Rede:
ID1205908100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Herr: 1
    2. Abgeordneter: 1
    3. Hans-Wilhelm: 1
    4. Pesch,: 1
    5. Sie: 1
    6. haben: 1
    7. das: 1
    8. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/59 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 59. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Eidesleistung eines Ministers Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 4885 A Friedrich Bohl, Bundesminister (ChefBK) 4885 B Tagesordnungspunkt II: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksachen 12/1000, 12/1329) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/1401, 12/1600) 4885D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/1402, 12/1600) 4885 D Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/1403, 12/1600) 4886A Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen 12/1408, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksachen 12/1426, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksachen 12/1430, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 12/1420, 12/1600) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1991 (Nachtragshaushaltsgesetz 1991) (Drucksachen 12/1300, 12/1587, 12/1599) Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 4886 C Jochen Borchert CDU/CSU 4892 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 4892D, 4923 B Helmut Esters SPD 4893 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP 4897 A Dr. Willfried Penner SPD 4899 C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 4900 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 4903 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 4907 B Joachim Poß SPD 4913 D Josef Duchac, Ministerpräsident des Landes Thüringen 4917 D Helmut Esters SPD 4920 A Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU 4920 D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 4922 C Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 4926 B Hans-Werner Müller (Wadern) CDU/CSU 4927C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/1412, 12/1600) Ernst Waltemathe SPD 4930 A Dr. Peter Struck SPD 4931 C Wilfried Bohlsen CDU/CSU 4933D Werner Zywietz FDP 4936 A Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4938 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 4940 A Ernst Waltemathe SPD 4940 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4941 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/1422, 12/1600) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 4943 A Hans-Wilhelm Pesch CDU/CSU 4946 A Carl-Ludwig Thiele FDP 4948 A Rolf Rau CDU/CSU 4949 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 4951A Namentliche Abstimmung 4952 D Ergebnis 4967 A Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/1416 [neu], 12/1600) Hans Georg Wagner SPD 4953 A Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU 4953 B Michael von Schmude CDU/CSU 4956 D Jutta Braband PDS/Linke Liste 4958 C Gerhart Rudolf Baum FDP 4961 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4961 D Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4963 B Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär BMU 4964 A Nächste Sitzung 4969 C Berichtigung 4969 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 4971 * A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 4885 59. Sitzung Bonn, den 26. November 1991 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 57. Sitzung, Seite 4676A: Die unter ZP 2 und ZP 3 abgedruckten Texte sind zu streichen. Folgende Fassung ist einzufügen: ZP2 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Verhältnisses von Kriegsfolgengesetzen zum Einigungsvertrag — Drucksache 12/1504 — Überweisungsvorschlag: Innenausschuß (federführend) Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Haushaltsausschuß ZP3 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Bundesärzteordnung und weiterer Bundesgesetze für Heilberufe — Drucksache 12/1524 — Überweisungsvorschlag: Ausschuß für Gesundheit Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 26. 11. 91 * Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 26. 11. 91 Bernrath, Hans Gottfried SPD 26. 11. 91 Blunck, Lieselott SPD 26. 11. 91 ** Börnsen (Ritterhude), SPD 26. 11. 91 Arne Büchler (Hof), Hans SPD 26. 11. 91 Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 26. 11. 91 Herta Doppmeier, Hubert CDU/CSU 26. 11. 91 Genscher, Hans-Dietrich FDP 26. 11. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 26. 11. 91 Helmrich, Herbert CDU/CSU 26. 11. 91 Jaunich, Horst SPD 26. 11. 91 Koschnick, Hans SPD 26. 11. 91 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 26. 11. 91 Dr. Lehr, Ursula CDU/CSU 26. 11. 91 Meißner, Herbert SPD 26. 11. 91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 91 ** Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 26. 11. 91 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nolte, Claudia CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Paziorek, Peter Paul CDU/CSU 26. 11. 91 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 26. 11. 91 * Rempe, Walter SPD 26. 11. 91 Rennebach, Renate SPD 26. 11. 91 Rixe, Günter SPD 26. 11. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 26. 11. 91 Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 26. 11. 91 Andreas Schuster, Hans Paul FDP 26. 11. 91 Hermann Seidenthal, Bodo SPD 26. 11. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 26. 11. 91 ** Stübgen, Michael CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Ullmann, Wolfgang Bündnis 26. 11. 91 90/GRÜNE Voigt (Frankfurt), SPD 26. 11. 91 Karsten D. Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 26. 11. 91 Hans-Peter Vosen, Josef SPD 26. 11. 91 Wollenberger, Vera Bündnis 26. 11. 91 90/GRÜNE Zierer, Benno CDU/CSU 26. 11. 91 ** * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Nils Diederich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben hier heute schon einmal eine Gratulation anläßlich eines Geburtstages gehört. Ich möchte mit einer weiteren Gratulation beginnen. Frau Ministerin, ich wollte Ihnen nachträglich zu Ihrer Eheschließung gratulieren, Ihnen alles Gute und ein glückliches weiteres Leben wünschen.

    (Beifall im ganzen Hause)

    In der Berliner Presse ist übrigens ein Photo mit der Unterschrift, Sie seien wieder unter die Haube gekommen, veröffentlicht worden. Aber ich finde, Sie hatten einen wunderbaren, schicken Hut auf. Es wäre eine Schande, ihn als Haube zu bezeichnen.

    (Heiterkeit)

    Es ist natürlich nicht so, daß wir anläßlich Ihrer Flitterwochen nur Mildtätigkeit walten lassen. In dem Geschäft, das wir hier zu tun haben, ist auch Kritik angebracht. Ich möchte mich daher meinem sehr ernsten Thema zuwenden.
    Über die Tatsache, daß in der Bundesrepublik mehrere Millionen Wohnungen fehlen, besteht unter allen Experten aus allen Fraktionen, aus allen Ländern und unter den Fachleuten verschiedener Richtungen mittlerweile Einigkeit. Der Kollege Achim Großmann hat von dieser Stelle aus bereits einige CDU-Kollegen zitiert. Der Kollege Kansy hat sogar wohl eine soziale Katastrophe bei der Wohnraumversorgung vorhergesehen. Der Kollege Hans Raidel äußert sich in der „Zeit" :
    Wer jetzt wohnungspolitische Maßnahmen hinauszögert, riskiert einen Sturzflug in der Wohnungsversorgung.
    Wenn ich richtig unterrichtet bin, klagt der bayerische Innenminister Stoiber, daß in Bayern 200 000 preiswerte Wohnungen fehlen. Die Beamtenverbände fordern inzwischen Mietzuschüsse für Beamte in den Ballungsgebieten.
    Als Sozialdemokrat brauche ich hier also nur festzustellen, daß unsere Diagnose, die wir seit längerem gestellt haben, nämlich daß wir es mit dem Tatbestand der Wohnungsnot zu tun haben, inzwischen von allen ernst zu nehmenden Fachleuten bestätigt wird.
    Dieser eklatante Mangel an Wohnungen, diese Wohnungsnot, ist kein plötzlich auftretendes Ereignis. Sie ist vielmehr von der jetzigen Regierung seit 1983 systematisch durch eine verfehlte Wohnungs- und Wohnungsbaupolitik herbeigeführt worden.

    (Beifall bei der SPD — Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Bleiben Sie doch auch jetzt bei den Fachleuten!)

    — Ja, das ist das Urteil der Fachleute.
    Die Vorgänger der jetzigen Ministerin haben den sozialen Wohnungsbau nicht nur gezielt vernachlässigt, sondern gezielt abgebaut; das muß man zur Kenntnis nehmen.

    (Hans H. Gattermann [FDP]: Das war der Wunsch der Länder, Herr Kollege!)

    Sie haben bewußt ein bewährtes und hervorragendes Instrument veröden lassen und vernachlässigt.

    (Zuruf von der SPD: Das ist der Punkt!)

    Ich erinnere daran, daß sogar einmal die Rede davon gewesen ist, das Bauministerium ganz aufzulösen. Die Illusion, ein funktionierender Wohnungsmarkt sei dadurch herzustellen, daß sich der Staat einfach zurückzieht, ist aber jetzt endgültig und eindeutig zerstoben. Der Präsident des Gesamtverbandes der Wohnungswirtschaft in Köln, Herr Steinert, kommt zu der ernüchternden Ansicht: Das Angebot- und Nachfragespiel der Marktwirtschaft funktioniert nicht, jedenfalls soweit es den Wohnungsmarkt betrifft.

    (Zuruf von der SPD: Das Ministerium ist ja auch durch vier Staatssekretäre aufgewertet worden!)

    — Ja.
    Den Preis für diese Entwicklung zahlen hunderttausende Familien, die vor allem in den Ballungsgebieten zunehmende Probleme haben, angemessenen Wohnraum zu finden. Dies gilt nicht nur für die sozial Schwächeren, sondern das gilt durchaus auch für Menschen mit besseren Einkommen.
    Wir reden immer davon, daß wir unsere Wirtschaft beleben wollen, daß wir wirtschaftliche Leistung belohnen. Wirtschaftliche Leistung lohnt aber nicht mehr, wenn die Wohnungskosten selbst für mittlere oder höhere Angestellte zu hoch werden und wenn bei jeder Lebenschance, die sich einem Arbeitnehmer bietet und die er auch wahrnehmen will, die Kosten bei einem Umzug so sprunghaft steigen, daß der Vorteil aus der Veränderung mehr als aufgezehrt wird.
    Die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft beruht auf der Mobilität der aufsteigenden und auch mittleren Kader- und Führungskräfte. Wenn sogar diese keine Wohnungen mehr finden — wie gerade in den letzten Tagen in einem Pressebericht zu lesen war —, dann ist wirklich Aufmerksamkeit angesagt. Die Politik der Bundesregierung im Bereich der Wohnungswirtschaft bedeutet heute einen Zwang zum Immobilismus. Sie erwürgt Initiative.



    Dr. Nils Diederich (Berlin)

    Nebenbei bemerkt: Wenn es uns nicht mehr gelingt, preiswerte Familienwohnungen zur Verfügung zu stellen, wird auch die Bereitschaft, Kinder in unserem Land großzuziehen, weiter zurückgehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß wir schrittweise zu einer Nation der Wohngeldempfänger werden wollen. Wenn das so ist, kann irgend etwas an den Grundvoraussetzungen nicht mehr stimmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich räume ja ein, Frau Ministerin, daß Sie ein Konzept vorgelegt haben. Nur, ich bin hier in der Situation, dies für nicht zu Ende gedacht und für nicht wirkungsvoll zu erklären.
    Die Bundesregierung muß endlich erkennen, daß fehlende Wohnungen einen politischen und sozialen Sprengstoff darstellen. Der Weg, den Sie gefunden haben, geht meines Erachtens in die falsche Richtung. Sie zielen darauf ab, den Wohnungsbau im privaten Sektor zu beleben. Dies muß aber in einer Weise geschehen, daß die Wohnungen bezahlbar bleiben.
    Heute wissen wir, daß bis zur Jahrtausendwende von den etwa vier Millionen Sozialwohnungen drei Millionen aus der Mietpreisbindung herausfallen werden, also drei Viertel der heutigen Sozialwohnungen.
    Wir Sozialdemokraten fordern daher ein massives soziales Wohnungsbauprogramm und haben deshalb heute einen entsprechenden Antrag gestellt. Wo der Markt versagt, muß die soziale Verantwortung des Staates eintreten.
    Ich erinnere an unsere Nachkriegszeit: Die schrittweise Aufhebung der Mietpreisbindung in der alten Bundesrepublik war letztlich das Ergebnis einer massiven Wohnungsbauförderung und erst danach möglich. Diese ist aber nicht von heute auf morgen erreicht worden, sondern in Jahrzehnten gewachsen.
    Vor der gleichen Situation stehen wir heute in den neuen Bundesländern. Die deutsche Vereinigung hat die Mobilität innerhalb unseres Landes noch einmal erhöht. Hinzu kommt auch noch die massive Zuwanderung. Ökonomische Zwänge werden auch in den nächsten Jahren große Bevölkerungsbewegungen erforderlich machen. Wenn wir den Aufbau in den neuen Ländern ehrlich wollen, dann müssen wir den Menschen die Möglichkeit geben, dort, wo ihnen ein Arbeitsplatz geboten werden kann, auch eine angemessene, attraktive Wohnung zu finden.
    Schließlich sollte man nicht vergessen, daß die Unterschiede in bezug auf die Flächeninanspruchnahme zwischen neuen und alten Bundesländern noch sehr groß ist. Ich erwähne hier die Zahlen: Die durchschnittliche Wohnfläche je Person beträgt im Westen etwa 37 Quadratmeter, in den neuen Ländern aber erst 26 Quadratmeter. Wenn wir davon ausgehen, daß die Bürger in den neuen Bundesländern Anspruch darauf haben, in einigen Jahren das Niveau des Westens zu erreichen, und wenn wir davon ausgehen, daß zu erwarten ist, daß in den Wanderungsbewegungen auch qualifizierte Kräfte vom Westen in den Osten gehen, daß eine Durchmischung stattfindet und daß die Arbeitskräfte dort eingesetzt werden können, wo sie optimal einsetzbar sind, dann erkennen wir, daß auch schon aus diesem Grunde ein massiver Wohnungsneubau, und zwar zu preiswerten Bedingungen, erforderlich ist.
    Der Impuls hierzu wird gewiß nicht vom freien Wohnungsbau ausgehen. Experten freier Wohnungsunternehmen in Berlin haben mir versichert, daß frei finanzierter Wohnungsneubau in Berlin und im weiteren Umland heute für den Durchschnittsbürger nicht zu zumutbaren Preisen angeboten werden kann.
    Was also geschieht nach dem Herausfallen der Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung, was tagtäglich stattfindet? Tagtäglich werden Teile der Bestände aus der Mietpreisbindung entlassen. Es setzt ein Verdrängungswettbewerb ein, der die schwächeren Gruppen unserer Gesellschaft am härtesten trifft und der schon heute spürbar ist.
    Ich wiederhole: Es bleibt eine Illusion, der Wohnungsmarkt könne sich selbst herstellen. Die Schlangen vor den Zeitungskiosken, z. B. am Berliner Bahnhof Zoo, brauchen wohl nicht kommentiert zu werden. Das ist aber kein Berliner Problem. Ich erinnere an München, Hamburg und Stuttgart.

    (Wolfgang Roth [SPD]: Köln!)

    — Ich erinnere an Köln. Jeder kann im Rahmen der Großstädte in den Ballungsgebieten ähnliches berichten. Horrende Vermittlungsprovisionen werden unter der Hand gezahlt, um eine halbwegs vernünftige Wohnung zu bekommen.
    Ich behaupte: Es gibt eigentlich noch gar keinen richtig funktionierenden Wohnungsmarkt. Die Wohnungsmärkte in Deutschland sind heute überwiegend Beziehungsmärkte. Die sozial Schwächeren fallen für die preiswerten und für die guten Wohnungen aus diesem Beziehungssystem einfach heraus.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Dies stimmt leider!)

    — Das stimmt leider.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Dann dürfen Sie nicht solche Sperenzchen wie in Berlin machen wollen: Mieten deckeln auf ganz niedrigem Niveau!)

    — Aber Herr Kansy, genau dies ist der richtige Weg; denn der zersplitterte und verdeckte Wohnungsmarkt gilt interessanterweise gerade für die freien Valenzen auf dem Wohnungsmarkt, trifft also gar nicht die mietpreisgebundenen Wohnungen.
    Die Wohnungsnot wird — das wiederhole ich auch hier — das Thema der 90er Jahre sein. Wir brauchen daher eine konsequente und logische Rahmensetzung. Insofern halte ich die Politik der Bundesregierung, insgesamt betrachtet, für verheerend.
    Was wir in den neuen Ländern brauchen, ist eine konsequente Entschuldung der Wohnungsbaugesellschaften. Dies würde die organisatorische und finanzielle Kraft zum Neubau freisetzen. Ich gebe zu, das würde auch unsere Haushalte strapazieren. Aber wir sind bereit und in der Lage — das tun wir ja beispielsweise morgen beim Verteidigungshaushalt — , Alternativen für die Finanzierung vorzuschlagen.

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Nils Diederich (Berlin)

    Ich stimme durchaus mit der Bundesregierung überein — ich glaube, darüber gibt es Konsens im Hause — , daß Wohnungseigentum im Einzelfall und auch in einer großen Breite ein für alle Bevölkerungsschichten erstrebenswertes Ziel sein kann und sein muß und daß es entsprechende Förderung geben muß. Aber das von der Bundesregierung in den neuen Ländern angebotene System der Finanzierungshilfe zur Entschuldung von Wohnungen, die für die Privatisierung vorgesehen sind, das jetzt im Haushalt enthalten ist, wird sich eher als Investitionshemmnis erweisen. Die Bundesregierung zwingt damit nämlich die Wohnungsbaugesellschaften, um jeden Preis zu verkaufen, damit die Schuldenlast vermindert wird. Ich fürchte, daß viele Wohnungsbaugesellschaften in den neuen Ländern den Versuch machen werden, vor allen Dingen die schlechteren Substanzen mit geringer Überlebensfähigkeit an den Mann oder an die Frau zu bringen.
    Ich frage mich andererseits, Frau Ministerin, welcher Bürger in den neuen Bundesländern eigentlich in Zeiten sozialer Unsicherheit, in Zeiten bedrohter Arbeitsplätze, in Zeiten unklarer Zukunftsperspektiven
    — bei allem Optimismus — , bei eventuell ins Haus stehender erzwungener Mobilität die eigenen vier Plattenbauwände kaufen soll und woher er das Geld dafür nehmen soll.

    (Zuruf von der FDP: Die Nachfrage ist riesengroß! Lassen Sie die Leute doch kaufen!)

    — Ja, gut; wir haben unsere individuellen Erfahrungen. Ich sage Ihnen: Dies kann immer nur ein kleiner Teil sein. Damit kann das Problem zum jetzigen Zeitpunkt nicht gelöst werden. Die Leute können ja nur auf ihre Ersparnisse zurückgreifen, die im Verhältnis von 1:2 abgewertet wurden. Die steuerliche Abschreibung ist für die große Mehrzahl der Bürger in den neuen Ländern heute noch uninteressant.
    Ich würde gerne einmal mit Ihnen, Frau Ministerin, in die sogenannten Gettos nach Marzahn oder nach Hohenstücken in Brandenburg an der Havel oder auch nach Lichtenberg zu unserem Kollegen Scheffler oder meinetwegen auch zu den Hochhäusern am Lenin-Platz in Berlin, jetzt: Platz der Vereinten Nationen, in meinem Wahlkreis gehen und einmal sehen, ob es Ihnen gelingt, die Wohnungen den Bewohnern zum Kauf anzudrehen. Ich glaube, die Voraussetzungen dafür sind überhaupt noch nicht gegeben. Ich bin der Meinung, daß der Anreiz zur Privatisierung, den Sie mit Ihrem Programm erzeugen wollen, in die falsche Richtung geht und zum falschen Zeitpunkt ansetzt. Das ist vielleicht in einigen Jahren angemessen, aber zum heutigen Zeitpunkt müssen wir andere Schwerpunkte setzen.
    Leider haben Ihre Vorgänger im Amt — ich habe es eingangs gesagt, Frau Ministerin — die schrittweise Reduktion der Verfügungsmasse zugelassen. Leider
    — muß ich sagen — haben Sie sich auch nicht als stark genug erwiesen, um sich in der Bundesregierung durchzusetzen; denn was dabei herausgekommen ist, ist ja nur Stückwerk. Es ist weiter abgebaut worden. Die Verfügungsmasse im Einzelplan 25 ist eher noch geringer geworden, als sie bisher war.
    Ich will das an einigen Beispielen erläutern, und zwar zunächst einmal am Beispiel der Städtebauförderung. In den neuen Ländern liegen Städte und Kommunen darnieder. Auch in den alten Ländern muß übrigens gleichermaßen die Städtebauförderung weiter konzentriert betrieben werden. Die Bundesregierung aber stockt nicht auf. In diesem Haushaltsjahr ist bei der Städtebauförderung noch einmal gekürzt worden.
    Ich nenne ein zweites Beispiel. Nach der einseitigen Baupolitik der DDR, die allein auf die industrielle Plattenbauweise mit den bekannten Ergebnissen abzielte und die mit einer Abtötung schöpferischer und differenzierter Bauweise und mit der Verödung der Architekturlandschaft einhergegangen ist, ist jetzt Ermunterung und Förderung differenzierten Bauens mit der Entwicklung neuer Bauweisen und der Beherrschung neuer Baumethoden nötig. Was macht die Bundesregierung?

    (Zuruf von der SPD: Nichts!)

    Sie legt nicht etwa drauf. Sie tut schon etwas: Sie reduziert vielmehr die Mittel für Modellvorhaben, für experimentellen Städtebau, für die Forschung auf den Gebieten der Raumordnung, des Städtebaus und des Bau- und Wohnungswesens.

    (Wolfgang Roth [SPD]: Abscheulich!)

    — Ich kann hier nur den Zuruf des Kollegen Roth aufnehmen: Eine abscheuliche Politik, die nicht darauf hindeutet, daß die Bundesregierung gewillt ist, die Instrumente, die uns zur Verfügung stehen, konzentriert einzusetzen, um dem Wohnen und dem Städtebau in unserem Land Geltung zu verschaffen.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Dr. Ilja Seifert [PDS/Linke Liste])

    Angesichts der Konzeptionslosigkeit der Bundesregierung haben wir Ihnen einen Antrag zur namentlichen Abstimmung vorgelegt. Die namentliche Abstimmung haben wir beantragt, weil wir deutlich machen müssen, daß dieser Bereich, dieser Punkt für uns ein Kernpunkt sozialer Regierungspolitik zu sein hat. Wir wollen ein Zeichen gegen den Trend setzen. Wir haben ein umfassendes Wohnungsprogramm vorgelegt, das die bisherige, allein auf die Kräfte des freien Marktes setzende Politik beenden soll. Wir wollen eine entschiedene Wende in der Wohnungspolitik. Wir wollen im nächsten Jahrzehnt Voraussetzungen dafür schaffen, daß endlich ein funktionierender Markt möglich wird, der unter Rahmenbedingungen verläuft, die dem Recht auf Wohnung unter sozialen Gesichtspunkten nachhaltig Geltung verschaffen.

    (Helmut Esters [SPD]: Jawohl!)

    Unser Antrag greift einen ersten, nämlich den dringendsten Aspekt auf. Wir brauchen klare, langfristig zu kalkulierende Rahmenbedingungen für den Bau neuer Wohnungen. Wir wollen nicht befristete Programme, sondern wir wollen die langfristige Perspektive, die wir in diesem Antrag aufzeigen. Langfristigkeit und Verläßlichkeit sind auch für die Stabilisierung der Bauwirtschaft wichtig.
    Wir wollen eine Revision der Förderinstrumentarien und sind bereit, bei ineffektiven Instrumenten zu sparen. Ich erinnere etwa an den nach unserer Auffassung zur Zeit unsozial und ineffizient ausgestalteten § 10e des Einkommensteuergesetzes.



    Dr. Nils Diederich (Berlin)

    Mit unserem Antrag wollen wir die Bundesfinanzhilfe für den sozialen Wohnungsbau mittelfristig auf insgesamt 5 bis 6 Milliarden DM bringen, um preiswerten Wohnungsbau zu schaffen, der die Zahl der mietpreisgebundenen Wohnungen ja nicht erhöht, sondern, wie ich vorhin ausgeführt habe, allenfalls die Gesamtzahl der in der Mietpreisbindung befindlichen Wohnungen stabilisiert, die herausfallende Zahl kompensiert. Wir wollen dabei den ersten und den zweiten Förderweg bevorzugt bedienen, weil preiswerter Wohnraum nach unserer Auffassung so am besten geschaffen werden kann.
    Meine Damen und Herren, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe auf eine breite Zustimmung zu unserem Antrag in der namentlichen Abstimmung.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem Bündnis 90/GRÜNE)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Hans-Wilhelm Pesch, Sie haben das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Wilhelm Pesch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Probleme im Wohnungsbau sind sicherlich nach wie vor groß.

    (Helmut Esters [SPD]: Erste Einsicht!)

    Die Forderungen der neuen Bundesländer, die Lebensverhältnisse möglichst schnell an die in den alten Ländern anzugleichen, stellen haushaltspolitisch eine große Herausforderung dar.

    (Helmut Esters [SPD]: Auch richtig!)

    Daß wir uns den Sorgen und Nöten in den neuen Bundesländern verstärkt zuwenden, muß eine Selbstverständlichkeit sein. Solidarisches Verhalten darf sich eben nicht nur in Worten ausdrücken, sondern muß — wie im vorliegenden Haushalt 1992 — auch materiell Niederschlag finden.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Dr. Ilja Seifert [PDS/Linke Liste]: Schön wär's ja!)

    Das erfordert besondere Anstrengungen von allen Beteiligten: von Bund, Ländern und Gemeinden zusammen.
    Ich möchte mich in meinen Ausführungen mit der Situation in den Altländern befassen, weil mein Kollege Rau auf die Gegebenheiten in den neuen Bundesländern ausführlich eingehen wird.
    Bei Einbringung des Etats habe ich die Probleme der Altländer geschildert, deren Haushaltsansätze im sozialen Wohnungsbau und bei der Städtebauförderung, um zwei Hauptproblemkreise zu nennen, gekürzt worden waren. Das konnte die Wohnungsbaupolitiker sicherlich nicht zufriedenstellen, und es konnte sie nicht ruhen lassen, da sich bekanntlich die Wohnungsprobleme in den alten Bundesländern nicht entschärft hatten, sondern der Lösungsbedarf eher zugenommen hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Sehr richtig!)

    Hier war und ist die Situation in den Ballungsräumen besonders gravierend.

    (Zuruf von der SPD: Sehr wahr!)

    Wir haben deshalb besondere finanzielle Anstrengungen gefordert, um Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in ein für alle Seiten erträgliches Gleichmaß zu bringen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich kann hier und heute mit großer Genugtuung feststellen, daß sich der Finanzminister einen gewaltigen Schritt nach vorn bewegt und realistische Finanzierungsmöglichkeiten im Wohnungsbau eröffnet hat, die sich, weil umsetzbar, wohltuend von den oft utopischen Forderungen der SPD abheben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Widerspruch bei der SPD)

    Nach wie vor wird von der SPD die unrealistische und deshalb nicht durchführbare Methode zum Dogma erhoben, einerseits zu hohe Staatsverschuldung anzuprangern und andererseits sich den betroffenen Wohnungsuchenden und der Wohnungswirtschaft als die großen milliardenspendenden Problemlöser anzubiedern.

    (Wolfgang Roth [SPD]: Den Satz muß ich im Protokoll lesen! Der ist so blöd!)

    Das bezieht sich, Herr Roth,

    (Wolfgang Roth [SPD]: Verb stimmt nicht; Substantiv stimmt nicht; nichts stimmt in dem Satz! Der Stenographische Dienst ist wieder die einzige Rettung!)

    ausdrücklich auch auf den heute von Ihnen eingebrachten Änderungsantrag. Was uns jetzt an Änderungen im Wohnungsbauetat im positiven Sinn vorliegt, verdient Dank und Anerkennung, weil es im Gegensatz zu maßlosen und deshalb nicht realisierbaren Forderungen der Opposition steht, die ja oft von Ihren eigenen Vertretern, meine Damen und Herren von der SPD, im Haushaltsausschuß nicht mitgetragen wurden.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Unsere Anregungen während der Beratung des Einzelplans 25 sind zu großen Teilen realisiert.

    (Helmut Esters [SPD]: Na klar! Das habt ihr euch vorher aufgeschrieben!)

    Sie sind den Bedürfnissen angepaßt und gefährden in keiner Weise die Stabilität dieses Haushalts und zukünftiger Haushalte.
    Einen entscheidenden Schritt im sozialen Wohnungsbau stellt die Erhöhung des Verpflichtungsrahmens auf 2 Milliarden DM für die alten Bundesländer dar. Dies war die Forderung der Koalition und deren Wohnungsbaupolitiker. Diese Forderung ist damit erfüllt. Weitere 700 Millionen DM sind für den Wohnungsbau in Ballungsräumen zur Verfügung gestellt worden.

    (Achim Großmann [SPD]: Das wollten Sie zunächst gar nicht!)

    Dies war eine weitere Forderung der Wohnungsbaupolitiker der Koalition. Diese Forderung ist damit erfüllt.

    (Norbert Formanski [SPD]: Auf unser Drängen ist nachgebessert worden!)




    Hans-Wilhelm Pesch
    Dies bedeutet gerade für die alten Bundesländer eine breit angelegte zukünftige Entlastung auf dem Wohnungsmarkt.
    Ich wiederhole unser Anliegen, daß neben der Förderung des sozialen Wohnungsbaus eine möglichst breite Streuung des privaten Eigentums erreicht werden muß.
    Ich möchte mich aber gerade heute noch einmal verstärkt der Bereitstellung von Mietwohnungen zuwenden. Dabei möchte ich allerdings im Hinblick auf das Wohnungsbausonderprogramm für Regionen mit erhöhtem Wohnbedarf noch einmal mit Nachdruck darauf hinweisen, daß für die Einbeziehung in eine solche Maßnahme nicht nur, wie vorgesehen, die Höhe der jeweiligen Mietenstufe, sondern auch die Gesamtzahl der Bevölkerung und die jeweiligen Zuwanderungen Berücksichtigung finden müssen.
    Unser großes, vielleicht etwas zu hoch gestecktes Ziel, in drei Jahren rund 1 Million Wohnungen zu erstellen,

    (Norbert Formanski [SPD]: Ja!)

    ist aus verschiedensten Gründen, die in der Mehrzahl nicht beim Bund liegen, nicht erreicht worden. Für das laufende Jahr 1991 wird aber immerhin mit der Fertigstellung von ca. 295 000 Wohnungen gerechnet.

    (Dr. Ilja Seifert [PDS/Linke Liste]: Das ist viel zuwenig! )

    Ich fordere hier noch einmal mit allem Nachdruck, daß die Fehlbelegungen im sozialen Wohnungsbau weiter abgebaut werden müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Abbau der Fehlbelegungen, verstärkter sozialer bzw. frei finanzierter Wohnungsbau in den Ballungsräumen, Förderung des Aus- und Umbaus von vorhandenen Gebäuden sind wesentliche Faktoren, den Mietwohnungsbau in den nächsten Jahren wesentlich zu steigern, wenn die Länder in allen genannten Bereichen mitziehen. Das Mittun der Länder war und bleibt leider die große Unbekannte bei dieser gemeinsamen Kraftanstrengung.
    Bei allen Förderprogrammen, meine Damen und Herren, bleibt der dritte Förderweg eigentlich d e r Weg, mit dem geringstmöglichen Einsatz größtmöglichen Nutzen zu erzielen.

    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

    Darüber hinaus brauchen wir — dies wird nicht immer mit Wohlwollen aufgenommen — , die möglichst marktnahe Miete. Die Subjektförderung in Form von Wohngeld ist dabei der sicherste Weg zu marktgerechten Mieten, die dann auch von den jeweiligen Mietern eben mit der Hilfe des Wohngelds gezahlt werden können und die vor allem — das ist doch wohl das Entscheidende — zu mehr Wohnungen führen.

    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau so!)

    Ausweisungen von Bauland in den Gemeinden, Bereitstellung verbilligter bundeseigener Grundstücke im Rahmen der Konversion bisher militärisch genutzter Grundstücke, das Wohnungsbauerleichterungsgesetz vom 17. Mai 1990 zur Beschleunigung von Bauleitverfahren, Wiederbelebung auch des Werkswohnungsbaus sind u. a. Maßnahmen, den Wohnungsbau wieder nach dem Bedarf auszurichten. Die finanziellen Grundvoraussetzungen sind mit dem vorliegenden Etat vom Bund geschaffen.
    Im Eigenheimbau und bei der Errichtung von Eigentumswohnungen sind entscheidende Grundlagen zur Ankurbelung gelegt worden. Ich erinnere an erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten — in vier Jahren von 5 auf 6 % —, an die Ausdehnung des § 10e auf Aus- und Umbauten für Familienangehörige, an die Verbesserung des Baukindergelds, an den Schuldzinsenabzug. Alles das geschieht per Stichtag 15. Oktober 1991. Das, meine Damen und Herren, ist im Gegensatz zu den Forderungen der SPD handfeste Wohnungsbaupolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Für Reiche!)

    Was die Wohnungsbaupolitiker nicht zufriedenstellt, sind die nicht ausreichenden Mittel in der Städtebauförderung. Hier handelt es sich nicht nur — wie oft falsch dargestellt wird — darum, schön und rot gepflasterte Radwege zu finanzieren, sondern um ganz konkrete Sanierungsmaßnahmen, die für erforderliche strukturelle Veränderungen in den Gemeinden außerordentlich notwendig sind. Hier dürfen wir in Zukunft nicht lockerlassen, den entsprechenden Haushaltstitel aufzustocken.
    Meine Damen und Herren, ich möchte den Mitgliedern des Haushaltsausschusses und natürlich auch dem im Augenblick nicht anwesenden Finanzminister

    (Wolfgang Roth [SPD]: Der ist während Ihrer Rede gegangen! Außerordentlich unhöflich!)

    dafür danken, daß so viel Verständnis für die Anliegen der Wohnungsbaupolitiker gezeigt worden ist. Nun gilt es, dieses Verständnis über Jahre hinweg zu konservieren.
    Der vorliegende geänderte Einzelplan 25 entspricht den Zielvorstellungen der CDU/CSU-Fraktion, was die Bewältigung der wohnungspolitischen Probleme angeht. Er ist ein Etat, der unsere soliden Forderungen berücksichtigt, die den wirklichen Bedürfnissen angepaßt sind und in keiner Weise die Stabilität zukünftiger Haushalte belasten.
    Wir müssen das Machbare auf den Weg bringen. Das tun wir mit diesem Haushalt. Politisches Taktieren und daraus resultierende utopische Forderungen der SPD müssen wir zurückweisen und unbeirrt unseren jetzt eingeschlagenen Weg weitergehen.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Halten Sie die Forderung nach einer angepaßten Wohnung für utopisch?)

    Die CDU/CSU-Fraktion stimmt dem vorliegenden geänderten Einzelplan 25 zu.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)