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    Plenarprotokoll 12/46 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 46. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. Oktober 1991 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (Stand der Verhandlungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik [GAP]; weitere aktuelle Themen) Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3829 B Jan Oostergetelo SPD 3830 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3830 B Jan Oostergetelo SPD 3830 B Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3830 C Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/ CSU 3830 C Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3830 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/ CSU 3831 B Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3831 B Dr. Werner Hoyer FDP 3831 C Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3831 C Dr. Uwe Jens SPD 3831 C Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3831 D Dr. Uwe Jens SPD 3832 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3832 B Meinolf Michels CDU/CSU 3832 C Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3832 D Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 3833 A Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3833 A Ulrich Heinrich FDP 3833 B Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3833 C Brigitte Adler SPD 3833 C Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3834 A Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/ CSU 3834 B Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3834 C Günther Bredehorn FDP 3834 C Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3834 C Rudolf Müller (Schweinfurt) SPD 3834 D Ignaz Kiechle, Bundesminister BML 3835 A Wolfgang Roth SPD 3835 B Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 3835 C Dr. Willfried Penner SPD 3836 A Dr. Horst Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 3836 A Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 3836 A Dr. Willfried Penner SPD 3836 B Dr. Horst Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 3836 B Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksachen 12/1238 vom 04. 10. 91 und 12/1260 vom 09. 10. 91 — Kurzfristige Maßnahmen zur Beendigung der dramatischen Entwicklung in Kroatien; diplomatische Anerkennung der Republiken Slowenien und Kroatien DringlAnfr 1, 2 08. 10. 91 Drs 12/1260 Claus Jäger CDU/CSU Antw StMin Ursula Seiler-Albring AA 3836 C, 3837 D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 46. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Oktober 1991 ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 3836 D, 3837 D ZusFr Hans Koschnick SPD 3837 A ZusFr Norbert Gansel SPD 3837 B, 3838 B ZusFr Dr. Klaus Kübler SPD 3837 C ZusFr Ortwin Lowack fraktionslos 3838 C Völkerrechtliche Anerkennung der Unabhängigkeit Sloweniens DringlAnfr 3 08. 10. 91 12/1260 Ortwin Lowack fraktionslos Antw StMin Ursula Seiler-Albring AA 3839 A ZusFr Ortwin Lowack fraktionslos 3839 B ZusFr Hans Koschnick SPD 3839 C ZusFr Gerd Weisskirchen (Wiesloch) SPD 3839 D ZusFr Norbert Gansel SPD 3840 A ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 3840 A ZusFr Otto Schily SPD 3840 B Versorgung der Obst- und Gemüseanbauer, insbesondere der Hopfenanbauer, mit Pflanzenschutzmitteln MdlAnfr 1, 2 Ulrich Heinrich FDP Antw PStSekr Gottfried Haschke BML 3840 C, 3841 D ZusFr Ulrich Heinrich FDP 3840 D, 3842 A ZusFr Klaus Lennartz SPD 3841 B, 3842 C ZusFr Gudrun Weyel SPD 3841 C ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 3841 C ZusFr Otto Schily SPD 3842 D Statistik über die radioaktiven Strahlenquellen in den neuen Bundesländern MdlAnfr 4, 5 Reinhard Weis (Stendal) SPD Antw PStSekr Bernd Schmidbauer BMU 3843 A, 3844 A ZusFr Reinhard Weis (Stendal) SPD 3843 B ZusFr Klaus Lennartz SPD 3843 C ZusFr Dr. Ulrich Janzen SPD 3843 D Beibehaltung eines Münzfernsprechers neben den Kartentelefonen auf Bahnhöfen MdlAnfr 6 Gudrun Weyel SPD Antw PStSekr Wilhelm Rawe BMPT 3844 C ZusFr Gudrun Weyel SPD 3844 D Zusatztagesordnungspunkt: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Abrüstungsvorschlägen von Präsident Bush und Präsident Gorbatschow Norbert Gansel SPD 3845 B Peter Kurt Würzbach CDU/CSU 3846 A Dr. Hans Modrow PDS/Linke Liste 3847 A Dr. Olaf Feldmann FDP 3847 D Gernot Erler SPD 3848 D Hans Raidel CDU/CSU 3849 D Vera Wollenberger Bündnis 90/GRÜNE 3850 D Helmut Schäfer, Staatsminister AA 3851 D Uta Zapf SPD 3852 D Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU 3854 A Dr. Siegrid Semper FDP 3855 A Dr. Hermann Scheer SPD . 3856 A Heinrich Lummer CDU/CSU 3857 A Karl Lamers CDU/CSU 3858 A Nächste Sitzung 3858 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 3859* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 46. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Oktober 1991 3829 46. Sitzung Bonn, den 9. Oktober 1991 Beginn: 13.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 09. 10. 91 Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 09. 10. 91 Brandt, Willy SPD 09. 10. 91 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 09. 10. 91 * Bulmahn, Edelgard SPD 09. 10. 91 Duve, Freimut SPD 09. 10. 91 Ehrbar, Udo CDU/CSU 09. 10. 91 ** Eymer, Anke CDU/CSU 09. 10. 91 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 10. 91 ** Ganseforth, Monika SPD 09. 10. 91 ** Genscher, Hans-Dietrich FDP 09. 10. 91 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 09. 10. 91 Dr. Holtz, Uwe SPD 09. 10. 91 ** Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 09. 10. 91 Jeltsch, Karin CDU/CSU 09. 10. 91 Dr. Kappes, CDU/CSU 09. 10. 91 Franz-Hermann Kohn, Roland FDP 09. 10. 91 Koltzsch, Rolf SPD 09. 10. 91 Lintner, Eduard CDU/CSU 09. 10. 91 Lohmann (Witten), Klaus SPD 09. 10. 91 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marx, Dorle SPD 09. 10. 91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 09. 10. 91 ** Nolte, Claudia CDU/CSU 09. 10. 91 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 09. 10. 91 Pfuhl, Albert SPD 09. 10. 91 Rempe, Walter SPD 09. 10. 91 Rühe, Volker CDU/CSU 09. 10. 91 Schartz (Trier), Günther CDU/CSU 09. 10. 91 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09. 10. 91 Dr. Scholz, Rupert CDU/CSU 09. 10. 91 Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 09. 10. 91 Christian Dr. Soell, Hartmut SPD 09. 10. 91 Dr. von Teichman, FDP 09. 10. 91 ** Cornelia Tietjen, Günther SPD 09. 10. 91 Voigt (Frankfurt), SPD 09. 10. 91 Karsten D. Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 09. 10. 91 Wallow, Hans SPD 09. 10. 91 ** Yzer, Cornelia CDU/CSU 09. 10. 91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der 86. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
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    Rede von Uta Zapf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Natürlich sind wir alle voll Freude über diesen Abrüstungsvorschlag, der sehr weitgehend ist. Herr Kollege Feldmann, ich denke, es haben auch alle
    — wo sitzt er denn? —

    (Ulrich Irmer [FDP]: Ich sage es ihm!)

    — ihre Freude ausgedrückt. Aber gestatten Sie mir, darauf hinzuweisen, daß es auch verwundert, wenn Bundeskanzler Kohl die einseitige Abrüstungsinitiative von Präsident Bush als eine Politik begrüßt, die
    — ich zitiere — „die von mir" — nicht von mir, sondern von Herrn Kohl —

    (Zuruf von der FDP: Das hätten wir nicht vermutet!)

    „geführte Bundesregierung seit Amtsantritt verfolgt hat".

    (Norbert Gansel [SPD]: Allerdings!)

    Wer nicht gerade unter Erinnerungslücken leidet,
    weiß noch gut, wie diese Regierung reagierte, als sei-



    Uta Zapf
    nerzeit die SPD sowohl eine Veränderung der Strategie der Abschreckung als auch mögliche einseitige Abrüstungsschritte forderte. Damals nannte die die CDU ein Sicherheitsrisiko, was sie heute feiert,

    (Heinrich Lummer [CDU/CSU]: Jedes Ding hat seine Zeit!)

    nämlich den Vorschlag, statt gegeneinander zu rüsten, gemeinsame Sicherheit zu organisieren. Herr Genscher hat das Wort von den kooperativen Sicherheitsstrukturen adoptiert, als sei es sein eigen Kind; aber wir kennen das auch von anderen politischen Projekten der SPD.
    Herr Lamers, es ist nicht ungeschichtlich, zu behaupten, daß, was heute richtig ist, auch damals richtig gewesen sein kann.

    (Karl Lamers [CDU/CSU]: Umgekehrt!)

    Ich beziehe das auf Ihre Bemerkung zu Frau Wollenberger. Aber darüber müßte man vielleicht noch ein bißchen länger diskutieren.
    Zu gut ist uns auch noch in Erinnerung, welche erbitterten Diskussionen es um die Null-, die DoppelNull- und die dritte Nullösung gab und wie um die Modernisierung der Kurzstreckenraketen gestritten worden ist. Heute will niemand mehr für die Beibehaltung der Modernisierung dieser Waffen gewesen sein. Heute besteht Konsens darüber, daß die Initiativen von Präsident Bush und Präsident Gorbatschow ein großer Schritt nach vorne sind. Ich denke, das ist gut so. Beide Vorschläge können und müssen Anstoß für weitergehende Abrüstungsschritte sein. Die gesamte Strategie der atomaren Abschreckung muß endlich in Frage gestellt werden.
    Während Michail Gorbatschow schon in seiner Ansprache vom Januar 1986 die Vision einer atomwaffenfreien Welt ansprach, verbleibt Präsident Bush mit seiner jüngsten Rede im Denken der nuklearen Abschreckung verhaftet. Seine Initiative beharrt auf der Beibehaltung moderner Atomstreitkräfte, und sie bedeutet keineswegs den Verzicht auf die Einführung moderner luftgestützter Abstandswaffen.
    Leider hat es auch Präsident Gorbatschow versäumt, hinsichtlich dieser Waffensysteme einen einseitigen Verzicht anzukündigen. Zumindest hat er jedoch im Gegensatz zu Präsident Bush Verhandlungen in diesem sicherheitspolitisch wichtigen Bereich angeboten. Zwar ist die Entwicklung der amerikanischen SRAM-T und SRAM-2 aufgegeben worden, doch erfolgte dieser Schritt letztlich deswegen, weil für die Bush-Administration keine Chance bestand, dieses Projekt im amerikanischen Kongreß durchzubekommen. Die NATO ihrerseits hält gleichwohl an der Option für den Bau von luftgestützten atomaren Abstandswaffen fest, und Präsident Bush betont die Notwendigkeit, in Europa ein wirksames atomares Potential für den Einsatz in der Luft beizubehalten.
    Meine Damen und Herren, wir fordern ein deutliches Wort der Ablehnung der Stationierung solcher modernen Abstandswaffen von der Bundesregierung.

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/ GRÜNE)

    Wir fordern auch, daß die NATO endlich auf den Ersteinsatz atomarer Waffen verzichtet.

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/ GRÜNE)

    Ein atomwaffenfreies Europa braucht nicht länger Vision zu bleiben. Auch Großbritannien und Frankreich bleiben aufgefordert, ihre Atomwaffenarsenale endlich in den Abrüstungsprozeß einzubringen.
    Dann möchte ich darauf hinweisen, daß die SPD bereits vor der Bush-Initiative ihre Aufforderung an Frankreich formuliert hat, auf die Stationierung der Hadès-Raketen zu verzichten und diese Raketen zu zerstören. Wo bleibt, meine Damen und Herren, in diesem Zusammenhang eine entsprechende Initiative der Bundesregierung?

    (Zuruf von der FDP: Wo bleibt der Sozialist Mitterrand?)

    Man muß deutlich sagen, daß die Angst, das sowjetische Nuklearpotential von 14 000 kleinkalibrigen Atomsprengköpfen könne im Zuge der Aufsplitterung der Sowjetunion in Einzelrepubliken unkontrollierbar werden oder in die Hände nationalistischer Kräfte gelangen, das Moyens dieser beiden Initiativen war. Die Angst vor den kleinen und Möchtegern-Atommächten diktiert die Strategie der Bush-Initiative. Diese Staaten aber, meine Damen und Herren, haben ihre Potentiale mit kräftiger Beihilfe der Industrieländer, auch der Bundesrepublik, aufbauen können. Legale und illegale Lieferungen deutscher Firmen, z. B. in den Irak, haben den Irak erst in die Lage versetzt, das Atombombenprogramm zu entwickeln.

    (Zuruf von der FDP: Wo sind die legalen Lieferungen in diesem Zusammenhang?)

    Wer meint, der Gefahr einer möglichen atomaren Bedrohung aus solchen Staaten mit nuklearen Waffen begegnen zu können, wer immer noch Atomwaffen als „last resort'' betrachtet, hat immer noch nicht begriffen, daß ihr Einsatz das Ende jeglicher Zivilisation bedeutet. Es gibt keine politischen nuklearen Waffen. Die Verhinderung der Proliferation, meine Damen und Herren, ist deshalb die wichtigste Voraussetzung zur Friedenssicherung. Schärfste Exportkontrollen für Waffen, Maschinen und Know-how sind von der Bundesregierung einzufordern, auch im Rahmen Europas, auch und gerade mit Blick auf den gemeinsamen europäischen Markt.
    Ein Atomteststopp, die Vernichtung der eigenen nuklearen Potentiale, ein Verzicht auf die Produktion dieser Waffen und auf spaltbares waffenfähiges Material wären die wirksamsten Schritte, um die Menschheit von der Geißel der atomaren Bedrohung zu befreien. Die Bundesregierung bleibt deshalb aufgefordert, auch hier eigene Initiativen zu ergreifen.

    (Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste und dem Bündnis 90/GRÜNE)



Rede von Helmuth Becker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich will noch einmal daran erinnern: In unserer Geschäftsordnung steht, Beiträge in der Aktuellen Stunde sollen bis zu fünf Minuten, nicht über fünf Minuten dauern. Ich habe jetzt dreimal nicht unterbrochen. Ich bitte aber doch wirklich daran zu denken.



Vizepräsident Helmuth Becker
Als nächster hat unser Kollege Dr. Friedbert Pflüger das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Friedbert Pflüger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Daß die Initiativen von Bush und Gorbatschow möglich geworden sind, hat auch mit der Politik der Bundesregierung zu tun. Auf dem Boden des Harmel-Berichts der NATO aus dem Jahr 1967 baute die Bundesregierung ihre Sicherheitspolitik auf zwei Säulen: Verteidigungsfähigkeit und Entspannung. Es gehörte viel politisches Gespür und sehr viel Mut dazu, die Nachrüstungsentscheidung der NATO 1983 gegen massive Proteste durchzusetzen. Herr Gansel, die Welt sähe heute anders aus, wenn Bonn sich damals zu einseitigen Abrüstungsmaßnahmen hätte verleiten lassen und aus dem Atlantischen Bündnis ausgeschert wäre.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP — Norbert Gansel [SPD]: Das hat auch niemand gefordert!)

    Es ist ein Fehler gewesen, damals den Versuch zu unternehmen, die NATO-Nachrüstungsentscheidung zu boykottieren. Das hätte schlimme Auswirkungen auf das Bündnis gehabt, und es hätte im Osten den Eindruck verstärkt, daß der Westen auf eine Weise eben doch erpreßbar ist. Die Härte und die Entschlossenheit des Westens damals haben erst den Weg für Entspannungspolitik und Abrüstungspolitik hinterher geebnet.

    (Walter Kolbow [SPD]: Aber die Ostpolitik hat auch damit zu tun!)

    — Natürlich hat auch die Ostpolitik damit zu tun, Herr Kollege. Ich habe von zwei Komponenten gesprochen: von der Entspannung und von der Verteidigungsfähigkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Norbert Gansel [SPD]: Wer wollte denn aus der NATO austreten?)

    Der Weg, auf dem wir uns durch diese Abrüstungsentscheidungen befinden, ist in der Tat richtig. Aber es ist ein steiler Pfad, der vor uns liegt, mit vielen Hindernissen und Absturzgefahr. Wenn man das Ziel erreichen will, muß man sich diesen Gefahren nüchtern stellen. Ich erlaube mir, Ihnen dazu fünf Gedanken vorzutragen.
    Erstens. Außen- und Sicherheitspolitik ist nach dem Ende des Kalten Krieges schwieriger geworden. Zur Zeit des Ost-West-Konfliktes waren Freund und Feind klar bestimmt und die Spielräume für blockunabhängige Initiativen begrenzt. Die klare Definition des Gegners schaffte Geschlossenheit im eigenen Lager. Werden wir sie wahren können angesichts der Tatsache, daß sich der Gegner mehr oder weniger aufgelöst hat? Gestern ging es um das Management des Status quo; heute geht es um die Beherrschung des Wandels. Wir wollen diesen Wandel. Aber er hat eben auch seine Risiken und Schwierigkeiten.
    Das Gleichgewicht des Schreckens zwischen den Supermächten hatte nationale, ethnische und religiöse Konflikte unterdrückt. Jeder regionale Streit rief sofort die Supermächte auf den Plan. Das Risiko, mit einem begrenzten Streit einen unbegrenzten Atomkrieg hervorzurufen, ist nun gering geworden. Es ist
    deshalb leider nicht auszuschließen, daß die Kriege am Golf und in Jugoslawien vielleicht erst den Beginn einer Kette von Gewalt im Zeitalter nach Ende des Kalten Krieges darstellen.
    Zweitens. Der Putsch in der Sowjetunion hat sich durch die von ihm hervorgerufene Gegenwirkung als Teil jener Kraft erwiesen, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Aber war es schon die Schlacht oder nur ein Gefecht, das gegen die Putschisten gewonnen wurde? Niemand sollte vergessen, daß der Ausgang der Ereignisse in Moskau an einem seidenen Faden hing.
    Heute hat jemand im Verteidigungsausschuß gesagt, die Niederschlagung des Putsches müsse nun das Ende aller konservativen Bedrohungsszenarien sein.

    (Ulrich Irmer [FDP]: Wer war das?)

    Ich finde, das ist völlig falsch. Denn es ist eine große Illusion zu glauben, in der Sowjetunion sei die Demokratie so tief verankert, daß sie nunmehr unumstößlich ist. Die katastrophale wirtschaftliche Situation, wachsendes Chaos und Kriminalität, die Konflikte zwischen den Nationalitäten oder die Angst mancher Republiken vor russischer Dominanz — kann uns das alles ruhig schlafen lassen? Oder besteht nicht die Gefahr, daß die Bevölkerung eines Tages gerade die Demokratie für Unordnung und schlechte Versorgungslage verantwortlich macht? Im Rahmen ihrer Möglichkeiten trägt die Bundesregierung dazu bei, eine solche Situation zu verhindern. Ausschließen aber dürfen wir solche Entwicklungen nicht.
    Der dritte Gedanke. Die Sowjetunion war für den Westen ein Gegner aber eben auch ein Partner. Jeder freut sich über die Auflösung des östlichen Militärbündnisses und die verstärkte Unabhängigkeit für die Republiken. Aber trotz der Versicherungen Gorbatschows aus der vergangenen Woche bleibt doch fraglich, wie sich das Verhältnis der Republiken zueinander langfristig entwickeln wird. Werden die Teilrepubliken nukleare Mitspracherechte geltend machen? Gelingt es wirklich, die zentrale Verfügung über Atomwaffen zu sichern? Wie stark werden die Nationalgarden der einzelnen Republiken? Wir dürfen nicht davon ausgehen, daß es, sozusagen naturgegeben, nur einen nuklearen Partner im Osten gibt. Was aber heißt das für die Rüstungskontrollpolitik oder für die Gefahren der Verbreitung von Nuklearwaffen?
    Viertens. Schließlich wissen wir von zahlreichen ethnischen, religiösen und nationalen Konflikten in Mittel- und Osteuropa. Ökonomische und soziale Verwerfungen, Völkerwanderungen, unsichere politische Systeme — Konfliktstoff ist genug vorhanden. Wir müssen in der Lage sein, die berechtigte Forderung der Völker nach Selbstbestimmung in Einklang zu bringen mit den Erfordernissen von Stabilität und europäischer Politik.
    Der fünfte und letzte Gedanke. Angesichts des dramatischen Wandels und der Unsicherheiten in Europa erscheinen die Eckpunkte der Außenpolitik Konrad Adenauers von entscheidender Aktualität: Keine Sonderwege, keine nationalen Alleingänge als Anwort auf internationale Krisen. EG und NATO sollen sich nicht den Anfragen aus Mittel- und Osteuropa entzie-



    Dr. Friedbert Pflüger
    hen. Assoziation und Liaison sind notwendig. Aber in der Frage der Vollmitgliedschaft sollten keine Illusionen genährt werden. Vertiefung muß Vorrang vor Erweiterung haben. Es ist gerade auch im Interesse der mittel- und osteuropäischen Staaten, daß die Sicherheitsanker EG und NATO funktionstüchtig bleiben. Die Zukunft des Ostens liegt in einem stabilen Westen.
    Die Bedrohung durch einen nuklearen Weltkrieg hat abgenommen. Die Risiken konventioneller Regionalkriege haben zugenommen. Auch die Bush-Gorbatschow-Initiative bringt nicht peace for our time. Deshalb müssen wir bei aller Freude über die Ereignisse der letzten Wochen aufmerksam und eben auch verteidigungsfähig bleiben. Deshalb brauchen wir auch in Zukunft unsere Bundeswehr.
    Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)