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ID1203821600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/38 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 38. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 Inhalt: Bestimmung der Abg. Anke Fuchs als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Ingrid Matthäus-Maier 3121A Bestimmung der Abg. Gudrun Weyel als stellvertretendes Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle der zum ordentlichen Mitglied bestimmten Abg. Anke Fuchs . . 3121A Wahl des Abg. Harald B. Schäfer (Offenburg) als ordentliches Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Ingrid Matthäus-Maier . . . 3121 B Wahl des Abg. Gunter Huonker als stellvertretendes Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle des zum ordentlichen Mitglied gewählten Abg. Harald B. Schäfer (Offenburg) 3121 B Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksache 12/1000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1991 bis 1995 (Drucksache 12/1001) Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 3121C, 3145C Wolfgang Roth SPD 3125 B Michael Glos CDU/CSU 3128C Ingrid Matthäus-Maier SPD . . 3129D, 3212C, 3217B, 3226A Werner Zywietz FDP 3132 D Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 3134 C Bernd Henn PDS/Linke Liste 3136B Klaus Wedemeier, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen 3138B Michael Glos CDU/CSU 3138C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 3141C, 3219 D Bernd Neumann (Bremen) CDU/CSU . . 3142C Manfred Richter (Bremerhaven) FDP . . 3144 C Matthias Wissmann CDU/CSU 3146A Wolfgang Roth SPD 3148C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 3148D Rudolf Dreßler SPD 3152A, 3159A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 3158D Dieter-Julius Cronenberg (Arnsberg) FDP 3159B Christina Schenk Bündnis 90/GRÜNE . . 3159D, 3200 B Dr. Alexander Warrikoff CDU/CSU . . . 3161 B Petra Bläss PDS/Linke Liste . . . 3163D, 3196A Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . . 3166C Ottmar Schreiner SPD 3168A, 3172B Volker Kauder CDU/CSU 3172 A Ina Albowitz FDP 3172 D Gerda Hasselfeldt, Bundesministerin BMG 3176B Horst Jungmann (Wittmoldt) SPD . . 3177 C Klaus Kirschner SPD 3180A Dr. Dieter Thomae FDP 3183 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 3184 D Ottmar Schreiner SPD 3185B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 3186D Hanna Wolf SPD 3189B Dr. Edith Niehuis SPD 3190A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 Ingrid Becker-Inglau SPD 3190 C Susanne Jaffke CDU/CSU 3194 B Dr. Gisela Babel FDP 3198B Maria Michalk CDU/CSU 3202 A Margot von Renesse SPD 3204 D Irmgard Karwatzki CDU/CSU 3207 D Konrad Weiß (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 3209 B Norbert Eimer (Fürth) FDP 3211A Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 3212 B Irmgard Karwatzki CDU/CSU 3212D Ingrid Becker-Inglau SPD 3213D Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 3215D Dr. Peter Struck SPD 3218 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 3220 A Dr. Klaus Rose CDU/CSU 3220 D Carl-Ludwig Thiele FDP 3224 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . . . 3227 B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 3229 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 3232 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 3233 D Dr. Hans-Jochen Vogel SPD (Erklärung nach § 30 GO) 3238 A Friedrich Bohl CDU/CSU 3239 B Friedrich Bohl CDU/CSU (zur Geschäftsordnung) 3239D Vizepräsident Dieter-Julius Cronenberg 3176B Nächste Sitzung 3240 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3241* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 3121 38. Sitzung Bonn, den 5. September 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode - 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 3241* Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 05. 09. 91 Berger, Johann Anton SPD 05. 09. 91 Blunck, Lieselott SPD 05. 09. 91 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 05. 09. 91 * Eppelmann, Rainer CDU/CSU 05. 09. 91 Erler, Gernot SPD 05. 09. 91 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 05. 09. 91* Francke (Hamburg), CDU/CSU 05. 09. 91 Klaus Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 05. 09. 91 Koltzsch, Rolf SPD 05. 09. 91 Dr.-Ing. Laermann, FDP 05. 09. 91 Karl-Hans Dr. Lammert, Norbert CDU/CSU 05. 09. 91 Marten, Günter CDU/CSU 05. 09. 91 * Dr. Mertens (Bottrop), SPD 05. 09. 91 Franz-Josef Dr. Müller, Günther CDU/CSU 05. 09. 91 * Niggemeier, Horst SPD 05. 09. 91 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch, Johannes CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 05. 09. 91* Reddemann, Gerhard CDU/CSU 05. 09. 91 * Rempe, Walter SPD 05. 09. 91 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 05. 09. 91 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 05. 09. 91 Ingrid Schäfer (Mainz), Helmut FDP 05. 09. 91 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 05. 09. 91* Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 05. 09. 91* Dr. Sperling, Dietrich SPD 05. 09. 91 Terborg, Margitta SPD 05. 09. 91* Verheugen, Günter SPD 05. 09. 91 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 05. 09. 91 Gert Wieczorek-Zeul, SPD 05.09.91 Heidemarie Zierer, Benno CDU/CSU 05. 09. 91 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin, ich möchte jetzt meine Rede fortführen. Die Frau Kollegin hat sich heute schon oft gemeldet und kann über mangelnde Behandlung im Protokoll nicht klagen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)

    Selbstverständlich werden wir die von Ihnen angesprochene Kostenentscheidung des BFH mit den Ländern besprechen. Es ist ganz normal, daß man mit den Ländern bespricht, welche Konsequenzen wir daraus ziehen. Wir waren uns auch bisher schon darüber im klaren, daß sowohl der Kinderfreibetrag als auch der Grundfreibetrag in der zweiten Stufe einer Steuerreform erhöht und verbessert werden müssen. Das gehört zu unserer Konzeption.
    Wir würden das gerne noch in dieser Legislaturperiode tun. Wenn es aber konkurriert mit unabdingbar notwendigen anderen Entscheidungen, vor allen Dingen für Investitionen und für die Menschen in den neuen Bundesländern, dann, glaube ich, ist es vertretbar, auch ein erstrebenswertes Ziel kurzfristig zurückzustellen. Das ist die Situation, in der wir stehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Übrigens, was Hermann Höcherl und seine Bemerkung über das Grundgesetz angeht, sollten Sie sehr vorsichtig sein. Da muß man erstens etwas von Humor und zweitens etwas von Bayern verstehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Frau Präsidentin lacht!)

    Ich kann mich gut erinnern, wie, als Höcherl noch lebte, Ihr früherer Kollege Bahr das Thema einmal erwähnt hat und eine solche Abreibung von Hermann Höcherl bekam,

    (Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Eine verdiente!)

    daß er sich nie mehr an das Thema gemacht hat.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Kollege Vogel, Sie werden sich wahrscheinlich daran erinnern können. Ich habe meinen Freund Hermann Höcherl selten so wütend und so empört gesehen.

    (Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Und so gut!)

    Er hat dann in seiner unnachahmlichen Art zu Herrn
    Bahr gesagt: Wenn Sie einen Funken Anstand haben,
    dann entschuldigen Sie sich sofort. Was glauben Sie denn eigentlich? Eine Unverschämtheit, mit mir so umzugehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD])

    Seien Sie froh, daß er das heute von den hohen Gefilden milde lächelnd mitbekommen hat.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Herr Waigel, wer froh sein muß, daß er das nicht erlebt mit dem Schalck, darüber reden wir noch!)

    — Herr Kollege Vogel, dieser Einwurf in der Form hat nicht hierher gepaßt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Oberlehrer!)

    Aber nun komme ich gerne zu Ihnen, bin Ihnen dankbar, daß Sie da sind. Kollege Peter Struck kann nicht mehr da sein. Er hat mir das aber mitgeteilt. Ich habe Verständnis dafür.
    Es geht jetzt um den Umgang mit der Wahrheit und auch um den Umgang mit Toten. Es ist eigentlich beschämend für einen früheren Justizminister, daß er hier vorgestern mit Verdächtigungen und mit Unterstellungen gearbeitet hat. Ich kann mich erinnern, wie Sie sich empört haben, Herr Kollege Vogel, als damals Ihr Freund Lappas verdächtigt wurde.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Wieso ist das mein Freund?)

    — Nicht Freund, gut, Kollege.

    (Zuruf von der FDP: „Genosse" heißt das!)

    — Genosse.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Und da reden Sie von Verdächtigungen!)

    — Sie haben jedenfalls damals auf dem Gewerkschaftstag und auch hier im Bundestag Stellung bezogen und sich gegen Verdächtigungen und gegen diese damals angeordnete Verhaftung gewehrt. Wenn Sie Herrn Lappas gegen Verdächtigungen verteidigt haben, dann ist es um so schäbiger, hier mit Verdächtigungen und mit Unterstellungen — und nichts anderes haben Sie vorgestern bieten können — zu arbeiten. Es ist für einen früheren Justizminister eine Schande, daß er zu diesem Mittel der politischen Auseinandersetzung greift.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Das erinnert mich an die Verleumdungsarie im „Barbier von Sevilla", wo es heißt: „Kaum vernehmbar im Entstehen, kriechend, schleichend, das Gemurmel wird Geheule". So fängt man an: Man spricht von „stärker werdenden Verdachtsmomenten", ohne etwas konkret beweisen oder vorlegen zu können.
    Herr von Bülow und Teile der SPD — ich unterstelle das nicht der gesamten SPD, weil ich mir das nicht vorstellen kann — wollen nicht Aufklärung und Wahrheit, sondern sie wollen einen Toten diskreditieren, sie wollen mit Verdächtigungen denunzieren, und sie wollen eine durchsichtige Kampagne, um von



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    eigenen Fehlleistungen in der Vergangenheit abzulenken.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer wie Herr von Bülow Strauß der Spionage bezichtigt, der handelt wie ein politischer Totenfledderer und sollte sich schämen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist unglaublich: Vor 1982 und auch kurz danach war Strauß für die SPD ein rechter Reaktionär, ein Kalter Krieger, waren er und wir friedensunfähig, dialogunfähig. Heute werden Gespräche und Verhandlungen, die Strauß und andere geführt haben, von denen denunziert, die in den 80er Jahren in Strategiegesprächen und Strategiepapieren die Gemeinsamkeiten zwischen SPD und SED beschrieben und fixiert haben.
    Nur: Auch damals war die SED schon eine verbrecherische Organisation, und man wußte genau, wie es um sie steht. Über gemeinsame Strategie, über gemeinsame Koexistenz, über gemeinsames humanistisches Erbe haben wir nie gesprochen, aber wir haben in der Tat mit den Mächtigen der SED darüber gesprochen, wie wir den Menschen in Ost und West helfen können. Das war die Grundlage und auch die Zielsetzung unserer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Gespräche von Schäuble, vorher Jenninger, von Strauß und vielen anderen hatten auch Erfolg; nicht zuletzt der Abbau der Schußanlagen, die Freilassung Tausender, die Ausreise Zehntausender, ja Hunderttausender sprechen dafür.
    Wir haben uns die Gesprächspartner nicht ausgesucht. Dieser Gesprächspartner wurde von Herrn Wischnewski, wie ich erfahren habe, seinem Nachfolger empfohlen. Was ist daran eigentlich schändlich? Ich kritisiere Herrn Wischnewski nicht, und ich kritisiere die nicht, die die Empfehlung von Wischnewski aufgenommen und diese Gespräche geführt haben.
    Ich bitte Sie, bevor Sie mit Ihren Unterstellungen weiterfahren, nachzulesen, was Klaus Bölling und Günter Gaus über den Betreffenden gesagt haben. Ich fühle mich etwas an den Lockheed-Skandal von 1975/76 erinnert. Sie waren damals Justizminister, Herr Vogel, und etwas erinnert mich das an das Strickmuster von damals. Da wurden Bestechungsvorwürfe gegen Beamte und Politiker bis zur Wahl 1976 erhoben. Nach der Wahl wurde von der interministeriellen Arbeitsgruppe die völlige Haltlosigkeit aller Vorwürfe bestätigt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Schäbig!)

    Fast ein Jahr lang, bis zum Wahltag, wurde die Übernahme und damit auch die Auswertung der von der Regierung der Vereinigten Staaten angebotenen Akten verzögert, obwohl die damalige SPD-geführte Bundesregierung schon frühzeitig über die Haltlosigkeit der Vorwürfe und die Unglaubwürdigkeit des damaligen Kronzeugen durchaus im Bilde war. Sie waren damals Justizminister und tragen auch dafür eine gewisse Verantwortung.
    Ich selber sollte vor einigen Wochen Opfer einer solchen Kampagne werden. Es gab eine ZDF-Sendung mit der unverschämten Behauptung und Unterstellung, ich hätte hier quasi Begünstigung im Amt betrieben. Wir haben die Dinge in kürzester Zeit klarstellen können. Es war völlig falsch und konnte dokumentarisch widerlegt werden. Daraufhin hat sich das ZDF in einer — anfangs etwas gewundenen — Erklärung entschuldigt, die Dinge klargestellt. Zwischenzeitlich hat sich der Intendant bei mir in aller Form entschuldigt.
    Wenn Sie, Frau Präsidentin, jetzt nicht amtierende Präsidentin wären, würde ich mich gern auch damit auseinandersetzen, was die Landesvorsitzende der SPD zu dem Thema gesagt hat. Es hat immerhin fast acht Tage gedauert, bis die entsprechende Klärung des anfänglich mir gegenüber erhobenen Vorwurfs erfolgte.

    (Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup [CDU/ CSU]: Hört! Hört!)

    Nun zu den Gesprächen mit Schalck: Max Streibl und ich haben hier nichts zu verschweigen und nichts zu verbergen. Ein erstes Gespräch — nachdem ich Parteivorsitzender der CSU geworden war — fand am 13. Februar 1989 in München statt. Es hat bis zum Mauerfall keine Fortsetzung dieses Gesprächs gegeben. Dann fand ein zweites und letztes Gespräch am 15. November 1989 in Bonn statt.
    Es handelte sich bei diesen Gesprächen um ganz normale, selbstverständliche Gespräche über die politische Situation in der DDR, über die Gegensätze der damaligen Politik, z. B. über die Notwendigkeit der Modernisierung von Kurzstreckenwaffen in unserem Bereich — eine sehr gegensätzliche Position — , aber auch über gemeinsame ökologische Probleme, die wir z. B. in Bayern mit dem angrenzenden Thüringen und Sachsen haben. Weitere Gespräche hat es nicht gegeben. Die Frage, ob es sie geben sollte, haben wir offengelassen. Und wenn Max Streibl, der bayerische Ministerpräsident, für mögliche Kontakte seine beiden Sekretärinnen benannt hat, dann dürfte das so ziemlich das Normalste der Welt sein. Ich habe mir vorbehalten, wen ich dafür benenne. Es ist zu einer solchen Benennung nicht gekommen.
    Es ist eine freie Erfindung, was mir in dem Zusammenhang in diesen sogenannten Papieren über Franz Josef Strauß in den Mund gelegt wird. Das mit den angeblichen Geschäften ist erfunden; denn ich kenne solche Geschäfte nicht. Wenn man sie nicht kennt, kann man auch nicht darüber reden; das ist auch nicht meine Art.
    Nun zu der Frage: Was ist authentisch? Wer kann Material für authentisch erklären? Doch nur der, der dabei ist und der das wirklich beurteilen kann. Ich kann erklären, ob sogenannte Aufzeichnungen über Gespräche mit mir authentisch sind oder nicht. Das kann ich, aber das kann sonst niemand.

    (Zuruf von der SPD: Herr Schalck!)

    Sie haben sich ein paarmal auf den Sohn von Franz Josef Strauß, Herrn Max Strauß, berufen. Herr Max Strauß hat dem Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung" mit Schreiben vom 4. September 1991 folgendes geschrieben — ich zitiere aus dem Brief:
    ... der oben genannte Artikel



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    — Bezug nehmend auf die „Süddeutsche Zeitung" vom 4. September 1991 —
    enthält Unrichtigkeiten und irreführende Darstellungen, die einer Korrektur bedürfen:
    1. Ich habe die Papiere Schalcks nicht für authentisch erklärt, da ich nicht, wie Sie behaupten, einen Großteil, sondern nur einen kleinen Ausschnitt kenne; ich habe gesagt, daß die Unterlagen, soweit ich sie kenne, offensichtlich von Schalck-Golodkowski stammen, dessen persönlichen Eindruck wiedergeben und generell auch aus dessen Richtung zu interpretieren sind, da er sich wohl bei seinen Vorgesetzten wichtig machen wollte. Inwieweit sie sachlich richtig sind und mit welcher konkreten Absicht sie verfaßt wurden, weiß ich nicht. Ich kann auch nicht beurteilen, ob nachträglich noch Behauptungen hineingefälscht wurden, da die Akten monatelang unkontrolliert in den Händen unbekannter Personen waren und mir nur eine geringe Anzahl von Kopien zugänglich war. Einzelheiten kann nur der Untersuchungsausschuß im Bundestag klären.
    Frau Präsidentin, wäre es möglich, daß diese rote Lampe abgestellt wird? — Danke.
    Er sagt dann in einem anderen Punkt:
    Der Artikel unterschlägt völlig, daß ich mich zur Person Schalck sehr kritisch geäußert habe. Schalck war bis zu seiner letzten Sekunde im Amt der willige und stets bereite treue Diener eines Unrechts- und Unterdrückungsregimes. Die von mir zu Recht angeführten deutsch-deutschen Verdienste Schalcks können nicht darüber hinwegtäuschen, daß er als Rad und nicht als Rädchen im System Mitschuld am Unterdrückungsapparat trägt. Inwieweit er sich strafrechtlich relevante Handlungen konkret zuschulden hat kommen lassen, muß die Berliner Staatsanwaltschaft klären.
    Ich bitte Sie, das zur Kenntnis zu nehmen und Ihre auch heute, vielleicht weil Sie den Brief noch nicht kannten, mehrfach geäußerten Bemerkungen in der Richtung, was „authentisch" anbelangt und was von Herrn Strauß erklärt wurde, zu korrigieren.
    Ich sage nur noch einmal: Weder Max Streibl noch ich, noch die CSU haben irgendetwas zu verbergen oder zu befürchten. Wir brauchen auch keine Aufforderung zur Aufklärung, weil wir das Notwendige zum richtigen Zeitpunkt gesagt haben.
    Ich muß auch noch im Interesse der OFD Kiel etwas richtigstellen, was gestern von Frau Köppe gesagt wurde. Eigentlich ist das von Stil und Auftreten her einer Antwort nicht würdig. Dennoch möchte ich es nicht im Raum stehen lassen.
    Es ist absolut falsch, zu behaupten, die zuständige OFD Kiel sei immer noch nicht von dem Verdacht unterrichtet worden, die U-Boot-Geschäfte mit Südafrika wären möglicherweise über KoKo gelaufen. Die OFD hat sich bereits am 13. August 1991 in einer Presseinformation zur behaupteten Verwicklung in die U-Boot-Affäre des Devisenbeschaffers Schalck-
    Golodkowski geäußert, und sie hat das Notwendige dazu gesagt.
    Meine Damen und Herren, ich hielt es für wichtig, diese Dinge in dieser Debatte hier am Schluß noch einmal geklärt zu haben, weil ich es nicht zulasse, daß hier in dieser Form und in diesem Stil mit diesen Verdächtigungen weiter gearbeitet wird. Korrigieren Sie Ihren Stil, Herr Vogel, und sorgen Sie dafür, daß in der SPD wieder ein anständiger Umgang mit der Wahrheit, mit Fakten, mit Lebenden und mit Toten einkehrt!

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU und der FDP — Widerspruch und Gegenrufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zu dieser ersten Lesung noch ein paar abschließende Bernerkungen machen. Die SPD hat die Erfolge der Bundesregierung bei der Verwirklichung der Wiedervereinigung in den letzten 18 Monaten nicht verkraftet.

    (Zurufe von der SPD)

    Wir haben eindeutig recht bekommen, was das Tempo der Wiedervereinigung anbelangt. Und wir sind in allen Bereichen der Wiedervereinigungsaufgabe — in der Sozialpolitik, in der Wirtschaftspolitik, in der Währungspolitik und beim Verwaltungsaufbau — gut vorangekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es ist auch falsch, wenn Sie behaupten, daß die angeblichen Einsparerfolge überwiegend aus Abgaben- und Gebührenerhöhungen stammten. Tatsache ist: Zwei Drittel der Haushaltsentlastung von bisher 60 Milliarden DM sind Ausgabeneinsparungen und Umschichtungen, und ein Drittel sind Einnahmeverbesserungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen.
    Sie behaupten, weltweit gingen die Zinsen zurück, bei uns aber stiegen sie. Tatsache ist: Die Kapitalmarktzinsen im Januar 1991 betrugen 9,1 %, Anfang September 1991 betragen sie 8,5 %.
    Ich darf Ihnen, Herr Kollege Vogel, damit Sie auch den Zusammenhang zwischen Leitzinsen und Realzinsen mitbekommen, folgenden Brief der KfW vorlesen, der mir gestern zugegangen ist.

    (Zuruf von der SPD: Jetzt reicht's!)

    — Wenn es Ihnen reicht, können Sie ja gehen. Aber ich sehe, daß meine Freunde gern noch eine Fortsetzung der Debatte wünschen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich zitiere aus dem Schreiben der KfW vom 2. September. Dort heißt es:
    Auf Grund der Entwicklung am Kapitalmarkt sehen wir uns heute in der Lage, die Konditionen in unserem Eigenmittelprogramm zu verbessern. Wir werden mit Wirkung vom 3. September 1991 den Nominalzinssatz für unser KfW-Mittelstandsprogramm von 8,5 % auf 8,25 % für den Endkreditnehmer senken.
    Sehen Sie, das ist die Wirklichkeit. In dieser Möglichkeit reflektiert sich das Vertrauen der Märkte in die Stetigkeit und in die Zielsetzung unserer Finanzpolitik, neben dem Glauben an die Geld- und Währungs-



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    politik der Bundesbank. Das ist das Entscheidende, und das wirkt sich positiv aus.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Übrigens: Der Anteil der Finanzhilfen und Steuervergünstigungen am Bruttosozialprodukt betrug 1980 1,7 %. Im Jahre 1990 betrug er 1,2 %.
    Was die Bundesbankgewinne anlangt, so haben wir die Regelung eingeführt, daß dies nur bis zu einem Betrag in Höhe von 7 Milliarden DM in die Nettokreditaufnahme geht, während der darüber hinausgehende Betrag zur Tilgung von Altschulden verwandt wird. Das ist eine sehr stabilitätsgerechte Lösung, die darauf verzichtet, kurzfristige schnelle Erfolge bei der Nettokreditaufnahme zu erzielen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Es bleiben 80 Milliarden, die Sie kassiert haben!)

    Was die privaten Ersparnisse anlangt, so wurden sie 1982 zu 51 % durch öffentliche Hände in Anspruch genommen. Tatsache ist: In diesem Jahr wird die Kreditaufnahme durch die öffentlichen Haushalte ca. 150 Milliarden DM — vielleicht etwas weniger — betragen. Die Ersparnisse der privaten Haushalte und der Unternehmen liegen bei gut 300 Milliarden DM. Es erfolgt also trotz der Herausforderungen durch die deutsche Einheit prozentual keine wesentlich höhere Inanspruchnahme der Ersparnisse als 1982.
    Zu dem Schuldenvorwurf und der Verzinsung der Schulden — darauf ist gestern der Herr Bundeskanzler schon eingegangen — ist folgendes zu sagen. In den letzten acht Jahren der SPD-Regierungszeit hat sich der Schuldenstand verfünffacht. In unserer Zeit hat er sich verdoppelt — aber angesichts einer riesigen Herausforderung, der wohl schwierigsten in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts.
    Sie behaupten, Sie wollten mehr sparen. In Wirklichkeit müssen Sie, Frau Kollegin Matthäus-Maier, einmal addieren, was bei Ihnen noch an Haushaltsbelastungen hinzukäme. Sie sind gegen Kürzungen bei der Kohlehilfe. Die Umstellung des Familienlastenausgleichs auf das Kindergeld macht Mehrkosten in Höhe von 3 bis 4 Milliarden DM aus.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Nein!)

    Sie üben Kritik am „skandalösen Sparkurs" in der Forschungspolitik. Sie fordern dort aber eine Anhebung auf mindestens 10 Milliarden DM. Sie fordern die Beteiligung der Länder und Gemeinden am Mineralölsteueraufkommen. Natürlich wären auch unsere Länder und Kommunen gern dabei; das räume ich gern ein.
    Aber all das wirkt sich natürlich zu Lasten der Finanzen des Bundes aus. Wenn Sie das alles addieren, sehen Sie, daß das doch nicht mit einem stringenten und konsequenten Konsolidierungskurs zusammenpaßt.
    Wir wollen im Nachtrag 1991 die Minderausgaben von 5,6 Milliarden DM einsetzen, die Sonderzuführung an die Bundesanstalt für Arbeit in Höhe von 5 Milliarden DM sowie 0,6 Milliarden DM Abschlußzahlungen im Rahmen der Strukturhilfe. Darauf ist heute schon eingegangen worden.
    Wie sehen denn die jüngsten Arbeitsmarktdaten aus? Wir haben im Westen einen Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr um 8 %. Nie zuvor gab es im westlichen Teil der Bundesrepublik Deutschland über 29 Millionen Beschäftigte.
    Sie haben mir vorgerechnet, wieviel Schulden wir aufnehmen müssen, während ich rede. Ich kann nur sagen: Das, was jedesmal an Kapital abfließen würde, wenn man Sie in der internationalen Welt hörte, könnten wir immer nur mit viel Mühe und Glaubwürdigkeit seitens der Koalition wiedergutmachen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das war dürftig!)

    Ich habe vorgestern den Kollegen Apel zur Steuerpolitik zitiert. Sie, Herr Kollege Vogel, haben dann den Zwischenruf gemacht: „1977! Und was ist aus ihm geworden?" Ich finde, das ist einfach ein merkwürdiger Umgang mit einem Kollegen, der es gewagt hat, sich mit Ihrer Steuerpolitik und mit der Art auseinanderzusetzen,

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Ach du lieber Gott!)

    in der Sie diesen Kollegen, mit dem wir viel gestritten haben, behandelt haben.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sagen Sie nichts über Umgang! — Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Über Umgang müssen Sie reden!)

    Darüber sollten Sie einmal reflektieren, bevor Sie den Zuruf machen: „Und was ist aus ihm geworden?"

    (Zuruf des Abg. Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD])

    Was ist das für eine Tonart „Was ist aus ihm geworden?"? Hans Apel ist jedenfalls ein ehrenwerter Mann, und er nimmt heute drüben in den neuen Bundesländern eine interessante Aufgabe wahr. Ich respektiere seine unabhängige Meinung, die er sich von Ihnen nie hat abkaufen oder abnehmen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Beim Verdrehen ist er Klasse!)

    Das steuerpolitische Konzept, das wir vorlegen, enthält allein etwa ein Viertel der Gesamtentlastung für den Mittelstand. Das erfolgt durch eine Staffelung im Eingangsbereich der Gewerbeertragsteuer, durch eine Vervierfachung des Freibetrags, durch die Übernahme der Steuerbilanzwerte bei der Vermögensteuer und der Erbschaftsteuer. Der Kollege Rose hat darauf schon hingewiesen.
    Wir halten uns auch hier erneut an das, was wir bereits seit 1982 gegenüber Ländern und Kommunen einhalten. Früher war es so, daß Länder und Kommunen überproportional belastet wurden, während wir seit 1982 darauf sehen, daß Länder und Kommunen gerecht behandelt werden, wodurch sich deren Finanzlage besser entwickelt hat als die Finanzlage des Bundes. Wir brauchen uns also weder länder- noch kommunalunfreundliches Verhalten vorhalten zu lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Meine Damen und Herren, Ministerpräsident Engholm hat gestern an Immanuel Kant und an das Jubiläum der Universität in dessen Heimatstadt Königsberg erinnert. Nach Immanuel Kant gibt es Situationen, in denen die Notwendigkeit zu entscheiden weiter reicht als die Möglichkeit zu erkennen. — Die Chance, Freiheit und Einheit herbeizuführen, war wie ein kategorischer Imperativ. Wir haben diese Chance genutzt. Unsere Entscheidung war richtig.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Renate Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Hans-Jochen Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Die Ausführungen des Herrn Bundesfinanzministers machen es notwendig, daß ich gemäß § 30 der Geschäftsordnung sofort und auf der Stelle erwidere.
    Herr Kollege Waigel, es ist die Frage Ihres Geschmacks und es ist Ihre Sache, ob Sie die Herren Lappas und Strauß in einem Atemzug nennen wollen. Sie haben das getan. Ich habe das nicht zu kommentieren.
    Ich wehre mich entschieden dagegen, daß Sie meine damalige Haltung hier entstellt wiedergeben.
    — Ich habe mich gegen den Akt der Verhaftung auf einem Gewerkschaftskongreß zu Beginn dieses Gewerkschaftskongresses gewandt und habe die Frage der Verhältnismäßigkeit aufgeworfen. Dazu stehe ich und ich sehe keinerlei Anlaß, Kritik daran entgegenzunehmen.
    Jetzt zu dem Komplex, dem Sie Ihre Ausführungen weit überwiegend gewidmet haben. Sie haben behauptet, die SPD erzähle. Nehmen Sie zur Kenntnis, Herr Bundesfinanzminister: Nicht wir haben etwas erzählt, sondern Herr Schalck hat viele Seiten mit Berichten zu Papier gebracht, und veröffentlicht haben nicht wir, sondern hat eine Illustrierte, die nun weiß Gott nicht zu Ihren politischen Gegnern, sondern in der Vergangenheit eher zu Ihren politischen Freunden gezählt hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Was Herrn Schalck angeht, so war mir interessant
    — Herr Waigel, wenn in dem Brief etwas anderes steht, dann sagen Sie es mir fairerweise! —, daß sich Herr Strauß jun. offenbar einschränkend hinsichtlich der Authentizität geäußert hat, obwohl auch das noch der genaueren Prüfung bedarf, weil dieser Satz in der Geschwindigkeit nicht voll aufzunehmen war. Nach dem Brief, den Sie verlesen haben, hat Herr Strauß jedenfalls folgendes nicht dementiert oder eingeschränkt:
    Er hat nicht seine Aussage dementiert, daß Herr Schalck-Golodkowski, der Urheber all dieser Mitteilungen, Opfer der linken Mafia in der Bundesrepublik sei. Hat er das dementiert? Er hat nicht dementiert, daß er, Strauß jun., den Mut des Herrn Schalck bewundere. Hat er das dementiert?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was soll das jetzt?)

    — Ich bitte Sie um alles in der Welt: Wenn Herr Strauß jun. Herrn Schalck so charakterisiert, dann können Sie von uns doch nicht verlangen, daß wir gegenüber den von Herrn Schalck herrührenden Berichten Augen und Ohren verschließen und sie nicht zur Kenntnis nehmen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Völlig unlogisch!)

    Herr Strauß hat folgende Feststellung nicht dementiert:
    Gleichzeitig distanzierte sich Max Strauß von der Kampagne führender CSU-Politiker, die den Schalck-Notizen keinen Wahrheitsgehalt zumessen und von Stasi-Lügen sprechen. Diese Taktik sei
    — Sie haben nicht behauptet, daß das dementiert worden ist —,
    gelinde gesagt, äußerst kompliziert. Sie
    — damit meint er die CSU-Führung —
    können nicht sagen, der lichtvolle Strauß hat den lichtvollen Milliardenkredit unter lichtvollen Umständen mit dem größten Verbrecher, Schieber, Dreckschwein aller Zeiten gemacht. Das geht nicht.
    Das haben Sie hier nicht dementiert. Das steht nicht in dem Brief.

    (Friedrich Bohl [CDU/CSU]: Ja und? Entschuldigen Sie sich doch einmal für Herrn Bülow! Was ist das für ein Niveau!)

    Wenn all diese Behauptungen von einer seriösen Illustrierten veröffentlicht werden, wenn Herr Strauß jun. über den Urheber dieser Berichte diese Äußerungen abgibt, dann dürfen Sie sich doch nicht wundern, daß diese Mitteilungen die Menschen beschäftigen, sie beunruhigen und daß diese Mitteilungen die Menschen empören.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wir wundern uns bloß, daß die Verleumdungen weitergetragen werden!)

    Es ist die Pflicht der Opposition — es wäre im Grunde die Pflicht des gesamten Parlaments — , Vorgänge, die unser ganzes Volk und die bayerischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in besonderem Maße beschäftigen, aufzuklären und zu ihnen Stellung zu nehmen.

    (Beifall bei der SPD — Friedrich Bohl [CDU/ CSU]: Das geschieht doch im Untersuchungsausschuß! — Zuruf von der CDU/ CSU: Aber nicht vorher! Vorverurteilungen!)

    Wir, meine Damen und Herren, haben einen Untersuchungsausschuß beantragt. Sie, Herr Kollege Bohl, haben zunächst erklärt, der Untersuchungsausschuß sei überflüssig,

    (Friedrich Bohl [CDU/CSU]: Genau!)

    er werde nichts erbringen. Sie waren an der Aufklärung zunächst überhaupt nicht interessiert.

    (Friedrich Bohl [CDU/CSU]: Das ist Unsinn! Sie bauen da einen Popanz auf!)




    Dr. Hans-Jochen Vogel
    Es ist unsere Pflicht, zu diesen unser Volk bewegenden Dingen Stellung zu nehmen. Glauben Sie denn, daß es möglich ist, daß sich die Medien intensiv damit beschäftigen und wir hier über diesen Sachverhalt schweigen und zur Tagesordnung übergehen?

    (Beifall bei der SPD)

    Das Ihnen das angenehm wäre, will ich wohl glauben. Aber wir würden unsere Pflicht verletzen.

    (Friedrich Bohl [CDU/CSU]: Sagen Sie das Herrn Wischnewski!)

    Sie haben behauptet — auch der Bundeskanzler hat das getan — , meine gestrigen Ausführungen seien ein Rachefeldzug. Dies ist völlig abwegig. Ich habe gegenüber Herrn Strauß keinerlei Rachegefühle.

    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Mit wem hat denn eigentlich Helmut Schmidt gesprochen?)

    Ich habe dazu auf Grund meiner politischen Tätigkeit und der Zeiten der Zusammenarbeit mit ihm überhaupt keinen Grund. Aber ich habe das gesagt, was ich als Jurist veranworten kann.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich bitte Sie um alles in der Welt: Lesen Sie meine Ausführungen nach. Ich habe gesagt — jetzt wiederhole ich es —, daß sich auf Grund all dieser Veröffentlichungen der Verdacht verstärkt, daß in dem Dreieck März, Schalck und Strauß kommerzielle und politische Interessen zusammengeflossen sind.

    (Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Wann pfeifen Sie Bülow zurück?)

    Es hat sich der Verdacht verstärkt, daß internes Regierungswissen in erheblichem Umfang von der Informationsquelle abgeschöpft und zu den Machthabern in der DDR transportiert worden ist.