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    Plenarprotokoll 12/53 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 53. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 Inhalt: Ausscheiden des Abgeordneten Bernd Henn aus der Gruppe der PDS/Linke Liste 4363 A Tagesordnungspunkt 2: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der NATO in Rom sowie EG-Konferenz in Maastricht b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Beziehungen zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat (Drucksache 11/8265) c) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Wirtschafts- und Währungsunion (Drucksache 11/8266) d) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Zusammenhalt im Wirtschafts- und Währungsbereich (Drucksache 11/8268) e) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu dem Verfahren der Zustimmung: Praxis, Verfahrensablauf und Ausblick in die Zukunft (Drucksache 11/8491) f) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Regierungskonferenzen im Rahmen der Strategie des Europäischen Parlaments im Hinblick auf die Europäische Union (Drucksache 11/8539) g) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu der Einberufung der Regierungskonferenzen über die Wirtschafts- und Währungsunion und über die Politische Union (Drucksache 11/8540) h) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Wirtschafts- und Währungsunion im Rahmen der Regierungskonferenz (Drucksache 12/946) i) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD zu den Verhandlungen der Bundesregierung in den EG-Regierungskonferenzen zur Politischen Union und zur Wirtschafts- und Währungsunion (Drucksache 12/1434) j) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den verfassungsmäßigen Grundlagen der Europäischen Union (Drucksache 12/45) k) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Stärkung der Rechte und Befugnisse des Europäischen Parlaments — Januar bis Dezember 1990 — (Drucksache 12/75) 1) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Perspektiven für eine europäische Sicherheitspolitik: Die Bedeutung einer europäischen Sicherheitspolitik und ihre Auswirkungen für die Europäische Politische Union (Drucksache 12/940) m) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Unionsbürgerschaft (Drucksache 12/949) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 n) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu einem allgemeinen Schema für Assoziierungsabkommen mit den Ländern in Mittel- und Osteuropa (Drucksache 12/600) o) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Vollendung des Binnenmarktes: Annäherung der indirekten Steuern in der Gemeinschaft bis 1993 und danach (Drucksache 12/943) p) Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über die Tagung der Versammlung vom 3. bis 6. Juni 1991 in Paris (Drucksache 12/1082) q) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1991 (Drucksache 12/1084) r) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: 48. Bericht der Bundesregierung über die Integration der Bundesrepublik Deutschland in die Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum 1. Januar bis 30. Juni 1991) (Drucksache 12/1201) Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler 4365 A Norbert Gansel SPD 4371 B Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU 4375 D Dr. Helmut Haussmann FDP 4378 D Andrea Lederer PDS/Linke Liste 4380 D Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister AA 4383 A Konrad Weiß (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 4385 A Norbert Gansel SPD 4385 B Gerd Poppe Bündnis 90/GRÜNE 4385 D Dr. Thomas Goppel, Staatsminister des Freistaates Bayern 4388 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD 4389 D Ulrich Irmer FDP 4390 B Karl Lamers CDU/CSU 4391 D Bernd Wilz CDU/CSU 4393 D Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD 4395 B, 4404 A, B Ortwin Lowack fraktionslos 4395 D Dr. Werner Hoyer FDP 4397 D Dr. Norbert Wieczorek SPD 4399 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 4401 D Karl Lamers CDU/CSU 4403 C Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU 4405 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD (zur GO) 4406 D Dr. Werner Hoyer FDP (zur GO) 4407 A, D, 4408 B Dr. Norbert Wieczorek SPD (zur GO) 4407 B Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksachen 12/1391 vom 29. Oktober 1991 und 12/1447 vom 31. Oktober 1991 — Zunahme der Verschmutzung der Elbe durch Schadstoffeinleitungen aus Betrieben in den neuen Bundesländern MdlAnfr 1, 2 Klaus Harries CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Bertram Wieczorek BMU 4408 D ZusFr Klaus Harries CDU/CSU 4409 C ZusFr Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4409 C ZusFr Dietmar Schütz SPD 4409 C Zahlung von Provisionen durch Stempelhersteller und andere Firmen für die Umrüstung von Postfrankiermaschinen MdlAnfr 3 Dr. Margrit Wetzel SPD Antw PStSekr Wilhelm Rawe BMPT 4410 A ZusFr Dr. Margrit Wetzel SPD 4410 A ZusFr Dr. Dagmar Enkelmann PDS/LL 4410 B Stellungnahme der Bundesregierung zum EG-Richtlinienvorschlag betr. Einführung der D2-Mac-Fernsehnorm MdlAnfr 4 Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP Antw PStSekr Wilhelm Rawe BMPT 4410 B ZusFr Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP 4411 A Verbesserung der Reaktion des Bundesgesundheitsamtes auf Meldungen über Nebenwirkungen von Arzneimitteln MdlAnfr 13 Antje-Marie Steen SPD Antw PStSin Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 4411 C ZusFr Antje-Marie Steen SPD 4411 D ZusFr Anneliese Augustin CDU/CSU 4412 A ZusFr Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD 4412 B Durchsetzung der Rechtsansprüche für durch L-Tryptophan-haltige Arzneimittel Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 III Geschädigte; Verbot von L-Tryptophan durch das Bundesgesundheitsamt MdlAnfr 14, 15 Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD Antw PStSin Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 4412 C, 4413 A ZusFr Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD 4412 D ZusFr Anneliese Augustin CDU/CSU 4413 B ZusFr Gudrun Schaich-Walch SPD 4413 B Einstufung der Gesundheitsgefährdung durch L-Tryptophan-haltige Arzneimittel im Bundesgesundheitsamt; Aufhebung der Meldepflicht für ein Präparat bei Veränderung des Rohstoffs MdlAnfr 16, 17 Regina Schmidt-Zadel SPD Antw PStSin Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 4413 C, 4414 A ZusFr Regina Schmidt-Zadel SPD 4413 D Schnellere Unterrichtung von Ärzten und Apothekern über Nebenwirkungen von Medikamenten, insbesondere bei L-Tryptophan-haltigen Präparaten; Verbot tryptophanhaltiger Arzneimittel durch das Bundesgesundheitsamt MdlAnfr 18, 19 Gudrun Schaich-Walch SPD Antw PStSin Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 4414 B, C ZusFr Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD 4414 D ZusFr Anneliese Augustin CDU/CSU 4415 A Kontrolle der auf den Namen von Besatzungsmitgliedern ausgestellten Seefahrtsbücher MdlAnfr 20 Dr. Margrit Wetzel SPD Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4415 B ZusFr Dr. Margrit Wetzel SPD 4415 C Erhöhung der Bundesbahntarife 1992; Einführung eines Halbpreispases nach Schweizer Vorbild MdlAnfr 22, 23 Dr. Maus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4415 D, 4416 A ZusFr Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 4415 D, 4416 A Antrag der Wasserschiffahrtsdirektion Aurich und der Meyer-Werft auf eine höhere Ausbautiefe der Ems MdlAnfr 25, 26 Dietmar Schütz SPD Antw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4417 A, B ZusFr Dietmar Schütz SPD 4417 B, C Entwicklung der Zahl unbegleitet einreisender Kinder seit Einführung des Visumszwangs für Personen unter 16 Jahren; Antragsteller dieser Asylanträge MdlAnfr 36, 37 Dr. Burkhard Hirsch FDP Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 4417 D, 4418 B ZusFr Dr. Burkhard Hirsch FDP 4418 A, B ZusFr Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 4418 A ZusFr Wolfgang Lüder FDP 4418 D ZusFr Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP 4418 D Zuständigkeitsverlagerung im Asylverfahren MdlAnfr 38 Jochen Welt SPD Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 4419A ZusFr Jochen Welt SPD 4419 C ZusFr Wolfgang Lüder FDP 4419 D ZusFr Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 4420 A ZusFr Dr. Burkhard Hirsch FDP 4420 B Beschleunigung der Asylverfahren MdlAnfr 39 Gerd Wartenberg (Berlin) SPD Antw PStSekr Eduard Lintner BMI 4420 C ZusFr Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 4421 A Zusatztagesordnungspunkt: Aktuelle Stunde betr. Weisung des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an das Land Hessen: Aufhebung der Stillegungsverfügung für die Plutoniumverarbeitung in Hanau vor Fertigstellung der Schwachstellenanalyse Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE 4421 C Klaus Harries CDU/CSU 4422 C Bernd Reuter SPD 4423 C Gerhart Rudolf Baum FDP 4424 B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 4425 C Bärbel Sothmann CDU/CSU 4426 B Dr. Klaus Kübler SPD 4427 B Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 4428 A Joseph Fischer, Staatsminister des Landes Hessen 4429 D Gerhart Rudolf Baum FDP 4432 C Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU 4433 D Horst Kubatschka SPD 4434 D Christian Lenzer CDU/CSU 4435 D Reinhard Weis (Stendal) SPD 4436 D Heinrich Seesing CDU/CSU 4437 C Nächste Sitzung 4438 C IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 4439* A Anlage 2 Rüstungsmaterial für Israel DringlAnfr 4 29.10.91 Drs 12/1391 Dr. Peter Struck SPD SchrAntw StSekr Peter Wichert BMVg 4439* C Anlage 3 Forschungsmittel und Auftragsvolumen für den Daimler-Benz-Konzern nach der Fusion mit MBB MdlAnfr 5 — Drs 12/1447 — Gabriele Iwersen SPD SchrAntw PStSekr Bernd Neumann BMFT 4440* A Anlage 4 Gewährung von Arbeitslosengeld an Selbständige, Künstler und Autoren in den neuen Bundesländern unter der Bedingung des Verzichts auf jede Berufsausübung MdlAnfr 6, 7 — Drs 12/1447 — Dr. Gerhard Päselt CDU/CSU SchrAntw PStSekr Horst Günther BMA 4440* B Anlage 5 Notwendigkeit des Mitführens ärztlicher Notfallkoffer in Bundesbahn-Fernzügen MdlAnfr 21 — Drs 12/1447 — Ingrid Walz FDP SchrAntw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4441* A Anlage 6 Beitrag der geplanten Erhöhung der Bundesbahntarife zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen MdlAnfr 24 — Drs 12/1447 — Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE SchrAntw PStSekr Wolfgang Gröbl BMV 4441* A Anlage 7 Rechtsgrundlage für die Übermittlung personenbezogener Daten über den designierten Brandenburger Datenschutzbeauftragten Weichert durch das Bundesamt für Verfassungsschutz MdlAnfr 41, 42 — Drs 12/1447 — Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI 4441* B Anlage 8 Fristen für die Einweisung von Ministerialräten in die Besoldungsgruppe B 3 1991 im Vergleich zu den Jahren ab 1988 MdlAnfr 35 — Drs 12/1447 — Günter Graf SPD SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI 4441* D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 4363 53. Sitzung Bonn, den 6. November 1991 Beginn: 10.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 06. 11. 91 * Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 06. 11. 91 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 06. 11. 91 Conradi, Peter SPD 06. 11. 91 Doppmeier, Hubert CDU/CSU 06. 11. 91 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 06. 11. 91 Ewen, Carl SPD 06. 11. 91 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 06. 11. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 06. 11. 91 Dr. Gysi, Gregor PDS 06. 11. 91 Haack (Extertal), SPD 06. 11. 91 Karl-Hermann Henn, Bernd fraktionslos 06. 11. 91 Hollerith, Josef CDU/CSU 06. 11. 91 Homburger, Birgit FDP 06. 11. 91 Huonker, Gunter SPD 06. 11. 91 Jäger, Renate SPD 06. 11. 91 Jaunich, Horst SPD 06. 11. 91 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 06. 11. 91 ** Jungmann (Wittmoldt), SPD 06. 11. 91 Horst Körper, Fritz Rudolf SPD 06. 11. 91 Kolbe, Manfred CDU/CSU 06. 11. 91 Koltzsch, Rolf SPD 06. 11. 91 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 06. 11. 91 Koschnick, Hans SPD 06. 11. 91 Kubicki, Wolfgang FDP 06. 11. 91 Dr. Graf Lambsdorff, Otto FDP 06. 11. 91 Meißner, Herbert SPD 06. 11. 91 Dr. Meyer zu Bentrup, CDU/CSU 06. 11. 91 * Reinhard Michels, Meinolf CDU/CSU 06. 11. 91 * Möllemann, Jürgen W. FDP 06. 11. 91 Molnar, Thomas CDU/CSU 06. 11. 91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 06. 11. 91 ** Nolte, Claudia CDU/CSU 06. 11. 91 Paintner, Johann FDP 06. 11. 91 Pfuhl, Albert SPD 06. 11. 91 * Reddemann, Gerhard CDU/CSU 06. 11. 91 * Regenspurger, Otto CDU/CSU 06. 11. 91 Reimann, Manfred SPD 06. 11. 91 ** Rempe, Walter SPD 06. 11. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 06. 11. 91 * Schily, Otto SPD 06. 11. 91 Dr. Schmude, Jürgen SPD 06. 11. 91 Dr. Schuster, Werner SPD 06. 11. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 06. 11. 91 ** Dr. Sperling, Dietrich SPD 06. 11. 91 Tillmann, Ferdi CDU/CSU 06. 11. 91 Vogel (Ennepetal), CDU/CSU 06. 11. 91 * Friedrich Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Vosen, Josef SPD 06. 11. 91 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 06. 11. 91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 06. 11. 91 Zierer, Benno CDU/CSU 06. 11. 91 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort des Staatssekretärs Dr. Peter Wichert auf die dringliche Frage des Abgeordneten Dr. Peter Struck (SPD) (Drucksache 12/1391 Frage 4 '): Warum hat der Bundesminister der Verteidigung ohne Befassung des Bundessicherheitsrates Rüstungsmaterial sowjetischer Bauart aus Beständen der ehemaligen NVA, darunter 14 Panzer, zur Verschiffung durch den BND nach Israel freigegeben? Der Bundesminister der Verteidigung hat nicht 14 Panzer der ehemaligen NVA zur Verschiffung durch den BND nach Israel freigegeben. Es handelte sich vielmehr um insgesamt 19 Geräte, von denen 2 Flugabwehrsysteme ZSU 23/4, 1 Abschußfahrzeug für Flugabwehrraketen (NATO-Bezeichnung SA-6) und 1 Flugzielerfassungs- und Verfolgungsradar - alle auf Kettenfahrgestell - als Kriegswaffen im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes gelten. Das übrige Material fällt nicht unter diese Bestimmungen. Es umfaßt 11 Kraftfahrzeuge verschiedener Typen, ein weiteres Radargerät sowie 3 schiffsgestützte Düppelwerfer PK-16 und Ersatzteile. Seit vielen Jahren arbeiten Israel und die Bundesrepublik bei der Auswertung fremden Wehrmaterials zusammen. Hieran hatte und hat die Bundeswehr Interesse. Bei der eingeleiteten Abgabe des genannten Materials handelt es sich um eine Maßnahme im Rahmen dieser wehrtechnischen Zusammenarbeit. Das Empfängerland wurde ausdrücklich zur Rückgabe des Gerätes verpflichtet. Die Einschaltung des BND entspricht den für diese Zusammenarbeit festgelegten Verfahren. Im vorliegenden Fall sind hinsichtlich der Beachtung der „Rüstungsexportpolitischen Richtlinien der Bundesregierung" vom 28. April 1982 und des Kriegswaffenkontrollgesetzes von der Fachebene Fehler gemacht worden. Der Bundesminister der Verteidigung hat Maßnahmen angeordnet, die die Wiederholung ähnlicher Vorfälle ausschließen. *) Vgl. 52. Sitzung, Seite 4328 B 4440* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Neumann auf die Frage der Abgeordneten Gabriele Iwersen (SPD) (Drucksache 12/1447 Frage 5): In welcher Höhe sind dem Daimler-Benz-Konzern nach der Fusion mit MBB Forschungsmittel des Bundesministers für Forschung und Technologie zugeflossen, und wie hoch war das Auftragsvolumen, das die Bundesregierung in diesem Zeitraum an konzerneigene Unternehmen vergeben hat? Nach der Fusion mit MBB Ende 1989 sind dem Daimler-Benz-Konzern aus Einzelplan 30 (BMFT) Forschungsmittel in folgender Höhe zugeflossen: 1990: 158,5 Millionen DM 1991 bis 30. September: 106,4 Millionen DM. In diesen Beträgen sind Zuwendungen/Aufträge an konzerneigene Unternehmen mit einer Kapitalbeteiligung über 50 % enthalten. An die Messerschmitt Boelkow Blohm GmbH wurden darüber hinaus folgende Mittel gezahlt: 1990: 55,6 Millionen DM 1991 bis 30. September: 41,4 Millionen DM. Die Frage nach dem Auftragsvolumen der Bundesregierung an konzerneigene Unternehmen des Daimler-Benz-Konzerns kann nur in Abstimmung mit allen Ressorts erfolgen und ist in der vorgegebenen Frist nicht möglich. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Horst Günther auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Gerhard Päselt (CDU/CSU) (Drucksache 12/1447 Fragen 6 und 7): Auf welcher Grundlage und in welchem Umfang erhalten in den neuen Bundesländern Selbständige Arbeitslosengeld? Entspricht es den Tatsachen, daß selbständige Künstler und Autoren ihren Verzicht auf jede Berufsausübung erklären müssen, wenn sie Arbeitslosengeld erhalten wollen? Fragen 6 und 7: Selbständige zählen unabhängig davon, welche Art der selbständigen Tätigkeit sie ausüben, nicht zum Schutzbereich der Arbeitslosenversicherung. Sie haben daher in aller Regel keinen Anspruch auf Lohnersatzleistungen bei Arbeitslosigkeit nach dem Arbeitsförderungsgesetz. Für Erwerbstätige, die in der ehemaligen DDR selbständig tätig waren, sieht das Arbeitsförderungsgesetz jedoch eine Sonderregelung vor. Danach können Zeiten der selbständigen Tätigkeit in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik — bei Vorliegen der Anspruchsvoraussetzungen im übrigen — wie Zeiten einer abhängigen Beschäftigung einen Anspruch auf Arbeitslosengeld begründen. Dieser Regelung liegt die Überlegung zugrunde, daß die berufliche Betätigung in der ehemaligen DDR außerhalb von Arbeitsverhältnissen wegen der ideologisch bedingten Beschränkungen, denen sie unterlag, nicht der „freien" Tätigkeit eines Selbständigen in der Marktwirtschaft entsprach. Soweit diese Beschränkungen auch nach der Herstellung der Deutschen Einheit Folgewirkungen in so gravierender Weise auslösen, daß eine konkurrenzfähige Fortführung der „selbständigen" Tätigkeit unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nicht möglich ist und die Betroffenen daher künftig auf die Verwertung ihrer Arbeitskraft in einem Arbeitsverhältnis angewiesen sind, soll ihnen in der Zeit bis zur Aufnahme einer neuen Beschäftigung ein gleichwertiger sozialer Schutz gewährleistet sein, wie den übrigen Personen, die eine abhängige Beschäftigung suchen. Ziel der Regelung ist es hingegen nicht, Zeiten schwieriger Auftrags- oder Absatzlage Selbständiger durch Lohnersatzleistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz zu überbrücken. Die Aufgabe, die Wettbewerbsfähigkeit Selbständiger zu unterstützen, obliegt der Wirtschaftsförderung. Eine andere Regelung würde Personen, die sich in den neuen Bundesländern erstmals selbständig machen, gegenüber den bereits in der ehemaligen DDR selbständig tätigen Personen benachteiligen. Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz auf der Grundlage der angesprochenen Regelung stehen daher nur denjenigen Personen zu, die eine abhängige Beschäftigung suchen. Damit ist die Fortführung der früheren, selbständigen Tätigkeit nicht zu vereinbaren. Die Gleichsetzung der Zeiten selbständiger Tätigkeiten in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik für einen Anspruch auf Arbeitslosengeld setzt deshalb den Nachweis voraus, daß diese Tätigkeit nicht weiter fortgeführt wird. Diese Voraussetzungen gelten für Arbeitnehmer und Selbständige im künstlerischen Bereich in gleicher Weise wie für alle anderen Erwerbstätigen. Dies bedeutet allerdings nicht, daß sich die Betroffenen in der Zukunft jeder — die Arbeitslosigkeit nicht ausschließender — freiberuflichen Betätigung zu enthalten hätten. Die gesetzliche Regelung verlangt lediglich, daß die selbständige Tätigkeit die zur Begründung des Anspruchs auf Arbeitslosengeld dient, aufgegeben wurde. Andere selbständige Nebentätigkeiten, insbesondere wenn sie nur gelegentlich ausgeübt werden, stehen daher dem Anspruch auf Arbeitslosengeld wie bei allen Arbeitnehmern nicht entgegen: Die Unterscheidung, ob es sich bei der Betätigung eines Betroffenen um die Fortsetzung der früheren selbständigen Tätigkeit oder um eine neue selbständige Tätigkeit handelt, läßt sich nur im Einzelfall treffen. Sie dürfte — wegen der Besonderheiten dieses Erwerbszweiges — im Bereich künstlerischer Betätigung besonders schwierig sein. Von einer Fortsetzung der ehemaligen Selbständigen Tätigkeit kann dabei im allgemeinen jedenfalls dann nicht ausgegangen werden, wenn die Betätigung nur gelegentlich, in geringfügigem Umfang ausgeübt wird oder die frühere selbständige Betätigung längere Zeit nicht mehr ausgeübt wurde. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 4441* Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wolfgang Gröbl auf die Frage der Abgeordneten Ingrid Walz (FDP) (Drucksache 12/1447 Frage 21) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Deutschen Bundesbahn (DB), daß ärztliche Notfallkoffer in den Fernzügen der DB nicht erforderlich sind, weil Züge — im Gegensatz zu Flugzeugen z. B. — jederzeit halten können und ein Notarzt über Funk herbeigerufen werden kann, und wenn ja, mit welcher Begründung? Die notfallmedizinische Versorgung in Reisezügen ist dadurch sichergestellt, daß die Deutsche Bundesbahn in das allgemeine Rettungssystem eingebunden ist und somit von einem dichten Netz von Stützpunkten aus Rettungssanitäter und Notärzte kurzfristig an jedem Ort zur Hilfeleistung bereitstehen. Da zwischen Zügen und der Betriebsleitstelle ständiger Funkkontakt besteht, können im Notfall umgehend Notarzt- und Rettungswagen zu jeder geeigneten Stelle gerufen werden, an der der Zug — auch außerplanmäßig (z. B. auch an Bahnübergängen) — anhalten kann. Diese „Rettungskette" hat sich auch nach Auffassung des Bundesverkehrsministeriums in der Praxis bewährt. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wolfgang Gröbl auf die Frage des Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 12/1447 Frage 24): Inwieweit kann die geplante Erhöhung der Tarife der Deutschen Bundesbahn einen Beitrag zur Minderung des Treibhauseffekts, insbesondere der Reduzierung von CO2 im Verkehrsbereich, leisten, und inwiefern wird dadurch das angestrebte Ziel der Bundesregierung, die CO2-Emissionen bis zum Jahre 2005 um ca. 30 Prozent zu reduzieren, gefördert? Mit der Tariferhöhung will die Deutsche Bundesbahn die allgemein eingetretenen Kostensteigerungen ausgleichen. Da sich diese Kostensteigerungen in vergleichbarem Maß auch bei den anderen Verkehrsträgern — insbesondere auch im Individualverkehr — ausgewirkt haben, sind spürbare Veränderungen in der Aufkommensverteilung nicht zu erwarten. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen der Abgeordneten Ingrid Köppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 12/1447 Fragen 41 und 42): Wann hat das Bundesamt für Verfassungsschutz der Brandenburger Landtagsabgeordneten Fuchs jemals welche Informationen über den designierten Brandenburger Datenschutzbeauftragten Weichert zugänglich gemacht? Auf welcher Rechtsgrundlage hat das Bundesamt für Verfassungsschutz trotz fehlender Zustimmung des Betroffenen personenbezogene Informationen an diese bestimmte Privatperson und Landtagsabgeordnete übermittelt, und wie bewertet die Bundesregierung in diesem Zusammenhang, daß schon mangels eines entsprechenden Landesdatenschutzgesetzes nicht absehbar ist, ob und wann sich in Brandenburg parlamentarische öffentliche Stellen im Sinne des § 19 Bundesverfassungsschutzgesetz mit der Wahl des dortigen Datenschutzbeauftragten erstmals dienstlich zu befassen haben? Zu Frage 41: Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat am 15. Oktober 1991 der stellvertretenden Vorsitzenden des Innenausschusses des Landtages Brandenburg, Frau Fuchs, Ablichtungen von Presseartikeln über Äußerungen und Verhaltensweisen des Betroffenen, die Ablichtung eines von diesem verfaßten offenen Briefes sowie eine schriftliche Zusammenfassung der im Bundesamt für Verfassungsschutz vorliegenden offenen Erkenntnisse übergeben. Mit den Zeitungsartikeln und dem offenen Brief wurden Presseberichte über ein öffentliches Verhalten des Betroffenen und seine eigenen Äußerungen weitergeleitet, die er selbst in die Öffentlichkeit gegeben und somit der Kenntnisnahme durch andere preisgegeben hatte. Zu Frage 42: Rechtsgrundlage für die in der Antwort auf Frage 1 genannte Weitergabe der Informationen ist § 19 Abs. 1 des Bundesverfassungsschutzgesetzes unter der Voraussetzung, daß das Parlament oder ein (dazu berufenes) Organ des Parlaments Empfänger der Informationen ist. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat in der Funktion des Stellvertretenden Vorsitzenden des Innenausschusses des Landtages, der sich mit der Wahl des Landesdatenschutzbeauftragten befassen soll, ein parlamentarisches Organ im Sinne des § 19 Abs. 1 Bundesverfassungsschutzgesetz gesehen. Die Bundesregierung geht davon aus, daß diese Rechtsfrage in der Sitzung des Innenausschusses am 6. November 1991 erörtert wird. Im übrigen ist darauf hinzuweisen, daß mit den Zeitungsartikeln und dem offenen Brief nur Presseberichte über ein öffentliches Verhalten des Kandidaten und Äußerungen weitergeleitet wurden, die er selbst in die Öffentlichkeit gegeben hat. Ob und wann sich in Brandenburg parlamentarische öffentliche Stellen im Sinne des § 19 Bundesverfassungsschutzgesetz mit der Wahl des dortigen Datenschutzbeauftragten zu befassen haben, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Frage des Abgeordneten Günter Graf (SPD) (Drucksache 12/1447 Frage 35): Ist der Bundesregierung bekannt, binnen welcher Fristen zu Ministerialräten in der Besoldungsgruppe A 16 ernannte Beamte der Bundesregierung in die Besoldungsgruppe B 3 im Jahre 1991 eingewiesen worden sind, und zwar aufgeschlüsselt nach den einzelnen Bundesministerien, einschließlich Bundeskanzleramt, und wie sahen die Zahlen hierzu im Vergleich in den Jahren 1988 bis 1990 aus? Zwischen der Ernennung zum Ministerialrat in Besoldungsgruppe A 16 und der Einweisung in Besol- 4442* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. November 1991 dungsgruppe B 3 lagen bei den Bundesministerien im Jahre 1991 folgende Fristen: durchschnittlich 3 Jahre 6 Monate mindestens 4 Monate höchstens 19 Jahre 11 Monate. Für die Jahre 1988 bis 1990 lauten die Fristen wie folgt: 1988: durchschnittlich 4 Jahre 3 Monate mindestens 4 Monate höchstens 11 Jahre 8 Monate. 1989: durchschnittlich 4 Jahre 10 Monate mindestens 6 Monate höchstens 16 Jahre 4 Monate. 1990: durchschnittlich 4 Jahre 2 Monate mindestens 6 Monate höchstens 15 Jahre 10 Monate. Zwischen den einzelnen Ministerien bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede. Im Hinblick darauf, daß nach den Richtlinien für die Fragestunde und für die schriftlichen Einzelfragen Fragen kurz zu beantworten sind, darf ich bezüglich der Angaben für die einzelnen Bundesministerien auf die beigefügte Anlage verweisen. Einweisung in ein Amt der Besoldungsgruppe B3 BBesO bei den Bundesministerien — Wartezeiten von der Beförderung zum Ministerialrat bis zur Einweisung in ein Amt der Besoldungsgruppe B 3 BBesO in den Jahren 1988 bis 1991 — Ressort 1988 1989 1990 1991 Fälle MD DD HD Fälle MD DD HD Fälle MD DD HD Fälle MD DD HD ChBK 2 ** 3;2 ** 4 1;0 3;4 6;5 2 ** 2;2 ** 7 0;4 4;0 4;6 AA 19 1;6 5;2 11;8 23 2;4 5;8 11;4 24 1;8 5;1 10;9 21 2;6 6;1 15;3 BMI 10 2;5 4;9 7;2 11 1;7 2;11 7;2 18 1;0 2;3 4;7 11 0;9 3;9 11;2 BMJ 6 2;1 3;2 3;10 3 3;3 3;6 4;0 11 2;0 2;10 3;7 7 1;1 1;10 3;5 BMF 6 3;1 3;3 3;5 12 1;0 3;4 3;11 21 1;9 3;0 4;2 25 1;1 1;8 2;6 BMWi 5 5;2 6;6 7;3 10 5;11 7;0 10;1 29 2;4 4;3 7;6 13 2;3 3;2 3;4 BML 7 0;5 7;0 8;6 7 1;11 5;11 8;0 12 0;5 4;4 7;10 11 2;4 3;9 11;2 BMA 2 ** 6;0 ** 8 2;0 3;8 4;6 11 0;9 3;4 3;8 4 1;9 2;8 4;1 BMVg 3 0;4 3;2 4;8 17 3;4 6;1 13;1 11 1;7 3;7 4;6 12 1;8 3;9 5;5 BMFuS - - - - - - - - - - - - 1 ** ** ** BMFJ * 1 ** ** ** 5 4;4 8;3 11;0 7 1;8 5;1 10;4 5 1;9 3;1 4;5 BMG — — — — — — — — — — — — 4 3;0 5;6 11;0 BMV 3 3;8 3;11 4;5 13 0;6 3;7 4;6 8 1;11 2;10 3;6 9 1;4 2;4 4;4 BMU 5 1;0 1;2 1;4 9 1;0 2;2 2;8 6 2;6 2;10 3;5 5 2;2 2;10 3;10 BMPT 6 1;2 4;1 6;2 7 2;0 4;2 5;0 13 1;0 3;2 6;11 10 1;0 3;0 19;11 BMBau 2 ** 3;1 ** 5 1;4 3;2 3;11 4 2;0 3;0 3;11 5 1;9 3;11 11;10 BMFT — — — — 5 5;8 7;4 8;10 9 3;7 7;4 10;3 9 1;6 5;11 12;8 BMBW — — — — 1 ** ** ** 5 3;5 6;0 8;2 5 0;11 3;2 5;0 BMZ 2 ** 4;9 ** - - - - 4 3;5 6;8 9;0 2 ** 5;0 ** BPA — — — — 2 ** 4;3 ** 4 4;0 9;5 15;10 2 ** 8;0 ** Summe 79 0;4 4;3 11;8 142 0;6 4;10 16;4 199 0;5 4;2 15;10 168 0;4 3;6 19;11 Erläuterungen: MD = Mindestdauer; DD = durchschnittliche Dauer; HD = Höchstdauer Angabe der Dauer: z.B. 1; 4 = 1 Jahr 4 Monate * 1988-1990: BMJFFG ** Keine Angaben aus datenschutzrechtlichen Gründen
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    Rede von Dr. Norbert Wieczorek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Über dem ganzen Streit über eine Verteidigungsunion und eine Politische
    Union kommt die Wirtschafts- und Währungsunion wohl ein bißchen zu kurz. Sie wird wohl nur noch als Technokratie verstanden.

    (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Dazu hat Herr Haussmann vorhin gesprochen! — Günther Friedrich Nolting [FDP]: Herr Haussmann hat sehr gut dazu gesprochen!)

    — Ich habe es bemerkt, daß er kurz dazu gesprochen hat. Deswegen möchte ich ein bißchen dazu Stellung nehmen. Ich will an einer Stelle auch auf den Kollegen Haussmann eingehen.
    Es geht dabei nicht nur um die Frage, wie das Ganze funktioniert, sondern es geht darum, daß die Integration der Geld- und Finanzmärkte eine neue politische Dimension mit sich bringt. Das heißt nichts anderes, als daß die Mitgliedsländer auf die eigenständige Hoheit in ihrer Geld- und Währungspolitik verzichten und daß eine drastische Einschränkung ihrer Haushaltshoheit erfolgt.
    Gerade für die Bundesrepublik ist dieser Einschnitt von besonderer Bedeutung, denn es ist unsere erfolgreiche Währungs- und Geldpolitik, die die Grundlage unserer Wirtschaftsentwicklung ist. Das ist auch Teil unseres politischen und wirtschaftlichen Selbstverständnisses. Die D-Mark ist auch nicht durch Zufall zum Anker für das europäische Währungssystem geworden, und die Bundesbank ist die Zentralbank, die tatsächlich Hoheit abzugeben hat; bei einigen anderen Zentralbanken ist dies ja nur ein Rechtsvorgang.

    (Zurufe von der SPD: Sehr richtig!)

    Wir sollten keine Illusionen haben, daß dieser Verzicht für uns schmerzlos sein wird. Wir haben noch die Aufgabe vor uns, der deutschen Bevölkerung klarzumachen, daß der europäische Einigungsprozeß zur Folge hat, daß es die geliebte D-Mark dann nicht mehr gibt. Dies wird zu Recht viele Anstrengungen erfordern, denn wir machen einen deutlichen Schritt zu einer neuen Europäischen Gemeinschaft von anderer Qualität. Es gibt dabei keine Rückfahrkarte. Ist die D-Mark aufgegeben, so können wir sie nicht zurückholen.
    Wir können zwar auf einige wirtschaftliche Vorteile verweisen: Der Tourist muß an den Grenzen nicht mehr tauschen. Aber das war es dann schon. Und für die deutschen Unternehmen, die ja weithin in D-Mark faktorieren, gibt es ein bißchen Ersparnisse bei den Zahlungsverkehrskosten und bei den Prämien für die Währungsabsicherung. Für Unternehmen unserer Partnerländer ist das wichtiger. Insofern profitieren davon auch wir.
    Aber das Wesentliche ist doch, daß diese ganzen Möglichkeiten auch mit einem reformierten und fortentwickelten europäischen Währungssystem hätten erreicht werden können. Dazu brauchten wir nicht unbedingt die Währungsunion.
    Da bleibt ein wesentlicher Vorteil nur noch für unsere Geldmengensteuerung bei der Bundesbank übrig. Dadurch, daß wir jetzt die zweitstärkste Reservewährung haben, ist es natürlich angenehmer, das auf breitere Schultern zu verteilen als nur auf die Bundesrepublik Deutschland. Das ist besonders dann wich-



    Dr. Norbert Wieczorek
    fig, wenn die ost- und die mitteleuropäischen Länder zunehmend eine westeuropäische Währung als Grundlage auch ihrer Zahlungstransaktionen nehmen.
    Aber all diesen Erfahrungen steht ein wesentlicher Nachteil gegenüber. Zum einen können wir nicht unterstellen, daß die anderen europäischen Länder die gleiche Verinnerlichung der Geld- und Preisstabilität wie wir in der Bundesrepublik auf Grund unserer geschichtlichen Position haben. Sie können es zum Teil auch gar nicht so verwirklichen, weil ihre strukturellen Voraussetzungen so sind, daß das nicht einfach zu machen ist. Es ist nicht nur böser Wille in Griechenland; es liegt zum Teil an den Voraussetzungen, unter denen sie arbeiten. Weil das so ist, bin ich sehr dafür, daß wir die Zentralbank nach Frankfurt holen, damit das in einem Klima geschieht, wo dieses Bewußtsein vorhanden ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Es gibt noch einen zweiten Nachteil. Über den reden wir tatsächlich sehr wenig. Fakt ist: Dadurch, daß die D-Mark die stärkste Währung ist und einige unserer Partnerländer in ihrem Stabilitätsbemühen darauf verzichtet haben, fällige Aufwertungen der D-Mark oder Abwertungen ihrer Währung vorzunehmen, um Inflationsdifferenzen und Produktivitätsdifferenzen auszugleichen, haben uns diese Partnerländer einen Wettbewerbsvorteil im Europäischen Markt geschenkt. Diese Exportförderungswirkung der starken D-Mark wird bei der neuen Währung wegfallen. Das wird zumindest im Übergang auch Auswirkungen auf Auftragslage und Beschäftigung haben.

    (Dr. Helmut Haussmann [FDP]: Unternehmensteuer!)

    — Ach, Herr Kollege, mit Unternehmensteuer hat das wenig zu tun. Wollen Sie diese Vorteile durch einen Steuersenkungswettbewerb ausgleichen und dann keine Infrastruktur mehr haben? Wenn Sie bei der Steuerdebatte dabeigewesen wären, wüßten Sie doch, daß die Briten sich darüber beschweren, daß sie keine Infrastruktur haben, die ihnen erlaubt, produktiv zu arbeiten. Das ist doch gerade unser Vorteil beim Produktivitätsfortschritt. Als ehemaliger Wirtschaftsminister müßten Sie das eigentlich wissen, Kollege Haussmann.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Deshalb ist es übrigens richtig — weil das die Ausgangsposition war — , daß die deutschen Positionen für die Verhandlungen zur Grundlage gemacht wurden. Der holländische Entwurf nimmt weitgehend darauf Rücksicht. Deswegen will ich jetzt nicht auf alle technischen Details eingehen. Der Entwurf ist ganz ordentlich. Aber es gibt noch ein. paar Punkte, über die wir heute reden müssen, weil wir keine Gelegenheit mehr haben, das vor Maastricht zu tun.
    Es besteht Übereinstimmung darin, daß das neue europäische Währungsinstitut — darauf möchte ich zuerst zu sprechen kommen — keine Grauzone entstehen lassen darf zwischen dem Währungsinstitut und dem, was die nationalen Zentralbanken noch in voller Verantwortung machen.

    (Dr. Herta Däubler-Gmelin [SPD]: Richtig!)

    Es darf keinen währungspolitischen Mischmasch geben. Wenn das nicht ganz sauber gestaltet wird, besteht allerdings die Gefahr, daß gerade die Klausel, die jetzt im Vertragsentwurf steht und nach der kein Land gezwungen werden kann, beizutreten, natürlich für die, die in der ersten Runde bei Phase 3 nicht dabeisein können, die Verführung sein kann, daran zu denken, es dann, wenn es eine Vermischung gibt, bei diesem Provisorium bleiben zu lassen. Diese Gefahr ist dadurch größer geworden, nicht geringer.
    Deswegen zu den Punkten, die noch zu klären sind. Zum einen ist es die Frage: Welchen Apparat wird dieses europäische Währungsinstitut haben? Streitig ist auch, ob es einen eigenen Präsidenten und Vizepräsidenten gibt. Dabei geht es nicht um Symbolik, sondern um die Eigendynamik eines solchen Apparates.
    Der zweite Teil ist der: Wenn das neue Währungsinstitut den bestehenden Ecu fördern soll, ist das sicher richtig. Aber es darf nicht zu einer Parallelwährung kommen. Vor allem darf dann, wenn man sich zu Recht um das bisher von privaten Banken gestaltete Abrechnungssystem, das Clearingsystem — das mit über 40 Milliarden Ecu Zahlungsvolumen pro Tag an allen Ecken kracht — , kümmert, nicht eine Hintertür für eigene währungspolitische Zuständigkeiten dieses europäischen Währungsinstituts geöffnet werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Der dritte Konfliktbereich ist Art. 5 des Statuts des Währungsinstituts mit den Beratungsfunktionen für die nationale Gesetzgebung im Bereich der Finanzmärkte und der Kapitalmärkte. Hier schließt sich der Kreis zu der Frage: Welche Eigendynamik hat der Apparat? Auch hier wäre es angebracht, noch Klärung zu betreiben.
    Es bleibt insgesamt sowieso abzuwarten, wie sich die Phase 2 entwickelt und ob alle EG-Länder ihre Verpflichtungen daraus erfüllen.
    Wir fordern daher, daß der Deutsche Bundestag vor dem endgültigen Eintritt in die Phase 3 — das sage ich noch einmal ausdrücklich; in der Aktuellen Stunde habe ich es schon einmal gesagt — , voraussichtlich also 1996/97, erneut eine Entscheidung darüber trifft, ob im Lichte der tatsächlichen Entwicklung in Phase 2 die Aufgabe unserer Währungshoheit mit dem Eintritt in die Phase 3 vertretbar ist. Einen Automatismus darf es in dieser Frage nicht geben.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Kollege Haussmann, dies ist die notwendige politische Bewertung dessen, was dann anfällt. Es geht nicht nur um die formale Erfüllung von Kriterien, die interpretierbar sein müssen. Sonst bekämen Sie Belgien nie hinein; die schaffen es niemals in vier Jahren, ihre Verschuldung, die weit mehr als 100 % des Sozialprodukts beträgt, auf 60 % zu verringern. Reden wir doch offen und ehrlich darüber! Also kommt es dann darauf an, zu sehen, was tatsächlich passiert ist.
    Das führt mich auch zu dem jetzt vorliegenden Entwurf zu der Phase 3, insbesondere Art. 109 Nr. 2. Hier wird gesagt — jenseits der Frage des grundsätzlichen



    Dr. Norbert Wieczorek
    Wechselkursregimes und der Tagesinterventionen —, daß der Ministerrat der Zentralbank Richtlinien für die Währungspolitik geben kann. Da kann es doch um nichts anderes gehen als um Wechselkurszielzonen, wie wir das beim Louvre-Abkommen und PlazaAbkommen zwar in verklausulierter Form, aber doch in etwa gehabt haben. Nur, da waren die Zentralbanken dabei. Hier werden sie nur konsultiert. Hier ist das große Einfallstor dafür, daß die währungs- und geldpolitische Hoheit und Autonomie der neuen Zentralbank durch den Ministerrat ausgehöhlt werden könnte.
    Die Verführung wird groß sein, unabhängig davon, ob wir GATT schaffen oder nicht — da sind ja manche Zweifel angebracht; aber hoffen wir, daß wir es schaffen; es wird trotzdem einen asiatischen Yenraum und einen amerikanischen Dollarraum geben — , über die Außenwirkung und den Außenkurs der neuen Währung, die wir bekommen, sozusagen Wettbewerbspolitik auf Grund politischer Entscheidungen zu machen. Ich halte das für einen großen Webfehler im entstehenden Vertragsentwurf.
    Der zweite Punkt, der von entscheidender Bedeutung ist, ist die gesamte Rolle, die der Ministerrat bzw. der künftige Rat der Finanzminister und Wirtschaftsminister spielen wird. Der Rat muß bei der Koordinierung der Wirtschafts- und Währungspolitik allein schon deshalb eine starke Stellung erhalten, damit das politische Gleichgewicht zwischen der in Fragen der Geld- und Währungspolitik autonomen europäischen Zentralbank und den politischen Institutionen gewährleistet wird. Erfolgreiche Geld- und Währungspolitik bedarf einer verantwortlichen Fiskal- und Wirtschaftspolitik, und umgekehrt gilt dies ebenso. Der Vertragsentwurf sieht daher an Hand von Kriterien zu Recht vor, daß der Rat künftig Beschlüsse fassen kann, die die Haushaltshoheit der Mitgliedstaaten unmittelbar beeinflussen.
    Es geht hierbei aber nicht nur um die Frage, wer reif für den Beitritt in die Stufe 3 ist, sondern es geht auch und gerade darum, wie die einzelnen Mitgliedstaaten, wenn sie beigetreten sind, ihre gesamten Haushalte unter Einschluß nicht nur der zentralstaatlichen Budgets, sondern auch der Länder, Herr Goppel, Regionen, Gemeinden und der Sozialversicherungen gestalten. Wir können uns das zwar so vorstellen wie hier in der Bundesrepublik mit den Bundesländern; aber das zeigt auch, daß es eben eine Einschränkung der Haushaltshoheit gibt.
    Mit anderen Worten: mit dem Eintritt in die Phase 3 verzichten die nationalen Parlamente auf einen wesentlichen Teil des wichtigsten Parlamentsrechtes, nämlich der Haushaltshoheit. Und auf der europäischen Ebene wird nach dem jetzigen Entwurf der Ministerrat gerade dann, wenn er mit Mehrheit entscheiden kann, parlamentarisch nicht mehr kontrolliert. Es gilt also nicht wie bei uns in der Bundesrepublik das Verhältnis Bundesrat zu Bundesregierung, sondern es geht darum, daß es für diesen Ministerrat nach dem heutigen Stand keine ordnungsgemäße parlamentarische Kontrolle gibt.
    Das ist der strategische Dreh- und Angelpunkt für die Forderung nach Verknüpfung der Politischen Union mit der Wirtschafts- und Währungsunion. Die
    Aufgabe von Haushaltsrechten durch die nationalen Parlamente kann nur dann akzeptiert werden, wenn der Ministerrat künftig vom Europaparlament einer demokratischen Kontrolle unterzogen wird. Das, Herr Kollege Haussmann, gehört für mich allerdings auch zu der politischen Bewertung 1996/1997. Dies ist die politische Bewertung und nicht das, was Sie vorhin gesagt haben.
    Zu bewerten ist: Was ist geschehen, ist die Konvergenz erreicht? Das zweite ist: Ist der Stand so, daß wir die Aufgabe dieser Hoheitsrechte vertreten können, weil ein anderes Parlament, das ordentlich gewählt ist, diese Funktion übernimmt? Wenn nicht, reiten wir in eine Situation hinein, die unerträglich ist.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf des Abg. Dr. Helmut Haussmann [FDP])

    — Wenn wir da einer Meinung sind, würde ich mich ja freuen, wenn Sie unseren Forderungen zustimmten. Ich habe neulich von Ihnen gelesen, daß Sie das übernehmen wollen. Ich hoffe, daß die CDU/CSU das in diesem Punkt auch macht, d. h. daß wir gemeinsam den Parlamentsvorbehalt machen.
    Wenn wir uns darüber einig sind, können wir nämlich bei der künftigen Entscheidung über den Beitrag zur gemeinsamen Währung prüfen, ob die Vollmachten des Parlaments so ausgestattet sind, daß die demokratischen Prinzipien der Kontrolle der Regierungsinstitutionen — und das sind Kommission und Rat — durch ein frei gewähltes Parlament gewährleistet sind oder nicht. Mit anderen Worten: Die Wirtschafts- und Währungsunion ist nicht nur eine technokratische Veranstaltung, ein Spiel der Ökonomen, sondern ihre Verwirklichung hat grundlegende Auswirkungen auf unsere demokratischen Rechte und Pflichten. Sie müssen gewahrt bleiben und auf Dauer gesichert werden, gerade auch dann, wenn wir die EG erweitern wollen, wenn die Politische Union in den anderen Bereichen, die viel strittiger sind, zum Erfolg geführt werden soll.
    Danke sehr.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun erteile ich dem Abgeordneten Schmidt (Fürth) das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christian Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die beiden vor uns liegenden wichtigen Konferenzen zum Ende dieses Jahres reichen in ihrer historischen Bedeutung weit in die Zukunft hinein. Sie sind logische und notwendige Ergänzungen der dramatischen Umwälzungen der letzten Jahre. Die zu verabschiedenden Beschlüsse des NATO-Gipfels in Rom und des EG-Gipfels in Maastricht werden sich nicht nur mit der zukünftigen Sicherheitsstruktur, sondern auch mit der Einbindung der mittel- und osteuropäischen Staaten, die diese Einbindung wünschen, auseinanderzusetzen haben.
    Nicht automatisch und nicht für jeden sind die Verhältnisse mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Machtblocks einfacher geworden. Insbesondere die vom Kommunismus befreiten Länder wie Po-



    Christian Schmidt (Fürth)

    len, CSFR, Ungarn oder auch die baltischen Staaten dürfen von der NATO in ihrem fundamentalen Sicherheitsbedürfnis nicht allein gelassen werden. Diese Staaten fühlen sich, um mit den Worten der baltischen Außenminister zu sprechen, nach Europa heimgekehrt. Heimkehr nach Europa heißt auch Heimkehr zu den Werten individueller Freiheit, Menschenwürde und Demokratie.
    Das sind die Werte, die die NATO zu schützen angetreten ist. Schon allein diese Tatsache und das hohe Maß an Wertschätzung, das die in ihrer Politik so überaus erfolgreiche NATO geprägt hat, sind Argumente für eine Fortexistenz des Bündnisses. Wer die NATO mittelfristig zu einer „Europolizei" umfunktionieren will — solche Stimmen sind ja erst vor kurzem wieder aus der SPD zu hören gewesen — , würde der europäischen Sicherheitsstruktur den entscheidenden Stabilitätsanker entziehen. Die NATO wird nach wie vor gebraucht, auch von den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, für die sich im Dialog mit den und gegebenenfalls durch die Krisenmoderation der NATO-Staaten Stabilisierungschancen ergeben.
    Die Änderung der Bedrohungslage muß dabei natürlich auch Auswirkungen auf die militärische Struktur haben. Immer mehr zeigt sich die Notwendigkeit multinationaler Verbände, die Aufgaben übernehmen können, zu denen die NATO als Allianz selbst nicht berufen ist. Die NATO wird mit dem Prinzip „Frieden schaffen mit immer weniger Waffen" auch und gerade ihr Atompotential erheblich reduzieren können und müssen. Die kriegsverhindernde Funktion von Nuklearwaffen besteht auch mit einer weit geringeren Zahl solcher Waffen fort.
    Die Abrüstungsvorschläge von Präsident Bush und Präsident Gorbatschow wie auch die Initiativen der NATO sind deswegen ausdrücklich zu begrüßen. Ein gänzlicher Verzicht wird den Sicherheitsbedürfnissen der NATO auch im Hinblick auf Risiken außerhalb des Vertragsgebietes zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht gerecht. Aber im übrigen wäre es gut, wenn vom NATO-Gipfel die Botschaft an die Republiken der Sowjetunion ausginge, sich als eigene Rechtspersönlichkeit dem Nichtverbreitungsvertrag verbindlich zu unterwerfen.
    Die deutsch-französische Initiative vom 14. Oktober 1991 zeigt den Weg auf, wie der europäische Pfeiler innerhalb der Atlantischen Allianz ohne eine Schwächung dieser Allianz verstärkt und besser fundiert werden kann. Das deutsch-französische Korps als Kern multinationaler europäischer Streitkräfte fügt sich in diese Vorgaben ein. Dem Bundeskanzler kann zu dem diplomatischen Erfolg, die amerikanische und französische Position miteinander verknüpft zu haben, wirklich nur gratuliert werden.
    Ich glaube, daß es völlig außerhalb der wirklichen Zielsetzungen dieser deutsch-französischen Initiative und auch außerhalb der Tendenz des deutsch-französischen Korps ist, wenn unterstellt würde, es handele sich um etwas, was völlig außerhalb und neben der NATO her laufen solle. Gerade die Initiative vom 14. Oktober 1991 macht deutlich — wir begrüßen das sehr — , daß eine Verknüpfung von NATO-Strukturen, also von Strukturen der Allianz, mit Strukturen
    der WEU und der deutsch-französischen Initiative vorgenommen werden soll.
    CDU und CSU sagen zu einer deutlichen amerikanischen Präsenz in Europa mittel- und langfristig ja. Das Nordatlantische Bündnis wird auch im politischen Bereich — neben dem militärischen — neue Themen und Aufgaben erörtern müssen: von Fragen wirtschaftlicher und sozialer Struktur bis hin zur Frage der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen auf unserer Welt. Dieses politische Gesprächsforum hat nur dann Bestand, wenn an der militärischen Sicherheitspartnerschaft zwischen Nordamerika und Europa nicht gerüttelt wird.
    Eine gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik ist elementare Voraussetzung dafür, daß es zu einer wirklichen Politischen Union kommen kann. Im zu Ende gehenden Jahr haben wir — das wurde heute des öfteren angesprochen — mehrfach in schmerzlicher Weise erfahren müssen, wie ohnmächtig — im wahrsten Sinne des Wortes: ohnmächtig — die EG internationalen Krisen gegenübersteht und wie weit sie noch davon entfernt ist, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zu formulieren und solidarisch zu praktizieren. Es ist bedrückend, zu beobachten, wie macht- und ratlos wir angesichts der krisenhaften Entwicklungen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft sind. Der Golfkrieg und der Krieg in Jugoslawien unterstreichen nur den dringenden Bedarf für eine gemeinsame Außen und Sicherheitspolitik. Ich möchte das noch einmal betonen.
    Herr Außenminister, es geht natürlich darum, die richtigen Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Sie lauten selbstverständlich: mehr gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und keine Politische Union ohne Außen- und Sicherheitspolitik. Es wird keine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik ohne eine Politische Union geben. Es wird aber auch keine erfolgreiche Politische Union geben können, die diesen Politikbereich nicht einbezieht. Deswegen ziehe ich die Schlußfolgerung für eine offensive Politische Union, für eine Diskussion, die diesen Themenbereich einbezieht. Keineswegs kann man daraus eine Absage an die europäische Integration ableiten.
    In diesem Sinne ist es übrigens auch völlig richtig, daß Bundeskanzler Kohl und Finanzminister Waigel eine Verknüpfung zwischen der Verabschiedung der Vertragsentwürfe zur Politischen Union und zur Währungsunion hergestellt haben.
    Noch weitere Fälle, in denen wie in der Jugoslawien-Krise laviert wird, wird die EG ohne Beschädigung ihres Ansehens nicht ertragen. Zwischenzeitlich ist das Dutzend der Waffenstillstände voll, und immer noch sterben Menschen.
    Mancher in Europa — nicht nur bei uns — hat wohl die verheerenden Auswirkungen auf die zukünftige Handlungsfähigkeit und auch auf die Akzeptanz der Europäischen Gemeinschaft noch nicht erkannt. Leider hatte die EG ein notwendiges Instrumentarium zur Krisenbewältigung — nicht einmal ansatzweise — bisher nicht zur Verfügung. Dies soll und muß sich, wie gesagt, mit der Europäischen Politischen Union ändern.



    Christian Schmidt (Fürth)

    Allerdings muß dann auch die Bereitschaft zum Handeln auf Grund gemeinsamen europäischen Interesses bestehen. Europäische Institutionen allein sind noch kein Garant für gemeinsame Politik. Europa darf sich deswegen seine zukünftigen politischen Interessen nicht von nationalen Vorlieben dominieren lassen.
    Im übrigen bleibt festzuhalten, daß es Bereiche der Politik gibt, die natürlich auf anderer als der europäischen Ebene verbleiben müssen. Voraussetzung für eine leistungsfähige Politische Union ist die Verteilung von Zuständigkeiten und Aufgaben in der Art, daß sie den Mitgliedstaaten und den Regionen die eigenen Gestaltungsspielräume beläßt. Kollege Goppel hat ja sehr ausführlich zu dieser Frage Stellung genommen. Ich unterstreiche das voll inhaltlich.
    Ausfluß dieses dargelegten föderalistischen Prinzips müssen die Einrichtung eines Regionalausschusses und eine nachhaltige Mitwirkungsmöglichkeit der Länder auf Ratsebene sein. Dem Bundeskanzler und auch dem Außenminister ist zu danken, daß sie in der heutigen Debatte deutlich gemacht haben, daß sie diese Frage sehr ernst nehmen und Subsidiarität und Föderalismus bei der bevorstehenden EG-Gipfelkonferenz auch umsetzen und in die Diskussion einbringen wollen. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, daß unsere EG-Partner hier ein Stück des Weges noch gehen und unsere Vorstellungen, die aus einer langen föderalistischen Tradition heraus geboren sind, auch unterstützen.
    Unsere deutsche Diskussion über diese Frage ist noch ein Fall für sich. Ich meine, die Frage der deutschen Beteiligung darf nicht nur unter dem Gesichtspunkt des föderalistischen Prinzips, sondern muß auch unter Berücksichtigung aller Pflichten und Rechte, die das vereinte Europa mit sich bringt, gesehen werden.
    Erfreulicherweise besteht weitgehend Einigkeit darin, daß — um zu dem Beispiel Jugoslawien zurückzukehren — endlich die überfällige Anerkennung Kroatiens und Sloweniens zu erfolgen hat.
    Auch in der Frage der Sanktionen besteht Einigkeit. Im übrigen bin ich entschieden der Ansicht, daß diese Sanktionen im höchstmöglichen und nachhaltigen Umfang sofort in Kraft gesetzt werden müssen, soweit dies noch nicht geschehen ist. Ich kann jedenfalls den besorgten und betroffenen Bürgern nicht mehr nachvollziehbar erklären, wieso sich die Europäische Gemeinschaft nach fast einem halben Jahr des Konflikts in dieser Frage immer noch nicht auf ihre vollständigen Handlungsmöglichkeiten besinnt.
    Ich unterstreiche ausdrücklich die nachhaltigen Darlegungen des Bundeskanzlers und auch des Außenministers von heute. Ich freue mich, daß in dieser Frage offensichtlich ein breiter Konsens zustande kommt, der aber letztendlich heute, morgen und in den nächsten Tagen auch zu Konsequenzen und Taten führen muß. Ansonsten stellt sich nicht nur für die EG, sondern auch für uns die Frage politischer Handlungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit.
    Meine Damen und Herren, es wäre noch eine Reihe von Dingen zu sagen, insbesondere zur Frage der Beteiligung der Bundesrepublik im Rahmen der WEU
    an multinationalen Streitkräften und zu der falschen Position, auch der falschen Verfassungsauslegung, die wir von seiten der SPD hören. Aber das rote Licht leuchtet auf.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)