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ID1205904700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/59 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 59. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Eidesleistung eines Ministers Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 4885 A Friedrich Bohl, Bundesminister (ChefBK) 4885 B Tagesordnungspunkt II: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksachen 12/1000, 12/1329) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/1401, 12/1600) 4885D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/1402, 12/1600) 4885 D Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/1403, 12/1600) 4886A Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen 12/1408, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksachen 12/1426, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksachen 12/1430, 12/1600) in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 12/1420, 12/1600) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt III: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1991 (Nachtragshaushaltsgesetz 1991) (Drucksachen 12/1300, 12/1587, 12/1599) Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 4886 C Jochen Borchert CDU/CSU 4892 B Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 4892D, 4923 B Helmut Esters SPD 4893 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP 4897 A Dr. Willfried Penner SPD 4899 C Dr. Dietmar Keller PDS/Linke Liste 4900 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 4903 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 4907 B Joachim Poß SPD 4913 D Josef Duchac, Ministerpräsident des Landes Thüringen 4917 D Helmut Esters SPD 4920 A Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU 4920 D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 4922 C Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 4926 B Hans-Werner Müller (Wadern) CDU/CSU 4927C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 12/1412, 12/1600) Ernst Waltemathe SPD 4930 A Dr. Peter Struck SPD 4931 C Wilfried Bohlsen CDU/CSU 4933D Werner Zywietz FDP 4936 A Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4938 A Dr. Günther Krause, Bundesminister BMV 4940 A Ernst Waltemathe SPD 4940 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4941 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 12/1422, 12/1600) Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD 4943 A Hans-Wilhelm Pesch CDU/CSU 4946 A Carl-Ludwig Thiele FDP 4948 A Rolf Rau CDU/CSU 4949 C Dr. Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin BMBau 4951A Namentliche Abstimmung 4952 D Ergebnis 4967 A Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 12/1416 [neu], 12/1600) Hans Georg Wagner SPD 4953 A Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU 4953 B Michael von Schmude CDU/CSU 4956 D Jutta Braband PDS/Linke Liste 4958 C Gerhart Rudolf Baum FDP 4961 C Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4961 D Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4963 B Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär BMU 4964 A Nächste Sitzung 4969 C Berichtigung 4969 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 4971 * A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 59. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. November 1991 4885 59. Sitzung Bonn, den 26. November 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 57. Sitzung, Seite 4676A: Die unter ZP 2 und ZP 3 abgedruckten Texte sind zu streichen. Folgende Fassung ist einzufügen: ZP2 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Verhältnisses von Kriegsfolgengesetzen zum Einigungsvertrag — Drucksache 12/1504 — Überweisungsvorschlag: Innenausschuß (federführend) Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Haushaltsausschuß ZP3 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Bundesärzteordnung und weiterer Bundesgesetze für Heilberufe — Drucksache 12/1524 — Überweisungsvorschlag: Ausschuß für Gesundheit Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 26. 11. 91 * Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 26. 11. 91 Bernrath, Hans Gottfried SPD 26. 11. 91 Blunck, Lieselott SPD 26. 11. 91 ** Börnsen (Ritterhude), SPD 26. 11. 91 Arne Büchler (Hof), Hans SPD 26. 11. 91 Clemens, Joachim CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 26. 11. 91 Herta Doppmeier, Hubert CDU/CSU 26. 11. 91 Genscher, Hans-Dietrich FDP 26. 11. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 26. 11. 91 Helmrich, Herbert CDU/CSU 26. 11. 91 Jaunich, Horst SPD 26. 11. 91 Koschnick, Hans SPD 26. 11. 91 Kretkowski, Volkmar SPD 26. 11. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 26. 11. 91 Dr. Lehr, Ursula CDU/CSU 26. 11. 91 Meißner, Herbert SPD 26. 11. 91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 26. 11. 91 ** Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 26. 11. 91 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nolte, Claudia CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Paziorek, Peter Paul CDU/CSU 26. 11. 91 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 26. 11. 91 * Rempe, Walter SPD 26. 11. 91 Rennebach, Renate SPD 26. 11. 91 Rixe, Günter SPD 26. 11. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 26. 11. 91 Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 26. 11. 91 Andreas Schuster, Hans Paul FDP 26. 11. 91 Hermann Seidenthal, Bodo SPD 26. 11. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 26. 11. 91 ** Stübgen, Michael CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 26. 11. 91 Dr. Ullmann, Wolfgang Bündnis 26. 11. 91 90/GRÜNE Voigt (Frankfurt), SPD 26. 11. 91 Karsten D. Dr. Voigt (Northeim), CDU/CSU 26. 11. 91 Hans-Peter Vosen, Josef SPD 26. 11. 91 Wollenberger, Vera Bündnis 26. 11. 91 90/GRÜNE Zierer, Benno CDU/CSU 26. 11. 91 ** * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Nils Diederich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Minister Waigel, nachdem wir nun die große Finanzpolitik abgehandelt haben, möchte ich daran erinnern, daß Sie auch einem Ministerium mit einer Reihe von Fachaufgaben vorstehen. Als Berichterstatter darf ich mich einigen Aspekten hierzu zuwenden, damit Sie nicht den Eindruck gewinnen, daß nicht auch Ihre fachliche Arbeit unter den scharfen Augen des Haushaltsausschusses steht.
    Bereits anläßlich der Beratung zum Haushalt 1991 haben wir uns an dieser Stelle über die Modernisierung der Grenzabfertigungsanlagen zur CSFR und zu Polen unterhalten. Ich hatte angemahnt, daß dort etwas geschehen sollte. Unter dem 26. Juni haben Sie mir freundlicherweise einen Brief geschrieben, der mit dem Satz endete, Sie hätten angewiesen, daß dort etwas geschehe und daß Mittel umgeschichtet würden.
    Ich muß allerdings feststellen, daß es auch im zweiten Jahr der deutschen Einigung de facto weder an den Grenzabfertigungsanlagen noch in den neuen Ländern selbst große baureife Projekte gibt. Wie aus der langen Liste im Haushaltsplan — vordergründig ansehnlich — hervorgeht, liegen von 17 neuen Vorhaben zehn in Ostdeutschland. Von den zehn Projekten sind allerdings neun mit einem Vorbehalt versehen, was heißt, daß es sich — jedenfalls was das Jahr 1992 betrifft — lediglich um Absichtserklärungen handelt, nicht, wie es bei der Mehrzahl der westdeutschen Projekte der Fall ist, um durchführungsreife Planungen. Ich höre in Berlin täglich auf verschiedenen Wellen im Radio die Meldung: in Pommellen Wartezeiten für Lkw bis zu zehn Stunden. Das ist kein Einzelfall; das haben wir, wie ich weiß, an vielen Übergängen.
    Herr Minister, ich denke, es ist dringlich, daß dort etwas geschieht. Trotz aller großen finanzpolitischen Aufgaben muß ich Sie eindringlich auffordern, dort sehr schnell zu handeln, denn der Verkehr ist die erste Grundlage für einen internationalen Austausch in der Wirtschaft und für deren Wachstum.
    Es gibt aber auch im Lande eine ganze Reihe von Aufgaben: die Schaffung von Unterkünften, der Neubau von Wohnungen für Verstärkungskräfte in Ballungsgebieten, der Umbau von Dienstgebäuden, z. B. der Hauptzollämter in Dresden und Pirna. Die Baumaßnahmen für die Oberfinanzdirektionen z. B. in Cottbus, Erfurt und Magdeburg sind zwar angekündigt, für 1992 ist dafür aber keine Mark eingestellt. Ich denke, diese Maßnahmen könnten konsequenter und schneller vorangetrieben werden, und erwarte, daß Sie zusagen, für eine Beschleunigung der Planungsverfahren zu sorgen, damit wir bereits 1992 einige Investitionen vornehmen können, und daß Sie bereit sind, auch Mittel umzuschichten, wenn das möglich ist.
    Als zweites möchte ich die Vermögenszuordnung und die Verwertung der dem Bund zugefallenen Liegenschaften ansprechen. Die Koalitionsfraktionen haben leider die Personalwünsche des Finanzministers nur sehr zögerlich und nach großem Drängen erfüllt.

    (Hans-Werner Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Vollständig erfüllt!)

    Wir wissen, daß Zehntausende von Grundstücken in den neuen Ländern zugeordnet werden müssen und daß Eigentumsansprüche geklärt werden müssen. Wenn das nicht sehr schnell geschieht, heißt das, daß der Aufschwung in den neuen Ländern weiter gehemmt wird.
    Ich kann aus der Sicht meines Wahlkreises, der Region Berlin/Brandenburg, sagen, daß eines der größten Investitionshemmnisse immer noch die Grundstücksfrage ist. Hier ist es nicht die Treuhand, es sind auch nicht nur die ungeklärten privaten Eigentumsverhältnisse, sondern es sind die noch nicht funktionierende Bundesvermögensverwaltung und die noch nicht funktionierende Vermögenszuordnung. Auch hier erwarten wir, Herr Finanzminister, daß sehr schnell etwas passiert. Wir brauchen das für die wirtschaftliche Entwicklung in den neuen Ländern.
    Wir hatten im Frühjahr während der Beratungen des Haushalts 1991 beantragt, daß Grundstücke aus Bundesvermögen verbilligt abgegeben werden sollten. Die Koalition hatte das im Ausschuß noch vehement abgelehnt. Sie haben dann von diesem Pult aus im Frühjahr angekündigt, daß sich dort einiges tun werde. Ich denke, man kann sagen, inzwischen sind



    Dr. Nils Diederich (Berlin)

    einige Schritte getan worden. Wir sind dankbar, daß Sie unserem Drängen nachgegeben haben.

    (Zuruf von der SPD: Er ist lernfähig!)

    — Richtig, aber das Lernen ist ein immerwährender Prozeß. Uns genügt das, was wir erreicht haben, nicht. Wir haben gefordert, daß in begründeten Ausnahmefällen Grundstücke für Wohnzwecke, zur Schaffung von Studentenwohnungen, zum Ausbau von Infrastruktur und zur Schaffung von Arbeitsplätzen auch für ökologisch wertvolle Flächen zu Zwecken des Gemeinbedarfs bis zu 80 % ermäßigt abgegeben werden sollen und abgegeben werden dürfen. Dem ist die Koalition nicht gefolgt. Wir halten das insbesondere für die neuen Länder für dringlich; für ebenso dringlich halten wir es aber für die Regionen, in denen Militärstandorte aufgehoben werden und in denen es zu erheblichen ökonomischen und sozialen Strukturveränderungen kommt. Der Bund wird nicht ärmer, wenn er diese Grundstücke so billig abgibt; denn sie sind uns schließlich durch die Veränderungen der Weltlage als Geschenk zugefallen und nicht mühselig erworben. Wir sollten die Regionen, die von diesen Veränderungen betroffen sind, als allererste an den Vorteilen partizipieren lassen.

    (Beifall hei der SPD)

    Wir werden diese Forderung also weiter auf den Tisch legen.
    Lassen Sie mich, da die Zeit knapp ist, nur noch auf einen Bereich hinweisen, der uns allen große Sorge macht. Täglich werden wir durch die Treuhandanstalt mit neuen Milliardenskandalen, mit neuen Personalproblemen konfrontiert. Es wird immer häufiger klar, daß der Finanzminister offenbar nicht in der Lage ist, diese Einrichtung so zu steuern, daß sie ihre Aufgabe wirklich positiv erfüllen kann. Es ist eben nicht eine private Holding. Herr Minister, Sie haben das vorhin auch eingeräumt. Es ist nicht nur die Staatshaftung, die dahintersteht, es ist auch die politische Verantwortung, die wir alle gemeinsam haben, um den Umbau in den neuen Ländern erfolgreich voranzubringen.
    Meines Erachtens zeigt sich jetzt sehr deutlich, daß die Treuhand hoffnungslos überfordert ist - und offenkundig das aufsichtsführende Ministerium auch. Ich halte die Treuhand — ich kann das im einzelnen jetzt leider nicht ausführen — in der jetzigen Form für eine gigantische Fehlkonstruktion. Ich räume ein, daß die Treuhand in sehr kurzer Zeit wirksam arbeiten muß. Ich räume auch ein, daß es schwierig ist, ausreichend qualifizierte Kräfte für diesen Riesenapparat bereitzustellen. Aber ich denke, daß sich die Grundphilosophie der ganzen Einrichtung inzwischen als fehlerhaft erwiesen hat. Es kommt nicht darauf an, um jeden Preis zu verscherbeln, zu privatisieren.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr wahr!)

    Denn was nützt es uns, wenn die Stahlwerke in Hennigsdorf an einen internationalen Konzern abgegeben werden, wenn dabei praktisch nur noch die fast leere Hülle, die Immobilie, übernommen wird und die 5 000 his 6 000 Arbeitnehmer dem Bund präsentiert werden, der sie dann in Beschäftigungsgesellschaften finanzieren darf? Wäre es nicht besser, die Unternehmen, wie es nach dem Kriege in Westdeutschland geschehen ist, für eine Übergangszeit als Staatsbetriebe weiterzuführen und zu sanieren — ich nenne die Beispiele DIAG und Salzgitter — und dann, wenn sie saniert sind, auf den Markt zu bringen? Ich glaube, hier ist auch der Finanzminister gefordert. Wir fordern ihn auf, die Politik, die er mit und gegenüber der Treuhand betreibt, gründlich zu überdenken und zu verändern.
    Sehr geehrter Herr Finanzminister, wir können Ihrem Haushalt nach aller Kritik, die wir heute angebracht haben, natürlich nicht zustimmen.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Warum nicht?)

    Ich räume ein, daß wir in hervorragender Weise in einzelnen Punkten mit dem Ministerium haben zusammenarbeiten können. Ich freue mich, daß es uns gelungen ist, punktuelle Erfolge zu erzielen; aber wir wunschen uns, daß Sie sich noch mehr bewegen, bis wir eines Tages einmal zustimmen können, weil Sie die sozialdemokratischen Wünsche erfüllt haben.
    Danke.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, das Wort hat nun unser Kollege Hans-Werner Müller (Wadern).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Werner Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zum Abschluß dieser finanzpolitischen Debatte habe ich noch einige Bemerkungen zu dem, was wir heute morgen hier gehört haben, sowie zu einigen Aspekten, die ich auch als Berichterstatter zu diesem Einzelplan ansprechen möchte, zu machen.
    Die Entscheidung für die deutsche Einheit war eine Entscheidung für die Soziale Marktwirtschaft. Wir alle wissen, daß die Soziale Marktwirtschaft vom Staat nicht gegängelt werden darf, daß aber eine funktionierende Verwaltung unabdingbar ist. Ich möchte hier über das sprechen, was gerade die Verwaltung des Bundesfinanzministers zur Funktionstüchtigkeit dieser Sozialen Marktwirtschaft leisten muß, und dies insbesondere im Vereinigungsprozeß. Ohne diese funktionierende Verwaltung ist der Aufschwung Ost nämlich nicht zu realisieren.
    Abrunden will ich meinen Beitrag mit wenigen Hinweisen auf politische Entscheidungen, die zwar in der Relation nicht so viel Geld kosten, die aber wichtig sind, um dieses System der Sozialen Marktwirtschaft bei uns aufrechtzuerhalten und es auch in den Nachbarstaaten, den Reformstaaten, während der Einführung zu flankieren. Ich spreche vom Aufbau der Bundesvermögensverwaltung in den neuen Ländern. Ich will das aufgreifen, was Herr Kollege Nils Diederich zur verbilligten Abgabe von Grundstücken gesagt hat; ich werde da andere Akzente setzen. Ich spreche die Gutachten, die wir in Begleitung der Arbeit der Treuhand erstellen, und einiges andere mehr an.
    Wir haben 500 000 ha Fläche hinzugewonnen; 5 000 km2. Das ist die doppelte Fläche meines Bundeslandes. Es sind insgesamt 5 % der Fläche der ehemaligen DDR. 66 000 Wohnungen, 700 Großliegen-



    Hans-Werner Müller (Wadern)

    schaften und 36 000 Gebäude werden uns von den sowjetischen Streitkräften zurückgegeben.
    In verstärktem Maße läßt sich dieser ungeheure Wohnungsbestand jetzt für eine Unterbringung sonstiger Bundesbediensteter nutzen; oder, was vorzuziehen ist, dieser Bestand kann nach und nach veräußert werden.
    Meine Damen und Herren, deswegen haben wir trotz der Maßstäbe, die wir sonst im Haushaltsausschuß anlegen, wenn es um Personalvermehrung geht, dieses Mal — anders, als Sie es eben ausgedrückt haben — die Anforderungen des Bundesfinanzministers hinsichtlich der Stellenerhöhung voll erfüllt.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Nur sehr zögernd!)

    Es sind 742 neue Stellen,

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD]: Da haben wir ganz schön drängeln müssen!)

    die wir nur deswegen genehmigt haben, weil eine rasche Abwicklung dieser Grundstücksfragen unabdingbar ist und weil wir uns auf keinen Fall den Vorwurf gefallen lassen wollen, daß wir private Investitionen verzögern wollten, da die Grundstücksverwaltungen ihre Hausaufgaben nicht machen können.
    Meine Damen und Herren, wir als Parlament erwarten aber — und das haben wir bei anderer Gelegenheit auch schon gesagt — , daß öffentlich Bedienstete, deren andere Aufgaben wegfallen, hier vordringlich eingesetzt werden. Wenn z. B. der Bundesfinanzminister 1 200 Stellen von Zollbeamten freisetzen muß, weil — Gott sei Dank — die innerdeutsche Grenze wegfällt bzw. weil der europäische Binnenmarkt jetzt eingeführt wird, dann sollte man, bevor man neue Leute anwirbt, natürlich auf die Kräfte zurückgreifen, die vorhanden sind.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr wahr!)

    Ich glaube, das sind wir dem Steuerzahler schuldig.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/ CSU — Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)

    Kollege Esters — er ist jetzt nicht da — , ich möchte Ihnen sagen: Wir haben diese Sperre, die wir bei der Gauck-Behörde eingebracht haben — wir werden im Laufe dieser Tage noch Gelegenheit haben, darüber zu sprechen — , nicht als ein Hindernis verstanden, durch das die Gauck-Behörde ihre Arbeit nicht bewältigen kann; sondern es ist ein klarer Fingerzeig an die Regierung, freiwerdendes Personal auch für diese Aufgaben einzusetzen, was ja ohne weiteres möglich ist.
    Die Grundstücke, die dem Bund zugewachsen sind — sie liegen ja nicht nur im Osten, sondern durch den Wegfall der Liegenschaften der Bundeswehr zunehmend auch im Westen — , müssen sinnvoll verwertet werden. Deswegen haben wir eine Reihe von Vermerken in diesen Haushaltsplan eingebracht, die die Länder und Kommunen nachhaltig unterstützen.
    Ein Teil der Probleme der Truppenreduzierung kann damit gelöst werden. Nicht mehr militärisch genutzte Grundstücke werden mit erheblichem Preisnachlaß zur Erfüllung einer Vielzahl von Aufgaben preisgünstig verkauft.
    Meine Damen und Herren, es handelt sich hierbei — das ist kein zu großes Wort — um die größte Verbilligungsaktion bundeseigener Grundstücke für öffentliche und soziale Aufgaben. Dies muß deutlich gesagt werden. Die Gemeinden und Städte, die bisher auf Grund der Stationierung von Streitkräften und ihrer Liegenschaften besondere Belastungen tragen mußten, können jetzt von diesen Maßnahmen besonders profitieren.
    In den neuen — oder jungen — Bundesländern wird der Aufbau der Gebietskörperschaften dadurch weiter gefördert. Ich will nicht zu sehr in die Einzelheiten gehen, aber dadurch ist die Schaffung von neuem Wohnraum im Rahmen des Sozialwohnungsbaus möglich, die Schaffung von Studentenwohnraum, für Verwaltungszwecke, für Hochschulen, Alten- und Pflegeheime und vieles andere mehr. Der Bund verzichtet auf Sanierungsgewinne, wenn sich Gemeinden dazu entschließen, diese Liegenschaften für die Sanierung vorzusehen. Schließlich räumt der Bund auch großzügigste Zahlungskonditionen ein, wobei auch das Instrument des Erbbaurechts weiter zur Anwendung kommen kann. Ich darf wiederholen: Es ist die größte Verbilligungsaktion bundeseigener Grundstücke, die wir bisher erlebt haben.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch einige Punkte ansprechen, bei denen sich der Finanzminister mit Geld engagiert, um den gesamten Prozeß der Einführung der Sozialen Marktwirtschaft zu begleiten, und dies nicht nur bei uns, insbesondere in den neuen Bundesländern, sondern auch in den benachbarten östlichen Reformstaaten. Hier sind zu nennen: die Kosten für Sachverständige, die Finanzierung von Symposien zur Frage der Privatisierungspolitik sowie ein Beitrag, den wir zum Aufbau von Kapitalmärkten und Wertpapierbörsen in mittel- und osteuropäischen Staaten leisten. Es ist wichtig, daß dies auch einmal in einer Haushaltsdebatte erwähnt wird.
    Wir bringen 55 Millionen DM für Experten aus, die die Strukturpolitik, die in den neuen Ländern zu betreiben ist, begleiten sollen. Das sind Aufgaben, die der Finanzminister und auch die Treuhandanstalt nicht allein bewältigen können. Es geht um Gutachten, die von externen Experten gefertigt werden, die vornehmlich prüfen, wie sich die Durchführung der Konzepte auf die betroffenen Regionen oder auch auf die entsprechenden Branchen auswirkt. Die notwendigen Untersuchungen, die dabei anfallen, können — wie ich schon sagte — weder von der Treuhandanstalt noch vom Finanzminister geleistet werden. Sie sind aber wichtig, um die regional- und strukturpolitischen Entscheidungen vorzubereiten.
    Meine Damen und Herren, wir haben im Haushaltsausschuß auch Wert darauf gelegt, daß nicht immer dieselben Experten als Sachverständige zum Zuge kommen, sondern daß die Beauftragung der Gutachter breit gestreut wird. Der Privatisierungsprozeß schreitet ja erfreulicherweise rasch voran — wie hier auch Herr Ministerpräsident Duchac vorgetragen hat — , aber mit dieser wachsenden Geschwindigkeit ändern sich die Strukturen in den neuen Bundeslän-



    Hans-Werner Müller (Wadern)

    dern. Deswegen ist die regelmäßige Überprüfung von Organisation und Aufgaben der Treuhandanstalt notwendig.
    Meine Damen und Herren, wir müssen auch einen Betrag für Gutachten und Symposien zu Fragen der Privatisierungspolitik ausbringen. In zunehmendem Maße wird von den östlichen Reformstaaten der Wunsch an uns herangetragen, man möge doch einmal ganz einfach zum Ausdruck bringen, wie eine durchdachte Privatisierungspolitik betrieben werden müsse. Der Sachverstand — unser Sachverstand — muß also in diese Länder hineingebracht, ihnen zur Verfügung gestellt werden. Das ist aus diesem Titel zu zahlen.
    Nun darf ich ein letztes Beispiel, das mir wichtig erscheint, ansprechen. Eine Million DM geben wir — wir haben sie allerdings noch gesperrt — für privatwirtschaftliche Initiativen beim Aufbau von Börsen und Kapitalmärkten in Osteuropa aus. Vorgesehen ist neben der Zurverfügungstellung des Know-hows aus den Banken- und Börsenkreisen die Weitergabe dieses Wissens in Aus- und Fortbildungsmaßnahmen und auch die Beteiligung am Aufbau entsprechender Datenverarbeitungsverfahren. Selbstverständlich wird der Hauptteil dieser Aufgabe zukünftig von den Börsen und Banken auf Grund der dort vorhandenen Interessenlage wahrzunehmen sein. Es geht hier lediglich um eine ganz bescheidene Anschubfinanzierung, die den Reformprozeß in den Staaten Mittel- und Osteuropas zum Aufbau marktwirtschaftlicher Ordnungen durch die Schaffung funktionierender Kapitalmärkte — insbesondere die Einrichtung von Wertpapierbörsen — fördert. Die Fördermaßnahme ist ein Baustein für einen sich selbst tragenden Entwicklungsprozeß.
    Neben den wirtschaftlichen und rechtlichen Voraussetzungen für die Herausbildung entsprechender Märkte sind Beratung und technische Hilfe von größter Bedeutung. Mit wenig Mitteln kann hier eine beträchtliche Wirkung erzielt werden. Die deutsche Wertpapierbörse, ja, der Finanzplatz Deutschland bieten eine gute Chance für eine Drehscheibenfunktion für die östlichen Staaten.
    Lassen Sie mich zum Abschluß dieser Debatte ganz persönlich einen Dank an den Finanzminister, vor allen Dingen aber auch an die Beamten des Finanzministers richten. Wir, die wir als Berichterstatter näher dran sind, erleben seit Monaten, wie dieses Ministerium beansprucht wird, um die Jahrhundertaufgabe deutsche Einheit und alles, was damit zusammenhängt, zu leisten und zu schultern. Wir verfügen — wir haben das festgestellt — über qualifizierte Beamte, von denen wir wissen, daß sie diese Aufgabe meistern werden. Es ist richtig, das auch an dieser Stelle einmal auszudrücken. Nicht zuletzt auch aus diesem Grunde stimmen wir dem Haushaltsplan zu.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)