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ID1203808100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/38 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 38. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 Inhalt: Bestimmung der Abg. Anke Fuchs als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Ingrid Matthäus-Maier 3121A Bestimmung der Abg. Gudrun Weyel als stellvertretendes Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle der zum ordentlichen Mitglied bestimmten Abg. Anke Fuchs . . 3121A Wahl des Abg. Harald B. Schäfer (Offenburg) als ordentliches Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Ingrid Matthäus-Maier . . . 3121 B Wahl des Abg. Gunter Huonker als stellvertretendes Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle des zum ordentlichen Mitglied gewählten Abg. Harald B. Schäfer (Offenburg) 3121 B Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksache 12/1000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1991 bis 1995 (Drucksache 12/1001) Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 3121C, 3145C Wolfgang Roth SPD 3125 B Michael Glos CDU/CSU 3128C Ingrid Matthäus-Maier SPD . . 3129D, 3212C, 3217B, 3226A Werner Zywietz FDP 3132 D Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 3134 C Bernd Henn PDS/Linke Liste 3136B Klaus Wedemeier, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen 3138B Michael Glos CDU/CSU 3138C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 3141C, 3219 D Bernd Neumann (Bremen) CDU/CSU . . 3142C Manfred Richter (Bremerhaven) FDP . . 3144 C Matthias Wissmann CDU/CSU 3146A Wolfgang Roth SPD 3148C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 3148D Rudolf Dreßler SPD 3152A, 3159A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 3158D Dieter-Julius Cronenberg (Arnsberg) FDP 3159B Christina Schenk Bündnis 90/GRÜNE . . 3159D, 3200 B Dr. Alexander Warrikoff CDU/CSU . . . 3161 B Petra Bläss PDS/Linke Liste . . . 3163D, 3196A Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . . 3166C Ottmar Schreiner SPD 3168A, 3172B Volker Kauder CDU/CSU 3172 A Ina Albowitz FDP 3172 D Gerda Hasselfeldt, Bundesministerin BMG 3176B Horst Jungmann (Wittmoldt) SPD . . 3177 C Klaus Kirschner SPD 3180A Dr. Dieter Thomae FDP 3183 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 3184 D Ottmar Schreiner SPD 3185B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 3186D Hanna Wolf SPD 3189B Dr. Edith Niehuis SPD 3190A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 Ingrid Becker-Inglau SPD 3190 C Susanne Jaffke CDU/CSU 3194 B Dr. Gisela Babel FDP 3198B Maria Michalk CDU/CSU 3202 A Margot von Renesse SPD 3204 D Irmgard Karwatzki CDU/CSU 3207 D Konrad Weiß (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 3209 B Norbert Eimer (Fürth) FDP 3211A Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 3212 B Irmgard Karwatzki CDU/CSU 3212D Ingrid Becker-Inglau SPD 3213D Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 3215D Dr. Peter Struck SPD 3218 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 3220 A Dr. Klaus Rose CDU/CSU 3220 D Carl-Ludwig Thiele FDP 3224 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . . . 3227 B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 3229 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 3232 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 3233 D Dr. Hans-Jochen Vogel SPD (Erklärung nach § 30 GO) 3238 A Friedrich Bohl CDU/CSU 3239 B Friedrich Bohl CDU/CSU (zur Geschäftsordnung) 3239D Vizepräsident Dieter-Julius Cronenberg 3176B Nächste Sitzung 3240 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3241* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 3121 38. Sitzung Bonn, den 5. September 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode - 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 3241* Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 05. 09. 91 Berger, Johann Anton SPD 05. 09. 91 Blunck, Lieselott SPD 05. 09. 91 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 05. 09. 91 * Eppelmann, Rainer CDU/CSU 05. 09. 91 Erler, Gernot SPD 05. 09. 91 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 05. 09. 91* Francke (Hamburg), CDU/CSU 05. 09. 91 Klaus Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 05. 09. 91 Koltzsch, Rolf SPD 05. 09. 91 Dr.-Ing. Laermann, FDP 05. 09. 91 Karl-Hans Dr. Lammert, Norbert CDU/CSU 05. 09. 91 Marten, Günter CDU/CSU 05. 09. 91 * Dr. Mertens (Bottrop), SPD 05. 09. 91 Franz-Josef Dr. Müller, Günther CDU/CSU 05. 09. 91 * Niggemeier, Horst SPD 05. 09. 91 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch, Johannes CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 05. 09. 91* Reddemann, Gerhard CDU/CSU 05. 09. 91 * Rempe, Walter SPD 05. 09. 91 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 05. 09. 91 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 05. 09. 91 Ingrid Schäfer (Mainz), Helmut FDP 05. 09. 91 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 05. 09. 91* Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 05. 09. 91* Dr. Sperling, Dietrich SPD 05. 09. 91 Terborg, Margitta SPD 05. 09. 91* Verheugen, Günter SPD 05. 09. 91 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 05. 09. 91 Gert Wieczorek-Zeul, SPD 05.09.91 Heidemarie Zierer, Benno CDU/CSU 05. 09. 91 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ina Albowitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich hoffe, das ist jetzt nicht von meiner Redezeit abgegangen, Herr Präsident. — Okay.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Daß wir Haushälter in dem Unternehmen Bundeshaushalt die Abteilung „Wunschvorstellungen und Blütenträume" geschlossen haben, ist zwar bekannt, aber offensichtlich hat es sich noch nicht überall herumgesprochen. Deshalb sage ich es noch einmal laut und deutlich: Diese Abteilung ist kw gestellt, und zwar, wie ein Blick in die mittelfristige Finanzplanung zeigt, für ziemlich lange Zeit.

    (Zustimmung bei der FDP) Darauf komme ich noch einmal zurück.

    Ein überproportionales Wachstum wird auch in diesem Jahr nach Abschluß aller Haushaltsberatungen mit Sicherheit wieder der Haushalt des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung vorweisen. Im Regierungsentwurf ist eine Steigerung von 5,3 vorgesehen, während der Gesamthaushalt um 3 wachsen soll. Das Volumen des Etatentwurfs liegt bei 92,8 Milliarden DM; das entspricht einem Anteil von 22 % am Gesamthaushalt.
    Doch in diesem Einzelplan sind nur zwei Drittel aller Sozialausgaben des Gesamthaushalts enthalten. Noch hinzu kommen so große Ausgabenblöcke wie das Kindergeld mit 23,2 Milliarden DM oder das Erziehungsgeld mit 8,2 Milliarden DM, die im Einzelplan des Bundesministers für Familie und Senioren etatisiert sind.
    Die Gesamtaufwendungen des Bundes für die soziale Sicherung belaufen sich für 1992 auf rund 145 Milliarden DM. Das ist mehr als ein Drittel des Gesamthaushalts, wahrlich eine stolze Summe. Weitere Milliarden-Erhöhungen stehen im Raum, über deren Umsetzung wir bei der jetzt anstehenden Beratung ausführlich reden müssen.
    Angesichts der sich überschlagenden Ereignisse bei der Bewältigung der durch die deutsche Einheit entstandenen sozialpolitischen Aufgaben ist aber fast in Vergessenheit geraten, daß auch ein Gesetz in großem Umfang Auswirkungen auf den Haushalt hat, welches 1989 beschlossen wurde. Vor zwei Jahren verabschiedete der Bundestag mit großem Konsens das Renten-Reformgesetz, um den Veränderungen im Altersaufbau der Bevölkerung Rechnung zu tragen. Die damals beschlossene Dynamisierung der Rente wird nun vollendet, indem auch der Bundeszuschuß für die Anrechnung der Kindererziehungszeiten und Leistungen für Mütter der Geburtsjahrgänge vor 1921 in den dynamischen Bundeszuschuß einbezogen werden. Diese Dynamisierung erfolgt zudem ab 1992 nach einem neuen System, welches gewährleisten soll, daß Bundeszuschuß, Beitragssatz und Rentenanhebung selbstregulierend miteinander verbunden sind.
    Durch das im Juni dieses Jahres verabschiedete Renten-Überleitungsgesetz wird ab dem 1. Januar 1992 das Rentenrecht in ganz Deutschland vereinheitlicht. Der Haushalt 1992 wird dadurch zusätzlich mit 1,9 Milliarden DM belastet, um die der Bundeszuschuß an die Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten in den neuen Ländern steigt.
    Meine Damen und Herren, die vor wenigen Tagen bekanntgewordene Aufstockung der Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Jahre 1992 auf 5 Milliarden DM sieht die FDP nicht mit Begeisterung.

    (Beifall bei der FDP)

    Wie der Defizitausgleich erfolgen soll, ist ein besonderes Kapitel für sich und wirft nach unserer Auffassung auch haushaltsrechtliche Fragen auf, die noch zu klären sind. Der Kollege Uelhoff ist vorhin dankenswerterweise schon auf diesen Punkt eingegangen.
    Die Tatsache, daß die Zahl der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in den neuen Bundesländern bis Ende dieses Jahres 400 000 statt der ursprünglich erwarteten 280 000 betragen wird, ist nach anderslautenden Sommerlochverkündigungen eine Überraschung ganz besonderer Art. Welche finanziellen Konsequenzen der Bundesarbeitsminister daraus zieht, konnten wir Parlamentarier zu Beginn dieser Woche in epischer Breite aus der Zeitung erfahren. Herr Arbeitsminister, die Öffentlichkeitsarbeit Ihres Hauses ist übrigens eine neue Variante in dem Spiel zwischen Parlament, Haushalts- und Fachausschuß



    Ina Albowitz
    und eröffnet für uns Haushälter völlig neue Perspektiven als Streichkonzert. Das können wir uns nämlich alles sparen, wenn wir gleich die „Zeit" und die FAZ lesen.

    (Bundesminister Dr. Norbert Blüm: Sie können beides machen!)

    Daß in der besonderen Situation der Einigung mit den vielfältigen wirtschaftlichen Anpassungsprozessen das Instrument der Arbeitsbeschaffung notwendig war und auch noch ist, bestreiten wir nicht. Wir müssen uns jedoch darüber im klaren sein, daß AB-Maßnahmen kein Allheilmittel sind und daß mit diesem Instrument sehr sorgsam umgegangen werden muß.

    (Beifall bei der FDP)

    Daß die Zahl der ABM-Stellen für 1991 um 120 000 höher sein wird, ist ja auch nicht uneingeschränkt positiv zu bewerten. In einer Phase, in der die vielfältigen Investitionshilfen im Rahmen der Initiative „Aufschwung Ost" zu wirken beginnen, wo viele Betriebe endlich Licht am Ende des Tunnels sehen, kann eine unbedacht eingesetzte AB-Maßnahme schlimme Folgen haben. Es häufen sich die Klagen seitens des Handwerks, daß Kommunen und andere öffentliche Arbeitgeber Aufträge kostengünstig über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen abwickeln und Handwerksbetriebe, die das eigentliche Rückgrat des wirtschaftlichen Aufschwungs in den neuen Ländern sein müssen, dann leer ausgehen.

    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Unglaublich!)

    Im schlimmsten Fall kann sogar der Konkurs die Folge sein, da ein gerade gegründeter mittelständischer Betrieb nicht mit dem durch AB hochsubventionierten öffentlichen Anbieter konkurrieren kann. Das kann und darf doch nicht die Zielsetzung von AB-Maßnahmen sein, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der FDP)

    Diese Fehlentwicklungen werden wir auch nicht mit der Kürzung der Zuschüsse für Lohn- und Sachkosten beheben.
    Herr Bundesarbeitsminister, der Kollege Schreiner hat eben eine Broschüre aus Ihrem Hause angesprochen, die ich gestern abend — ich habe es mir extra draufgeschrieben, weil ich es schon atemberaubend fand: 4. September 1991, 17 Uhr — erhalten habe. Es kann nicht wahr sein, daß Hochglanzbroschüren mit der Anleitung zu Vereinsgründungen aus Ihrem Hause kommen, Ende August Datumsschluß ist und die von der Bundesanstalt für Arbeit inzwischen geänderten Erlasse immer noch verkünden. Sie müssen mir als gelernter Werbekauffrau nicht erklären, wie man mit so etwas umgeht. Ich hätte gesagt: Eigentor, Einstampfen am 31. August.

    (Beifall bei der FDP — Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr gut!)

    Ich sage noch einmal, meine Damen und Herren, daß wir Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen nicht in Frage stellen, die in den Bereichen angesiedelt sind, in denen die Arbeit ansonsten nicht ausgeführt werden kann, und somit auch kein Unternehmen verdrängt wird. Ich betone das so deutlich, um gleich dem großen Wehgeschrei vorzubeugen, das sich in der Regel bei solchen Diskussionen mit dem Vorwurf der angeblichen sozialen Kälte entzündet. Doch es muß den Menschen, denen Arbeitslosigkeit droht, auch gesagt werden, daß es auf Dauer eine schlimmere soziale Härte sein kann, wenn Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen den Aufbau einer flexiblen Wirtschaft verzögern oder sogar verhindern.

    (Beifall bei der FDP)

    Deshalb müssen wir ständig darauf achten, daß sich die ABM-Programme nicht zu Selbst- und Dauerläufern entwickeln.

    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU])

    Die von der Koalition eingesetzte Kommission wird hier neue Überlegungen erarbeiten müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    Meine Damen und Herren, wir Haushälter müssen in Zukunft dem Haushaltsplan der Bundesanstalt für Arbeit mehr Beachtung schenken. Wie hier mit Milliardenschätzungen jongliert wird, ist schon atemberaubend.

    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das kann man wohl sagen!)

    Daß das Arbeitsvermittlungsmonopol der Bundesanstalt in der jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß ist, weiß auch jeder

    (Klaus Kirschner [SPD]: Was?)

    — wir können ja unterschiedliche Meinungen haben
    — und beweist sich gerade jetzt in der schwierigen Situation auf Teilen des Arbeitsmarktes. Ein weiter Bereich der Tätigkeit der Bundesanstalt könnte nach unserer Auffassung besser und effizienter durch private Arbeitsvermittler erfolgen. Die Lockerung des Monopols muß endlich in Angriff genommen werden, auch im Hinblick auf den europäischen Binnenmarkt.

    (Beifall bei der FDP)

    Er kann und darf nach Auffassung der Liberalen nicht unantastbar bleiben.

    (Ottmar Schreiner [SPD]: Schöne Liberale!)

    — Das wird Ihnen 1993 schon alles beigebracht, Herr Kollege.

    (Beifall bei der FDP)

    Nicht näher eingehen will ich an dieser Stelle auf die Auseinandersetzung um die Pflegeversicherung. Ich möchte jetzt nur betonen, daß die Haushälter darauf achten werden, daß in Sachen Pflege keine parallelen Strukturen bei der Einrichtung von Zusatzreferaten in den Häusern und der Organisation von Modellprojekten in den Ministerien für Arbeit und Sozialordnung und für Gesundheit aufgebaut werden. Ein zweigleisiges Fahren auf Grund des Ehrgeizes zweier Ministerien, hier die Nase vorne zu haben, können wir uns finanziell nicht leisten und macht auch in der Sache keinen Sinn.

    (Beifall bei der FDP — Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr gut!)




    Ina Albowitz
    Wie in vielen anderen Bereichen steigen auch die Ausgaben der Krankenkassen für die Krankenhauspflegesätze.

    (Klaus Kirschner [SPD]: Sagen Sie doch eine Lösung!)

    Unerläßlich ist daher eine baldige Reform der Krankenhausfinanzierung. Die vorgeschlagenen bzw. die im Raum stehenden Neuerungen, etwa die verbindliche Festschreibung von Sonderentgelten für bestimmte Krankenhausleistungen und die Einführung unterschiedlicher Pflegesätze für verschiedene Krankenhausabteilungen, reichen dafür nach unserer Auffassung nicht aus.
    Dringend notwendig ist statt dessen eine Reform, die von sich aus den Krankenhäusern mehr Anreiz zu höherer Wirtschaftlichkeit gibt.

    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

    Kernpunkt der Reform muß ein Entgeltsystem sein, das neben einer Basispauschale einen differenzierten Zuschlag enthält, der sich jeweils nach der pflegerischen Leistung und der Art der medizinischen Versorgung richtet.
    Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist nach unserer Auffassung, daß das Selbstkostendeckungsprinzip aufgehoben wird. Warum soll ein Krankenhaus keine Gewinne erwirtschaften können? Damit werden private Investitionen möglich, durch die die finanzielle Belastung der Allgemeinheit verringert wird.

    (Beifall bei der FDP)

    Zum Haushalt des Bundesgesundheitsministeriums gab es Anfang 1991 heftige Diskussionen um die Finanzierung von Modellprojekten bei der Aids-Bekämpfung. Dabei war zu Beginn der Modellprogramme die Geschäftsgrundlage klar — und sie ist es auch heute noch — , daß nach der Anschubfinanzierung durch den Bund die Kosten der Programme von den Ländern übernommen werden. Doch wie in vielen anderen Bereichen möchten die Länder dieser Verpflichtung dann aus dem Weg gehen. Dies werden wir nicht zulassen.

    (Beifall bei der FDP)

    Der Bund hat die Modellfinanzierung im Aids-Bereich für 1991 noch einmal zu einem großen Teil übernommen. 1992 wird diese Finanzierung hauptsächlich auf Anschubprojekte für Modelle in den neuen Bundesländern beschränkt bleiben. Aber auch da gilt dann, daß sie nach Ablauf der Übergangszeit diese Finanzierung übernehmen müssen.
    Im Gesamthaushalt fällt auf, daß keinerlei Weichen im Hinblick auf eine wichtige Entscheidung gestellt wurden, die der Deutsche Bundestag in kurzer Zeit zu treffen hat. Damit meine ich die Diskussion über den § 218. Unabhängig von dem Gesetz, das die Abgeordneten verabschieden werden, steht fest, daß flankierende Maßnahmen, die schwangeren Frauen die Entscheidung für das Kind erleichtern sollen, unabdingbar sind.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Richtig!)

    Das steht in allen bisher eingebrachten Gesetzentwürfen und wird, nehme ich an, auch in dem der CDU/CSU-Fraktion nicht fehlen.
    Die Fraktionen und die Gruppen bekennen sich auch durchweg dazu, daß diese Maßnahmen Geld kosten werden, da es sich bei der Schaffung eines kinderfreundlichen Klimas um eine Aufgabe mit höchster Priorität handelt. Doch der Bundeshaushalt 1992 stellt in dieser Beziehung noch keine eindeutigen Weichen. Zwar werden das Erstkindergeld auf 70 DM pro Monat und der Kinderfreibetrag erhöht; auch wird ab dem 1. Januar 1993 die Zahlung des Erziehungsgelds auf 24 Monate verlängert.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Das ist schon jetzt Makulatur!)

    Doch bis auf einen Hilfsfonds für schwangere Frauen in Not im Einzelplan des Bundesministeriums für Familie und Senioren fehlen nach meiner Auffassung eindeutige Zeichensetzungen.

    (Beifall bei der FDP — Rudolf Dreßler [SPD]: Da kann man nur mitklatschen!)

    Was diesen Hilfsfonds, Frau Ministerin, in Höhe von 40 Millionen betrifft, bin ich durchaus der Auffassung, daß wir darüber noch einmal reden müssen. Ich finde es sehr merkwürdig, daß durch diesen Fonds die Förderung der Wohnungssanierung durch Mieter, selbstnutzende Wohnungseigentümer und Mitglieder von Wohnungsbaugenossenschaften sowie die Kosten für Wohnraumbeschaffung beim Ministerium für Familie und Senioren unter diesem Titel und nicht beim Bundesbauministerium eingestellt worden sind. Ich denke, darüber sollten wir reden.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    Daß die Defizite im Bereich der Familien- und Frauenpolitik noch so groß sind, ist angesichts der vollzogenen Trennung der Ministerien um so unverständlicher.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Sehr richtig!)

    Es reicht nicht aus, lediglich mit der Schaffung eines Frauen-Ressorts ein politisches Zeichen setzen zu wollen.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Richtig!)

    Dazu gehört, daß dem entsprechende Maßnahmen folgen, nämlich Maßnahmen, die die Defizite in unserer Gesellschaft bei einer aktiven Frauen- und Familienpolitik ausgleichen.

    (Beifall bei der FDP — Rudolf Dreßler [SPD]: Richtig! — Dr. Konstanze Wegner [SPD]: Deshalb haben Sie den Haushalt auch um ein Drittel gekürzt?)

    Eine der Hauptaufgaben des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft ist es, Voraussetzungen zu schaffen, daß die Jugendlichen in den neuen Bundesländern einen Ausbildungsplatz erhalten. Das dafür notwendige Ausbildungsförderungsprogramm wird mit 75 Millionen DM im laufenden Jahr und mit weiteren 175 Millionen DM im Jahre 1992 finanziert werden. Daraus sollen Betriebe mit bis zu 20 Beschäftigten Zuschüsse in Höhe von 5 000 DM pro neuem Ausbildungsplatz erhalten.
    Das ist, meine Kolleginnen und Kollegen, mit Sicherheit ein wirksamer Beitrag zum Auf- und Ausbau einer gesunden mittelständischen Wirtschaftsstruktur und des dualen Ausbildungssystems in den neuen



    Ina Albowitz
    Bundesländern und aktive Hilfe für die Jugend im Beitrittsgebiet.
    Am Schluß meiner Rede möchte ich ein paar allgemeine Anmerkungen zu den Haushaltsberatungen 1992 machen. Noch mehr als in allen anderen Jahren muß das Prinzip der Sparsamkeit das Handeln bestimmen. Eine Konsolidierungspolitik mit niedrigen Ausgabenzuwächsen, durch die der Staat wieder einen ausreichenden finanziellen Spielraum zurückgewinnt und die negativen Auswirkungen auf den Wirtschaftskreislauf begrenzt werden, ist unerläßlich. Das gilt um so mehr, als in dem Haushalt 1992 zahlreiche Haushaltsrisiken enthalten sind, die dann unvermeidbare Ausgaben zur Folge haben.
    Diesen Sparappell sollten sich jedoch nicht nur die Abgeordneten im Haushaltsausschuß zu Herzen nehmen. Wenn ich daran denke, wie viele Ausgabenwünsche aus Ministerien, Verbänden und sonstigen Bereichen an mich herangetragen werden, habe ich das Gefühl, daß dort die Besonderheit der derzeitigen Situation noch nicht bewußt geworden ist oder diese einfach nach dem Sankt-Florians-Prinzip hartnäckig ignoriert wird.

    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)

    Ich hoffe, inzwischen ist jedem klar, daß dies wirklich der falsche Heilige der Finanz- und Haushaltspolitik ist. Daß der Personalhaushalt der öffentlichen Hand besonders restriktiv gefahren werden muß, wird der Haushaltsausschuß nach seinem Beschluß 1991 bei den Beratungen für das kommende Jahr noch einmal bekräftigen.
    Ich sagte schon zu Beginn meiner Rede: Die Abteilung „Wunschvorstellungen und Blütenträume" ist „kw" gestellt.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Bevor ich der Gesundheitsministerin Frau Hasselfeldt das Wort gebe, erteile ich dem Abgeordneten Dr. Briefs einen Ordnungsruf für den Vorwurf: „Sie stehen in der Tradition eines Massenmörders wie Globke."

(Zurufe von der CDU/CSU: Pfui!) Frau Ministerin, Sie haben das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerda Hasselfeldt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gesundheit ist kostbar. Wie sehr, merken wir häufig erst, wenn wir krank sind. Dabei ist Krankheit längst nicht mehr nur ein schicksalhaftes Ereignis. Gesundes Leben, gesunde Ernährung, gesunde Arbeit, eine gesunde Umwelt und damit die Gesundheit schlechthin sind heute mehr denn je beeinflußbar, und auch im Falle der Krankheit steht heute dem Menschen weit mehr Hilfe zur Verfügung als früher.
    Daß die damit verbundenen Aufgaben nicht immer leicht sind, liegt auf der Hand. Aber sie sind mit unserem erfolgreichen Gesundheitssystem zu lösen. Dieses zu erhalten, zu sichern und weiter auszubauen, dafür steht die Bundesregierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP — Rudolf Dreßler [SPD]: Sehr dürftig!)

    Gesundheit ist auch in finanzieller Hinsicht kostbar. Im kommenden Jahr werden die Deutschen über 410 Milliarden DM für ihre Gesundheit ausgeben. Angesichts dieser Größenordnung, die 13 % unseres Bruttosozialprodukts beträgt und die fast soviel wie der gesamte Bundeshaushalt ausmacht, darf man sich nicht durch leichtlebige Sommerlochthemen ablenken lassen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    z. B. Drogenfreigabe, sogenannte „Kiloprämien" oder die Diskussion über Karenztage. All dies, was uns in den letzten Wochen in den Medien beschäftigt hat, ist alles andere als eine solide gesundheitspolitische Basis, alles andere als solide gesundheitspolitische Instrumente.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der SPD — Rudolf Dreßler [SPD]: Ausgezeichnet, gnädige Frau!)

    Die Höhe dieser Gesamtausgaben, von denen ich sprach, zeigt aber auch, daß der Gesundheitsetat kein Subventionsetat ist.
    Unser Gesundheitssystem baut auf dem Fundament der selbstverwalteten, der beitragsfinanzierten Krankenkassen auf. Ein größerer Bundesanteil an dem Gesamtetat würde das Gewicht der Selbstverwaltung zwangsläufig zurückdrängen und staatlichen Gesundheitsdiensten den Weg ebnen. Das wird es mit dieser Bundesregierung nicht geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Rudolf Dreßler [SPD]: Wer will das denn? Können Sie irgendeinen Zeugen dafür benennen? — Weitere Zurufe von der SPD)

    Der vorliegende Etatentwurf des Gesundheitsministeriums berücksichtigt nicht alle Investitionshilfen des Bundes, die in den Gesundheitsbereich der neuen Länder fließen werden. Wie gut diese angenommen werden, zeigt das Beispiel des Eigenkapitalhilfeprogramms. Hier beleben die Ärzte der neuen Länder etwa 35 % des Bewilligungsvolumens. Dies macht deutlich, daß dieses Programm auch und gerade im Gesundheitswesen sehr gut, zum Wohle der Menschen angenommen wurde.
    Auch die übrigen Finanzierungshilfen für die Länder und Gemeinden zum Neuaufbau des Gesundheitswesens in den neuen Ländern sind erfolgreich. Das Zwischenergebnis kann sich sehen lassen: Das Versorgungsnetz der Krankenversicherung funktioniert. Es haben sich mittlerweile fast 12 000 Ärzte und 7 000 Zahnärzte in freier Praxis niedergelassen. Etwa 75 % aller bisher staatlichen Apotheken sind privatisiert. Allen steht das gesamte Arzneimittelsortiment der gesamten Bundesrepublik zur Verfügung — eine wesentliche Verbesserung für die Menschen in den neuen Ländern. Und nicht zuletzt: Die Förderung der Krankenhausbetten ist sichergestellt. Die Krankenhausplanungen kommen voran und verbessern die



    Bundesministerin Gerda Hasselfeldt
    Voraussetzungen für neue Krankenhausinvestitionen.
    Dies zeigt, daß hier enorme Aufbauleistungen der Menschen in den neuen Ländern, der Verantwortlichen der Selbstverwaltungen erbracht wurden. Dafür sollten wir, die wir politisch die Verantwortung tragen, alle miteinander diesen Menschen Dank sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die gesundheitliche Versorgung in den neuen Ländern ist also gesichert. Dabei besteht kein Zweifel, daß noch vieles verbessert wird. Die Bundesregierung wird ihren Teil dazu beitragen.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Welchen konkret von seiten der Bundesregierung? Hier wird nicht der Gemeindehaushalt von Wuppertal beraten, sondern der Bundeshaushalt! Wollen wir doch einmal über den Bundeshaushalt reden! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Aber es sind auch die Länder und Gemeinden gefordert.

    (Erneute Zurufe von der SPD)

    — Ich komme darauf zu sprechen. Wenn Sie zuhören, werden Sie das heraushören. — Gerade die Länder sind z. B. bei den Tarifvereinbarungen im Gesundheitswesen gefordert. Dabei mache ich kein Hehl daraus, daß die starre Haltung der schleswig-holsteinischen Finanzministerin mich außerordentlich verärgert.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Klaus Kirschner [SPD]: Was hat die Bundesregierung denn für eine Meinung? — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Meine Damen und Herren, wir reden über die Situation der Menschen in den neuen Ländern,

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Natürlich! — Eckart Kuhlwein [SPD]: Eben deshalb! — Weitere Zurufe von der SPD)

    und da sind wir alle miteinander in der Verantwortung. — Wenn die Vorsitzende der Tarifgemeinschaft deutscher Länder bei der Anrechnung der Beschäftigungszeiten für die Krankenschwestern und Krankenpfleger vor dem für nächste Woche vereinbarten Tarifgespräch keinerlei Bewegung in der Sache zeigt, dann mag sie das den Betroffenen selbst erklären.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Rudolf Dreßler [SPD]: Unfug! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Ich jedenfalls stehe zu der auch von mir unterschriebenen „Berliner Erklärung", die sich für eine uneingeschränkte Anerkennung der Dienstjahre für die Krankenschwestern und die Krankenpfleger ausspricht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich habe nicht das geringste Verständnis für die politische Diskriminierung des Pflegepersonals. Wer diesem, so wie Frau Simonis es Anfang dieser Woche getan hat, vorwirft, es sei längst — ich zitiere — „nicht so weiß gestärkt und fleckenlos, wie es glauben machen wolle", wer also allen Mitarbeitern des ehemaligen DDR-Gesundheitswesens Stasi-Verflechtung und SED-Hörigkeit unterstellt, der zeigt keinerlei Bereitschaft zu fairen Tarifverhandlungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)