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ID1205908300

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    Plenarprotokoll 12/59 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 59. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Eidesleistung eines Ministers Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 4885 A Friedrich Bohl, Bundesminister (ChefBK) 4885 B Tagesordnungspunkt II: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksachen 12/1000, 12/1329) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/1401, 12/1600) 4885D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/1402, 12/1600) 4885 D Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/1403, 12/1600) 4886A Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen 12/1408, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksachen 12/1426, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksachen 12/1430, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 12/1420, 12/1600) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1991 (Nachtragshaushaltsgesetz 1991) (Drucksachen 12/1300, 12/1587, 12/1599) Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 4886 C Jochen Borchert CDU/CSU 4892 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 4892D, 4923 B Helmut Esters SPD 4893 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP 4897 A Dr. Willfried Penner SPD 4899 C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 4900 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 4903 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 4907 B Joachim Poß SPD 4913 D Josef Duchac, Ministerpräsident des Landes Thüringen 4917 D Helmut Esters SPD 4920 A Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU 4920 D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 4922 C Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 4926 B Hans-Werner Müller (Wadern) CDU/CSU 4927C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/1412, 12/1600) Ernst Waltemathe SPD 4930 A Dr. Peter Struck SPD 4931 C Wilfried Bohlsen CDU/CSU 4933D Werner Zywietz FDP 4936 A Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4938 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 4940 A Ernst Waltemathe SPD 4940 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4941 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/1422, 12/1600) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 4943 A Hans-Wilhelm Pesch CDU/CSU 4946 A Carl-Ludwig Thiele FDP 4948 A Rolf Rau CDU/CSU 4949 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 4951A Namentliche Abstimmung 4952 D Ergebnis 4967 A Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/1416 [neu], 12/1600) Hans Georg Wagner SPD 4953 A Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU 4953 B Michael von Schmude CDU/CSU 4956 D Jutta Braband PDS/Linke Liste 4958 C Gerhart Rudolf Baum FDP 4961 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4961 D Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4963 B Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär BMU 4964 A Nächste Sitzung 4969 C Berichtigung 4969 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 4971 * A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 4885 59. Sitzung Bonn, den 26. November 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 57. Sitzung, Seite 4676A: Die unter ZP 2 und ZP 3 abgedruckten Texte sind zu streichen. Folgende Fassung ist einzufügen: ZP2 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Verhältnisses von Kriegsfolgengesetzen zum Einigungsvertrag — Drucksache 12/1504 — Überweisungsvorschlag: Innenausschuß (federführend) Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Haushaltsausschuß ZP3 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Bundesärzteordnung und weiterer Bundesgesetze für Heilberufe — Drucksache 12/1524 — Überweisungsvorschlag: Ausschuß für Gesundheit Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 26. 11. 91 * Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 26. 11. 91 Bernrath, Hans Gottfried SPD 26. 11. 91 Blunck, Lieselott SPD 26. 11. 91 ** Börnsen (Ritterhude), SPD 26. 11. 91 Arne Büchler (Hof), Hans SPD 26. 11. 91 Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 26. 11. 91 Herta Doppmeier, Hubert CDU/CSU 26. 11. 91 Genscher, Hans-Dietrich FDP 26. 11. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 26. 11. 91 Helmrich, Herbert CDU/CSU 26. 11. 91 Jaunich, Horst SPD 26. 11. 91 Koschnick, Hans SPD 26. 11. 91 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 26. 11. 91 Dr. Lehr, Ursula CDU/CSU 26. 11. 91 Meißner, Herbert SPD 26. 11. 91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 91 ** Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 26. 11. 91 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nolte, Claudia CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Paziorek, Peter Paul CDU/CSU 26. 11. 91 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 26. 11. 91 * Rempe, Walter SPD 26. 11. 91 Rennebach, Renate SPD 26. 11. 91 Rixe, Günter SPD 26. 11. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 26. 11. 91 Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 26. 11. 91 Andreas Schuster, Hans Paul FDP 26. 11. 91 Hermann Seidenthal, Bodo SPD 26. 11. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 26. 11. 91 ** Stübgen, Michael CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Ullmann, Wolfgang Bündnis 26. 11. 91 90/GRÜNE Voigt (Frankfurt), SPD 26. 11. 91 Karsten D. Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 26. 11. 91 Hans-Peter Vosen, Josef SPD 26. 11. 91 Wollenberger, Vera Bündnis 26. 11. 91 90/GRÜNE Zierer, Benno CDU/CSU 26. 11. 91 ** * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
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    Rede von Hans-Wilhelm Pesch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Probleme im Wohnungsbau sind sicherlich nach wie vor groß.

    (Helmut Esters [SPD]: Erste Einsicht!)

    Die Forderungen der neuen Bundesländer, die Lebensverhältnisse möglichst schnell an die in den alten Ländern anzugleichen, stellen haushaltspolitisch eine große Herausforderung dar.

    (Helmut Esters [SPD]: Auch richtig!)

    Daß wir uns den Sorgen und Nöten in den neuen Bundesländern verstärkt zuwenden, muß eine Selbstverständlichkeit sein. Solidarisches Verhalten darf sich eben nicht nur in Worten ausdrücken, sondern muß — wie im vorliegenden Haushalt 1992 — auch materiell Niederschlag finden.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Dr. Ilja Seifert [PDS/Linke Liste]: Schön wär's ja!)

    Das erfordert besondere Anstrengungen von allen Beteiligten: von Bund, Ländern und Gemeinden zusammen.
    Ich möchte mich in meinen Ausführungen mit der Situation in den Altländern befassen, weil mein Kollege Rau auf die Gegebenheiten in den neuen Bundesländern ausführlich eingehen wird.
    Bei Einbringung des Etats habe ich die Probleme der Altländer geschildert, deren Haushaltsansätze im sozialen Wohnungsbau und bei der Städtebauförderung, um zwei Hauptproblemkreise zu nennen, gekürzt worden waren. Das konnte die Wohnungsbaupolitiker sicherlich nicht zufriedenstellen, und es konnte sie nicht ruhen lassen, da sich bekanntlich die Wohnungsprobleme in den alten Bundesländern nicht entschärft hatten, sondern der Lösungsbedarf eher zugenommen hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Sehr richtig!)

    Hier war und ist die Situation in den Ballungsräumen besonders gravierend.

    (Zuruf von der SPD: Sehr wahr!)

    Wir haben deshalb besondere finanzielle Anstrengungen gefordert, um Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in ein für alle Seiten erträgliches Gleichmaß zu bringen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich kann hier und heute mit großer Genugtuung feststellen, daß sich der Finanzminister einen gewaltigen Schritt nach vorn bewegt und realistische Finanzierungsmöglichkeiten im Wohnungsbau eröffnet hat, die sich, weil umsetzbar, wohltuend von den oft utopischen Forderungen der SPD abheben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Widerspruch bei der SPD)

    Nach wie vor wird von der SPD die unrealistische und deshalb nicht durchführbare Methode zum Dogma erhoben, einerseits zu hohe Staatsverschuldung anzuprangern und andererseits sich den betroffenen Wohnungsuchenden und der Wohnungswirtschaft als die großen milliardenspendenden Problemlöser anzubiedern.

    (Wolfgang Roth [SPD]: Den Satz muß ich im Protokoll lesen! Der ist so blöd!)

    Das bezieht sich, Herr Roth,

    (Wolfgang Roth [SPD]: Verb stimmt nicht; Substantiv stimmt nicht; nichts stimmt in dem Satz! Der Stenographische Dienst ist wieder die einzige Rettung!)

    ausdrücklich auch auf den heute von Ihnen eingebrachten Änderungsantrag. Was uns jetzt an Änderungen im Wohnungsbauetat im positiven Sinn vorliegt, verdient Dank und Anerkennung, weil es im Gegensatz zu maßlosen und deshalb nicht realisierbaren Forderungen der Opposition steht, die ja oft von Ihren eigenen Vertretern, meine Damen und Herren von der SPD, im Haushaltsausschuß nicht mitgetragen wurden.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Unsere Anregungen während der Beratung des Einzelplans 25 sind zu großen Teilen realisiert.

    (Helmut Esters [SPD]: Na klar! Das habt ihr euch vorher aufgeschrieben!)

    Sie sind den Bedürfnissen angepaßt und gefährden in keiner Weise die Stabilität dieses Haushalts und zukünftiger Haushalte.
    Einen entscheidenden Schritt im sozialen Wohnungsbau stellt die Erhöhung des Verpflichtungsrahmens auf 2 Milliarden DM für die alten Bundesländer dar. Dies war die Forderung der Koalition und deren Wohnungsbaupolitiker. Diese Forderung ist damit erfüllt. Weitere 700 Millionen DM sind für den Wohnungsbau in Ballungsräumen zur Verfügung gestellt worden.

    (Achim Großmann [SPD]: Das wollten Sie zunächst gar nicht!)

    Dies war eine weitere Forderung der Wohnungsbaupolitiker der Koalition. Diese Forderung ist damit erfüllt.

    (Norbert Formanski [SPD]: Auf unser Drängen ist nachgebessert worden!)




    Hans-Wilhelm Pesch
    Dies bedeutet gerade für die alten Bundesländer eine breit angelegte zukünftige Entlastung auf dem Wohnungsmarkt.
    Ich wiederhole unser Anliegen, daß neben der Förderung des sozialen Wohnungsbaus eine möglichst breite Streuung des privaten Eigentums erreicht werden muß.
    Ich möchte mich aber gerade heute noch einmal verstärkt der Bereitstellung von Mietwohnungen zuwenden. Dabei möchte ich allerdings im Hinblick auf das Wohnungsbausonderprogramm für Regionen mit erhöhtem Wohnbedarf noch einmal mit Nachdruck darauf hinweisen, daß für die Einbeziehung in eine solche Maßnahme nicht nur, wie vorgesehen, die Höhe der jeweiligen Mietenstufe, sondern auch die Gesamtzahl der Bevölkerung und die jeweiligen Zuwanderungen Berücksichtigung finden müssen.
    Unser großes, vielleicht etwas zu hoch gestecktes Ziel, in drei Jahren rund 1 Million Wohnungen zu erstellen,

    (Norbert Formanski [SPD]: Ja!)

    ist aus verschiedensten Gründen, die in der Mehrzahl nicht beim Bund liegen, nicht erreicht worden. Für das laufende Jahr 1991 wird aber immerhin mit der Fertigstellung von ca. 295 000 Wohnungen gerechnet.

    (Dr. Ilja Seifert [PDS/Linke Liste]: Das ist viel zuwenig! )

    Ich fordere hier noch einmal mit allem Nachdruck, daß die Fehlbelegungen im sozialen Wohnungsbau weiter abgebaut werden müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Abbau der Fehlbelegungen, verstärkter sozialer bzw. frei finanzierter Wohnungsbau in den Ballungsräumen, Förderung des Aus- und Umbaus von vorhandenen Gebäuden sind wesentliche Faktoren, den Mietwohnungsbau in den nächsten Jahren wesentlich zu steigern, wenn die Länder in allen genannten Bereichen mitziehen. Das Mittun der Länder war und bleibt leider die große Unbekannte bei dieser gemeinsamen Kraftanstrengung.
    Bei allen Förderprogrammen, meine Damen und Herren, bleibt der dritte Förderweg eigentlich d e r Weg, mit dem geringstmöglichen Einsatz größtmöglichen Nutzen zu erzielen.

    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

    Darüber hinaus brauchen wir — dies wird nicht immer mit Wohlwollen aufgenommen — , die möglichst marktnahe Miete. Die Subjektförderung in Form von Wohngeld ist dabei der sicherste Weg zu marktgerechten Mieten, die dann auch von den jeweiligen Mietern eben mit der Hilfe des Wohngelds gezahlt werden können und die vor allem — das ist doch wohl das Entscheidende — zu mehr Wohnungen führen.

    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau so!)

    Ausweisungen von Bauland in den Gemeinden, Bereitstellung verbilligter bundeseigener Grundstücke im Rahmen der Konversion bisher militärisch genutzter Grundstücke, das Wohnungsbauerleichterungsgesetz vom 17. Mai 1990 zur Beschleunigung von Bauleitverfahren, Wiederbelebung auch des Werkswohnungsbaus sind u. a. Maßnahmen, den Wohnungsbau wieder nach dem Bedarf auszurichten. Die finanziellen Grundvoraussetzungen sind mit dem vorliegenden Etat vom Bund geschaffen.
    Im Eigenheimbau und bei der Errichtung von Eigentumswohnungen sind entscheidende Grundlagen zur Ankurbelung gelegt worden. Ich erinnere an erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten — in vier Jahren von 5 auf 6 % —, an die Ausdehnung des § 10e auf Aus- und Umbauten für Familienangehörige, an die Verbesserung des Baukindergelds, an den Schuldzinsenabzug. Alles das geschieht per Stichtag 15. Oktober 1991. Das, meine Damen und Herren, ist im Gegensatz zu den Forderungen der SPD handfeste Wohnungsbaupolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Für Reiche!)

    Was die Wohnungsbaupolitiker nicht zufriedenstellt, sind die nicht ausreichenden Mittel in der Städtebauförderung. Hier handelt es sich nicht nur — wie oft falsch dargestellt wird — darum, schön und rot gepflasterte Radwege zu finanzieren, sondern um ganz konkrete Sanierungsmaßnahmen, die für erforderliche strukturelle Veränderungen in den Gemeinden außerordentlich notwendig sind. Hier dürfen wir in Zukunft nicht lockerlassen, den entsprechenden Haushaltstitel aufzustocken.
    Meine Damen und Herren, ich möchte den Mitgliedern des Haushaltsausschusses und natürlich auch dem im Augenblick nicht anwesenden Finanzminister

    (Wolfgang Roth [SPD]: Der ist während Ihrer Rede gegangen! Außerordentlich unhöflich!)

    dafür danken, daß so viel Verständnis für die Anliegen der Wohnungsbaupolitiker gezeigt worden ist. Nun gilt es, dieses Verständnis über Jahre hinweg zu konservieren.
    Der vorliegende geänderte Einzelplan 25 entspricht den Zielvorstellungen der CDU/CSU-Fraktion, was die Bewältigung der wohnungspolitischen Probleme angeht. Er ist ein Etat, der unsere soliden Forderungen berücksichtigt, die den wirklichen Bedürfnissen angepaßt sind und in keiner Weise die Stabilität zukünftiger Haushalte belasten.
    Wir müssen das Machbare auf den Weg bringen. Das tun wir mit diesem Haushalt. Politisches Taktieren und daraus resultierende utopische Forderungen der SPD müssen wir zurückweisen und unbeirrt unseren jetzt eingeschlagenen Weg weitergehen.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Halten Sie die Forderung nach einer angepaßten Wohnung für utopisch?)

    Die CDU/CSU-Fraktion stimmt dem vorliegenden geänderten Einzelplan 25 zu.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Carl-Ludwig Thiele.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carl-Ludwig Thiele


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In kaum einem Einzelplan eines Ministeriums zeigen sich die Probleme, die sich im wiedervereinten Deutschland derzeit innenpolitisch stellen, so plastisch wie in dem hier zu behandelnden Einzelplan des Wohnungsbauministeriums.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Die Probleme, die alle ungelöst sind!)

    — Ich habe ja erst einmal nur auf die Probleme hingewiesen.
    Im Bereich der alten Bundesländer gibt es derzeit eine unbestreitbare Wohnungsmisere, die vor allem die sozial Schwächeren trifft.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Dieser Punkt ist nach meiner Auffassung einer der wesentlichen Gründe, die dazu führen, daß teilweise eine ungute Diskussion über Personen geführt wird, die sich in der Bundesrepublik Deutschland eine neue Heimat schaffen wollen. Dies bezieht sich z. B. auf Aussiedler, aber auch auf Ausländer, Asylbewerber und Asylanten. In dem von der Wohnungsnot betroffenen Personenkreis wird die eigene Situation mit einer vermeintlich besseren Situation der genannten Personen verglichen, und hierbei wird vordergründig das Resümee gezogen, daß diese Personen teilweise bessergestellt seien, obwohl sie bisher noch keinen wirtschaftlichen Beitrag für die Bundesrepublik Deutschland geleistet hätten. Auf Grund dieser Situation muß das Problem der Wohnungsnot vorrangig angegangen werden. In diesem Punkt scheint eine große Übereinstimmung zwischen den Parteien, auch eine mit der Opposition, zu bestehen.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Da haben wir allerdings eine große Koalition, Herr Thiele!)

    — Das habe ich gerade erwähnt, Herr Diederich.
    Es stellt sich allerdings die Frage, wie dieses Problem einer Lösung zugeführt werden kann und welche Wege konkret beschritten werden sollen.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [FDP]: Da wird die Opposition hilflos!)

    — Auch das ist richtig, Herr Kollege Weng. — Langfristig läßt sich dieses Problem nach meiner Auffassung nicht mit staatlichen Eingriffen in den Markt, sondern nur durch den Versuch der Herstellung eines Marktes lösen. Dies bedeutet, daß langfristig verstärkt von der Objektförderung hin zu einer Subjektförderung übergegangen werden muß.

    (Achim Großmann [SPD]: Ein völlig untaugliches Instrument!)

    Dies ist die Langfristperspektive.
    Es ist allerdings auch erforderlich, daß unter den gegebenen Umständen kurzfristig konkret politisch gehandelt wird. In diesem Zusammenhang möchte ich mich ausdrücklich bei der Wohnungsbauministerin Schwaetzer für ihren Einsatz in diesem Bereich bedanken.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich finde es natürlich ausgesprochen nett, daß der Herr Kollege Pesch diesen Dank auch dem Finanzminister abgestattet hat, dem ich ebenfalls für seine Flankierung dieses sinnvollen Programms meinen Dank an dieser Stelle abstatten möchte. Ich sehe allerdings auf der anderen Seite auch, wo dieses Programm eigentlich seinen Ursprung hatte. Dieser liegt bei der verehrten Bauministerin. Sie hat hier mehr bewegt als einige ihrer Vorgänger.

    (Beifall bei der FDP)

    Das von der Ministerin vorgelegte wohnungspolitische Konzept stellt insgesamt in den nächsten Jahren durch Bund, Länder und Gemeinden einen Betrag in Höhe von mehr als 6,5 Milliarden DM zur Verfügung. Das ist ein richtiges Signal zum jetzigen Zeitpunkt.
    Eines der Haupthindernisse für Investitionen im Bereich des Wohnungsbaus stellt allerdings die derzeit hohe Zinsbelastung dar. Diese hohen Zinsen resultieren im wesentlichen aus der Inanspruchnahme des Kapitalmarkts durch die öffentliche Hand.

    (Beifall bei der SPD)

    Hier muß auch der Bund seine Verantwortung erkennen und — dies kann ich zumindest für die Haushaltspolitiker der Koalition, aber wohl auch für einen Großteil der Haushaltskollegen der SPD feststellen — entsprechend handeln. Auch angesichts der ungeheuren Aufgaben, die in den neuen Bundesländern vor uns liegen und die bewältigt werden müssen, sieht der Finanzrahmen des Bundes ein Absenken der Nettoneuverschuldung auf zunächst 45 Milliarden DM und langfristig auf 25 Milliarden DM vor. Ich glaube, daß dies richtige und wichtige Signale für eine Entlastung des Kapitalmarktes und für weitere Zinssenkungen sind.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [FDP])

    Die Situation in den neuen Bundesländern ist vollkommen anders. Der dortige Zustand der Baulichkeiten ist ein Kronzeuge für die von mir schon zuvor aufgestellte These, daß das Nichtvorhandensein eines Marktes und ein Festschreiben der Miete auf minimale Größen dazu führt, daß vorhandene Wohnungen verrotten und verfallen. In den neuen Bundesländern ist für jedermann augenfällig, daß dieses System nicht funktionieren kann und nicht funktioniert hat. Diese Erkenntnis ist auch bei den Bürgern der neuen Bundesländer vorhanden.
    Die vorgenommenen Mieterhöhungen waren notwendig. Sie waren allerdings nach meiner Überzeugung zu niedrig, da diese Mieterhöhungen auch die verbrauchsabhängigen Nebenkosten beinhalten. Die tatsächliche Erhöhung der Kaltmieten ist weit entfernt vom Markt. Die hierdurch erworbenen Beträge reichen manchmal nicht einmal dazu aus, die vorhandenen Kredite zu bedienen; vor allem aber reichen sie nicht aus, um notwendige Modernisierungsmaßnahmen voranzutreiben.
    Damit ich hier richtig verstanden werde: Ich bin für eine Unterstützung der Mieter, die aus ihren eigenen finanziellen Möglichkeiten heraus nicht in der Lage sind, eine entsprechend hohe Miete zu zahlen. Dafür gibt es ja das Instrument des Wohngeldes, um gerade



    Carl-Ludwig Thiele
    die Betroffenheit des einzelnen Mieters sozial zu flankieren. Was wir benötigen, ist zum einen eine breite Privatisierungswelle für vorhandene Wohnungen und zum anderen der Anreiz für private Investoren, im Bereich des Wohnungsbaus auch in den neuen Bundesländern zu investieren.

    (Dr. Ilja Seifert [PDS/Linke Liste]: Privatisieren bringt keine einzige neue Wohnung!)

    — Stimmt doch gar nicht! Ihr System hat sich doch nun als total falsch erwiesen. Das können Sie sich doch heute noch jederzeit angucken, wenn Sie wieder einmal nach Hause fahren.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Lassen Sie uns doch endlich gemeinsam versuchen
    — in diesem Zusammenhang spreche ich insbesondere die Kollegen der SPD-Bundestagsfraktion an —, eine breite Eigentumsbildung in den neuen Bundesländern zu erreichen.
    Das, was mir in diesem Zusammenhang allerdings bis zum heutigen Tage fehlt, ist eine allgemein verständliche Darlegung der finanziellen Folgen eines Kaufs einer Eigentumswohnung in den neuen Bundesländern durch den Mieter.

    (Zuruf von der SPD: Sehr gut!)

    In dieser „Privatisierungsbroschüre" sollten unter Berücksichtigung bisheriger Modellversuche Modellrechnungen enthalten sein, aus denen für jeden erwerbswilligen Mieter ersichtlich ist, welchen Zuschuß er zum Kauf einer Wohnung erhält, ob und wenn ja, welchen Lastenzuschuß er beantragen kann und wie sich die Finanzierung einer solchen Wohnung über einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren darstellt.
    Diese Möglichkeit, breiteren Bevölkerungsschichten selbstgenutztes Wohneigentum zu verschaffen, sollte trotz aller Schwierigkeiten noch intensiver betrieben werden, als es bisher der Fall war.

    (Beifall bei der FDP)

    Wenn man gebrauchte Eigentumswohnungen in den neuen Bundesländern, in denen natürlich ein Modernisierungsstau steckt, den Mietern zur Verfügung stellt, haben sie die Möglichkeit, Eigentum zu erwerben, und dann sind sie auch bereit, selbst Modernisierungsmaßnahmen voranzutreiben. Und damit haben wir eine ganz andere Eigentumsstruktur in breiten Kreisen der Bevölkerung. Das müßte eigentlich auch das Ziel der SPD sein.

    (Achim Großmann [SPD]: Das ist leider nur Theorie!)

    Der durch den Haushaltsausschuß gegenüber dem Regierungsentwurf erhöhte Ansatz für Öffentlichkeitsarbeit läßt eine solche Broschüre durchaus zu. Ich würde mich freuen, Frau Ministerin, wenn eine solche Broschüre auf den Weg gebracht werden könnte.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)