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    Plenarprotokoll 12/38 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 38. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 Inhalt: Bestimmung der Abg. Anke Fuchs als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Ingrid Matthäus-Maier 3121A Bestimmung der Abg. Gudrun Weyel als stellvertretendes Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle der zum ordentlichen Mitglied bestimmten Abg. Anke Fuchs . . 3121A Wahl des Abg. Harald B. Schäfer (Offenburg) als ordentliches Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Ingrid Matthäus-Maier . . . 3121 B Wahl des Abg. Gunter Huonker als stellvertretendes Mitglied in den Vermittlungsausschuß an Stelle des zum ordentlichen Mitglied gewählten Abg. Harald B. Schäfer (Offenburg) 3121 B Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der a) ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1992 (Haushaltsgesetz 1992) (Drucksache 12/1000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1991 bis 1995 (Drucksache 12/1001) Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 3121C, 3145C Wolfgang Roth SPD 3125 B Michael Glos CDU/CSU 3128C Ingrid Matthäus-Maier SPD . . 3129D, 3212C, 3217B, 3226A Werner Zywietz FDP 3132 D Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 3134 C Bernd Henn PDS/Linke Liste 3136B Klaus Wedemeier, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen 3138B Michael Glos CDU/CSU 3138C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 3141C, 3219 D Bernd Neumann (Bremen) CDU/CSU . . 3142C Manfred Richter (Bremerhaven) FDP . . 3144 C Matthias Wissmann CDU/CSU 3146A Wolfgang Roth SPD 3148C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 3148D Rudolf Dreßler SPD 3152A, 3159A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 3158D Dieter-Julius Cronenberg (Arnsberg) FDP 3159B Christina Schenk Bündnis 90/GRÜNE . . 3159D, 3200 B Dr. Alexander Warrikoff CDU/CSU . . . 3161 B Petra Bläss PDS/Linke Liste . . . 3163D, 3196A Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . . 3166C Ottmar Schreiner SPD 3168A, 3172B Volker Kauder CDU/CSU 3172 A Ina Albowitz FDP 3172 D Gerda Hasselfeldt, Bundesministerin BMG 3176B Horst Jungmann (Wittmoldt) SPD . . 3177 C Klaus Kirschner SPD 3180A Dr. Dieter Thomae FDP 3183 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 3184 D Ottmar Schreiner SPD 3185B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 3186D Hanna Wolf SPD 3189B Dr. Edith Niehuis SPD 3190A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 Ingrid Becker-Inglau SPD 3190 C Susanne Jaffke CDU/CSU 3194 B Dr. Gisela Babel FDP 3198B Maria Michalk CDU/CSU 3202 A Margot von Renesse SPD 3204 D Irmgard Karwatzki CDU/CSU 3207 D Konrad Weiß (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 3209 B Norbert Eimer (Fürth) FDP 3211A Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 3212 B Irmgard Karwatzki CDU/CSU 3212D Ingrid Becker-Inglau SPD 3213D Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 3215D Dr. Peter Struck SPD 3218 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 3220 A Dr. Klaus Rose CDU/CSU 3220 D Carl-Ludwig Thiele FDP 3224 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . . . 3227 B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 3229 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 3232 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 3233 D Dr. Hans-Jochen Vogel SPD (Erklärung nach § 30 GO) 3238 A Friedrich Bohl CDU/CSU 3239 B Friedrich Bohl CDU/CSU (zur Geschäftsordnung) 3239D Vizepräsident Dieter-Julius Cronenberg 3176B Nächste Sitzung 3240 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3241* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 3121 38. Sitzung Bonn, den 5. September 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode - 38. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. September 1991 3241* Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bargfrede, Heinz-Günter CDU/CSU 05. 09. 91 Berger, Johann Anton SPD 05. 09. 91 Blunck, Lieselott SPD 05. 09. 91 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 05. 09. 91 * Eppelmann, Rainer CDU/CSU 05. 09. 91 Erler, Gernot SPD 05. 09. 91 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 05. 09. 91* Francke (Hamburg), CDU/CSU 05. 09. 91 Klaus Gröbl, Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 05. 09. 91 Koltzsch, Rolf SPD 05. 09. 91 Dr.-Ing. Laermann, FDP 05. 09. 91 Karl-Hans Dr. Lammert, Norbert CDU/CSU 05. 09. 91 Marten, Günter CDU/CSU 05. 09. 91 * Dr. Mertens (Bottrop), SPD 05. 09. 91 Franz-Josef Dr. Müller, Günther CDU/CSU 05. 09. 91 * Niggemeier, Horst SPD 05. 09. 91 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch, Johannes CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 05. 09. 91* Reddemann, Gerhard CDU/CSU 05. 09. 91 * Rempe, Walter SPD 05. 09. 91 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 05. 09. 91 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 05. 09. 91 Ingrid Schäfer (Mainz), Helmut FDP 05. 09. 91 Scharrenbroich, Heribert CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 05. 09. 91* Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Dr. Soell, Hartmut SPD 05. 09. 91* Dr. Sperling, Dietrich SPD 05. 09. 91 Terborg, Margitta SPD 05. 09. 91* Verheugen, Günter SPD 05. 09. 91 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 05. 09. 91 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 05. 09. 91 Gert Wieczorek-Zeul, SPD 05.09.91 Heidemarie Zierer, Benno CDU/CSU 05. 09. 91 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Michael Glos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Nein, wir haben hier keine Fragestunde.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Sehr richtig!)

    Ich möchte meine Ausführungen gerne zu Ende bringen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, ich sage Ihnen: Wenn Sie mit Ihrer Politik des Neidschürens

    (Lachen bei der SPD)

    und mit Ihrer Politik der Verweigerung so weitermachen, indem Sie Komplexe schüren und sagen, wir würden umverteilen von unten nach oben,

    (Zuruf von der SPD: Das stimmt ja nun!)

    dann werden wir nicht einmal die „Holzklasse " im gesamten Deutschland erreichen, vor der Herr Engholm warnte. Er hat ja davon gesprochen, wir hätten eine „Plüschklasse" (West) und eine „Holzklasse"

    (Ost). Ich mag diese Klassenvergleiche sowieso nicht. Ich kann nur sagen: Wenn die Sozialdemokraten regieren würden, dann gäbe es eine Holzklasse in ganz Deutschland, und nach kurzer Zeit würde die Holzklasse vom Krückstock abgelöst werden, an dem unsere Wirtschaft gehen würde.


    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Ich kann das an Hand von Beispielen belegen. Hier sitzt der Herr Senatspräsident von Bremen, Herr Wedemeier. In Bremen regiert seit langer Zeit die SPD. Meines Wissens ist die dortige Pro-Kopf-Verschuldung mit 21 000 DM doppelt so hoch wie im übrigen Bundesgebiet.

    (Bernd Neumann [Bremen] [CDU/CSU]: 23 000 DM!)

    — Inzwischen sind es 23 000 DM; Schulden vermehren sich sehr schnell. — Die Arbeitslosenquote ist mit 10,5 % ebenfalls doppelt so hoch wie in den westlichen Bundesländern.

    (Matthias Wissmann [CDU/CSU]: Holzklasse!)

    — Ganz genau, das ist die Holzklasse, die uns allen droht, wenn Sozialisten überall regieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Politik der Union ist es dagegen, durch eine vorausschauende Gestaltung der steuerlichen Rahmenbedingungen rentable Investitionen möglich zu machen, Arbeitsplätze zu schaffen und ein angemessenes Wirtschaftswachstum zu garantieren, damit die „Plüschklasse", um bei dem Bild von Herrn Engholm zu bleiben, in Ost und West erreicht werden kann.
    Zugegeben — hier muß ich mich insbesondere an meine Landsleute in den neuen Bundesländern wenden — , bis dies alles geschafft sein wird, ist sicher ein weiter Weg zurückzulegen. Es gehört viel Geduld dazu, diese Wegstrecke zurückzulegen. Wir müssen die Mitbürger im Osten bitten, die Ärmel auf zukrempeln. Die allermeisten tun es. Dafür mein herzlicher Dank. Ich möchte an dieser Stelle auch all denen meinen Respekt aussprechen, die aus dem Westen in die neuen Bundesländer gegangen sind und dort mithelfen, sei es als Investoren, sei es als Verwaltungsleute und seien es selbst unsere Kollegen aus der Politik, die ihre Stühle vertauscht haben.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Ich glaube, daß sie einen guten und wichtigen Dienst für das Zusammenwachsen unseres Vaterlandes leisten. Ich bedanke mich auch bei den Kaufleuten, Handwerkern, Fabrikanten und Industriellen, die sich, aus dem Westen kommend, bemühen, in den neuen Bundesländern zu investieren, und die sich nicht entmutigen lassen, weil es dort noch ein ganzes Stück schwieriger ist, was die Verwaltungsabläufe betrifft.
    Im Bundeshaushalt 1992, über den wir hier debattieren, stehen für die neuen Länder über 100 Milliarden DM bereit. Das ist mehr als ein Viertel der Gesamtausgaben des Bundes. Das Gemeinschaftswerk „Aufschwung Ost" ist dabei, ein voller Erfolg zu wer-



    Michael Glos
    den. Zwei Drittel der für dieses Jahr vorgesehenen 12 Milliarden DM sind bereits in Aufträge umgesetzt worden. Die Wirtschaftsexperten und -institute bestätigen uns, daß sich die Anzeichen für den Beginn der wirtschaftlichen Regeneration in den neuen Bundesländern mehr und mehr zeigen. Jeder, der Augen im Kopf hat, der hinüberfährt, kann das mit eigenen Augen sehen. Ein CDU-Kollege hat mir gestern gesagt, das Land verändert sich stündlich. Das ist auch mein Eindruck aus den Besuchen in den neuen Bundesländern. Es verändert sich zum Besseren, meine sehr verehrten Damen und Herren.
    Eine positive Entwicklung verzeichnet in allererster Linie das ostdeutsche Baugewerbe. Doch auch in der Industrie ist nach Befragungen trotz des jetzt noch zu erwartenden Produktionsrückgangs vorsichtiger Optimismus zu erwarten.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wo haben Sie das denn gelesen?)

    Für das Handwerk ist im zweiten Halbjahr mit einer deutlichen Steigerung der Wertschöpfung zu rechnen. Ähnliches gilt für die Dienstleistungsunternehmen. Wir müssen allerdings aufpassen, daß wir bei den AB-Maßnahmen nicht zuviel des Guten tun. Die Grenzen sind dort erreicht, wo Aufträge für das heimische Handwerk gefährdet werden. Hier kann ich nur an die Kommunalpolitiker appellieren, eine entsprechende Sensibilität an den Tag zu legen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Der Ausbau eines dynamischen Mittelstandes kommt gut voran. Seit Anfang 1990 sind 440 000 Gewerbebetriebe neu gegründet worden. Auch das Tempo der Privatisierung von Unternehmen hat erheblich zugenommen. Die Treuhandanstalt hat bisher 3 000 Unternehmen verkauft. Damit wird die Basis für unternehmerisches Denken in den neuen Ländern mehr und mehr verbreitert. Ich bin der Meinung, je schneller privatisiert wird, desto billiger wird die Angelegenheit für den deutschen Steuerzahler.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Roth, es macht keinen Sinn, Produkte herzustellen, die hinterher vom Markt nicht gebraucht werden. Wir machen diesen Fehler schon — irgendwann werden wir ihn korrigieren müssen — bei unserer Landwirtschaftspolitik. Wir produzieren Güter, z. B. auf dem Getreidesektor, die nicht gebraucht werden, lagern sie für viel Geld ein und suchen Käufer auf dem Weltmarkt. So etwas kann auch zur Nahrungsmittelvorsorge dienen. Es ist auch dazu da, um in Notzeiten zu helfen. Wenn ich allerdings Industrieprodukte herstelle, für die es keinen Markt gibt, bleibt nur die Müllbeseitigung. Und die ist teuer und schwierig. Das dürfen wir allein der Umwelt zuliebe nicht tun, meine sehr verehrten Damen und Herren.
    Die deutsche Sozialdemokratie tut sich mit übertriebenen, sorgenvollen Kommentaren für die Zukunft der ostdeutschen Wirtschaft, den Kurs der Finanzpolitik und die Entwicklung der D-Mark an den Devisenmärkten hervor. Herr Roth hat das eben wieder getan. Man gefällt sich darin, warnend den Zeigefinger zu heben, von der Politik die notwendigen Kurskorrekturen anzumahnen, und zeigt ansonsten keine konstruktiven Lösungsansätze auf. Jedem Kritiker muß klar sein, welch fatale Wirkung das Einstimmen in den Chor kollektiver Befürchtungen haben kann, wie wir es von den Sozialdemokraten gewohnt sind. Gäbe es eine Weltmeisterschaft im Schüren von Pessimismus, wäre die SPD endlich wieder in der Lage, Weltspitze zu werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Das 17. Mal! Gucken Sie sich an, was Sie für ein Pessimist sind!)

    Woher nehmen Sie eigentlich den Mut, sich in Bonn
    — so wie es der Herr Roth wieder getan hat und Sie gestern — zum finanzpolitischen Saubermann bzw. zur finanzpolitischen Sauberfrau, wie man heute so schön sagt, aufzuschwingen

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Im Vergleich zu Ihnen allemal!)

    und den Konkursrichter zu beschwören? Gestern hat der Herr Bundeskanzler vorgerechnet, daß alles, was wir an Schulden haben,

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Hat kein Mensch verstanden!)

    allein auf den von Ihnen übernommenen Schulden plus den Zinsen und Zinseszinsen beruht, die seitdem zu leisten waren. Das ist eine objektive Tatsache. Das können Sie nachrechnen, Herr Vogel.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nehmen wir doch einmal die von Ihnen regierten Bundesländer. Sind denn das Musterbeispiele? Im Gegenteil.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Die haben wir doch alle von Ihnen übernommen! Das ist doch lauter Erblast von Ihnen!)

    — Das Beispiel Bremen habe ich schon gebracht. Da ist nichts übernommen worden.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland! Alle übernommen! Alles Ihre Hinterlassenschaften!)

    — Sie verwechseln Bremen mit dem Saarland. Das sollten Sie nicht tun, auch wenn Sie sich so viel über den Herrn Lafontaine geärgert haben. Immer sauber auseinanderhalten, Herr Vogel.
    Der Herr Senatspräsident Wedemeier, der Gelegenheit hat, zu erwidern, hält es offensichtlich mit seinem Parteivorsitzenden Engholm, der sich unlängst gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" beim Bund für scharfes Sparen ausgesprochen hat
    — auch wenn es weh tut, hat er gesagt — , allerdings unter Hinweis darauf, daß in seinem Land, in Schleswig-Holstein, nichts mehr läuft.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Auch eine Erblast! Stoltenberg war über 11 Jahre Ministerpräsident!)




    Michael Glos
    Jeder möchte beim Engerschnallen am Gürtel des anderen fummeln und den eigenen Gürtel dabei verschonen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist eine typisch sozialdemokratische Haltung: tiefschürfende wirtschaftspolitische Diagnosen einerseits, aber Anmahnen der schmerzhaften Therapien beim politischen Gegner andererseits.
    Geduld und Verständnis in den alten und neuen Bundesländern bleibt das Gebot der Stunde. Nicht jedes soziale oder wirtschaftliche Problem kann in demselben Umfang und Tempo angepackt werden, wie es bisher der Fall war. Beim Einsatz knapper öffentlicher Mittel muß gelten, daß sie in hohem Maß zunächst dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden. Das ist vermutlich im Osten unseres Vaterlandes. Da müssen wir auch einmal überprüfen, ob wir nicht in vielen Bereichen etwas langsamer voranschreiten müssen als in der Vergangenheit.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Zum Beispiel?) — Ja, ich bringe Ihnen gerne ein Beispiel.

    Die Bürgermeister meines Wahlkreises beklagen sich, daß sie sehr hohe Auflagen und weiteren Druck bekommen, was die Abwasserreinigung anbelangt. Hier wird angemahnt, daß Kläranlagen, die funktionieren, noch besser funktionieren sollen. Ich verstehe das Ganze technisch nicht; aber dazu gehört ein wahnsinnig hoher Investitionsaufwand, um an der Grenze noch mehr zu erreichen. Da wir eine gesamtdeutsche Umwelt haben, wäre es, glaube ich, richtig, wenn wir bei uns einmal eine Weile diese Forderungen aussetzten und die knappen Mittel dorthin schichteten, wo sie dringender gebraucht werden, wo überhaupt noch keine Kläranlagen, Luftreinigungsanlagen und ähnliche Dinge existieren,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    ganz abgesehen davon, daß die Kapazitäten in der Industrie für diese Dinge nicht gleichzeitig zweimal beansprucht werden können.
    Darüber muß nachgedacht werden. Das gilt insbesondere auch für die Strukturhilfemittel, die im Bundeshaushalt ab 1992 zu Recht in die neuen Länder umgelenkt werden sollen. Ich halte diese Maßnahme für richtig.
    Neue Prioritäten bedingen nun einmal, daß Nachrangiges zurückgestellt wird. Jede Mark, die dem Bundesfinanzminister für noch so gut gemeinte Wohltaten im Westen abgerungen wird, fehlt zwangsläufig im Osten unseres Landes. Deswegen kommen wir auch am weiteren Subventionsabbau nicht vorbei. Ich bin allerdings gespannt, wie der Herr Möllemann die neue Linie seiner Partei bei der Werfthilfe erklärt. Subventionsabbau ist wichtig. Das ist ein ganz ernstes Kapitel. Manchmal etwas mehr Durchsetzung, etwas weniger Theaterdonner, glaube ich, wäre diesem ernsten Kapitel angemessen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das, was wirklich gespart worden ist, ist dem Bundesfinanzminister zu verdanken, bei dem ich mich ausdrücklich dafür bedanke, daß er mit ruhiger Hand diesen seriösen finanzpolitischen Kurs durchhält. Der Finanzminister fürs Sparen, der Wirtschaftsminister etwas mehr für den Theaterdonner. Aber auch daran haben wir uns gewöhnt, und Trommeln gehört ganz bestimmt zum Handwerk.

    (Wolfgang Roth [SPD]: Wir sind doch unter 10 Milliarden!)

    — Ich habe schon das gelbe Licht. Sie rufen und fragen soviel dazwischen, und das Ganze geht auf Kosten meiner Redezeit. Sie werden es sicher bedauern, daß ich jetzt bald enden muß.
    Ich darf abschließend — das ist eine vernichtende Absage an das, was Herr Roth industriepolitisch gefordert hat — aus dem Sondergutachten des Sachverständigenrates zitieren. Er sagt, es wäre verfehlt, die Reform einer vorher zentral geleiteten Wirtschaft durch eine Struktur- und Industriepolitik zu betreiben. An anderer Stelle sagt der Sachverständigenrat: „Die kritische Wirtschaftslage in den neuen Bundesländern erfordert nicht die Abkehr von einer auf Marktkräfte setzenden Wirtschaftspolitik, sondern deren konsequente Anwendung." Genau das haben wir mit unserer Politik getan. Das wollen wir mit dem Bundeshaushalt 1992 fortsetzen. Wir werden uns auf diesem Weg nicht irremachen lassen.
    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Werner Zywietz.

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    Rede von Werner Zywietz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe für meinen Beitrag zum Bundeshaushalt 1992 nicht soviel Zeit, aber dennoch möchte ich versuchen, mich nicht hetzen zu lassen; denn schließlich sind wir bei einer ernsthaften Arbeit und nicht irgendwo auf der Flucht.

    (Heiterkeit und Zurufe von der SPD)

    — Haushaltspolitik war und ist immer ernsthafte Arbeit; das ist keine Sache für Rhetorik oder Polemik, sondern das ist Knochenarbeit. Das weiß doch jeder, der hier im Saal sitzt. Und hier sitzt ja immer nur der vernünftige Teil aller Fraktionen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Natürlich ist Haushaltspolitik eine schwierige Arbeit. Dazu möchte ich ein paar Anmerkungen machen. Ich habe nur so wenig Zeit, weil ich gehört habe, daß es aus Gründen, die ich mir nur ganz schwer erklären kann, eine sogenannte Bremer Runde gibt. Vermutlich soll da das Beispiel dargestellt werden, wie man einen Landeshaushalt mit ganz wenig Staatsverschuldung führen kann. Ich habe jetzt zwei Tage lang gehört, was die Koalition und was mit Hilfe oder Mitarbeit der FDP in dieser Koalition verkehrt gemacht wird, nämlich die Staatsverschuldung. Ich war immer gespannt, den theoretischen Gedankenansatz zu hören, wie man diese Staatsverschuldung abbremsen, abbauen kann, wie man sie einfach unnötig machen kann.

    (Ernst Waltemathe [SPD]: Ihr wißt es nicht!)




    Werner Zywietz
    Ich vermute, daß jetzt praktische Hinweise am Beispiel Bremen geliefert werden. Wir werden das hören.

    (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Wir sind sehr gespannt!)

    Ich möchte einmal die Ausgangslage in ganz wenigen Strichen für diese 92er Haushaltsdebatte kennzeichnen. Wenn ich nur den Teil der Staatsverschuldung — das ist ein unangenehmer, ein harter Teil einer Haushaltsdebatte — herausgreife, dann fällt mir ein, daß es dieses Problem seit 1972 ununterbrochen gibt. Ich möchte niemanden anklagen, sondern nur jeden vor Übermut warnen, der sagt: Ich weiß, wie es geht. Denn beteiligt waren alle daran — das ist eine ganz simple Feststellung — , der eine mit mehr, der andere mit weniger Erfolg. Es scheint sich also um eine schwierige Aufgabe zu handeln. Aber an die müssen wir herangehen.
    Zweitens befinden wir uns nicht in einem Staat, der schlecht strukturiert ist. Mein Eindruck ist, wir leben in einem wohlhabenden Staat mit zufriedenen Bürgern, mit einem Haushalt, der das Notwendige leistet, der in der Tat aus unserer Sicht aber noch ein zu hohes Defizit hat. Das ist das Problem. Aber wir sind kein Armutsstaat. Man muß nicht ein Zerrbild eines Staates, einer Gesellschaft zeichnen, die vor dem Ausverkauf, dem Bankrott oder totaler Fehlleitung steht. Das geht an der Sache total vorbei.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wenn wir an die Remedur gehen oder nur ein paar Facetten liefern wollen, was man wohl tun kann, dann stelle ich fest: Der Abbau der Staatsverschuldung muß sukzessive an der Ausgabenseite angesetzt werden. Das ist der entscheidende Punkt. Steuerpolitisch kann man durch die eine oder andere Steuererhöhung etwas Milderung schaffen. Angesichts der Gesamtstrukturen kann das aber nur über die Reduktion auf der Ausgabenseite gehen. Da hat das Bemühen um den Abbau von Subventionen seinen Platz.
    Wir nehmen für uns gern in Anspruch, daß der Wirtschaftsminister Möllemann das sehr deutlich und sehr drastisch zu seinem Thema und damit auch zum Thema der FDP gemacht hat und auch Erfolge vorweisen kann, die nötig sind.

    (Beifall bei der FDP)

    Er hat das in sportlich engagierter Weise getan. Ich möchte ihn fast ermutigen, noch einmal sozusagen gezielt auf den Haufen des Subventionsabbaus zu springen. Das kann gar nicht schaden; denn die Arbeit muß weitergehen. Das wissen wir.

    (Matthias Wissmann [CDU/CSU]: Bei den Werften!)

    — Die Werftenhilfe. Ich will da einmal aus dem Gedankenrahmen herausgehen und dieses Stichwort aufnehmen. Wenn wir uns darauf verständigen können, daß die Schnelligkeit und das Volumen des Abbaus bei der Werftenhilfe zum Muster für den Subventionsabbau in allen anderen Bereichen gemacht werden,

    (Matthias Wissmann [CDU/CSU]: Dann kommen wir nicht sehr weit!)

    dann sind wir sehr schnell ein gutes Stück weiter. Ich will die Werftenhilfe gar nicht in toto verteidigen. Aber die Werften sind — wie andere Bereiche auch — eine Branche, die ihre Probleme hat. Auch wenn sie nun aber gerade nicht bei Ihnen im Wahlkreis, sondern an der Küste, im Norden, nicht aber im bayerischen oder im baden-württembergischen Hügelland zu Hause ist und kein Problem der Alpenregion ist, kann man die Augen vor den Problemen noch lange nicht verschließen. Eine gewisse Berechtigung ist gegeben, über Zeit und Umfang kann man sprechen.
    Ich möchte jedoch alle diejenigen warnen, die immer sagen, Werftenhilfe dürfe nicht sein; der Kollege Manfred Richter wird dazu noch Ausführungen machen. Denen kann ich nur sagen: Schauen wir einmal auf andere Bemühungen in Sachen Subventionsabbau. Wenn ich so argumentiere, kann ich auch fragen: Warum geben wir einem Konzern wie Daimler oder anderen — um nur einmal willkürlich Adressen zu nennen — soviel Geld? Die können das auch selber bezahlen.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Da kommen wir auf ein Feld, auf dem wir uns alle noch gemeinsam anstrengen können.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Landwirtschaft! — Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Luftund Raumfahrt!)

    Wir wollen den Weg des Subventionsabbaus gehen. Nur, was sind denn die Stichworte für eine konsequentere Konsolidierung, die nötig ist? Wenig an der Steuerschraube drehen, denn das Fummeln an fremden Gürteln, aber auch das Drehen an Steuerschrauben sind alles nicht die richtigen Rezepturen. Auch der Staat muß sich darauf einstellen — und da helfen alle Theorien nichts —, daß er auf Dauer nicht mehr ausgeben kann, als er per Steuer einnimmt. Wir haben eine ausreichend hohe Staatsquote, die nicht weiter erhöht werden darf. Deswegen muß man sich zur Decke strecken und mit dem, was per Steuergesetzgebung und Steuerbelastung in die Staatshaushalte kommt, auf Sicht gesehen auskommen. Das wird die Grundregel für alle weiteren politischen Bemühungen sein.
    Wenn ich mir nun Äußerungen der Opposition vor Augen führe, stelle ich fest, daß sie reichlich widersprüchlich sind. Wir wollen das in einem Stufenplan machen. Das vorliegende Paket ist ein erster, vorzeigbarer Schritt. Wir wissen doch alle: Wenn man übergewichtig ist, soll man keine Gewaltkuren machen. Das ist ungesund, und man sieht anschließend schlecht aus. Hat man ein bißchen zuviel Staatsverschuldung, kann man die auch nicht in einem Hauruck-Kurs abbauen. Auch das ist ungesund, und man sieht nachher schlecht aus. Man muß schon einen Stufenplan machen. Dabei sind wir, und auf diesem Weg muß es weitergehen. Sie sind zum Mitmachen eingeladen. Das ist das ganze Erfolgsrezept.
    Wer sich die Verschuldung anschaut, stellt fest, daß — wenn auch nicht überall — doch einige besondere Faktoren ursächlich sind. Ich erinnere nur an Energiekrisen, ich erinnere an die deutsche Einheit, die wir begrüßen, die jedoch auch ihre Konsequenzen hat. Ich



    Werner Zywietz
    frage mich aber, warum Kommunalhaushalte, warum Länderhaushalte so verschuldet sind, die keine oder nur eine geringe Berührung mit diesen Sonderfaktoren hatten.

    (Ernst Waltemathe [SPD]: Das ist Blödsinn! Der Bund refinanziert sich über Steuererhöhungen, das ist der Punkt!)

    So wächst z. B. der Landesetat Schleswig-Holsteins um 5 %. Die haben 40 % Personalausgaben. Da muß man fragen, ob nicht auch hier ein Stopp vorgenommen, ein Stück Privatisierung stärker eingeführt werden muß, damit wir von Sockelbeträgen von 40 % Personalausgaben in Landesetats beispielsweise wegkommen. Der Bundeshaushalt ist da relativ gut vorzeigbar, auch wenn er Belastungen durch Sonderfaktoren verkraften muß. Aber Gemeinden und Länder haben sich in diesem Bereich viel zuwenig angestrengt. Und auch das sind, wie man so schön zu sagen pflegt, Hände des öffentlichen Finanzverhaltens.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir müssen also diesen Weg weitergehen: abspekken, weitere Subventionsüberprüfung. Aber auch die großen Haushaltsbrocken wird man auf den Prüfstand zu stellen haben. Man kann sich nicht nur auf Subventionen fixieren. Zwar mußte das soziale Netz wegen des Nachholbedarfs in den neuen Ländern verstärkt werden. Aber das kann keine Dauererscheinung sein. Die Beschäftigungspolitik ist so anzulegen, daß aus einer speziellen, sozial orientierten Hilfe — sofern man keine rentierlichen Arbeitsplätze hat — , aus einer Überlebenshilfe Hilfe zum Überwechseln in eine Beschäftigung wird.

    (Beifall bei der FDP)

    Aber am Ende müssen sich selbst tragende, sich selbst verdienende Arbeitsplätze stehen.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Diesen Brückenschlag müssen wir mit staatlicher Unterstützung und dem, was in diesen Haushalten noch vorgesehen ist, möglichst rasch schaffen. Dann werden wir Einnahmen verbessern, insbesondere in den neuen Bundesländern, und einiges im Sozialetat und in anderen Bereichen abbauen können. Das wird sich wohltuend auf den Abbau der Verschuldung auswirken. Das ist eine der großen Herausforderungen, vor denen wir stehen.
    Ich meine, wir haben gute Chancen, das zu schaffen: In den beiden vorigen Haushalten war der konsumtive Ausgabenanteil für die neuen Bundesländer noch höher als der investive Anteil. Mit diesem Haushalt bekommen wir erstmals die Kurve: Der investive Anteil wird größer als der konsumtive Ausgabenanteil. Das ist ein erstes Zeichen dafür, daß wir wirklich nachhaltig und solide zu einer besseren Strukturierung der Wirtschaft in den Ostländern kommen. Ich bin sicher: Wenn sich dieser Anteil noch weiter verbessert, sind wir auf gutem Wege.

    (Beifall bei der FDP)

    Heilmittel gibt es nicht. Aber ich sage: Nicht so sehr auf die Steuerseite schauen. Das lohnt auch nicht. Da wird uns die SPD mit ihrer sehr verquasten programmatischen Haltung und ihren widersprüchlichen Aussagen — Stichwort: Mehrheit im Bundesrat — viel zuviel Ärger machen. Das bringt nichts.
    Gehen wir vielmehr den eigenen Weg, der auch der richtige ist:

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Aha!)

    Sparen wir, privatisieren wir, bringen wir mehr Effizienz in den Staatsapparat. Dann werden wir auf dem Wege sein, daß wir im nächsten Jahr einen Haushalt beraten, der einen noch geringeren Schuldenanteil hat.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)