Rede:
ID1205908500

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    Plenarprotokoll 12/59 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 59. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Eidesleistung eines Ministers Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 4885 A Friedrich Bohl, Bundesminister (ChefBK) 4885 B Tagesordnungspunkt II: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksachen 12/1000, 12/1329) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/1401, 12/1600) 4885D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/1402, 12/1600) 4885 D Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/1403, 12/1600) 4886A Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen 12/1408, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksachen 12/1426, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksachen 12/1430, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 12/1420, 12/1600) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1991 (Nachtragshaushaltsgesetz 1991) (Drucksachen 12/1300, 12/1587, 12/1599) Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 4886 C Jochen Borchert CDU/CSU 4892 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 4892D, 4923 B Helmut Esters SPD 4893 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP 4897 A Dr. Willfried Penner SPD 4899 C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 4900 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 4903 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 4907 B Joachim Poß SPD 4913 D Josef Duchac, Ministerpräsident des Landes Thüringen 4917 D Helmut Esters SPD 4920 A Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU 4920 D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 4922 C Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 4926 B Hans-Werner Müller (Wadern) CDU/CSU 4927C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/1412, 12/1600) Ernst Waltemathe SPD 4930 A Dr. Peter Struck SPD 4931 C Wilfried Bohlsen CDU/CSU 4933D Werner Zywietz FDP 4936 A Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4938 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 4940 A Ernst Waltemathe SPD 4940 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4941 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/1422, 12/1600) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 4943 A Hans-Wilhelm Pesch CDU/CSU 4946 A Carl-Ludwig Thiele FDP 4948 A Rolf Rau CDU/CSU 4949 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 4951A Namentliche Abstimmung 4952 D Ergebnis 4967 A Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/1416 [neu], 12/1600) Hans Georg Wagner SPD 4953 A Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU 4953 B Michael von Schmude CDU/CSU 4956 D Jutta Braband PDS/Linke Liste 4958 C Gerhart Rudolf Baum FDP 4961 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4961 D Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4963 B Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär BMU 4964 A Nächste Sitzung 4969 C Berichtigung 4969 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 4971 * A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 4885 59. Sitzung Bonn, den 26. November 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 57. Sitzung, Seite 4676A: Die unter ZP 2 und ZP 3 abgedruckten Texte sind zu streichen. Folgende Fassung ist einzufügen: ZP2 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Verhältnisses von Kriegsfolgengesetzen zum Einigungsvertrag — Drucksache 12/1504 — Überweisungsvorschlag: Innenausschuß (federführend) Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Haushaltsausschuß ZP3 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Bundesärzteordnung und weiterer Bundesgesetze für Heilberufe — Drucksache 12/1524 — Überweisungsvorschlag: Ausschuß für Gesundheit Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 26. 11. 91 * Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 26. 11. 91 Bernrath, Hans Gottfried SPD 26. 11. 91 Blunck, Lieselott SPD 26. 11. 91 ** Börnsen (Ritterhude), SPD 26. 11. 91 Arne Büchler (Hof), Hans SPD 26. 11. 91 Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 26. 11. 91 Herta Doppmeier, Hubert CDU/CSU 26. 11. 91 Genscher, Hans-Dietrich FDP 26. 11. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 26. 11. 91 Helmrich, Herbert CDU/CSU 26. 11. 91 Jaunich, Horst SPD 26. 11. 91 Koschnick, Hans SPD 26. 11. 91 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 26. 11. 91 Dr. Lehr, Ursula CDU/CSU 26. 11. 91 Meißner, Herbert SPD 26. 11. 91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 91 ** Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 26. 11. 91 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nolte, Claudia CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Paziorek, Peter Paul CDU/CSU 26. 11. 91 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 26. 11. 91 * Rempe, Walter SPD 26. 11. 91 Rennebach, Renate SPD 26. 11. 91 Rixe, Günter SPD 26. 11. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 26. 11. 91 Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 26. 11. 91 Andreas Schuster, Hans Paul FDP 26. 11. 91 Hermann Seidenthal, Bodo SPD 26. 11. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 26. 11. 91 ** Stübgen, Michael CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Ullmann, Wolfgang Bündnis 26. 11. 91 90/GRÜNE Voigt (Frankfurt), SPD 26. 11. 91 Karsten D. Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 26. 11. 91 Hans-Peter Vosen, Josef SPD 26. 11. 91 Wollenberger, Vera Bündnis 26. 11. 91 90/GRÜNE Zierer, Benno CDU/CSU 26. 11. 91 ** * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
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    Rede von Carl-Ludwig Thiele


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In kaum einem Einzelplan eines Ministeriums zeigen sich die Probleme, die sich im wiedervereinten Deutschland derzeit innenpolitisch stellen, so plastisch wie in dem hier zu behandelnden Einzelplan des Wohnungsbauministeriums.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Die Probleme, die alle ungelöst sind!)

    — Ich habe ja erst einmal nur auf die Probleme hingewiesen.
    Im Bereich der alten Bundesländer gibt es derzeit eine unbestreitbare Wohnungsmisere, die vor allem die sozial Schwächeren trifft.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Dieser Punkt ist nach meiner Auffassung einer der wesentlichen Gründe, die dazu führen, daß teilweise eine ungute Diskussion über Personen geführt wird, die sich in der Bundesrepublik Deutschland eine neue Heimat schaffen wollen. Dies bezieht sich z. B. auf Aussiedler, aber auch auf Ausländer, Asylbewerber und Asylanten. In dem von der Wohnungsnot betroffenen Personenkreis wird die eigene Situation mit einer vermeintlich besseren Situation der genannten Personen verglichen, und hierbei wird vordergründig das Resümee gezogen, daß diese Personen teilweise bessergestellt seien, obwohl sie bisher noch keinen wirtschaftlichen Beitrag für die Bundesrepublik Deutschland geleistet hätten. Auf Grund dieser Situation muß das Problem der Wohnungsnot vorrangig angegangen werden. In diesem Punkt scheint eine große Übereinstimmung zwischen den Parteien, auch eine mit der Opposition, zu bestehen.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Da haben wir allerdings eine große Koalition, Herr Thiele!)

    — Das habe ich gerade erwähnt, Herr Diederich.
    Es stellt sich allerdings die Frage, wie dieses Problem einer Lösung zugeführt werden kann und welche Wege konkret beschritten werden sollen.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [FDP]: Da wird die Opposition hilflos!)

    — Auch das ist richtig, Herr Kollege Weng. — Langfristig läßt sich dieses Problem nach meiner Auffassung nicht mit staatlichen Eingriffen in den Markt, sondern nur durch den Versuch der Herstellung eines Marktes lösen. Dies bedeutet, daß langfristig verstärkt von der Objektförderung hin zu einer Subjektförderung übergegangen werden muß.

    (Achim Großmann [SPD]: Ein völlig untaugliches Instrument!)

    Dies ist die Langfristperspektive.
    Es ist allerdings auch erforderlich, daß unter den gegebenen Umständen kurzfristig konkret politisch gehandelt wird. In diesem Zusammenhang möchte ich mich ausdrücklich bei der Wohnungsbauministerin Schwaetzer für ihren Einsatz in diesem Bereich bedanken.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich finde es natürlich ausgesprochen nett, daß der Herr Kollege Pesch diesen Dank auch dem Finanzminister abgestattet hat, dem ich ebenfalls für seine Flankierung dieses sinnvollen Programms meinen Dank an dieser Stelle abstatten möchte. Ich sehe allerdings auf der anderen Seite auch, wo dieses Programm eigentlich seinen Ursprung hatte. Dieser liegt bei der verehrten Bauministerin. Sie hat hier mehr bewegt als einige ihrer Vorgänger.

    (Beifall bei der FDP)

    Das von der Ministerin vorgelegte wohnungspolitische Konzept stellt insgesamt in den nächsten Jahren durch Bund, Länder und Gemeinden einen Betrag in Höhe von mehr als 6,5 Milliarden DM zur Verfügung. Das ist ein richtiges Signal zum jetzigen Zeitpunkt.
    Eines der Haupthindernisse für Investitionen im Bereich des Wohnungsbaus stellt allerdings die derzeit hohe Zinsbelastung dar. Diese hohen Zinsen resultieren im wesentlichen aus der Inanspruchnahme des Kapitalmarkts durch die öffentliche Hand.

    (Beifall bei der SPD)

    Hier muß auch der Bund seine Verantwortung erkennen und — dies kann ich zumindest für die Haushaltspolitiker der Koalition, aber wohl auch für einen Großteil der Haushaltskollegen der SPD feststellen — entsprechend handeln. Auch angesichts der ungeheuren Aufgaben, die in den neuen Bundesländern vor uns liegen und die bewältigt werden müssen, sieht der Finanzrahmen des Bundes ein Absenken der Nettoneuverschuldung auf zunächst 45 Milliarden DM und langfristig auf 25 Milliarden DM vor. Ich glaube, daß dies richtige und wichtige Signale für eine Entlastung des Kapitalmarktes und für weitere Zinssenkungen sind.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [FDP])

    Die Situation in den neuen Bundesländern ist vollkommen anders. Der dortige Zustand der Baulichkeiten ist ein Kronzeuge für die von mir schon zuvor aufgestellte These, daß das Nichtvorhandensein eines Marktes und ein Festschreiben der Miete auf minimale Größen dazu führt, daß vorhandene Wohnungen verrotten und verfallen. In den neuen Bundesländern ist für jedermann augenfällig, daß dieses System nicht funktionieren kann und nicht funktioniert hat. Diese Erkenntnis ist auch bei den Bürgern der neuen Bundesländer vorhanden.
    Die vorgenommenen Mieterhöhungen waren notwendig. Sie waren allerdings nach meiner Überzeugung zu niedrig, da diese Mieterhöhungen auch die verbrauchsabhängigen Nebenkosten beinhalten. Die tatsächliche Erhöhung der Kaltmieten ist weit entfernt vom Markt. Die hierdurch erworbenen Beträge reichen manchmal nicht einmal dazu aus, die vorhandenen Kredite zu bedienen; vor allem aber reichen sie nicht aus, um notwendige Modernisierungsmaßnahmen voranzutreiben.
    Damit ich hier richtig verstanden werde: Ich bin für eine Unterstützung der Mieter, die aus ihren eigenen finanziellen Möglichkeiten heraus nicht in der Lage sind, eine entsprechend hohe Miete zu zahlen. Dafür gibt es ja das Instrument des Wohngeldes, um gerade



    Carl-Ludwig Thiele
    die Betroffenheit des einzelnen Mieters sozial zu flankieren. Was wir benötigen, ist zum einen eine breite Privatisierungswelle für vorhandene Wohnungen und zum anderen der Anreiz für private Investoren, im Bereich des Wohnungsbaus auch in den neuen Bundesländern zu investieren.

    (Dr. Ilja Seifert [PDS/Linke Liste]: Privatisieren bringt keine einzige neue Wohnung!)

    — Stimmt doch gar nicht! Ihr System hat sich doch nun als total falsch erwiesen. Das können Sie sich doch heute noch jederzeit angucken, wenn Sie wieder einmal nach Hause fahren.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Lassen Sie uns doch endlich gemeinsam versuchen
    — in diesem Zusammenhang spreche ich insbesondere die Kollegen der SPD-Bundestagsfraktion an —, eine breite Eigentumsbildung in den neuen Bundesländern zu erreichen.
    Das, was mir in diesem Zusammenhang allerdings bis zum heutigen Tage fehlt, ist eine allgemein verständliche Darlegung der finanziellen Folgen eines Kaufs einer Eigentumswohnung in den neuen Bundesländern durch den Mieter.

    (Zuruf von der SPD: Sehr gut!)

    In dieser „Privatisierungsbroschüre" sollten unter Berücksichtigung bisheriger Modellversuche Modellrechnungen enthalten sein, aus denen für jeden erwerbswilligen Mieter ersichtlich ist, welchen Zuschuß er zum Kauf einer Wohnung erhält, ob und wenn ja, welchen Lastenzuschuß er beantragen kann und wie sich die Finanzierung einer solchen Wohnung über einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren darstellt.
    Diese Möglichkeit, breiteren Bevölkerungsschichten selbstgenutztes Wohneigentum zu verschaffen, sollte trotz aller Schwierigkeiten noch intensiver betrieben werden, als es bisher der Fall war.

    (Beifall bei der FDP)

    Wenn man gebrauchte Eigentumswohnungen in den neuen Bundesländern, in denen natürlich ein Modernisierungsstau steckt, den Mietern zur Verfügung stellt, haben sie die Möglichkeit, Eigentum zu erwerben, und dann sind sie auch bereit, selbst Modernisierungsmaßnahmen voranzutreiben. Und damit haben wir eine ganz andere Eigentumsstruktur in breiten Kreisen der Bevölkerung. Das müßte eigentlich auch das Ziel der SPD sein.

    (Achim Großmann [SPD]: Das ist leider nur Theorie!)

    Der durch den Haushaltsausschuß gegenüber dem Regierungsentwurf erhöhte Ansatz für Öffentlichkeitsarbeit läßt eine solche Broschüre durchaus zu. Ich würde mich freuen, Frau Ministerin, wenn eine solche Broschüre auf den Weg gebracht werden könnte.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Rolf Rau, Sie haben das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rolf Rau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn man über einen neuen Haushaltsentwurf spricht und ihn verabschieden will, dann muß man sich mit dem vergangenen Jahr auseinandersetzen. Deshalb ist es gerade für uns, die wir aus den neuen Bundesländern kommen, wichtig, daß der Mittelabfluß im „Gemeinschaftswerk Ost" auch beleuchtet wird und daß das, was wir beschlossen haben, auf einem realen Boden steht. So kann aus heutiger Sicht eingeschätzt werden, daß von den im laufenden Jahr zur Verfügung stehenden 11,6 Milliarden DM Barmitteln 8,2 Milliarden DM kassenmäßig abgeflossen sind. Das ist etwa der Stand von Ende Oktober 1991.
    Ein großer Teil der restlichen Gelder ist durch Aufträge belegt und durch eine nahezu vollständige Inanspruchnahme der Mittel gesichert. Eine Umschichtung im Rahmen des Gemeinschaftswerkes wird daher nur in sehr geringem Maße erforderlich sein, zumal der Kassenschluß für alle Programme des Gemeinschaftswerkes durch Einflußnahme von uns sinnvollerweise bis zum 31. Januar 1992 verlängert wurde.
    Beim kommunalen Investitionsprogramm, das für die Bundesrepublik ja erstmalig aufgelegt wurde — d. h. Einsatz von 5 Milliarden DM über die Länder den einzelnen Städten und Kreisen zugeordnet — , ist der Stand bei den einzelnen Ländern noch unterschiedlich.
    Die durchschnittliche Mittelbelegung hat sich hier auf 80 % erhöht mit einer stark steigenden Tendenz. Ich bin davon überzeugt, daß die letzten zwei Monate gut genutzt werden, um die Mittel auch hier vollständig abfließen zu lassen. Sie sind ja so angelegt, daß jede Kommune, daß jedes Landratsamt im Aufbaubereich direkt über diese Mittel verfügen kann.
    Beim Abfluß der 700 Millionen DM im Bereich Wohnungs- und Städtebau, die für die Modernisierung und Instandsetzung von Wohnungen zur Verfügung standen, ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Einzelne Gemeinden im Gebiet der jungen Bundesländer haben die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel bereits komplett ausgegeben. Bei anderen wird es wohl zu Umschichtungen zugunsten der kommunalen Investitionspauschale kommen. So gut wie gar nicht in Anspruch genommen wurden bisher die 200 Millionen DM, die zur Privatisierung kommunalen Wohnraums zur Verfügung stehen.

    (Zuruf von der SPD: Warum wohl?)

    Dagegen sind die 200 Millionen DM für den Bereich der Städtebauförderung bereits komplett belegt; sie werden abfließen. Die Mittel könnten hier noch erhöht werden.
    Ich denke, daß wir uns im kommenden Haushalt gerade mit der Privatisierung von Wohnungen noch intensiver beschäftigen müssen — das betrifft besonders das Ministerium für Bauwesen in Verbindung mit uns Abgeordneten — , damit tatsächlich die avisierten Modellvorhaben der Bundesregierung zum Greifen kommen, so daß die Bürger zu den Kaufmaßnahmen Vertrauen finden und daß sie sich nicht von Wirtschaftshaien über den Tisch gezogen fühlen, wie es ja leider hier und da zu berichten gibt.



    Rolf Rau
    Die Wohnungsfrage ist für die Bürger in den neuen Bundesländern — und ich meine, für die Deutschen insgesamt — eine Gretchenfrage, die sehr gut vorbereitet und mit den Menschen auch sehr sensibel einer Lösung zugeführt werden muß. Insofern müssen die Hemmnisse, die im Bereich der Sanierung, der Restitutionsansprüche, der Ausstattung der Wohnungen und im Bereich der Grundbücher, der Aufteilung der Wohnungen und der Gebrauchswerteinschätzungen und bei vielem anderen mehr liegen, vor Ort beseitigt werden.
    Zu beachten ist auch — das stellt man fest, wenn man das vergangene Jahr ansieht — , daß Großprojekte, die über mehrere Jahre laufen, in einem noch zu geringen Umfang vorhanden sind und somit eine bestimmte Planungssicherheit zum Mittelabfluß noch nicht gewährleistet ist. Auch daran muß man weiter arbeiten.
    Ich möchte aber auch noch einen Punkt aufgreifen, dem man aus der Sicht der Bauleute Beachtung schenken muß; dies betrifft die Arbeitsproduktivität und die Geschwindigkeit der Privatisierung der Baubetriebe in den neuen Bundesländern. Wenn ich Planungssicherheit erreichen will, wenn ich Produktivitätserhöhung erreichen möchte, dann muß die Privatisierung der Baubetriebe beschleunigt werden. Hier spreche ich die Treuhand an, die angibt, daß nur 65 % — die Zahl stammt aus Sachsen — der Baubetriebe im Moment privatisiert sind und die restlichen 35 % investitionsgehemmt und mit Unsicherheiten im Raum stehen. Das sollte so bald als möglich — von mir aus bis zum Jahresende — der Vergangenheit angehören, weil — wie jedem bekannt ist — dort, wo privatisiert wird, die Investitionstätigkeit angekurbelt wird und auch die Arbeitsproduktivität sofort steigt. Arbeitsproduktivitätserhöhung bedeutet gleichzeitig Konkurrenzfähigkeit für die Baubetriebe und ein angemessenes Anheben der Einkünfte für die Bauarbeiter.
    Nicht aus den Augen verlieren darf man, wenn man die großen Aufgaben bewältigen will, die Fragen der Verwaltungsarbeit, wo die Bundesgesetze übernommen und umgesetzt werden müssen. Dabei ist die Flut der Bauanträge zu bearbeiten. Es sind Bebauungs-
    und Flächennutzungspläne aufzustellen. Hier ist in den neuen Ländern vieles gefordert.
    Es darf kein Planungsloch entstehen. Vielmehr sind die nächsten Monate zu nutzen, um hier optimale Voraussetzungen mit einem Höchstmaß an Flexibilität zu schaffen, damit der für 1992 zu erwartende Baudrang realisiert werden kann. Dabei sollte man grundsätzlich davon ausgehen, daß dort, wo noch verwaltungstechnische Hemmnisse gegeben sind, Hilfe angesagt ist, aber auch Hilfe in der Form erforderlich ist, daß die Mittel über die Jahresscheibe hinweg in Anspruch genommen werden können.
    Es sind nicht nur finanzielle Fragen anzusprechen. In den neuen Bundesländern wird sichtbar, daß besonders im Bereich der Baustoffindustrie eine schnellere Produktivitätserhöhung erfolgen muß, um Engpässe, die bereits jetzt, beispielsweise im Bereich Split, auftauchen, zu minimieren und um die Preise — das ist mein Anliegen — durch Transportkosten nicht in die Höhe zu treiben. Denn dann kann mit den uns zur Verfügung gestellten Mitteln weniger gebaut
    werden, als uns lieb ist. Der Bedarf ist riesengroß. Gerade wenn Mittel aus der öffentlichen Hand ausgegeben werden, sollte man die Kostenseite nicht vernachlässigen.
    Die Christdemokraten unterstützen auch die Vorschläge der Bundesregierung, im Rahmen ihres auf drei Jahre angelegten wohnungspolitischen Sonderprogramms den Verpflichtungsrahmen für den sozialen Wohnungsbau der alten Bundesländer auf 2 Milliarden DM anzuheben und 700 Millionen DM für ein Wohnungsbausonderprogramm für Regionen mit erhöhtem Wohnbedarf bereitzustellen sowie das Programm der Kreditanstalt für Wiederaufbau für Baumaßnahmen bei unveränderten Konditionen um 1 Milliarde DM aufzustocken.
    Die sozialen Fördermittel für den Wohnungsbau in den neuen Bundesländern sind mit 1 Milliarde DM angesetzt. Diese Summe ist — am Bedarf gemessen — noch nicht ausreichend, entspricht aber den Realitäten der Finanzierungsmöglichkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Walter Hitschler [FDP])

    Ich sprach schon vorhin über die Fragen der Privatisierung von Wohnungen. Hier möchte ich besonders unterstreichen, daß in der nächsten Zeit im Bereich des Moratoriums für das Auflaufen der Zinsen Überlegungen anzustellen sind, um einen weiteren Schritt voranzukommen. Für einen guten Ansatz für die Zukunft — und für noch ausbaufähig — halte ich die Übernahme eines Teils der Altschulden beim Verkauf von Wohnungen. Dabei ist die Mitwirkung der Länder gefragt. Auch dies sollte bald einer Lösung zugeführt werden.

    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Bezüglich der Überleitung der Bauakademie erkennt unsere Fraktion an, daß die Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau innerhalb ihres Verantwortungsbereichs die Evaluierungsempfehlung des Wissenschaftsrates soweit als möglich umsetzt und die Gründung der vier Institute in ihrem Zuständigkeitsbereich für die neuen Forschungseinrichtungen auf den Weg gebracht hat.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich noch zwei Positionen unterstreichen. Die Fortführung der Wohnraummodernisierung, besonders im Bereich Heizung und Wärmedämmung, über die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau erfordert, daß die Förderungsmittel ungekürzt weiterlaufen, um hier den Nachholbedarf zu realisieren.
    Ich möchte einfügen, daß es sich meiner Meinung nach auf die Entwicklung auch der neuen Bundesländer positiv auswirken wird, wenn die Förderung zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur — nach dem neuesten Stand auf über 3 Milliarden DM — wächst. Was das Verkehrsministerium angeht, so sind auch die 8,4 Milliarden DM für die Reichsbahn ein Investitionsschub.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, mit den vorgetragenen Möglichkeiten ist gewährleistet, daß der Aufschwung Ost — besonders nach den Winter-



    Rolf Rau
    monaten — auch im Jahr 1992 auf dem begonnenen Weg fortgeführt werden kann. Wir bleiben selbstkritisch und zuversichtlich.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)