Länder und die Gemeinden sind als wichtige Teile des Gesamthaushalts aufgefordert, ihre Haushaltsstabilität auf das gesamtwirtschaftliche Ziel der Stabilität auszurichten. Hier stehen auch die SPD-regierten Länder und Gemeinden in der Verantwortung. Ausgabenzuwächse, wie sie beispielsweise das Land Niedersachsen — auch da gibt es jetzt ja leider eine SPDRegierung — 1991 in Höhe von 9 % und im Jahre 1992 noch einmal in Höhe von 5,3 % vorgesehen hat, werden dieser Verantwortung nicht gerecht. Wir bleiben bei den 2,9 %. Wir versuchen zu sparen, wo es geht, und Sie reden bloß davon.
    Cicero sagte einmal: Sparsamkeit ist eine kleine Einnahme. Wir halten uns an diesen weisen Spruch des Römers. Die Forderung der Bundestags-SPD nach eisernem Einsparen ist absolut unglaubwürdig, nicht nur weil in der Zeit ihrer Regierungsverantwortung die Staatsquote von 39 % auf über 50 % angestiegen ist und damit noch höher lag als in den beiden Ausnahmejahren 1991 und 1992, sondern auch weil auf Bundesebene und im Bundesrat an allen Fronten Mehrausgaben gefordert werden, ohne seriöse Einsparungsvorschläge zu machen. Dort aber, wo von den SPD-regierten Ländern Solidarität mit den neuen Bundesländern gefordert ist, z. B. bei der Umlenkung der Strukturhilfemittel in die neuen Bundesländer, gibt es von Ihrer Seite aus Widerstand.
    Meine Damen und Herren, wenn ich noch einmal kurz die Kerndaten des Haushalts 1992 nenne, obwohl sie schon oft genug vorgetragen wurden — Volumen 422,1 Milliarden DM, Begrenzung des Ausgabenanstiegs auf 2,9 % , Rückführung der Nettokreditaufnahme gegenüber dem Soll 1991 um gut 21 Milliarden DM auf 45,3 Milliarden DM — , so möchte ich betonen, daß es durch konsequente Einsparungen im Haushaltsausschuß gelungen ist, die neuen unabweisbaren Mehrausgaben gegenüber dem Regierungsentwurf aufzufangen, sogar noch zusätzlich 460 Millionen DM einzusparen.
    Generell wird es künftig die Linie der Haushaltspolitik sein, daß Mehrausgaben immer durch Umschichtungen bzw. Einsparungen an anderer Stelle finanziert werden müssen. Daran wollen wir uns halten. Mit diesem Moratorium gehen wir auch in die Beratungen der kommenden Jahre. Ich möchte sagen: Wir unterstützen die Haushalts- und Finanzpolitik unseres Herrn Bundesfinanzministers;

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Was bleibt auch anderes übrig!)

    denn Dr. Theo Waigel steht für Kontinuität einer soliden Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, vielleicht darf ich zum Schluß auch den Mitarbeitern des Haushaltsausschusses und allen Kolleginnen und Kollegen für die insgesamt doch sehr erfreuliche Zusammenarbeit herzlich danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)